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Krieg oder Frieden, beides konnte Napoleon haben. Obwohl die feindlichen Armeen bereits den Rhein erreicht hatten und auch schon im Süden Frankreichs standen, waren seine Gegner, maßgeblich beeinflusst vom österreichischen Außenminister Klemens Wenzel Fürst von Metternich, während der Verhandlungen von Chatillon noch bereit Frieden mit Napoleon zu schließen.
Dem Heer von 120.000 Mann, das Napoleon zwischen November 1813 und Januar 1814 aufstellte und teilweise aus Kindern und alten Männern bestand, standen rund das dreifache an alliierten Soldaten gegenüber.[1] Napoleons Gegner waren trotz anfänglicher Unstimmigkeiten noch gewillt, ein bonarpartistisches Frankreich in seinen alten Grenzen zu akzeptieren, da sie der Meinung waren, dies sei noch mit dem Gleichgewicht in Europa zu vereinbaren. Um zu einem schnelleren Friedensschluss zu kommen, ließ Großbritannien durch seinen Außenminister, Lord Viscount Castlereagh, verkünden, es sei bereit Kolonialgebiete an Frankreich zurückzugeben.
Doch auch noch nach seinem Rückzug bis kurz vor Paris missverstand Napoleon die Situation und stellte übertriebene Forderungen an seine Gegner, bis diese schließlich nicht mehr gewillt waren, Frieden mit ihm zu schließen. Unter seinen Feinden erhärtete sich der Eindruck, dass von einem Frieden mit ihm eine größere Gefahr des Wiederaufflammens eines Krieges zu späterer Zeit ausginge, als von seiner Liquidation vom Thron. Auch Metternich vertrat nicht mehr den Standpunkt, eine Absetzung Napoleons sei gefährlicher für das Gleichgewicht in Europa als dessen verbleiben auf dem Thron Frankreichs.[3]
Am 1. März 1814 kamen die Außenminister der gemeinsam gegen Frankreich kämpfenden, auf Grund ihrer militärischen, wirtschaftlichen und anderen Ressourcen als Großmächte bezeichneten Länder zusammen, um ein offizielles Bündnis zur Fortführung des Krieges gegen Napoleon zu schließen. Dieser Quadrupelallianz schlossen sich England, Preußen, Österreich und Russland an. Im Vertrag von Chaumont, der zwanzig Jahre lang gültig sein sollte, garantierten die Signatarmächte ihre gegenseitige militärische Hilfeleistung für die Dauer des Konfliktes sowie die Aufstellung von je 150.000 Soldaten. Großbritannien verpflichtete sich, Subsidien in Höhe von maximal fünf Millionen Pfund Sterling zu zahlen. Außerdem garantierten die Mächte in diesem Bündnisvertrag, keinen Separatfrieden mit Napoleon einzugehen, was die Einheit und Entschlossenheit der Unterzeichner dokumentiert. Das geschlagene Frankreich sollte nach dem Willen der Allianz in den Vorkriegsgrenzen von 1792 weiter existieren dürfen. Die Ausführungen in Artikel 16 des Vertragswerks, worin sich die Alliierten verpflichteten jeden Angriff auf das Friedensprogramm und die Neuordnung nach der französischen Niederlage abzuwehren, gab dem Bündnis bis zur Niederlage Frankreichs einen offensiven, danach einen defensiven Charakter. Für eventuelle Konflikte mit Frankreich in der Zukunft sollte jedes Mitglied des Bündnisses ein Heer von 60.000 Mann unterhalten. Diese Tatsache und jene, dass der Vertrag eine 20-jährige Gültigkeit hatte, macht das Mißtrauen der Allianz gegenüber Frankreich deutlich, da es somit noch für zwei Jahrzehnte als potentieller Feind gehandelt wurde. Andererseits kann der Vertrag der Großmächte auch als ein Instrument (zur Absichtserklärung) der Friedenssicherung für die nächsten Jahre gedeutet werden; schließlich führen Verbündete keine Kriege gegeneinander.
Während Kissinger schreibt, die Alliierten gingen bei der Unterzeichnung des Vertrages noch davon aus, "dass der Frieden letzten Endes mit Napoleon zu schließen sei" , wird bei Wolfram Mitte die Meinung vertreten, "Im Vertrag zu Chaumont ()schlossen die Verbündeten eine () Allianz ab, deren Hauptziel die Entmachtung Napoleons war". Nach Kissingers Meinung fand die Absicht der Alliierten, mit Napoleon keinen Frieden mehr schließen zu wollen, aber erst in einer Proklamation Metternichs vom 17. März 1814 ihren Ausdruck. Obgleich hier also unterschiedliche Meinungen darüber vorliegen, wann genau die alliierten Mächte übereingekommen sind, Napoleon nicht mehr als Staatsoberhaupt Frankreichs zu akzeptieren, so herrscht doch bei beiden Autoren Einigkeit darüber, dass dies auf jeden Fall vor Napoleons Abdankung im April stattfand.
Neben der Zurückweisung Frankreichs in die Grenzen von 1792 enthielt der Vertrag von Chaumont noch weitere territoriale Bestimmungen von Bedeutung. So kamen die Unterzeichner darin überein, dass Deutschland, Holland, Italien, die Schweiz und Spanien unabhängig werden sollten.[9] Besonders Metternich und Castlereagh konnten im Vertrag von Chaumont ihre Interessen durchsetzen. So einigten sich die Signatarmächte - ganz im Sinne Castlereaghs und Englands - darauf, dass Holland territorial erweitert werden sollte damit seine Position gestärkt würde. Es war die Rede von "geeigneten" Grenzen für Holland, was eine Erweiterung in den Süd-Westen bis "mindestens Antwerpen" meinte, de facto jedoch eine Angliederung Belgiens an Holland bedeutete und auf dem Wiener Kongress zur Gründung des Königreiches der Vereinigten Niederlande führte. Hierdurch wurden englische Interessen insofern erfüllt, als dass es in einem neuen Krieg (für Frankreich) schwerer würde, ein vergrößertes und gestärktes Holland/Belgien und damit den England im Südwesten gegenüberliegenden Küstenstreifen, einzunehmen. England wollte dadurch im Falle eines Krieges, eine (wenn auch nicht vollständige) Isolation wie sie durch die Kontinentalsperre Napoleons hervorgerufen wurde, verhindern oder zumindest erschweren.
