WIE IM 18. JAHRHUNDERT DAS BÜRGERTUM IN FRANKREICH WIRTSCHAFTLICH IN DEN VORDERGRUND GETRETEN WAR, POLITISCH ABER NOCH NICHTS ZU MELDEN HATTE, UND WIE ES SICH DIESES WIDERSPRUCHS BEWUSST WURDE
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Im 18. Jahrhundert stand in Frankreich die Bourgeoisie an der Spitze von Finanz, Handel und Industrie; sie stellte die Verwaltungskader der Monarchie und lieferte das Für die Staatsgeschäfte notwendige Geld. |
Wie sich eine antifeudale Ideologie als “Aufklärung” entwickelte und die bürgerliche Revolution vorbereitete |
Eine bürgerliche Weltanschauung formte sich als streitbare antifeudale Ideologie, die zur geistigen Wurzel der Revolution wurde. Man faßt ihre Hauptströmungen gewöhnlich unter dem Begriff »Aufklärung« zusammen. Diese Bewegung zur Befreiung der »Gemeinen« von der Verpflichtung auf Leitbilder der Kirche, der Aristokratie und der monarchischen Willkürherrschaft ergriff ganz Europa, alle Zweige der Wissenschaft und Literatur. Sie erreichte in Frankreich ihren Höhepunkt. Die Aufklärung knüpfte an die frühbürgerlich-humanistische Emanzipation der Wissenschaften von der Theologie im Zeitalter der Renaissance und der Reformation an. Wo die Feudalherrschaft noch mehr oder weniger intakt war, blieb die Aufklärung ein schwaches Pflänzchen. In Frankreich hingegen, das den Ballast des im Niedergang befindlichen Feudalwesens unwillig durchs 18. Jahrhundert schleppte, wurde sie zur blanken Waffe einer im Vormarsch begriffenen Mittelklasse. |
Was einige wichtige Gedanken der Aufklärung sind |
Mit der spitzesten Feder begabt war Voltaire. Montesquieu empfahl im Geist der Gesetze die konstitutionelle Monarchie bei »Gewaltenteilung« zwischen Exekutive, Legislative und Rechtsprechung. Rousseau brachte mit dem Gesellschaftsvertrag den Gedanken der Volkssouveränität ein. Hinter diesem steht die Theorie vom “Naturrecht”, wie es vor allem von John Locke und Thomas Hobbes formuliert worden war. Sie erkennt dem Menschen eine Reihe unveräußerlicher Rechte zu, die ihm “von Natur aus” zukommen. |
WIE SICH DIE SPANNUNG ZWISCHEN NEUEN BESITZVERHÄLTNISSEN UND ALTEN HERRSCHAFTSVERHÄLTNISSEN IN DER FRANZÖSISCHEN REVOLUTION ENTLUD
Daß die Krise der Feudalgesellschaft im Jahre 1789 ihren Höhepunkt erreichte |
Die Mißernte des Jahres 1788 führte zu einer beträchtlichen Steigerung des Brotpreises. Ausgaben für Brot spielten in jener Zeit eine weit größere Rolle im Familienbudget als heute. Die Bevölkerung wurde daher durch die Verteuerung des Brotes hart getroffen.
Die Unterstützung der Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg hatte in eine Finanzkrise geführt, die einschneidende Reformen erfordert hätte, die die Vorrechte der Aristokratie in Frage gestellt hätten, weshalb sich diese mit aller Kraft dagegenstemmte. Damit aber beschleunigte sie nur den Untergang des »ancien régime«. |
Wie der »Dritte Stand« aus der Erkenntnis, daß er ohne den Adel besser dran war, die Konsequenz zog |
In dieser Situation schien nur noch die Einberufung der Generalstände zu helfen, deren Eröffnung auf den 1. Mai 1789 festgelegt wurde. Die Lasten der Krise sollten noch einmal dem Stand der Nichtprivilegierten, dem »Dritten Stand«, aufgebürdet werden. Der »Dritte Stand« aber war im wesentlichen die Nation. Seine Vertreter erblickten daher ihre Aufgabe nicht darin, dem »ancien régime« noch einmal aus seinen Verlegenheiten herauszuhelfen, sondern erklärten sich kurzerhand zur »Nationalversammlung« und setzten sich die Ausarbeitung einer Verfassung zum Ziel. |
Wie der Feudalismus abgeschafft wurde - aber nicht ganz |
Die feudale Wirtschaftsstruktur überlebte die im August 1789 erfolgte Abschaffung des Feudalismus. Der Trick dabei war die Unterscheidung zwischen herrschender und auf Vertrag beruhender Feudalität. Ehrenrechte des Adels, Gerichtsbarkeiten, Leibeigenschaft, Frondienste, Bannrechte und Erhebung von Brücken- und Wegegeldern, Jagd-, Taubenschlag- und Gehegerechte waren vollständig abgeschafft. |
Daß die Bauern frei waren, aber nicht ihr Boden |
Diejenigen Feudalrechte, von denen angenommen wurde, daß sie die Gegenleistung für eine ursprüngliche Landabtretung darstellten, wurden in bürgerliches Eigentum verwandelt und damit für loskäuflich erklärt: Pacht- und Grundzins, Kehrzehnt aller Art und jedweder Bezeichnung (jährliche Abgaben) sowie Verkaufsgebühren. Für die Masse der Kleinbauern war die Beseitigung des Feudalsystems, die sich als echte Scheinoperation erwies, eine bittere Enttäuschung.
