In der Kunstgeschichte des 20. Jh. war Piet Mondrian ein Bahnbrecher der abstrakten Malerei und der entschiedenste Vorkämpfer der Objektivität, also einer überpersönlichen Gesetzmäßigkeit, die sich zum obersten Prinzip seiner Kunst erhob. Seine Werke (meist Öl auf Leinwand od. Karton), gegenstandslose Bilder, deren Wirkung hauptsächlich auf Linien und Primärfarben basiert, übten großen Einfluß auf die weiter Entwicklung aus, nicht nur auf die Malerei, sondern auch auf die Bildhauerei, die Architektur und die angewandten Künste.
Viele seiner Meisterwerke gehen von dem vorhergehenden Motiv aus ("immer weiter"). Jedes Bild war eine neue Erfüllung, ein weiterer Schritt auf das Ziel zu, das sich auf das Grundprinzip, eine naturunabhängige Ordnung, konzentriert. Dabei erlangen Linien (vereinfachte, klare Struktur; Gitternetz von horizontalen und vertikalen Pinselstrichen) und Farben (einfach und doch strahlend; reine F.: Rot, Gelb, Blau) immer größere Bedeutung, d.h. Reduzierung der Formen (totale Abstraktion, absolute Ausschaltung der sinnlichen Wahrnehmung), gesteigert durch den Farbkontrast. Der rechte Winkel und die gerade Linienführung schafft die Gleichgewichtsbeziehung von Ausdehnung und Begrenzung (Raumerscheinung). Einzelne Farbflächen sollen nicht als isolierte Farben für sich wirken, sondern werden von Rechtecken begrenzt.
Die Zwischenstadien sind interessant und für die Entfaltung der neuen Malweise ebenfalls von großer Bedeutung:
Vom Kubismus beeinflußt zerlegte Piet Mondrian zunächst Naturformen und Stilleben in abstrakte Muster (kubisch- geometrische Formen).
Bald darauf malte er Ovale Kompositionen aus ungeordnete Elemente und unklare Formen. Meist verwendete er zugunsten der Formen reduzierte Töne, wie Ocker, Gelb, Grau und Hellgrau-Blau.
Wenig später wurden die Primärfarben Rot, Gelb, Blau immer mehr bedeutend für seine Bilder. Auch zeichnete er größere Elemente und deutlich sichtbare Formen.
Mit der Zeit verzichtete er immer mehr auf Diagonale und gekrümmte Linien.
Bald darauf löste er sich endgültig von den kubischen Prinzipien. Die Farbe war nicht mehr der Form untergeben. Seine Werke basierten nun nicht mehr auf visuelle Wahrnehmung, sondern auf der Harmonie des Gesamtbildes. Gegenständliches war nicht mehr erkennbar.
Der Beginn der Reihe von neoplastischen Bildern basierte auf der streng geometrischen Aufteilung und der Objektivität. Es entstand eine neue Einheit von Farbe und Linie. Die verlängerten Linien führten zu Rechtecken, die die Farben umschlossen. Allmählich malte er auch breitere Linien (zunächst gleich, später verschieden breit) und verwendete ausschließlich reine, kräftig strahlende Farben.
Zunächst vereinigte er verschiedene Quadrate, gefüllt mit Farben, zu einem Rechteck. Auch die Farbe Schwarz füllte Quadrate. Später dominierte der Klang einer einzigen Grundfarbe, nämlich Rot. Die größere Ausdehnung der weißen Farbe ist ebenfalls charakteristisch für diese Zeit. Stets behielt er den Stil der Gleichgewichtsbeziehungen zwischen Linie und Farbe und der fortschreitenden Vereinfachung. Manchmal verwendete er auch gar keine Farbe, und versuchte einzig anhand der schwarzen Linien eine Harmonie zu erzielen.
Ein beliebte Form des Künstlers war die Raute, in der die horizontalen und senkrechten Linien nicht mehr eingeengt, sondern unendlich wirkten. In vielen seiner anderen Werke kann die Phantasie des Betrachters ebenfalls die Weiterführung der Darstellung außerhalb des Bildes vollenden.
In seinen letzten Werken traten an die Stelle der schwarzen Linien und Farbflächen farbige Streifen (Effekt der Überschneidung) oder rhythmisch aneinandergereihte Farbkompositionen (Broadway und Victory Boogie-Woogie; Flimmereffekt). Er verwendete bunte Papierstreifen als Hilfe, um die gewünschte Wirkung zu erzielen (Effekt der Überschneidung).
Inspirationsquellen:
Begründer der "nach- malerischen Abstraktion" (Farbe als reine Ausdruckskraft: chromatische Farbflächen als Flimmereffekte)
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