des 20. Jahrhunderts:
Faschismus:
Nationalsozialismus: |
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Gründung der deutschen Arbeiterpartei |
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Erlassung des ersten Parteiprogramms |
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Hitler wird erster Vorsitzender der NSDAP |
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Hitlers Putschversuch |
Ideologie:
Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, Antikommunismus, Führerprinzip, "Germanische Rasse", Antifeminismus, Antiintellektismus, Revision des Vertrags von Versailles, Lebensraum im Osten (Krim).
Machtergreifung der NSDAP:
Die NSDAP hatte niemals die Mehrheit unter der Bevölkerung!
Hitler wurde auch nicht gewählt, er wurde vom senilen Reichspräsidenten Hindenburg bestimmt. Er wollte die wichtigen Ministerposten (z.B.: Innenminister).
Durch das Ermächtigungsgesetz hatte Hitler mehr Macht:
o Gesetz zur Wiederherstellung des Berufbeamtentums
o Gleichschaltungsgesetz
o Landesregierungen werden aufgelöst und unter Kontrolle gestellt T Zentralismus
o Ausschaltung der Gewerkschaften
o Verbot der Sozialisten T Einparteiensystem
Die SPD ist in sich gespalten:
Der linke Flügel der SA will die antikapitalistischen Ziele im Parteiprogramm verwirklicht sehen!
wurden mit Hilfe der SS die 14 SA-Führer bei einer SA-Führer-Versammlung umgebracht: "Röhm-Putsch". Dieser Putsch hatte einige Folgen:
o Er schaltet die linke Opposition in der eigenen Partei aus,
o Hitler übernimmt die Führung der Reichswehr und
o Ein Gesetz zur "Staatsnotwehr" wurde erlassen.
o Da die SS der SA unterstellt war, ist sie jetzt eine eigene, elitäre Organisation unter der Führung Himmlers.
T Hitler war jetzt neben Legislative (gesetzgebende Gewalt) und Exekutive (ausführende Gewalt) auch Judikative, denn er bestimmte über Recht und Unrecht. T Im August 1934 stirbt Hindenburg eines natürlichen Todes, dadurch wird Hitler auch noch Reichspräsident und hat somit den Oberbefehl des Heeres.
Sein Titel: Führer und Reichskanzler im Führerstaat.
T Die "nationale Revolution" ist beendet T volle Macht für die NSDAP.
Sechs Schritte zur Machtergreifung:
Ab 1921: Rassenlehre, "Mein Kampf"
10. 5. 1933: Bücherverbrennung
1935: Nürnberger Rassengesetze
9./10. 11. 1938: "Reichskristallnacht"
Ab 1941: Ghettos, KZs
"Endlösung", Vernichtungslager!
Die Gleichschaltung:
Betraf alle Lebensbereiche: Abschaffung des Pluralismus!
o Jeder musste die gleiche Meinung haben
o Kein Widerstand
o Radio wird verbreitet
o "Neuer Mensch"
T "Zucker, Brot und Peitsche"!
Propaganda der NSDAP:
Der Griff nach der Jugend:
wurde die Hitlerjugend (HJ) gegründet; 1932: 108.000 - 1939: 8.000.000 Mitglieder.
Deren Grundsätze: Liebe zum Vaterland, Freude am Kampf und an der körperlichen Betätigung, Selbstaufopferung, gesunder Geist in einem gesunden Körper.
T Glauben, gehorchen und kämpfen!
o Das Unterrichtsniveau sinkt ab, da alles in Beziehung zum Krieg gestellt wird
o Man wollte über den Kaukasus, um das Erdöl zu sichern
o Die Frauen sollten gute Mütter, Ehe- und Hausfrauen sein
o "The swinging youth" reagierte auf den militärischen Drill
o Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda (ProMi) mit den Aufgaben die Presse zu regulieren und den Führerkult weiterzutragen wird gegründet
o Die NSDAP war Meister der Inszenierung
o Propaganda-Kompanien werden eingeführt, in denen Autoren, Journalisten und Schriftsteller über das militärische Kriegsgeschehen berichten T psychologische Kriegsführung.
o Goebbels: "Die Welt will getäuscht werden", "grosse Lügen verkaufen sich besser, als kleine"!
o Die NSDAP will die Kirchen für sich gewinnen, da sie eine Gegnerschaft bilden könnte
Im Juli 1933 wird ein Reichskonkordat (ein Vertrag zwischen Staat und Kirche) zum Weiterbestehen des Religionsunterrichts und der katholischen Schulen geschlossen.
