Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
1. Der Autor
Alexander Issajewitsch Solschenizyn wurde am 11. Dezember 1918 in Kislowodsk geboren. In seiner Kindheit zeigte er schon Interesse an russischer Literatur, vor allem an Werken von Tolstoi.
Er studierte Mathematik, Physik, Philosophie, Geschichte und Literatur.
Im 2. Weltkrieg kämpfte er an der Seite der Russischen Armee, bis er wegen Kritik an Stalin verhaftet wird und 8 Jahre in Gefangenenlagern lebt. Schon in dieser Zeit begann er mit dem Verfassen von Literatur. Da er aber als Gefangener kein Papier besitzen durfte, lernte er seine Werke in mühevoller Arbeit auswendig. Später sagte er, dass ihm dieses Auswendiglernen am Leber erhielt.
1953 wurde er nach Mittelasien in die ewige Verbannung geschickt, wo er an Krebs erkrankte. Nach 4 Jahren wird er jedoch wieder rehabilitiert und wird Mathematiklehrer.
1962 wird das Werk "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch" veröffentlicht und erregte großen Aufsehen, da es die wirkliche Situation in den Gefangenenlagern Russlands zeigt.
Die Veröffentlichung war aber nur deshalb möglich, weil Präsident Chrustschow diese erlaubte und sogar erbat.
Obwohl Solschenizyn eigentlich nur für Russen schrieb, stimmte er der Veröffentlichung seiner Werke auch im Ausland zu, weil er befürchtete, dass der KGB gefälschte (beschönigte) Versionen dieser dort in Umlauf bringen würde.
Er wurde 1969 vom Schriftstellerverband ausgeschlossen und bekam trotzdem 1970 den Nobelpreis für Literatur.
1974 bekommt der Geheimdienst sein Werk Archipel Gulag und Solschenizyn wird zuerst verhaftet und dann ausgewiesen.
Er zog mit seiner Familie in die USA.
Der Schriftstellerverband nahm ihn 1989 wieder auf, und er bekam auch die russische Staatsbürgerschaft wieder.
Heute lebt der Mittlerweile 84-Jährige in Russland.
Werke des Autors:
Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
(1962)
Matrjonas Hof
Kerze Im Wind
Nemow und das Flittchen
Lenin in Zürich (Roman)
Der erste Kreis der Hölle (1968)
Krebsstation (1968/69)
Archipel Gulag (1973-1976)
November Sechzehn (1984)
2. Werkanalyse
Gattung: Erzählung/Kurzgeschichte
Erzählform: 3. Person, trotzdem aus der Sicht des Schuchow
Ort: irgendwo in Sibieren
Zeit: kurz nach dem 2. Weltkrieg
Erzählte Zeit: 1 Tag
Hauptpersonen:
Iwan Denissowitsch Schuchow: eigentliche Hauptperson, ca. 40 Jahre alt; ist seit 8 Jahren inhaftiert; Brigade 104
Tjurin: Brigadier ("oberster Häftling" der Brigade 104); ist gut zu seinen Leuten, seit 19 Jahren gefangen
Iwan Kilgas: Schuchows Freund; ein Lette, der gerne Späße macht und deshalb beliebt ist.
Fetjukov: gering geschätzt vor allem weil er aus gier Tabakreste, auch aus Spucknäpfen aufsammelt
Aljoschka: religiöser Mensch, hat sich
das halbe neue Testament abschrieben in dem er ständig liest;
hilfsbereit und lässt sich herumkommandieren
3. Inhalt
Um 5 Uhr in der Früh werden die Sträflinge des Sonderlagers geweckt und haben eineinhalb Stunden Zeit, bis sie zur Arbeit ausrücken. Normalerweise ist Schuchow der erste der 104. der aufsteht, um sich etwas durch kleine Arbeiten nebenher zu verdienen. Weil er sich aber schlecht fühlt, bleibt er liegen und beschließt in die Krankenbaracke zu gehen. Er wird aber von einem Aufseher aus dem Bett gerissen. Dieser sagt, Schuchow müsse 3 Tage in den Bunker, der eine Art Gefängnis im Gefängnis darstellt, obwohl er eigentlich nur den Boden der Wachstube aufwaschen soll.
