Die mykenische Kultur
Durch die stilisierende Weiterentwicklung der friedlichen kretischen Kultur
leitete die mykenische Kultur die geometrische Epoche als früheste Periode der
griechischen Kunst ein. Charakteristisch für die mykenische Kultur sind die
Palast- und Grabanlagen.
Die Palastanlage von Mykene, deren Baugeschichte sich über mehrere Jahrhunderte
erstreckte, besitzt einige markante Merkmale, die man, in entsprechend abgewandelter
Form natürlich, auch an anderen Orten Griechenlands wiederfindet. Zunächst
fallen die riesigen, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts v.Chr.
errichteten Mauern ins Auge, die zu einer Höhe von über zehn Metern
emporstreben und im Durchschnitt sechs Meter dick sind. In späteren
Jahrhunderten schrieb man sie den Riesen der Vorzeit, den Kyklopen (Zyklopen),
zu, weil man sich nicht mehr vorzustellen vermochte, daß sie durch Menschenhand
aneinandergefügt worden waren.
Einziger bequemer Zugang ist vom Nordwesten her das bekannte Löwentor, das auf
der Bergseite durch eine auf dem Fels errichtete Mauer und gegenüber durch eine
sich vorschiebende Bastion abgeschirmt wurde. Allein der gewaltige Türsturz
(4,5 m x 2,1 m), über dem sich das eindrucksvolle Löwenrelief mit der sich nach
unten verjüngenden kretischen Säule erhebt, hat ein Gewicht von zwanzig Tonnen.
Gegen Ende des 16. vorchristlichen Jahrhunderts trat in der mykenischen Kultur
an die Stelle des rechteckigen Schachtgrabes das Kuppelgrab, eine der
originellsten Leistungen dieser Epoche. Das berühmteste Beispiel für die neue
Grabform ist das sogenannte »Schatzhaus des Atreus«, dessen irreführenden Namen
schon die Fremdenführer der Antike gebrauchten. Es liegt etwa einen halben
Kilometer vom Löwentor entfernt. Zum Eingang des Grabes gelangt man auf einer
straßenartigen, von Mauern eingesäumten Rampe. Der sechs Meter lange Türsturz
wird nach innen durch einen Block von staunenswerten Ausmaßen (8 m x 5 m x 1,20
m) fortgesetzt, dessen Gewicht man auf hundert Tonnen geschätzt hat. Der
spitzbogige Innenraum wird durch ein sogenanntes >falsches Gewölbe<
gedeckt.
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