1937: Enzyklika (Rundschreiben des Papstes an die Bischöfe): Ausserungen zu diesem Problem.
Nationalsozialistische Wirtschaftpolitik:
T Der Staat deckt die Währung durch Gold und verhindert somit eine Inflation. Staatliche Massnahmen zur Arbeitsbeschaffung:
o Deutsche Arbeiteiterfront (DAF): Ersetzt die Gewerkschaften, Freiheit bei der Arbeitspolitik
o Deutscher Reichs-Arbeits-Dienst (RAD): Sechs Monate ohne Lohn für den Staat arbeiten T keine Arbeitslosen!
o "Kraft durch Freude" ("KdF"): Vergünstigungen (Reisen, Ausflüge, Veranstaltungen usw.), um die Motivation zu heben.
o "Rettung des deutschen Bauern": Wirtschaftliche Unabhängigkeit (autark), kein Geld T Landwirtschaft veraltet. Ablieferungszwang!
o 1938 steht die NSDAP am Rande des Bankrotts, deshalb benötigt sie Österreichs Goldreserven
o Im Herbst 1941 herrscht totale Kriegswirtschaft (Lebensmittel- und Kleiderkarten)
Nationalsozialistische Aussenpolitik:
o In "Mein Kampf" dargelegt
o Hauptaufgabe war die Revision des Vertrags von Versailles
o Eroberung neues Lebensraumes im Osten mit rücksichtsloser Germanisierung
o Zerschlagung des Bolschewismus
o Entscheidungskampf gegen die USA und die Weltherrschaft
o Austritt aus dem Völkerbund
o : Nichtangriffspakt mit Polen T Friedenssuggestion; ging auch gegen Frankreich, da Frankreich mit Polen ein Bündnis hatte
o Deutschland bleibt durch diesen Pakt in Europa isoliert
o bessert sich die Situation durch ein Flottenabkommen mit England, in welchem das Kräfteverhältnis festgelegt wurde
o Durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, wurde der Vertrag von Versailles gebrochen
o England und Frankreich gründen die Streserfront zwischen Italien, Frankreich und England gegen den Vertragsbruch
o Diese Front zerbricht aber aufgrund Hitlers Kooperation mit Italien
o marschieren sie in eine entmilitarisierte Zone, ins Rheinland, ein
o Antikomminternpakt mit Japan, Italien und Spanien
T Appeasement-Politik: Friedenssicherung durch Nachgeben
o : Anschluss Österreichs unter alleinigem Protest Mexikos T Blumenfeldzug
o Auf der Münchner Konferenz bekommt Hitler von Frankreich, England, Italien und Deutschland das Sudetenland zugesprochen
o : Einmarsch und Besetzung der Tschechoslowakei
o : Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes: Neutralität im Falle eines Krieges T 4. Teilung Polens T Russland besetzt Baltikum
o 1. 9. 1939 Kriegsbeginn
Der Ost-West-Konflikt:
Die Alliierten-Konferenzen: (s. S. 10)
In Jalta: Am 5. 2. 1945; mit Roosevelt, Churchill und Stalin.
Es geht um die Zukunft des besiegten Deutschlands und um die Entmilitarisierung. Ergebnis: Polen gehört nicht mehr zu Deutschland und Frankreich kann sich an der Militärregierung in Deutschland beteiligen.
In Potsdam: Am 17. 6. 1945. Es geht um die Ausdehnung des russischen Einflusses und um territoriale Probleme. Es gibt mehrere Krisen, kommt aber doch noch zu einem Kompromiss: Die UdSSR verzichtet auf ihr Mandat in Libyen, das Ruhrgebiet wird internationalisiert und Nordpreussen kommt zu der UdSSR, was grosse Gebietsverluste Deutschlands bedeutete T Vorbereitung erster Friedensverträge.
Der Washington-Pakt besagt, dass bestimmte Staaten (ca. 20) mit Deutschland nicht Frieden schliessen dürfen.
Es gibt noch Konferenzen in Casablanca und in Teheran.
erklärt Roosevelt die vier Freiheiten:
Rede- und Meinungsfreiheit,
Religionsfreiheit,
Freiheit von Furcht und
Freiheit von Not (gesunde wirtschaftliche Verhältnisse) T "One world!"