Neben diesen strategischen Belangen hatte der Vertrag von Chaumont aber auch noch weitreichende politische Bedeutung, denn nun waren "alle Zweifel darüber beseitigt, dass auch wir [England] eine Stimme in Dingen des europäischen Festlandes haben".[12] Die Bedeutung dieser Außerung betrachtet Kissinger als "das Herzstück von Castlereaghs Erfolg: Nach zwanzig Jahren der Isolierung war Frankreich nun wieder ein Teil Europas". Die Absicht Preußens, die Vormachtstellung in Norddeutschland zu erlangen, wurde dadurch zu Nichte gemacht, dass Deutschland aus souveränen Staaten bestehen und nicht vereinigt werden sollte, was wiederum im Interesse Österreichs lag. Rußland dagegen konnte eine Entscheidung in Bezug auf die polnische Frage hinausschieben.
Da bei den Grenzänderungen vorwiegend die Interessen der Großmächte Beachtung fanden, bewertet H. Müller den Bündnisvertrag von Chaumont insofern kritisch, als dass er "das Diktat der zunächst vier Großmächte über Europa konstituierte".[15] Dem lässt sich zustimmen, da sich die Ansichten der Alliierten in Bezug auf die territorialen Veränderungen nicht mehr grundlegend änderten. Doch der Vertrag von Chaumont stellte nur den Anfang zur Nachkriegsordnung dar, denn die eigentliche Neuordnung Europas fand schließlich auf dem Wiener Kongress statt. Zwar wurden der Wiener Kongress und zuvor auch der Erste Pariser Frieden ganz klar von der Quadrupelallianz dominiert, doch die abschließende Ordnung Europas fand noch nicht in Chaumont statt. So war zum Beispiel die zu der Zeit noch ungelöste polnisch-sächsiche Frage genannt, die das Bündnis der führenden europäischen Großmächte (bis auf das Osmanische Reich) zu spalten und in einen neuen Krieg zu stürzen drohte und Napoleon nach seiner Verbannung verleitete auf den Kontinent zurückzukehren.
Noch während seiner letzten Tage als Kaiser der Franzosen, gelang es Napoleon, den Alliierten eine Reihe von Niederlagen beizubringen, die besonders den Russen und Preußen hohe Verluste bescherten. Es gelang ihm, die Alliierten von ihren rückwärtigen Verbindungen abzuschneiden. Dies verführte ihn zu der Erwartung, dass seine Gegner von Paris ablassen und zuerst versuchen würden ihn anzugreifen. Die Alliierten durchschauten jedoch diese Finte Napoleons und rückten unbeirrt weiter auf Paris vor. Napoleon erkannte, dass sein Plan fehlgeschlagen war und verfolgte von da an die Alliierten auf ihrem Weg in die französische Hauptstadt. Während des Marsches erfuhr er am 31. März 1814, dass nach Kämpfen auf dem Montmatre Marschall Marmont einem Waffenstillstand zugestimmt und die Alliierten in Paris einziehen lassen hatte. Da Napoleon trotzdem den Kampf fortsetzen wollte, lehnten sich zwei Tage später seine Marschälle gegen ihn auf. Am 6. April 1814 dankte Napoleon als Kaiser Frankreichs schließlich bedingungslos ab.
Ende April wurde Napoleon in sein Exil nach Elba gebracht. Im Vertrag von Fountainbleau hatten ihm die Alliierten Elba als Fürstentum auf Lebenszeit sowie eine Summe von zwei Millionen Francs aus der französischen Staatskasse als jährliche Unterhaltskosten zugesichert. Auch seinen Verwandten wurde eine jährliche Rente garantiert. Die Siegermächte gestatteten Napoleon außerdem eine Garde von sechshundert Mann.[16] Obwohl Napoleon und seine Familie körperlich unversehrt blieben und die Zugeständnisse geradezu großzügig erscheinen, so muss bedacht werden, dass Napoleon es mit seiner "grande armee" zuvor fertiggebracht hatte, bis nach Moskau vorzudringen. Napoleon war Herrscher über ein Reich gewesen, das um ein vielfaches größer war als die Mittelmeerinsel Elba, weshalb der Macht- und Prestigeverlust für Napoleon persönlich erheblich war und eine bittere Niederlage darstellte. Auch die Tatsache, dass er weniger als ein Jahr nach seiner Verbannung versuchte, seine ehemalige Macht wiederzuerlangen, belegt dies. Auch Kissinger wertet die Niederlage und die psychologischen Folgen des Vertrages als erheblich für Napoleon, "denn es muss für den Eroberer Europas niederschmetternd gewesen sein, nun in die Rolle eines drittrangigen italienischen Fürsten zurückgedrängt zu sein." Bei den Alliierten hatte keinesfalls Einmütigkeit darüber geherrscht Napoleon so großzügig zu behandeln, doch Zar Alexander hatte in einem Alleingang diese Bedingung mit einem Unterhändler Napoleons ausgemacht. Als Metternich und Castlereagh vom Abschluss dieses Vertrages hörten, protestierten sie zwar, akzeptierten ihn aber notgedrungen um die Beziehungen zu Russland und Zar Alexander nicht zu belasten. Metternich sagte wegen der Nähe Elbas zu Frankreich einen neuen Krieg innerhalb von zwei Jahren voraus.
