Der Waffenstillstand im Wald von Compiègne
Wald von Compiègne, Departement Oise (Frankreich), an der Oise gelegen. Etwas nördlich von Compiègne (Clairière de l’Armistice) unterzeichnete 1918 Marschall Ferdinand Foch den Waffenstillstand, der den 1. Weltkrieg beendete.
Rat der Volksbeauftragten
Im November 1918 zwangen revolutionäre Unruhen Kaiser Wilhelm II. zur Abdankung. Nach der Übergabe der Regierungsgeschäfte an den SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert konstituierte sich am 10. November 1918 der Rat der Volksbeauftragten, einer Koalition aus SPD und der sozialdemokratischen Abspaltung USPD (Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands), als provisorische Regierung. Ihm gehörten neben Ebert Philipp Scheidemann und Otto Landsberg von der SPD sowie Hugo Haase, Emil Barth und Wilhelm Dittmann von der USPD an.
Bei der von dieser Regierung angesetzten Wahlen am 19. Januar 1919 trugen die republikanisch-demokratischen Parteien einen überragenden Wahlsieg davon. Ebert wurde der erste Präsident dieser Republik.
Völkerbund
Völkerbund, internationales Staatenbündnis zur Sicherung des Weltfriedens mit Sitz in Genf. Der Völkerbund bestand von 1920 bis 1946; die erste Sitzung, an der Vertreter von 42 Staaten teilnahmen, fand am 15. November 1920 in Genf statt
Entstehung
Im Januar 1918 regte der US-Präsident Woodrow Wilson in seinen Vierzehn Punkten, seinem Programm für den Weltfrieden und die Neuordnung Europas nach dem 1. Weltkrieg, die Gründung eines Völkerbundes zur Friedenssicherung an. Die Satzung des Völkerbundes wurde Bestandteil des Versailler Vertrags; und mit Inkrafttreten des Versailler Vertrags am 10. Januar 1920 nahm auch der Völkerbund offiziell seine Arbeit auf.
Im Völkerbund waren von Beginn an die Siegermächte aus dem 1. Weltkrieg vertreten - mit Ausnahme der USA
Aktivitäten
Wichtigste Aufgabe des Völkerbundes unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg war die Verwaltung ehemals deutscher und türkischer Gebiete: Der Völkerbund übernahm z. B. direkt die Verwaltung des Saargebiets und übergab die früheren deutschen Kolonien.
Leitgedanke des Völkerbundes war die kollektive Sicherheit, die Wahrung des Weltfriedens;
Deutschland wurde 1926, nach der deutsch-französischen Verständigung in den Locarnoverträgen, in den Völkerbund aufgenommen, trat aber 1933 wieder aus. Bedingt durch mehrere Austritte sowie das Scheitern der 1932 aufgenommenen Abrüstungsverhandlungen schwand das internationale Ansehen des Völkerbundes im Lauf der dreißiger Jahre. Der aggressiven Expansionspolitik Deutschlands, Italiens und Japans hatte der Völkerbund nichts entgegenzusetzen. 1946 beschloß der Völkerbund seine Auflösung; sein Kapital und seine Organisationsstrukturen gingen in den Vereinten Nationen auf.
Versailler Vertrag
Versailler Vertrag, Friedensvertrag, der zur Beendigung des 1. Weltkrieges zwischen Deutschland und den Alliierten abgeschlossen wurde. Er wurde auf der Pariser Friedenskonferenz in Versailles ausgehandelt, die am 18. Januar 1919 begann. An der Konferenz nahmen Vertreter der 27 Staaten teil, die gegen die Mittelmächte Krieg geführt hatten, darunter die vertragsbestimmenden Vertreter der USA (Thomas Woodrow Wilson), Großbritanniens (David Lloyd George), Frankreichs (Georges Clemenceau) und Italiens (Vittorio Emanuele Orlando).
Woodrow Wilson setzte durch, daß die Alliierten in den ersten Teil des Vertrags die Satzung des Völkerbundes (Völkerbundakte) aufnahmen. Der Völkerbund übernahm die Kontrolle über die Umsetzung der Vereinbarungen. Der Versailler Vertrag wurde am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles nahe Paris unterzeichnet.
