Politischer und gesellschaftlicher Hintergrund zu Zeit Catulls
Politisch
Jahrhundert der Bürgerkriege
Triumvirat Caesar, Pompeius, Crassus
Konsulatsjahr des Quintus Metellus Celer
Gesellschaftlich
Entwicklung des Individuums, Staat verliert Loyalität und Respekt des Individuums
Die Neoteriker
"neoteroi" = "die Neuen, Jungen". Ausdruck gebraucht von Cicero in einem Brief an seinen Freund Atticus; Bezeichnung ist aber abfällig gemeint
Neoteriker entwickelten neben den traditionellen Dichtungsformen "Epos" und "Lehrgedicht" die "persönliche Dichtung" nach ihrem Vorbild Kallimachos. Sie schrieben kurze Gedichte in subjektiver Erlebnisdichtung Sie bringen ihre eigenen Gefühle in ihre Werke ein.
Haupt und "Lehrer": Publius Valerius Cato
Gaius Valerius Catullus
* 84 v. Chr. in Verona
V 54 v. Chr. in Rom
Wohlhabende Familie; Caesar selbst mit Catulls Vater befreundet.
Catull mit 20 Jahren nach Rom Rhetorikstudium; gelangt in Künstlerkreise, macht die Bekanntschaft mit der Dichtergruppe der Neoteriker;
Er verliebt sich in eine Clodia, die Gattin des Konsuls Quintus Metellus Celer, und schreibt zahlreiche Liebesgedichte; anstelle des Namens "Clodia" benutzt Catull das Pseudonym Lesbia; (Lesbia = "die von Lesbos" = "eine wie Sappho"; Sappho (600 v. Chr.) hat Catull in seinen Werken sehr beeinflußt; außerdem sowohl Clodia als auch Catull Anhänger der Sappho)
Werke
Insgesamt 116 Gedichte (carmina)
Der erste Teil (1-60) sind "nugae" = Lappalien, Bagatellen; kurze Gedichte (meist Hendekasyllabus).
Der zweite Teil (61-68) sind längere, "gelehrte" Gedichte (hauptsächlich Hexameter und elegische Distichen (Hexameter und Pentameter)).
Der dritte Teil (69-116) sind Epigramme in elegischen Distichen.
Gesondert ist ein Priapeum überliefert, ein Gedicht auf den Schutzgott Priapos (Fruchtbarkeitsgott, bekannt aus der Cena Trimalchionis).
Neoteriker - Thematik in den Gedichten: subjektive, lebendige Erlebnisdichtung (Naturbilder, Liebesdichtung, Hochzeitslied, private Satire)
Catull schreibt ab und zu auch über Politik, war aber trotzdem kein politischer Dichter (d.h. er will keine Auswirkungen auf die Gesellschaft haben, engagiert sich nicht für eine Veränderung)
Catull, c. 7
Quaeris, quot mihi basiationes
tuae, Lesbia, sint satis superque.
quam magnus numerus Libyssae arenae
lasarpiciferis iacet Cyrenis,
oraclum Iovis inter aestuosi
et Batti veteris sacrum sepulcrum,
aut quam sidera multa, cum tacet nox,
furtivos hominum vident amores:
tam te basia multa basiare
vesano satis et super Catullo est,
quae nec pernumerare curiosi
possint nec mala fascinare lingua.
Sekundärliteratur: * Catull, Sämtliche Gedichte, übersetzt von Otto Weinreich
* Manfred Fuhrmann, Römische Literatur
* Dr. Ludwig Bieler, Geschichte der römischen Literatur
* Michael von Albrecht, Geschichte der römischen Literatur
* Karl Büchner, Die römische Lyrik
* Gerhard Metzger, Lateinische Literaturgeschichte
* Dr. Heinrich Krefeld, Res Romanae
* Hans Peter Syndikus, Catull - Eine Interpretation (Erster Teil)
1) Politischer und
gesellschaftlicher Hintergrund zu Zeit Catulls
a) Politisch
Jahrhundert der Bürgerkriege
Triumvirat Caesar, Pompeius, Crassus
Konsulatsjahr des Quintus Metellus Celer ( Clodia)
b) Gesellschaftlich
Durch die politische Situation Entwicklung des Individuums, Staat verliert Loyalität und Respekt des Individuums; man beginnt öffentlich zu sagen, was man vorher unter Freunden geäußert hatte
Die Neoteriker
Der Begriff "Neoteriker" kommt vom griechischen "neoteroi" = "die Neuen, Jungen". Benutzt wurde dieser Ausdruck 50 v. Chr. von Cicero in einem Brief an seinen Freund Atticus; allerdings ist die Bezeichnung abfällig gemeint, denn Cicero hält nicht viel von dem neuen Stil, in welchem die Neoteriker schreiben.
