Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker
Kommissär Hans Bärlach
Was charakterisiert ihn?
Er findet Zeitungen nutzlos und hält das Lesen für Zeitverschwendung. Er ist clever und listig. Er ißt oft in seiner Stammkneipe, der "Schmiedstube", zu Mittag. Der leidenschaftliche Zigarrenraucher mag den Anblick von Leichen nicht und schaut sich deshalb auch nicht den toten Körper seines Kollegen und Freundes Schmied an, genau so wenig wie sein Totenprotokoll. Außerdem besitzt er eine ausgezeichnete Menschenkenntnis. Er trinkt gerne ein Schlückchen Wein, doch da ihm der neue "Twanner"[1] nicht bekommt, muß er sich häufig übergeben, wegen seiner schweren Krankheit. Er liest sehr gerne Bücher und liebt das Abenteuer (z.B. trägt er keine Waffe, besitzt keine Türklingel und schließt seine Haustüre nicht ab). Der gute Tierkenner verträgt das schnelle Fahren nicht, ist aber dafür nicht auf den Mund gefallen. Er liebt das Leben und gibt alles dafür.
Er zieht normalerweise keine voreiligen Schlüsse, hat aber dennoch von Anfang an den Verdacht, daß Tschanz der Mörder sein könnte.
Der ehemalige Vorgesetzte des ermordeten Schmied präsentiert sich als schon etwas älterer Mann, der überhaupt nicht in das gängige Detektivbild passen will.
Während er kurz vor der Pensionierung steht und dem Tod ins Auge schaut, spielt er ein sehr raffiniertes Spiel mit Menschen, als seien sie Schachfiguren.
Alles in allem genommen, führt Bärlachs Art sich zu geben, dazu, daß man ihn unterschätzen könnte. Eine Schlüsselszene um den Kommissar ist das Abschiednehmen von seinem Feind Gastmann: Nur ein Gedanke hatte ihn Jahre lang beherrscht, nämlich den zu vernichten, der tot vor ihm lag. Zu diesem Zeitpunkt verändert sich das Leben Bärlachs total: Sein einziges Lebensziel, nämlich Gastmann zu richten, war jetzt erreicht. Damit hat er seinen Job als "Richter" erfolgreich beendet und somit die Wette gewonnen.
Am Anfang stand er 10 Jahre lang im Dienste der Türkei (Konstantinopel, das heutige Istanbul). Später war er in der Weimarer Republik Chef der Kriminalpolizei von Frankfurt/Main. Doch aus der deutschen Karriere wurde nichts, weil er 1933 einen hohen Beamten der neuen deutschen Regierung - "also einen arrivierten Nazi"[2]- geohrfeigt hat. Deshalb mußte er zurück nach Bern, wo er seinen neuen Chef Dr. Lucius Lutz kennenlernt. Einen Deutschen hätte solch eine Tat wohl den Kopf gekostet. Diese Tat aber wurde 1945 als für einen Schweizer einzig Mögliche ausgelegt. Aus diesen Reisen ist ihm die Liebe zur internationalen Küche und der Verstand für Wein und gute Zigarren geblieben.
Sein Verhältnis zu den weiteren Hauptpersonen
Bärlach stellt Tschanz oft Fallen, in die Tschanz meist hinein tritt. Er hat sich gut über Tschanz informiert, er weiß sogar wo Tschanz 1947 im Urlaub war. Er benutzt die ganze Zeit über Tschanz als seinen "Henker", um sich an Gastmann zu rächen und um seine schon 40 Jahre alte Wette mit diesem zu gewinnen.
Er führt seit über 40 Jahren einen Privatkrieg mit Gastmann, den er in einer Bar in Konstantinopel kennengelernt hat. Nach der Wette mit Bärlach entwickelt sich Gastmann zu einem gewitzten Verbrecher. Bärlach sieht sich als Gastmanns "Richter".
Seine eigenwilligen Ermittlungsmethoden
Da Bärlach am Tatort zufällig auf die Revolverkugeln, mit denen Schmied erschossen worden war, stieß, brauchte er nur noch einen Beweis, daß die Kugel aus der Pistole des Tschanz stammte. Daher inszenierte Bärlach den Vorfall, bei dem Tschanz auf den Hund des Gastmann, der Bärlach angriff, schoß. Damit hatte Bärlach einen weiteren Beweis, daß Tschanz der Mörder war.
Dies ist auch ein Beweis für Bärlachs Listigkeit, Clevernis und seine eigenwilligen Ermittlungsmethoden im Sinne des Schimanski.
Bei Verhören nimmt er es immer sehr genau. Bei seinen Ermittlungen unternimmt er nicht immer das Nächstliegende, sondern denkt oft gleich einen Schritt weiter.
Seine Krankheit
Wegen seiner Krankheit, die sich in Form von Stechen im Magen bemerkbar macht, kann er kaum schlafen, kaum Treppen steigen und hat oft Magenschmerzen. Wenn er sich schnellstmöglich operieren läßt, hat er noch ein weiteres Jahr zu leben. Mit seinem Hausarzt Dr. Samuel Hungertobel, der seine Krankheit entdeckt hatte, ging er zusammen auf das Gymnasium. Er möchte seine Krankheit so lange wie möglich geheimhalten.
Bärlach ist wegen der Wette schon lange hinter seinem Rivalen (in diesem Fall hat er den Namen Gastmann angenommen) her. Bärlach stößt nicht zufällig wegen des Mordes auf diesen, sondern weiß schon lange über diesen Bescheid und ist auch schon lange hinter diesem her. Auch setzt er Schmied auf diesen an, obwohl er dies gegenüber seinem Chef Dr. Lucius Lutz bestreitet.
Ursprünglich wollte Bärlach Schmied als Henker verwenden, da Tschanz diesen aber getötet hatte, mußte er sich einen neuen Henker suchen, Tschanz.
Der Mord an Schmied unterbrach nur den Plan des Bärlach, den Gastmann zu töten und machte ihn auch etwas komplizierter (Seite 33 und Seite 44).
Bärlach wußte relativ früh, daß Tschanz der Mörder sein mußte. Ihm wurde klar, daß Tschanz wegen seines Neides auf den Kommissär so gelobten Schmied Tschanz der Mörder war.
Bärlach merkte dies vor allem daran, daß sich Tschanz genauso verhielt wie Schmied. Zum Beispiel ist er jetzt mit der Verlobten des Schmied zusammen, kauft sich den Wagen des Schmied und fährt auch genau wie Schmied ganz langsam Auto wenn Bärlach auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat (Seite 26).
Das Referat stammt von Timo Mornhinweg und Johannes Dannecker und wurde mit der Note 1,75 bewertet.
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