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Kunsthalle

VORBEMERKUNGEN


Die Geschichte der Kunsthalle und des Museumsquartiers sind eng miteinander verbunden. Die Idee, eine Kunsthalle in Wien zu schaffen, entstand überhaupt erst während der Überlegungen zum Bau eines Museumsquartiers.

Ich werde deshalb zunächst die Entwicklung des Museumsquartiers beschreiben, soweit es auch die Vorgeschichte der Kunsthalle ist, dann auf die Kunsthalle näher eingehen und abschließend die Geschichte des Museumsquartieres von ihrem Beginn bis jetzt schildern.




die kunsthalle wien




Wien fehlte seit Jahrzehnten sowohl ein Museum für moderne Kunst als auch ein großzügiger Ausstellungsraum für internationale (Wander-)ausstellungen.

So empfahl schon 1981 die damalige Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg in einem Exposé die Nutzung der 1719 - 1723 von Fischer v. Erlach erbauten Hofstallungen für diese Zwecke.

Die Hofstallungen, die gegenüber dem Kunst- und dem Naturhistorischen Museum liegen, wurden ab 1921 von der Wiener Messe genutzt.

Der nächste Wissenschaftsminister Heinz Fischer setzte sich weiter für das Museumsquartier im Messepalast ein, während sich der damalige Finanzstadtrat H. Mayr für eine Nutzung als Hotel und Bautenminister K. Sekanina für ein Einkaufszentrum aussprachen. Fischer konnte sich aber durchsetzen und gab im Jahr 1984 ein umfassendes Museumskonzept in Auftrag. 1988 wurde festgelegt, daß das Museumsquartier folgende Sektionen umfassen sollte:

n     ein Museum der Kulturen,

n     das Museum moderner Kunst,

n     die Sammlungen Essl und Leopold

n     und eine Kunsthalle.[1]

Die Kunsthalle sollte vorgezogen werden und bis zur Weltausstellung 1995 fertiggestellt sein.

Dabei wurde zuerst an eine Adaptierung der ehemaligen Winterreithalle gedacht, die aufgrund des Denkmalschutzes erhalten werden mußte. Da sich die Winterreithalle aber dafür nicht eignete, mußte man nach einer anderen Lösung suchen.

Schließlich, im Mai 1990 konnte die Festwochenausstellung "Von der Natur in der Kunst" in der Reithalle stattfinden. Der Wiener

Architekt Adolf Krischanitz hatte mit einer "demontablen Schachtel mit Oberlicht"[2] die Hülle für Weiermeiers Installation geschaffen. Die "Schachtel" konnte über eine semitransparente Rohrbrücke betreten werden, die gleichzeitig als Visierlinie, Portikus, Luftröhre, Einzug und Abzug der "Natur in der Kunst" verwendet werden konnte.

Die Halle diente als neutralisierender und klimatisierter Innenraum.


Städtebauliche Situation und Lage


Da es klar war, daß es noch Jahre dauern würde, bis mit dem Bau des Museumsquartiers überhaupt begonnen wird, entschloß man sich dafür, diese "Schachtel" für einen temporären Bau zu adaptieren.

Dieser sollte am Karlsplatz, an der westseitigen Wiener Haupteinfallsachse für motorisierten Verkehr, der Wienzeile, errichtet werden. Diese Richtung, die bisher in der diffusen Weite des Karlsplatzes versickert ist, erhielt mit der trockenen Baumaßnahme der Halle und vor allem mit dem portalartigen Steg eine abschließende Verlängerung.

Die Ausrichtung der Kunsthalle parallel zur verlängerten Wienzeile weist auf verschiedene historische Vorbilder (unter anderem die Verlängerung der Nachmarktes etc.) hin, ergibt einen sehr interessanten geschützten Raum an der Rückseite der Anlage und geht keine sinnlosen Parallelitäten mit den mächtigen Platzwänden des Karlsplatzes ein.[3]

Mit dieser zentralen Standortwahl ergibt sich ein "Kulturkorso" zwischen Secession, Akademie, Künstlerhaus und Technischer Universität genau an der Grenze zwischen dem ersten und dem vierten Wiener Gemeindebezirk.


Zudem ist die Kunsthalle am Karlsplatz relativ leicht über öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen: an der U-Bahn-Station Karlsplatz halten gleich drei U-Bahnlinien, die U1, die U2 und die U4.


Dadurch, daß die Grundkonstruktion der Winterreithalle weiterverwendet werden konnte und nur noch durch mehrere technische Equipments, wie Klimaanlage etc. ergänzt werden mußte, war diese Lösung kostengünstig und praktisch zugleich.

Die Halle ist nur für eine temporäre Nutzung gedacht und in kürzester Zeit auf- und abbaubar. Die Fundamente sind Betonfertigteile, die die Gebäude nur punktuell abstützen und die, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, wieder ohne Probleme entfernbar sind.


Unter Wiens Bevölkerung löste die Halle wenig Gegenliebe aus: Wiens Stadtplaner Roland Rainer sprach sich gegen die Kunsthalle aus und bezeichete das Gebäude als "von plumpen Treppenaufgängen flankierten Stahlkubus"[4].

Im Herbst 1997 mußte die Kunsthalle wegen einer Generalrenovierung vorrübergehend schließen, die die Halle bis ins Jahr 1999 haltbar machen soll - bis dahin erhofft man sich die endgültige Übersiedlung ins Museumsquartier.

Der über die Fahrbahn gebaute Tubus wäre zur Demontage fällig, da man ihn nicht betreten darf.

Er ist eigentlich schon seit der Eröffnung sinnlos, da den Passanten der Ein- beziehungsweise Hinunterblick in das Innere der Halle verwehrt wurde: die Glaswände der Röhre waren mit Plakaten verklebt. Damit wurde die "interessanteste Architekten-Idee in diesem Mehrzweckbau kaputtgemacht."[5]


Die Kunsthalle Wien wurde am 5.September 1992 eröffnet. Die erste große Ausstellung war Haus-Rucker-Co gewidmet, einer österreichischen Architektengruppe, aus der die Architektengemeinschaft Ortner & Ortner hervorgegangen ist: jenes Architektenduo, das gemeinsam mit Manfred Wehdorn für die Planung des künftigen Museumsquarieres verantwortlich zeichnet.



Baubeschreibung


Die Gebäudeanlage besteht aus zwei Hallen, die mit unterschiedlichen Höhen hintereinander angeordnet sind. Der eigentliche Ausstellungsraum, die große Halle, ist 54 m lang, 17,6 m breit und 9,1 m hoch: das ergibt das relativ klare Verhältnis 6:2:1. Sie ist dafür geeignet, Veranstaltungen wie Theater- und Filmaufführungen und vor allem Ausstellungen der bildenden Kunst aufzunehmen. Über diese Nutzungen hinaus wäre es denkbar, auch Veranstaltungen des Bezirkes oder der Technischen Universität hier unterzubringen.

