Theodor Fontane, "John Maynard"
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Die Ballade "John Maynard" von Theodor Fontane enthält neun Strophen mit unterschiedlich langen Zeilen. Fontane verwendet dabei aber immer den Kreuzreim (AB). Die Ballade erkennt man daran, daß lyrische, epische und dramatische Elemente vereint wurden. Es ist eine Erzählung (episch) in der Form eines Gedichtes (lyrisch) und es enthält Dialoge (dramatisch). Es ist typisch für Fontane, daß er einzelne Strophen mit Dialogen mischt oder daß sogar einzelne Strophen nur aus Dialogen bestehen (Strophe 1,7). Auffallend sind auch die vielen Wiederholungen des Namen John Maynard. Fontane macht auch von dem literarischen Mittel Gebrauch, innerhalb einer Strophe die Zeilen mit denselben Wörtern beginnen zu lassen (Zeile 5 Am, Zeile 2 Er, Zeile 4 Ein, Zeile 6 Der, Zeile 7 Und, Zeile 10 Ein, Zeile 11 Er). Der Rhythmus der Ballade ist unregelmäßig, hat jedoch trotzdem einen: meistens folgt auf mehrere Senkungen eine Hebung. Die Strophe 3 enthält eine der berühmten Beschreibungen Fontanes. Er vergleicht dabei z.B. das Schiff mit einer Schwalbe, die geschwind über das Wasser hinwegfliegt.
Die Ballade "John Maynard" von Theodor Fontane handelt von einem Schiffsunglück, bei dem der Steuermann John Maynard ums Leben kommt und so zum tragischen Helden wird. Ein Schiff befindet sich auf dem Weg von Detroit nach Buffalo, als zwanzig Minuten vor der Ankunft in der Schiffskajüte ein Feuer ausbricht. Der Steuermann John Maynard aber trotzt dem Flammen und bugsiert das Schiff noch zum rettenden Ufer, muß aber letztendlich doch sein Leben lassen und wird nun als Held gefeiert.
John Maynard ist ein Held, ohne Frage. Er starb und rettete dafür die Leben vieler Menschen. Er starb sehr jung, machte sich aber trotzdem unsterblich in den Köpfen der Menschen . Aber ist das ein erfülltes Leben ? Er hatte noch sein Leben vor sich. Aber er wurde geopfert. Der Kapitän und das jubelnde Schiffsvolk sind mitverantwortlich für seinen Tod, wenn nicht sogar schuld. Das jubelnde Schiffsvolk drängte John Maynard praktisch zu seiner selbstlosen Heldentat. In diesem Moment war es dem Volk aber egal , was mit Maynard geschah. Sie benutzten ihn nur, um ihre eigenen Seelen zu retten. Und nun verehren sie ihn als Helden und weinen um ihn. Vielleicht weinen sie sogar über sich selbst. Fontane verarbeitet in der Ballade sicher auch seine Erfahrungen, die er im Krieg gemacht hat. Dort haben andere Menschen auch über das Schicksal einzelner geherrscht und tote Soldaten wurden als Helden, die für ihr Vaterland starben, gefeiert. Das tragische Schicksal dieser Männer wurde dabei übergangen. Darauf wollte Fontane aufmerksam machen und die Menschen zum Nachdenken anregen.
Ich bin der Meinung, daß Fontane mit "John Maynard" eine sehr gute, vielschichtige Ballade gelungen ist. Fontane verwendet sehr knappe Dialoge aber diese charakterisieren die Betreffenden sehr genau. Besonders die Einstellung Maynards wird durch die "Ich halte drauf hin" Wiederholung sehr deutlich. Wenn man die Ballade genau analysiert, erschließen sich immer neue Zusammenhänge, bis letztendlich sogar ein Transfer auf die heutige Zeit möglich ist. Dies ist Fontane geradezu meisterlich gelungen. Außerdem ist die Ballade sehr gesellschaftskritisch, ohne dabei mit erhobenem Zeigefinger zu erzählen. Es beruht alles auf wahren Tatsachen, was es so authentisch macht. Im Grunde genommen schreibt Fontane nur Fakten nieder und übt dabei trotzdem Kritik an der (heutigen) Gesellschaft und speziell am Heldentum aus. Das macht die Ballade so einmalig und unerreicht. Fontane schrieb dies zu einer Zeit, in der das Heldentum gefeiert und respektiert war. Das zeigt, daß er sich nie einem gesellschaftlichen Zwang angepaßt hat.
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