Die Etrusker
Nach der Sage wurde Rom im Jahre 753 v. Chr. von den Zwillingen Romulus und Remus gegründet. In der etwa bis zum Jahre 500 dauernden Königszeit sollen 7 Könige regiert haben. Der fünfte und sechste, Tarquinius Priscus und Servius Tullius, sind etruskischen Ursprungs und werden in der Sage als Zuwanderer aus der Fremde gezeigt, die in Rom zu höchsten königlichen Ehren aufstiegen. Mit dieser Darstellung konnte man verbergen, dass Rom mehr als hundert Jahre unter etruskischer Herrschaft gestanden war. Diese Zeit hat im röm. Leben tiefe Spuren hinterlassen.
Die Herkunft des etruskischen Volkes liegt im Dunklen. Die Etrusker sind erst historisch greifbar seit über sie berichtet wird oder wo sie Spuren hinterlassen. Viele Theorien spalten die Historiker in zwei Lager.
Der erste Nachweis auf etruskische Kultur ist im 9. Jhrd. v. Chr. auf Elba. Die erste Ansammlung von Hütten enstand auf der großen Tuffstein-Hochebene. Sicher ist aber, dass sie in der Toskana angesiedelt waren. Sehr früh im Laufe des 8. Jhrd. geraten die Etrusker und Latiner mit griechischen Kolonien in Berührung.
Im 7. Jhrd. v. Chr. spricht der erste Dichter Hesiod über die hochberühmten 'Tyrenner', wie er sie nannte. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten schriftlichen Funde von ihnen. Doch die Herkunft ist umstritten. Die etruskische Kultur ist ein Ergebnis eines langen Prozesses, einer vielschichtigen scheinbar unbemerkten Entwicklung. Selbst die Griechen quälten noch einige unbeantwortete Fragen, wie der Ursprung ihrer isolierten Sprache.
Eines griech. Historikers zufolge, solle eine Hungersnot in Lydien veranlaßt haben , dass ein Teil des kleinasischen Volkes über See auswanderte und sich nach ihrem Anführer die Tyrsener genannt haben. Doch es ist sicher, daß die Bezeichnung 'Tyrsena' oder 'Tyrrhena' griech. Ursprungs ist und hier wie so oft versucht wird einen Namen auf eine mystische Gründung zurückzuführen.
Längere Texte sind bis heute großteils unverstanden. Lediglich Inschriften und Grabsteine könne entziffert werden.
Es sind etwa 7500 kurze Texte, die zwischen 8. und 1. Jhrd. v. Chr verfaßt wurden. Der überwiegenden Teil stammt aus den eigentlichen Etrunien. In etwa 9 Zehntel aller Texte sind Grabschriften.
Nach griech. Vorstellung wanderten die Etrusker vom 14 -12 Jhrd. v. Chr. ein. Ihre Wohnsiedlungen wurden auf strategisch günstigen Plateaus errichtet, die teilweise mit Ringmauern geschützt sind.
Früh werden der Spiegel, bronzene Geräte, Gefäße und Waffen erfunden. Einfache Keramikformen, das Langschwert und Schmuck aller Arten werden sehr früh (11. Jhrd. v. Chr.) zu zentralen Erzeugnissen und verhelfen ihnen zu wirtschaftlichem Aufstieg. Bereits im 6. Jhrd. verbreitet sich das Volk bis nahe an Populonia. Die enorme Entwicklung führt zu immer neuen Handelswegen und auch zu gewaltsamen Landnahme der erwünschten Gebiete durch die Etrusker.
Der Expansion der Etrusker lagen offenbar weniger machtpolitische Motive als vielmehr wirtschaftliche Erfordernisse zugrunde.
Zwischen Griechen und Etruskern gab es klare gesteckte Grenzen, die nicht übertreten werden durften. Falls doch waren Konflikte unvermeidlich. Frühe Darstellungen zeigen die Etrusker und ihre mächtige Schiffe gegen die Griechen kämpfen.
Um 600 v. Chr. ließ sich eine kleine Gruppe von Phöenikern (griech. Abstammung) auf Korsika nieder. Anfangs scheint das Verhältnis zwischen Etrusker und Phoeniker noch friedlich gewesen zu sein. Als sich diese jedoch entschließen ihre Siedlungen auszubauen, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Etruskern und Griechen zu Wasser und zu Land.