Entwaffnung und Reparationen
Aufhebung der allgemeinen Wehrpflicht
Reduzierung der Armee auf 100 000 Berufssoldaten
Besetzung des Rheinlandes durch alliierte Truppen
Entmilitarisierung eines 50 Kilometer breiten Streifens östlich des Rheines
Einstellung des Imports und Exports von Kriegsmaterial
Beschränkung der deutschen Kriegsmarine
Auflösung der Luftwaffe und Marine bis 1. Oktober 1919
Der Versailler Vertrag verpflichtete Deutschland außerdem zur Zahlung von Reparationen, die in Form von Geld- und Sachleistungen (Handelsschiffe, Kühe, Eisenbahnen etc.) abzuleisten waren
Gebietsabtretungen
Anerkennen der bedingungslose Souveränität Belgiens, Polens, der Tschechoslowakei und
Österreichs
Elsaß-Lothringen ging ohne Abstimmung an Frankreich zurück
Belgien erhielt nach Abstimmungen Eupen-Malmédy
nach Volksabstimmungen 1920 ging Nordschleswig an Dänemark
Das Memelgebiet ging an Litauen
Danzig wird freie Stadt
Außerdem verlor Deutschland seine gesamten Kolonien
Weimarer Verfassungsparteien
Weimarer Koalition, erste Koalitionsregierung der Weimarer Republik aus Sozialdemokraten (SPD), Zentrum und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Bereits 1917 hatten die drei Parteien in einem „interfraktionellen Ausschuß„ zusammengearbeitet. Insgesamt 76 Prozent der Stimmen konnte die Koalition in den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 auf sich vereinen. Sie war anschließend maßgeblich am Aufbau der Weimarer Republik beteiligt.
Am 11. Februar 1919 wurde der erste Reichspräsident, Friedrich Ebert (SPD), in sein Amt gewählt und am 31. Juli 1919 die Weimarer Reichsverfassung verabschiedet.
Ab August 1923 wurde die Weimarer Koalition - erweitert um die Deutsche Volkspartei (DVP) - zur sogenannten großen Koalition unter Gustav Stresemann (DVP).
Hitlerpartei
NSDAP, nach dem 1. Weltkrieg radikale Splitterpartei, gegen Ende der Weimarer Republik bedeutende politische Kraft, im Einparteienstaat des Dritten Reiches Staatspartei.
Die Anfänge (1919-25)
Die Partei wurde am 5. Januar 1919 von dem Eisenbahnschlosser Anton Drexler und dem Journalisten Karl Harrer in München als Deutsche Arbeiterpartei (DAP) gegründet
Im Februar 1920 benannte sich die DAP in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) um. In der Folge wirkte Hitler als „Trommler„ der Partei und formte sie innerhalb kurzer Zeit zur „Hitlerbewegung„ um. Am 29. Juli 1921 wurde er zum Vorsitzenden der NSDAP gewählt; Er erhielt diktatorische Vollmachten, womit die Partei seinen Vorstellungen politischer Führung entsprach.
Hitlerputsch
Am 1./2. September 1923 gründete Hitler, der in völkischen Kreisen in Bayern bereits über großen Einfluß verfügte, zusammen mit Erich Ludendorff aus verschiedenen rechtsradikalen Gruppierungen in Nürnberg den Deutschen Kampfbund. An der Spitze dieses Bundes unternahm Hitler am 8. November 1923 den Versuch, die Macht in Bayern an sich zu reißen und dann durch einen Marsch auf Berlin die Reichsregierung zu stürzen. Die erhoffte Unterstützung seitens der gleichgesinnten bayerischen Regierung unter Ritter von Kahr blieb jedoch aus; der Putsch wurde im Gegenteil von der Staatsgewalt vor der Münchner Feldherrnhalle niedergeschlagen. Die NSDAP und ihr Presseorgan, der Völkische Beobachter, wurden verboten. Den folgenden Hochverratsprozeß (26. Februar bis 1. April) verstand Hitler in einen Propagandafeldzug für sich und seine Partei zu verkehren. Das Urteil vom 1. April lautete auf fünf Jahre Festungshaft, aber bereits am 20. Dezember 1924 wurde Hitler vorzeitig wieder entlassen.