Die Bauernrevolution, deren Ziel die Befreiung von allen auf dem Grund und Boden lastenden Beschränkungen war, setzte sich in vielfältiger Form bis 1793 fort und trieb die bürgerliche Revolution voran. |
Daß »Liberalismus« das Streben des großbürgertums nach ökonomischer und politischer Freiheit bedeutet, und daß sein Ziel nicht unbedingt die Freiheit aller Menschen ist |
Die Beseitigung der Feudalität hatte die Freiheit des Eigentums begründet. Die Gewerbefreiheit ergab sich aus der Beseitigung der Monopole, Zünfte und Innungen. Die Freiheit des Binnenhandels ging einher mit der Vereinheitlichung des nationalen Marktes durch die Aufhebung der Wege- und Binnenzölle. Die Aufhebung der Leibeigenschaft hatte die Arbeitskraft befreit. Streik und gewerkschaftlicher Zusammenschluß wurden aber im Gegensatz zur Vereinigungs- und Vereinsfreiheit verboten und blieben bis 1864 bzw. 1884 verboten.
Die Menschenrechtserklärung definierte politische und persönliche Freiheit. Die Person war nun durch die unterstellte Unschuld bis zum Gegenbeweis (Art. 9) vor willkürlicher Anklage und Verhaftung geschützt (Art. 7). Als Herren ihrer eigenen Person konnten die Menschen frei sagen und schreiben, drucken und veröffentlichen, was die bestehende gesetzliche Ordnung nicht störte und keinen Mißbrauch dieser Freiheit darstellte (10, 11).
Das Gesetz war nun für alle gleich, vor ihm waren alle Bürger gleich; der Zugang zu Ehrenämtern, öffentlichen Anstellungen und Beschäftigungen stand allen ohne Rücksicht auf Geburt offen (Art. 6 der Erklärung). Einen Schönheitsfehler hatte die bürgerliche Gleichheit: Die Sklaverei in den Kolonien wurde aufrechterhalten.
Von sozialer Gleichheit konnte keine Rede sein: In Artikel 2 der Erklärung wurdedas Eigentum zu einem natürlichen und unverjährbaren Recht erklärt, ohne Rücksicht auf die Masse derer, die nichts besaßen. Auch der politischen Gleichheit wurde durch das Zensuswahlrecht entgegengewirkt: Die politischen Rechte wurden einer Minderheit von Besitzenden vorbehalten. Die »Passivbürger«, diejenigen, die den vorgeschriebenen Zensus (Steuerleistung) nicht erreichten, waren vom Wahlrecht ausgeschlossen. |
Wie aus der Revolution ein europäischer Krieg wurde |
Die Flucht des Königs am 21. Juni 1791, die Zusammenziehung bewaffneter Emigranten am Rhein und schließlich der seit 1791 gesuchte und herbeigesehnte Krieg machten deutlich, daß es die Aristokratie vorzog, eher die Nation zu verraten als nachzugeben. Der Krieg mit dem Ausland erschien der Aristokratie als letzter Strohhalm. »Statt eines Bürgerkrieges wird es ein Krieg mit dem Ausland sein«, schrieb Ludwig XVI.»und die Dinge werden damit weitaus besser stehen«.
Der Krieg, den die Aristokratie wünschte, um nach der Niederlage die Konterrevolution im Inneren durchzuführen, schreckte auch Girondisten nicht, die Vertreter der Handelsbourgeoisie in der Gesetzgebenden Versammlung: Waren Waffenlieferungen an die Armee nicht schon immer äußerst einträglich gewesen? |
Wie die Bedrohung der Revolution durch äussere und innere Feinde Bourgeoisie und Kleinbürgertum trotz unvereinbarer Interessen in eine Koalition zwang und die revolution vorantrieb |
Militärische Rückschläge und die Gefahr einer Konterrevolution zwangen die Gironde, sich an das Volk zu wenden. Das einfache Volk, das waren die »Hosenlosen«, die »Sansculotten«, die Masse der kleinen Gewerbetreibenden und der Lohnabhängigen. Sie gingen über die ihnen vorgegebenen Ziele hinaus und stürzten im August 1792 nicht nur den Thron, sondern auch die Verfassung von 1791 und damit die engen Zensusschranken. Im September wurde die Republik ausgerufen, und im Dezember begann der Prozeß gegen den König, der zum Tod verurteilt und im Jänner hingerichtet wurde.
