Die Dreigroschenoper von Bertold Brecht ist ein Theaterstück bestehend aus einem Vorspiel und drei Akten. Die Musik ist von Kurt Weill. Das Stück wurde am 21. August 1928 im 'Theater am Schiffbauerdamm' in Berlin uraufgeführt. Der Grundgedanke des Stücks besteht darin, daß der eine (Peachum) den anderen (Macheath), an den Galgen bringen will.
Ein Bänkelsänger singt auf der Straße im London des vorigen Jahrhunderts die Ballade vom mörderischen Gangsterboß Mackie Messer. Dieser Mackie, ein von der Polizei gesuchter Schwerverbrecher, verführt und entführt die Tochter des mächtigen Bettlerkönigs der Hauptstadt Jerome Peachum.
In einem geknackten Lagerhaus improvisieren die Männer der Gang eine Hochzeitsfete für ihren Chef und schleppen auch einen alkoholisierten Priester an, der die Trauung vollzieht und begrüßen bei dieser heimlichen Feier sogar Mackies Kumpel aus alten Tagen in der britischen Kolonialarmee, den Londonern Polizeichef Tiger-Brown.
Peachum gelingt es nicht, seine Tochter, die er lieber gutbürgerlich verheiraten will, wieder aus dieser Verbindung herauszureißen, und deshalb wendet er sich an den Polizeichef der Stadt London: Brown soll seine schützende Hand nicht länger über Mackie Messer halten.Als Tiger-Brown versucht, seinen alten Kriegsfreund zu schützen, droht Peachum damit, seine Bettlerhorden so zu mobilisieren, daß sie die anstehenden Krönungsfeierlichkeiten dermaßen stören, daß es den verantwortlichen Polizeichef selber den Kopf kosten kann. Tiger-Brown schützt seinen alten Freund nicht mehr und läßt ihn dort verhaften, wo Mackie sich auch als frischgebackener Ehemann jeden Donnerstag aufhält: im Puff bei der Hure Jenny.
Im Knast verführt Mackie seine heimliche Geliebte Lucy, die Tochter des Gefängnisdirektors, ihm die Flucht aus dem Gefängnis zu ermöglichen.
Aber daraus wird nichts, denn seine frischgeheiratete Polly erwischt das Pärchen im Gefängnis und duelliert sich in einem giftigen Haßduett mit ihrer Rivalin.
Da Tiger-Brown die Hinrichtung nicht mehr verhindern will, um seinen eigenen Kopf zu retten, steht der berühmt-berüchtigte Mackie Messer zum Schluß doch unterm Galgen, mit der Schlinge um den Hals.
Aber weil Brecht einen ironisch-provokanten Schluß haben wollte, ließ er im richtigen letzten Moment den 'Reitenden Boten des Königs' erscheinen, der in einem schön verlogenen Happy-End den Gangster befreit und in den Adelsstand erhebt.
Die Dreigroschenoper ist ein modernes Theaterstück mit vielen Songs und Balladen. Der Titel ist eine Variation auf den Originaltitel eines alten englischen Stückes von John Gay: 'Beggears Opera'. Da diese ärmliche Oper von Bettlern handelt und von Bettlern für Bettler gespielt wird, gab Brecht ihr diesen Namen: Drei-Groschen-Oper.
Zu bedenken ist allerdings, daß diese Oper ein Welterfolg wurde und zwar nicht bei den Bettlern, sondern bei den Wohlhabenden, die immerhin das Kleingeld haben, sich das Stück von gutbezahlten Schauspielern in bürgerlichen Theatern vorspielen lassen.
Brecht hat versucht die bisherige "kulinarische" Oper durch eine Oper des Vorzeigens und Aufdeckens zu ersetzen, Stichwort: 'Episches Theater'. Da der Stoff in Brechts Bearbeitung also weder eine Oper noch ein 'normales' Theaterstück geblieben oder geworden ist, bezeichnet er es als eine Art Referat über das, was der Zuschauer im Theater vom Leben zu sehen wünscht. Brecht hat alle Besonderheiten dieser Mischform benutzt, er hat sich die verschiedenen Elemente, die er für seine Zwecke brauchen konnte, herausgepickt und zusammengefügt. Bertold Brecht versteht es, seine Gestalten und Gesellschaftliche Beziehungen auf raffinierte Weise zu verbinden: das Elend als Ware, den Räuber als Bürger (und umgekehrt), das Doppelleben des Beamten und Privatmanns. Motto: 'Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank!' Das Stück spielt historisch genau auf der Grenze, wo der brutale ungewaschene Gangsterkapitalismus in den modernen parfümierten gutbürgerlichen Kapitalismus überwechselt. Mackie Messer scheitert also fast daran, daß er diese Kurve nicht kriegt. Das will Brecht: Der Zuschauer soll begreifen, daß Mackie Messer nach seiner operettenhaften Rettung das Messer mit einem Füllfederhalter vertauscht, mit dem er Verträge schließt, die es ihm ermöglichen, die Menschen viel wirkungsvoller auszuschlachten. Das geht dann über in das Thema des Dreigroschenromans, den Brecht danach schrieb.
Die Idee zur Dreigroschenoper kam Brecht beim Studium der 'Beggar`s Opera' (1728) von John Gay (1685-1732). Bei der Aktualisierung der Vorlage ging Brecht keineswegs behutsam vor. Nach vielen Experimenten und Fassungen entschied er sich über das epische Theater zur Form eines Schauspiels mit hauptsächlich kommentierenden Songeinlagen. Er hat das schon damals revolutionäre Werk Gays in die heutige Zeit uminterpretiert und ergänzt, daß es ein neues Stück wurde, welches nur noch dieselbe Rahmenhandlung wie das Original hat.
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