Weitere Entwicklung
27. Februar 1925, Wiederzulassung in verschiedenen Tarnorganisationen
Ende 1927 zählte die Partei etwa 27000 Mitglieder, zunehmend auch außerhalb Bayerns
14. September 1930, bei den Reichstagswahlen erreichte sie 18,3 Prozent, am 31. Juli 1932 sogar 37,4 Prozent der Stimmen und wurde stärkste Partei
30. Januar 1933, Reichspräsident Paul von Hindenburg ernannte Hitler zum Reichskanzler einer Koalitionsregierung aus Deutschnationalen und Nationalsozialisten
2. August 1934, nach Hindenburgs Tod übernahm Hitler auch das Amt des Reichspräsidenten und führte seither den Titel „Führer und Reichskanzler
2.1 Vertiefung der politisch-wertenden Aussage
„ Die These, die SPD sei in jenem Wendejahr eine revolutionäre Partei gewesen, ist ein Falsifikat “
Anfänge
Um sich dieser These widmen zu können und darüber eine Aussage machen zu können, muß man den geschichtlichen Hintergrund und die gesamtpolitische Entwicklung dieser Zeit betrachten.
Die SPD entstand 1890 als Nachfolgeorganisation der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), eines 1875 vollzogenen Zusammenschlusses aus dem 1863 von Ferdinand Lassalle gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) und der 1869 von Wilhelm Liebknecht und August Bebel gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP).
Auf dem Erfurter Parteitag 1891 (von Kautsky entworfene Parteiprogramm) wendete sich die SPD eindeutig hin zu marxistischen Annahmen und Überzeugungen. Das "Erfurter Programm" lehnte sich in seinem theoretischen Teil an die Gesellschaftsanalyse von Marx und Engels an und forderte in seinem praktischen Teil unverzügliche, tiefgreifende Reformen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
1978 bis 90 traten die Sozialistengesetze in Kraft. Es wurden zwar von Bismarck die Sozialversicherungen gegründet, um damit die Lebensverhältnisse der Arbeiterschicht zu verbessern, aber dies geschah nicht uneigennützig. Es wurde zudem die SPD verboten, damit im Kaiserreich kein Boden für soziale Reformen oder auf eine Revolution zielende Politik entsteht.
1917 spaltete sich der linke Flügel der SPD - unter der Führung von Hugo Haase und Wilhelm Dittmann enstand die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD). Sie ging aus der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft von Reichstagsabgeordneten hervor, die 1916 die Reichstagsfraktion der SPD aus Protest gegen die Zustimmung ihrer Fraktion zu Kriegskrediten verlassen hatten. USPD vertrat radikale Ansichten des Marxismus (Klassenkampf) und gewann mit etablierten Politikern (Karl Kautsky, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg) einen Konkurrenzstatus zur SPD.
Das Ende des I. Weltkrieges - Novemberrevolution - Entstehung der Weimarer Republik
Aufgrund der aussichtslosen Kriegslage mußte die Oberste Heeresleitung (OHL) im September 1918 ein Waffenstillstandsangebot den Alliierten unterbreiten und zugleich ein Parlament auf parlamentarischer Basis bilden. Nach den militärisch sinnlosen Befehlen der Seekriegsleitung begannen die Matrosen im Oktober zu meutern. Im November wurden die ersten Arbeiter- und Soldatenräte gewählt, die die öffentliche Gewalt in den Küstenstädten übernahmen. Die SPD hatte noch die Absicht die Lage zu beruhigen, aber die Revolution war im vollen Gange und konnte nicht mehr abgewendet werden.
Die vollziehende Gewalt übernahmen die sich überall bildenden Arbeiter- und Soldatenräte. Um nicht den Einfluß auf die Arbeiterschaft zugunsten der radikalen Linken zu verlieren, drängte die SPD-Führung nun auf die Abdankung des Kaisers; die Monarchie wollte sie nicht abschaffen.
Nach dem Thronverzicht Wilhelm II., übergab man Friedrich Ebert (SPD) die Reichsregierung. Gegen Eberts Willen rief Philipp Scheidemann (SPD) die Republik aus. Damit kam er den radikalen sozialistischen Linksgruppen zuvor. Karl Liebknecht, der mit Rosa Luxemburg zum linken Flügel der USPD (Spartakusbund) gehörte, verkündete später eine „freie sozialistische Republik".
Es wurde der Rat der Volksbeauftragten, der sich aus der Koalition SPD, USPD und Zentrum zusammensetzte, 1919 nach der Nationlaversammlung ins Leben gerufen. Infolge dessen kam es zu den Januarkämpfen, die von den Anhängern der KPD (würde 1918 aus dem „Spartakusbund“ und den „Revolutionären Obleuten“ gegründet) angezettelt wurde. Sie wollten einen Staat nach sowjetisch Vorbild errichten und dies auch mit radikalen Mitteln. Dieser Austand wurde niedergeschlagen und Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden durch Soldaten getötet.