In dem Konflikt, der nunmehr zwischen dem revolutionären Frankreich und der Aristokratie Europas ausgetragen wurde, nahm ein Teil der Bourgeoisie wahr, daß diese ohne das Volk nicht siegen konnte: die »Montagnards«, die vom Klub der Jakobiner dominierte »Bergpartei«, die im Stzungssaal auf den höhergelegenen Bänken sitzenden Abgeordneten. Sie verbündeten sich mit den Sansculotten. |
Daß die Interessen der Kleinbürger auf Existenz-sicherung durch Zwangs-wirtschaft hinausliefen |
Diese trotzten dem Konvent (so nannte sich nun die gesetzgebende Körperschaft), die großen revolutionären Maßnahmen ab: der Terror wurde auf die Tagesordnung gesetzt und ein Getreidehöchstpreis (das Maximum) festgesetzt und schließlich das allgemeine Maximum, d.h. die Zwangswirtschaft eingeführt. |
Daß im Sommer 1794 die der Revolution drohenden Gefahren gebannt waren, sodaß die liberale Bourgeoisie Zwangswirtschaft und Terror nicht mehr hinzunehmen brauchte |
Mit dem Wegfall der militärischen Bedrohung durch das Ausland brauchte die liberale Bourgeoisie nicht länger Zwangswirtschaft und Terror hinzunehmen. Robespierres Revolutionsregierung fiel der Thermidorverschwörung zum Opfer. (nach dem Revolutionskalender am 9. Thermidor des Jahres II der Republik = 27. Juli 1794). Es war den Jakobinern um Robespierre nicht gelungen, die widersprüchlichen Interessen der Sansculotten einerseits und der Bourgeoisie andererseits zu versöhnen. Es war der Revolutionsregierung aber gelungen, die Sansculotterie unter Kontrolle zu bringen. Radikale Randgruppen (die Hébertisten) waren liquidiert. Robespierre hatte die Sansculotterie gezähmt, die nun wenig Grund sah, seine großbürgerlichen Feinde zu beißen. Nur wenige sammelten sich am 9. Thermidor um ihn.
Die der Verfassung des Jahres III (1795) vorausgehende Erklärung der Rechte stellt einen klaren Rückschritt gegenüber jener von 1789 dar: Besondere Sorgfalt wurde auf die Definition des Eigentumsrechts verwendet, von einem Recht auf Widerstand war keine Rede mehr, dafür wurden den Rechten sinnigerweise Pflichten hinzugefügt. Das Wahlrecht war nun wieder durch Zensus beschränkt. Allerlei Tricks, die bei Wahlen angewendet wurden (Annulierung, Ausschluß und Kooptation [nachträgliche Hinzuwahl]), also eine Reihe von Staatsstreichen hielten die Thermidorianer an der Macht. Der Coup Napoleons von 1799 fügt sich nahtlos ein. |
Daß die Fortdauer des Kriegs, der zu einem Angriffskrieg der französischen Bourgeoisie entartet war, die Konzentration der Macht zur innenpolitischen Notwendigkeit machte |
Unter den Bedingungen des fortdauernden Krieges war die Konzentration der Macht eine innenpolitische Notwendigkeit. Dieser Krieg jedoch hatte aufgehört ein Verteidigungskrieg der Revolution zu sein und konnte für Frankreich nur in einem Desaster enden. Die französische Gesellschaft aber war durch die Revolution so gründlich verändert worden, daß die zurückgekehrten Bourbonen an eine Restauration des ancien régime nicht denken durften. |
WIE ZUR ZEIT DER BEFREIUNGSKRIEGE IDEOLOGISCHE KONZEPTE ENTSTANDEN, VON DENEN AUCH HEUTE NOCH MANCHER ZEHRT
Daß die deutsche Romantik Stimmungen und Haltungen von Bevölkerungsschichten wiedergibt, die von den neuen Zeiten, die die Französische Revolution einleitete, nicht viel zu hoffen hatten |
Das deutsche Geistesleben zur Zeit Napoleons war von der Romantik geprägt. Die deutsche Romantik gibt vor allem Stimmungen und weltanschauliche Haltungen jener Bevölkerungsschichten wieder, denen wohl der Absolutismus eine Last war, die aber vom Aufstieg der Bourgeoisie nicht viel zu hoffen hatten: Kleinbürgertum und niederer Adel. Die Romantiker hatten daher zunächst der Französischen Revolution begeistert zugestimmt. Mit Beginn der napoleonischen Expansion jedoch schlug diese Begeisterung in Feindschaft um. Die Fürstenherrschaft wollten Kleinbürger und niederer Adel gern loswerden. Die Herrschaft der Bourgeoisie wollten sie dafür aber nicht eintauschen, denn die neuen - kapitalistischen - Produktionsverhältnisse, denen die bürgerliche Revolution den Weg freimachte, hatten mit den Verheißungen der Aufklärung wenig gemein. Schon gar nicht wollten sie die Herrschaft einer »fremdstämmigen«, »welschen« Bourgeoisie. |
Wie die Romantiker versuchten sich die neuen Zeiten zu ersparen, indem sie diese aus dem »Wesen« der Franzosen erklärten |
Die deutsche Bourgeoisie war noch nicht stark genug, die in Frankreich begonnene Revolution aus eigener Kraft in Deutschland weiterzuführen und der Fürstenherrschaft und der feudalen Zersplitterung des Landes ein Ende zu setzen. Daß die Romantiker darin nicht einen Entwicklungsrückstand der deutschen Gesellschaft erkennen wollten, ist verständlich. Was konnte dabei schon herauskommen? Daß auch in Deutschland die Zukunft der Bourgeoisie und dem Kapitalismus gehören sollte? Die Romantiker machten lieber eine »Wesens«frage daraus: Aufklärung, bürgerliche Revolution und Liberalismus als Frucht fremden Geistes und Wesens brauchten nicht auf Deutschland übergreifen, wenn sich das »deutsche Wesen« nur seine Reinheit bewahrte und die »welschen« Einflüsse zurückwies. Die Abschüttelung der napoleonischen Herrschaft in den Freiheitskriegen erschien so als Sieg des »deutschen Wesens« und der Nationalismus verband sich in Deutschland nahezu von selbst mit reaktionären und im Ansatz rassistischen Haltungen. |
Wie die Romantiker rückblickend das Mittelalter zu einer Idylle verklärten und dort auf das »deutsche Wesen« trafen |
Das christliche Mittelalter mit seiner überschaubaren, festgefügten Einteilung der Stände, mit seinen berechenbaren Abhängigkeitsverhältnissen, mit seiner verhältnismäßig schwach entwickelten Arbeitsteilung, mit seiner überschaubaren politischen Kleinräumigkeit, wurde zur patriarchalischen Idylle verklärt und aus dem »deutschen Wesen« erklärt, dem die Romantiker in alter Volksliteratur nachspürten.
