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Briest - Analyse eines Romanauszuges - Theodor Fontane - Effi Briest

Analyse eines Romanauszuges


Textgrundlage: Theodor Fontane: 'Effi Briest'


Ich möchte einen Romanauszug aus dem Werk 'Effi Briest' von Theodor

Fontane analysieren, zuerst möchte ich dabei auf die den gesamten Roman eingehen.

Effi von Briest, ein 17 jähriges Mädchen lebt bei ihren Eltern in Hohen -

Cremmen, als sich ein Gast, Baron von Instetten, ankündigt. Geert Instetten



ist ein 38 jähriger Landrat aus dem Badeort Kessin. Frau von Briest hatte

vor 20 Jahren mit dem Baron eine Beziehung, welche jedoch aufgrund dem jungen

Alter beider zerbrach. Instetten hält noch am selben Tag um die Hand von

Effi an und noch am selben Tag sind sie verlobt. Die Hochzeit feiert man im

Oktober und das Paar geht daraufhin auf Hochzeitsreise nach Italien. Mitte

November zieht das Paar nach Kessin, Effi - aufgrund ihres temperamentvollen

Charakters - langweilt sich jedoch in Kessin. Nicht einmal die liebevolle

Fürsorge des Apothekers Gieshübler, ein Freund des Hauses, kann Effis Langeweile

mindern. Instetten, welcher auf der Karriereleiter nach oben steigen möchte,

läßt Effi oft allein und so breitet sich in ihrem Leben Verlassenheit,

Einsamkeit und Isolation aus. Sie wird immer wieder von Spukgeräuschen

geängstigt, aber bei ihrem Mann findet sie keinen Trost. Nach kurzer Zeit kommt ihre

gemeinsame Tochter Annie auf die Welt und der 'Damenmann' Major Crampas und

dessen Frau ziehen nach Kessin. Crampas, welcher ein alter Freund von Baron

von Instetten ist, reitet oft mit Instetten und dessen Frau Effi aus. Sie

treffen bei einem Ausflug auf eine Robbe, welche Aufmerksamkeit aller auf sich

zieht und nach einem  kurzem Moment jedoch wieder in das Meer verschwindet.


Bevor ich jedoch die sogenannte 'Robbenszene' analysiere, welche besonders

gut die Charaktereigenschaften der Figuren betont, möchte ich kurz auf die

Personenkonstellation und deren Charaktere eingehen. Ich beginne natürlich

mit der Hauptfigur Effi, sie ist ein 17 jähriges übermütiges teilweise

unberechenbares junges Mädchen und sehnt sich nach 'schwerelosem Glück' (S.4) erst

dann legt sie Wert auf Glanz und Ehre. Ihr Hang zur Lust der Gefahr ist

deutlich erkennbar. Ihre Ziele schwanken, einerseits bestätigt sie die

mütterlichen Erwartungen einer Musterehe, aber andererseits strebt sie die Musterehe

nicht an (S.24). Die Unbestimmtheit in Effis Charakter hebt Fontane immer

wieder hervor. Im Gegensatz zu ihrem Mann, welcher 21 Jahre älter ist, liebt

die 'süße, kleine' (S. 25) Effi mit dem Herzen und sehnt sich nach Liebe und

Wärme in ihrer Ehe, Geert jedoch ist ein Mann von Charakter, ein 'Mann der

Pflicht, Ehre und Prinzipien' (S. 27). Nach seiner Soldatenkarriere,

studierte er Jura und steht nun in der Gunst Bismarcks und strebt nach der

Ministerialsstelle in Berlin (S.8). Aufgrund seines Karrieranspruchs läßt er Effi

oft allein in Kessin, diese fühlt sich aufgrund der mangelnden

gesellschaftlichen Ereignisse in Kessin einsam. Instetten nimmt in dem Roman die Rolle des

erziehenden Vaters gegenüber Effi ein (S. 111) und vertritt die

Gesellschaftsordnung dieser Zeit und handelt nicht nach seinem Herzen sondern nach der

formalen Ethik.

Crampas stellt den Gegenpol zu Instetten dar, seine Lebensphilosophie 'Dem

Genuß des Augenblicks, dem Vertreiben der Langeweile müssen gesetzliche

Ordnungen geopfert werden. Ohne Leichtsinn ist das ganze Leben keinen Schuß

Pulver wert.' (S. 107) ähnelt Effi.

Doch nun zurück zu dem Romanauszug: Nachdem die Robbe ins Meer

zurückgekehrt ist kommt es zum Dialog zwischen Crampas und Instetten, wobei sich beide

gegenseitig aufgrund ihres Charakters kritisieren. Effi steht abseits und

nimmt das Gespräch kaum wahr.

Theodor Fontane tritt in dieser  Szene als auktorialer Erzähler auf, da er

dem Leser neben dem Dialog ebenso an den Gedanken und Gefühlen der Personen

teilhaben läßt.

