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Fruhchristlicher Kirchenbau im Alpenraum

Frühchristlicher Kirchenbau im Alpenraum


Kirchenbau im Alpenraum


Als im Alpenraum die ersten Kirchenbauten errichtet wurden, standen bereits in Rom und anderen Ländern die großen mehrschiffigen Basiliken der konstantinischen Zeit.

Die ersten Kirchenbauten im oberen Adriaraum entstanden während der Herrschaft Konstantins.


Gottesdienst im Privathaus



Vor Beginn der Errichtung der monumentalen Kirchen benutzten die Christen Räume in Privathäusern, um den Gottesdienst zu feiern. Vielfach wird in diesem Zusammenhang von Hauskirchen gesprochen. Der Begriff ist nur dann passend, wenn entsprechende Einrichtungen (z.B. Taufbecken) und christliche Wandmalereien vorhanden sind. Im Alpenraum gab es bisher leider noch keine derartigen günstigen Fundumstände.




Tempel und Kirche



Die christliche Kirche unterscheidet sich vom antiken Tempel wesentlich in der Funktion.

Die griechischen und römischen Tempel waren Sitz der Gottheiten und ihres Kultbildes, aber oft auch Schatzkammern für die kostbaren Weihgeschenke. Die Opfer fanden auf dem Altar vor dem Tempel statt.

Die Kirche dagegen war Versammlungsraum der Christengemeinde und musste damit allen Gläubigen Platz bieten Bei allen allem Unterschied der Kirche zum antiken Tempel darf man die Kultbauten der antiken Mysterienreligionen nicht vergessen. Ihre kultischen Handlungen führten ebenfalls zur Versammlung der Eingeweihten in geschlossenen Räumen.

Auch in den orientalischen Mysterienreligionen des persischen Lichtgottes Mithras oder der kleinasiatischen Muttergottheit Kybebe (Magna Mater) war es Brauch, dass sich die Anhänger in geschlossenen Räumen trafen. Diese Kulträume hatten jedoch eher geringe Ausmaße, so dass - je nach Anzahl der Mitglieder - in einer Stadt oft mehrere Versammlungsräume für die einzelnen Mithrasgemeinden nötig waren.


Der Bauplatz für eine Kirche



Entscheidend für den Standort war die Frage, wo die Christengemeinde oder der Stifter ein Areal für den Bau einer Kirche besaßen oder erwerben konnten.


Erfordernisse beim Bau



Nachdem der Bauplatz gewählt war, ging man daran, eine Kirche zu entwerfen, die den Erfordernissen des Kultes und den Bedürfnissen der Gemeinde entsprach. Maßgeblich war, einen Altarplatz (Presbyterium) mit dem Priestersitzen im Ostteil der Kirche vom Laienraum abzutrennen. Ferner mussten Märtyrerreliquien unter dem Altar oder in einem eigenen Raum (Kapelle) bzw. in einem Raumteil (Apsis) untergebracht werden können. Eine Sakristei war notwendig zur Vorbereitung der Liturgiefeier und zur Aufbewahrung des notwendigen Kultgerätes. Ein Vorraum (Narthex) sollte als Aufenthaltsraum für die Taufbewerber während der Eucharistiefeier dienen.

Im allgemeinen entschieden sich im Alpenraum der Auftraggeber und der entwerfende Baumeister für einen langgestreckten Saal, der ostseitig mit einer geraden Wand (gerader Chorschluß) oder mit einer Apsis (Chorhaupt) abgeschlossen war. Darüber hinaus wurden oft querhausähnliche Räume (Querannex) angefügt, so dass sich ein etwa kreuzförmiger Grundriss des Kirchenbaus ergab. Anspruchsvollere Baukonzepte finden sich erwartungsgemäß in den Städten und an Pilgerorten.


Die Ausrichtung der Kirchen


Die Kirchen im Alpenraum wurde in die Länge gebaut (Langhausbau). Die Längserstreckung der Kirchen bedeutete die Ausrichtung in eine bestimmte Himmelsrichtung, welche einen besonderen Symbolwert hatte.

Laut Schöpfungsgeschichte hat Gott das Paradies gegen Sonnenaufgang gesetzt. So betonten die Kirchenväter ,dass die Gläubigen beim Beten nach Osten schauen sollten.

So wurden auch die Kirchen im Alpenraum so angelegt, dass der Gläubige nach Osten blickt: d.h. Altar und Priestersitze sind im Ostteil des Gotteshaus.

Im alten Rom aber ist dieses Merkmal nicht vorhanden. Die Peterskirche im Vatikan zeigt den Altar nach Westen.



Baumaterial, Materialbeschaffung, Bauleute


Die Kirchen und dazu gehörigen Nebengebäude wurden in römischer Tradition aus Stein errichtet. Standen Bauplatz und Bauplan fest, wurden Bauleute (Maurer, Steinmetzen.) angeworben.