Der Publizist und Historiker Josef von Görres (1776-1848) charakterisierte das »deutsche Wesen« mit folgenden (und anderen) Worten: |
Daß das »deutsche Wesen« nach Auffassung der Romantiker darin besteht, eben nicht Revolution zu machen, sondern »Volksgemeinschaft« zu bilden |
"In der That hat sich in diesem Volke nach und nach ein Kern höherer Bildung und Gesinnung angesammelt, der als die Mitte seines Wesens und selbst seiner Verfassung, und als der Keimpunkt seiner Zukunft angesehen werden muß. Es ist ein unsichtbarer Bund, der durch alle Stände geht, ohne, daß irgend ein äußerlich Band da wäre ... eine geheime Macht, die Keinem insbesondere sichtbar ist, gleicht Alles aus, daß es wie aus einem Triebe und einem Leben kommt. und nicht etwas Zufälliges, Vorübergehendes, und daher Zerstörbares, ist diese Einheit der Gesinnung; sie ist die reife Frucht, die aus dem ganzen Wesen der Nation ... erwachsen ist ... Diese Gemeinsamkeit der Besseren ist der Fels, auf dem der neue Bau begründet werden muß ..."
Das »deutsche Wesen« äußert sich also in einer »höheren Gesinnung«, einer Art Sonderbegabung, die die Deutschen zur Bildung einer harmonischen »Volksgemeinschaft« befähigt, der klassenkämpferisches Gezänk fremd ist. Dieses Motiv - Aufhebung des Klassenkampfes in der deutschen »Volksge-meinschaft« - wird uns als wesentlicher Bestandteil kleinbürgerlicher Ideologie bis herauf zum Nationalsozialismus noch öfter begegnen. Es bringt den frommen Wunsch derer zum Ausdruck, die den Klassenkampf nicht gewinnen können und ihn daher auch nicht haben wollen. |
Wie das Blut ins Spiel kam und aus dem »Wesen« allmählich »Rasse« zu werden begann |
Von diesem deutschen Wesen konnte sich nun das - ebenfalls als eine Konstante vorgestellte - Wesen anderer Völker nurmehr negativ abheben. Gelegentlich aber helfen die Germanen als Blutspender anderen Völkern aus, die dann wieder eine gewisse Zeit weiterwurschteln können. Das bekannte Zitat »Und es mag am deutschen Wesen einmal noch die Welt genesen« stammt übrigens von Emanuel Geibel (1861). Görres formuliert folgendermaßen:
"Indem immer neue Ströme nordischen Blutes sich in die Adern des italienischen Volkes ergossen, wurde in dieser Transfusion das alte, angesteckte, abgestorbene ausgespült, und an die Stelle neue plastische Lymphe eingefüllt; und so ward der welke, hinfällige Körper in der Wiedergeburt mehrere Jahrhunderte aufs neue verjüngt und lebenskräftig."
Der erwachende deutsche Nationalismus steigerte sich in den Freiheitskriegen gegen die napoleonische Herrschaft bei manchen zur Teutonomanie. Bei Heinrich von Kleist heißt es in »Germania an ihre Kinder« über die Franzosen: "Schlagt sie tot, das Weltgericht fragt nach Gründen nicht." Andere Dichter wie Theodor Körner, Max von Schenkendorf (»Freiheit, die ich meine«) und besonders Ernst Moritz Arndt (»Lieder für Teutsche«, »Der Rhein, Teutschlands Strom, aber nicht Teutschlands Grenze«) wandten sich mit ähnlich rabiaten Aufrufen an die Deutschen. Arndt nahm in gewisser Weise die späteren Rassenmystiker (Gobineau, Wagner, Chamberlain, Lanz) vorweg, wenn er in der Mischung der »Rassen« die größte Gefahr für das auserwählte »Lichtvolk« der Deutschen sah, die höllisch aufpassen müßten, daß ihre»Teuschkeit« nicht durch »Welschheit« zersetzt werde, die, »wie ein betäubendes Gift den edelsten Keim angreift«. |
Daß die Romantiker nicht nur die Franzosen, sondern auch die Juden haßten |
"Einen wesentlichen Charakterzug des neuen Teutonentums bildete der eingefleischte Judenhaß", sagte später der konservative Historiker Heinrich Treitschke, ein gewiß unverdächtiger Zeuge in dieser Sache, denn von ihm stammt der Satz »Die Juden sind unser Unglück«, der später das Motto des Nazi-Hetzblatts »Der Stürmer« bildete. Die Tatsache, daß die Juden in den von den Franzosen besetzten Gebieten staatsbürgerlicher Rechte teilhaftig wurden (der Wiener Kongreß nahm sie ihnen wieder), erweckte bei den nationalgesinnten Deutschen den Eindruck einer französisch-jüdischen Allianz. Franzosenhaß und Judenhaß gingen Hand in Hand. |
Wie die Romantikergerne in den Salons assimilierter jüdischer Großbürger verkehrten, sich von ihnen auch gerne unterstützen liessen, und dann über die Juden schimpften |
