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America

América von Franz Werner


Der Roman América von T.C. Boyle handelt von zwei Mexikanern die aus ihrem Land in die USA flüchten. Da sie keine Aufenthaltsgenehmigung besitzen, versuchen sie sich in einem Canyon vor der Immigrantenpolizei zu verstecken. In der Nähe dieses Canyons befindet sich die elegante Villensiedlung "Arroyo Blanco", in der hauptsächlich wohlhabende Amerikaner wohnen. Einer von ihnen, Delaney Mosbacher, stößt mit einem der Mexikaner, Cándido, zusammen, als dieser gerade auf der suche nach Arbeit die Strasse oberhalb des Canyons überqueren will. Da der Cándido kein Englisch versteht, und nicht klar ist wer an dem Unfall die Schuld trägt, drückt Delaney dem Mexikaner einen 20-Dollar-Schein in die Hand und fährt weiter. Aufgrund dessen, dass Cándido nach dem Unfall schwer verletzt ist und somit nicht mehr arbeiten kann, muss seine Frau América versuchen Arbeit zu finden.



Während die beiden versuchen sich zumindest die lebensnotwendigen Dinge zu beschaffen, hat die Familie Mosbacher in der Villensiedlung vergleichsweise geringe Probleme. Delaneys Frau Kyra beschwert sich über die, in der Nähe der Siedlung hausenden, Coyoten, die einen ihrer Hunde getötet haben. Als Delaney das Thema bei der nächsten Siedlerversammlung zur Sprache bringen will, stößt er dabei auf taube Ohren, da der Großteil der Siedler damit beschäftigt ist über die zunehmende Kriminalitätsrate in ihrer Siedlung zu diskutieren.

Die meisten Bewohner der Siedlung schieben die hohe Kriminalität auf die steigende Anzahl der Ausländer in der Umgebung. Sie wollen deshalb ihre Siedlung zunächst mit einem bewachten Tor auf deren Zufahrtsstrasse, dann sogar mit einer Mauer rund um die Siedlung, absichern. Delaney ist im Gegensatz zu seiner Frau gegen diese Vorschläge, da er sich durch sie in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt sieht.

Unterdessen ist Cándido von seiner Verletzung genesen und versucht mit Hilfe des illegalen Arbeitsmarktes genug Geld zu verdienen, um seiner Frau und sich eine eigene Wohnung zu mieten. Als sie eines Tages der Meinung sind sie hätten genug gespart, machen sie sich auf den Weg in die nahegelegene Stadt. Dort versuchen sie eine billige Wohnung ausfindig zu machen, finden aber nur einen Betrüger, der Cándido zusammenschlägt und ihm das gesamte ersparte Geld stiehlt. Daher müssen sie wieder ganz von vorne anfangen und gehen wieder in den Canyon zurück. In der Zwischenzeit ist América hoch schwanger und Cándido versucht verzweifelt mehr Geld zu verdienen und seine Frau bei Laune zu halten.

In der Villensiedlung streiten Delaney und seine Frau darüber ob man dem Bau der Mauer zustimmen sollte oder nicht. Kyra ist der Meinung dass durch den Bau der Mauer Coyoten und andere wilde Tiere daran gehindert werden in die Siedlung einzudringen. Kurze Zeit später wird die Mauer gebaut, was die Coyoten aber nicht daran hindert auch noch den zweiten Hund der Familie Mosbacher zu fressen.

An Thanksgiving bekommt Cándido im Supermarkt einen Truthahn geschenkt. Als er diesen América mitbringt wird sie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder etwas fröhlicher. Cándido will den Truthahn auf einem offenen Feuer braten, doch plötzlich kommt ein Windstoß und  trägt einige Funken zu den nahegelegenen, von der Sonne ausgedörrten, Büschen. Cándido und América können gerade noch vor den Flammen fliehen und suchen in einer Hütte Zuflucht, wo América ihr Kind zur Welt bringt.

Währenddessen muss die gesamte Villensiedlung aufgrund des Feuers evakuiert werden. Delaney wird, als er um sein Habe fürchten muss, zum Rassisten. Er versucht mit allen Mitteln den Mexikanern, denen er, ohne es beweisen zu können, Brandstiftung vorwirft zu stellen. Dabei entdeckt er die Baracke die Cándido gebaut hatte um seiner Familie Schutz vor den beginnenden Regenfällen zu bieten. Delaney versucht die Mexikaner zu töten wird aber von einer Schlammlawine die sich aufgrund der Regenfälle gebildet hatte daran gehindert.

Cándido und América können sich aus der Lawine retten, verlieren dabei aber ihr Neugeborenes. Zuletzt rettet Cándido Delaney das Leben indem er ihn aus der Lawine befreit.

