2. Jh. v. Chr. Unter den Völkern mongolischen Ursprungs, die seit Jahrtausenden die tibetische Hochebene besiedeln, entstehen lokale Fürstentümer.
Namri Songtsen Gampo wird 1. König Tibets
Regentschaft König Songtsen Gampo, der Tibet zu einem Reich vereint
Krieg zwischen Tibet und Tang-China beginnt
Der Buddhismus wird Staatsreligion
China-Tibet Friedensvertrag
Das tibetische Reich zerfällt
Gründung des Sakya Klosters
Dschingis wird zum ersten Khan der Mongolen gewählt
Mongolen erobern Nordchina
Sakya Lama begibt sich unter den Schutz der Mongolen
Tibet wird unter Sakya Lama wiedervereinigt
Mongolisch Eroberung Chinas vollendet
Changchub gründet neue säkulare Dynastie
Unter Ming-Dynastie gewinnt China seine Unabhängigkeit von den Mongolen zurück
Der tibetische Mönch Tsongkhapa gründet den Gelugpa-Orden
Alta Khan nennt den führenden Mönch des Gelugpa-Ordens erstmals "Dalai Lama"
Mandschu besiegen die Ming, erobern China und gründen die Qing-Dynastie
Der 5. Dalai Lama trifft den Qing-Kaiser in Peking
Invasion der Dzungaren in Tibet
Qing-Kräfte vertreiben die Dzungaren und setzen den 7. Dalai Lama ein
1854-1856 Nepal - Tibet Krieg
Britische Truppen besetzen Lhasa
Invasion und Besetzung Tibets durch die Qing-Armee
Letzter Qing-Kaiser dankt ab, die Republik China beansprucht die Mongolei und Tibet
Tibet erklärt seine Unabhängigkeit
Das Simla-Übereinkommen wird von Tibet und Großbritannien unterzeichnet
Die chinesische Armee wird von Tibetern zurückgeschlagen
Ausrufung der Mongolischen Volksrepublik
Chiang Kai-Shek vereint China
Tod des 13. Dalai Lama
Inthronisierung des 14. Dalai Lama
Republik China erkennt Mongolische Volksrepublik an
Die britische Mission wird ins unabhängige Indien transferiert
1947-1949 Tibetische Handelsmissionen reisen in die USA, GB, Indien und China
Die chinesische kommunistische Partei proklamiert die Volksrepublik China
Invasion chinesischer Truppen in Tibet, Volksbefreiungsarmee
Chinesen besetzen Lhasa, 17-Punkte-Abkommen wird unterzeichnet
Volksaufstand, antichinesische Revolte wird von den Chinesen gewaltsam niedergeschlagen, Dalai Lama flieht nach Indien
Chinesisch-Indischer Krieg, China zieht sich wieder zurück
Tibetische Exilregierung beschließt demokratische Verfassung für ein zukünftiges befreites Tibet
China konstruiert die "Autonome Region Tibet"
Während der Kuturrevolution zerstören die Roten Garden einen Großteil der tibetischen Klöster
China erlaubt einer Delegation der Exilregierung den Besuch Tibets
Dem Dalai Lama wird der Friedensnobelpreis verliehen
Legenden wissen zu berichten, daß Tibet einst von einem gewaltigen Ozean bedeckt war. Im Yarlung-Tal, südöstlich von Lhasa, zog sich das Meer zurück und brachte zwei Heiratskanditaten ans Licht. Einen Affen und eine böse Riesin. Der Affe steht nicht für die Bosheit, sondern symbolisiert das Gute, die Weisheit. Die Riesin dagegen war eine bedauernswerte und klägliche Gestalt, die in den Bäumen hauste und jammernde Laute ausstieß. Der Affe fühlte Mitleid für der Riesin und das Paar zeugte daraufhin sechs Kinder. Aus diesen sechs Kindern bildete sich im Lauf der Jahre die tibetische Rasse. Der erste Monarch der nach Tibet kam war dagegen ein Fremder. Als ihn die Tibeter nach seiner Herkunft fragten, deutete er über seine Schulter in Richtung Indien. Die Tibeter glaubten, er sei vom Himmel gestiegen und akzeptierten ihn als ihren König.
Gesicherte Daten aus der Frühzeit Tibets sind kaum vorhanden. Anthropologen und Archäologen glauben, daß die ersten Tibeter, mongolische Hirtenvölker mit einer dem Birmanischen verwandten Sprache, vor rund 2500 Jahren aus dem Norden und Osten in das Hochgebirgsland einwanderten. Unter diesen mongolischen Völkern entstanden ca. im 2. Jahrhundert v. Chr. Lokale Fürstentümer. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts wurden die verstreut lebenden Stämme unter Namri Songtsen, Sohn jener Dynastie, die laut Legende 32 Generationen zuvor von einem vom Himmel herabgestiegenen König gegründet worden war, zu einem Königreich vereint. Dieses Königreich lag im Tsangpo-Tal, welches als Wiege der tibetischen Kultur gilt.
Die herausragende Bedeutung Songtsen Gampo (620-649), Namri Songtsens Sohn, beruht auf der Einführung des Buddhismus in einem bis dahin der schamanistischen Bon-Religion[1] ergebenen Land sowie der Ausdehnung seines Herrschaftsgebietes weit nach Norden und über Nepal hinaus. Er ebnete seinen Nachfolgern den Weg für eine zweihundertjährige Großmachtpolitik.
Songtsen Gampo war der erste Herrscher Tibets, über den schriftliche Aufzeichnungen vorhanden sind. Er war es, der das Schriftsystem für die tibetische Sprache einführte.
Während seiner Herrschaft nahm er wichtige Handelsbeziehungen mit China, Indien, und Nepal auf. Als die Grenzen des Königreichs ausgedehnt wurden, waren Chinesen und Nepalesen bemüht, diese imperialistischen Ambitionen zu unterbinden und schlossen zu diesem Zweck Bündnisse, die durch eine Heirat besiegelt wurden. China entsandte eine Prinzessin, und aus Nepal gesellte sich eine zweite Prinzessin hinzu. Der König von Tibet, der sich zuvor schon mit einer tibetischen Frau vermählte, war nun mit drei verschiedenen Frauen verheiratet. Die Frauen aus den fremden Ländern brachten auch eine neue Religion nach Tibet - den Buddhismus. Im Jahr 779 n. Chr. wurde die Religion zum Staatsglauben erklärt. Vor dieser Zeit waren die Tibeter Anhänger verschiedener Naturreligionen, die alle versuchten, Menschen auf der Erde mit dem Himmel in Einklang zu bringen.
Die Großmachtpolitik Tibets wurde durch innere Auseinandersetzungen gestoppt. Der Adel, Gegner des starken Königtums, ging erfolgreich aus diesen Machtkämpfen hervor und setzte als Anhänger der Bon-Religion der Verbreitung des Buddhismus ein Ende. Im 9. Jahrhundert zerfiel Tibet in eine Reihe kleinerer, sich bekämpfender Fürstentümer, begehrt von mongolischen und chinesischen Herrschern.
Im 11. Jahrhundert setzt eine Renaissance des Buddhismus ein, ausgehend von dem westtibetischen Königreich Guge. Mit dem religiösen Aufbruch kam der lamaistische Klerus in den Besitz großer Ländereien, so daß Ende des 12. Jahrhunderts die Abte der großen Klöster gleichberechtigt neben den Fürsten standen. Im 17. Jahrhundert gewannen im Kampf der Sekten untereinander die "Gelugpa" (Gelbmützen), die den mongolischen Titel des Dalai Lama einführten, die Oberhand. Mit Hilfe der Mongolen konnte sich der 5. Dalai Lama auch erfolgreich gegen die aufstrebende tibetische und Königsdynastie durchsetzen. Sich selbst erklärte er 1642 zum König. Damit war in Tibet zum ersten Mal die weltliche und geistliche Macht in einer Person vereint, und Tibet wurde ein theokratisch geführter Staat. Der Buddhismus überlebte daraufhin nur, weil einige Mönche nach Westtibet und nach Kham im Osten flohen, wo sie diese Religion weiterverbreiteten. Auf den 5. Dalai-Lama geht auch der Bau des berühmten Potala-Palastes in Lhasa zurück.
Von Anbeginn hatten sich die Tibeter des Zugriffs der chinesischen Nachbarn zu erwehren, die 1720 schließlich doch erfolgreich Tibet zum chinesischen Protektorat erklären. Ab 1723 steht Tibet unter der "Schutzherrschaft" chinesischer Mandschu-Kaiser. Sie endete allerdings endgültig, als tibetische Soldaten 1912 Pekings Truppen aus Lhasa vertreiben. Der 13. Dalai Lama proklamiert 1913 die Unabhängigkeit Tibets.
Durch die Unabhängigkeit Tibets werden westliche Länder auf das Königreich aufmerksam. China zeigt intensive Interesse an Tibets Einverleibung, doch dies widerspricht den britischen Vorstellungen einer Sicherheitszone zwischen China und Indien.
1918 dringen chinesische Truppen bis nach Lhasa vor, werden aber von den tibetischen Truppen zum Rückzug gezwungen. 1933 stirbt der 13. Dalai Lama; während des 2. Weltkrieges verfolgt Tibet eine strikte Neutralitätspolitik. 1942 beginnt Tibet seine diplomatischen Bemühungen auszuweiten. Zuallererst mit der traditionell verbundenen Mongolei, begründet durch die engen spirituellen und historischen Bande.
Erst mit Hinweis der britischen Regierung auf den unabhängigen Status Tibets, beginnt sich die US-Regierung näher mit Tibet zu beschäftigen. Dennoch findet Chinas Forderung auf die Herrschaft Tibets bei der US-Regierung Anerkennung, um die guten Beziehungen zu China nicht zu untergraben. Eine tibetische Delegation übergibt der chinesischen Regierung den sogenannten "Neun-Punkte Plan" zum Aufbau politisch-diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Tibets Hoffnung ist es, eine freundschaftliche oder zumindest friedliche Beziehung mit China aufbauen zu können.
In China kündigen sich nach dem 2. Weltkrieg große Veränderungen an. So wendet man sich vom Konzept der nationalen territorialen Autonomie zugunsten der nationalen Minderheiten ab, und proklamiert von nun an die Unterordnung unter den chinesischen Gesamtstaat. 1949 schließlich erringen die Kommunisten die militärischen Oberhand über die nationalistische Regierung unter Tschiang Kai-Shek. "Nunmehr forderten die chinesischen Kommunisten von allen Nationalitäten strikte Unterordnung unter den Zentralstaat. In einer Anweisung des Zentralkomitees der kommunistischen Partei vom Oktober 1949 an ihr Nordwestbüro heißt es unmißverständlich: "() was die Frage der "Selbstbestimmung" der nationalen Minderheiten betrifft, so sollte diese heute nicht mehr betont werden.""[2]
Als eines der vordringlichsten Ziele wird die "Rückkehr Tibets in den Schoß des Mutterlandes" definiert.
Vordringen chinesischer Truppen
Der 13. Dalai Lama versäumte, die Unabhängigkeit Tibets 1913 völkerrechtlich abzusichern. So marschiert 1950 die "Volksbefreiungsarmee" der Volksrepublik China bis Lhasa, um Tibet zurück zu erobern. Tibet wendet sich an die Regierung der US, Großbritannien und Indien, in der Hoffnung diese Großmächte würden zu Hilfe eilen. Doch keines dieser Länder will sich so kurz nach dem 2. Weltkrieg wieder auf ein militärisches Abenteuer einlassen.
Die USA und Indien, aber auch Tibet, verbindet in dieser Phase das gemeinsame Interesse, die kommunistischen Expansionsvorhaben zurückzudrängen. Es darf auch nicht außer Acht gelassen werden, daß 1950 die Kommunisten in Moskau die Kontrolle über Peking fest in ihren Händen halten. Die USA sehen in Tibet ab nun einen Partner im Kampf gegen den Kommunismus, doch bitten sie Tibet, zuerst Indien um Hilfe zu fragen, um Indiens Vormachtstellung in dieser Region nicht zu untergraben.
Als 1950 die PLA (People´s Liberation Army) in Tibet eindringt, sieht die tibetische Regierung nun seine letzte Hoffnung durch die Aufnahme in den Vereinigten Nationen. Doch als ständiges Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinigten Nationen mit Vetorecht, ist es unmöglich gegen die Zustimmung Chinas ein positives Votum zu erreichen. Des weiteren steht auch Rußland einem möglichen Ansuchen mit demselben Mißtrauen gegenüber.
Am 25. August 1950 erklärt der chinesische Außenminister, jeden militärischen Konflikt in der Tibet-Frage vermeiden zu wollen und bittet aus diesem Grund eine tibetische Delegation um Aufnahme von direkten Gesprächen in Neu-Dheli. Als Verhandlungsbasis werden zwei Punkte als gegeben vorausgesetzt:
Die Anerkennung Tibets als Bestandteil der Volksrepublik China.
Das Überlassen der nationalen Verteidigung chinesischer Obsorge.
Noch bevor Tibet die negative Antwort seiner Regierung auf die chinesische Forderung überbringen kann, rücken bereits chinesische Truppen, auf tibetisches Territorium vor.
Indien richtet eine Protestnote an Peking, worin es Unverständnis für die Aggression Chinas äußert. Chinas Antwort auf das indische Protestschreiben ist klar und unmißverständlich: Man wirft Indien vor, Expansionspolitik betreiben zu wollen und warnt zugleich vor Einmischung innerer Angelegenheiten.
Das 17-Punkte-Abkommen
Unter der Drohung einer möglichen Invasion chinesischer Truppen in Lhasa unterzeichnet Tibet schließlich das sogenannte 17-Punkte-Abkommen. Am 23. Mai 1951 einigten sich die Vertreter der Zentralen Volksregierung und der Tibetischen Lokalregierung über Maßnahmen zur friedlichen Befreiung Tibets. Auf Basis dieses Abkommens verlor Tibet seinen Status als unabhängige Nation. Da dieses Abkommen vom Dalai Lama nicht mit der nötigen Vollmacht ausgestattet ist, wird das tibetische Siegel, welches eine formale Gültigkeitsvorraussetzung ist, einfach durch ein altes chinesisches ersetzt.