Achim von Arnim, Heinrich von Kleist, Clemens von Brentano, die Brüder Grimm - sie alle waren entschiedene Judengegner, was sie aber nicht hinderte, in den von den Frauen assimilierter jüdischer Großbürger geführten Salons zu verkehren beziehungsweise auch deren Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Berliner Romantiker, unter ihnen etwa Grabbe und Kleist, trafen sich in den Salons der Rahel Varnhagen und der Henriette Herz. Im Haus der Fanny Arnstein in Wien verkehrten die Brüder Schlegel, Theodor Körner und viele andere. |
Daß die Romantiker insbesondere von der Emanzipation der Juden nichts wissen wollten |
Auf Initiative Achims von Arnim erfolgte 1811 die Gründung einer »Christlich-deutschen Tischgesellschaft«, eines reaktionären Debattiervereins dem die von dem damaligen preußischen Staatskanzler Hardenberg betriebenen bescheidenen Reformen (und die seines Vorgängers Stein), besonders aber wohl die Emanzipation der Juden, zu weit gingen. Es handelt sich bei diesen »Stein-Hardenbergschen Reformen« um die Auflösung der Zünfte und Herstellung der Gewerbefreiheit (1810), um die für die Bauern recht ungünstige Regelung der Ablösung der feudalen Dienste und Abgaben (1811) sowie die zögernde staatsbürgerliche Gleichstellung der Juden (1811 und 1816). Zu den Mitgliedern dieses Vereins zählten (neben etwa vierzig anderen) die Dichter Heinrich von Kleist und Clemens Brentano, der Rechtsgelehrte Friedrich Karl von Savigny, der Philosoph Johann Gottlieb Fichte, der spätere Held der Befreiungskriege Carl Philipp Gottfried von Clausewitz (damals noch Major) und der Staatstheoretiker Adam Heinrich Müller. |
Wie der Philosoph Johann Gottlieb Fichte auf die Idee kam, den Juden die Köpfe abzuschneiden |
Zum Thema Judenemanzipation hat Fichte folgendes zu sagen:
"... ihnen Bürgerrechte zu geben, dazu sehe ich wenigstens kein Mittel, als das, in einer Nacht ihnen allen die Köpfe abzuschneiden ..."
dann bremst er und setzt den Juden wieder Köpfe auf, aber andere "und andere aufzusetzen, in denen auch nicht eine jüdische Idee sey. Um uns vor ihnen zu schützen, dazu sehe ich wieder kein anderes Mittel, als ihnen ihr gelobtes Land zu erobern, und sie alle dahin zu schicken."
Daß die »Christlich-deutsche Tischgesellschaft« in ihren Statuten einen »Arierparagraphen« hatte, ist nach all dem nicht weiter verwunderlich. Der jüdische Spätaufklärer und Publizist Saul Ascher, dessen Schrift »Der Germanenwahn« übrigens 1817 anläßlich des Wartburgfestes von Burschenschaftern feierlich verbrannt wurde, äußert sich folgendermaßen zur »Tischgesellschaft«:
"Sie soll freilich keine politische Tendenz haben, wie ihr Name auch anzudeuten scheint. Indes enthalten ihre Statuten einige Curiosa, die über den Geist der zeitigen deutschen Kultur einige Winke zu geben vermögen. Eins ihrer Statute setzt nämlich fest, daß kein Jude, kein getaufter Jude und kein Nachkomme eines getauften Juden sogar, als Mitglied aufgenommen werden soll [...] Bei den Zusammenkünften werden Abhandlungen vorgelesen, und man wird sich leicht von dem Geist derselben einen Begriff machen können, wenn wie dem Referenten hinterbracht worden, Exzerpte aus dem berüchtigten Eisenmenger von einem der Mitglieder der Gesellschaft zum besten gegeben worden." |
Daß der Jenaer Philosophiprofessor Jakob Friedrich Fries die Ausrottung der Juden empfahl |
Großen Einfluß auf die nationalistische Studentenschaft hatte der Jenaer Philosophieprofessor Jakob Friedrich Fries (1773-1843), der auch während des berühmten Wartburgfestes, das aus dem Anlaß des dreihundertsten Jahrestages des Beginns der Reformation 1817 gefeiert wurde, in den Vordergrund trat. In seiner 1816 verdöffentlichten Schrift »Über die Gefährdung des Wohlstandes und Charakters der Deutschen durch die Juden« spricht Fries bereits von Ausrottung: »So hat die Judenkaste, wo sie zugelassen wird, auf das ganze Volk, von oben wie unten, auf hohe und niedere eine fürchterliche demoralisierende Kraft. Das also ist das wichtigste Moment in dieser Sache, daß diese Kaste mit Stumpf und Stiel ausgerottet werde...« |
Wie die antisemitische Vulgärliteratur noch ein Schäuferl nachlegte |
Soweit die »Dichter und Denker«. Von ihren Beiträgen zur Ideengeschichte des Antisemitismus wurden hier nur einige Kostproben geboten. Die für den Unterrichtsgebrauch bestimmten Literaturgeschichten übergehen übrigens diesen Aspekt der Romantik und erst recht übergehen sie natürlich die reiche antisemitische Vulgärliteratur, die gleichzeitig entstand. Ein typisches Beispiel dafür liefert Hartwig von Hunt-Radowsky in seinem 1821 erschienenen »Judenspiegel«:
"So wie die Juden und Zigeuner in Sprache, Sitten und äußerer Bildung auffallende Ähnlichkeiten haben, und daher auf gleiche Abstammung schließen lassen, so ist auch unter beiden das Verbrechen des Kinderdiebstahls gemein. Höchst verschieden ist das Schicksal der unglücklichen, auf diese Weise ihren Eltern entrissenen Kleinen. Manche werden zu gutem Preise verkauft; andere richtet man zu allerlei seltsamen Springen, Körperverrenkungen und lächerlichen Gebärden ab, und läßt sie, wie Affen und Bären für Geld sehen; viele müssen in Käfigen als Buschmänner, Neuseeländer, Kaffern etc. die Welt durchreisen, und werden gleichfalls für Geld gezeigt; manche werden vopn ihren angeblichen Eltern zu Taschenspielerkünsten und Diebereien gebraucht, und eine Menge dieser gestohlenen Christenkinder wird sogar von den Juden geschlachtet, die mit dem Blut der bedaurungswürdigen Opfer alberne und abergläubische Gebräuche vornehmen ... Ein Volk, welches Verbrechen dieser Art sich erlauben kann, sollte nimmer unter den Christen geduldet werden. Vor sechzig bis siebenzig Jahren wurden in manchen Gegenden Deutschlands die Zigeuner, diese Stammesverwandten der Juden und Ägypter aus den Wäldern, in denen sie ihre Hütten aufgeschlagen hatten, zusammengetrieben, und wie Raubtiere totgeschossen; und nie waren die Zigeuner doch einem christlichen Staate so gefährlich als die Juden." Zur Lösung der »Judenfrage« schlägt Hunt-Radowsky Deportation, Versklavung, Kastration oder Vernichtung vor. Das vorliegende Zitat enthält einen deutlichen Hinweis auf einen in unseren Schulbüchern (in denen anscheinend mehr Platz für das »Gute« und »Schöne« als für das »Wahre« ist) schamhaft verschwiegenen Genozid, den über Jahrhunderte sich erstreckenden Mord an den »Zigeunern«, der im »Dritten Reich« lediglich seinen Höhepunkt und nicht einmal sein Ende erreichte. |
Daß wer in der Romantik seine geistigen Wurzeln erblickt, unter Umständen nicht nur Grimms Märchen meint |
Die Romantik geht bereits von einem den Völkern jeweils »eigentümlichen Wesen« aus, das als konstante historische Größe aufgefaßt wird. Ganz oben in der Rangordnung: das »deutsche Wesen«. Deutsch ist »urtüchtig, urtugendlich und urmenschlich« (»Turnvater« Jahn). Ganz unten: der »foetor judaicus«, der »jüdische Gestank« (Schopenhauer). Abgesehen von der Vorbereitung der Judenvernichtung durch christliche Würdenträger, die fast zwei Jahrtausende hindurch ihren Leuten einhämmerten: "Sie haben Jesus getötet, Jesus getötet, sie haben den Teufel zum Vater und Jesus getötet, Jesus getötet, sie haben das Anderle von Rinn getötet, wie sie Jesus getötet haben, sie sind verstockt, sie glauben nicht an Jesus, sie haben ihn getötet, der Mensch ist vernünftig, nicht verstockt, sie sind verstockt, sind sie Menschen? ...", beginnt die ideologische Vorbereitung der maschinellen Judenvernichtung in der Romantik, "... nur daß eben in der Regel noch das Christentum diejenige Größe ist, in deren Namen der Angriff geführt wird ...".
Friedrich Wilhelm Schmidt S.V.D., Theologe, Ethnologe und Begründer der Wiener Schule der Ethnologie, schrieb in dem 1920 erschienenen Werk “Der deutschen Seele Not und Heil” über die Notwendigkeit einer Wiederbelebung der Romantik und des Geistes des Freiheitskriege. Er schloß die damit verbundenen antijüdischen Traditionen ausdrücklich ein und erkannte ihnen zentrale Bedeutung zu:
“Die Befreiungskriege müssen noch einmal wieder aufgenommen und zu einem besseren Ende durchgeführt werden ... Damals haben kurzsichtige Dynastien das Volk, das in den Befreiungskriegen auch für ihre Wiedereinsetzung sein Blut vergossen hatte, um die Freiheit betrogen, die sie ihm zugesichert hatten. Ein unheilvoller Schaden ist damals den deutschen Volke, insbesondere aber seiner Seele zugefügt worden.
Der ganze gewaltige seelische Aufschwung des Volkes in den Befreiungskriegen, ... wurde durch jenen Betrug in seinem Innersten vergiftet. Mißtrauen, Erbitterung und Haß begannen die Seelen zu erfüllen und zu verwüsten. Vor der brutalen Gewalt des Polizeistocks mußte sich das alles zuerst verbergen, um dann im Jahre 1848 offen loszubrechen und sich dort rückhaltlos dem Liberalismus, als dem einzigen Retter und Befreier, in die Arme zu werfen, ohne daran zu denken, welche verderblichen Kräfte dieser gleichzeitig entfesselte. Das geschah in der völligen Emanzipation des Judentums, das nun überall mit der vollen Kraft seiner Geldmittel und der Presse, deren es sich bemächtigt, sich in den Dienst des blöden Materialismus stellte.