In der Atlantikcharta der UNO wird die liberale Wirtschaftspolitik festgelegt, wovon die USA profitiert.
Der "Kalte Krieg":
T Jede Bewegung des Osten bzw. des Westen wurde als eine gegenseitige Aggression interpretiert und so wurde nur gerüstet!
o Österreich und Deutschland wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in Zonen aufgeteilt; auf der Sechs-Mächte-Konferenz in London (ohne der Soviet Union) wurde über eine Zusammenlegung der Zonen verhandelt.
o Deutschland erstellte eine Verfassung zur Zonenaufteilung, diese führte zur Gründung der BRD und später zur DDR.
o 1948 wurde die CSSR als letzter Staat kommunistisch, daraufhin wurden die Reaktionen gegen den Kommunismus immer stärker. T Vorhersehbar!
o Die Bevölkerung sah keine Perspektiven aufgrund des sehr langsamen Aufschwungs T "Rettung" Europas durch Wirtschaftshilfe.
o Brüsseler Pakt: Verteidigungsbündnis der NATO.
o 1949 kam es aufgrund der Währungsreform (Mark) im Westen Deutschlands zur Berlin-Blockade. Die Soviet Union sperrt für zehn Monate alle Zufahrtswege nach Westberlin und die Kohle- und Stromversorgung. Die USA richtete eine Luftbrücke für Berlin ein ("Rosinenbomber"). Die USA wollte Berlin nicht aufgeben, da sonst die CCCP mehr verlangt hätte?!
o Auch in der von Russland besetzten Zone im Osten Deutschlands kommt es zu einer Währungsreform (Ostmark).
o Bis zur Wiedervereinigung 1989 gab es keinen Friedensvertrag mit der BRD.
o In der DDR herrschte absolute Kontrolle!
o 1949 wurde die kommunistische Volksrepublik China (nach Mao´s langem Marsch) gegründet.
o Das Ost-West-Verhältnis war bis zu einer Entspannungsphase 1953 (Tod Stalins) von Misstrauen geprägt.
Der Nahe Osten: (s. S. 62)
o Ganz Palästina gehörte bis 1918 zum Osmanischen Reich, welches auf der Seite des Zweibundes (D-Ö) kämpfte.
o England und Frankreich zeigten wegen des Erdöls Interesse; sie teilten das Gebiet untereinander auf und legten die Grenzen fest.
o Ausserdem versprachen sie den Arabern einen eigenen Staat, da sie hofften, sie würden sich gegen die Türken aufbäumen.
o Da sie Geld brauchten, versprachen sie auch den Juden einen Staat, um sich deren (finanzielle) Unterstützung zu sichern.
o In Europa nahm der Antisemitismus immer mehr zu, woraufhin viele Juden nach Palästina auswanderten, wo sie anfänglich auch friedlich zusammenlebten.
o Palästina wurde zum Mandatsgebiet erklärt und aufgeteilt. Frankreich bekam Syrien und Libanon zur Verwaltung und England verwaltete den Irak und Palästina, was zu Terroranschlägen in Palästina führte.
o 1933 kam es (durch Hitler) zu einer weiteren Auswanderungswelle der Juden nach Palästina, durch diese Massen entstand aber eine Bedrohung für Palästina. England beschloss diese Einwanderung zu stoppen und riegelte das Land ab; sie übergaben es genervt der UNO, welche einen Teilungsplan beschloss.
o Gleich nach der Gründung des Staates Israel 1948 kam es zum ersten Krieg gegen Agypten. Israel gewann überraschend mit Waffen aus dem zweiten Weltkrieg, was zum Sturz des ägyptischen Königshauses führte; durch diesen Krieg vergrösserte sich das israelische Gebiet (Gaza).
o 1956 schliesst Agypten den Suez-Kanal (Erdölversorgung), woraufhin England und Frankreich Kriegsschiffe entsandten und Israel einen Präventivschlag setzte.
o Israel besetzte Gaza und Sinai, aber Amerika pfiff seine Verbündeten zurück und die Soviet Union ihren (Agypten), dadurch schien die Lage bereinigt zu sein.
