Die Kultur der Azteken
Das Aztekenreich und weitere Kulturen im vorspanischen Mexiko zählen zusammen
mit dem Mayareich in Guatemala zum kulturgeographischen Raum Mesoamerika. Eine
differenzierte Praxis der Religionsausübung sowie zahlreiche kultische Bräuche
kennzeichneten die aztekische Welt.
Neben dem Sonnenjahr, das sich aus 360 Tagen und fünf »unnützen«, auch
»unheilvollen« Tagen zusammensetzte, bestand in der Zeitrechnung der Azteken
das 260tägige Priesterjahr (Ritualkalender). Nach einem Zyklus von 52 Jahren
wurde mit der Überbauung der Tempelpyramiden die Welterneuerung gefeiert. Die
Stufenpyramiden mit Freitreppe und Plattform waren keine Grabanlagen, sondern
sie erfüllten ihre Funktion als Kult- und Opferstätte der Azteken. Als Abbild
des Himmels, der als Berg vorgestellt wurde, entsprachen die Stufen der
Pyramide den Himmelsschichten. Kriegsgefangene, die meistens als Sklaven
gearbeitet hatten, wurden auf dem auf der Plattform vor dem Tempel stehenden
Opferstein getötet und ihr Herz und Blut den Sonnengöttern zur Nahrung
angeboten. Dieser Kult basierte auf dem Glauben, daß der Mensch mit seinem
Leben den Kosmos zu erhalten habe.
Huitzilopochtli, der Stammesgott der Azteken, der von einer jungfräulichen
Mutter geboren wurde, war zugleich Kriegs- und Sonnengott. Sein Tempel stand
auf der großen Hauptpyramide von Tenochtitlán, neben dem des von älteren
Kulturen des mexikanischen Hochlandes übernommenen Regengottes Tlaloc. Auch die
Spiele der Azteken hatten kultischen Charakter. So wurde beim Ballspiel der
Platz als Himmel interpretiert, der Kautschukball, der nicht mit den Händen
berührt werden durfte, als Sonne. Die Kultformen wurden mit ihren Mythen in
Codices (Faltbücher aus Pergament oder Agavenfaserpapier) durch eine
Bilderschrift überliefert. Diese Schrift hatten die Azteken von unterworfenen
Stämmen übernommen, deren Religionsausübung sie achteten.
Die aztekische Kultur ist die letzte und bekannteste Zivilisation, die als
kriegerische Macht das altmexikanische Erbe integrierte und weiterentwickelte.
Sie war jedoch schon nach nur etwa 150 Jahren Bestehens dem Untergang geweiht.
Die Eroberung Tenochtitláns durch die Truppen des Hernando Cortés markierte
grausam die Überlegenheit des kolonialen Expansionsstrebens.
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