Als Napoleons Nachfolger setzten die Verbündeten Ludwig XVIII als neues Staatsoberhaupt ein, womit sie die alte Dynastie, das Haus Bourbon, restaurierten. Der Vorschlag des Zaren von Russland, Napoleons Sohn oder den schwedischen Prinzen Bernadotte auf Frankreichs Thron zu heben, wurde dagegen nicht in die Tat umgesetzt.[19]
Nach rund einem Vierteljahrhundert fast ununterbrochenen Krieges war das revolutionäre und imperialistische Frankreich, das unter Führung Napoleons einen großen Teil des europäischen Festlandes beherrscht hatte, besiegt worden. Um die territoriale Neuordnung zu bestimmen, kamen am 30. Mai 1814 die durch das Bündnis von Chaumont alliierten Mächte in Paris zusammen um mit Frankreich, das durch seinen neu eingesetzten König Ludwig XVIII vertreten wurde, Frieden zu schließen. Diesem Friedensschluss waren seit April Verhandlungen mit dem Bruder Ludwigs XVIII, dem Grafen von Artois vorausgegangen, auf deren Grundlage der Friedensvertrag beruhte.
Der Vertrag sollte einen dauerhaften Frieden für die Völker Europas bringen und für eine gerechte Verteilung der Kräfte unter den Mächten sorgen.[20] Der erste Artikel des Friedensvertrages ging so weit, dass von einem ewigen Frieden die Rede war, der zwischen Frankreich und den Alliierten herrschen sollte. Außerdem bekundeten die Signatarmächte in diesem Artikel, dass sie, soweit es in ihrer Macht steht, auch den Frieden in ganz Europa erhalten wollten. Im zweiten Artikel kamen die Siegermächte und Ludwig XVIII überein, dass Frankreich in den Grenzen vom 1. Januar 1792 bestehen bleiben sollte. Zusätzlich sollte Frankreich noch zirka 150 Quadratkilometer Land hinzu bekommen, in dem rund 500.000 Menschen lebten. Bei diesen territorialen Gewinnen handelte es sich um Gebiete in Belgien und Savoyen, namentlich Landau, Phillippeville, Saarbrücken, Mühlhausen und Avignon. Der siebte Artikel befaßte sich mit überseeischen Besitzungen Frankreichs die teilweise mit England getauscht wurden. So erhielt England zum Beispiel die Karibikinseln Tobago, Ils de la France, Santa Lucia, Rodriguez sowie die Seychellen im Indischen Ozean von Frankreich. Außerdem sollte im Mittelmeer die Insel Malta an England fallen. Dagegen gab England den übrigen von ihm eroberten Kolonialbesitz, der bis zum 1. Januar 1792 unter französischer Verwaltung war, an Frankreich zurück. Holland sollte, wie schon in Chaumont vorbestimmt, Gebietszuwachs erhalten und der Souveränität des Hauses Oranien unterstellt werden. Weiterhin setzte der sechste Artikel fest, dass die deutschen Staaten unabhängig von einander und durch ein föderatives Band vereinigt sein sollten "seront indépendants et unis sur un lien fédératif"
Der sechzehnte Artikel beinhaltete eine Generalamnesie, denn dieser Artikel garantierte, dass in den abgetretenen Gebieten niemand auf Grund seines früheren politischen Verhaltens in irgendeiner Weise verfolgt werden sollte.
Obwohl die Briten ihr Interesse an einer Entschädigung für die Kriegskosten zum Ausdruck brachten und vor allem Preußen energisch forderte, Frankreich solle zumindest ihnen seine Kriegskosten in Höhe von über 100 Millionen Franken erstatten, sahen die Alliierten von dieser Forderung ab. Mit großer Entschlossenheit hatte nämlich der neue französische König deutlich gemacht, dass er sich allen finanziellen Forderungen der Alliierten widersetzen und eher in Haft gehen würde, als zu zahlen.[22] In Artikel Achtzehn wurde schließlich festgehalten, dass die Alliierten alle Ansprüche auf Erstattung von Kriegsausgaben, die ihnen durch die Kriege seit 1792 von Seiten Frankreichs zustanden, verzichteten. Die Siegermächte erklärten sich ferner dazu bereit, nicht auf der Rückführung, der während des Krieges von Frankreich geraubten Kunstgegenstände zu bestehen. Preußen sollte allerdings die von den Franzosen geraubte Quadriga des Brandenburger Tores zurückerhalten.
Besonders Castlereaghs und Metternichs Anstrengungen ist es zu verdanken, dass der Erste Pariser Friede Frankreich nicht übermäßig stark traf, sondern seine Bedingungen vielmehr großzügig ausfielen, was auch von Henderson so gesehen wird: "Castlereagh endeavoured to secure a generous treaty".[23] Der Leitgedanke Österreichs und Englands war, dass Gleichgewicht der Kräfte in Europa möglichst wieder herzustellen und dauerhaft zu erhalten. Frankreich sollten deshalb keine Gebiete genommen werden, die zu einer größeren Schwächung des Landes und damit zu großer Unzufriedenheit der Bevölkerung geführt hätten. Die Grenzziehung verlief für Frankreich recht glimpflich, zwar mußte es Gebiete abtreten, doch es konnte andererseits auch einen Gebietsgewinn im Vergleich zu den Grenzen von 1792 verbuchen, obwohl es doch den Krieg verloren hatte. "Die Bedingungen () des sogenannten ersten Pariser Friedens waren milde," schreibt Craig in diesem Zusammenhang.
Die Unterzeichnung des Vertrages stellte die erste Phase des Wiederaufbaus von Europa dar. Die zweite Phase begann, als sich Vertreter der verschiedenen Mächte zu Verhandlungen über die allgemeine Regelung in Wien trafen, wozu sie sich in Artikel 32 des Vertrages verpflichteten.
Während auf dem Wiener Kongress die Krise über den Verlauf der Grenzen von Sachsen und Polen so gut wie beigelegt war und die letzten Details zur Regelung des Grenzverlaufs ausgearbeitet wurden, verließ Napoleon sein Exil auf Elba. Nachdem Ludwig XVIII die Nachricht erhalten hatte, dass Napoleon in Frankreich gelandet war, floh er, woraufhin Napoleon erneut den Thron bestieg. Dieser hoffte, die Differenzen der Alliierten in der sächsisch-polnischen Frage ausnutzen zu können und ihre Allianz zu spalten, um sie dann einzeln zu besiegen oder zumindest auf dem französischen Thron akzeptiert zu werden. Doch die größten Differenzen unter den Alliierten waren bereits beigelegt, und die Alliierten hatten angesichts der napoleonischen Bedrohung ihre Waffenbruderschaft erneuert.