Auf einem Feld von Einzelfundamenten ruht eine Schar kräftiger Stahlträger (dunkelblau), auf denen 16 Rahmen (hellblau) aufgeständert sind. Die Träger ragen über die Fußpunkte der Rahmen hinaus, so daß letztere zur Aussteifung zu den Trägerköpfen hin abgespannt werden können.

In der anderen Hauptrichtung sind jeweils die Endfelder der Seitenwände mit einem liegenden K-Fachwerk versteift.

Die Abspannungen verweisen deutlich auf den provisorischen Charakter des Bauwerkes: für eine längere Lebensdauer hätte man eine geschütztere Konstruktion gewählt. Die gesamte Tragkonstruktion ist von außen sicht- und ablesbar. Skelett und Sehnen sind nach außen gekehrt; die neutrale Haut, gedacht als Hintergrund für die wechselnden Ausstellungen, liegt an der Innenseite.

Von der vorbeiführenden Straße abgewandt befindet sich der Eingang. Auf dieser Seite ist ein niedrigerer und kürzerer zweiter Quader vorgelagert, der mit dem benachbarten U-Bahn-Entlüftungsbau einen ansprechenden, von Platanen beschatteten Außenraum bildet, der vom Kunsthallen-Café genutzt wird. 

Die kleinere Halle mißt 32,4 x 10,6 x 3,3m und beinhaltet ein klimatisiertes Depot, einige Büroeinheiten, die Eingangsghalle und ein kleines Café mit Küche und Nebenräumen.

Hier nun besteht zwischen Tragkonstruktion und dem System der Trennwände ein eigenartiges Ringen: Ihre Raster sin derart verschoben, daß sie jeweils hart aneinander vorbei führen.


Damit werden einerseits konstruktive Konflikte vermieden, andererseits wird einer vordergründigen ästhetischen Harmonisierung ausgewichen, daß heißt es entstehen Konflikte mit unseren Sehgewohnheiten, ja sie werden fast gesucht. Außerdem werden Lücken geschaffen, die sich funktional nützen lassen und sei es als Lüftungsklappen.[6]


Durch einen kurzen, verglasten Verbindungsgang gelangt man über die Querachse in die Halle. Sie ist innen nur um Dezimeter kleiner als außen: ein sogenannter Einraum. Weiß neutralisierte Wände, durchscheinene Platten unter regelmäßig verteilte Lichtkuppen an der Decke und rohes Industrieparkett am Boden erzeugen die Raumstimmung.

Mitten durch den Raum führt die Röhre des Stegs, der keinen Einblick bietet. Seine beiden Treppenaufgänge sind sehr verschieden: Der im Girardipark ist breit und einladend und führt in aussichtsreiche Höhe, während der Treppenaufgang an der Eintrittsseite fast verschachtelt wirkt. Zwar bildet er einen Baldachin für die ankommenden Besucher, aber diese müssen auf den Weg zwischen den Stützen achten, um die Eingangsachse nicht zu verpassen, denn hier treffen wir wieder auf ein Spiel mit versetzten Achsen.




Klimatisierung

Die Heizung und Vollklimatisierung der Halle erfolgt mittels Klimaaggregaten, einer Kältemaschine und Gebläsekonvektoren durch Anschluß an das Fernwärmenetz.


Licht

Die Belichtung der Ausstellungshalle ist über das Dach, das mit 39 Lichtkuppeln ausgestattet ist, und über eine abgehängte Decke gewährleistet. Dieser Zwischenraum wird auch zur Unterbringung der Beleuchtung genutzt.






Programm


Das Programm der Kunsthalle Wien konzentriert sich auf Präsentationen zeitgenössischer Kunst und der Kunst der Klassischen Moderne, wobei insbesondere die Zusammenhänge von der Moderne zum aktuellen Zeitgeschehen hin vermittelt werden. Diese Vermittlung erfolgt primär über themenspezifische Ausstellungen (wie bisher z.B. bei Glaube Hoffnung Liebe Tod, Wunschmaschine Welterfindung, :Engel :Engel). Ebenso widmet sie sich den gattungs- und grenzüberschreitenden Tendenzen im Bereich der Künste - u.a. durch Integration von Video (Gary Hill, Rebecca Horn, Dara Birnbaum), Film/Fotografie (Magnum Cinema, Illusion-Emotion-Realität, Lust und Leere), "experimenteller" Architektur (Archigram, Die Schrift des Raumes) und in Zukunft  gerade in Verbindung mit der geplanten Veranstaltungshalle - auch verstärkt durch Performances, Konzerte und Symposien. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Präsentation von internationalen und österreichischen Künstlern unter Berücksichtigung der programmatischen Schwerpunkte der Kunsthalle Wien (Heinz Gappmayr, Matthew Barney).

Im Wechsel mit thematischen Ausstellungen und solchen zur "Klassischen Moderne" werden Projekte auch im Rahmen der Wiener Festspiele realisiert. So fanden bis jetzt Festwochen-Ausstellungen zum Thema kultureller Erinnerungsbilder, historischer und moderner Technologie sowie Kunst und Sprache statt.

ie fünf Schaufenster gegenüber der Kunsthalle Wien am Karlsplatz wurden erstmals im Rahmen der Ausstellung Doubletake vom Künstlerduo Peter Fischli/David Weiss für eine Installation im Öffentlichen Raum genutzt. Dort finden seit jeher jüngere österreichische und internationale Künstler die Gelegenheit, eigenständige Projekte zu realisieren, die eine Verbindung zwischen dem urbanen Raum und der Kunsthalle herstellen.


Kunsthalle Wien im Museumsquartier


Am 15. Dezember 1995 hat die Kunsthalle Wien mit der Ausstellung Auf den Leib geschrieben einen weiteren temporären Ausstellungsraum eröffnet: eine Dependance im Museumsquartier.

Die Aktivitäten der Kunsthalle Wien im Museumsquartier können als erster Schritt zu einer endgültigen Übersiedelung in die zu errichtende Kunst- und Veranstaltungshalle im Museumsquartier als zukünftige Heimstätte der Kunsthalle Wien im Bewußtsein verankert werden.