Anders die Darstellung von chinesischer Seite: "Am 24. Oktober 1951 sandte der Dalai Lama ein Telegramm an den Vorsitzenden Mao Zedong, in dem es unter anderem heißt: "Am 23. Mai 1951 haben die Vertreter der beiden Seiten auf der Grundlage der Freundschaft ein Abkommen über Maßnahmen zur friedlichen Befreiung Tibets unterzeichnet. Die Tibetische Lokalregierung , die tibetischen Mönche und Volksmassen unterstützten das Abkommen einstimmig und werden unter Führung des Vorsitzenden Mao Zedong und der Zentralen Volksregierung den in Tibet stationierten Truppen aktiv zu helfen, die Landesverteidigung zu verstärken, die imperialistischen Kräfte aus Tibet zu vertreiben und die territoriale Einheit und die Souveränität des Vaterlandes zu schützen."[3]
Bis 1951 sind etwa 20.000 chinesische Soldaten in Tibet stationiert, um so die Kontrolle über das ganze Land zu erreichen. Bei erster Möglichkeit, nach seiner Flucht nach Indien, erklärt der Dalai Lama 1959 zum betreffenden "17-Punkte-Abkommen": "While I and my government did not voluntarily accept the Agreement, we were obliged to acquiesce in it and decided to abide by the terms and conditions in order to save my people and country from the danger of total destruction."[4]
Unwirksame Staatsgebietsaneignung
Aus völkerrechtlicher Sicht erfüllt die Eingliederung Tibets in den chinesischen Staatenverband 1951 den Tatbestand der Annexion. Formell wurde im 17-Punkte-Abkommen das Verhältnis der Länder zueinander festgelegt, indem Tibet eine gewisse Autonomie zugesichert wird und China von nun an die auswärtigen Angelegenheiten und die militärische Hoheitsgewalt übernimmt. Doch beruht der Vertrag auf der militärischen Unterlegenheit Tibets und gegen dessen Willen.
Gemäß Artikel 52 der Wiener Konvention über das Recht der Verträge ist ein unter Zwang abgeschlossener Vertrag, der eine Besetzung bestätigt, nichtig.[5]
Die Annexion stellt im heutigen gültigen Völkerrecht keinen wirksamen Gebietstitel mehr dar. Somit übt China heute ohne gültigen Gebietstitel die Gebietshoheit über Tibet aus.
Der tibetische Volksaufstand
China fordert unmißverständlich die totale Unterwerfung unter die kommunistische Politik. Tibet soll im Einklang mit den anderen Landesteilen an der modernen Entwicklung teilhaben. Dies soll in Umsetzung von Reformen auf Grundlage des 17-Pnkte.-Abkommens geschehen, womit man auch den Einfluß des Dalai Lama einzuschränken versucht. Mit Unterstützung der Sowjetunion und den osteuropäischen Staaten beschließt China 1953 den ersten Fünfjahresplan mit Schwerpunkt auf der Entwicklung der Schwerindustrie. Am Ende dieser Periode sind fast alle Betriebe verstaatlicht und die Bauern in Genossenschaften zusammengefaßt.
1958 will Mao Tse-tung innerhalb weniger Jahre die wirtschaftlich fortgeschrittenen Länder in der Pro-Kopf-Produktion einholen. Nun werden die Bauern in Volkskommunen zusammengefaßt und in besonders geförderten Industriebereichen eingesetzt. Dies hat zur Folge, daß viele Länder nicht mehr bestellt werden können und die Ernten verloren gehen. Eine schwere Hungersnot überfällt das Land, der Millionen zum Opfer fallen.
"Ihm, der in militärischen Kategorien dachte, der sich die chinesischen Volksbefreiungsarmee für seine Zukunftsmodelle auserkoren hatte, waren alle Kritiker seiner Vision Verräter, Feinde, die es auszuschalten galt. (). Konfuzianismus galt als "reaktionär" und alle Religionen, etwa der das Mitgefühl betonende Buddhismus, waren bloß Opium für das Volk - Gift, wie sich Mao ausdrückte."
1954 ist der Aufbau des einheitlichen Verwaltungssystems beendet und China wird nunmehr in sechs große Verwaltungsregionen eingeteilt, die den militärischen Großbezirken entsprechen. Als einzig noch nicht eingegliederte Region bleibt Zentraltibet, in der 1958 noch immer neben der Volksbefreiungsarmee die Religion des Dalai Lama existiert.
Ab Mitte der fünfziger Jahre regt sich der Widerstand in den früheren tibetischen Ostprovinzen, die sich jetzt formell auf chinesischem Boden befinden. Der Dalai Lama beugt sich dem Druck der Volksbefreiungsarmee und entfernt antichinesische Minister aus seiner Regierung. Durch die Verstärkung der chinesischen Truppenkontinents kommt es zu einem Versorgungsengpaß , was die Anspannung in der Bevölkerung weiter steigen läßt.
1954 unterschreibt der Dalai Lama ein chinesisch-tibetisches Handelsabkommen, indem Tibet als "tibetisches Gebiet der Volksrepublik China" bezeichnet wird, ein außenpolitischer Erfolg Chinas. Peking versucht einerseits die tibetischen Gebiete durch materielle Entwicklung und Verbesserung der Infrastruktur und andererseits durch die schrittweise Einführung der kommunistisch-"demokratischen" Reform an sich zu binden.
Es folgt eine Ausradierung des tibetischen Wertsystems, indem der Dalai Lama, Buddha, der Buddhismus und die Mönchsgemeinde als heilig gelten. Bis zur chinesischen Invasion war dieses System nie in frage gestellt worden. Bald wird Lhasa das Zentrum des Widerstandes und noch mehr konzentriert sich alles Interesse auf die Person des Dalai Lama. Dieser versucht immer wieder, durch Zugeständnisse an die chinesische Regierung, Blutvergießen zu verhindern.
Der 10. März 1959 sollte schließlich ein schicksalhafter Tag in der Geschichte Tibets werden. An diesem Tag sollte der Dalai Lama einer Theatervorstellung im chinesischen Truppenlager beiwohnen. Die Vermutung einer geplanten Entführung durch die Chinesen, versetzte das tibetische Volk in helle Aufregung. Die Tibeter versuchen jeden weiteren Kontakt des Dalai Lama mit den Chinesen zu unterbinden und versammeln sich unterhalb des Potala-Palastes. Die Menschenmasse verlangte den sofortigen Abzug der chinesischen Truppen aus ganz Tibet. Der Dalai Lama wird gegen dessen Willen von den Aufständischen festgehalten, so verliert er und seine Regierung an diesem Tag die Autorität über das Volk.
Mit den ersten Granateneinschlägen am 18. März 1959 entschließt sich der Dalai Lama zur heimlichen Flucht nach Indien. Schon im Jahre 1959 also findet die gewährte Autonomie somit ihr abruptes Ende, als, nach der Flucht des Dalai Lama die tibetische Regierung aufgelöst und das Land verwaltungsgemäß in das chinesische System eingegliedert wird.
Folgen des Aufstandes
Schon auf der Flucht nach Indien werden dem Dalai Lama die traditionellen Symbole der Herrschaft überreicht und am 26. März 1959 unterzeichnet er eine Proklamation über die Einsetzung einer provisorischen Regierung des unabhängigen Tibets. Bis Ende 1959 sollten 17.000 Tibeter dem Dalai Lama ins Exil gefolgt sein.
Am 28. März 1959 wird die Auflösung der bestehenden Regierung und die Einsetzung einer neuen kommunistischen Regierung verkündet. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen stimmt 1961 einer von Irland, Malaysia, El Salvador und Thailand eingebrachten Resolution zu - gegen die Stimmen des kommunistischen Blocks - in der China aufgefordert wird, das tibetische Volk nicht weiter seiner grundlegenden Rechte zu berauben. Als auch eine zweite und dritte Resolution der UNO wirkungslos verhallte, stand die Tibet-Frage in der Volksversammlung nicht mehr auf der Tagesordnung.
Im Sommer und Herbst 1964 kommt es zu Studentenunruhen, in deren Folge der neuerrichtete Kulturpalast in Flammen aufgeht. Dies führt zur Zurücknahme der gemäßigteren Politik der letzten zwei Jahre.
Die Kulturrevolution
Die Zeit von 1966-1976, Zeit der "Kulturrevolution", war die schlimmste Zeit für die Bevölkerung Tibets. Die Kulturrevolution ist eng verbunden mit der Person Mao Tse-tung und seiner Vorstellung der klassenlosen Gesellschaft.
1958 propagiert Mao den "Großen Sprung nach vorne", was vorerst nur die Einführung des Kommunismus zur Folge hat. Dann geht man daran die Stahlproduktion zu steigern und die Landwirtschaft zu vernachlässigen. Mao bereitet einen Angriff auf den pragmatisch gesinnten Flügel der KP vor, die in seinen Augen seine Ideale zu verraten scheint. Mao schaltet die "Machthaber auf kapitalistischem Weg" aus. Intellektuelle werden als Klassenfeinde betrachtet, es kommt zu blutigen Gefechten und Kampftruppen bilden sich. Die Lage eskaliert und China steht vor einem Bürgerkrieg.
Mao und seine Weggefährten setzten den "Großen Sprung nach vorne" weiter fort, was China Mitte der 70er Jahre an den Rand eines Zusammenbruchs führt. Durch die Ansiedlung von Industrie, Straßenbauten, Bau von Staudämmen und eines Flughafens wird zwar die Infrastruktur verbessert, aber gleichzeitig die Landwirtschaft vernachlässigt.
Als am 25. August 1966 die Kulturrevolution ausbricht, richtet sich die Aggression der Chinesen, gemäß dem Auftrag Maos, gegen die alten Ideen, die alte Kultur, alte Traditionen und alte Sitten und Bräuche, vor allem die traditionell sehr einflußreichen Klöster stehen im Mittelpunkt des Zerstörungswahnes des Militärs.
Die Tibeter werden gezwungen ihre traditionelle Kleidung gegen eine chinesische zu wechseln. Sie werden angehalten, Loblieder auf Mao zu singen, ihre traditionellen Tänze müssen sie fortan gegen chinesische Folkloretänze tauschen. Männer wurden kastriert, um die tibetische Rasse auszurotten. Man hat die Tibeter mit Waffengewalt dazu gebracht, eigenhändig ihre Haustiere zu töten, was von Buddhisten wie Mord an einem Menschen empfunden wird. Tausende landeten als politische Gefangene in Gefängnissen. Dort sollten sie nach chinesischen Richtlinien erzogen werden. Wer sich dagegen aufbäumte, wurde gnadenlos hingerichtet. Mönche und Mönchsanwärter wurden dazu gezwungen, chinesische Frauen zu heiraten und mit ihnen Kinder zu zeugen. Mit dem Tod Maos 1976 geht die Kulturrevolution zu Ende und China erlebt eine Liberalisierung.
Seit 1987 werden systematische Kampagnen von Zwangssterilisationen und Zwangsabtreibung - bis zum 9. Monat - und Tötung Neugeborener durch Injektionen oder Verbrühen durchgeführt. Durch die "Kulturrevolution" verringerte sich die Zahl der Klöster und religiösen Stätten nach einer chinesischen Schätzung von 2463 im Jahr 1959 auf zehn im Jahr 1976. Als "Wiedergutmachung" begannen die Chinesen nach 1980 damit, viele der Klöster wieder zu errichten
Obwohl dem tibetischen Volk seit 1979 wieder größere Freiheiten eingeräumt werden und der Glaube die Verfolgung überlebt hat, besteht zwischen Tibetern und Chinesen immer noch ein gespanntes Verhältnis. Die Umsiedelungspolitik von Chinesen nach Tibet ließ die Tibeter zur Minorität im eigenen Land werden. Die Umwelt wird zunehmend durch Raubbau zerstört - Wälder werden abgeholzt, Mineralien abgebaut. Es werden Atomwaffentests durchgeführt und Atommüll abgelagert. Für die Tibeter ist ihr Land zu einem Gefängnis geworden.
Der noch gegenwärtige Dalai Lama, Tenzin Gyatso, ist das 14. geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter. Diese Machtkonzentrierung auf eine Person stellt sicherlich ein Demokratiedefizit dar, es entspricht aber den historischen und traditionell gewachsenen Strukturen, die von den Tibetern noch heute so anerkannt werden.
Dalai ist das mongolische Wort für Ozean und Lama bedeutet auf Tibetisch "spiritueller Lehrer", daher die Übersetzung "Ozean der Weisheit" für Dalai Lama. Damit wurde eine Tradition gegründet, die noch heute lebendig ist.
Lama zu sein ist eine Eigenschaft, die nur wenigen hochrangigen Würdenträgern zugesprochen wird. Gebunden ist diese Funktion nicht unbedingt an ein Mönchsgelübte. Ein Lama ist in den Augen der Tibeter andererseits nicht jeder Mönch, sondern nur derjenige, der in seinem ganzen Wirken vom Geist der buddhistischen Philosophie beseelt ist und eine spirituelle Verwirklichung besitzt, die ihn zu geistlicher Führung befähigt
Wenn ein Dalai Lama stirbt, begibt sich eine Delegation von hohen Lamas und Mitgliedern des Kabinetts, nach Befragung eines Orakels, auf den Weg, um den neuen Dalai Lama zu suchen. Der wunde Punkt dieses Systems ist die Notwendigkeit eines Regenten, während die Reinkarnation, die meist ein Kind ist, aufwächst. Dies hat zur Folge, daß nicht jeder Dalai Lama sofort die Regierung
übernehmen kann.
