Kulturgeschichtliche Aspekte des Mönchtums
Die kulturelle Entwicklung des Abendlandes ist ohne die Einflüsse des Mönchtums
und des Klosterwesens nicht denkbar. Dabei bildete die dem Ordensleben
inhärente Form der geistigen Sammlung und Vertiefung die ideale Voraussetzung
für die Förderung von Kultur und Wissenschaft.
Über einen langen Zeitraum der mittelalterlichen Geschichte blieben die Klöster
die einzigen Stätten, wo Bildungspflege und Erziehung beheimatet waren. Bereits
Benedikt von Nursia, der um 529 Gründer und erster Abt des Klosters auf dem
Montecassino wurde, hatte mit der Forderung nach ständiger Anwesenheit im
Kloster (stabilitas loci) eine wichtige Voraussetzung für die mönchische
Bildungsarbeit geliefert. Die lateinische Formel »ora et labora« (»bete und
arbeite«) verwies auf die Pflicht, neben dem Chordienst körperliche und
geistige Arbeit zu leisten.
Der Klosterplan von St. Gallen kann als architektonische Umsetzung der von
Benedikt vorgegebenen Lehre gelten. Um die durch den Kreuzgang verbundenen
Lebensräume der Mönche gruppieren sich all jene Einrichtungen, die das Kloster
zu einer in sich geschlossenen Institution machten, so Büchereien, verschiedene
Gartenanlagen, Vorratsräume, Bibliothek und Schreibstube. In den klösterlichen
Schreibstuben entstanden neben Bibelübersetzungen wertvolle Abschriften antiker
Dichter und Philosophen. Dabei wurde die Kunst der Buchmalerei weiter
entwickelt. Besonderen Wert legte man dabei auf die Behandlung der Initiale,
des kunstvoll gestalteten Anfangsbuchstabens des Textes.
Entscheidendes leistete das Ordenswesen auch auf dem Gebiet der Schulkultur.
Die Klosterschulen waren im Mittelalter neben den Domschulen die bedeutendsten
Bildungsträger. Hier unterrichteten die Mönche den Nachwuchs der Orden. Zu
diesen sogenannten inneren Klosterschulen kamen internatsähnliche äußere
Abteilungen, die vornehmlich der Ausbildung junger Laien aus dem Adelsstand
dienten. Die angesehensten Klosterschulen fanden sich in St. Gallen, Reichenau,
Fulda und Corvey. An die Elementarausbildung im Lesen und Schreiben schloß sich
der Unterricht in den Freien Künsten (artes liberales) an. Dazu zählten
Grammatik, Rhetorik, Dialektik (trivium) sowie Arithmetik, Geometrie, Musik und
Astronomie (Quadrivium).
Erst mit der Säkularisierung der Bildung durch die Gründung städtischer Schulen
verloren die Klosterschulen an Dominanz. Ihre kulturgeschichtliche Bedeutung
bleibt davon jedoch unberührt.
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