Für die Alliierten stellte es ein Problem dar, ihre Streitkräfte so plötzlich für einen neuen Krieg gegen Napoleon und die zu ihm übergelaufenen Teile des französischen Heeres zu formieren. Um Napoleons Unterstützung in Frankreich so gering wie möglich zu halten, veröffentlichten die Alliierten am 13. März 1815 eine Achterklärung gegen Napoleon. Darin wurde erklärt, daß die Alliierten den Krieg gegen Napoleon und ausdrücklich nicht gegen Frankreich führten. Sie erklärten sich Napoleon zum "unverbesserlichen Feind", der "keinen Anspruch mehr auf Schutz durch Gesetz oder Vertrag" hat. Ein erheblicher Teil der alliierten Streitkräfte war zu diesem Zeitpunkt bereits demobilisiert oder aus Frankreich abgezogen. Die russischen Truppen befanden sich zum größten Teil in Polen, die österreichischen in Italien und ein Teil der englischen Truppen befand sich in Amerika. Doch die in Holland verbliebenen englischen und preußischen Truppen konnten das napoleonische Heer am 18. Juni 1815 gemeinsam bei Waterloo/ Belle Alliance schlagen.[26] Napoleon lieferte sich nach seiner endgültigen Niederlage freiwillig den Engländern aus und wurde Anfang August als Gefangener nach St. Helena gebracht.
Napoleons letzter Feldzug vernichtete viel von dem Vertrauen und Prestige, das der französische Außenminister Talleyrand bei den Verhandlungen in Wien zurückgewonnen hatte. Auf Seiten der Alliierten war keine Bereitschaft mehr vorhanden, Frankreich die Strafen zu ersparen, die besiegten Mächten gewöhnlich auferlegt wurden. Da von Frankreichs Boden aus nach kürzester Zeit ein weiterer Krieg gegen die Alliierten ausgegangen war, sahen die Alliierten ihr Vertrauen von Frankreich missbraucht. Deshalb sollten die Bedingungen des Zweiten Pariser Friedensschlusses härter für Frankreich sein und eine schärfere Bestrafung darstellen.
Ludwig XVIII wurde wieder auf den Thron erhoben, sollte nach dem Friedensschluss aber über ein kleineres Reich regieren. Obgleich sämtliche Gegner Frankreichs auf die Verkleinerung des französischen Gebietes drängten, vermochte sich Castlereagh, der sich gegen große Gebietsabtretungen Frankreichs aussprach, am Ende durchzusetzen. Zuerst konnte er das britische Kabinett auf seine Seite ziehen, danach auch die Partner in der Allianz. Castlereaghs Argument war, dass Gebietsabtretungen nur den militärischen Ehrgeiz Frankreichs reizen würden, die zuvor abgetretenen Gebiete zurückzuerobern, was in absehbarer Zeit wieder zu einem Krieg führen würde. Er vertrat die Ansicht, dass die Aufgabe, die die Siegermächte nach dem Krieg zu erfüllen hätten, nicht darin bestünde Trophäen zu sammeln, sondern die Welt zu friedlichen Gewohnheiten zurückzuführen. Diese Aufgabe war seiner Meinung nach nicht mit dem Versuch vereinbar, Frankreichs Territorium anzutasten[27]. Von Bedeutung war auch Castlereaghs Hinweis, dass der König von Frankreich vor seinem Volk nicht das Gesicht verlieren dürfe, indem er zu starke Gebietsverluste, Reparationen oder andere demütigende Klauseln hinzunehmen gezwungen ist. In diesem Falle würde es nämlich in absehbarer Zeit wieder zu einer Revolution in Frankreich kommen, was seiner Meinung nach einen neuen Krieg in Europa nach sich zöge.
Die Signatarmächte einigten sich schließlich im ersten Artikel des Zweiten Pariser Friedensvertrages dahingehend, dass Frankreich nicht wie im Ersten Pariser Frieden auf die Grenzen von 1792 beschränkt bleibt, sondern die Grenzen von 1790 erhält. Es trat damit an die Niederlande Phillipeville und Marienburg, an Preußen Saarlouis und Saarbrücken, an Sardinien den verbliebenen Rest von Savoyen und an Österreich Landau ab. Frankreich wurde also nicht nur in die Grenzen von 1790 gewiesen, sondern ihm wurden auch noch die im Ersten Pariser Frieden gegebenen Gebiete genommen. Es behielt jedoch Mömpelgard, Avignon und Venaissin.[28] Ludwig XVIII verlor mit den Teilen seines Staatsgebietes auch rund 600.000 Untertanen. Der Verlust der Gebiete wird von Kissinger "eher von strategischer als von wirtschaftlicher oder symbolischer Bedeutung" eingestuft, also als kein Grund für Frankreich auf Dauer unzufrieden zu sein.
Die Entscheidung, die während der ersten Pariser Friedensverhandlungen getroffen wurde, wonach Frankreich die erbeuteten Kunstgegenstände behalten durfte, wurde revidiert. Alle Kunstschätze sollten unverzüglich an ihre ehemaligen Eigentümer zurückgegeben werden. Die Alliierten waren sich darüber einig, dass Frankreich dieses Mal die Kriegskosten und wenigstens einen Teil der Kosten für neu zu errichtende Festungen an der Grenze der Niederlande zu Frankreich zahlen mußte. Die Alliierten legten die Summe der Reparationen auf die Höhe von 700 Millionen Franken fest.[30] Diese Summe war sieben Mal höher als jene, die Preußen im Ersten Pariser Frieden gefordert, jedoch nicht erhalten hatte. Mit Blick auf die Höhe der Forderungen wird die Verbitterung der Alliierten und ihre Absicht Frankreich zu strafen deutlich, auch Craig wertet die Kriegsentschädigung nach zeitgenössischem Maßstab als "schwere Last." Nichtsdestotrotz wurde diese Summe innerhalb von nur drei Jahren von Frankreich beglichen, weshalb auch das Besatzungsheer, das Frankreich zu versorgen hatte, nach dem Kongress von Aachen 1818 abgezogen wurde. Dieses sollte nämlich maximal fünf Jahre in Frankreich verbleiben und konnte, so stand es im fünften Artikel des Vertrages, schon nach drei Jahren von den Alliierten abgezogen werden, sofern es die Lage in Frankreich gestattete. Aus Sicht der Alliierten war dies nur dann der Fall, wenn Bevölkerung und Militär hinter der Monarchie standen und keine revolutionären Bestrebungen die innere Sicherheit Frankreichs störten. In einem Zusatzartikel wiederholten die Unterzeichner des Vertrages die schon in Wien abgegebene Erklärung, die Abschaffung des Sklavenhandels zu unterstützen.