Lhamo Thondup wurde am 6. Juli 1935 in der tibetischen Nordostprovinz Amdo als fünftes Kind einer Bauernfamilie geboren. Aufgrund einer Reihe von Omen und nach einer Befragung des Orakels hatte der "Suchtrupp" in Lhamo den 14. Dalai Lama gefunden. Man rief den Jungen, nach tagelanger Huldigung, als spiritueller Führer seines Volkes aus. Lhamo wurde in den Potala-Palast gebracht und gemäß der Tradition wurden ihm die Haare geschnitten, der Kopf geschoren und die kastanienbraune Kutte eines Mönches angelegt. Zusätzlich erhält er einen neuen Namen: Tenzin Gyatso.
Der Dalai Lama wird einer Ausbildung unterzogen, wobei besonderer Wert auf die Lehre der buddhistischen Philosophie gelegt wird. Eine besondere Freundschaft entwickelte sich mit dem österreichischen Alpinisten Heinrich Harrer.
Heute lebt Tenzin Gyatso in Nordindien, umgeben von einer großen Gemeinde, die ihm ins Exil gefolgt ist. Hier führt der Dalai-Lama die tibetische Exilregierung an, die auf demokratischen Grundsätzen basiert.
Die Aufgaben dieser 1960 gegründeten Regierung sind:
Betreuung der tibetischen Flüchtlinge
Pflege der tibetischen Kultur, Religion und Sprache
Erziehung und Ausbildung der tibetischen Kinder
Bewahrung der nationalen und kulturellen Identität im Exil
Verteidigung der nationalen Souveränität des tibetischen Volkes auf der Grundlage einer demokratischen Staats- und Gesellschaftsordnung
Fortführung des tibetischen Freiheitskampfes im Interesse der 6 Mio. Tibeter
Die chinesische Regierung forderten den Dalai Lama bereits auf, wieder nach Tibet zurückzukehren.
Statt selbst nach Tibet zurückzukehren, schickte der Dalai Lama mehrere Delegationen ins Land, welche die Lage der Bevölkerung dokumentieren sollten. Obwohl die Chinesen versuchten, den Abgesandten nur die staatlichen Musterbetriebe zu zeigen, konnten sich die Beobachter trotzdem ein Bild von der tatsächlichen Situation in Tibet machen. Ihre Berichte waren erschütternd:
1,2 Millionen Menschen sind alleine zwischen 1950 und 1983 dem chinesischen Terror zum Opfer gefallen.
Ohne Rücksicht auf die Umwelt hatten die Chinesen Fabriken gebaut, jedoch arbeiteten hier überwiegend chinesische Arbeitskräfte und die Produktion ging nach China.
Jeder 10. Tibeter war im Gefängnis, 100.000 waren in Arbeitslagern
Hunderttausende von Quadratkilometern hatten jegliche Vegetation verloren.
Ganze Ökosysteme waren zusammengebrochen
In Krankenhäusern benachteiligte man die tibetische Bevölkerung gegenüber den chinesischen Siedlern.
Der gesamte Schulunterricht wurde auf chinesisch gehalten.
Hunger herrschte unter den Tibetern
Religion war verboten, Klöster wurden zerstört
Zwangssterilisationen und Abtreibungen wurden meist gegen den Willen der tibetischen Frauen durchgeführt
Sämtliche Delegationsmitglieder, die von Tibet zurückkehrten, waren schockiert und konnten nicht begreifen, warum die chinesischen Militärs solche Greueltaten an ihrem Volk verübten, doch sie berichteten auch von erfreulichen Ereignissen. Obwohl die Chinesen die Tibeter über 3 Jahrzehnte grausam unterdrückt und politisch umerzogen hatten, gingen diese trotz Ausgehverbots zu Tausenden auf die Straße, um die Abgesandten des Dalai Lama zu empfangen. Sie wollten wissen, wie es "Seiner Heiligkeit" gehe oder erbaten einfach nur den Segen der Delegierten. Der ungeheure Zulauf traf die Chinesen überraschend. Überzeugt, den sozialen Fortschritt nach Tibet gebracht zu haben, glaubten sie die Tibeter auf ihrer Seite. Ideologische Verblendung hatte sie zu einem totalen Realitätsverlust geführt.
Angesichts der grausamen Berichte, welche der Dalai Lama nach Rückkehr der Abgesandten erhalten hatte, entschied er sich, nicht in sein geliebtes Land zurückzukehren.
Am 10. Dezember 1989 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen - in Anerkennung seiner Bemühungen um eine gewaltfreie Trennung Tibets von China. Fast die Hälfte des Jahres verbringt das geistliche Oberhaupt mit Reisen, um auf die Probleme in Tibet aufmerksam zu machen, um Freunde und Befürworter für eine friedliche Lösung für Tibet zu finden. Er hat Erfolg. Inzwischen existieren in 33 Ländern mehr als 350 Hilfsgruppen und Organisationen, die sich der Situation in Tibet angenommen haben. Unermüdlich wirbt Tenzin Gyatso für die Durchsetzung der Menschenrechte, nicht nur in seiner Heimat Tibet, sondern auf der ganzen Welt.
Der Dalai Lama hat einen maßvollen, realistischen Friedensplan vorgelegt, indem er auf historisch und völkerrechtlich begründete Ansprüche Tibets verzichtet. Peking ist bis jetzt noch nicht darauf eingegangen.
Der Plan sieht folgendes vor:
Umwandlung des gesamten Gebiets von Tibet in eine Friedenszone;
Beendigung der Politik der Umsiedelung von chinesischen Volkszugehörigen, welche die Existenz der Tibeter als eigenständiges Volk bedroht;
Respektierung der fundamentalen Menschenrechte und der demokratischen Freiheiten des tibetischen Volkes;
Wiederherstellung und Schutz der natürlichen Umwelt Tibets und Beendigung der chinesischen Ausbeutung Tibets zum Zwecke der Herstellung von Kernwaffen und der Lagerung von radioaktiven Abfall;
Beginn ernsthafter Verhandlungen über den künftigen Status Tibets und die Beziehung zwischen den Völkern Tibets und Chinas.
Die rund 6 Millionen Tibeter innerhalb und außerhalb des Landes geben aber die Hoffnung nicht auf. Die Hoffnung, daß die Welt auf die Vorkommnisse reagiert und daß eines Tages ihr Oberhaupt zurückkehren wird. Denn ohne seine Persönlichkeit wäre die Gefahr noch viel größer, daß das tibetische Exil auseinanderbrechen könnte und die tibetische Kultur untergehen würde.
"Ich werde oft gefragt, ob ich wütend auf die Chinesen für alles bin, was geschehen ist. Richtig ist, daß ich manchmal die Geduld verliere, aber dann sorge ich mich um sie und fühle mit ihnen. Ich nehme ihr Leid, ihren Arger und ihre Unwissenheit in meine Gebete auf () und kann ihnen Mitgefühl entgegen bringen. So werde ich mich auch in Zukunft verhalten," so sprach seine Heiligkeit, der Dalai Lama am 6. Mai 1995 in Essen.
Über die frühere Stellung des Panchen Lama in Tibet wie über seine Rolle bis zu seinem Tod im Jahre 1989 gab und gibt es widersprüchliche Ansichten.
Die chinesische Regierung versuchte Zeit seines Lebens ihn für ihre Ziele einzuspannen und insbesondere, ihn zu benutzen, um die Autorität des Dalai Lama und dessen Regierung in Tibet zu schwächen.
Dem Rang nach war der Panchen Lama nach dem Dalai Lama der zweithöchste geistliche Würdenträger in Tibet. Inzwischen bemühen sich die Chinesen einen von ihnen auserwählte Reinkarnation des Panchen Lama als legitimen Nachfolger des 1989 verstorbenen Panchen Lama einzusetzen.
Diesem Ansinnen war jedoch bisher kein Erfolg beschert. Die Tibeter lehnen die chinesische Wahl ab, die sie als unqualifiziert ansehen. Auch der Dalai Lama gab seine Zustimmung nicht. Das einzige, was die Chinesen mit dieser Aktion erreichten war, daß die weltliche und geistliche Autorität des Dalai Lama in Tibet noch stärker geworden ist.
Heinrich Harrer wurde 1912 in Kärnten geboren. Er war Sport- und Geographielehrer, aber auch ein begeisterter Bergsteiger und Skiläufer. 1936 gehörte er der österreichischen Olympiamannschaft an; 1938 glückte ihm die Erstbesteigung der Eiger-Nordwand, wodurch er sich für eine Himalaya-Expedition qualifizierte. Während der Teilnahme dieser Nanga-Parbat-Expedition wurde er vom Ausbruch des 2. Weltkrieges überrascht und geriet in englische Kriegsgefangenschaft. Nach mehreren gescheiterten Ausbruchsversuchen gelang ihm 1944 die Fluch aus dem Internierungslager in Nordindien. Zusammen mit seinem Freund, Peter Aufschneiter, erreichte er unter kaum vorstellbaren Strapazen zwei Jahre später die tibetische Hauptstadt. Als eine der ersten Europäer betraten sie Lhasa, die "verbotene Stadt" Tibets. Harrer wurde Erzieher, Berater und schließlich Freund des jungen Dalai Lama. Nach dem Einmarsch der Chinesen floh er aus Tibet und kehrte nach Österreich zurück.
Harrers Aufzeichnungen und Fotos vom "Dach der Welt" zeigen die Menschen im ehemaligen Tibet, ihre Sitten und Vergnügungen, längst zerstörte Klöster und Heiligtümer und bieten einen tiefen Einblick in eine Kultur, die heute so nicht mehr zu erleben ist. Sein Buch "Sieben Jahre in Tibet" ist eins der bekanntesten Bücher der Welt, es wurde in 48 Sprachen übersetzt. 1997 diente es für den gleichnamigen Hollywoodfilm mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Während der Regisseur J.-J. Annaux die Wandlung Harrers vom knallharten Nazi zum esoterischen Menschenfreund darzustellen versucht, kritisiert Harrer, daß der Film mit seinen wirklichen Erfahrungen nichts zu tun hat. Tatsächlich habe er sich in Tibet kaum mit religiöser Erleuchtung beschäftigt, sondern mit ganz banalen Fragen des Überlebens.
Über die erst kurz vor dem Start des Films ans Licht gekommene Nazivergangenheit Harrers wurde in der Presse ausführlich berichtet. Er selbst sagt dazu, er sei der SS in den 30er Jahren beigetreten, um seinen Berufe als Schullehrer, Bergsteiger und Trainer der Österreichischen Damennationalmannschaft im Abfahrts- und Slalomlauf ausüben zu können. In einem Interview vom Juni 1996 sagte Harrer, daß der Regisseur mit seiner Rolle machen könne, was er wolle, da es ja darum gehe, durch den Film das Anliegen der Tibeter populär zu machen
Grundsätzlich bieten sich drei Optionen an, die den künftigen Status von Tibet rechtlich regeln könnten:
Die Integration Tibets in die Volksrepublik China
Ein Assoziationsabkommen beider Staaten
Die Wiederherstellung Tibets als souveränen, unabhängigen Staat
"Die Politik der Zentralregierung gegenüber dem Dalai Lama ist konsequent und bleibt auch heute unverändert. Unser grundlegendes Prinzip ist, daß Tibet ein unabtrennbarer Bestandteil Chinas ist. Über diese grundlegende Frage lassen wir nicht mit uns handeln ()"[8], so der Ministerpräsident des Staatsrates der Volksrepublik China, Li Peng, am 19. Mai 1991. Da weder eine Anderung im chinesischen Staatsgefüge, noch ein Zurücknehmen der formellen Ansprüche der Chinesen über Tibet ersichtlich ist, ist diese Option die wahrscheinlichste.
Dennoch sollte Tibet zumindest die volle Autonomie gewährt werden, im sinne einer politischen oder einer Regierungsautonomie, das heißt Selbstregierung im wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen Bereich. In bestimmten Fällen könnte die Kompetenz zum Abschluß internationaler Abkommen in den Bereichen von Kultur und Wirtschaft der Autonomen Region überlassen werden. Genau diese Form der Autonomie ist in der Verfassung Chinas enthalten, Hongkong und Taiwan erhielten so eine Art von Autonomie. Die Zentralregierung Chinas verharrt auf dem Standpunkt, daß diese Form der Regierung nur auf Regionen anwendbar sei, die erst wieder mit dem Mutterland zu vereinen sind, währenddessen Tibet bereits 1951 wieder in den Schoß des Mutterlandes zurückgekehrt sei.
Das Konzept der Zusammenarbeit Staaten setzt die Anerkennung der gegenseitigen Souveränität auf gleicher Ebene voraus. Eine Assoziation ist im heute geltenden Völkerrecht gekennzeichnet durch die Anerkennung der typischen Unterordnung und der Delegation von Kompetenzen von dem assoziierten Staat auf den Erststaat, bei gleichzeitiger Beibehaltung des völkerrechtlichen Status eines kontinuierten Staates. Die grundlegende Züge einer solchen Assoziation sind folgende:
Die Beziehung muß aus freier Zustimmung zwischen zwei souveränen Staaten zusammenkommen; die Bedingungen müssen klar, deutlich und in eine für beide Vertragspartner bindende Form festgehalten werden.
Der Entschluß der Zusammenarbeit muß aufgrund einer freien und freiwilligen Wahl im Sinne einer demokratischen Entscheidung vom assoziierten Staat erfolgen.
Der assoziierte Staat behält seine volle Völkerrrechtssubjektivität bei, delegiert aber einige Kompetenzen[9] - jedoch nicht zwingend - an den Erststaat. Nichtsdestotrotz bleibt es dem assoziierten Staat unbelassen in internationale Beziehungen einzutreten bzw. Verträge abzuschließen.
Die Regierung des assoziierten Staates erledigt innere Angelegenheiten in voller Autonomie, ohne wie auch immer geartete Intervention des Erststaates.
Das Volk des assoziierten Staaten behält das Recht, den Status ihres Territoriums wann auch immer zu verändern, das heißt auch das Recht hat, ihre Assoziation zu beenden.
Der Abschluß eines Assoziationsabkommen würde den Forderungen Chinas sowie Tibets sehr nahe kommen und den völkerrechtlichen Vorstellungen entsprechen.