Die 'Disciplina etrusca' hießen die religiösen Überlieferungen in denen alles Wissenswerte zusammen gefaßt wurde, wie z.B. die Blitzlehre, der Vogelflug das Lesen aus Eingeweiden bis hin zu Ritualbüchern. Die 'etruskische Disziplin' war der richtige Umgang mit Götterwille der durch eben diese Dinge gedeutet werden konnte.
Seit dem ca. 7 Jhrd. v. Chr. übernahmen die Römer viele Eigenschaften der Etrusker. Die Schrift, die Sitte der Nach und Vornamen und auch das Zahlensystem. Auch im Bereich der Architektur übernehmen die Römer einige Stile. Der Tod war für die Etrusker nie Grund zur Trauer viel mehr war er eine freudige Fortsetzung des Lebens.
Kunst & Architektur der Etrusker
Unter den vielen Kulturkreisen in Italien war die Kunstfertigkeit der Etrusker bis zum Aufkommen der römischen Zivilisation am weitesten entwickelt. Im 7. Jahrhundert v. Chr. begann die eigentliche Blütezeit Etruriens, Archaik genannt, die zunächst durch altorientalische Kulturen beeinflußt war und deshalb auch orientalische Phase genannt wird. Viele Charakteristiken der Porträtdarstellung und der etruskischen Architektur wurden später von den Römern übernommen, die noch bis in die Neuzeit einen bedeutenden Platz in unserer Geschichte einnehmen.
Die etruskische Kunst ist ein weitläufiger Begriff, der auch seinen Teil zur Geschichte beigetragen hat. Die Etrusker haben sich sowohl mit der Architektur als auch mit den Tempelplastiken, der Grabmalerei, der Keramik- und Vasenmalerei oder der Kleinkunst und des Kunsthandwerks auseinandergesetzt. Obwohl den etruskischen Künstler meistens der griechische Stil als Vorbild diente, bewahrten ihre Werke dennoch eine eigene, kennzeichnende Selbstständigkeit.
Dank ihres ausgeprägten Totenkultes begannen die Etrusker in der Zeit der Archaik aufwendige Kammergräber zu erstellen und diese mit halbkugelförmigen Erdhügeln, den Tumuli, zu überdecken. Je höher der Rang, desto größer der Grabbau und desto aufwendiger die architektonische Ausgestaltung der Grabkammern. Dies gilt besonders für die vollständig in den Tuffstein gehöhlten Kämmergräber von Cerveteri, die gleichzeitig als Spiegelbild der nur bruchstückhaft überlieferten Hausarchitektur gelten können. Die Welt der Lebenden und die Welt der Toten standen in einer sehr engen Verbindung zueinander. Die Etrusker glaubten, daß nach dem Tod ihr 'kleines ICH' weiterleben würde und deshalb wurden dem Toten vielfältige Grabbeigaben mitgegeben: Köpfe von Menschen und Göttern, Musikinstrumente, Gebrauchsgegenstände wie Kannen und Spiegel etc.
Das Wohnhaus, dessen Entwicklung vom walmdachförmigen Langhaus mit einer aufwendigen und detaillierten Dachkonstruktion im 7.Jhd. v. Chr. über das ziegelgedeckte Breithaus zum Hof- und Atriumshaus führte, entwickelte im 6. Jhd. v. Chr. eine Vorliebe für das Nebeneinander von drei Kammern, das auch ein kennzeichnendes Merkmal des etruskischen Tempelbaus ist. In Etrurien ist auch noch ein weiterer Haustyp überliefert, der entweder als Palast oder als regia (königlicher Amtssitz) bezeichnet wird. Auffallend hierbei sind die räumliche Verbindung vom Hof mit umlaufenden Säulenhallen und der aufwendige Terrakottaschmuck der Dachverkleidung. Diese Anlagen konnten mehreren Zwecken dienen: als Heiligtum, als politisches Zentrum einer Siedlung oder auch als Palast mit selbstständiger Bewirtschaftung und eigenen Werkstätten. Der etruskische Tempel war in Funktion und äußerer Erscheinung dem griechischen Vorbild verwandt, doch im einzelnen durchaus eigenständig. Er besaß eine Säulenvorhalle, einen mit Figuren dekorierten Giebel und natürlich einen Raum (Cella) für das Götterbild. Eine etruskische Besonderheit stellt schließlich auch die Aufreihung großer Tonstatuen längs des Firstbalkens dar.
