DER HERERO-AUFSTAND
(1904)
'Das Deutsche Reich als Kolonialmacht'
1885 ließ Bismarck Deutschostafrika zu Kolonien (Schutzgebieten) erklären.
'Deutschsüdwest', die erste Kolonie
Ein Bremer Tabak- und Waffenhändler (E.A.E. Lüderitz) nutzte das aus. Er hatte 1883 von einem Namakapitän (Hottentottenhäuptling) für 100 Pfund Sterling & 200 Gewehre
und (im August des gleichen Jahres) noch mal 500 Pfund und 60 englische Gewehre eine später nach ihm benannte Bucht gekauft. Man vergrößerte sie noch etwas, dann wurde sie 'Deutschsüdwest', die erste deutsche Kolonie in Afrika.
Die Hereros
Die Hereros gehörten zu den größeren Bevölkerungsgruppen ihrer Region. Sie betrieben ausschließlich Viehzucht, und keinen Ackerbau, wie es für die meisten anderen Bantustämme üblich war. Dadurch hatten sie kleinere Rivalitäts-Auseinandersetzungen mit einem anderen Stamm ('Nama'), der auch Viehzucht betrieb. Die Deutschen nutzten das aus, und versuchten die beiden Stämme völlig zu verfeinden, bewirkten jedoch 1892 unfreiwillig die Versöhnung. Durch Schutzverträge zwischen Häuptlingen und Deutschland, wurden die Herero immer mehr abhängig von dem Kaiserreich.
Der Aufstand
Die Gründe für den Aufstand sind leicht zu verstehen:
-Land- und Viehraub nahmen zu, daß wurde oft durch skrupellose Zinswucherer verursacht, die nicht selten ganze Familien in den Ruin trieben, und sie verfolgten und quälten, wenn sie ihre Zinsen nicht bezahlen konnten.
- Ein Herero hatte praktisch keine Menschenrechte, ein Weißer konnte mit ihnen fast alles tun, was er wollte. Männer, die ihre Frauen und Töchter vor Vergewaltigern schützen wollten, wurden einfach niedergeschossen.
- Für die Hereros wurde eine Prügelstrafe eingerichtet, oft wurden sie halb tot geprügelt.
- Vor Gericht wurden sie mehr als benachteiligt. So erhielt ein Herero für einen Mord fast immer die Todesstrafe, nur in äußerst seltenen Fällen bekam er 'nur' eine Freiheitsstrafe. Weiße mußten jedoch nur eine Freiheitsstrafe von ein paar Monaten, oder wenigen Jahren absitzen. Die Todesstrafe wurde über sie nie verhängt.
Theodor Leutwein, der von 1893-1904 Gouverneur der Kolonie war, lieferte eher unbewußt den Anlaß zum Aufstand, als er versuchte, den Hereros zu helfen. Er bewirkte bei dem Reichskanzler von Bülow eine Verordnung, nach der ab dem 23. Juli 1903 alle Ansprüche der Weißen an die Hereros innerhalb von einem Jahr verfallen sollten. Dieses neue 'Gesetz' hatte aber nicht nur Vorteile für die Hereros, denn durch die neue Eisenbahnstrecke, die die Weißen im Begriff waren zu bauen, würde den Herero so viel Land verloren gehen, daß die Sachlage ohnehin für sie hoffnungslos wäre.
Die Weißen sahen auch nicht ein, daß sie die Hereros jetzt nicht mehr behandeln konnten, wie sie wollten, und ihnen ihren Besitz wiedergeben sollten. Die Sache eskalierte.
Der Oberhäuptling Samuel Mahero versuchte noch vor dem Ausbruch des Aufstandes den Anführer der Nama, Hendrik Witbooi, zu einem gemeinsamen Kampf zu überreden; der Brief wurde jedoch von deutschen Schutztruppen abgefangen.
Am 12. Januar 1904 fingen die Hereros an, einzelne Farmen, Militärstationen und Handels-
Niederlassungen zu überfallen. In den ersten Tagen starben allein schon 123 Weiße.
Berlin reagierte auf den Aufstand, und forderte seine Männer in einem Brief am 16. März 1904 dazu auf, alles was lebte und schwarze Haut hätte zu töten.
Da der Krieg sich trotzdem länger hinzog als erwartet, wurde General Leutwein als Schutztruppenführer eingesetzt. Durch ihn wurde General von Schliefen der auch Generalstabschef war, die Oberleitung der Operation übertragen. Am 6. Juni 1904 übernahm Generalleutnant von Trotha den Oberbefehl des Deutschen Heeres in Südwest. Er hatte schon im Boxeraufstand in China einige Erfahrungen gesammelt, und der Kaiser setzte große Stücke auf ihn.
Die Schlacht am Waterberg
Doch die Deutschen hatten nicht den gewünschten Erfolg, auch nicht, als sie ihre ohnehin brutale Kriegführung noch verschärften. Deshalb beschlossen sie, daß eine Einkreisungs-schlacht am Waterberg die Entscheidung bringen sollte. Von Trotha veranlaßte außerdem, daß die Frauen und Kinder, die in den Krieg gezogen waren, und das gesamte Vieh mit sich führten, in die Wüste gedrängt wurden.
Am 11. August begannen die Deutschen den ungleichen und unfairen Kampf mit 30 Geschützen und 12 Maschinengewehren.
Aus einem Brief, den ein sächsischer Offizier an seine Schwester schrieb, geht hervor, daß die Deutschen schossen, weil er das Feuer eröffnet hatte, und weil das Feuer dadurch der einzige Schutz für sie war. Die Hereros verloren in dieser halben Stunde 60 Männer, trafen aber keinen der Deutschen.