Dies wäre auf lange Sicht die befriedigenste Lösung der Tibet-Frage. Demgegenüber stehen die expliziten Interessen Chinas, wenngleich die Unabhängigkeit Tibets eine positive Auswirkung auf die sehr spannungsgeladene Region Zentralasiens haben könnte und gerade dadurch zu Stabilität und Frieden führen könnte.
Als neutraler Staat müßte sich Tibet verpflichten, an keinen Kriegshandlungen teilzunehmen, außer zur Verteidigung des eigenen Territoriums, keinen Bündnissen beizutreten und die Gleichbehandlung aller Staaten garantieren, gleichgültig, ob bei einem bevorstehenden Konflikt oder in einer Kriegssituation.
Die geographische Lage Tibets im Herzen Asien und die Nähe zu den wichtigsten Mächten des Kontinents macht es zu einem der strategisch wichtigsten Ländern in Asien. Gerade aus diesen Umständen ergibt sich die Attraktivität für eine etwaige Neutralität Tibets. Dieselbe könnte auch die Spannungen zwischen China, Indien und den USA beträchtlich reduzieren.
Tibets Umwandlung in eine solche Friedenszone würde, mehr als jede andere Lösung, dem Wunsch der Tibeter entsprechen, sowohl sich selbst zu regieren, als auch einen bedeutenden Beitrag zum Friedensprozeß leisten zu können.
Der augenblickliche Status von Tibet ist unbefriedigend, sowohl hinsichtlich der bestehenden regionalen und internationalen Beziehungen, als auch bezüglich der Mißachtung der Menschenrechte.
"Um die Verantwortung für die Geschichte, für die chinesische Nation und für das 1,1 Milliarden zählende Volk, einschließlich der tibetischen Bevölkerung, zu tragen, darf die Zentralregierung hinsichtlich der grundlegenden Frage der Wahrung der Einheit des Vaterlandes nicht die geringsten Kompromisse machen. Die Versuche, gestützt auf ausländische Kräfte, die "Unabhängigkeit Tibets" zustande zu bringen und das Vaterland zu spalten, sind ein schändlicher Verrat am Vaterland und an der gesamten chinesischen Nation, einschließlich der tibetischen Nationalität,"[10] so die beharrliche Position der chinesischen Zentralregierung.
Vorderrangig bleibt die Erfüllung der berechtigten Forderung des tibetischen Volkes für eine würdige Existenz in ihrer Heimat, zweitrangig wird man den zukünftigen Status Tibets überdenken müssen.
Tibet ist ein riesiges Land, es leben dort aber nur wenige Menschen. In China hingegen wächst die Bevölkerung unaufhaltsam und das Land platzt aus allen Nähten. Die chinesische Zentralregierung will in Tibet Millionen von Chinesen ansiedeln, so daß die Tibeter zur Minorität im eigenen Land werden.
Tibet verfügt über ein riesiges Vorkommen von Bodenschätzen - Gold, Silber, Kupfer und Uran, um nur einige zu nennen. Sie wurden von den Tibetern nie ausgebeutet, denn sie wollten die Erdgeister nicht stören. Heute gibt es in Tibet bereits 150 von den Chinesen erbaute Bergbaugebiete, in denen rund um die Uhr Tausende von Bergleuten beschäftigt sind.
Tibet ist eine strategisch sehr wichtige Region in Asien. Die Berge lassen sich mit modernen Waffen zu einer uneinnehmbaren Festung ausbauen. Von hier kann man sämtliche umliegenden Länder und Südostasien angreifen.
Kommen heute Touristen nach Tibet, so erreichen sie das Land mit einem Flugzeug, und sie werden mit dem Auto in ein bequemes Hotel inmitten von Lhasa gefahren. Nur die wenigsten können sich vorstellen, wie es früher war - ohne Straßen, ohne Autos - als die Lasten noch auf schmalen Saumpfaden transportiert wurden. Ob es der Bevölkerung damals besser ging als heute, kann ich nicht beurteilen, glücklicher war sie auf jeden Fall, denn heute beherrschen die Chinesen das Land, und die Tibeter werden von den Militärs unterdrückt.
Sicherlich war das Leben früher auch nicht einfach. Die soziale Ordnung ließ sich als hierarchisch gegliederte Nomaden- und Bauerngesellschaft mit theokratisch-feudalistischen Strukturen umschreiben. Zweifellos war dieses System reformbedürftig, denn eine kleine Minderheit herrschte über die Mehrheit. Klerus und Adel regierten das Land - Korruption war alltäglich. Dessen war sich der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, jedoch immer bewußt, und bereits in seinen Jugendjahren arbeitete er Pläne aus, wie man das System reformieren könnte. Dann kamen ihm jedoch leider die Chinesen zuvor, die seither mit skrupellosen, kolonialistischen Methoden das Land ausbeuten.
Nicht nur Adelige und Großgrundbesitzer waren im alten Tibet mächtig, auch religiöse Institutionen beherrschten dieses Land. Immer wieder mußten sie ihre Macht unter Beweis stellen, vor allem widersetzten sie sich jeglichem Fortschritt und ausländischen Machteinfluß.
"In Lhasa (gab es) einen britischen Lehrer, der seinen Schülern das Fußballspielen beibrachte. Eines Tages kam während des Spiels ein Gewitter auf, und die Abte sagten, die Götter seien zornig."[11]
Dieses Beispiel verdeutlicht, daß der Aberglaube in Tibet weit verbreitet war, und selbst die Chinesen konnten den Tibetern den Glauben an ihre Geister nicht austreiben, denn nach Ansicht der Buddhisten bewohnen verschiedene Arten von Wesen die Welt.
"In der Erde und im Wasser leben schlangenartige Geister, von derer Wohlwollen der Regen und damit die Ernte abhängt. Im Zwischenbereich tummeln sich die Beschützer der Dörfer und der Familienunterkünfte, die Hausgötter, die in Tälern und auf Felsen hausenden Geister und viele weitere Kobolde, Götter und Naturmächte. Auf Bergspitzen und in himmlischen Gefilden schließlich thronen mächtigere Götter, die das Land, die Religion, sowie die Himmelsrichtungen beschützen."
Jeder Tibeter mußte bestimmte Riten beachten, um die Götter nicht zu erzürnen, denn das war gefährlich. Sogar während der Feldarbeit verabsäumten sie es nicht, fleißig mystische Formeln aufzusagen. Trotz ihrer ständigen Angst vor bösen Geistern waren die Tibeter ein glückliches Volk. Sicherlich wäre der Dalai Lama fähig gewesen, ihnen die Angst zu nehmen und über kurz oder lang in seinem - nach unseren Begriffen etwas rückständigen - Land Reformen durchzuführen, doch die Chinesen verwehrten ihm diese Chance.
Freilich rühmen sich die chinesischen Funktionäre heutzutage, daß sie es waren, welche die Leibeigenschaft und die Sklaverei abgeschafft haben, doch andererseits unterdrückten sie die tibetische Bevölkerung auf brutale Art und Weise und raubten ihr jegliche persönliche Freiheit.
Anfang des 17. Jh. entstand unter dem 5. Dalai Lama die spezielle tibetische Staatsform, die häufig als lamaistische Theokratie bezeichnet wird. Die Regierung bestand aus den Staatsministern, dem Staatsrat, der Nationalversammlung und der Exekutive. Alle wichtigen Entscheidungen mußten dem Dalai Lama unterbreitet werden. Gemeinsam mit dem Panchen Lama stand er über alle kirchlichen und weltlichen Institutionen.
War der Dalai Lama noch minderjährig, vertrat ihn ein von der Nationalversammlung bestimmter Regent. Um eine effektive Kontrolle zu gewährleisten, wurden alle bedeutenden Posten der Zentralregierung von einem Laien und einem Mönch, also doppelt, besetzt. Anfang des 20. Jh. arbeiteten in den verschiedenen Körperschaften der Regierung jeweils 175 Mönche und 175 Zivilbeamte. Abstimmungen waren in der Nationalratsversammlung unüblich. Statt dessen wurde solange debattiert, bis sich kein Widerspruch mehr regte. Da die Mönche nur wenig zu verlieren hatten, setzten sie meist ihre Meinung gegen den wohlhabenden Adel durch.
Grundsätzlich gehörte alles Land dem Dalai Lama und damit dem tibetischen Staat, der es entweder selbst bewirtschaftete oder verpachtete. Die Klöster und die Adeligen erhielten lediglich ein Bewirtschaftungsrecht, die einen zur Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz, die anderen als Gegenleistung für ihre Regierungsdienste.
Die Bearbeitung dieser Nutzflächen übernahmen die tibetischen Bauern. Für ihre Frondienste bekamen sie von ihren Lehnsherren in der Regel kleinere Parzellen zur eigenen Bewirtschaftung. Die Pachtverhältnisse unterschieden sich von Region zu Region und können nicht verallgemeinert werden.
Die neue Schreckensherrschaft der Chinesen war für viele Tibeter ein Grund, das Land zu verlassen. So flüchteten sie ins Exil - in eine ungewisse Zukunft. Früher bevölkerten Händler und Schmuggler die gefährlichen Wege über den Himalaja. Heute sind es die tibetischen Flüchtlinge, welche tagelang, manchmal sogar wochenlang unterwegs sind, um die nepalesische Grenze zu erreichen.
Fünfunddreißig Jahre nachdem der Aufstand gegen die Chinesen niedergeschlagen wurde, und er Dalai Lama mit seinen vielen Anhängern nach Indien floh, folgen ihm die Tibeter immer noch ins Exil.
Die indische Regierung wies den Exiltibetern zwar in beispielloser Freigebigkeit Plätze zu, wo sie ihre Häuser bauen konnten und gewährleistete ihnen noch zusätzliche finanzielle Unterstützung - das, obwohl Indien eine Entwicklungsland ist -, doch an manchen dieser Orte fanden die Flüchtlinge nichts außer einen undurchdringlichen Urwald vor. Trotz ihrer schwierigen Lage verharrten die Tibeter aber nicht in Agonie, sondern begannen sofort mit dem Aufbau einer neuen Existenz. Sie rodeten den Wald, bauten Getreide an und errichteten bereits nach kurzer Zeit die ersten Zeltstädte, doch das größte Problem war deswegen noch lange nicht aus der Welt geschafft. Viele von ihnen starben weiterhin wegen der ungewohnten Hitze in ihrer neuen Heimat an - für die Tibeter - unbekannten Krankheiten.
Die anfänglichen Schwierigkeiten sind heute nach über 40 Jahren zum Glück überwunden. Die Verteilung der Exiltibeter nach der Größe der Gemeinden geordnet (Stand 1994):
Indien: 100.000, Nepal: 20.000, Bhutan: 2.000, Schweiz: 2.000, USA: 1.500, Kanada: 500
Die restlichen rund 4.000 Exiltibeter leben in kleineren Gruppen überall auf der Welt verstreut.
" Wenn der Metallvogel fliegt und die Pferde auf Rädern dahinrollen, werden die Tibeter über die Welt verstreut sein, und die Lehre Buddhas kommt in die fernsten Länder."[13]
Prophezeiung des indischen Mönchs Padmasambhava (8.Jh.)
Es ist nur natürlich, daß aufgrund der Abgeschiedenheit auf dem Dach der Welt die Gedanken der Menschen anders geartet sind, als in der Enge der Städte oder des dichtbesiedelten Landes. Die Gedanken scheinen sich in der unbegrenzten Weite zu verlieren, Wege und Irrwege einzuschlagen, die fern vom richtigen Weg liegen, dem Weg zum Nirvana, zur Erlösung.
Die tiefe Verwurzelung des Menschen in einem Lebensraum, dessen extremen klimatischen Bedingungen er auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, sowie die Abgeschiedenheit Tibets, haben die Bewohner nach Möglichkeiten suchen lassen, die sich in den Naturgewalten, Krankheiten und Gefahren offenbarenden Kräfte durch Magie und Rituale zu ihrem Vorteil zu beeinflussen.
Soweit man die Kulturgeschichte Tibets zurückverfolgen kann, wird die Vorstellungswelt der Tibeter von naturreligiösen Vorstellungen geprägt. Grundlage dieser Vorstellungen ist das Erleben der Welt als einer allerorts von Geistern und Dämonen belebten Wirklichkeit. Diese unsichtbaren Wesen wirken als latente Kräfte und werden häufig als Ursache für Verderben und Krankheiten angesehen, können aber auch begünstigenden Einfluß ausüben.
In der Unterwelt residieren so die Erdherren, im Wasser die Schlangengeister, auf Bäumen, Bergen und Schluchten die Tsän-Dämonen, die man sich als rotfarbige, wilde Jäger vorzustellen hat, und schließlich in der Luft und auf Gestirnen die Himmelsgeister.
Verletzt man den Wohnbereich dieser Wesen, läuft man Gefahr, sich ihren Zorn zuzuziehen. Daher schützen sich die Tibeter mit Amuletten, magischen Symbolen und Opfergaben. Verursachen diese Dämonen großes Unheil, werden sie in "Geister[14]fallen" rituell gefangen und gebannt.
Bevor der Buddhismus im 7. Jh. nach Tibet eingeführt wurde, herrschte hier eine nur noch ungenau faßbare Religion, die häufig als der ursprüngliche glaube Tibets bezeichnet wird: Die Bon-Religion! Ihre Priester, die Bonpos, verehrten die Gestirne des Himmels. Sie versuchten durch Tier- und Menschenopfer, das Schicksal zu beeinflussen und betrieben magische Praktiken zur Austreibung oder Befriedigung böser Geister.
Mit der Ankunft des Buddhismus unterlag die Bon-Religion einem starken Wandel und näherte sich in ihren Auffassungen immer mehr den Anschauungen der buddhistischen Philosophie an. Gekennzeichnet wird die Bon-Religion durch ausgeprägte Jenseitsvorstellungen und einer Kosmologie, derzufolge die Welt aus einem Ei entstand.