Die Plastik hat bei den Etruskern keinen so hohen Stellenwert. Bevorzugte Materialien waren der Ton, vor allem für die Tempelplastik, das dunkle Vulkangestein Nenfro für die Grabplastik außerdem Edelmetall und Bronze. Die Anfänge der etruskischen Plastik gehen auf die sich vom Gefäß zu menschlichen Formen hin entwickelnden Villanova-Urne und die rundplastische Grabstatue zurück. Die ältesten Beispiele sind Bronzebüsten aus dem frühen 7. Jhd. v. Chr.. Ein spezifisches Kriterium der etruskischen Menschendarstellung liegt in der Betonung des Kopfes, der Gesichtszüge und der Gestiken. Die Statuen waren zwar farbig bemalt, aber es wurden gedämpfte Farbtöne bevorzugt, wodurch die Werke expressiv wirkten. Ein anschauliches Beispiel für ihren Stil in der Klassik ist die bronzene Wölfin ('Lupa'), das spätere Wahrzeichen Roms: die schematische Darstellung der Haarbüschel, der magere Körper und die naturgetreue Nachbildung der Augen, Ohren und Lefzen.
Bikonische Urnen, Amphoren, Krüge und Trinkgefäße sind noch mit der Hand aus Ton geformt worden. Sie werden als Impastoware bezeichnet und sind typisch für die Villanova-Zeit. Durch der Anleitung griechischer Lehrmeister, die in Etrurien Werkstätten errichteten, lernten die viele Einheimische den Umgang mit der Töpferscheibe. Da die Griechen in der Vasenmalerei zu dominierend und qualitätvoll waren, brachten die Etrusker auf diesem Gebiet nur bescheidene Leistungen hervor.
Landwirtschaft in der Toskana -Vor und zur Zeit der Römer
Das landwirtschaftliche System in der Toskana war und ist in ihrem gesamten geschichtlichen Verlauf Anderungen unterworfen, die eng mit der Besiedelungsgeschichte und den Produktionsverhältnissen zu tun haben.
Funde aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. wie zum Beispiel Gerste, Weizen, Wicke, Erbsen und Kichererbsen, weisen auf eine Ernährung, basierend auf Kohlehydraten und pflanzlichem Eiweiß hin. Die bevorzugte Weizensorte triticum dicoccum, welche keine besonderen Anforderungen an Boden und Pflege stellt, diente, geröstet und gemahlen, den Römern bis zum 5. Jahrhundert beinahe als einziges Grundnahrungsmittel, wie der römische Schriftsteller Plinius berichtet. Das Gebiet von Etrurien wurde sowohl von griechischen, als auch von römischen Schriftstellern als besonders fruchtbares Land bezeichnet.
Verwaltung
Die Entstehung immer größerer Agrarflächen machte auch eine Organisation und eine Einteilung dieser notwendig: zur geometrischen Aufteilung des Bodens benutzte man ein bestimmtes Vermessungsgerät namens "groma", das es ihnen erlaubte grade Linien und rechte Winkel festzulegen. Zwischen dem 10. und dem 6. Jahrhundert kam es auch zur Ausbildung des extensiven Ackerbaus, unter Zuhilfenahme des Systems der Brache. War der Boden ursprünglich für die Gemeinschaftsnutzung bestimmt, so ging er mit dem Aufkommen von Intensivkulturen immer mehr in Privatbesitz über. Um 630 v. Chr. entstanden eben solche um Wein und Öl zu produzieren, die man zuvor aus Griechenland importierte und bei Zeremonienhandlungen der Adeligen verwendete.
Bewässerung
Das Ansiedeln an Quellen und Wasserläufen war zum Leben an sich schon eine Notwendigkeit, aber die immer größer werdenden Agrarflächen machten auch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem notwendig. In den Zonen, in denen extensive Landwirtschaft betrieben wurde, waren Bewässerungsarbeiten notwendig. Zu diesem Zweck legte man in den vulkanischen Gebieten unterirdische Kanäle und Brunnenschächte in dem leicht auszuhöhlenden Tuffsteinboden an. Hervorzuheben ist hierbei ein insgesamt 25 km langes Tunnelsystem zwischen der Stadt Veji und dem Tiber. Diese Systeme entstanden wahrscheinlich im 5. Jahrhundert v. Chr. , diente der Überproduktion Getreide und konnte nur auf Betreiben der staatlichen Autorität verwirklicht werden.