Trotz der Gebietsabtretungen, der Kriegskostenerstattung und der Okkupationsarmee enthält der Friedensvertrag keine für Frankreich unannehmbaren oder übermäßig erniedrigenden Klauseln. Er ermöglichte Frankreich eine souveräne Koexistenz mit den Mächten der Quadrupelallianz, die Frankreich politisch und wirtschaftlich nicht isolierten sondern es schon 1818 formal als gleichberechtigten Partner an ihre Seite holten, als die Mächte der Quadrupelallianz zusammen mit Frankreich die Pentarchie gründeten.
Am gleichen Tag an dem der Zweite Pariser Frieden geschlossen wurde, erneuerten und erweiterten England, Preussen, Russland und Österreich auch den Vertrag von Chaumont. Sie vereinbarten, nie wieder Napoleon Bonaparte oder eine mit ihm verwandte Person an der Spitze Frankreichs zu dulden, sondern dies mit allen Mitteln zu verhindern (1849 wird allerdings die Besteigung des französischen Throns durch den Großneffen Napoleons gebilligt). Die Alliierten wollten untereinander und mit dem König von Frankreich Maßnahmen absprechen, falls sich in Frankreich oder bei den Mächten der Quadrupelallianz revolutionärer Aufruhr erhebt. Die von den Staatsmännern am 20. November 1815 verabredeten regelmäßigen Treffen zur Diskussion des Verhältnisses untereinander und der Lage in Europa im allgemeinen, stellen ein absolutes Novum in der europäischen Politik dar. Auf diesen gemeinsamen Treffen wollen die Signatarmächte diejenigen Maßregeln diskutieren, die für die Aufrechterhaltung des Friedens in Europa nötig sind. Das somit gegründete europäische Kongresssystem, dessen Ziel die Friedenssicherung in Europa ist, wird zwar schon 1822 nicht mehr weiterverfolgt, dennoch ist es ein enormer Wandel im politischen Bewußtsein der beteiligten Mächte. Vorher fanden Kongresse höchstens "spontan" statt (wenn man von der langen Reisedauer der Staatsmänner zu einem Kongressort absieht) und dann auch primär um Kriegsallianzen zu schließen oder über das Schicksal eines Verlierers zu diskutieren. Nach dem Willen der europäischen Großmächte sollten die Kongresse aber nicht mehr Kriege vorbereiten, sondern Konflikte bereits im Vorfeld identifizieren und sie am Verhandlungstisch beilegen, und als Instrument gegen Kriege dienen. Ziel der regelmäßigen gemeinsamen Treffen, die den ersten Ansatz einer überstaatlichen Organisation darstellen, war es, den durch den Wiener Kongress geschaffenen Friedenszustand gegen alle Störungen von außen und innen zu sichern. Um dies zu erreichen, wollten die Großmächte nicht nur alle zwischenstaatlichen Besitzstörungen bekämpfen, sondern auch die revolutionären Bestrebungen anderer europäischen Staaten nötigenfalls durch bewaffnete Kollektivinterventionen niederwerfen.
Aus der Perspektive der anderen europäischen Staaten betrachtet, wurde zwar Frieden geschaffen, doch zur ehemals alleinigen Hegemonialmacht Frankreich gesellten sich jetzt andere Großmächte. Und auch diese Mächte setzten mehr oder minder auf das Recht des Stärkeren, ihr Ansatz einer überstaatlichen Organisation umfaßte nämlich nicht alle europäischen Staaten sondern nur die Großmächte. Deshalb war auch diese Organisation "auf dem Prinzip der Hegemonie der Großmächte aufgebaut."[32]
Von Bedeutung für die Friedenssicherung in Europa war neben dem zweiten Pariser Vertrag und der Quadrupelallianz auch die Heilige Allianz, die bereits vor dem Pariser Frieden am 26. September geschlossen wurde. Auf den Beitritt der Gründungsmitglieder Rußland, Preußen und Österreich folgten nach und nach alle europäischen Staaten, mit Ausnahme Englands, des Kirchenstaates und des Osmanischen Reiches.
Der Zar, der bei der Erarbeitung des Dokumentes stark von Juliane von Krüdener beeinflußt wurde, verfaßte diese Proklamation, da er der Ansicht war, die Meinungs-verschiedenheiten der unterschiedlichen Völker beruhten auf deren mangelnder Religiosität. Beim Entwurf der heiligen Allianz war es die Intention des Zaren gewesen, die christlichen Gebote als Richtschnur des Handelns in der Politik zu etablieren.[33] Die ursprüngliche Formulierung in der Präambel der Heiligen Allianz, die Kritik am politischen Konzept Europas übte, wurde von Metternich abgeändert. Durch die von ihm durchgeführten Veränderungen war die Heilige Allianz ein Dokument geworden, dass der Absicherung der im Wiener Kongress erreichten politischen Zustände diente. Damit war die heilige Allianz, für die der Zar zuvor von Metternich und Castlereagh belächelt wurde, zu einem Pakt geworden, der die Verhältnisse in Europa konstituierte und ein weiteres Standbein des Friedens und der Stabilität in Europa darstellte.