Die vorrübergehende Nutzung des Areals eröffnet bei allen technischen und infrastrukturellen Beschränkungen die Chance, österreichische Kunst der Gegenwart auch in ihren Bezügen zu internationalen Strömungen stärker als bisher möglich zur Geltung zu bringen. Darüberhinaus wird aber auch weiterhin den grenzüberschreitenden Tendenzen im Bereich der Künste verstärkt Rechnung getragen.



Öffnungszeiten:


Beide Gebäude der Kunsthalle sind täglich außer Dienstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet; am Donnerstag sogar bis 20 Uhr.



Eintrittspreise:


In der Kunsthalle am Karlsplatz kostet eine Eintrittskarte für Erwachsene 80 Schilling; ermäßigt 60 Schilling. Im Museumsquartier bezahlt man 40 Schilling.

Will man beide Ausstellungsräume besuchen, kann man eine Kombikarte um 100 Schilling (ermäßigt 80 Schilling) kaufen. Jeden Montag ist Studentenmontag, an dem Studenten nur 40 Schilling Eintritt bezahlen.



Führungen:


Führungen finden in der Kunsthalle am Karlsplatz jeden  Donnerstag um 18 Uhr, Samstag 15 Uhr und Sonntag um 11 und um 15 Uhr statt.

Im Ausstallungsraum im Museumsquartier gibt es nur einmal pro Woche eine Führung: sonntags um 15 Uhr.

Für Gruppen ab 5 Personen werden mit Voranmeldung mindestens 4 Tage vorher werden auch Spezialführungen angeboten - auch in den Sprachen Englisch, Französisch oder Italienisch.


Zusätzlich gibt es noch Dialogführungen: geladene Experten sprechen über die laufende Ausstellung und nehmen Bezug über ihr Fachgebiet. Die Referenten und die Termine werden jeweils zur Ausstellung bekanntgegeben.


Studentenführungen werden gerne auf Anfrage organisiert und nach Thema der Ausstellung regelmäßig angeboten. Nach Absprache können auch Seminare in der Ausstellung abgehalten werden.


Kinder/Familien:


Familien mit zwei Erwachsenen und Kindern haben ermäßigten Eintritt.

Es gibt spezielle Familientage, bei denen Kinder und Jugendliche an Wochenenden zu einem besonderen Programm geladen werden.

Auch am Ferienspiel der Stadt Wien nimmt die Kunsthalle regelmäßig teil.

Dazu wird noch eine SchülerInnenaktion angeboten, bei denen sich Kinder und Jugendliche je nach Altersgruppe spielerisch und selbst aktiv mit Themenschwerpunkten der Ausstellungen auseinander. LehrerInnenführungen, die gesondert angekündigt werden, bieten die Möglichkeit zur Vorabinformation.


Caféhaus:


In der Kunsthalle Wien am Karlsplatz gibt es ein Café-Restaurant mit Gastgarten, das auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich ist: es ist täglich von 10 bis 2 Uhr geöffnet.











Das Museumsquartier


Die Hofstallungen von Fischer von Erlach

Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts erstreckte sich das Glacis vor dem äußeren Burgtor. Nachdem die Türkengefahr für immer gebannt und der osmanische Erbfeind bis an die untere Donau zurückgedrängt war, konnte die Haupt- und Residenzstadt des Kaisers aufatmend das enge Korsett der mittelalterlichen Festung sprengen. Die neue Lebensfreude, das überschäumende Machtgefühl Habsburgs fand im barocken Baustil seinen Ausdruck. In den Vorstädten Wiens entstanden nun Adelspalais, die Kirchen - oder was von ihnen nach der Türkenbelagerung übriggeblieben war -  wurden barockisiert oder im barocken Stil neu errichtet, und auch das wohlhabende Bürgertum eiferte mit seinen Häusern dem Vorbild, das Adel und Klerus gaben, nach.

Der Kaiser brauchte nun nicht mehr um seine Pferde und seinen Wagenpark zu fürchten, wenn sie außerhalb der Stadtmauern untergebracht wurden. So wurde Österreichs größter Barockarchitekt, der Erbauer der Karlskirche, Johann Fischer von Erlach, damit beauftragt, Pläne für ein Hofstallgebäude auf dem Glacis vor dem Burgtor zu entwerfen.

Der langgestreckte Komplex gegen das Glacis und die Hofburg, der - um diese nicht zu überragen - größtenteils nur zweigeschossig werden durfte, war nicht leicht repräsentativ zu gestalten. Giebelrisalite machten die beiden Seitenflügel zu kleinen Palais, der Mittelteil mit dem Hauptrisalit und den elf Achsen ist fast wie eine Neuauflage des ebenfalls von Fischer von Erlach erbauten Palais Trautson. Neu jedoch war, daß das Dach - ursprünglich mit figurenbesetzter Attika - sichtbar ist.

Fischer, der 1723 im Alter von 67 Jahren starb, konnte das Hofstallgebäude, dessen Bau 1719 begonnen worden war, nicht mehr vollenden. Diese Aufgabe übernahm sein Sohn Joseph Emanuel. Er nahm kleine Veränderungen vor, und 1723 konnte der Bau seiner Bestimmung übergeben werden. 600 Pferde fanden darin Platz. Der im 19. Jahrhundert weiter verfolgte Gesamtausbau stützte sich in den Grundintentionen teilweise noch auf das Projekt Fischer von Erlachs, die Großzügigkeit der Gesamtanlage wurde Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Bau einer zentralen Reithalle gestört. Außerdem kam der Trakt an der Mariahilferstraße hinzu, weiters der hintere Gebäudekomplex. Hier wurden die Wagenburg mit ihrer großen Sammlung an Staatskarossen und Prunksätteln (heute in Schönbrunn), die Winterreitschule, die Hofjagd- und Gewehrkammer untergebracht.

Mit der Erfindung des Autos hatte das Hofstallgebäude seine Bestimmung überlebt und wäre wohl auch ohne den Zusammenbruch der Monarchie bald anderen Zwecken zugeführt worden. Im Jahr 1921 wurde der Gebäudekomplex der Wiener Messe zur Nutzung übergeben, die das Gelände für ihre Zwecke anpaßte. Der heutige Zustand der Hofstallungen ist geprägt von zahlreichen Zu- und Einbauten des 20. Jahrhunderts, mit oft zufälligen Nutzungen und einem schlechten Bauzustand.[7]

Als Anfang der achtziger Jahre eine Aussiedlung der Wiener Messe AG aus dem Areal in Aussicht genommen wurde, wurden verschiedenste Nachfolgenutzungen ins Gespräch gebracht, so unter anderem ein Konferenzzentrum, kommerzielle Nutzungen oder auch ein österreichisches "Centre Pompidou".