Wenngleich das Bontum im Laufe der Zeit von der Praxis sogenannter "Roter Opfer", Ritualpraktiken, bei denen Blut vergossen wurde, immer mehr absah und damit den buddhistischen Geboten entgegen kam, vermochte die Bon-Religion in den letzten Jahrhunderten lediglich in abgelegenen Regionen Tibets zu überdauern.
Im Gegensatz zu den Buddhisten umrunden die Bonpo-Anhänger ihre heiligen Stätten gegen den Uhrzeigersinn und unter ihrem Obergewand tragen die Bonpo-Mönche eine blaue Weste.
Die erste buddhistische Schrift war in Sanskrit[15] geschrieben und eine Legende besagt, sie sei vom Himmel herabgefallen. Diese Schrift stammte aus dem 5. Jh., sie wurde auf tibetisch übersetzt. Später, im 8 Jh. verbreitete sich der Buddhismus und religiöse Sekten bekamen ihre Form. Eine dieser Sekten war die Gelugpa-Sekte, gegründet wurde sie von Tsongkapa, dem größten Reformer des tibetischen Buddhismus. So verbreitet sich der Buddhismus seit dem 15. Jh. wie ein wildes Feuer, auch auf westliche Länder.
Noch immer übt der Buddhismus eine starke Anziehungskraft auf den Westen aus. Die Ursache mag in dem friedfertigen Erscheinungsbild der von ihm beeinflußten Kulturen liegen oder in der darstellenden Kunst, die im Bild des in sich ruhenden, lächelnden Buddha ihren Ausdruck findet. Doch vielleicht liegt die Ursache der Anziehungskraft des Buddhismus auch in dem philosophischen Versuch, den Menschen aus allen weltlichen Verstrickungen zu lösen und ihm den Weg zu einem von jedermann erfahrbaren Absoluten zu weisen.
Das Leben des Buddha
Der Buddha lebte vor rund 2500 Jahren in Indien. Er wurde als Sohn eines Königs geboren und Siddharta Gautama genannt, das heißt: "der sein Ziel erreicht". Bei seiner Geburt prophezeite ein Seher den Eltern, daß das Kind entweder ein großer religiöser Führer oder ein mächtiger Herrscher werden würde. Da der Vater den weltlichen Rang vorzog, suchte er den Jungen von allen Leiden und Unzulänglichkeiten des Lebens, die den Sohn auf religiöse Gedanken bringen könnten, fernzuhalten und umgab ihn mit vielen Sinnesfreuden. Der Prinz war sehr begabt und lernte schnell alles, was die Lehrer ihm beibringen konnten. Als er erwachsen wurde heiratete er und hatte einen Sohn.
Mit 29 Jahren aber begegnete er auf drei heimliche Ausfahrten dem Leid der Welt: er sah einen alten, einen Kranken und einen Toten. Nachdem ihm klar wurde, daß diese Leiden auch ihm gewiß wären, begann er über die Situation in der Welt nachzudenken. Er verspürte keine Freude mehr an den oberflächlichen Ablenkungen des Palastlebens.
Nachdem er auf einer vierten Ausfahrt einem Mönch begegnet war, der ruhig und friedlich seiner Wege ging, war seine Entscheidung gefallen. Er flüchtete nachts aus dem Palast, schnitt sich die langen Haare ab und zog das Gewand eines Bettlers an, um sich auf die Suche nach einem geistigen Weg zu machen, der zu einem dauerhaften Glück führen könnte. Er suchte viele Lehrer auf, lernte bei ihnen Techniken der Meditation und übte strenge Askese. Nachdem er die bloße Askese als unzureichend für das Erlangen des höchsten Ziels erkannt hatte, fand er schließlich unter dem Bodhibaum in tiefer Meditation die Erkenntnisse, die man Erleuchtung nennt.
Er hatte damit die Antworten auf seine Fragen nach dem Sinn des Lebens, die sich ihm durch die Begegnungen mit dem Leid stellten, gefunden. Fortan wurde er ein Buddha, ein Erwachter genannt.
Der Kern der Lehre des Buddha
Die für alle Buddhisten gültige, gemeinsame Grundlage der Lehre besagt, daß es vier edle Wahrheiten gibt, die sich mit der zentralen Frage beschäftigen, wie für alle Wesen Leid vermieden und Glück erlangt werden kann.
Die meisten nicht buddhistischen Religionen sehen den letzten Ursprung von Glück und Leid in einem Gott, der die Wesen geschaffen hat und Herr ihres Schicksals ist. Dieser Gedanke ist den Buddhisten fremd. Die Ursachen für Glück und Leid werden in dem Geist des Erlebenden selbst gesehen. Außere Bedingungen gelten lediglich als Begleitumstände.
Entsprechend dieser Grundannahme ist der Dreh- und Angelpunkt der buddhistischen Praxis die Geistesschulung. Eine fortlaufende Entwicklung des Geistes ist möglich, da der Geist im Gegensatz zu materiellen Dingen sich Wissen aneignen und so zum Besseren entwickeln kann.
Betrachtet man die Lehre in ihrer Gesamtheit, so fällt auf, daß der Buddhismus in seiner ursprünglichen Form wesentliche Elemente einer Religion vermissen läßt. Eine transzendente Macht wie Gott, ein Pantheon von Gottheiten und selbst das Element des Kultes fehlen. Daher läßt sich durchaus sagen, daß die Lehre des Buddha ursprünglich mehr eine Philosophie, als eine Religion gewesen ist.
Diese Lehre war nicht mehr wirklich weiterzuentwickeln und in ihren Ansprüchen an die Lebensführung zu hoch, um von einer breiten Masse getragen zu werden. Deshalb bildeten sich viele Unterzweige des Buddhismus. Ich werde in dieser Arbeit jedoch nur den Mahayana-Buddhismus näher erläutern, denn er stellt im Zusammenhang mit Tibet den wichtigsten dar.
Heinrich Harrer schrieb.
"Das irdische Dasein hat keinen hohen Wert in Tibet, der Tod hat keinen Schrecken. Man weiß, daß man wiedergeboren wird, und hofft auf eine höhere Daseinsform im nächsten Leben () Ich habe in all den Jahren niemanden getroffen, der auch nur den leisesten Zweifel an der Lehre Buddhas getroffen hätte ()"[16]
Die vier edlen Wahrheiten
Die EDLE WAHRHEIT VON LEID besagt, daß alle Erfahrungen von Glück unbefriedigend bleiben, da sie immer wieder vergehen. Am ende unseres Lebens stehen für jeden das Alter, die Krankheit, der Tod.
Die EDLE WAHRHEIT VOM URSPRUNG DES LEIDENS fragt nach dem Grund für diese leidvollen Situationen. Genannt werden die drei Grundübel: Gier, Haß und Unwissenheit.
Die EDLE WAHRHEIT VOM AUFHÖREN DES LEIDENS gibt an, daß sich der Mensch selbst vom Leid befreien kann. Ein solcher Zustand einer endgültigen Beendigung von Neid, Haß und unbelehrbares Nicht-Wissen-Wollens wird Nirvana genannt.
Die EDLE WAHRHEIT VOM WEG, DER ZUM AUFHÖREN DES LEIDENS FÜHRT. Durch Gedankentraining, Meditation und rechte Lebensführung sollen die menschlichen Wünsche und Begierden nicht verdrängt, sondern umgewandelt werden. Erst die Erkenntnis, wie unwichtig die Erfüllung vergänglicher Wünsche ist, führt zum Eingang ins Nirvana. Dieser Weg ist in der Lehre Buddhas aufgezeigt.
Nirvana
Dem Kreislauf der Wiedergeburten gegenüber steht das Nirvana, was soviel wie Verwehen heißt. Es ist eine Sphäre, die sich allem diskursiven Denken entzieht, so daß über sie keine Aussagen gemacht werden können. Mißinterpretationen früherer Forschungen ist es zuzuschreiben, daß es zu Vorstellungen des Nirvana als ein "Nichts" kam. Doch definiert wird Nirvana von Buddha als die Erkenntnis nicht mehr zugänglicher Realität des Ungeborenen, Ungewordenen, Ungeschaffenen und Ungestalteten jenseits von Sein und Nicht-Sein.
Harrer schrieb:
"Schon nach kurzem Aufenthalt war es mir nicht mehr möglich, gedankenlos eine Fliege zu töten. Und in Gesellschaft eines Tibeters hätte ich nie gewagt, nach einem Insekt zu schlagen, nur weil es mir lästig war."[17]
Der Achtfache Pfad
Die Buddhisten glauben, daß eine gute oder schlechte Wiedergeburt einzig und allein von den guten oder schlechten Taten (Karma) der Menschen selber abhängt. Sie gehen davon aus, daß jede Handlung, jedes Wort und jeder Gedanke eine Kraft in Bewegung setzt, die nicht aufhört, bis sie ihre volle Wirkung ausgeübt hat. Da jeder Mensch der Urheber seiner eigenen Lebensumstände ist, stellt das Karma kein fatalistisches Gesetz dar, sondern es eröffnet die Möglichkeit zur Beeinflussung des eigenen Schicksals, der gegenwärtigen und zukünftigen Existenzen, durch die bewußte Ausübung entsprechender Handlungen in Übereinstimmung mit dem Achfachen Pfad.
Um den ewigen Kreislauf der Wiedergeburten zu unterbrechen, werden folgende Verhaltensregeln angeraten:
Rechtes Reden, Rechtes Verstehen, Rechte Gesinnung, Rechtes Handeln, Rechte Lebensführung, Rechtes Bemühen, Rechte Achtsamkeit, Rechte Konzentration.
Der Mahayana-Buddhismus
Das Mahayana, dessen Philosophie auch den Kern des tibetischen Buddhismus bildet, tritt erst um Christi Geburt in Erscheinung. Seine entscheidendste philosophische Neuerung bildet die Vorstellung eines Absoluten - der sogenannten Leere, die alles Sein durchdringt und damit auch die Wiedergeburt und das Nirvana gegenseitig aufhebt. Diese Lehre wird als zeit- und grenzenlos, ungeschaffen, unveränderlich, undenk-, unwäg-, und unmeßbar bezeichnet. Verglichen wird sie häufig mit dem leeren Himmelsraum. Ziel ist daher weniger das Erreichen des Nirvana, als die Verwirklichung dieser eigentlichen Natur der Wirklichkeit.
Ihre Niederschrift fanden die Lehren des Mahayana in der "Prajnyaparamita", was Vollkommenheit der Weisheit bedeutet, von der die Tibeter glauben, sie stamme aus der Tiefe des Ozeans, dort, wo sich der Wohnraum der Schlangengeister befindet
Die Dimensionen von Raum und Zeit werden von den Mahayanisten gedanklich bis über alle Vorstellbarkeit ausgedehnt. Der historische Buddha wird folglich als einer von zahllosen, unablässig erscheinenden Buddhas gedacht, die immer wieder neu in der Reinkarnation auftreten, um den Lebewesen mit der Verkündung der Lehre en Weg weisen. Solche Reinkarnationen haben zwar alle einen eigenen Namen, nennt man aber allgemein Bodhisattva. Somit werden auch andere Buddhas verehrt.
Es entstanden zwei Hauptströmungen des Mahayana:
Erstens Madhyamika, das mit kühnster Logik die Nicht-Existenz der Gegebenheiten nachzuweisen und alle Phänomene als zusammengesetzt zu entlarven suchte. Zweitens das Yogacara, die Schule der Yoga-Praxis. Ihr Hauptmerkmal liegt auf der Erkenntnis der Leere als "Reinem Bewußtsein", das häufig mit einem leuchteten Spiegel verglichen wurde, der nichts als sein eigenes Licht reflektiert.
Tantrismus
Etwa vom 5. bis 6. Jh. an werden die indischen Religionen des Buddhismus, Hinduismus und Jainismus, vom magischen Gedankengut des Tantrismus erfaßt. Es handelt sich dabei um eine geheime Erkenntnislehre, deren Ziel die Transzendierung der realen Welt in das höchste Sein und die mystische Verschmelzung mit dem Absoluten bildet.
Wesentlich ist, die Ablehnung dogmatischer Anschauungen, die Betrachtung der Welt als einer aus purer Energie bestehenden, vielschichtigen Realität, die sich in einer männlich-weiblichen Polarität entfaltet. Weiters gehört die Lehre der Untrennbarkeit von Absolutem und relativem und schließlich die Erkenntnis, daß die Welt eine sich über scheinbar zahllose Ebenen erstreckende makro-mikrokosmische Analogie zugrunde liegt zu den wichtigsten Merkmalen des Tantrismus.
Tantrismus ist maßgebend für die Entstehung des Vajrayana, das die Verwirklichung der Buddha-Natur anstrebt. Das Vajrayana strebt die Erleuchtung möglichst noch im gegenwärtigen Leben an. Dazu benutzt es radikale Mittel und Methoden, die eine tiefgreifende Bewußtseinsveränderung hervorrufen.
Der Tibetische Buddhismus oder Lamaismus
Bereits in der Geschichte habe ich erwähnt, wie König Songtsen Gampo und seine beiden Gemahlinnen den Buddhismus in Tibet einführten und förderten. Um sich einer breiten Masse überhaupt verständlich machen zu können, integrierten die tibetischen Mönche einheimische, volksreligiöse Vorstellungen in ihre Glaubensinhalte. Magische Rituale, exorzistische Riten, rituelle Heilungen und Besessenheitsphänomene prägten somit von Anfang an das äußere Erscheinungsbild des Tibetischen Buddhismus.
Wegen der zentralen Stellung des Lamas als des unabdingbaren Führers auf dem Weg zum Heil, kann der Tibetische Buddhismus auch als "Lamaismus" bezeichnet werden.
Die Basis des Tibetischen Buddhismus bilden einerseits die Philosophie des Mahayana und andererseits meditative und rituelle Praktiken. Dabei rückte die Bedeutung der geistlichen Überlieferung und Vermittlung der Lehren des Lamas im Laufe der Zeit immer mehr in den Mittelpunkt.