Nachdem er das getan hat geht er in die Kantine und isst eine wässrige Gemüsesuppe.
Er geht zum Krankenrevier und möchte krank geschrieben werden weil es ihm nicht gut geht. Der zuständige Arzt darf aber nur 2 Arbeiter befreien und hat auch schon 2 befreit.
Deshalb geht Schuchow in die Baracke zurück, wo die Sträflinge auf dem Ausmarsch warten.
Vor dem Ausmarsch werden die Häftlinge gefilzt und gezählt, damit sie keine Essensrationen mitnehmen oder sich mehr Gewand als erlaubt anziehen. Sie marschieren in 5-er Reihen bis zum Tor der Baustelle eines halbfertigen Kraftwerkes, wobei sie nicht sprechen dürfen und die Hände am Rücken sein müssen. In dieser Zeit denkt Schuchow darüber nach, was er nach seiner Haft machen könnte, und stellt fest, dass es den freien Menschen auch nicht viel besser geht.
Nachdem die Wachen auf ihren Türmen sind, werden die Sträflinge wieder gefilzt und gezählt bevor sie in die Bauzone dürfen. Bis die Brigadiere sich geeinigt haben welche Brigade welche Arbeiten macht, können sich die Häftlinge aufwärmen.
Schuchow und Kilgas erhalten nach einer Weile den Befehl, die Fenster der Maschinenhalle abzudichten, weil diese geheizt werden muss. Sie holen verbotenerweise ein Stück Dachpappe, die sie mit Brettern an der Wand befestigen. Währenddesssen räumen andere den Schnee weg, holen Werkzeug, graben Löcher in den gefrorenen Boden, die niemand braucht und arbeiten schwer und fleißig, weil sie mehr zu essen bekommen, wenn sie gut arbeiten.
In der Mittagspause bekommt Schuchow eine zusätzliche Schüssel Haferbrei.
Nach der Pause müssen ein paar Häftlinge, darunter auch Schuchow und Kilgas, maurern. Kurz vor Arbeitsschluss haben sie aber noch relativ viel Mörtel übrig und möchten diesen nicht wegwerfen, also arbeiten sie weiter. Deshalb kommt Schuchow, der am längsten arbeitete zu spät zum Zählappell, wo sie aber noch auf einen Häftling, der sich im warmen versteckt hat und eingeschlafen ist, warten müssen. Nach dem Marsch zum Lager werden die Sträflinge noch vor dem Tor gefilzt und gezählt. Dabei fällt Schuchow ein, dass er noch immer ein Stück von einem Sägeblatt in seiner Hosentasche hat, das er heute gefunden hat. Weil er schon knapp vor dem Filzen ist versteckt er es in seinen Fäustlingen und wird, mit etwas Glück, nicht erwischt.
Er macht sich mit Caesar aus, dass er sich bei der Paketausgabe für ihn anstellt und bekommt im Gegenzug Caesars Abendessen. Nach dem Abendessen geht Schuchow zu einem Freund, Tabak kaufen und geht in die Baracke zurück.
Weil während dem Nachtappell Essenspakete, wie Caesar eines bekommen hat, oft gestohlen werden, hilft ihm Schuchow auf das Paket aufzupassen und bekommt dafür etwas zu Essen aus dem Paket.
Nach dem Appell legt sich Schuchow in sein Bett und schläft zufrieden ein.
4. Interpretation
Diese Werk beschreibt in nüchterner Weise die Zustände, die in russischen Gefangenenlagern, in denen Solschenizyn war, in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg geherrscht haben. Es ist ein exemplarischer Tagesablauf, wie er von jedem anderen Gefangenen auch sein könnte. Diese Zustände kann man durchaus mit denen in den Konzentrationslagern der NAZis vergleichen (mit dem Unterschied, dass Sträflinge nicht ohne Weiteres umgebracht wurden).
Die äußere Handlung wird immer wieder von Einschüben unterbrochen, in denen vergangene Situationen, wie Schuchows früheres Leben, oder Zustände und Zusammenhänge des Lagers, beschrieben werden. Dadurch ist fällt es zeitweise schwer, den Unterschied zwischen der Realität und der Gedankenwelt Schuchows zu finden.
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