Für Großbauten mussten oft auch Spezialisten aus entfernten Regionen herangezogen werden. Danach wurde Steinmaterial angeschafft. Oft wurde es von verlassenen Siedlungen oder älteren röm. Grabbauten abgetragen. Dadurch ersparte man sich die schwere Arbeit in Steinbrüchen.

Im Frühjahr begann man dann, mit Wägen das Material zum Bauplatz zu bringen.


Fundamente und Mauerhöhe


Jetzt ging es an die Arbeit.

Mit Holzpflöcken und Schnüren wurde der Grundriss abgesteckt, wobei die 5 Pythagoräischen Rechtecke zur Anwendung kamen. Der rechte Winkel kommt dabei nur zustande, wenn in der Ebene gemessen wird. Wurde dies nicht berücksichtigt, ergab sich ein Verzerrung.


Um ebene Bodenflächen zu bekommen, waren Anschüttungen im Hanggelände notwendig.

Um Anschüttungen zu sparen, trug man beispielsweise für die östliche Doppelkirche am Hemmaberg, Felsen ab und legte den Boden um 1m tiefer.

Dennoch musste Erdmaterial, Lehm und Felssplitt im Ausmaß von ca. 200 Kubikmetern mit Ochsenkarren herangeschafft werden.(ca. 40 große Lastwägen)


Für das Aufziehen der Mauern benützte man meist keine Ständergerüste, sondern man setzte Holzbalken in das Mauerwerk ein, auf die sie Bretter als Standfläche legten. beim Abtragen des Gerüstes mussten die Balkenlöcher verschlossen werden.

Da die Archäologen meist nur die Grundmauern vorfinden, fragen sie sich, wie hoch die Kirchen eigentlich waren. Berechnet man nach heutigen techn. Normen die Bauhöhe, so ergibt sich bei einer gebräuchlichen Mauerstärke von 60 cm (= 2 römische Fuß) eine Bauhöhe von 6,48 m.

Größere Höhen wurden erreicht, indem die Säulen und Bögen gleichsam das >Fundament< bildeten und die Mauer wie auf Stelzen hochgehoben wurde.



Die Fenster



Als Fenster wählte  man bogenförmige Öffnungen, in welche Holzrahmen eingesetzt wurden. In der Regel gab es kleine Fensterscheiben aus gelb- grünlichem Glas. Ersatzweise wurden auch dünne, aufgespannte Tierhäute eingesetzt.

Glasscheiben mit verschiedenen Farben waren natürlich kostbar und deshalb auch das Ziel von Diebstählen.

Durch die Anordnung der Fenster konnte der Architekt gewisse Raumteile durch den Lichteinfall besonders betonen.



Das Dach



Die Dachdeckung erfolgte meist durch Holzschindeln; nur in Genf fanden noch gebrannte Dachziegel Verwendung.

Die Spannweite betrug im allgemeinen ca. 8m und die Dachneigung war eine Schräge von 30 Grad.

Aber auch doppelt so große Spannweiten konnten schon mit speziellen Konstruktionen bewältigt werden.



Böden und Mosaike


Erst wenn die steingebaute Kirche innen verputzt war verlegte man die Böden. Meist war es ein Mörtelestrich, der auf einem Pflaster aus Kugelsteinen aufgetragen wurde. Wie den vorgegangenen Jahrhunderten mischten die Handwerker dem Mörtel Ziegelsplitt bei, um höhere Festigkeit zu erreichen.

Um gewisse Bereiche wie Altarraum oder ein Märtyrergrab hervorzuheben, bevorzugte man den Wechsel des Materials.

War der Boden des Kirchen- oder Kapellenraues aus Mosaik gefertigt, wurden im Presbyterium oder in der Apsis Marmorplatten verlegt. Ebenso setzte man verschiedenfärbiges Gestein in dekorativer Weise als Bodenbelag ein.

Da in den Kirchen des Alpenraumes im Laufe von zwei Jahrhunderten (5./5. Jh.) nur wenige Mosaikböden verlegt wurden und private Auftraggeber völlig ausfielen, hätten keine einheimischen Werkstätten von diesem Spezialgewerbe leben können. Man musste deshalb Fachleute aus den größeren Städten Italiens, beispielsweise aus dem oberen Adria-Gebiet, kommen lassen.

Die Steinchen hatten im Idealfall eine Fläche von ca. 1 cm² und eine Länge von 2 cm. Da beim Zuschlagen jedoch keine völlig gleich großen Steinchen entstanden, sortierten sie die Handwerker nach Größe. Für kleinteilige Muster verwendeten sie dann die kleineren und zum Ausfüllen von Flächen die größeren Steinchen.

Das Grundgerüst des Mosaikbodens bildete fast immer ein geometrisches Raster, der in Ritzlinien auf den fertigen Mörtelestrich vorgezeichnet wurde. Die dazu passenden Schablonen mussten aus dünnen Holzbrettern oder aus Bleiblechen ausgeschnitten werden. Danach wurde eine dünne Schicht Kalkmörtel aufgetragen. Die Steinchen setzten sie zuerst in die Schablonenausschnitte und anschließend füllten man die verbleibenden Zwischenräume.