In der steigenden Hochflut desselben ging dann auch die Romantik zugrunde, die zu Beginn des Jahrhunderts so kräftig und hoffnungsvoll sich ausgebreitet hatte und so entscheidenden Anteil hatte an der Entfachung des Begeisterungsfeuers der Befreiungskriege. Zuerst wurde sie von dem Polizeiabsolutismus als verdächtig betrachtet und verfolgt ... Dann aber geriet sie auch beim Liberalismus und der Demokratie in Mißkredit, und die Heine und Börne suchten sie mit Knütteln totzuschlagen.
... sie trägt doch die ganze tiefe Sehnsucht des deutschen Volkes in sich, über den Riß hinweg, den Renaissance und Reformation in der Geschichte des deutschen Volkes gebracht hatten, den Zusammenhang wieder zu finden zu acht Jahrhunderten echten reichen und stolzen deutschen Lebens und in dieser lebendigen Verbindung durch die Erneuerung alter deutscher Geschichte, deutschen Liedes, deutscher Sage, deutscher Sitte und deutscher Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung sich selbst wieder zu erfüllen mit so starker deutscher Lebenskraft, daß sie alles Fremde von sich ausstoßen und seine Herrschaft völlig abwerfen könne.”
Wenn heute von einer politischen Gruppierung der Geist der Romantik beschworen wird, so drückt das möglicherweise mehr aus als eine bloße Vorliebe für Grimms Märchen. Auch das enge Zusammenrücken der »offenkundig vorgegebenen Werte« Ehre und Treue erinnert eher an die SS (»meine Ehre heißt Treue«) als an Brentanos Hinkel Gockel und Gackeleia:
In der “Lorenzener Erklärung” stellten Vordenker der FPÖ im Jahre 1989 fest, daß auch sie an die Traditionen der Romantik anknüpfen:
“Ausgangspunkte sind das grundsätzliche Bekenntnis zu bleibenden Werten, die offenkundig vorgegeben und mit der menschlichen Natur untrennbar verbunden sind, eine ganzheitliche Schau des Menschen sowie seiner natürlichen und kulturell bedingten Umwelt und der geistige Bereich, der Tun und Beweggründe des Menschen bestimmt. Dieses ganzheitliche Bild folgt den Denkern des deutschen Idealismus, der Romantik und der Freiheitsbewegung ...
Unser Freiheitsideal unterscheidet sich grundlegend von den Schlagworten der Französischen Revolution: die vorgegebenen Unterschiede an Begabung, Fähigkeiten, Neigungen, ja auch an menschlicher Würde bilden die zur volklichen Existenz notwendige Vielfalt ... Unbeschadet der Vielfalt müssen soziales Unrecht, Ausbeutung Manchesterliberalismus u.ä. bekämpft werden und sind durch eine soziale Ordnung zu vermeiden bzw. zu beseitigen.” |
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WIE ES IM JULI 1830 EUROPA ZU EINER WEITEREN
FRANZÖSISCHEN REVOLUTION KAM UND DIESE EUROPA IN AUFREGUNG VERSETZTE
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Daß 1814 wohl die Bourbonen mit Ludwig XVIII. auf den französischen Thron zurückkehrten, den Absolutismus aber nicht restaurieren konnten |
Die Monarchen Österreichs, Preußens und Rußlands, hatten 1814 - auf dem Wiener Kongreß - den Sieg der europäischen Völker in ihrem Freiheitskampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft in Sieg des Adels umgefälscht.
Mit Ludwig XVIII. gelangten die Bourbonen 1814 erneut an die Macht, nachdem die große Französische Revolution (10. August 1792) ihrer Herrschaft ein vorläufiges Ende gesetzt hatte und Ludwig XVI. hingerichtet worden war (21. Jänner 1793). Die Restauration der absoluten Monarchie gelang Ludwig XVIII. nicht. In der Verfassung von 1814 mußte er wesentliche Ergebnisse der Französischen Revolution zur Kenntnis nehmen (Anerkennung des in den Jahrzehnten zuvor entstandenen bürgerlichen und bäuerlichen Eigentums, Recht auf Steuerbewilligung und Gesetzgebung für die Abgeordnetenkammer, Freiheit der Person und der Presse). Ein hoher Wahlzensus sorgte dafür, daß in der Abgeordnetenkammer die richtigen Leute saßen. |
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Wie der Restaurationsversuch Karls X. die Julirevolution von 1830 auslöste |
1824 bestieg Karl X. den Thron und versuchte die Restauration voranzutreiben: Die »Emigrantenmilliarde« sollte den Adel für die während der Französischen Revolution erlittenen Verluste entschädigen. Die Mittel dafür sollten durch eine Senkung der Rente aus den Staatspapieren aufgebracht werden. Damit wurde der Gegensatz zwischen der am Feudalismus, am ancien régime anknüpfenden, künstlich aufgepropften Herrschaftsform und dem aktuellen Entwicklungsstand der französischen Gesellschaft akut, die längst eine kapitalistische geworden war. |
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Am 25. Juli 1830 erließ Karl X. seine »Ordonnanzen«, durch die die Pressefreiheit beseitigt, die Abgeordnetenkammer aufgelöst und die Zahl der Wahlberechtigten verringert wurde. |
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Wie die Liberalen die Verfassung, nichts als die Verfassung« forderten, die Arbeiter aber schon die demokratische Republik wollten |