Crampas - nachdem die Robbe verschwunden ist - äußert den Wunsch das

nächste Mal die 'Büchse' (S. 107) mitzunehmen um die Tiere zu erlegen, aufgrund

deren 'fetten Fell [s]' (S.107). Instetten entgegnet ihm jedoch, daß dies

nicht möglich sei aufgrund der Hafenpolizei, daraufhin lacht Crampas ihn jedoch

aus, denn '[d]ie drei Behörden [] werden wohl untereinander die Augen

zudrücken können'(S. 107). Im folgendem Gespräch wird die Bedeutung dieser

Szene deutlich, denn von nun an kommen die Charakterseiten der Personen zum

Vorschein und deren Stellung zum Leben. Crampas: 'Muß denn alles so furchtbar

gesetzlich sein? Alle Gesetzlichkeiten sind langweilig.'(S. 107), der Major

nimmt das Leben nicht schwer und lebt nach seiner Lust und Laune und geht

dabei manchmal eben auch über Gesetze. Effi, welche auf Crampas Außerung

Beifall klatscht, vertritt ebenso dessen Einstellung zum Leben. Instetten hingegen

tritt nicht sofort in die Offensive, denn er entgegnet, daß 'Weiber []

von Gesetzen nichts wissen wollen'(S.107), denn auf 'Mohrenwäsche' (S. 107)

läßt er sich nicht ein, das heißt die' Weiber' sind ebenso und man kann es

nicht ändern. Der Baron von Instetten versucht jedoch Crampas zu ändern -

Fontane nützt hierbei eine Rückblende auf den gemeinsamen Werdegangs beider

Männer bei dem Militär - indem er zu ihm sagt: 'einer wie sie, Crampas, der

unter der Fahne der Disziplin groß geworden ist und recht gut weiß, daß es ohne

Zucht und Ordnung nicht geht [], der sollte doch eigentlich so was nicht

reden, auch nicht einmal im Spaß.'(S.107). Instetten vertritt die Seite der

Gesetze, er handelt nach den Prinzipien der Gesellschaft und würde nie

seinem Herzen folgen und damit geschriebene oder gesellschaftliche Gesetze

niederreißen, er ist ein sogenannter 'Prinzipienreiter'. Crampas hingegen ist

leidenschaftlich, locker und will nur sein Leben genießen, trotz des selben

Werdegangs (Besuch des Militärs) prägte dies ihn nicht so sehr wie Instetten,

denn der Major bleibt sich selber treu und will alles was das Leben bereit

hält erfassen ohne wenn und aber und dadurch vertritt er die selben Prinzipien

wie Effi. Natürlich muß das Soziale miteinander geregelt sein, dennoch

sollte man auch dem Neuen Platz machen und manches überholte abschaffen.

Crampas charakterisiert Instetten in seinen Gedanken, indem er meint, daß

dieser wie meistens seine 'kleinen moralischen Vorträge' (S.107) hält.

Instetten möchte jedoch keinen Streit vom Zaun brechen, da er merkt, daß Crampas

nicht umzustimmen ist, daher schlichtet er die Auseinandersetzung indem er

die Rede auf den Apotheker Gieshübler ist, welcher beide Seiten -

Prinzipientreue Instettens und das Leidenschaftliche Crampases - vereinigt, er ist

'immer Kavalier und [hat] dabei doch Grundsätze'(S.107). Doch Crampas geht auf

den Schlichtungsversuch Instettens nicht ein und sagt ironisch 'Ja,

Gieshübler, der beste Kerl von der Welt und, wenn möglich, noch bessere

Grundsätze'(S.107), der Major fordert einen grundsatzlosen Mensch: '[] Grundsätze,

Aber am Ende woher? Warum? Weil er einen Verdruß hat. Wer gerade gewachsen ist,

ist für Leichtsinn. Überhaupt ohne Leichtsinn ist das ganze Leben keinen

Schuß Pulver wert.'(S.107). Instetten weißt den Major auf die Folgen eines

Lebens ohne Grundsätze hin, in dem Fall der verkürzte linke Arm des Majors,

welchen er - so vermute ich - während einem undisziplinierten Schußwechsel

eingebüßt hatte.

Fontane deutet in diesem Dialog auf die darauffolgende Affäre zwischen

Effi und Crampas hin, der Major, der seinem Leben Sinn mit der

'Leichtsinnigkeit' (S.107) geben möchte und die 'Gesetzlichkeiten'(S.107) hinter sich lassen

will und Effi, welche sich einsam und verlassen von ihrem Ehemann fühlt und

sich nach Liebe sehnt.

Instetten kann an den darauffolgenden Ausritten aufgrund seines Berufes

nicht mehr teilnehmen, so verbringen Crampas und Effi sehr viel Zeit

miteinander, dabei wird der Major meist sehr anzüglich, schließlich küssen sich beide

nach einem Besuch beim Oberförster nachdem sie durch komplizierte Umstände

im selben Schlitten sitzen. Die beiden treffen sich noch einige Male,

während Instetten verreist ist, aber es ist eine leidenschaftslose Beziehung.

Effi, welche von Gewissensbissen verfolgt ist, ist daher auch froh, als ihr Mann

zum Ministerialrat berufen wird und sie nach Berlin ziehen.

Beide leben nun schon 6 Jahre in Berlin und ihre Ehe verläuft glücklich

und ruhig. Doch durch ein banales Ereignis kommt Effis Geheimnis zum

Vorschein, denn ihr Mann findet die Briefe von Crampas in dem Nähkästchen seiner

Frau. Effi jedoch bekommt von alledem nichts mit ,da sie auf Kur ist, ebenso

weiß sie nichts von dem von Instetten einberufen Duells, wo Crampas Instetten

erliegt. Effi erhält einen Brief von der Mutter, indem sie über die

Ereignisse aufgeklärt wird: sie wird von Instetten geschieden, dieser behält Annie

und Effi kann aufgrund der gesellschaftlichen Rücksichten nicht zu ihren

Eltern zurückkehren. So lebt Effi 3 Jahre in Berlin, verstoßen von Familie und

Gesellschaft. Erst nach einer schmerzlichen Begegnung zwischen Effi und Annie

und dem darauffolgenden Zusammenbruch entschließen sich die Eltern Effi in

Hohen - Cremmen wieder aufzunehmen. Nachdem sie noch ein friedliches Jahr in

Hohen - Cremmen verbringt stirbt sie in Frieden und innerlicher Versöhnung

mit ihrem Mann.







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