architektenwettbewerb

1986 schrieb man endlich einen internationalen Architektenwettbewerb aus, an dem 88 Architekten aus 11 Nationen teilnahmen. Ein Jahr später wurden davon 7 für die zweite Runde weiterempfohlen.          Schon damals wurde kritisiert, dass dies nur ein Alibi- Wettbewerb sei, dass die Architekten ein nicht vorhandenes Museumskonzept zu gestalten hätten, da in der nächsten Zeit ohnehin kein Geld vorhanden wäre . Es war also die Aufgabe der Architekten, mangels eindeutiger funktioneller Vorgaben den Weg einer zukünftigen Architektur vorzudenken. Die Teilnehmer erhielten zwar eine "Prioritätensammlung" wünschbarer Museen und Sammlungen, die in den Messepalast einziehen könnten, aber kein klar vorgegebenes Nutzungsprogramm. Aus der Forderung nach Durchgängigkeit und Nutzungsmischung ergab sich für die Architekten die Aufgabe, den grössenmässigen Umfang der nichtmusealen Nutzungen auf dem Areal selbst zu definieren.

Zudem erleichterte die schon beschriebene städtebauliche und denkmalpflegerische Ausgangssituation die Aufgabe nicht gerade.

Die wesentlichsten Teile des von Erlach erbauten Gebäudekomplexes wurden von den meisten Teilnehmern in ihrer Grundsubstanz respektiert.

Die barocke Gesamtanlage stand in einer Achsenbeziehung zum mittelalterlichen Kern der Burg, der Haupttrakt ist aber heute zu dem von Gottfried Semper 1870/71 geplanten "Kaiserforum" und zur "Neuen Hofburg" abgeschwenkt. So gab es damals Vorschläge, den Hofstallungen einen achsenkonformen Vorbau zum "Kaiserforum", das die beiden Hofmuseen und die Neue Hofburg umfaßt, vorzusetzen. Rudolf Oertel wagte 1947 den Vorschlag, das "Kaiserforum" mit Museumsbauten in den angrenzenden Bezirk auszudehnen.

Einige Wettbewerbsteilnehmer versuchten, an solche Ideen anzuknüpfen. Heute stellt sich aber das Problem, dass der Vorplatz vor dem Messepalast durch eine stark befahrene Strasse vom anschliessenden Forum getrennt ist. Laurids Ortner, der auch schliesslich den Wettbewerb gewinnen sollte, schlug vor, den Verkehr abzusenken und mit neuen Bauteilen eine Verbindung zu den Semper-Bauten (das Kunst- und das Naturhistorische Museum) herzustellen. Unter den Siegern der ersten Wettbewerbsphase war auch Hans Hollein, dem man fast einen Direktauftrag gegeben hatte. Er reichte sein Projekt aber in der zweiten Runde nicht termingerecht ein und schied somit aus.

In der zweiten Wettbewerbsphase wurde den Architekten die Aufgabe gestellt, auf die geänderten museumspolitischen Voraussetzungen, die sich nach Abschluß der ersten Phase ergeben hatten, eine schlüssige Antwort zu finden.

Im April 1990 bestimmte die Jury das Modell des Linzers Laurids Ortner einstimmig zum Wettbewerbssieger.

Es wurde eine Errichtungs- und Betriebsgesellschaft gegründet, die sich mehrheitlich in Bundesbesitz befindet und die die Errichtung des Baus - ab 1992 -  und den Betrieb ermöglichen soll.

Damals stellte man sich eine Fertigstellung des Museumsquartiers bis zur EXPO 1995 vor.

Um eine Abgeschlossenheit der Anlage als reines Kunst- un Kulturzentrum zu vermeiden, wurde durch die Einbeziehung einer breiten kommerziellen Nutzung eine offene Mischung verschiedener Bereiche angepeilt: Läden, Cafés und eine Vielzahl von Plätzen und Durchgängen sollten eine breite Transparenz für ein breites Publikum schaffen.



Das Siegermodell von Laurids Ortner


Der Entwurf für das neue Museumsquartier mißt dem langgestreckten Fischer-von-Erlach-Bau die Rolle einer wertvollen Stadtmauer zu, die nach vorne den Abschluß des Kaiserforums und dahinter komprimiert eine "Stadt in der Stadt" entwickelt. Dabei sind die urbanen Muster, die aufeinandertreffen, von Bedeutung:

1.) Die imperiale historische Ordnung, die sich von vorne mit      den beiden Semper-Museen axial auf den Haupteingang des Fischer-Baues schiebt und

2.) das Mietshausquartier des 7. Bezirkes, das schräg von      

rückwärts hereindrängt.

Diese beiden Richtungen werden zu Richtlinien für die Anordnung der Bauten im Museumsquartier. Was dabei entsteht, ist eine sich immer wieder kreuzende Anlage von Baukörpern und Freiflächen, die scheinbar ungeordnet wirkt, der aber als Entstehungmuster die "Kreuzung der monarchistischen Monumentalordnung mit jener der demokratischen Gewachsenheit"[9] zugrunde liegt. Die Neubauten erheben sich hinter der langgestreckten, niedrigen Barockfassade des palastähnlichen Hauptgebäudes der ehemaligen kaiserlichen Hofstallungen.


1990, als dieses Modell entstand, sollten im Museumsquartier das Museum Moderner Kunst (MMK), die Kunsthalle und eine frei nutzbare Halle sowie ein Museum österreichischer Moderne (Sammlung Leopold) und das Medienforum, daß ein Film- und Fotografiemuseum, ein Medienmuseum und eine Bibliothek beinhaltet, untergebracht werden.


Zentrale Rolle bei der Erschließung des Geländes kommt der Winterreithalle zu, einem denkmalgeschützten Bau in der Mitte des Areals. Diese Halle wird als gemeinsames Foyer für das MMK, Kunsthalle und der Multifunktionalen Halle zum zentralen Umschlagplatz, der auch außerhalb der Museumszeiten mit seinen Läden und Einrichtungen nutzbar ist.

Betritt man die Halle über die bestehende Freitreppe, so befindet man sich in einem lichtdurchfluteten Raum mit Sitzgruppen und Bars, von dem es nach links zum Museum Moderner Kunst geht und nach rechts zur Kunsthalle.

Mit der Winterreithalle eng verknüpft sind auch die wichtigen Durchwege zur dichtbesiedelten Bebauung des 7. Bezirkes.


