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dipus, Sohn des Laios und der Iokaste, König und Königin von Theben. Ein Orakel warnte Laios, dass sein eigener Sohn ihn töten würde.
Um diesem Schicksal zu entgehen, band er die Füße seines neugeborenen Kindes zusammen und setzte es zum Sterben auf einem einsamen Berg aus. Ein Hirte rettete jedoch das Kind und gab es dem kinderlosen Königspaar von Korinth, Polybus und Merope. Sie nannten das Kind nach dem Zustand seiner Füße Ödipus (Schwellfuß) und zogen es auf wie ihren eigenen Sohn. Der Junge hielt Polybus für seinen leiblichen Vater, und als ein Orakel verkündete, dass er seinen Vater töten würde, verließ er Korinth. Auf dem Weg nach Phokis begegnete er an einer engen Stelle dem Laios. Da Ödipus dem Wagenlenker nicht früh genug auswich, kam es zum Streit, in dem Ödipus Laios erschlug, von dem er nicht wusste, dass er sein Vater war. So erfüllte er unwissentlich die Prophezeihung.
Einsam und heimatlos kam Ödipus schließlich nach Theben, das von einem schrecklichen Ungeheuer, der Sphinx, heimgesucht wurde. Dieses gefährliche Ungeheuer lauerte allen Reisenden auf ihrem Weg in die Stadt auf und verschlang jeden, der ihr Rätsel nicht beantworten konnte. Ödipus löste das Rätsel, worauf sich die Sphinx selbst tötete. Die Thebaner glaubten, dass König Laios unbekannten Räubern zum Opfer gefallen war. Da sie Ödipus dankbar waren, dass er sie von der Sphinx befreit hatte, machten sie ihn zu ihrem König und gaben ihm Königin Iokaste zur Gemahlin. Viele Jahre lebte das Paar glücklich zusammen, ohne zu wissen, dass sie in Wirklichkeit Mutter und Sohn waren.
Dann wurde das Land von der Pest heimgesucht, und das delphische Orakel verkündete, Laios' Mörder müsse bestraft werden. Der Seher Teiresias bezeichnete Ödipus als Schuldigen und eine Untersuchung, die vom König geleitet wurde, enthüllte die schreckliche Wahrheit. Daraufhin erhängte sich Iokaste, und Ödipus stach sich die Augen aus.[1]
Parallelen zum Motiv:
Anspielungen auf den Mythos: Wunsch Fabers, sich die Augen auszustechen (S.209 [192]); Faber sieht auf einer Vase bei Hanna Ödipus und die Sphinx (S.154 [142]); Griechenland als Ort der Katastrophe und der Erkenntnis; Schlangenbiss als Ausdruck göttlichen Zorns.
Motivparallelen: Inzestmotiv
Motiv der Unwissenheit und Motiv der "Kindstötung": Wie Ödipus begeht Faber unwissentlich einen Inzest; dies ist möglich, da die Betroffenen ihre Vergangenheit nicht kennen (Faber weiß nicht, dass er Vater ist; Sabeth glaubt ihren Vater zu kennen.; die Verwirrung entsteht, da die Entstehung eines Kindes in der Vergangenheit "rückgängig" gemacht werden sollte (Abtreibung - Aussetzung)
Wie in Sophokles Drama entwickelt sich die Romanhandlung hin zum Punkt der (Selbst-)Erkenntnis; es geht um Enthüllung dessen, was bereits geschehen ist.
Ödipus wird Herr von Theben, da er menschliche Weisheit besitzt (Rätsel der Sphinx = Frage nach der Gestalt des menschlichen Lebens)[2]. Faber fühlt sich durch sein technisches Wissen als Herr der Welt, der Mensch ist ihm ein Rätsel (er erkennt die Gestalt des menschlichen Lebens nicht! (Hannas Worte S.184 [170] Leben sei Gestalt in der Zeit).
Ödipus bleibt ungebunden in eine gottbestimmte Welt (Orakel, Pest als Zeichen von Götterzorn, sofortiges Anerkennen der Schuld). Fabers Götter sind die Maschinen; sein Bericht - Leugnen der Schuld, Legitimierung (S. 80f [72f], S.99f [88], S. 135ff [122ff].) Schuld ist keine unmittelbar einsichtige Größe mehr.
Ödipus greift nach den "Gütern" der Elterngeneration (Thron und Frau des "Königs"); er will nicht Sohn sein, sondern die Macht und Möglichkeiten des Vaters haben. Faber greift nach den "Gütern" der Kindergeneration; er sehnt sich nach Jugend und "Todesferne" der Tochter. (Hannas Ausführungen S. 184f [169f] )
Ödipus hat zwar das Rätsel der Sphinx gelöst, indem er die Frage nach dem Menschen beantwortet hat. Er ist jedoch dem Schicksal gegenüber blind, das die Götter über ihn verhängten.
Auch Faber geht wie Ödipus blind durch das Leben. Statt des Schicksals - das nach Auffassung der Griechen die Götter den Menschen vorherbestimmen - macht er ein Bild von sich selbst. Er konstruiert sich fälschlicherweise ein Leben, in dem er alles planen und berechnen kann und in dem es keine Zufälle gibt.
Er lebte einige Jahre in Theben, wurde aber schließlich verbannt. Begleitet von seiner Tochter Antigone wanderte er viele Jahre umher. Schließlich erreichte er Kolonos bei Athen, wo ein Hain den mächtigen Göttinnen Eumeniden[3] geweiht war. In diesem heiligen Hain für Bittsteller starb Ödipus.
Das Rätsel fragt danach, welches Wesen als einziges von allen seine Gestalt ändere und zuerst vier-, dann zwei- und zuletzt dreibeinig einhergehe. Ödipus antwortet, es sei der Mensch in den verschiedenen Entwicklungsphasen : als krabbelndes Kind, aufrecht gehender Erwachsener und auf den Stock gestützter Greis.
die Erinnyen, in der griechischen Mythologie die drei Rachegöttinnen Tisiphone (die den Mord Rächende), Megaira (die Neidische) und Allekto (die Unablässige). Sie lebten unter der Erde und stiegen hinauf, um alle zu verfolgen, die Unrecht auf sich geladen hatten. Sie waren gerecht, aber erbarmungslos und ließen keine mildernden Umstände gelten. Sie bestraften alle Verstöße gegen die menschliche Gesellschaft wie Meineid, Verletzung der Gastfreundschaft und vor allem den Mord an Blutsverwandten. Diese schrecklichen Göttinnen boten einen Furcht erregenden Anblick; sie trugen sich windende Schlangen als Haare, und Blut tropfte aus ihren Augen. Die Erinnyen quälten Missetäter, indem sie sie von einem Ort zum anderen durch die ganze Welt verfolgten und mit Wahnsinn schlugen
Orest, der, um den Vater Agamemnon zu rächen, die Mutter Klytämnestra erschlagen hat, wird in Athen von den Erinnyen angeklagt, von Apollo verteidigt und, bei Stimmengleichheit, von Athene freigesprochen. Athene versöhnt auch die aufgebrachten Erinnyen, die nun als Eumeniden («die Wohlmeinenden»), beschützende Gottheiten werden.
Frisch hat den zweiten Teil des "Homo faber" ursprünglich "Die Eumeniden" nennen wollen.
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