Die Herrschaft Napoleons I.
Napoleon nutzte die Zeit des »Consulats« nach seinem Staatsstreich vom 18.
Brumaire zur Befriedung des Landes nach den Wirren der Revolutionsjahre und
verkündete 1799: »Bürger! Die Revolution ist zu den Grundsätzen zurückgekehrt,
von denen sie ausging; sie ist zu Ende!«
In den nachrevolutionären Kriegen begründete Napoleon seinen Aufstieg, indem er
sich als Feldherr bewies, als »Eroberungsbestie«, wie Ranke das reduzierte
Napoleon-Bild seines deutschen Historikerkollegen Treitschke interpretierte.
Die Konsulatsverfassung von 1799 markierte einen wichtigen Schritt Napoleons
auf dem Weg zur uneingeschränkten Macht. Sie war im Prinzip eine als demokratisches
System getarnte Militärdiktatur (Cäsarismus). Eine plebiszitäre Untermauerung
dieses Systems erfolgte durch die Volksabstimmung von 1802, mit der Napoleon
zum Konsul auf Lebenszeit ernannt wurde. Damit ging die Militärdiktatur in eine
Diktatur mit monarchischen Tendenzen über. Diese Übergangszeit wurde durch die
Einführung des erblichen Kaisertums, das ein Senatsbeschluß und Napoleons
Selbstkrönung 1804 verwirklichte, beendet.
Der außenpolitischen Entfaltung der napoleonischen Macht durch die militärische
Überlegenheit seiner Heere blieben jedoch Grenzen gesetzt. Napoleon
unterschätzte »die irrationale Dynamik des modernen Nationalismus in Europa,
den er selbst als Antithese zu seiner Universalherrschaftsidee heraufbeschworen
hatte« (Heinz-Otto Sieburg). Sichtbares Zeichen dieser für Napoleon fatalen
Fehleinschätzung wurde die Völkerschlacht bei Leipzig 1813.
In der Grundlegung der Politik, der Verwaltung und der Rechtsstaatlichkeit der
modernen Welt hat der große Franzose, »einer der produktivsten Menschen, die je
gelebt haben« (Goethe), allerdings unumkehrbare Voraussetzungen geschaffen, die
u.a. zur Betonung des Leistungsprinzips gegenüber dem Vorrecht der (adeligen)
Geburt führten.
Durch die gegen Großbritannien seit 1806 verhängte Kontinentalsperre förderte
Napoleon außerdem aufgrund des notwendigen Aufbaus eigenständiger Industrien
die industrielle Revolution in Kontinentaleuropa.
Spekulationen über sein Ende, nach denen er unter anderem im Auftrag der
Bourbonen langsam mit Arsen vergiftet worden sein soll, belegen, daß auch nach
dem Niedergang seiner Herrschaft die Furcht vor seinen machtpolitischen
Fähigkeiten bestehen blieb. »Man wird mit Napoleon niemals zu Ende kommen!«
(Albert Soboul).
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