Der Sklavenhandel
Hatte die Sklaverei die wirtschaftliche Blüte der antiken Hochkulturen mit
herbeigeführt, wurde seit der frühen Neuzeit der Sklavenhandel zu einem
»Produktionsfaktor«, der vor allem die Wirtschaft in der Neuen Welt, die vom
Export von Baumwolle und Tabak bestimmt wurde, prägte.
Nach neuesten Forschungen wurden fast 10 Millionen Sklaven im transatlantischen
Handel vom 16. bis zum 19. Jahrhundert verschifft. Der Bevölkerungsverlust
Afrikas durch die menschenunwürdigen Bedingungen auf den Transporten zur
Westküste und auf der Überfahrt muß allerdings auf insgesamt 15 Millionen
geschätzt werden.
Über die Hälfte der Sklaven erreichte die Neue Welt im 18. Jahrhundert, als
England aufgrund des Sieges im Spanischen Erbfolgekrieg und des
Asiento-Vertrages von 1713 den Sklavenhandel monopolisierte. Dabei erhielten
die Engländer das alleinige Recht, jährlich etwa 5000 Sklaven an die spanischen
Kolonien in Mittel- und Südamerika zu liefern. Hiervon profitierte insbesondere
Liverpool, das zum Zentrum des englischen Sklavenhandels wurde. Obwohl der
Sklavenhandel in England 1807 untersagt (Abolition) sowie auf dem Wiener
Kongreß 1815 international geächtet wurde, blieb die Sklaverei in Amerika noch
längere Zeit bestehen.
Überwiegend wurden männliche Schwarze exportiert, deren Muskelkraft - auch als
Ersatz für die der Kolonisation zum Opfer gefallenen Indios in der Karibik - in
den Gold- und Silberminen und auf den Zucker-, Baumwoll- und Tabakplantagen
gefragt war. Frauen wurden aufgrund ihrer Bedeutung für die Landwirtschaft und
für die Erziehung des Nachwuchses seltener verkauft. Für eine Sklavin wurde
dann ein erhöhter Betrag erzielt, wenn sie »noch nicht Mutter gewesen und ihr Busen
noch von jugendlicher Fülle und Elastizität« war, wie der Schiffskapitän
Joachim Nettelbeck in seiner »Lebensbeschreibung« vermerkt. Bei dem
Menschenhandel wurden die europäischen Waren (u.a. Stoffe, Alkohol) oft zu
einem überhöhten Tarif gegen die Sklaven eingetauscht.
Der europäische Imperialismus, der von der Kolonisation des durch den
Sklavenhandel wirtschaftlich und sozial geschwächten Afrikas profitierte,
führte einen »Kreuzzug« gegen die Sklaverei und ersetzte sie bis weit ins 20.
Jahrhundert durch die ebenfalls menschenunwürdige Zwangsarbeit.
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