Der größte einzelne Komplex ist das Museum Moderner Kunst: Ein kubischer Block, der durch seine doppelschalige Hülle aus Stahlraster und Glas tagsüber dunkel und geschlossen erscheint, nachts aber als Ganzes von innen her leuchtet. Ein zehn Meter breiter "Skulpturensteg" durchdringt diesen Kubus in einer Höhe von sieben Metern. Er bildet den optischen Schwerpunkt für einen großzügigen Luftraum, der durch alle Geschoße reicht. Als Passant des Museumsquartiers kann man diesen Bereich parallel zum "Skulpturensteg" durchschreiten und von hier einen Blick durch die großen Glasoberlichter in die darunterliegende Wechselausstellung werfen, ohne mit den musealen Sicherheitsvorkehrungen in Berührung zu kommen.

Im Neubau des MMK wird es erstmals möglich sein, die seit den frühen sechziger Jahren von der Republik Österreich aufgebaute Kunstsammlung übersichtlich und unter besten konservatorischen Bedingungen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Seit seiner Gründung am Beginn der 60er Jahre ist das MMK in Provisorien untergebracht, in einem nach Wien übersiedelten Weltausstellungspavillion von 1958 und in einem barocken Palais.

Das neue Museum mit einer Nettogeschoßfläche von 21.000m² verfügt über 8.000m² Ausstellungsflächen für die Sammlungsbestände sowie über größere und kleinere Wechselausstellungsräume. Für die Arbeit von Künstlern im Museum stehen differenzierte "Freiräume" für Installationen, Projekte und Aktionen zur Verfügung.

Die museologische, technische und statische Konzeption des Gebäudes ermöglicht die freie Kombination aller Kunstgattungen, wie beispielsweise die Plazierung schwerer Skulpturen in den Ausstellungsräumen aller Hauptgeschoße, die Einrichtung eigener AV-Medienräume in allen Bereichen der Sammlung und die Installierung einer Studiengalerie als Verbindung zwischen den ständigen Ausstellungsräumen und dem Hauptdepot. Durch das gesamte Gebäude zieht sich ein differenziertes Angebot an Informations- und Vermittlungsräumen, wobei darauf geachtet wird, daß Werrezeption und -vermittlung eng miteinander verknüpft sind, ohne sich gegenseitig zu stören.


Ein ähnliches "gläsernes Prinzip", bei dem Inhalte der Gebäude auch von außen sichtbar gemacht werden sollen wird auch bei der Kunsthalle und der Multifunktionalen Halle angewandt: letztere hat an ihrer Stirnseite, auf die die Siebensterngasse nun parallel zuläuft, ein überdimensionales Fenster, das von außen den Blick in den Schnürboden freigibt. Im Rahmen des Gesamtkonzepts des Museumsquartiers spielt die Veranstaltungshalle für experimentelle Theater-, Tanz- und Musikereignisse eine große Rolle. Ihre Lage zwischen dem Museum Moderner Kunst und der Kunsthalle ermöglicht ein Zusammenspiel der Nutzungen, sei es für kulturelle Begleitlehrveranstaltungen, Symposien, Eröffnungen, Sponsorenveranstaltungen und anderes mehr.



Die Kunsthalle mit ihrer dem MMK gegenüberliegenden Front bietet nach außen die Möglichkeit zur freien Inszenierung als Platzwand und nach innen den Blick in das über die gesamte Längsseite gestreckte Treppenhaus, in dem die Kunstwerke gleichzeitig museal geschützt sind und nach draußen wirken können. Sie ist als Veranstaltungsort für die Produktion und Übernahme großer, mittlerer und kleiner kunst- und kulturhistorischer Ausstellungen mit internationalem Anspruch konzipiert.

Die Kunsthalle weist eine Nettogeschoßfläche von 11.000m² auf. Zur Verfügung stehen in drei Geschoßen drei unterschiedlich große Ausstellungshallen, die 1,400m², 900m² und 600m² groß sind. Diese Hallen können bei Bedarf in kleinere Einheiten unterteilt werden.


Neben dem zentralen Umschlagplatz Winterreithalle gibt es an der Mariahilferstraße ein zweites Zentrum. Auf der Ebene der Mariahilferstraße erstreckt sich ein großer Hof, der unter dem Fischer-Bau durchführt.

An den Stirnseiten dieses Hofes stehen sich zwei gleich große Kuben gegenüber, in denen das Film- und Fotografiemuseum einerseits und wesentlicht Einrichtungen des Museums Österreichischer Moderne untergebracht sind.


Auf der Burggassenseite der ehemaligen Hofstallungen, im Staatsratshof, befindet sich das Medienzentrum. Als eigenständiger Baukörper dringt es in die vorhandene Bausubstanz und kann so mit den bestehenden Räumen die funktionellen Anforderungen erfüllen. Im Mittelpunkt steht eine Mediathek, in der der Öffentlichkeit ein leichter Zugang zur Informationsfülle der Wiener Medienarchive geboten wird, aber auch der Zugriff auf die Bestände internationaler Medienzentren erfolgen kann. Weiters ist ein lebendiges und kritisches medienspezifisches Aktionsforum in Verbindung mit einer Ausstellungsplattform für die verschiedensten Phänomene der Medienwelt geplant. Dort soll auf freie, unterhaltsame, kreative und künstlerische Art und Weise die Wirklichkeit und die Wirksamkeit der Medien vermittelt und kritisch durchleuchtet werden.[10]


Drittes Element des Medienforums - neben Film- und Fotografiemuseum und Medienmuseum - ist der Informations- und Leseturm. Er steht als Abschluss der der Kunsthallenfreitreppe neben dem Haupteingang des Fischer-Traktes, knapp herangeschoben an die Hoffassade.

Die auf Kunst und Kultur spezialisierte Freihandbibliothek, die hier untergebracht ist, wird auf zehn doppelgeschoßige Etagen verteilt. Die einzelnen Geschoße haben mit ihren etwa 100m² Fläche ausgesprochen intimen Studiencharakter. Die Bibiothek soll nicht nur Bücher, sondern auch Zeitschriften, CDs und CDRoms umfassen.

Der 67m hohe Turm überragt als wichtiges architektonisches und stadträumliches Zeichen das Areal.


Die Nutzung der übrigen Gebäude auf dem Areal soll nie fixiert werden. Das Konzept sieht eine ständige Fluktuatoin geeigneter Institutionen und Veranstalter vor.

Neben der nötigen Infrastruktur - von der Bank über die Polizeistation über die Trafik - sollen aber noch ein paar wesentliche Kulturträger einziehen: ein Forum aktueller Architektur, ein Galeriezentrum und ein Kindermuseum.


Der Architekt selbst über seine Pläne:

Dieses "Stadtmodell" könnte über seine direkten Funktionen hinaus zeigen, wie Stadt nur durch Verdichtung attraktiver werden kann und wie Altes und Neues sich auf engstem Raum mischen lassen. Von seinem urbanen Stellenwert, vom Anspruch der demokratischen Selbstdarstellung und dem eines kulturellen Leitbildes hat dieses Quartier ein Pendant: die Akropolis.