Liberale Journalisten und Politiker, unter ihnen die Historiker Francois Guizot und Adolphe Thiers, Die Bankiers Jaques Lafitte und Casimir Périer sowie der General Horace Sébastiani - verfaßten eine Protesterklärung, die auf die Wiederherstellung der Verfassung von 1814 abzielte. Der Kurssturz von Wertpapieren und die Schließung von Banken und Betrieben mobilisierten die Bevölkerung. Während die Liberalen noch »Die Verfassung, nichts als die Verfassung!« forderten, erscholl aus den Reihen der Pariser Arbeiter bereits der Ruf nach der demokratischen Republik. |
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Daß die Arbeiter während der “drei glorreichen Tage” der Bourbonenherrschaft ein Ende setzten |
Nach drei Tage währenden Barrikaden- und Straßenkämpfen (27. bis 29. Juli - die »drei glorreichen Tage«) war die Zeit der Bourbonenherrschaft in Frankreich endgültig vorbei. Die Zurücknahme der »Ordonnanzen« rettete die Herrschaft Karls X. nicht mehr, er dankte am 2. August ab. "Der Fürstenbund der »Heiligen Allianz« , der Europa seit 1815 fest und unabänderlich im Würgegriff der Adelsreaktion wähnte, stand vor dem Scherbenhaufen seiner restaurativen Politik." |
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daß die Bourgeoisie kein Interesse daran hatte, die Revolution über den Sturz Karls X. hinaus voranzutreiben |
Die von der Entwicklung überraschten Liberalen wollten weder die Republik noch die Wiederherstellung der Bourbonenherrschaft. Die überwiegende Mehrheit der Bourgeoisie war liberal und royalistisch gesinnt. Die Creme der Bourgeoisie, die sogenannte "Finanzaristokratie" (Kapitalistisch wirtschaftende Großgrundbesitzer, Großkaufleute, Bankiers und Börsenmakler) hatte kein Interesse daran, die Revolution über den Sturz Karls X. hinaus voranzutreiben. |
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Wie der Bankier Périer die Ängste der Großbürger vor der Demokratie in treffende Worte kleidete: |
Casimir Périer sprach die Ängste der großbürgerlichen Liberalen offen aus: "Ohne Monarchie wird das Regime in die Demokratie abgleiten, und dann ist die Bourgeoisie nicht mehr die Herrin." |
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Wie das mittlere und das Kleinbürgertum die Republik
erstrebten und sich schließlich mit dem »Bürgerkönigtum« Ludwig Philipps abfanden ds599f7151jsse 17599fds51jse7t |
Die Industrielle Revolution war gerade erst dabei anzulaufen, die Industriebourgeoisie stand dementsprechend noch im Schatten der Fianzaristokratie, deren Einstellung zu den Industriellen am besten wohl durch ein Bonmot James Rothschilds illustriert wird: "Es gibt drei Mittel, sich zu ruinieren: die Frauen, das Spiel und die Ingenieure. Die ersten beiden sind angenehm, das dritte Mittel aber ist sicher".Das mittlere und das Kleinbürgertum erstrebte die Republik mit dem greisen Lafayette als Präsidenten. Daß er das Blutbad auf dem Marsfeld kommandiert hatte, war vergessen. Damals - am 17. Juli 1791 - hatte Lafayette die Nationalgarde in eine Massendemonstration von Republikanern schießen lassen. Der Kandidat der liberalen Großbourgeoisie hingegen war Ludwig Philipp, der Herzog von Orléans. Der öffentliche Bruderkuß Lafayettes auf dem Balkon des Pariser Rathauses machte ihn auch für die Industriebourgeoisie und die Kleinbürger akzeptabel. |
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Wie der Bankier Jacques Laffitte das wesentliche an der Juli-Revolution in einem Satz zusammenfaßte: »Von nun an werden die Bankiers herrschen« |
"Nach der Julirevolution, als der liberale Bankier Laffitte seinen compère [Gevatter, Helfershelfer], den Herzog von Orléans, im Triumph auf das Hotel de Ville [Rathaus] geleitete, ließ er das Wort fallen: »Von nun an werden die Bankiers herrschen«. Laffitte hatte das Geheimnis der Revolution verraten." Im August 1830 leistete Ludwig Philipp den Eid auf die Verfassung von 1814. Die Großbourgeoisie hatte damit eine Alternative zur Bourbonenherrschaft einerseits und zur Republik andererseits gefunden "... wo sie herrschte, ohne verantwortlich zu sein; wo eine Scheinmacht, zwischen ihr und dem Volke stehend, für sie handeln und ihr zugleich als Versteck dienen mußte; wo sie sozusagen einen gekrönten Sündenbock besaß, auf den das Proletariat losschlug, sobald es sie treffen wollte, gegen den sie sich selbst mit dem Proletariat verband, sooft er ihr lästig wurde und sich als Macht für sich festsetzen wollte." |
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Was der Liberale Politiker Guizot denen riet, die durch den Zensus vom Wahlrecht ausgeschlossen waren: »Bereichert euch!« |
Der Wahlzensus wurde nur geringfügig gesenkt, die Zahl der Wahlberechtigten erhöhte sich dadurch von etwa 90.000
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