o 1967 kam es zum "Sechs Tages-Krieg": Der israelische Geheimdienst wusste von arabischen Kriegsplänen T Israelischer Präventivkrieg: Die Israelis marschierten in Sinai, Suez, Golan, Westjordan und Jerusalem ein und waren aufgrund ihrer Schnelligkeit erfolgreich. Sie führten den Krieg mit Waffenlieferungen aus den USA und der SU. Israel gewann viele Gebiete und dadurch auch viele Probleme.
o Im Jom Kippur-Krieg kam es zu einem überraschendem Angriff der Araber gegen Israel. Unter dem Druck der Grossmächte kam es zu einem Waffenstillstand und ersten Verhandlungen zwischen Agypten und Israel.
o Die Araber setzten ihre "Ölwaffe" ein, was zu einer Krise im Westen führte.
o Durch den Krieg hat sich die wirtschaftliche Lage in Agypten verschlechtert und dadurch ist Staatspräsident Sadat zu Friedensverhandlungen mit Israel bereit T Abkommen von Camp David.
o Die PLO ist eine Dachorganisation ab 1969 unter der Leitung von Yasser Arafat für verschiedene palästinensische Befreiungsbewegungen. Sie repräsentiert alle Palästinenser mit dem Ziel der Befreiung Palästinas.
o Das Selbstbewusstsein der Israelis stieg nach dem "Sechs Tages-Krieg", welcher eine palästinensische Revolution (Guerilla-Krieg) und andauernde Terroranschläge (Flugzeugentführungen, München ´72) auslöste. Israel entgegnete mit extremster Härte, trotzdem nahmen ab 1974 die Friedensbemühungen zu. Zur selben Zeit wurde die PLO als alleinige Vertretung Palästinas anerkannt.
o 1988 wurde der unabhängige Staat Palästina ausgerufen und Arafat als Präsident gewählt T Intifada: Widerstand in den besetzten Gebieten (Gaza, West-Jordanland) gegen israelische Besatzung T massive Gewaltanwendung.
Österreich 1945 - 1955: (s. S. 98)
o Besatzungssoldaten, Kriegszerstörungen, Flüchtlingsströme und eine völlig desolate Wirtschaft kennzeichneten Österreich im Frühsommer 1945. 1,5 Millionen Flüchtlinge erlebten das Kriegsende in Österreich - viele Volksdeutsche (Menschen, die in Ländern ausserhalb des Deutschen Reiches ansässig waren). Mit der Einführung des Schillings 1945 wurde eine wichtige Voraussetzung für eine Stabilisierung der Wirtschaft geschaffen.
o Der "Alliierte Rat" übte bis zu den ersten freien Wahlen Ende 1945 die politische Kontrolle aus. Rund 700.000 "ehemalige Nationalsozialisten" wurden von der Wahl ausgeschlossen T Konzentrationsregierung unter Leopold Figl (ÖVP, BK 1945-53); Karl Renner (SPÖ, BK 1945 vor Figl) wurde zum Bundespräsidenten gewählt. Die Alliierten erkannten die Autorität der Regierung an, das stärkte ihre Position.
o Die Besatzungsmächte (USA, England, Frankreich, SU) übten eine starke Kontrolle über das Presse- und Rundfunkwesen aus.
o Die Alliierten wollten in Österreich wieder demokratische Verhältnisse herstellen und die "Ehemaligen" erfassen T 524.000 wurden als Kriegsverbrecher registrierst und strafrechtlich verfolgt. Das gesellschaftliche Umdenken trat aber nicht ein, da man sich der Mitverantwortung nicht bewusst war. Darin sah die SU ein Wiederaufleben des Nationalsozialismus und dadurch wurden die Staatsvertragsverhandlungen noch schwieriger.
o Die sovietische Besatzungsmacht beanspruchte in ihrer Zone alles, was bis 1945 in deutschen Besitz gekommen war, als Wiedergutmachung und Kriegsbeute; obwohl die drei Westmächte im Juli 1946 das deutsche Eigentum der österreichischen Regierung übergaben. Sie halfen auch bei der Bewältigung der Nachkriegsnot T Versorgung 80% der Bevölkerung (ERP - European Recovery Program).
o Den kommunistischen Parteien gelang es in Ungarn (1947) und in der Tschechoslowakei (1948) die Macht zu übernehmen. Da die KPÖ bei den Wahlen aber wenig Unterstützung fand, versuchten die Kommunisten, ihre Ziele mit Demos und Streiks zu erreichen. Ende September 1950 streikten 120.000 Arbeiter nach dem vierten Lohn-Preis-Abkommen.