ENDLOSE STREITEREIEN UM DAS PROJEKT


Eine im April 1991 veröffentlichte Umfrage, die der Standard von 21. Februar bis 6. März vom Gallup-Institut durchführen ließ, ergab eine unerwartet starke Zustimmung unter den Österreichern: exakt 50% votierten für das Projekt, nur 19% sprachen sich dagegen aus, indifferent blieben 28%.[12]

Vor allem unter den jungen Österreichern befanden sich die meisten Befürworter des Kulturbaus: 73% der unter 30jährigen plädierten für das Projekt, nur 6% waren dagegen.

Dieses Ergebnis ist jedoch kritisch zu nehmen, da der STANDARD eine derjenigen Zeitungen war, die für das Museumsquartier eintraten. Auf dieser Seite standen außerdem PROFIL und FALTER.

DIE PRESSE und vor allem DIE KRONEN ZEITUNG schimpften um die Wette gegen das Projekt.

Die KRONE scheute nicht einmal davor zurück, mit verfälschten Fotomontagen Stimmen gegen das Projekt zu gewinnen. Ihrer Entrüstung ging allerdings eine deutliche Befürwortung voran. Noch zu Beginn von 1992 hatte der KRONE-Kulturredakteur Erwin Melchart den geplanten Bau bejubelt. Ein halbes Jahr später ergriffen aber statt der Experten der Kommentator Aurelius (alias Herausgeber Hans Dichand) und Chronikredakteure das Wort. Sie redeten von "Monster" und "Zwangsbeglückung".[13]

Die am heftigsten umkämpften Punkte waren die Kernzone des Messepalastes und vor allem der Leseturm.

Der Bibliotheksturm, unbestreitbar das markanteste und weithin sichtbare Zeichen des Museumsquartiers wurde schließlich zum Symbol und zum Hauptgrund für die langen Streitereien um den Bau. Manche Politiker ängstigten sich zum Beispiel, daß er von der Bevölkerung als Verschandelung des sich hinter dem Muqua erhebenden Spittelbergs empfunden würde. Ein Stück weiter hinten steht jedoch der Flakturm der Stiftskaserne und ein Hochhaus einer großen österreichischen Möbelfirma.

Zudem wurde auch eine "Bürgerinitiative Hofstall Ensemble" gegründet, der unter anderen auch Günther Nenning angehörte. Die Bürgerinitiative trat für ein Kutschenmuseum im "einst bedeutesten Palast für Pferde"[14] ein, von dem aus man mit der Pferdetramway bis zum Westbahnhof fahren kann.

Die Bürgerinitiative forderte außerdem eine Volksabstimmung zum Thema.

Auch das Bundesdenkmalamt äußerte sich 1992 kritisch gegenüber dem Projekt.

Bald waren die SPÖ unter Vizekanzler Erhard Busek und die Grünen die einigen Parteien, die sich noch für das Museumsquartier einsetzten. ÖVP und natürlich vor allem FPÖ stellten sich dagegen, als es um die Abstimmung über die Flächenwidmung im Gemeinderat ging.

Nach endlosen Querelen zwischen der Stadt Wien und dem Bundesdenkmalamt wurde der Flächenwidmungsplan schließlich 1993 mit einem Abstimmungergebnis von 60:36 beschlossen, nachdem man das MMK um 20% verringert hatte und aus dem für die Veranstaltungshalle vorgesehenen Bau das "Museum Leopold" gemacht hatte. Die Veranstaltungshalle (750 Plätze) wurde nun in die Kunsthalle integriert und der Leseturm von 68 auf 56m reduziert.  Man erwartete sich einen Baubeginn bis 1994.



DER VERANDERTE PLAN 1993


Der Standard, der immer schon sehr um das Muqua bemüht war, veröffentlichte im Jänner 1993 einen Artikel, in dem ein imaginärer Spaziergang mit Blick auf die Details der Planungen und Nutzungskonzepte durch diesen "besonderen Teil des 7. Bezirkes"[15] vorgeschlagen wurde.


Route 1:

Museumsbesucher streben vom Haupteingang am Messeplatz in die gegenüberliegende ehemalige Reithalle. Sie betreten das Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert, dessen Erhaltungsgrad besonders umstritten war, auf der Grundebene (+/-0), wo sich die Garderoben und diverse Museumsshops befinden. Dieser 13,50m hohe Raum dient als zentrales Foyer der drei angrenzenden Ausstellungsbauten: Museum Moderner Kunst (MMK) zur Linken und die Kunsthalle (KH) zur Rechten.

Über Rolltreppen geht es zur Eingangsebene auf 3,50m Höhe. Ortner/Ortner sehen dafür eine Betonplatte und anschließende Brücken als Verteiler vor.


Das MMK, größter der drei Renommierbauten, bietet im Eingangsgeschoß insgesamt 1500m² für Wechselausstellungen. Die drei restlichen Ausstellungsebenen sind für Dauerausstellungen aus den Beständen des Museums Moderner Kunst im Palais Liechtenstein und des Museums des 20. Jahrhundert vorgesehen.

Die sechs Meter hohen Schauräume gliedern sich in zwei unterschiedliche Zonen: Eine ausschließlich künstlich beleuchtete und eine mit Tageslicht nach Norden gerichtete. Von außen ist das durch einen in den Kubus geschnittenen Lichtspalt zu sehen, durch den die Fassade zur Stadt hin auch optisch aufgebrochen wird. Das Dach wiederum verbindet beide Teile. (Ursprünglich hatten Ortner/Ortner einen einfachen Würfel geplant.)

Das MMK reicht mit seinen Etagen in eine Tiefe von 12,5 Metern unter die Erde. Ein Geschoß wird als Studiengalerie mit 350m² betrieben.

Klimatechnisch werden neueste Methoden zur schadenfreien Erhaltung der Exponate verwendet: Eine hinterlüftete Fassade sichert konstante Temperaturen vor und hinter den Objekten. Transpirationen und Staubpartikel der Besucher werden in Bodenhöhe abgesaugt und aufsteigende Wärme durch ein energiesparendes, mit geringen Wassermengen versehenes Kapillarsystem in der Decke gekühlt.

Über den Grundriß des Kubus hinaus erstrecken sich die Gebäudeteile des Museums Moderner Kunst zum nordwestlich gelegenen Museum Leopold hin. Unter der Fußgängerplattform in 9,50m Höhe, die das abfallende Geländeniveau zum 7.Bezirk hin ausgleicht, soll noch zusätzlich Platz für Wechselausstellungen gefunden werden.