Viehhaltung
Was die Viehhaltung betrifft sind die schriftlichen Quellen weitaus unergiebiger. In den Schriftstücken einiger antiker Autoren ist von Schweineherden die Rede. Aus der Zeit von ca. 650 v. Chr. sind Darstellungen von Zuchtebern bekannt. Bei Opferhandlungen wurden vor allem Schweine und Ziegen verwendet. Im Gegensatz zu den Römern ist es nicht bekannt, daß auch Stiere geopfert wurden. Die etruskischen Ochsen seien vor allem für die Feldarbeit geeignet. Aus Knochenfunden in Massarosa bei Viareggio schließen die Forscher, dass Schein und Wildschwein, dicht gefolgt von Schaf, die Haupt nahrung in Bezug auf Fleisch darstellten. Das Schaf wurde vor allem wegen seines Fleisches, seiner Wolle, Milch und des Käses wegen, der noch in der Kaiserzeit berühmt war, gehalten.
Aus den Waldbeständen wurden vor allem Eichen und Buchen, deren Früchte zur Tiermast dienten, deren Holz für Zimmerarbeiten und Kunsthenwerk genutzt wurde, sowie Tannen, aus denen Scipius africanus die Schiffsrümpfe für seine Flotte bauen ließ, verwendet.
Die Stellung der Frau
Besonders auffallend ist ihre hohe Wichtigkeit. Im Gegensatz zu den Römerinnen hatten sie sogar Vornamen. Sie gingen viel aus und namhen an Spielen und Sportveranstaltungen teil. Weiters durften sie Tempel, Theater und Bäder besuchen und waren als Zeugen vor Gericht gültig. Selbst das Abendessen verspeisten sie zusammen mit ihren Männern und spielten generell im bürgerlichen Leben eine weitaus größere Rolle als die röm. Frauen. Zu den wichtigsten Aufgaben der "matrona" (d.h. sie war verheiratet und Mutter) gehörten die Hauswesensführung und die Erziehung der Kinder. Sie mussten nicht zurückgezogen leben, wie es zu jener Zeit in Griechenland oder im Orient üblich war. Beruflich tätig waren nur Angehörige niederer Schichten und Freigelassene, zum Beispiel als Näherin, Korbflechterin, Hebamme oder Händlerin, selten sogar als Geschäftsfrau.
Im 5. Jhrd. v. Chr. wird die Macht der Etrusker durch zahlreiche Niederlagen minimiert. Von größeren Niederlagen konnte sich das Volk nicht mehr erholen und nach der Seemacht, fällt auch der einst so mächtige Staat.
396 v. Chr. wurde das etruskische Veji nach langen Belagerungen schließlich eingenommen und zerstört. Man hat wenig Erkenntnise über vorhergegangene Konflikte zwischen Römer und den Etrusker, doch den Römern war es zuvor noch nie gelungen, etruskisches Land unter Kontrolle zu bringen. Der bereits bekannte Charakterzug der Römer, der ungeheuren grausamen Rücksichtslosigkeit ist es zu verdanken, dass die Stadt komplett zerstört wurde.
Als ca. 70 Jahre später noch ein Krieg ausbricht, hat der römische Staat um einiges an Macht gewonnen.
Als die römische Bedrohung im 4. Jhrd. nahe war, vermochten die Etrusker nur unter größter Schwierikeit militärische Zusammenschlüsse zu organisieren. Es entstand der 'Zwölferbund' dessen Wirkung jedoch kein effektiver militärischer oder politischer Widerstand gegen Rom beigemessen werden konnte.
Doch die Beziehungen zum etruskischen Volk blieben keineswegs feindlich. Man versucht weiterhin die selben wirtschaftlichen Ziele zu verfolgen. Einige friedliche und kriegerische Auseinandersetzungen tragen zur endgültigen 'Romanisierung' des etruskischen Volkes bei.
Im Jahre 205 v. Chr. befindet sich bereits das ganze Gebiet der Toskana unter römischer Herrschaft. Die Etrusker müssen bereits Tribut wie Werkzeuge oder Waffen an Rom abliefern, bis sie schließlich 90 v. Chr. das röm. Bürgerrecht erhalten und damit nicht länger als eigenständige Kultur gelten.
Im 1. Jhrd. existiert ihr Land , das inzwischen VII. röm. Region ist, nur mehr in Erinnerung. Bald vermochte niemand mehr etruskisch zu sprechen oder zu schreiben. Nur die Religion und Sitten blieben lange Zeit erhalten.
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