England trat der Heiligen Allianz als einzige christliche Großmacht Europas nicht bei, da Teile ihres Inhaltes nicht mit der englischen Verfassung in Übereinstimmung zu bringen waren. Dennoch spiegelte die Heilige Allianz teilweise englische Interessen wider, weshalb der Prinzregent in einem persönlichen Brief an die beteiligten Monarchen auch seine Sympathie mit den Zielen der heiligen Allianz bekundete.[35] Frankreichs Duldung in der Heiligen Allianz markierte einen weiteren Vertrauensbeweis seiner vorherigen Gegner gegenüber dem Land dessen Armeen zuvor Moskau in Brand gesteckt hatten.
Solange die Alliierten in Frankreich einen gemeinsamen Feind hatten, den es zu besiegen galt, lief ihre Zusammenarbeit weitestgehend reibungslos ab. Mit der schrittweisen Akzeptanz Frankreichs als gleichwertigen friedlichen Partner zeigten sich jedoch erste Anzeichen für das spätere Scheitern der Konferenzdiplomatie der Großmächte. Erste Reibungspunkte zeichneten sich bereits im Vorfeld des Aachener Kongresses im Jahr 1818 ab. Zwischen Castlereagh und dem englischen Parlament gab es Meinungsverschiedenheiten über die Legitimation der Tagung des Kongresses. Während Castlereagh eine Tagung in Aachen auf der Grundlage des sechsten Artikels der Viererallianz favorisierte, wollten die englischen Abgeordneten nur eine Tagung, die auf Artikel Fünf des Vertrages von Paris fußte, akzeptieren. Bei einer Tagung gemäß des Viererbündnisses wäre die Zielsetzung die "Erörterung allgemeiner europäischer Probleme" gewesen, da sie jedoch aufgrund des Pariser Vertrages stattfand, war das Ziel eine Überprüfung der Beziehungen der Bündnispartner zu Frankreich. Castlereagh mußte sich also schließlich dem Willen der englischen Abgeordneten beugen. Für diese war die Einmischung in kontinentale Angelegenheiten nämlich nur dann legitim, wenn es um (militärische) Konflikte ging. Die britischen Abgeordneten vertraten in der Mehrheit die Meinung, dass die Teilnahme und das Abhalten von Kongressen in Friedenszeiten einen nicht zu rechtfertigenden Bruch mit der Tradition der britischen Außenpolitik darstellte. Das Einmischen fremder Mächte in die Angelegenheiten anderer Staaten war nach Auffassung des Parlamentes illegitim. Diese Haltung findet 1822 ihren Höhepunkt in den Protesten gegen die Niederschlagung von Unruhen in Spanien durch Frankreich. Während es also Castlereaghs Ziel war, Konflikte durch frühzeitige Verhandlungen und Gespräche gar nicht erst entstehen zu lassen, wollte das britische Parlament sich nicht präventiv mit möglichen Streitigkeiten untereinander und innenpolitischen Themen anderer Staaten befassen. Höchstens wenn Konflikte zu eskalieren drohten, war das Parlament bereit diese am Verhandlungstisch beizulegen.
Dennoch blickte Castlereagh hoffnungsvoll auf diese erste Sitzung eines europäischen Kongresses unter friedlichen Vorzeichen. Der Kongress von Aachen, der Ende September 1818 eröffnet wurde, sollte beweisen, wie wirkungsvoll eine Konferenzdiplomatie sein kann, um Mißverständnisse auszuräumen und die Vorteile einer Politik des gegenseitigen Vertrauens zu demonstrieren. Doch obwohl die letzten Besatzungstruppen aus Frankreich abgezogen wurden, da Frankreich sich in den zurückliegenden drei Jahren wieder als verläßlicher Partner präsentiert und alle Reparationen gezahlt hatte, wurde die Quadrupelallianz nicht aufgelöst. Es herrschte weiterhin ein nicht öffentlich artikuliertes Mißtrauen gegenüber Frankreich. Nach anfänglichen Unstimmigkeiten folgten die Alliierten der Argumentation Metternichs, der hervorhob, dass der Vertrag von Chaumont eine Laufzeit von zwanzig Jahren ohne Kündigung hatte, und er nach der endgültigen Niederlage Napoleons in Paris von allen Signatarmächten bestätigt worden war. Eine Mitgliedschaft Frankreichs im Vertrag sei unmöglich, weil die Aufnahme eines neuen Mitgliedes die Allianz genauso grundlegend und nachhaltig wandeln würde wie der Austritt einer der ursprünglichen Signatarmächte.[38]
Die Bestätigung der Quadrupellallianz gegen Frankreich ließ erkennen, dass Europa zumindest zum Teil aus Angst vor einem gemeinsamen Feind organisiert war. In der Befürchtung Frankreich könnte den europäischen Kontinent erneut in einen verheerenden Krieg verwickeln, waren die Alliierten nicht bereit ihr Bündnis aufzugeben. Allerdings konnten sie es sich auch nicht leisten, Frankreich politisch zu isolieren, da sie dann ihren diplomatischen Einfluß verloren hätten. Die Quadrupelallianz wurde aufrechterhalten, dies jedoch vor Frankreich verborgen um seinen Monarchen nicht zu kränken oder bloßzustellen.[39] Andererseits nahm Frankreich ja am Kongreß der Siegermächte in Aachen teil und wurde formal als vollwertiges Mitglied behandelt.