Die Religionsfreiheit in Tibet besteht nur scheinbar. Die Riten in den Tempeln können wieder vollzogen werden. Die einfachen Menschen müssen nicht mehr schwere Strafen befürchten für das bloße Murmeln eines Gebets oder auch nur für den Besitz einer Gebetsmühle. Die Verbreitung der buddhistischen Lehre jedoch, ist nicht erlaubt und die Ausbildung qualifizierter Lehrer untersagt. Eine kürzlich beendete "Säuberungsaktion" in den Klöstern gestattet in führenden Positionen nur noch Mönche, die den Primat der Kommunistischen Partei anerkennen. Viele Mönche haben die Klöster daraufhin verlassen, weil sie nicht mehr nur als Touristenattraktion verwendet werden wollten. Die Traditionen der Klöster leben hauptsächlich deswegen fort, weil im Exil, vor allem in Indien, von den geflüchteten Mönchen neue Klöster gegründet wurden. Hierdurch konnte die Kontinuität in der Ausbildung der Mönche und der Verkündigung der Lehre Buddhas gewährt werden.
Durch die bahnbrechenden Entdeckungen des Nikolaus Koperikus sind die Grenzen unseres Weltalls in unvorstellbare Entfernungen gerückt. Ahnliche Vorstellungen über eine ungeheure Ausdehnung von Zeit und Raum sind in Indien jedoch schon seit viel längerer Zeit präsent gewesen und haben auch in den Buddhismus Eingang gefunden. Sie beruhten aber weniger auf wissenschaftlichen Beweisen, als auf einem umfassenden Analogiedenken.
Buddhistischer Vorstellung zufolge vollzieht sich das Entstehen und Vergehen einer Welt in vier großen Aonen, die jede 1 300 000 000 Jahre andauern. Im ersten Zeitalter existiert einzig die große Leere als Essenz des Universums. Durch die Entstehung eines Urwindes und Bildung der Elemente in der Reihenfolge Wind, Feuer, Wasser und Erde im zweiten Aon, gestaltet sich im dritten Aon das Leben der Erde. Danach löst sich die Welt in einem vierten Aon in einem Verbrennungsprozeß wiederum in ihre eigentliche Natur der Leere auf.
Ohne Anfang und ende folgt so eine Welt der anderen, jede mit Sonne, Mond und Planeten ausgestattet. 3000 solcher Welten werden von einer Mauer umgeben, von diesen 3000 Welten gibt es wiederum 3000 von einer Mauer umringte Welten, die ihrerseits in 3000facher Anzahl existieren. Daraus ergibt sich eine Anzahl von 27 000 000 000 Welten - ein Sinnbild für die Unbegrenztheit des Raumes.
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Nach dem Abidharmakosha, dem "Schatz des Wissens" wird der Weltenberg Meru (1) von sieben Ringgebirgen und Ringozeanen (2) umschlossen. Umgeben wird dieser Kern jeden Weltensystms vom Urozean (3), der an seinem äußeren Rand von einer Gebirgskette (4) begrenzt wird. In den vier Himmelsrichtungen sind die Kontinente samt ihren jeweils zwei Nebenkontinente gelegen: im Osten der halbkreisförmige Kontinent Puravideha (5), im Süden der annähernd fünfeckige Kontinent Jambudvipa (6), auf dem wir Menschen leben, im Westen - verdeckt durch Meru, so daß nur seine beiden Nebenkontinente zu sehen sind - der kreisförmige Kontinent Aparagodaniya (7), im Norden der viereckige Kontinent Uttarakuru (8). Auf der Spitze des von sonne und Mond flankierten , fünfstufigen Meru, befindet sich der Himmlische Palast des hinduistischen Gottes Brahma (9), der als Weltenherrscher für die Periode der gegenwärtigen vier Aonen die Weltgeschichte lenkt. Über dem Meru erheben sich die himmlischen Sphären mit den vier Daseinsbereichen der niederen Götter (10), die noch von Begierde beherrscht werden, darüber die 17 verschiedenen Himmel der Götter feinstofflicher Form (11) und an der Spitze die vier "Stufen der Formlosigkeit" (12), die man sich als rein meditative Bereiche vorzustellen hat.
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Oft am Eingang der Versammlungshalle eines Klosters dargestellt, soll es den einfachen Gläubigen in bildlicher Weise mit den grundlegenden dogmatischen Anschauungen über den Kreislauf des Daseins vertraut zu machen.
In der Radnabe sieht man ein Schwein, eine Schlange und einen Hahn als Symbole für Unwissenheit, Haß und Stolz, die "Drei Grundgifte", welche die Ursache des Geburtenkreislaufes bilden. Solange das Bewußtsein von ihnen beherrscht wird, nimmt es wegen des Durstes nach Existenz Wiedergeburten in einer der sechs, innerhalb der Radspeichen sichtbaren Wiedergeburtswelten an. Im Nabenkranz sind die beiden Wege heilvoller und unheilvoller Taten dargestellt: Der "Weiße Weg" als langsamer, kontinuierlicher Aufstieg zum Heil, sowie der "Schwarze Weg" frevelhafter Taten, auf dem Dämonen den Lebewesen Schlingen um den Hals legen und sie in die Tiefe der niederen Gefilde zerren.
Die unteren Bereiche sind die von besonders schweren und langfristigen Arten des Leidens gekennzeichneten "Niederen Daseinsbereiche", in denen Höllenwesen, Hungergeister und Tiere ihr Dasein fristen. Die Unglücklichen leben dort in eiskalten und brennendheißen Höllen, werden immer wieder zerstückelt, von Speeren durchbohrt, mit Hämmern gemartert und bei lebendigem Leibe in Töpfen gekocht.
In den oberen Bereichen existieren die Menschen, Halbgötter und Götter. Die Menschen, die durch ihren Intellekt die idealen Voraussetzungen hätten, Befreiung zu erlangen, frönen in der Mehrzahl dem Egoismus, anstatt sich der Lehre des Buddha hinzugeben.
Die von Neid und Ehrgeiz besessenen Halbgötter liegen ständig mit den Göttern in Streit, erringen such Teilerfolge, werden jedoch stets sobald sie in den Himmel der Götter gelangen wieder geschlagen.
Die Götter führen je höher angesiedelt ein umso üppigeres Leben, frei von Sorgen und Krankheiten. Sie unterliegen jedoch der Illusion, ihr himmlischer Zustand dauere für alle Ewigkeit an. Sobald ihr Tod naht, haben sie eine schreckliche Vision vom Ende ihrer Existenz.
Häufig werden in diesen sechs Daseinsbereichen die Gegenmittel zur Aufhebung des leidvollen Daseins bereit gehalten. So erscheint ein Bodhisattva in der Götterwelt mit einer Laute, um die Lebewesen durch den ausklingenden Ton an die Vergänglichkeit ihres Daseins zu erinnern, bei den Halbgöttern mit einem Schwert als Symbol der Sittlichkeit, bei den Menschen mit einer Almosenschale als Symbol für einen schwierigen Weg der Erkenntnis, bei den Tieren mit einem Buch als Symbol der Weisheit, bei den Hungergeistern mit einer Vase mit dem ewigen Lebenswasser als Symbol der Stillung aller Begierde und in der Hölle mit einem Spiegel als Symbol für die Aufhebung der Leidenschaft durch die Erkenntnis der wahren Natur der Dinge.
Im Radkranz befindet sich schließlich die Darstellung der "Zwölffachen Kausalkette", welche zeigt, daß Entstehung und Prägung des Bewußtseins einem kausalen Abhängigkeitsverhältnis unterliegen.
Geboren wird dieses Rad aus dem Schoße einer Dämonin. Ein oberhalb abgebildeter Buddha weist den Weg zur Befreiung aus einem von Unwissenheit und Leidenschaften geprägten Daseinskreislauf.
Dieses Buch zählt wegen seiner zahlreichen Übersetzungen zu den bekanntesten Zeugnissen der tibetischen Literatur. Es belehrt über die Erfahrungen, die der Mensch im Bardo macht, dem Zwischenbereich zwischen Tod und Annahme einer neuen Existenz. Der Bardo ist gleichermaßen ein Reich des Schreckens, wie die beste Chance zur Befreiung. Aufgabe des Menschen ist es , seine karmisch bedingten Illusionen zu durchschauen und den Bardo als die Pforte zur Befreiung zu begreifen. Das Tibetische Totenbuch, dessen Originaltitel wörtlich übersetzt "Die Befreiung durch Zuhören im Zwischenzustand" lautet, wird ebenso von den Lamas als ein Führer für das Leben verstanden.
Auf unzähligen, sogenannten "Mani-Steinen" in Tibet ist die Inschrift "Om mani padme hum" eingemeißelt. Hunderttausende Tibetern setzen täglich Gebetsmühlen in Bewegung und murmeln dabei diese Gebetsformel, die soviel heißt, wie "Gesegnet seien Sprache, Körper und Seele durch das Juwel der Lotusblüte".
Das Gebet "Om mani padme hum" sammelt die geistigen Kräfte und konzentriert sie auf den richtigen Weg. Wesentlich dabei ist, den Geist auf die Bedeutung des Mitleids zu lenken. Die Schwingungsresonanzen dieser Mantra[18] sollen Mitleid in den Herzen der Gläubigen wecken. Die sakrale Kunst Tibets, also Wandmalereien, Statuen und Thangkas , hat den alleinigen Zweck, als Meditationshilfe und Inspiration zu tieferer Einsicht zu dienen.
Die Mythen der Götter und Heiliger Tibets sind nicht Leidensgeschichten wie diejenigen vieler christlichen Heiliger, sondern viel mehr Erzählungen großer Lehrer, die durch ihre Verdienste die Erleuchtung erlangt haben. Jedoch darauf verzichteten, ins Nirvana einzugehen, um den Menschen zu helfen und diesen auf ihrem Weg zur Vervollkommnung zu unterstützen. Um ihre sterblichen Überreste zu verehren, sind prunkvolle Schreine aus Silber und Gold, verziert mit kostbaren Steinen, in den Klöstern und Tempeln errichtet worden.
Da ein Großteil der gebildeten Mönche von den Chinesen umgebracht wurde, ist in Tibet der Standard der religiösen Kenntnisse nicht mehr so hoch wie früher. Das religiöse Wissen wird jedoch insbesondere in Indien mit dem Zentrum in Dharamsala von den Tibetern bewahrt.
Die vier wichtigsten Orden des tibetischen Buddhismus sind:
Der Gelugpa-Orden, auch Orden der Gelbmützen
Der Sakya-, Kagyü-, und der Nyingma-Orden, auch Orden der Rotmützen
Die Klassifizierung der Orden ist jedoch nicht ganz richtig. Die unterschiede sind komplexer und nicht wirklich eine Frage der Farbe der Kopfbedeckung. Der Nyingma-Orden vertritt die älteste Schule des tibetischen Buddhismus, die sich auf die alten Übersetzungen buddhistischer Texte seit dem 7. Jh. stützt. Die anderen drei Orden basieren auf neuen Übersetzungen, die seit dem 11. Jh. entstanden sind.
Die volle Ausbildung der Mönche in den theologischen und philosophischen Fächern an den Gelugpa-Universitäten dauert etwa 15-20 Jahre. Der Absolvent erhält mit dem Titel "Geshe" eine Art Doktortitel. Erst dann sind ihm tantrische Studien und Praktiken erlaubt.
Anders ist die Ausbildung der weiteren drei Orden. Hier beginnen die Mönche schon früher tantrische Praktiken und eignen sich dazu erforderliche Kenntnisse der Meditation und des Yoga an. Sie folgen dabei häufig den Weg des Vajrayana, jedoch nicht für sich selbst, sondern um der anderer willen. Es geht für den Gläubigen darum, sich selbst als Gottheit vorzustellen, um schließlich Erleuchtung zu erlangen. Das klare Licht, das bei dieser Meditation sichtbar werden soll, kann normalerweise erst kurz nach dem klinischen Tod erkannt werden.
Augenfälligste Manifestationen dieser volksreligiösen Praktiken sind das Aufsagen von Mantras genannten Gebeten, wie "Om mani padme hum", und das dreimalige Niederwerfen vor Statuen Buddhas, wobei der Kopf den Boden berührt. Gleichfalls wichtig sind das Umschreiten von Tempeln und Schreinen im Uhrzeigersinn und Opfergaben in den Tempeln, etwa flüssige Butter oder Milch, für die Öllampen, die in den Tempeln brennen.
Im Drehen von Gebetsmühlen wird eine Einstimmung des Geistes auf die Rezitation der Mantras gesehen. Es gilt als eine Handlung, durch die sich der Gläubige Verdienste erwirbt.
Das Gebet hat im Buddhismus eine vom Christentum recht verschiedene Bedeutung. Gebete im buddhistischen Sinn sind nicht Bitten an eine außer uns stehende Macht, zur Erlangung persönlicher Vorteile, sondern ein Aufrufen der in uns wohnenden Kräfte, und dies kann nur dann erfolgreich sein, wenn wir frei sind von egoistischen Wünschen. Mit anderen Worten: Der Buddhist setzt seine Hoffnung nicht auf die Macht der Götter, sondern er glaubt an die Macht der rechten Absichten und Motive, die Reinheit des Herzens.
Im tibetischen Buddhismus werden dazu Mantras rezitiert oder in Stein gehauen, Gebetsmühlen in Bewegung gesetzt und Gebetsfahnen über Häuser und Tempeln, auf Bäumen und auf Berggipfeln aufgehängt. Gebetszettel werden in den Wind oder in Bäche geworfen. Dies alles soll dem Wunsch nach Ausbreitung der Lehre und das damit verbundene Glück für alle Lebewesen ausdrücken.
In der Buddha-Legende heißt es, die acht Glückssymbole seien dem Buddha nach seiner Erleuchtung als Sinnbilder der Qualitäten seiner Lehre überreicht worden. Zu finden sind sie auf Altären als Opfergaben für die Buddhas sowie in allen Bereichen des täglichen Lebens der Tibeter.
