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Kolonialpolitik Belgiens

Kolonialpolitik Belgiens

Wie kam Belgien zu seiner Kolonie und was wurde daraus gemacht?


Die belgische Kolonialpolitik wurde geprägt von Leopold II., der von 1865 bis 1909 König von Belgien war. Bereits vor seiner königlichen Laufbahn war Leopold der Überzeugung, dass es nötig sei, neue Absatzmärkte auch ausserhalb Europas zu erschliessen. Er strebte ein Belgisches Imperium an, welches auf allen Kontinenten vertreten sein sollte. Zuerst versuchte er auf friedlichem Wege, den anderen europäischen Kolonialherren Territorien abzukaufen, musste jedoch feststellen, dass diese nicht dazu bereit waren. 1875 kündigte Leopold an, "der Zivilisation den einzigen Erdteil zugänglich zu machen, in den sie noch nicht vorgedrungen ist". 1876 wurde bei der sog. Geographischen Konferenz, an der alle europäischen Kolonialmächte teilnahmen, die Association Internationale Africaine (AIA) gegründet, die sich mit der "wissenschaftlichen Erforschung Afrikas" auseinandersetzen sollte. Ausserdem sollte der Sklavenhandel auf dem schwarzen Kontinent unterdrückt werden. Beide Ziele waren jedoch nur Mittel zum Zweck und wurden daher auch kaum verwirklicht. Präsident der AIA wurde König Leopold II. Aufgrund seiner scheinheilig moralischen und uneigennützigen Auffassungen gewann er in Europa zunehmend an Ansehen. Obwohl die Belgier der Kolonialpolitik eher skeptisch gegenüberstanden, wurden sie durch Leopolds altruistische Behauptungen überwiegend von dem Vorhaben, Afrika zu zivilisieren, überzeugt. Im Jahre 1878 bildeten die Belgier, Niederländer und Briten das ,Comite d'Etudes du Haut Congo' zur Erforschung des nördlichen Kongo Gebietes. Leiter der Expedition war H.M.Stanley, der gerade ein Jahr zuvor von einer Afrika Expedition zurückgekehrt war. Leopold wollte erst einmal eine Erforschung des Gebietes, bevor er dort Niederlassungen errichten liess. Doch sobald das Gebiet erforscht sein würde, wollte er einen "Staat gründen, so gross wie möglich". Entgegen seiner ehemaligen Behauptungen sollten die Schwarzen dort unterdrückt werden. 1878 unterschrieb Stanley einen Vertrag, nachdem er sich für die nächsten 10 Jahre der Erforschung des Kongos widmen würde. Stanley reiste in den Kongo, baute dort einige Landwege und schloss Verträge mit den Einheimischen ab, die den europäischen Kolonialmächten des Komitees dort die Souveränität sicherten. Das Komitee liess Stanley nachher im Stich.



Stattdessen gründeten sie die Association Internationale du Congo (AIC), welche von nun an die Vorrechte im Kongo beanspruchte. Dank Leopolds Beziehungen, erkannten 1884 auch die USA und anschließend auch Deutschland den "unabhängigen" Staat Kongo an. Um die Franzosen auf seine Seite zu ziehen, schloss er mit ihnen einen Vertrag ab, nachdem, wenn der Kongo jemals verkauft werden sollte, die Franzosen Vorrecht auf den Erwerb hätten.

Im November 1884 traten 12 europäische Staaten, sowie die USA auf der Kongokonferenz zusammen und legten die Grenzen für den "unabhängigen" Staat Kongo fest, den König Leopold als sein Privateigentum betrachtete. Ein Gesetz, nachdem eine Person nicht das Oberhaupt über zwei Staaten gleichzeitig sein durfte, wurde aufgehoben. Doch der Staat existierte vorerst nur formell. Werder Infrastruktur noch Verwaltung waren geschaffen worden. Katholische Missionare sollten die Einheimischen zur Loyalität erziehen.

Die Wirtschaft des Landes war anfänglich so schlecht, dass Leopold 1886 bereits in Erwägung zog, seinen Plan aufzugeben. 1890 und 1895 bekam Kongo dann allerdings Kredite von Belgien. Als sich der Kautschukpreis aufgrund der steigenden Nachfrage auf dem Weltmarkt drastisch erhöhte, begann die Wirtschaft Kongos zu florieren. Leopold verpflichtete die Kongolesen zur Zwangsarbeit und brach die Vereinbarungen früherer Verträge. Das Gebiet Lac Leopold durfte nur vom belgischen Staat ausgebeutet werden. Die Gewinne aus dem Kongo flossen zurück in die belgische Wirtschaft.

1904 veröffentlichte das britische Aussenministerium einen Bericht (Casement-Bericht) über die Zustände im Kongo. Erstmals wurden der Öffentlichkeit die brutalen Zustände mitgeteilt, die im Kongo herrschten. Insgesamt sollen zwischen 1880 und 1920 10 Millionen Menschen im Kongo getötet worden sein. Eine Untersuchungskomission, die eigens von Leopold in auftrag gegeben worden war, bestätigte den Bericht. Leopold verlor sowohl in Europa als auch im eigenen Land an Ansehen und konnte seinen Staat nicht mehr länger halten. 1908 überschrieb er den Staat an Belgien. Der Staat hiess von nun an Belgisch-Kongo.

Im 1. Weltkrieg beteiligte sich Belgisch-Kongo auf alliierter Seite. Während beider Weltkriege expandierte die kongolesische Wirtschaft aufgrund der steigenden Nachfrage nach Gummi, Kupfer, Uran und Palmöl. Gleichzeitig kamen die edanken der Unabhängigkeit hervor. 1957 durften die Einheimischen erstmals an Wahlen teilnehmen. Nach gewaltsamen Unruhen wurde Belgisch-Kongo im Dezember 1960 unabhängig. Die neue Republik wurde Kongo-Kinshasa genannt. Nachdem die Unabhängigkeit erlangt war, kam es im Kongo zum Bürgerkrieg. Die UN versucht sich seitdem um Friedensbemühungen.





Quelle: MS-Encarta 99






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