o Die Zusammenarbeit der SPÖ und der ÖVP prägte die Nachkriegszeit Österreichs, da die KPÖ 1947 freiwillig ausschied (ab 1959 nicht mehr im Nationalrat vertreten) und die beiden Grossparteien von 1945 bis 1966 in einer Koalition an der Regierung beteiligt waren.
o Die ÖVP, mit Leopold Figl an der Spitze, war die stärkste Partei im Parlament. Es folgten aber Reformen als 1953 die SPÖ stimmenstärkste Partei wurde T Figl musste Julius Raab (ÖVP, BK 1953-61) Platz machen. Als vierte Partei konnte sich die VdU ("Wahlgemeinschaft der Unabhängigen" (ab 1956 FPÖ)) etablieren. Man einigte sich auf die Wiedereinführung der Geschworenengerichte und die Abschaffung der Todesstrafe (1950).
o Im Februar 1947 begannen in London die Verhandlungen um einen Staatsvertrag T der erste Entwurf wurde von den Alliierten angenommen. Die Verhandlungen gerieten allerdings durch die Meinungsverschiedenheiten um das deutsche Eigentum ins Stocken. Erst 1954 (1953 Tod Stalins) kam es auf einer Aussenministerkonferenz in Berlin (erstmals mit Figl) zur Wende, da sich der Erste Sekretär der KPdSU, Nikita Chruschtschov, im Machtkampf um die Stalin-Nachfolge durchgesetzt hatte. Im Februar 1955 stimmte der sovietische Aussenminister Molotov dem Abzug aller Truppen aus Österreich zu. Es gelang BK Raab, AM Figl, VK Schärf und Staatssekretär Bruno Kreisky (SPÖ, BK 1970-83) die strittigen Punkte zu klären. Die fünf Aussenminister einigten sich auf eine Neutralität Österreichs nach Schweizer Vorbild.
o Am 15. Mai 1955 wurde der Staatsvertrag im Schloss Belvedere feierlich unterzeichnet. Der Tag, an welchem die letzten Soldaten aus Österreich abzogen, wurde 1965 zum Nationalfeiertag erklärt (26. Oktober). Nach sieben Jahren Okkupation durch Hitler-Deutschland und zehn Jahren Besatzung durch die Alliierten hatte Österreich seine volle Souveränität wiedererlangt.
Österreich 1955 - 1970: (s. S. 104)
o Die wiedererlangte Unabhängigkeit und die wirtschaftliche Konsolidierung bewirkten eine Stärkung Raabs. Noch 1955 wurde Österreich in die UNO aufgenommen. 1956 trat es dem Europarat bei.
o Aufgrund des neuen Wehrgesetzes wurde 1955 begonnen ein Bundesheer auf dem Prinzip der allgemeinen Wehrpflicht mit Waffen und Uniformen der Besatzungsmächte aufzubauen. Seine erste Bewährungsprobe bestand es 1956 beim ungarischen Volksaufstand.
o Als grösster Erfolg der Koalitionszeit wird das ASVG (allgemeine Sozialversicherungsgesetz) gewertet - es regelt die Bereiche der Kranken-, Unfall-, Pensions- und Arbeitslosenversicherung. Die Regierung hatte das Ziel die Währung zu stabilisieren, dies war nur durch Stabilisierung von Löhnen und Preisen zu erreichen.
o In den "wilden" 50ern kam es zu einem "Wirtschaftswunder": Das BNP stieg um 75%, der Kfz-Bestand verfünffachte sich T Lebensstandard stieg!
o Einen Dämpfer für die Koalitionseuphorie stellte der Sieg von Adolf Schärf (SPÖ) gegen Wolfgang Denk (ÖVP/FPÖ) in der Bundespräsidentschaftswahl 1957 dar. Die Koalitionsparteien begannen sich zu entfremden - die Frage um die Einreiseerlaubnis für Otto Habsburg wurde zum Gradmesser für die wachsende Entfremdung. Dazu kam, dass die Umbildung der ÖVP seit der Ernennung von Josef Klaus (ÖVP, BK 1964-70) zum Bundeskanzler abgeschlossen war. Mit dem Tod von Schärf, Helmer (SPÖ) Raab und Figl (ÖVP) lichteten sich die Reihen der Koalitionspolitiker.