Der Bau für die Sammlung Leopold ersetzt, wie schon erwähnt, die ursprünglich vorgesehene multifunktionale Halle. Da 1993 der Kauf der Sammlung der österreichischen Moderne durch den Staat noch nicht fix war, wurden zunächst nur Flächenbedarf (Ausstellungsfläche: 5674m², Gesamtfläche: 11.943m²) festgelegt.

Das Gebäude soll acht Geschoße über der Erde und Depot- und Technikräume unter der Erde umfassen.

Im 4. Stock ist eine Kaffeehaus-Platte geplant, die knapp über der Reithalle auskragt. Das Gebäude soll insgesamt 37,50m hoch werden.


Die Kunsthalle wurde mit dem Veranstaltungssaal in einem 26m hohen Gebäude zusammengelegt. Auch sie ist über die Winterreithalle erreichbar. Im Auftrag der Gemeinde als Betreiber soll hier - nach dem Kunstcontainer am Karlsplatz - endlich ein öffentliches Ausstellungsforum mit internationalen konservierungstechnischen Standard installiert werden.

Die Ausstellungsfläche umfaßt 3821m². Der darunterliegende Veranstaltungssaal mit maximal 800 Sitzplätzen ist in die Erde versenkt und wird seitlich belichtet.


Route 2:

Sie führt vom Huapteingang  weg in jene Bereiche, die zum lebendigen Kulturmosaik Museumsquartier wesentlich beitragen.

Unmittelbar rechts vom Eingang des Fischer-von-Erlach-Traktes wird der auf 56m reduzierte Leseturm stehen. Die zehn Geschoße sind noch immer zur Freihandbibliothek (mit 250 Sitzplätzen und insgesamt 40.000 Büchern, Katalogen und Zeitschriften) bestimmt.

Die Bestände der Verschleißbibliothek sollen in regelmäßigen Abständen versteigert werden und so zu den Betriebskosten beitragen. Außerdem wird eine Daten-Vernetzung mit den Uni-Bibliotheken angestrebt.


In den 800 - 1000m² Altbestand im nördlichen Fischer-Trakt sind Büros geplant; im äußeren Flügel soll sich ein Architekturmuseum mit 1.000m² Fläche ansiedeln. In den  vorhandenen inneren Flügel des Stadtratshofes kommt ein Kindermuseum nach amerikanischem Vorbild.


In die Burggasse gelangen die Museumsbesucher über eine Rampe entlang der Bastei.


Route 3:

Am Leseturm vorbei geht es über Treppen auf eine weitläufige Betonplatte (Niveau +10,50), unter der zunächst das Foyer der Kombi-Halle verläuft.

Dahinter wird das zweigeschossige Glacis-Beisl mit teilweise erhaltenem Altbestand und neuem Bauteil angesiedelt. Sein Gastgarten wird weiterhin auf der Bastei sein.

Der Zwickel zwischen Leopold-Museum und Kunsthalle bietet Freiraum für einen neuen Gastronomie-Betrieb (Niveau + 3,50).

Auf der Betonplatte - unter der sich auch der Zulieferverkehr abspielt - geht es zum neuen Eingang der Breitegasse Nr. 4. Die alten Basteien mit

Schmalseite der Kunsthalle.

Wer hier das Quartier nicht verlassen will, muß eine Engstelle zwischen dem Museum Leopold und der Rückfront der Breite-Gasse passieren. Von hier aus kann man in den 500m² großen Skulpturenhof zwischen den Museen Moderner Kunst und Leopold blicken. Rampen und Stiegen bringen dann vorbei an einem neuen Kindergarten wieder auf die Grundebene und weiter in den kleinen Klosterhof mit dem Tabakmuseum, das erweitert werden soll.

In das heutige Residenzkino in der Mariahilferstraße will sich der ORF einmieten und eine Mediathek mit Livevorführungen seiner alten Produktionen bespielen.

In drei dieser Räume zieht das Österreichische Fotoarchiv ein. Der Fürstenhof, der ziemlich heruntergekommen ist, wird von Um- und Neubauten vorerst verschont.


Nun schien es fast, als ob man mit den Bauarbeiten bald beginnen könnte.

Dennoch gab schon im nächsten Jahr, am 24. August 1994, Dieter Bogner, der Geschäftsführer und Konzeptkoordinator der Museumsquartier-Errichtungs- und Betriebsgesellschaft (MUQUA) seinen Rücktritt bekannt.

Hauptgrund für den Abgang war wohl Rudolf Leopold, der immer mehr Platz für seine Sammlung und schließlich sogar den Direktorsposten im Museum Leopold verlangte.

Der Ankauf der Sammlung Leopold sollte den Staat 2,2 Milliarden Schilling kosten - im Vergleich: die Baukosten des gesamten Museumsquartieres wurden auf 2,3 Milliarden Schilling geschätzt.


Außerdem wurden die Pläne von Ortner/Ortner weiter verändert:

Der Leseturm verlor seine Bibliothek, da sich der Bund weigerte, den Betrieb zu finanzieren. Was blieb, waren lediglich ein Restaurant oben und ein Informationszentrum unten.[16]


Auch der Freund von Leopold, Krone-Herausgeber und Galerieinhaber Hans Dichand war interessiert, einzelne Stücke aus seiner Sammlung im Museumsquartier zu zeigen.

Weiters gab es Verhandlungen mit Karlheinz Essl, der für seine Sammlung, die unter anderem Werke von Rainer, Attersee, Brauer und Hundertwasser beinhaltet, ein Museum haben will, für das er den ehemaligen Leseturm in eine "Essl-Ellipse"[17] verwandeln wollte.

Dazu kam es jedoch nicht: Ende März 1995 wurde wieder einmal ein neues, unter Beiziehung des Denkmalschutz-Experten Manfred Wehdorn überarbeitetes Projekt präsentiert. Die wichtigsten Neuerungen:

n     Der Turm fällt endgültig.

n     Das Museum Moderner Kunst wird nun nicht links, wie im ersten  Plan, sondern rechts vom Haupteingang untergebracht, wo zuerst die städtische Kunsthalle situiert gewesen wäre.

n     Die Stadt Wien adaptiert die ehemalige Winterreithalle durch den Einbau ständiger Tribünen für etwa 1000 Besucher als Theaterraum für die Festwochen und ähnliche Veranstaltungen.

n     Dahinter wird nun die Kunsthalle gebaut.

n     Beide Hallen bekommen ein gemeinsames Foyer.