Die Unstimmigkeiten der Alliierten bezüglich der Aufgaben der Allianz wurden nach 1818 nicht beigelegt, sondern nahmen an Schärfe zu. Rebellionen in Spanien zu Beginn des Jahres 1820 veranlaßten den Zaren einen Antrag zu stellen, der die Anerkennung und Garantie aller legitimen Regierungen forderte. Dieser Antrag erlaubte bei einem revolutions-bedingten Regierungswechsel das Eingreifen der Allianz in innenpolitische Belange zur Aufrechterhaltung des Status Quo. Eine Intervention der Allianz in Spanien entsprach aber nicht den Interessen Englands, weshalb Castlereagh den Antrag ablehnte. In seinem Memorandum vom 5. Mai 1820 erläuterte er den Verbündeten, dass der Zweck ihrer Allianz die Aufrechterhaltung des Friedens und des Gleichgewichts der Kräfte gewesen sei. Beim Erreichen dieser Zielsetzung sei England stets bereit, nach Kräften mitzuwirken. Er betonte aber, dass sich England nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischen oder eine Intervention anderer Mächte gleichgültig mitansehen. Als im gleichen Jahr zu den Erhebungen in Spanien auch noch Unruhen in Neapel und Portugal ausbrachen, schlug sich Metternich auf die Seite des Zaren. Auf der Konferenz in Troppau im Oktober stimmten alle Teilnehmer bis auf Castlereagh einem Memorandum Metternichs zu, worin dieser das "Prinzip der Nichtanerkennung revolutionsbedingter Veränderungen und das Interventionsrecht () zur Unterdrückung derartiger Veränderungen darlegte."
Auf dem Kongress von Laibach, wohin die Troppauer Konferenz vertagt wurde, beauftragte man das österreichische Militär zur Intervention in Neapel, was genau wie die Niederwerfung der Revolution in Piemont keine Schwierigkeit für die österreichische Armee war. Nach ihrem erfolgreichen Vorgehen in Italien verhärtete sich der Entschluß der Interventions-Befürworter, auch in die Unruhen in Spanien einzugreifen. Gegen britische Proteste wurden Frankreichs Armeen auf dem Kongress von Verona im Oktober 1822 beauftragt, die Unruhen in Spanien niederzuschlagen.[41]
Nach der Konferenz von Verona fanden keine weiteren im Vertrag der Viererallianz vorgesehenen Treffen mehr statt. England beschloß, nachdem seine Proteste in Verona ignoriert worden waren, nicht mehr an weiteren Konferenzen teilzunehmen, distanzierte sich jedoch nicht von der Idee des Europäischen Konzertes. England war weiterhin bereit, sich im Falle einer tatsächlichen Bedrohung des Friedens in Europa mit den anderen Mächten zu treffen.
Nach dem langen Krieg in Europa suchten alle Kriegsparteien den Frieden. Allerdings suchten sie den Frieden nicht um jeden Preis, was ein Blick auf die Vorgänge verbunden mit der polnisch-sächsischen Frage auf dem Wiener Kongreß verdeutlicht. Diplomatische Kraftanstrengungen Castlereaghs und Metternichs verhinderten schließlich die Auferlegung eines unbarmherzigen Straffriedens für Frankreich. Zur Sicherung eines dauerhaften Friedens sollte Frankreich nach und nach wieder in die Riege der Großmächte Europas rücken und auf ihren Kongressen vertreten sein um im gegenseitigem Einvernehmen Konflikte beizulegen.
Somit war Frankreich spätestens ab dem Kongress von Aachen ein Bundesgenosse derer, die es besiegt und ihm anschließend den Frieden auferlegt hatten. "Im gleichen Jahr, 1818, wurde die fremde Besatzung aus dem Lande gezogen. Damit war Frankreich ein Mitglied der Pentarchie, so gewichtig und frei wie die anderen."[42] Die somit gegründete Pentarchie der Großmächte verhinderte bis zum Krimkrieg zwischen England und Rußland in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts einen größeren europäischen Krieg. Als Grund hierfür wird "das ins Leben gerufene europäische Gleichgewichtssystem, das europäische Konzert" gewertet, "das es den Großmächten ermöglichte nichtkriegerische Lösungen für internationale Streitfälle zu finden." Aus dieser Einstellung heraus hat sich das ungeschriebene Gesetz ergeben, dass territoriale Veränderungen von einiger Bedeutung nicht ohne die Billigung aller Großmächte durchgesetzt werden können. Konfliktsituationen, die durch die Demütigung einer Großmacht oder die Bedrohung ihrer vitalen Interessen entstehen, wurden dadurch vermieden. Andererseits muß der russisch-türkische Krieg von 1828/29 erwähnt werden, der mit dem Osmanischen Reich allerdings eine Macht betraf, die nicht in das europäische Vertragssystem integriert worden war.
Die Quadrupelallianz und die Pentarchie.
Das europäische Staatensystem nach dem Zweiter Pariser Frieden vom 20. November 1815.
Gliederung:
Die Allianz der Großmächte
Kurzer Einblick in die politische und militärische Lage vor dem Ersten
Pariser Frieden
Das Bündnis von Chaumont
Die territorialen Aspekte des Bündnisses von Chaumont
Sieg über Napoleon und der Erster Pariser Frieden
Napoleons Niederlage
Erster Pariser Friede
Rückkehr Napoleons und Zweiter Pariser Frieden
Die Hundert Tage Napoleons
Zweiter Pariser Friede vom 20.11.1815
Die Aufnahme Frankreichs in das Staatensystem
Vertrauensbeweis aus Russland
Der Kongress von Aachen und die Kooperation mit Frankreich
Die Pentarchie und ihre Auswirkungen auf den Frieden in Europa
Universität Oldenburg
Fachbereich 3
Historisches Seminar
WS 99/00
Veranstaltung: Grundseminar Neuere Geschichte:
Thema: Das europäische Staatensystem nach 1815- Begründung und Funktionsweise
Dozent: Prof. Dr. Hahn
Thema der Hausarbeit:
Die Quadrupelallianz und die Pentarchie.
Das europäische Staatensystem nach dem
Zweiten Pariser Frieden vom 20. November 1815.
Verfasser:
Name: Malte Mansholt
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Telefon:
Anzahl der Semester:
Fächerkombination:
Einleitung:
Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema "Die Quadrupelallianz
und die Pentarchie. Das europäische Staatensystem nach dem
Zweiten Pariser Frieden vom 20. November 1815" interessierte mich besonders, wie Frankreich vom Kriegsgegner der mächtigen Quadrupelallianz zu deren Partner wurde. Nach seiner ersten Niederlage kehrte Napoleon an die Spitze Frankreichs zurück und führte erneut einen Krieg gegen jene, die ihn zuvor zwar besiegt aber dennoch großzügig behandelt hatten. Doch auch nach Waterloo schlug die vorher von den Alliierten an den Tag gelegte Gnade mit Frankreich nicht in grenzenlosen Haß um, denn die Alliierten gaben Frankreich zum zweiten Mal die Chance sich zu beweisen. Der Wandel Frankreichs vom Feind zum Freund der Alliierten ist Gegenstand der Untersuchungen in meiner Hausarbeit.
