Erasmus Walser
Zeitgeschichte Der Kalte Krieg
Der Spätstalinismus in Osteuropa
Nach dem Stehenbleiben der roten Armee in der Tschechoslowakei, Ungarn,
Rumänien, Bulgarien, Polen und Ostdeutschland konsolidieren die Kommunisten
durch offenen Putsch (CSR 1948) oder durch manipulierende Unterwanderung
ihre Vorherrschaft in den sogenannten 'Volksdemokratien' im nachmaligen
Ostblock. Nicht nur Angehörige des aus Klassenhass angegriffenen Bürgertums,
auch Patrioten und Sozialdemokraten und unabhängige Gewerkschaftler werden
terrorisiert, sofern nicht sie nicht für die Vorherrschaft und die
Machtmanipulationen der Kommunisten im Rahmen der 'neuen Volksfront'
einstehen. Im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Bindung Europas an den
ERP (Marshallplan) und der westlichen Wiederaufrüstung (NATO 1949) wittert
Stalin überall im eigenen Lager Verrat und Parteigänger des amerikanischen
Imperialismus. Nach 1948 werden auch verdiente Kommunisten beargwöhnt und
verfolgt. Stalinistische Schauprozesse wie jener gegen den tschechischen
Politiker und Generalsekretär der KPC, Rudolf Slansky oder gegen den
ungarischen Kommunistenführer Pal Rakosi enden mit der Todesstrafe nach
Folter und Selbstbezichtigungen. Der polnische Nationalkommunist Wladislaw
Gomulka muss ins Gefängnis. Das in Russland durchgesetzte stalinistische
Modell der Gleichschaltung greift auch in den Satellitenstaaten Platz und
die Geheimpolizeien sind allmächtig. Das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit
wird ruiniert die Angeklagten gestehen, was vorbereitet wurde und es wird
kein Wert auf materielle Beweise irgendwelchen Verrats gelegt.
Senator Joseph McCarthys 'Komité gegen unamerikanische Umtriebe'
In den USA bringt die Ara Truman den Umschlag zum polarisierten
Antikommunismus, welcher sich bis zum Koreakrieg in eine überdrehte und im
ganzen Land von breiten Kreisen getragene Hysterie gegen alle
Andersdenkenden steigert. Statt der politischen Auseinandersetzung mit Hilfe
der freien Rede mutiert der Kampf gegen angebliche und echte 'verborgene
Kommunisten' zum Gesinnungsterror Dem Beamten des Foreign Office Alger Hiss
ist zwar Verrat nicht nachweisbar, aber er gilt als schuldig. Das der
Spionage beschuldigte Ehepaar Rosenberg wird eilig hingerichtet, obwohl das
Verfahren über keinen rechtsstaatlichen Zweifel erhaben war. Wer sich in den
USA nicht willig zu Denunziationen an McCarthys Senatsausschuss, der
Personen verhören darf, bereit findet, der wird selbst verdächtigt, ein
'Commie', ein Roter zu sein. Die Untersuchungsbehörden lauschen Familien und
Nachbarschaften aus und sammeln nach Schleppnetzprinzipien willkürlich
Informationen gegen unzuverlässige Elemente. Gewerkschaftler und auch
idealistische Linke, welche von ihrem Recht der freien Meinungsäusserung und
der Versammlungsfreiheit Gebrauch machen, werden als Gesinnungsgefangene
inhaftiert und schuldig gesprochen. Auch nur angeblich Kommunist sein wird
zum Gegenbild des aufrechten Amerikaners, Kommunismus zum Inbegriff der
Infamie. Antikommunismus geht zudem eine Allianz mit weissem Rassismus ein:
die sozialen Unruhen in Rassenfragen werden flugs zu einem weltanschaulichen
Kampf umstilisiert, in dem Weissen alles erlaubt ist. Der
Schauspielergewerkschaftler Ronald Reagan sorgt in Hollywood für
'Säuberungen' von unzuverlässigen Autoren, Filmemachern und Schauspielern,
in der Politik profiliert sich der Republikaner Richard Nixon als harter
Antikommunist. Der siegreiche Republikanerkandiat Dwight D.Eisenhower 1952
muss mit Nixon im Ticket als Vizepräsident ins Weisse Haus. Auch er wird zu
einer positiven Haltung gegenüber McCarthy genötigt. Das Blatt wendet sich,
als McCarthy verdiente Gefolgsleute der Republikaner beginnt, der
Kommunistensympathie zu bezichtigen. Präsident John F.Kennedy begnadigt 1962
die letzten Gewissensgefangenen der McCarthy-Aera.
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