Wenn man die SPD und zugleich die Novemberrevolution betrachtet, gibt es verschiedene Ansichten je nach politischer Richtung. Die rechtsorientierten Gruppen der Bevölkerung hatte schon in der Monarchie bestimmte Ansichten über die Arbeiterbewegung: „[...] - kurz alle im Dienste der sozialistischen Propaganda Stehenden aus dem Deutschen Reiche ausgewiesen werden; dasselbe gilt natürlich für alle Anarchisten.“ (Schrift aus dem Jahre 1912). Nach der Novemberrevolution behaupteten die Konservativen und die Rechten, daß die Linken das Reich zerstört hätten und sie die Schuld am verloren I Weltkrieg tragen (Entstehung der „Dolchstoßlegende“). Die KPD bezeichneten den Ausgang, von den Sozialdemokraten „verratende Revolution“. Die SPD war natürlich revolutionär für die Führungsschicht der Monarchie, da sie die Stimme des Arbeiters vertreten wollten und eine politische Vereinigung die diese organisierte. Die Novemberrevolution aber hatte Paul von Hinburg und Erich Ludendorff selber in Gang gebracht durch ihre sinnloses militärische Handeln. Die SPD brachte in der Hinsicht die Revolution - weg von der Monarchie hin zur Demokratie, was dann endgültig nicht auf lange Zeit aufrechterhalten werden konnte. Geschichtswissenschaftler der 1950 Jahre sind der Ansicht, daß die SPD zu große Furcht vor dem Bolschewismus und der KPD gehabt habe und letztendlich nicht konsequent genug mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zielen umgegangen sei. Zudem habe die SPD versäumt die kaiserliche Elite in der Verwaltung und im Heer, in der Justiz, an den Universitäten und Gymnasien durch eine demokratische Elite zu ersetzten und solle sich als schwere Belastung für die deutsche Demokratie herausstellen.
Krisenjahre
Die Situation 1920 und die folgenden darauf zeigten, daß sich das Volk in politischen Ansichten tief gespalten hatte. Es kam zu zahlreichen Auseinandersetzungen und es wurde ein Putschversuch gestartet (Kapp-Luttwitz-Putsch), der von den nationalitischen-reaktionären Kreisen um Ludendorff entstand. Es wurde versucht gewaltsam die Reichsregierung zu stürzen, aber dies wurde durch einen Generalstreik aller Gewerkschaften unterbunden. Dieser Erfolg der Demokratie wirkt sich aber nicht positiv auf die Bevölkerung aus. Bei der nächsten Wahl bekamen die Rechten wieder mehr Stimmen und USPD und SPD verlor an Boden. In den folgenden Jahren war die SPD nicht fähig Mehrheiten in der Bevölkerung zu gewinnen und die Weltwirtschaftskrise zeigt ihr übriges. Es entstanden Minderheitsregierungen und der Nationalsozialismus konnte sich etablieren. Mit dem Erfolg NSDAP scheiterte die Demokratie und die Diktatur hielt Einzug. .
2.2 Vertiefung der politisch-wertenden Aussage
„(...) das Kaiserreich sei bei seinem Griff nach der Weltmacht durch „Dolchstoß“ der Linken, obwohl im Felde unbesiegt, meuchlings umgebracht worden (...)“
Der Begriff des „Dolchstoßes“ entstand nach dem verlorenen I. Weltkrieg und war ein Schlagwort der nationalistisch-konservativen Propaganda. Mit diesem Begriff wurde die Behauptung aufgestellt, daß durch die Novemberrevolution und den sozialdemokratischen Interventionen der Kriegsausgang entscheidend beeinflußt wurde. Der Soldat an der Front wurde sozusagen von den Linken hinterrücks „erdolcht“ und nur deswegen wurde der Krieg verloren.
Der I. Weltkrieg war einer der ersten Kriege mit den technischen Möglichkeiten der Massenvernichtung. Der Soldat an der Front wurde durch Propaganda auf eine hohe Stufe gestellt und sein Tod glorifiziert. Während des Krieges hatten sich die Oberste Heeresführung (OHL) die innen- und außenpolitische Führung eingefordert und den Sturz von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg erwirkt. General Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff bildeten die Führungsspitze der OHL und waren verantwortlich für die Entstehung der „Dolchstoßlegende“.
Im September 1918, nach dem Scheitern der Frühjahrsoffensive, forderte die OHL sofortige Waffenstillstandsverhandlungen. Gezwungen durch die hoffnungslose militärische Lage, sollte die Reichsregierung das Waffenstillstandsgebot absenden. In der Stunde der Niederlage entzogen sich die Generäle ihrer Verantwortung und übertrugen sie auf die Politik.