In das Ornamentsystem hatte man immer wieder harmonische Felder mit den Namen der Stifter und der Größenangabe der bezahlten Mosaikflächen eingefügt.

Nicht bei jedem Motiv konnte der Handwerker allerdings auf eine Vorlage zurückgreifen, so dass gerade Tiere in ihrer Darstellung eine unterschiedliche Qualität aufweisen.

Bei der Mosaikausstattungen in den Kirchen kommt es auf die Finanzkraft der Stifter bzw. eines größeren Kreises von Stiftern an. Daher ist es kein Zufall, dass in den größeren Städten Celeia, Emona (Ljubljana und Tridentum (Trient) die Sakralbauten eine derartige kostspielige Ausstattung erhielten.



Die Schrankenanlage des Prebyteriums



Der Altarraum (Presbyterium) wurde an der Ostseite von der halbrunden Klerusbank und den anderen 3 Seiten von einer Schrankenanlage begrenzt. Meist war sie aus Holz (manchmal aus Marmor) gefertigt und bestand aus brusthohen geschnitzten Tafeln zwischen Holzpfeilern, die einen Architrav trugen.

Oft holte man Steinmetzen aus entfernten Ländern, da die meisten Marmorbrüche wegen der geringen Nachfrage nicht mehr in Betrieb waren. Für die Marmorausstattung einer Kirche war offensichtlich entscheidend, ob man bereits in der Stadt das dazu notwendige Material von älteren Bauten verwenden konnte.


Die Tendenz zur Betonung  der Kontur oder zur Flächenhaftigkeit sind wie im Mosaik so auch im Relief stilistische Merkmale der spätantiken Kunst im Alpenraum.



Der Altar



Die gebräuchlichste Form im Alpenraum war die eines Tisches.

Die Tischplatte ruhte auf einem dicken Säulenschaft oder auf 4 Säulchen, die in eine Basisplatte eingezapft waren.

Die Säulchen vom Altar sind mit kaum 10 cm Durchmesser sehr hart gearbeitet, und weisen eine profilierte Basis und ein Blattkapitel auf.



Reliquienkammern und Reliquienschreine



Den Höhepunkt der Kirchenweihe stellte die Beisetzung der Reliquien dar. Deshalb war nicht nur die Kammer unter dem Altar als >Miniaturgruft< gestaltet, sondern auch der Behälter ahmte meist in verkleinerter Form eines Sarkophages nach. Als Material wurde Marmor oder Kalkstein gewählt.

In diese Kammer wurden Überreste eines Märtyrers gelegt, meistens nur kleine Teilchen die in Stoffstücke eingewickelt wurden. In manchen Kirchen fand man auch kleine Behälter aus Elfenbein oder Edelmetall.



Wandmalerei


Überreste von Wandmalereien sind leider nur sehr fragmentarisch erhalten geblieben, weil das Steinmaterial der meisten Kirchenruinen in den späteren Jahrhunderten abgetragen für den Bau von Häusern in der Umgebung oder auch für Kirchenneubauten wiederverwendet wurde.

Die Farben trugen die Handwerker auf den noch nassen Kalkverputz (Fresko) auf, wodurch sich die Kalksinterschicht über die Farben legte und nach dem Abbinden des Mörtels die Farbpigmente schützte.

In manchen Fällen malte man auch auf den trockenen Verputz (al secco), beispielsweise um an bereits fertiggestellten Fresken Korrekturen vorzunehmen oder um beschädigte Fresken auszubessern.

Stifterinschriften gehörten wie in den Mosaiken auch zu den Malereien. Im Alpenraum sind allerdings bislang nur geringe Schriftreste auf den Fresken in der Bischofskirche und in der Märtyrerkapelle in Teurnia gefunden worden.


Textilien


Es haben sich keine Stoffe aus dem 5. und 6. Jahrhundert erhalten.

Als Stofffarbe wurde wohl Purpurrot bevorzugt; darauf weisen die Kirchenvorhänge hin, die auf den Mosaiken in Parentium/Porec oder Ravenna zu sehen sind. Die Mosaike Ravennas zeigen auch, dass der Altar für die Eucharistiefeier mit einem farbigen und darüber mit einem weißen bestickten Tuch bedeckt wurde.


Lampen und Leuchter, liturgische Gefäße


Für die Beleuchtung von Kirchen beim abendlichen Gottesdienst sorgten die Kerzen. Aber Funde in Kirchen bezeugen auch hängende Glaslampen. Es handelte sich um Glasschalen mit drei kleinen henkelförmigen Ösen am Rand. Dazu gehören dreiteilige Bronzeketten zum Aufhängen. Auch sind Glaslampen nachgewiesen worden, die kegelförmig war.











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