Die Neoteriker waren eine Gruppe von Dichtern, die sich von den traditionellen Dichtungsformen abwandten. Der antike Dichter suchte sich ein Thema und schrieb darüber ein langes Epos oder ein Lehrgedicht, ließ aber nie seine eigene persönliche Meinung in den Text einfließen. Beispiel: Quintus Ennius (Annales; Epos in 18 Büchern: Geschichte Roms von Beginn bis zu seiner Zeit (~ 2. Jahrhundert v. Chr.) Bei den Neoterikern hatte sich das nun folgendermaßen geändert: Durch sie gab es nun noch eine dritte Form, die "persönliche Dichtung": Durch ihr Vorbild Kallimachos (310 - 240; Bibliothekar in Alexandrien, Wissenschaftler und Lyriker) entdeckten sie die Liebe zur kleineren Form, schrieben kurze Gedichte in subjektiver Erlebnisdichtung Sie bringen ihre eigenen Gefühle in ihre Werke ein. Dabei war das Schreiben selber eigentlich gar nicht das Ereignis, das die Tradition gebrochen hatte; die Tatsache, daß die Autoren ihr Werke veröffentlichten, war das Provozierende an den Neoterikern.
Als Haupt und "Lehrer" der Neoteriker gilt Publius Valerius Cato (nicht zu verwechseln mit dem Staatsmann Cato), ein Philologe (Sprachwissenschaftler) zur Zeit Sullas.
Biographie C. Valerius Catullus
* 84 vor Christus in Verona
V 54 vor Christus in Rom, also nur 30 Jahre alt geworden
Wohlhabende Familie; Caesar selbst mit Catulls Vater befreundet.
Catull mit 20 Jahren nach Rom Rhetorikstudium; in Rom gelangt er in Künstlerkreise, macht die Bekanntschaft mit der Dichtergruppe der Neoteriker;
Er verliebt sich in Clodia, die Gattin des Konsuls Quintus Metellus Celer, und schreibt an sie zahlreiche Liebesgedichte; Catull verwendete allerdings nicht Clodias wirklichen Namen, sondern er schreib die Gedichte an eine gewisse "Lesbia"; ein Pseudonym für Clodia hat er gewählt, um die Liebe nicht öffentlich zu machen; Erklärung für den Namen "Lesbia": wörtliche Bedeutung "die von Lesbos" = "eine wie Sappho"; Sappho, Dichterin, um 600 v. Chr. auf Lesbos geboren, hat Catull in seiner Dichtkunst stark beeinflußt. Clodia wie Catull waren beide Anhänger von Sappho, was wohl zu dem Pseudonym Lesbia geführt hat.
Werke
Insgesamt 116 Gedichte (carmina)
Der erste Teil (1-60) sind "nugae" = Lappalien, Bagatellen; dazu gleich ein Beispiel
Der zweite Teil (61-68) sind längere "gelehrte" Gedichte (z.B. 64: Hochzeit des Peleus und der Thetis)
(Hexameter und elegische Distichen (Hexameter und Pentameter))
Der dritte Teil (69-116) sind Epigramme in elegischen Distichen
Gesondert ist noch ein Priapeum überliefert, ein Gedicht auf den Schutzgott Priapos (Fruchtbarkeitsgott; bekannt aus der Cena Trimalchionis)
Neoteriker - Thematik in den Gedichten: subjektive, lebendige (!) Erlebnisdichtung (Naturbilder, Liebesdichtung, Hochzeitslied, private Satire)
Catull schreibt ab und zu auch über Politik, war aber trotzdem kein politischer Dichter (d.h. er will keine Auswirkungen auf die Gesellschaft haben, engagiert sich nicht für eine Veränderung)
Catull, c. 7
L Quaeris, quot mihi basiationes
K tuae, Lesbia, sint satis superque.
