Ilse Aichinger: Das Fenster-Theater
In der Kurzgeschichte "Das Fenster-Theater" geht es um die Einsamkeit und ein Missver-ständnis, das dazu führt, dass sogar die Polizei gerufen wird.
Eine Frau sitzt einsam Zuhause am Fenster. Sie wird als neugierig und sensationslustig beschrieben, denn sie wartet nur darauf, dass vor ihrem Haus etwas interessantes passiert.
Gerade als sie sich vom Fenster abwenden will, bemerkt sie, dass in der Wohnung gegenüber schon Licht brennt, obwohl es noch recht hell ist. Ihre Neugierde ist geweckt und sie schaut genauer hin. An dem anderen Fenster vollführt ein alter Mann merkwürdige Gesten und Gebärden. Zuerst betrachtet die Frau das Schauspiel amüsiert und denkt, dass sie gemeint ist, weil unter ihr eine Werkstatt ist und die Wohnung über ihr leer steht. Als sie dann nur noch die Beine des Alten in die Luft gestreckt sieht, ist für sie der Spaß zu vorbei. Noch bevor der Alte wieder festen Boden unter den Füßen hat, ist die Polizei schon von der Frau alarmiert worden. Obwohl die Polizeisirenen schon von Weitem zu hören sind, kann sie sich erst vom Fenster losreißen, als die Wagen schon unten in die Straße eingebogen sind.
Atemlos kommt sie bei den Beamten an, denn sie kann es kaum erwarten, einen Blick in die Wohnung des Alten zu werfen. In der Wohnung wird klar, dass der Alte schwerhörig sein muss, weil er ihre Schritte nicht hört.
Dass alles nur ein Missverständnis war, erkennt die Frau erst, als sie einen Blick aus dem Fenster des Alten wirft. Sie sieht, dass in der erhellten Wohnung über ihr jemand eingezogen sein muss. Am oberen Fenster hüpft ein kleiner Junge, der genau gleich wie der Alte verkleidet ist, umher.
Beide, der Alte und die Frau, waren einsam. Jedoch versuchten sie dieses Problem unterschiedlich zu lösen. Die Frau lebte zurückgezogen und scheu in ihrer Wohnung und schreckte vor jedem Kontakt zurück. Sie wartete nur darauf, dass vor ihrem Haus etwas passierte. Ganz im Gegensatz dazu der Alte, er hatte eine positive Lebenseinstellung und versuchte Kontakt mit seiner Umwelt aufzunehmen. Durch seine Behinderung konnte er aber nicht einfach ausgehen und sich mit jemanden unterhalten. Stattdessen spielte er mit dem Jungen von Gegenüber Theater. Das Fenster des Alten und des Jungen wurde zur Bühne des Lebens, das Fenster der Frau zum Zuschauerrang. Da sie jedoch nur das Fenster des Mannes sehen konnte, bekam sie nur die Hälfte der 'Bühne' mit, weshalb sie die Handlung und den Inhalt des Stückes nicht erkennen konnte.
Durch die Nutzung unterschiedlicher Theaterelemente, wie der Unterhaltung, der Verkleidung oder Artistik, wird die Bedeutung der Überschrift veranschaulicht. Das Ende der Geschichte ist wie bei Kurzgeschichten üblich offen und lässt Raum zu Spekulationen über den weiteren Verlauf der Handlung.
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