Dies ist ein Symbol des Schutzes, den die Lehre des Buddha gewährt.
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Sie symbolisiert das ewige Leben, das der Nektar dieser Lehre spendet, durch eine Vase, die das Lebenswasser beinhaltet.
Sie dienen als Symbol der Fähigkeit, mit dieser Lehre den Ozean der Wiedergeburten zu durchschwimmen.
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Es dient als Symbol für den Ruhm der Lehre Buddha. Mit ihm verhält es sich ähnlich wie mit dem vierblättrigen Kleeblatt: Es findet sich sehr selten - normalerweise dreht es sich nach links - und bringt deshalb Glück. In die Muschelgehäuse wird während religiöser Rituale wie in ein Horn geblasen. Der dabei entstehende Ton verkündet den Ruhm der Lehre des Buddha. Zugleich erinnert das Muschelhorn an das menschliche Ohr und kann auch das Gehör symbolisieren und als Ziechen dafür dienen, daß die Lehre gehört wird.
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Dies ist das Symbol der geistigen Klarheit und Unbeflecktheit der Lehre.
Es symbolisiert den Sieg der Lehre über alle Verdunkelungen.
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Er ist oft auf Geschenken oder Glückwunschkarten zu finden. Er hat weder Anfang noch Ende, symbolisiert also Ewigkeit und Unendlichkeit. So steht er für die unendliche Liebe und Harmonie, für das unendliche Glück und die unermeßliche Kraft, die aus der Erkenntnis und der Lehre Buddha hervorgehen können. Aber er steht auch als Symbol für die Möglichkeit, mit Hilfe der Lehre des Buddha karmische Verstrickungen zu lösen. Der gelöste Knoten, der das Ziel symbolisiert, wird häufig lose im Knoten hängend dargestellt.
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Es ist das Rad der Lehre oder des Gesetzes. Das Dharmarad ist ein wesentliches Symbol des Buddhismus. Die Kreisform symbolisiert die Vollständigkeit und Vollkommenheit der von Buddha ausgehenden Lehre. Die acht Speichen des Rades stehen für den "Achtfachen Pfad", die acht Elemente des Weges zum Heil. Das Rad der Lehre erinnert die Glaubenden immer wieder an diesen Pfad. Diejenigen, die ihn beschreiten, halten dieses Rad, das ursprünglich von Buddha in gang gesetzt wurde, in der Welt in Bewegung.
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Mandala heißt wörtlich übersetzt "Kreis" und ist ein universelles Symbol der Menschheit, das seit jeher zur Heilung, Meditation und Selbstbesinnung genutzt wurde. Die Kreisform lenkt automatisch die Konzentration auf die Mitte und ist somit eine gute Übung zur Meditation. In neuerer Zeit hat sich Psychoanalytiker C.G. Jung intensiv mit den Mandalas befaßt. Er meinte, daß sie eine wertvolle Hilfe beim persönlichen Reifungsprozeß sein können und deutet ihre Strukturen als einen Ausdruck der Seele, die Menschen verschiedener Kulturen erleben lassen, daß es eine Mitte gibt, daß man sich nicht verliert, sondern im Dasein geborgen sein kann.
Betrachtet man ein Mandala, wird man intuitiv der ihm innewohnenden Ruhe und Harmonie gewahr. Die Ausgewogenheit in Farbe und Form, die Geschlossenheit im Aufbau, die harmonisch miteinander verwebten Elemente und die innere Ordnung lasen seine Bezeichnung als "magischer Kreis" leicht verständlich werden.
Für den Buddhisten stellt ein Mandala den Daseinsbereich einer Gottheit dar, der in vielem mit dem Palast und dem Gefolge eines Herrschers vergleichbar ist. Im Zentrum thront die Hauptgottheit, umgeben von vier Nebengottheiten. In den Gärten und über den Tordächern befinden sich die Glückssymbole. Torwächter schützen die Eingänge. Die den Palast umfassenden Kreise stellen Sphären der Reinigung von Körper (Flammenkreis), Wort (Vajra-Mauer) und Geist (Lotusblütenkranz) dar, die der Meditierende zuerst zu durchschreiten hat, bevor er in den Palast einzutreten vermag.
Bekannt geworden sind die Mandalas vor allem in Form von zweidimensionalen Darstellungen auf den tibetischen Thangkas. Die in den Klöstern bisweilen zu sehenden plastischen Mandalas vermitteln jedoch einen besseren Eindruck von der dreidimensionalen Räumlichkeit, die der Konzeption der Mandalas zugrunde liegt. Mit farbigen Pulver werden diese vergänglichen Kunstwerke in wochenlanger Arbeit für einen besonders religiösen Anlaß angefertigt.
Die ältesten Zeugnisse tibetischer Kunst gehen in die vorbuddhistische Epoche zurück. Ausgrabungen und Höhlenforschungen förderten einerseits Gebrauchsgegenstände, wie Tontöpfe, Speerspitzen und Messer, zutage, andererseits magische Amulette, die als Grabbeigaben Verwendung fanden. Es fanden später auch die chinesische und die indisch-nepalesische Kunst Einzug in Tibet.
Die tibetische Kunst war eine auftragsgebundene Kunst, sie wurde meist von Laien ausgeführt und sie richteten ihre Arbeiten an den Wünschen der Auftraggeber aus.
Aus Lehm oder Ton
Sie werden in der Regel aus Lehm, Ton oder verschiedenen Metallegierungen hergestellt, seltener aus Stein oder Holz. Schon aus Kostengründen ist die Mehrzahl der großen Statuen aus einem Lehm- oder Tongemisch gefertigt, das auf einen Holzkern als Basis aufgetragen wird. Ist die Statue trocken, wird sie poliert und farbenprächtig bemalt.
Aus Metall
Diese Plastiken bestehen meist aus Messing, Kupfer oder Bronze hergestellt, seltener aus Silber oder Gold. Sie werden in mehreren Teilen gefertigt. Die traditionelle Methode des Metallgusses bildet das aufwendige Verfahren der verlorenen Form. Über einen Lehmkern modelliert der Meister eine Wachsschicht in Form der gewünschten Statue, auf die eine zweite Lehmschicht als Mantel aufgetragen wird. Danach schmilzt man das Wachs hinaus und füllt den Hohlraum mit flüssiger Bronze. Am Schluß wird der trockene Lehmmantel abgeschlagen und die Metallschicht wird noch aufwendig bearbeitet. Vielarmige Gottheiten und größere Statuen werden häufig nach diesem Verfahren angefertigt.
Neben den Plastiken bilden diese Bilder die bekanntesten Zeugnisse der tibetischen Kunst. Traditionell werden auf die Leinwand zunächst mit Bleistift die Bildachsen eingezeichnet und die Raster der Gottheiten entworfen. Danach malt ein Schüler die einzelnen Partien aus und zum Abschluß übernimmt der Meister die Feinarbeit. Nach der Vollendung faßt man die Leinwand in Brokat ein. Die Malerei selbst umrahmen zwei rote und gelbe Brokatstreifen, die als Regenbogen bezeichnet werden.. ein dünner Seidenschleier schützt das Thangka.
Sie bestehen aus ungebundenen Blättern, deren breite zur Länge im Verhältnis von etwa 3 : 1 steht. Nach Gebrauch faßt der Leser die Blätter zwischen zwei hölzerne Buchdeckel ein und umwickelt alles mit einem Tuch aus Baumwolle, Seide oder Brokat. Hergestellt wurden die Bücher im sogenannten Blockdruckverfahren mit Druckstöcken, in die der Text spiegelverkehrt eingeschnitzt war. Als Druckschwärze diente aus Birkenholz gewonnene Tusche. Papier produzierten die Mönche im sogenannten Eingießverfahren. Dabei wurde der Faserbrei in einem mit einem Baumwolltuch bespannten Rahmen gegossen und zum Trocknen gelegt.
Tibeter, gleich ob Männer oder Frauen, lieben Schmuck über alles und dokumentieren damit ihren Reichtum und ihre soziale Stellung. Als ein unübersehbares Zeichen des Wohlstandes sind goldene Eckzähne sehr beliebt. Ein großer Teil des Schmucks besitzt aber neben der Schönheit auch eine praktische, religiöse oder heilende Funktion. So werden Steinfeuerzeuge, Maniküre-Sets, Kämme oder Behälter für Schreibfedern - aus kostbaren Materialien gefertigt - häufig am Gürtel getragen. Amulette und Reliquienbehälter dienen als Brustschmuck und besonders Steinen werden heilkräftige Wirkungen beigemessen.
Der schon traditionell vorwiegend an besonderen Festtagen getragenen Kopfschmuck der Frauen ist heute nur noch selten. Er bestand aus einem ins Haar gebundenen, mit Perlen und Korallen besetzten, Holzstück, das je nach Landessitte verschiedene Formen besaß. (Bild) Zeichen verheirateter Frauen ist neben ihrer gestreiften Schürze eine am Hinterkopf im Haar befestigte Türkisbrosche. Männer trugen am Gürtel Messer oder Schwerter mit verzierten Griffen und Scheiden. Wenngleich die Amulettbänder wegen ihrer kunstvollen Fertigung von Tibetern auch als Schmuckstücke getragen wurden, stellen sie eigentlich magische Schutzobjekte dar, die ihren Eigentümer vor allen Arten von Unheil bewahren soll.
Einzigartig und in ihrem Wert nahezu unermeßlich sind für die Tibeter jedoch die Zi-Steine. Diese Steine sind vermutlich gefärbte oder geätzte Karneole, über deren Herkunft bislang nur wenig bekannt ist. Bei den Zi-Steinen handelt es sich um Grabbeigaben von Menschen aus prähistorischer Zeit. Weit verbreitet sind Erzählungen, daß die Zi einmal eine Art von Würmern waren, die, wenn man sie erblickte und schnell seinen Hut über sie warf, sich zu Tode erschreckten und versteinerten. Andere Überlieferungen erklärten sie zu Schmucksteinen der Götter, die auserwählten Gläubigen zuteil wurden oder sie einfach zur Erde warfen, wenn sie beschädigt waren.
Im eigenartigen Widerspruch zur weltabgewandten Philosophie des Buddhismus steht die lebensbejahende Einstellung der Tibeter, die sich vielleicht am besten bei den zahlreichen Festen offenbart. Abgehalten werden diese Feste an den traditionellen, seit Jahrhunderten gepflegten Daten. Diese beruhen auf dem im Jahre 1027 eingeführten Kalender, der das Jahr in 12 Monate à 30 Tage aufteilt und alle fünf bis sechs Jahre ein Schaltjahr einfügt. Die hier vorgestellten Fettagsdaten, wobei ich mich nur auf die bekanntesten beschränkt habe, werden mit ihrem Datum nach dem europäischen Kalender skizziert. Wenn Sie bestimmte Feiertage auf Ihrer Reise erleben möchten, erkundigen Sie sich bitte unbedingt bei den tibetischen Reiseorganisationen über genauere Informationen über die Daten der Feste.
Dieses Fest wird in ganz Tibet zur Erinnerung an den Sieg des Buddhismus über den Unglauben gefeiert. Gleichzeitig findet das Frühlingsfest statt, es ist das größte Fest in Tibet. In alten Zeiten, wenn der Pfirsichbaum zu blühen begann, war dies das Zeichen für ein neues Jahr. Seit der Einführung des tibetischen Kalenders wurde dieser Tag Neujahr. Die Bevölkerung feiert es mit tibetischen Opern, Pferderennen und Bogenschießen. Die Häuser werden gereinigt, Glückssymbole an die Küchenwände gemalt und die Gebetsfahnen werden erneuert.
Es wird von 4. Bis zum 25. Tag des ersten Monats in einem speziellem Tempel abgehalten. Zum Abschluß gab es sportliche Wettkämpfe und Reiterspiele auf einer Wiese außerhalb von Lhasa.
Bei diesem Fest werden alle Klöster und Häuser mit Butterlampen als Opfer für die Götter beleuchtet, dieser Zeremonie wohnt der Dalai Lama bei.
Dieses ist das heiligste Fest in Tibet, es wird die Geburt, die Erleuchtung und der Tod des Buddha gefeiert. Häuser und Klöster werden erleuchtet, gefangene Tiere werden freigelassen. Die ganze Bevölkerung Lhasas versammelt sich um die Stadt und verbringt den Nachmittag gemeinsam bei einem Picnic in einem Park in der Nähe des Potala-Palastes.
Bei diesem Fest genießen die Tibeter in ihrer besten Kleidung die traditionelle tibetische Küche in Parks und Hainen in der Umgebung.
Dieses Fest ist speziell dem rituellen Besuch heiliger Stätten gewidmet und wird nachmittags mit Feiern, Picknicks und Volkstänzen fortgesetzt.
Pferderennen, Ringen, Steinheben und Bogenschießen sind die vier populären Wettkampfspiele Tibets, die in den Sommermonaten in fast allen Regionen an unterschiedlichen Tagen stattfinden.
Abgehalten werden die berühmten tibetischen Opern, den lokalen Traditionen entsprechend, an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten. Ziel dieser Opern ist es, dem Volk heilsgeschichtliche Geschehnisse der indischen und tibetischen Mythologie in Form von Gesangsdarbietungen nahezubringen.
Dieses Fest ist ursprünglich ein rein religiöses Fest, das traditionell dem Anschluß langer Perioden meditativer Zurückziehung diente. Später stehen Theateraufführungen tibetischer Opern im Mittelpunkt dieses Festes.
Angeführt von einem Mönch tragen die Menschen Weihrauch, religiöse Symbole und heilige Schriften mit sich auf das Feld. Mit diesem Ritual will man eine ertragreiche Ernte erzielen.
Zahlreiche Klöster Tibets besitzen die Tradition des Cham, die im Kern stets der Vernichtung des Bösen dienen.
Tanz und Musik hängt in Tibet eng mit der Religion zusammen. Im Laufe der rituellen Zeremonien dienen Jagdhörner und Trommeln dazu, die Dämonen fernzuhalten, sowie die Aufmerksamkeit der Götter auf sich zu ziehen.