o Das Rundfunkvolksbegehren 1964 (800.000 Unterschriften) bedeutete einen weiteren Rückschlag für die SPÖ, welche sich dagegen aussprach - 1966 wurde es vom Nationalrat als Gesetz beschlossen.
o Die Nationalratswahlen 1966 brachten erstmals der ÖVP die absolute Mehrheit - die SPÖ ging, nach gescheiterten Koalitionsverhandlungen, in die Opposition. Dieser Ausgang zeigte, dass Österreichs Bürger selbsbewusster geworden waren. Die ÖVP wollte beweisen, dass sie alleine besser regieren könne, als zu Zeiten der Koalition T viele neue Gesetzesentwürfe!
o 1967 wurde Kreisky vom Parteitag zum neuen Vorsitzenden der SPÖ gewählt - Erfolge bei Landtags- und Gemeinderatswahlen stärkten seine Position.
o BK Klaus wollte den wachsenden Wirtschaftsproblemen und der schwindenden Popularität der ÖVP mit einer tiefgreifenden Regierungsumbildung begegnen T Steuererhöhungen (von Auto- über Luxus- bis zu Weinsteuer). Ausserdem wurde eine neues Rundfunkgesetz (1967) durchgesetzt, das Wahlalter von 21 auf 19 Jahre herabgesetzt (1968) und die 40-Stunden-Woche eingeführt (1969).
Österreich ab 1970: (s. S. 110)
o Bei den Wahlen 1970 erreichte die SPÖ, unter Bruno Kreisky, die relative Mehrheit. Gründe waren Wahlversprechen der SPÖ (Präsenzdienstzeit von 9 auf 6 Monate) und die Steuerpolitik der Regierung Klaus. Kreisky bildete nach gescheiterten Verhandlungen mit der ÖVP eine Minderheitsregierung.
o 1971 wurde eine Wahlrechtsreform durchgeführt, bei welcher die Mandatszahl erhöht und die Wahlkreise den Bundesländern angeglichen wurde.
o Da Meinungsumfragen die absolute Mehrheit der SPÖ erwaten liessen, wurden für Oktober 1971 Neuwahlen angesetzt. Sie erreichte die absolute Mehrheit und konnte diesen Erfolg 1975 und 1979 wiederholen.
o Die "Chancengleichheit" brachte die Schülerfreifahrt sowie gratis Schulbücher und das Schulunterrichtsgesetz wurde beschlossen. Auch das Familienrecht wurde reformiert, es verbesserte die gesellschaftliche Stellung der Frau. Da die Sozialpartner diesen Reformen zustimmten, wurde Österreich als "Insel der Seligen" bezeichnet.
o Im Herbst 1972 kam es zu Problemen, da in Kärnten zweisprachige Ortstafeln angebracht wurden. Deutsch-national eingestellte Kärntner montierten die Ortstafeln wieder ab ("Ortstafelsturm"), was Gegendemonstrationen der Slovenen hervorrief - auch Yugoslavien protestierte. Erst das Volksgruppengesetz von 1976 regelte die Rechtsstellung der Slovenen, Kroaten, Ungarn, Slovaken, Czechen und Roma.
o Die Debatte um die Fristenlösung (straffreier Schwangerschaftsabbruch bis zum dritten Monat) kennzeichnete die erste Legislaturperiode Kreiskys. Diese Forderung wurde erst durch einen Beharrungsbeschluss des Nationalrats zusammen mit einem neuen Strafgesetz angenommen.
o 1975 kam es in Wien während einer OPEC-Sitzung zu Geiselnahmen durch Palästinenser. Auch der Anschlag auf eine Wiener Synagoge und Mord am Wiener Stadtrat Heinz Nittel (1981) ging auf das Konto einer Palästinenser-Organisation.
o Anfang der Achtziger häuften sich aber die Rückschläge für den "Journalistenkanzler", die Arbeitslosenzahlen stiegen trotz zunehmender Staatsverschuldung. Ausserdem schwächten eine Reihe von Korruptionsaffären und Skandalen die gesamte SPÖ. 1983 erhielt die SPÖ nur mehr die relative Mehrheit, daraufhin trat Kreisky als Kanzler und als Parteivorsitzender zurück. Sein Nachfolger, Fred Sinowatz (BK 1983-86), bildete mit der FPÖ, unter Norbert Steger, eine Kleine Koalition.
