Im Ortsgebiet von St. Peter in Holz, vier Kilometer westlich von Spittal/Drau, lag in der Antike die römische Stadt Teurnia. Der Holzer Berg war aber schon lange vor den im 3. Jh. v. Chr. einwandernden Kelten besiedelt, wie Funde aus dem 11., 8. und 5. Jh.. v. Chr. zeigen.
Unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) wird Teurnia zum municipium, also zur Stadt nach römischer Rechtsauffassung, und bildete den Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirkes, der etwa das heutige Oberkärnten mit dem Lungau und einen Abschnitt des Kanaltales umfaßte. In der Folge wurde die Stadt ausgebaut und es wurden Wohnterrassen und öffentliche Gebäude angelegt. Als die beginnende Völkerwanderung unsichere Zeiten schuf, wurden die Wohnterrassen am Bergfuß aufgelassen und die Kuppe des Holzer Berges mit einer Befestigungsmauer umgeben. Bereits im 5. Jh.. wird Teurnia 'metropolis Norici', Hauptstadt Noricums, genannt. Im 5. und 6. Jh. n. Chr. diente die Stadt auch als frühchristlicher Bischofssitz. Um 600 n. Chr. bereiten schließlich die einwandernden Slawen dem städtischen Leben ein Ende.
Nach den Ausgrabungen blieben für die Besucher ein Wohngebäude, das Westtor der spätantiken Stadtmauer, die Bischofskirche und die Kirche außerhalb der Stadtmauern mit einem Mosaikfußboden in der südlichen Märtyrerkapelle zugänglich. Die zahlreichen römischen Reliefs und weiteren Funde befinden sich in dem 1913 gegründeten Museum von Teurnia. Weitere ausgestellte Denkmäler verkörpern die in Teurnia verehrten Gottheiten. Neben den keltischen und römischen Gottheiten sind auch die orientalischen Religionen nachgewiesen worden. Die Kleinfunde geben auch Einblick in das wirtschaftliche und kulturelle Leben der antiken Stadt.
Frühchristliche Friedhofskirche
Die Ruinen der frühchristlichen Friedhofskirche westlich des Holzer Berges wurden 1908 beim Bau einer Wasserleitung, zufällig entdeckt und in den folgenden Jahren ausgegraben. Die Kirche besitzt einen rechteckigen Saal von 22,17 x 9,25 in lichter Weite, zwei seitliche Kapellen mit Apsis (halbrunder Chorschluß), einen Narthex (Vorraum) und zwei schmale Seitenschiffe.
Die Marmorschranke und der Altar konnten in der Apsis wieder aufgestellt und der aufgerissene Bodenbelag aus Kalksteinplatten wieder verlegt werden. In der Apsis wurde noch der Marmorschrein des Reliquiengrabes gefunden, dessen Deckel bereits zerschlagen und dessen Inhalt geplündert war. Der Marmorbehälter für die Reliquien ist aus einem römischen Grabstein gefertigt, der zu diesem Zweck in frühchristlicher Zeit ausgehöhlt wurde.
Befestigungsmauer
Im Westen kann man an einer mehr als 2 Meter hohen Erderhebung die Befestigungsmauer erahnen. Ein Großteil der Wehrmauer an der südlichen Hangkante, am Steilabfall zur Drau, ist im Laufe der Jahrhunderte abgestürzt. An der West- und Nordseite ist der Verlauf der Befestigungsmauer aber noch gut zu erkennen. Sie war zusätzlich durch Türme und an der Nordwestecke durch eine vorgebaute Bastion gesichert.
Die Entstehung der Stadtmauer setzt man in die Zeit um 400 n. Chr., doch könnte sie nach den Ergebnissen der letzten Untersuchungen auch etwa ein Jahrhundert früher entstanden sein.
Von den spätantiken Gebäuden am Nordrand des Holzer Berges sind durch Grabungen in den Jahren 1911 bis 1914 einige in ihrem Grundriß erfasst worden. In den meisten Fällen sind heute nur noch Spuren im Gelände zu erkennen.
Tempel des Gottes Grannus
Östlich der Kirche fand man eine Bauinschrift für den Tempel des keltischen Heilgottes Grannus, der von den Römern mit Apollo gleichgesetzt wurde. Die zusammenpassenden Bruchstücke verraten, dass der Standort des Heiligtums nahe dem Fundort gelegen ist.
Ein Marmorrelief, das einen anderen Heilgott, nämlich den sogenannten thrakischen Reiterheros, darstellt, war ursprünglich an einem Laufbrunnen verwendet, da das Maul des Pferdes für den Wasserausfluß durchbohrt.
Im 2. Jh. n. Chr. ist oft zu beobachten, dass die Heiligtümer von Heilgöttern gleichsam zu Kurorten mit Bädern ausgestaltet wurden. Der keltische Heilgott Grannus stand in hohem Ansehen und lockte Pilger aus entfernten Gegenden an. Man kann nur vermuten, dass die Bewohner der Stadt Teurnia von 'ihrem' Heilgott auch in wirtschaftlicher Hinsicht profitierten.
Forum und Thermen
Östlich des Tempels befindet sich das tiefer gelegene Plateau des Forums. Südlich davon gibt es eine Thermenanlage, deren Räume weitgehend mit Fußbodenheizungen ausgestattet sind. Markant für die Grundrissgestaltung sind zwei Räume, die durch einen mittleren rechteckigen Saal verbunden sind. Das Forum diente mit seinen verschiedenen Räumlichkeiten den Amtsgeschäften und dem Handel, die Badeanlage bat Erholung und Entspannung. Der Besucher konnte der Reihe nach ein kaltes Bad im frigidarium, ein lauwarmes im tepidarium und ein heißes Bad im caldarium nehmen.
Wohnterrassen
Am östlichen Bergfuß wurden ca. 14.000 Quadratmeter in den Grabungskampagnen 1971-1978 untersucht, allerdings sind nur auf knapp 6 % der Fläche die Mauern heute noch sichtbar. Auf der unteren Wohnterrasse kamen Wohneinheiten von zwei bis vier Räumen zutage, wovon einer jeweils durch einen Nischenofen oder durch eine Fußbodenheizung erwärmt wurde. Gelegentlich ist auch die Ausstattung mit Wandmalerei zu beobachten.
Ein Kanalsystem sorgte für die Abwässer der Wohnbauten sorgte ein Kanalsystem. Zu den Häusern gehörten auch von Mauern umgebene Gärten, ein typisches Merkmal römischen Wohnbaus.
Da man im 5. und 6. Jh. n. Chr. nur die Hügelkuppe des Holzer Berges bewohnte, benützte man das landwirtschaftlich nicht nutzbare Ruinengebiet der bereits aufgelassenen Wohnterrassen als Friedhof.
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