Die Tatsache vom verlorenen Krieg, und daß sich die OHL die dies eingestehen mußte, wirkte sich schockartig unter Bevölkerung aus. Bis zum Schluß hatte die Kriegspropaganda keinen Zweifel an einem deutschen Sieg zugelassen, und die deutschen Truppen standen noch immer tief in Frankreich und Rußland. Die Niederlage war für sie nicht sichtbar, da keine fremden Soldaten einmarschierten und Deutschland noch Gebiete besetzt hielt - die Niederlage schien unfaßbar.
Nach dem Akzeptieren des 14. Punkte Planes des amerikanischen Präsidenten Wilson und der Verfassungsänderung im Oktober 1918, wurde im Wald von Compiègne der Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Der Generalstab der kaiserlichen Arme unterzeichntete das Abkommen nicht, sondern die Politiker der neuen Republik - was sich a im nachhinein noch als Fehler herausstellte.
Als dann im Dezember die deutschen Truppen zurückkehrten wurden diese sogar vom Sozialdemokrat Friedrich Ebert mit den Worten empfangen: „Kein Feind hat euch überwunden“. Dies könnte zudem den Eindruck gestärkt haben, daß das deutsche Reich militärisch nicht besiegt wurde. Als der Hindenburg am 18. November 1919 vor dem Untersuchungsausschuß der Nationalversammlung über die Ursachen des militärischen Zusammenbruchs von einer heimlichen und planmäßigen "Zersetzung von Flotte und Heer" sprach, wurde diese Aussage Gedankengut aller Gegner der Republik und die „Dolchstoßlegende“ wurde geboren. Sich auf einen englischen Offizier berufend, gab Hindenburg zu Protokoll, die deutsche Armee sei "von hinten erdolcht worden". Damit verlagerte er die Verantwortung für die militärische Niederlage von der Obersten Heeresleitung auf die politische Ebene. Er machte die Friedensresolution von 1917 für den militärischen und politischen Zusammenbruch ebenso verantwortlich, wie etwa den Munitionsarbeiterstreik von 1918.
Hans-Jörg Koch ist zudem der Ansicht, daß mit ausländischer Hilfe eine noch stärkere und wirksamere Verbreitung der „Dolchstoßlegende“ begünstigt wurde. Der Ursprung dieser Legende würde vielmehr auf den britischen General Sir Frederick Maurice zurückzuführen sein. Diesem wiederum wurde von einem Schweizer Korrespondenten der Neuen Züricher Zeitung, der zwei Artikel des Generals über die Ursachen der deutschen Niederlage referierte, die Worte in den Mund gelegt: "Was die deutsche Armee betrifft, so kann die allgemeine Ansicht in das Wort zusammengefaßt werden: sie wurde von der Zivilbevölkerung von hinten erdolcht".
Besonders die rechtsextremen Parteien wie die DNVP und die NSDAP stützten sich auf die „Dolchstoßlegende“ um Angriffe auf die Weimarer Republik zu starten, mit den Argumenten, daß die Juden, Marxisten und Sozialdemokraten für die Niederlage die Schuld tragen. Sie schürten die Auseinandersetzungen über den Versailler-Friedensvertag (1920) und begünstigten letztendlich den Aufstieg des Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Gedankenguts.
In den folgenden Jahren konnte die NSDAP immer mehr Wählerstimmen gewinnen und dann später die Regierung bilden. Zudem wurde die Unzufriedenheit des Volkes durch die schlechte ökonomische Stabilität und aufkommende Weltwirtachaftskrise unterstützt.
Die „Dolchstoßlegende“ zeigte, wie aus einer eigentlich nicht zu rechtfertigten Aussage oder Meinung, allgemeines Gedankengut werden kann. Hindenburg und die rechtorientierten Parteien hatten einfach die Realität für ihre Zwecke verdreht und breite Bevölkerungssichten indoktriniert, die kaum eine Möglichkeit hatten sich ein objektives Bild der Lage zu verschaffen. Der Berliner Philosophieprofessor und Theologe Ernst Troeltsch im Dezember 1919 hatten die Ansicht: "Die große historische Legende, auf der die ganze Reaktion beruht, daß eine siegreiche Armee meuchlings und rücklings von den vaterlandslosen Gesellen der Heimat erdolcht sei, ist damit zum Dogma und zur Fahne der Unzufriedenen geworden."
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