o Die Bundespräsidentenwahl 1986 rückte Österreich weltweit in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Kurt Waldheim (ÖVP, BP 1986-92) wurde vorgeworfen, seinen Militärdienst auf dem Balkan verschwiegen zu haben - dadurch wurde ihm eine Beteiligung an Kriegsverbrechen unterstellt. Das eigentliche Problem, das im Rahmen des Wahlkampfes auftrat, ist der noch immer nicht bewältigte Antisemitismus und die Verdrängung. Waldheims Amtszeit war von einer aussenpolitischen Isolation geprägt.
o Als Jörg Haider 1987 zum Vorsitzenden der FPÖ gewählt worden war, erklärte Franz Vranitzky (BK 1986-97) die Kleine Koalition für beendet. So bildete die SPÖ eine Grosse Koalition mit der ÖVP, unter Alois Mock. Mocks Nachfolger, Josef Riegler, wurde wegen massiven Verlusten bei den Nationalratswahlen 1990 durch Erhard Busek ersetzt.
o In den Siebzigern konnte Österreich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme besser lösen als andere Staaten. Exporterfolge der Industrie, ein florierender Fremdenverkehr, leistungsfähige Klein- und Mittelbetriebe, der rasche Strukturwandel und der soziale Frieden führten zu einem hohen Lebensstandard. Da die Staatsverschuldung aber nicht durch einen ausreichenden Wirtschaftsaufschwung eingedämmt wurde, wollte sie die Regierung ab 1986 durch Einsparungen bekämpfen. Statt neuerlichen Steuererhöhungen gab es eine Steuerreform.
o Österreich konnte sich aufgrund seiner Neutralität nicht an der 1957 gegründeten EWG beteiligen. 1960 wurde aber die EFTA mit Beteiligung Österreichs gegründet. 1972 wurde ein Assoziierungsvertrag zwischen Österreich und der EG unterzeichnet. Anfang 1994 fanden Österreichs Verhandlungen mit der EU ihren erfolgreichen Abschluss. In einer Volksabstimmung Mitte 1995 stimmten 2/3 der Bevölkerung für den Beitritt.
o Mit AM Waldheim begann eine weltpolitische Öffnung, welche durch Kreisky fortgesetzt und ausgebaut wurde. Kreisky stellte sich auch als Vermittler im Nahen Osten zur Verfügung.
o Wien spielte auch eine wichtige Rolle als Tagungsort. 1961 traf sich JFK mit dem sovietischen MP Chruschtschov. 1979 unterzeichneten Jimmy Carter und Breschnev ein Rüstungsbegrenzungsabkommen in Wien. Österreich nahm aktiv an der Lösung verschiedenster Probleme, von Afghanistan bis zu Mittelamerika, teil. Es erkannte als erster Staat die neuen Republiken Slovenien, Kroatien und Bosnien-Herzegovina an.
o Die Sicherheitspolitik Österreichs hat das Ziel, die Bevölkerung, die Grundwerte des Staates und die immerwährende Neutralität gegenüber allen Bedrohungen zu verteidigen. Nach Abschluss des Staatsvertrages wurde ein Bundesheer mit allgemeiner Wehrpflicht installiert. 1995 trat Österreich der NATO-Partnerschaft für Frieden bei und arbeitet damit verstärkt an der europäischen Sicherheitspolitik. Ein Beitritt zur NATO wurde zwar diskutiert, aber aufgrund der Neutralität Österreichs abgelehnt.
o Der "Ölschock" 1973 bewirkte schon ein Umdenken in Fragen der Energiegewinnung, zeigte aber auch die Grenzen des Wachstums auf. Gegen Ende des Jahrzehnts stieg das Umwelt- und Energiebewusstsein. Es richteten sich Protestbewegungen gegen den Bau von Autobahnen, Schnellstrassen, Fabriken und Kraftwerken. 1978 sprachen sich 50,5% gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf aus. Daraufhin beschloss der Nationalrat ein Atomsperrgesetz im Verfassungsrang. Die Debatte um den Bau von Kraftwerken wird aber inzwischen weitergeführt. Österreich nahm 1985 mit der Einführung von Katalysatoren für Neuwagen eine Vorreiterrolle ein.