Meine Auseinandersetzung mit dem Thema beginnt mit dem militärischen Niedergang Napoleons vor dem Ersten Pariser Frieden und reicht bis in das Jahr 1822 als Frankreichs Armeen den Auftrag erhalten, Unruhen im Ausland niederzuschlagen. Für die Erörterung der Beziehungen der Alliierten mit Frankreich scheinen mir die Pariser Friedensverträge sehr wichtig, weshalb meine Arbeit sich recht ausführlich mit ihnen beschäftigt. Der Wiener Kongress dagegen findet nur am Rande Erwähnung, da Frankreich hier nicht primär Thema war.
Während in meiner Arbeit der Wiener Kongress nicht Hauptthema ist, wird er in der Literatur oft sehr ausführlich behandelt; die Quadrupelallianz und die Pariser Friedensverträge sind meistens von untergeordneter Bedeutung. So waren in der mir bekannten Literatur oft nur wenige Absätze für mein Thema von Interesse, obgleich über die betrachtete Zeit eine Fülle von Literatur erhältlich ist.
Die Arbeit ist größtenteils chronologisch aufgebaut, obgleich an einigen Stellen der Arbeit Passagen eingefügt sind, die dem Leser eine Idee von der weiteren Entwicklung der Ereignisse geben. Die Behandlung der Heiligen Allianz folgt in dieser Arbeit erst nach der Auseinandersetzung mit dem Zweiten Pariser Frieden, da dies die Lesbarkeit und der Argumentation zuträglich ist.
Literaturverzeichnis:
Craig, Gordon A.: Geschichte Europas 1815-1980, Vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart, München 1982.
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Müller, Harald: Der Wiener Kongress und das concert europeén, in: Gerd Fesser u. Reinhard Jonscher [Hrsg.]: Jenaer Studien. Umbruch im Schatten Napoleons, Jena 1998.
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Mitte, Wolfram u.a. [Hrsg]: Propyläen Geschichte Europas, Der Durchbruch des Bürgertums, Frankfurt am Main 1978.
Nürnberger, Richard: Französische Revolution und Napoleon, in: Verdoss, Alfred [Hrsg]: Propyläen Weltgeschichte, Das neunzehnte Jahrhundert, Frankfurt am Main 1960.
Quellenverzeichnis:
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Vgl.: Helmuth K.G. Rönnefarth [Hrsg]: Konferenzen und Verträge Bd. 3, Neuere Zeit 1492-1914, Würzburg 1958.
Vgl.: Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962.
Vgl.: Helmuth K.G. Rönnefarth [Hrsg]: Konferenzen und Verträge Bd. 3, Neuere Zeit 1492-1914, Würzburg 1958.
Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S.248.
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Vgl.: Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S.250.
Vgl.: Helmuth K.G. Rönnefarth [Hrsg]: Konferenzen und Verträge Bd. 3, Neuere Zeit 1492-1914, Würzburg 1958.
Vgl.: Henry A. Kissinger:Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S.248-249.
Castlereagh, zit. nach: Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S. 249.
Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S. 249.
Harald Müller: Der Wiener Kongress und das concert europeén, in: Gerd Fesser u. Reinhard Jonscher [Hrsg]: Jenaer Studien. Umbruch im Schatten Napoleons, Jena 1998, S.123.
Vgl.: Wolfram Mitte u.a. [Hrsg]: Propyläen Geschichte Europas, Der Durchbruch des Bürgertums, Frankfurt am Main 1978, S. 336-338.
Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S. 264.
Vgl.: Gordon A. Craig: Geschichte Europas 1815-1980, Vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart, München 1982, S. 30-31.
Vgl.: Helmuth K.G. Rönnefarth [Hrsg]: Konferenzen und Verträge Bd. 3, Neuere Zeit 1492-1914, Würzburg 1958.
zit. nach: Helmuth K.G. Rönnefarth [Hrsg]: Konferenzen und Verträge Bd. 3, Neuere Zeit 1492-1914, Würzburg 1958, S. 253.
Vgl.: Gordon A. Craig: Geschichte Europas 1815-1980, Vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart, München 1982, S. 31.
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Vgl.: Helmuth K.G. Rönnefarth [Hrsg]: Konferenzen und Verträge Bd. 3, Neuere Zeit 1492-1914, Würzburg 1958, S. 256-257.
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Vgl.: Helmuth K.G. Rönnefarth [Hrsg]: Konferenzen und Verträge Bd. 3, Neuere Zeit 1492-1914, Würzburg 1958, S. 263-265.
Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S. 353.
Vgl.: Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S. 354.
Gordon A. Craig: Geschichte Europas 1815-1980, Vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart, München 1982, S. 35.
Richard Nürnberger:Französische Revolution und Napoleon, in: Verdoss, Alfred [Hrsg]: Propyläen Weltgeschichte, Das neunzehnte Jahrhundert, o.O., 1960.
Vgl.: Helmuth K.G. Rönnefarth [Hrsg]: Konferenzen und Verträge Bd. 3, Neuere Zeit 1492-1914, Würzburg 1958, S. 261-263.
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Vgl.: Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S. 420-424.
Vgl.: Vgl.: Henry A. Kissinger: Das Gleichgewicht der Großmächte, Metternich, Castlereagh und die Neuordnung Europas 1812-1822, Zürich 1962, S. 418.
Vgl.: Gordon A. Craig: Geschichte Europas 1815-1980, Vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart, München 1982, S. 28.
Golo Mann: Politische Entwicklung 1815-1871, in: Verdoss, Alfred [Hg]: Propyläen Weltgeschichte, Das neunzehnte Jahrhundert, o.O., 1960, S.375.
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