Die beeindruckendsten Instrumente sind die lange Trompete (Dungchen), das bis zu 5 m lang ist und das Muschelhorn. Sie rufen die Mönche zum Gebet und begleiten die Trommeln und die Gongs im Laufe der Zeremonie. Ihr tiefer, seltsamer Klang soll an das heilige Vibrieren erinnern, mit welchem nach tibetisch - buddhistischer Vorstellung das Weltall entstand. Das kurze Horn, aus einem menschlichen Schenkelknochen gemacht, soll die verärgerten Götter und Dämonen beruhigen.
In manchen Jahreszeiten schmücken sich die Mönche mit reichen Kostümen und großen Masken aus Holz und Papiermacheè. Sie tanzen auf dem Hof der Klöster zu Ehren Buddhas und anderer Heiliger.
Mit ihrer Ansiedlungen in den Flußtälern ließen sich die Tibeter, vor allem im Winter, zunächst in Höhlen nieder. Später bauten sie Häuser mit flachen Dächern. Könige und mächtige Adelsfamilien errichteten sich große, mehrgeschossige Festungen, die Vorläufer der heutigen Dzongs[20]. Abgesehen vom Dzong von Gyantse sieht man heute nur noch auf manchen Bergspitzen ein paar Mauerreste.
Die Häuser des wohlhabenden Bürgertums sind zumeist zwei- bis dreigeschossig. Einen Kontrast zu ihren weißen Fassaden bilden die farbig bemalten, mit Ziervorhängen geschmückten Fenster. Reisigbüschchen mit weißen oder bunten Fähnchen, die mit magischen Formeln bedruckt sind, dienen als Schutz vor geistern, Dämonen und anderen unheilvollen Mächten.
Die Erbauungsgeschichte lamaistischer Heiligtümer beginnt im 7. Jh. mit der Errichtung von 13 Tempeln in allen Gegenden des Landes. Diese Tempel erfüllten den Zweck, eine sich über ganz Tibet ausbreitende Dämonin mit Pflöcken an allen Gliedmaßen zu befestigen und so unschädlich zu machen.
Diese ersten buddhistischen Kulturstätten Tibets, die ursprünglich nur aus einem einzigen Raum bestanden, waren Gebetsräume für den damals erst frisch entstandenen Buddhismus.
Gönpa, der tibetische Begriff für Kloster, bedeutet "abgelegener Ort". Standorte, an denen neue Klöster gegründet werden sollten, wurden auf ihre Eignung strengstens geprüft. Grundvoraussetzungen für die Standortbestimmung waren Bäche oder Flüsse zur Wasserversorgung sowie Geländeformationen, wie kleinere Plateaus an Berghängen, welche die Errichtung erst möglich machten. Danach wurden die positiven und negativen Einflüsse des Ortes untersucht, es wurde auch überprüft, ob die dort lebenden Geister mit der Erbauung eines Klosters zufrieden waren.
Die ökonomische Führung oblag Verwalter, teils Mönchen, teils Laien, welche die Klöster nach streng wirtschaftlichen Prinzipien führten. Wenn die Verwalter das für seine Arbeitsperiode festgesetzte Soll nicht erreichen konnte, mußte er die Differenz aus seiner eigenen Taschen zahlen. Andernfalls, wenn er einen Überschuß erzielt hatte, stand ihm der Gewinn zu. Verantwortlich war der Verwalter auch für den Einkauf der Nahrungsmittel. Für zeremonielle Begehungen wurden festgelegte Gebühren erhoben. Neben den Einkünften aus Handel und Bewirtschaftung der Ländereien bildeten Spenden einen wesentlichen Anteil des Klostereinkommens.
Ursprünglich entwickelten sich manche heilige Orte zu wahren Klosterstädten, in denen mehrere tausend Mönche lebten. Zumeist nach Süden ausgerichtet und oft an Gebirgshängen gelegen, so daß sie in unsicheren Zeiten auch als Schutzburgen fungieren konnten, waren die Klöster in der Regel von einer hohen Mauer eingefaßt. Während die kultischen Zwecken dienenden, zentralen Gebäude oft nach symmetrischen Prinzipien konstruiert wurden, lassen sich in der Gestaltung des Klosteraufbaus keine übergeordneten Anlageprinzipien erkennen. Zurückzuführen ist dies einerseits auf die unterschiedlichen topographischen Gegebenheiten, andererseits auf die über Jahrhunderte durchgeführte Erweiterung der Anlagen und die gelegentliche Umgestaltung einzelner Gebäude.
Zahlreiche Klöster, die ab dem 11. Jh. entstanden sind, lagen dem symbolischen Aufbau eines Mandala zugrunde. Doch nahezu alle fielen während der Kulturrevolution in Schutt und Asche. In jüngerer Zeit entstanden die lamaistischen Sakralbauten zumeist als terrassiert ansteigende Kuturanlagen, welche die Gläubiger über einen oder mehrere Vorhöfe, die Vorhalle und durch den Versammlungsraum zum Heiligtum führten. (Bild)
Erbaut werden die sakralen Gebäude der Klöster üblicherweise aus Bruchstein. Die leicht nach innen geneigten, dicken Mauern sind weiß, das Grundgeschoß ist meist fensterlos. In den oberen Bereichen befinden sich überdachte, häufig mit drapierten Vorhängen verzierte Fenster, die von schwarzen Fensterlaibungen eingefaßt werden. Zum Innenhof hin liegen offene Galerien, von denen die auf dem Klosterhof stattfindenden Zeremonienspiele gut zu überblicken sind. Eine breite, rot eingefärbte Attika bildet das unverkennbare Merkmal aller Sakralgebäude.
Das Zentrum tibetischer Klöster bildet der Versammlungsraum, in den sich die Mönche anläßlich der täglichen gemeinsamen Zusammenkünfte und zur Begehung religiöser Festlichkeiten treffen. In der offenen Vorhalle dieses Raumes findet man gewöhnlich die Vier Weltenhüter und didaktische Darstellungen wie das Rad der Existenzen, kosmologische Schaubilder oder Vorschriften für ein angemessenes verhalten der Mönche. An der Eingangswand zeigen Malereien die Dharmapalas, das sind schreckenerregende Gottheiten, die als Schutzgottheiten auf der untersten Stufe in das Pantheon eingegliedert wurden, um die Lehre, die Gläubigen und die sakralen Stätten vor Unheil zu schützen. An den Seitenwänden findet man oft Schriften oder die Darstellungen der Zwölf Taten des Buddha. Gegenüber des Haupteinganges befinden sich gewöhnlich ein bis drei Sanktuarien[21] von häufig doppelter Stockwerkhöhe, die - durch Türen verbunden - im Uhrzeigersinn begangen werden können und die bedeutendsten Verehrungsobjekte des Klosters beherbergen. Spezielle Gänge ermöglichen dem Gläubigen die rituelle Umrundung einzelner Objekte oder des ganzen Sanktuariums. Gekrönt werden diese Heiligtümer in großen Klöstern nicht selten von prachtvollen, chinesisch inspirierten Dächern.
In der Nähe des Versammlungsraumes liegt stets die Klosterküche, die den Mönchen bei den oft mehrtägigen, rituellen Begehungen mit Speisen versorgt. Im obersten Klostergeschoß oder in höheren Lagen des Berghanges befindet sich häufig die Residenz des Abtes. Den größten Teil des Klosters machten früher die Mönchsbehausungen aus. Die einzelnen Behausungen, in denen die Mönche allein oder zu zwei bis vier Personen in einem Raum lebten, bildeten Teile der sogenannten Khangtsen. Das waren mehr oder weniger wirtschaftlich autonome Einheiten innerhalb der Klöster, die den verschiedenen Fakultäten angegliedert waren und in denen Mönche entsprechend ihrer regionalen Herkunft untergebracht waren. Daß Mönche aus verschiedenen Teilen Tibets oder aus anderen Ländern wie Ladakh oder der Mongolei in der Gemeinschaft ihrer Landsleute sein wollten, diente auch der Bewahrung regionaler Sitten und Gebräuche.
Die Stützen des Glaubens
Der Buddha als das Prinzip der Erleuchtung offenbart sich den Lebewesen nach Vajrayana-Vorstellungen in drei grundsätzlich verschiedenen Aspekten, die als Körper, Wort und Geist des Buddha bezeichnet werden. Als Symbole des Körpers werden alle Statuen von Buddhas, Gottheiten und Heiligen angesehen, als Symbole des Wortes gelten alle heiligen Schriften, und als Symbole des Geistes betrachten die Gläubigen sämtliche Stupas. Die kultische Verehrung dieser Stützen bildet ein bedeutendes Mittel zur Heilserlangung, das auch einfachen Menschen offensteht.
Stupas
Als Symbole des lamaistischen Kulturbereiches begegnet man überall in Tibet den Stupas. In den Klöstern dienen sie als Reliquienbehälter verstorbener Heiliger, am Rande von Orten, die über keine Klosteranlage verfügen, las Verehrungsobjekte, durch deren rituelle Umwandlung sich die Gläubigen in den Geist ihrer Religion versenken, auf Paßhöhen als Wegemarkierung sowie als Symbole für Glück und Heil.
Die Symbolik des Stupa ist komplex und verwirrend. Im Kern bildet er gleichermaßen ein Abbild des Universums, des Menschen und seines Weges zur Erleuchtung. Für den Betrachter unsichtbar verbirgt sich in seiner Mittelachse ein sogenanntes "Lebensholz". Unter kosmologischen Gesichtspunkten gilt es als die Entsprechung des Weltenbaumes. Dieses Lebensholz verbindet Erde und Himmel, die im Fundament und in der gewölbten Kuppel des Stupa zum Ausdruck kommen.
(Bild)
In der Stupasymbolik steht das Fundament für die Praxis der "Zehn Heilvollen Taten" als die ethnische Grundlage des Weges. Die darüberliegenden vier Stufen symbolisieren die "Vier Achtsamkeiten", die "Vier Unterlassungen unheilvoller Taten", die "Vier Konzentrationen zur Erlangung übersinnlicher Kräfte" und die "Fünf Ausstattungen heilvoller Macht". Die Bumpa , die Kuppel oder Wölbung des Stupa, verweist auf die "Sieben Glieder der Erleuchtung", das darüberliegende Dre auf den edlen "Achtfachen Pfad". Die darüberliegenden Elemente stehen für den Geist des Buddha: Die 13 Dharma-Ringe stellen die Qualitäten des Buddha dar, der Schirm sein großes Mitgefühl. Sonne und Mond versinnbildlichen die Polaritäten. Auf der Spitze erscheint der sogenannte Bindhu, er steht für die Vereinigung der Polaritäten und weist auf die Befreiung als Resultat der Vereinigung dieser Gegensätze hin.
Gerste, die auf dem kargen Boden in Tibet am besten gedeihen kann, entwickelte sich zum Grundnahrungsmittel im Himalaja. Die Hauptmahlzeit in Tibet ist Tsampa, ein wohlriechendes, eßfertiges, geröstetes Gerstenmehl, das mit Buttertee zu Teig angerührt und so gegessen wird. Auch Bier oder Milch kann man zum Anrühren verwenden, denn Tsampa kann man süß oder salzig genießen. Die Tibeter sind sehr erfinderisch in der Zubereitung ihrer Speisen.
Jedem Reisenden, der die eingetretenen Touristenpfade verläßt, begegnet auf Schritt und Tritt der Buttertee. Er ist das Nationalgetränk Tibets und wird täglich bis zu sechzig mal getrunken. Der für den europäischen Gaumen fremdartiger Tee gibt den Tibetern die für die Höhenlage unentbehrlichen Mineralien Dem europäischen Geschmack vertrauter ist das tibetische Bier, Chang, das ebenfalls aus Gerste gebraut wird. Es enthält meist nur wenig Alkohol und erinnert eher an Most.
Neben diesen beiden Hauptnahrungsmitteln gibt es noch Reis, Buchweizen, Hirse, Mais, Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln, Bohnen und Rettiche. Fleisch ist eine Rarität. Denn durch die streng gläubige Bevölkerung wird in Tibet nie ein Tier getötet. Fleisch kommt nur dann am Tisch, wenn Bären oder Panther ein Tier anfielen und von ihrer Beute etwas übrig ließen.
Der Buttertee
Zutaten für 4 Personen
4 Tassen Wasser
¼ Tasse schwarze Teeblätter
½ Tasse Milch
3 TL Butter
Salz zum Abschmecken, gegebenenfalls Soda
Zubereitung
Die Teeblätter zusammen mit dem Wasser solange kochen, bis es eine dunkelbraune Färbung annimmt (etwa 5 bis 10 Minuten), abseihen und mit Milch, der Butter und dem Salz würzen.
Momo (mit Fleisch gefüllte Teigtaschen)
Zutaten für 4 Personen
250 g Mehl
½ Teelöffel Salz
2 Eier und etwas Wasser
Füllung
250 g Hackfleisch
Knoblauch und kleingeschnittene Zwiebeln
Ingwer, Pfeffer und Salz
Zubereitung
Mehl, Eier, Salz und Wasser zu einem festen Teig kneten und in einer Frischhaltefolie ruhen lassen. Währenddessen die Zutaten der Füllung mischen. Aus dem Teig etwa kirschgroße Bällchen formen, dünn ausrollen, mit Fleisch belegen und die Ränder zusammendrücken. 45 Minuten in wenig Wasser dünsten lassen. Heiß servieren.
PRESSEAMT DES STAATSRATES DER VR CHINA, Souveränitätszugehörigkeit Tibets und seine Menschenrechtssituation, 16
PRESSEAMT DES STAATSRATES DER VOLKSREPUBLIK CHINA; Souveränitätszugehörigkeit Tibets und dessen Menschenrechtssituation, 36
Braun, Martin, Opfer, Magier und Wunderheiler, Geo-Spezial Himalaja, Hg. V. Schreiber Hermann, Verlag Gruner & Jahr AG & CO, 1988, 122
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