Am Ende des Briefes schreibt der Offizier, daß ihm die Hereros eigentlich leid taten, denn er hatte Frauen und Kinder um ihre Männer und Väter trauern sehen.
Zwei Tage lang leisteten die Hereros Widerstand, dann gelang von Trotha der Ausbruch in die Omaheke. Kaiser Wilhelm der zweite gratulierte seinen Truppen schriftlich zu ihrem Sieg.
Der Völkermord: Das Grab in der Wüste
Für General von Trotha war der Krieg jedoch noch nicht beendet. Er ließ die Gebiete abriegeln und die Hereros verfolgen. Am 2. Oktober 1904 gab er den berüchtigten 'Schießbefehl'. Er setzte Kopfgelder auf die 'Kapitäne' und den Anführer der Hereros. Außerdem befahl er den Hereros ihr eigenes Land zu verlassen! Jeder Herero, der innerhalb der Deutschen Grenzen gesehen wurde, wurde erschossen. Er betrachtete sie nicht mehr als 'Untertanen', sondern als Feinde, und warf ihnen vor, Verwundeten Deutschen Ohren, Nasen und andere Körperteile abgeschnitten zu haben. Was er und seine Truppen aber mit den Hereros gemacht hatten, sah er nicht, oder hielt es vielleicht für normal.
Die bekannten Wasserstellen der Hereros wurden besetzt und die Hereros entweder erschossen, oder in die Wüste, und somit in den Tod geschickt. Frauen und Kinder wurden nun überhaupt nicht mehr verschont. Die bis auf Haut und Knochen abgemagerten Hereros, die durch Krankheiten und Hunger geschwächt waren, starben aber oftmals von selber. Eineige Landstücke waren so überhäuft von Leichen der Hereros, welche die Soldaten einfach herumliegen ließen, und totem Vieh, daß man es dort vor Gestank nicht aushielt.
Es gab vereinzelte Afrikaner, die sich nicht am Aufstand der Hereros beteiligt hatten, und auf der Seite der Deutschen kämpften. Sie berichten, daß Hendrik Cambell unter Eid aussagte, daß die Deutschen kranke Hererofrauen zuerst ohne ausreichende Nahrung ließen, und sie dann bei lebendigem Leibe verbrannten. Als sich Cambell darüber beschwerte, wurde ihm als Erklärung die Angst vor Ansteckung genannt.
Jan Cloete, Omaruru sagte unter Eid aus, daß die Deutschen alle Hereros niederschossen, ganz
egal, ob sie alt oder jung waren, verwundet oder nicht. Die meisten von ihnen waren unbewaffnet, und konnten sich nicht einmal wehren. Sie hatten nur mit ihrem Vieh fliehen wollen.
Johannes Krüger, der Kapitän der Bergdamara erklärte, daß sich sein Volk geweigert hätte, Frauen und Kinder zu töten, aber zusehen mußte, wie die Deutschen Tausende von Menschen buchstäblich abschlachteten.
Am 4. Oktober berichtete General von Trotha dem Generalstabschef von Schlieffen ausführlich über die Lage, und gab bekannt, daß er nur von den Hereros ablassen würde, wenn er es aus Berlin ausdrücklich befohlen bekäme. Er erwähnte außerdem, daß er, anders als die alten Afrikaner, die die Erhaltung des Stammes der Hereros für sehr wichtig hielten- der Meinung war, er müsse den ganzen Stamm ausrotten. Seiner Meinung nach würden sich die Schwarzen nur roher Gewalt beugen, und nicht einem Vertrag. Sein Morden an Kindern und Frauen erklärte er damit, daß er die Soldaten vor der Ansteckung an den infizierten Schwarzen schützen wolle. Weiter schrieb er, daß der Aufstand der Hereros nur ein Rassenkampf sei, den er schon 1897 vorausgesagt hätte.
Bei seinem Brief erwähnte er ausdrücklich den Schießbefehl, der jedoch im offiziellen Generalsbericht von 1906 fehlt. Obwohl General von Schliefen die Möglichkeit gehabt hätte, noch innerhalb eines Tages zu antworten, reagierte er erst zwei ganze Monate später (am 22.November), und nur auf Drängen von verschiedenen Zeitungen. In einem Schreiben an den Reichskanzler von Bülow erklärte er ausdrücklich, daß er die Methoden von General von Trotha billigte. Er schlugt außerdem vor, daß Kopfgeld für die Häuptlinge zu erhöhen, und Hereros, die sich den Truppen stellten am Leben zu lassen, was sechs Tage später auf Anweisung des Kaisers geschah.
General von Trotha dachte jedoch nicht im Traum daran, sich an diesen Befehl zu halten, und setzte seine Ausrottungs'politik' weiter fort.
Erst bei Ausbruch des Nama-Aufstandes unter Hendrik Witbooi, konnte er von letzterem gezwungen werden, seine Truppen in den südlichen Teil der Kolonie zu verlegen.
Von ungefähr 80 000 Hereros überlebten nur etwa 15 000! Sie wurden nach dem Aufstand in Konzentrationslager gebracht, die weit entfernt von der eigentlichen Heimat der Hereros lagen.
Es ist noch wichtig zu erwähnen, daß dieser Völkermord an den Hereros zwar nicht direkt befohlen worden war, jedoch von dem Generalstab gebilligt, und von der Reichsregierung viel zu lange geduldet wurde.
Der Herero Aufstand ist jedoch nur eins, der vielen traurigen Kapitel von der schlimmen Vergangenheit Deutschlands, man kann nur hoffen, daß die Menschen daraus gelernt haben, und so etwas nie wieder passiert!
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