Die beiden großen Bundes-Neubauten werden nicht höher als 24m aufragen, so hoch ist der Mittelrisalit des Erlach-Baus, wo die gemeinsamen Kassen untergebracht werden.

Von den 45.000 Quadratmetern Nutzfläche werden 20.000 in alten Gemäuern untergebracht.

Essl bekam in der Altbauzone für sein "Wotruba-Museum" 4400 Quadratmeter reserviert, eine Dauersammlung Essl war jedoch noch nicht entschieden.[18]

Im August genehmtigte der Bund endlich die Vorentwürfe ohne Einschränkung: dem MMK wurde die dritte Etage gekappt. Statt 4000 Quadratmeter für die Sammlung und 2000 für Wechselausstellungen stehen jetzt nur insgesamt 4400 zur Verfügung. Im Ausgleich dazu wurden die Depotflächen auf 2700 Quadratmetern vergrößert. Außerdem darf das Museum Moderner Kunst zweimal jährlich die Winterreithalle bespielen.[19]



Im März 1996 hievten schließlich auf Wunsch des Denkmalbeirats mehrere Kräne Metallträger in eine Höhe von 24 Metern, um die Eckpunkte der beiden Baukörper des künftigen Museumsquartieres zu markieren. Es ging darum, ob die Museen Leopold und MMK die Fischer-von-Erlach-Fassade überragen und ob sie vom Heldenplatz aus sichtbar sein würden. Zugleich aber liegen sie unter der Silhouette der Breiten Gasse samt Flakturm. Die Kosten dieser Simulation beliefen sich auf eine viertel Million Schilling (!).[20]

In einer Sitzung wurde mit einer Stimmenmehrheit von 3:2 für den Bau der beiden Bundesmuseen und der Kunsthalle entschieden.

Drei Monate später forderte Ministerin Gehrer, die inzwischen fünfte(!) der Museumsquartier-Minister, vor dem Rechnungshofausschuß eine rasche Realisierung des Museumsquartiers im Messepalast.Für eine Fertigstellung votierten alle Parlamentsparteien - abgesehen von den Freiheitlichen.

Die bisherigen Kosten beliefen sich damals, im Juni 1996 auf 516 Millionen Schilling.[21]


Im Juli 1996 akzeptierte das Bundesdenkmalamt die Pläne - allerdings mit Vorbehalt. Die Auflagen waren folgende:

n     eine Präzisierung der Nutzung des Fischer-von-Erlach-Traktes,

n     der Eingang zur Veranstaltungshalle soll nicht seitlich, sondern in der Mitte sein,

n     die Bauhöhe von 24m darf nicht überschritten werden,

n     die Fassade des alten Baus muß saniert werden,

n     die Fassaden der Neubauten müssen sich "harmonisch zum Altensemble fügen".[22]


Obwohl das Museumsquartier nochmals verkleinert werden mußte - die Pläne für die Reithalle wurden nicht akzeptiert - und der Österreichische Kultursenat im Dezember 96 in einer Stellungnahme das geplante Museumsquartier ablehnte, wird es nun schließlich doch zum Bau kommen.


Im Jänner 1997 fand in der KUNSTHALLE im museumsquartier eine Ausstellung mit dem Titel "Schauplatz Museumsquartier - Zur Transformation eines Ortes" statt.


Als dann im Juli die Bauverhandlung stattfand, wuchs der Optimismus, daß im ehemaligen Messepalast doch noch gebaut wird. Es gab keine Einwände, abgesehen von der Bürgerinitiative.[23]


Nun ging es wirklich schnell:

Anfang Oktober erlangte das Muqua die Baugenehmigung von der Gemeinde Wien, die Prüfung durch das Bundesdenkmalamt noch im selben Monat abgeschlossen.

Somit wurde das Museumsquartier - 20 Jahre nachdem es das erste Mal angedacht wurde und 13 Jahre nach dem ersten Reformpapier einer Reformkomission -  zur Errichtung freigegeben. Der Falter schrieb: "Das Museumsquartier ist nicht mehr ganz, was es früher war, aber es wird gebaut."


Selbst der heutige Planungsstadtrat Bernhard Görg, der seinerzeit die durch Erhard Busek definierte Pro-Museumsquartier-Linie der ÖVP ins Gegenteil umkehrte, hat seinen Widerstand aufgegeben: "Jetzt ist halt aus einem auffällig mißglückten ein unauffällig mißglücktes geworden. Aber ich stelle mich nicht mehr gegen den Strom."[25]



Die Presse, Dezember 1988

Der Standard, März 1990

Zeitschrift "Werk, Bauen und Wohnen," Nr.6 (Juni) 1992

zitiert nach einem Artikel von Hans Haider in der "Presse", 8. März 1997

"Die Presse" 8. März 1997

Walter Zschokke: "Kunsthalle Wien, Karlsplatz", in: "Adolf Krischanitz", Zürich 1994

Wolf Juergen Reith: "Eine Museuminsel", in: "Werk, Bauen + Wohnen", Nr.5/1988

Falter Nr.41/87, S.9

Laurids und Manfred Ortner: "Verdichtung als Stadtmodell", in: "Werk, Bauen + Wohnen"    Nr. 10/90, S 12ff.

Dieter Bogner: "Museumsquartier Wien", in: "Museumspositionen" Salzburg-Wien 1992, S.    86 - 97

Laurids und Manfred Ortner: "Verdichtung als Stadtmodell", in: "Werk, Bauen + Wohnen."     Nr.10/90, S.12ff.

Der Standard, April 1991

zitiert nach: Ruth Rybarski: "Unbekanntes Wesen" Profil Nr. 41/ 5. Oktober 1992

zitiert nach: ebda, S.20

Heide Grömansperg/Gert Walden: "Das Museumsquartier als Kulturmosaik", DER      

STANDARD, 21. Jänner 1993

Markus Wailand: "Raum für neue Ideen?" in: Falter Nr. 21/94

Markus Wailand: "Bau mit mit Baumax!" in: Falter, Ende 1994/Anfang 1995 (?)

"Wiener Museumsquartier: Kompromiß ohne Turm" Die Presse, 1. April 1995

"Museumsquartier light: Nun schmeckt es allen.", in: Der Standard, 4. August 1995

Rainer Metzger: "Anleitung für denjenigen, 'der es besser macht'", Der Standard,   

27.3.1996

Die Presse, 7.6.1996

Die Presse, 5. und 6.7.1996

"Redimensionierte Pläne konnten passieren", Wiener Zeitung, 1.7.1997

K. Nüchtern/M.Wailand: "Stinknormaler Bescheid," in:  Falter, Nr. 45/97

zitiert nach:  Falter, Nr. 45/97






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