K quam magnus numerus Libyssae arenae
L lasarpiciferis iacet Cyrenis,
L oraclum Iovis inter aestuosi
K et Batti veteris sacrum sepulcrum,
L aut quam sidera multa, cum tacet nox,
L furtivos hominum vident amores:
K tam te basia multa basiare
L vesano satis et super Catullo est,
L quae nec pernumerare curiosi
K possint nec mala fascinare lingua.
Versmaß: Hendeka-syllabus (11-Siber): - - - ~ ~ - ~ - ~ - -
Übersetzung:
Du fragst, Lesbia, wie viele Küsse von Dir mir genug und mehr als genug sind.
Wieviel libyscher Sand (eigentl.: Wie groß die Zahl libyschen Sandes) liegt
zwischen dem Orakel des glühenden Jupiters und der heiligen Grabstätte des alten Battos,
oder wie viele Sterne, wenn die Nacht schweigt, die heimlichen Lieben der Menschen sehen:
so viele Küsse zu küssen sind dem wilden Catull genug und übergenug,
Küsse, die weder neugierige Menschen zählen noch böse Zungen (eigentl. Singular) behexen können.
Emotionen des Dichters sind wohl deutlich zu erkennen; mit diesem Gedicht führt er das Carmen 5 fort; dies beginnt mit "Laß uns, Lesbia, leben und lieben"; dieser Tonfall, diese Aufforderung hat Roms Leser natürlich überrascht, und er rief Ablehnung hervor. Mit "Quaeris" läßt er Lesbia bzw. Clodia nun auf das Carmen 5 reagieren.
Der unzählbare Sand und die unzählbaren Sterne sind schon in Werken anderer Dichter vorgekommen (z.B. bei Homer, Ilias); in diesem Gedicht ist aber der "Sand" besonders deutlich ausgeführt: Dreimal wird auf die libysche Wüste angespielt, und zwar mit "Libyssae arenae", die Nennung der Stadt Cyrene (eine Hauptstadt in Nordafrika), und durch die Eingrenzung des Gebietes durch "oraculum aestuosi Iovis" und "sepulcrum Batti". Der Grund für diese Anspielung ist folgender: Kallimachos, das Vorbild der Neoteriker, ist in Cyrene geboren; Cyrene wurde von Battos gegründet, weshalb Kallimachos seine Mitbürger und auch sich als "Batiaden" bezeichnete. Catull will also wieder an kallimacheische Dichtung erinnern.
Die "schweigende Nacht" trennt, wie auch schon das ferne Nordafrika im "Sandvergleich", die Liebenden von der lärmenden Großstadt Rom.
Der Höhepunkt des Gedichts ("tam te basia") wird besonders durch das "vesano" hervorgehoben; dieses Wort hat eigentlich einen negativen Beiklang; dadurch, daß sich Catull mit diesem Wort beschreibt, drückt er wieder das Anderssein der neuen Art aus, die ihn und die Neoteriker ausmacht.
Das Gedicht schließt wieder mit einer Abgrenzung der Liebenden von den übrigen Menschen, von denen niemand die beiden stören darf.
Politischer und gesellschaftlicher Hintergrund der Zeit der Klassik
Dauer: 60 vor Chr. (Lukrez, Catull) bis 14 nach Chr. (Tod Ovids)
* Politisch
88 - 82 Bürgerkrieg Marius - Sulla
60 Triumvirat Caesar, Pompeius, Crassus
Konsulatsjahr des Quintus Metellus Celer
* Gesellschaftlich
Entwicklung des Individualismus, der Staat verliert Loyalität und Respekt des Einzelnen
Die Neoteriker
Cicero: neoteroi neumodisch (abfällig gemeint!)
Sie wenden sich teilweise von traditionellen Dichtungsformen ab
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