Interpretation:

Dieser Roman wird abwechselnd aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt. Einmal aus der Sicht von Delaney Mosbacher, dann wieder aus der Sicht des Mexikaners Cándido.

Vermutlich hat der Autor diese Art der Sichtweise gewählt, da man dadurch die Unterschiede der Charaktere sehr gut feststellen kann. In dem Roman stehen sich zwei Welten gegenüber wie sie verschiedener nicht sein könnten. Einerseits die der reichen, zivilisierten Mosbachers, die in ihrer Villensiedlung abgeschottet vom Rest der Welt ein geregeltes Leben führen. Andererseits die der armen, vom Schicksal und der Polizei verfolgten Mexikaner.

Delaney Mosbacher, der mit seiner Familie in einer Villa zwischen vielen anderen reichen Amerikanern lebt, und dem es eigentlich an nichts fehlt, ist zu Beginn des Buches nicht rassistisch. Das merkt man auch an den Gewissensbissen, die er später hat, weil er dem Mexikaner nach dem Unfall nicht geholfen hat. Er ist, auch in seiner Tätigkeit als Schriftsteller, sehr an der Natur in seiner Umgebung interessiert und daher sehr gegen die Maßnahmen die die anderen Siedler, aufgrund ihrer Angst vor den Fremden, unternehmen. Delaney ändert seine Einstellung bezüglich von Ausländern im Laufe der Erzählung. Vor allem als das Feuer seinen gesamten Besitz bedroht und er nicht mehr ganz nüchtern ist, lässt er sein wahres Ich erkennen. Zu diesem Zeitpunkt hat er einen solchen Hass auf Ausländer, dass er auf einen von ihnen einschlägt, sie später verfolgt und sogar versucht Cándidos Familie umzubringen. Er ist in die Siedlung Arroyo Blanco gezogen weil er die Natur genießen, und dem Stress der Großstadt entfliehen wollte.

Im Gegensatz zu ihm steht seine Frau Kyra. Sie interessiert sich weniger für die Ausländer in der Gegend, dafür aber um so mehr für ihre beiden Hunde, die nacheinander den Coyoten zum Opfer fallen. Nach diesen Vorfällen hasst sie alle wilden Tiere in der Umgebung und stimmt für den Bau der Mauer um diese möglichst weit von sich fernzuhalten.

Sie ist sehr materialistisch eingestellt. Sie ist hauptsächlich in die Siedlung gezogen, weil sie sich als Grundstücksmaklerin einen hohen Profit von den Grundstücken am Land verspricht.

Cándido versucht in diesem Buch die ganze Zeit über sich und seiner Frau ein besseres Leben zu ermöglichen. Er kümmert sich sehr um seine Frau América, darum verletzt es seinen Stolz auch so dass sie, als er verwundet ist, an seiner Stelle arbeiten gehen muss. Er ist mit América aus Mexiko geflohen weil er sich vorgestellt hat, er könnte in der USA einen ähnlichen Reichtum wie Bewohner der Villensiedlung erreichen. Er hat América viele Versprechungen gemacht die er später nicht einlösen kann. Darum ist er über sich selbst unzufrieden.

Über den Charakter von América erfährt man in diesem Buch eher wenig. Sie ist enttäuscht von Cándido da seine Erzählungen über die Menschen in der USA sich nicht bewahrheiten, ausserdem wegen der vielen Rückschläge die sie auf ihrem Weg zum eigenen Haus durchmachen muss. Am Ende des Buches will sie nur noch nach Mexiko zurück um ein Leben, gemeinsam mit ihrer Familie und in Ruhe, zu führen.

Am Ende des Romans rettet Cándido seinem grössten Feind Delaney, der sogar mit Verantwortlich für den Tod seines Kindes ist, das Leben als er ihn aus der Schlammlawine befreit. Wahrscheinlich hat er das getan weil für ihn, im Gegensatz zu Delaney, kein großer Unterschied zwischen Inn- und Ausländern besteht.


Der Roman zeigt sehr gut die Angste die viele Menschen gegenüber Fremden haben. Ausserdem beschreibt er die große Kluft, die immer noch zwischen Arm und Reich besteht.

Während die Mexikaner um ihr Leben kämpfen haben die Bewohner der, von der Aussenwelt abgeschotteten, Siedlung vergleichsweise lächerliche Probleme, die für sie aber ebenso unüberwindbar scheinen. Am Beispiel von Delaney Mosbacher kann man erkennen, dass sogar liberale, umweltbewusste Menschen von den Vorurteilen den Ausländern gegenüber überzeugt werden können.   







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