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Faschismus, Nationalsozialismus



. Kapitel

Faschismus, Nationalsozialismus im Spiegel der Literatur

Faschismus, Nationalsozialismus

Entstehung des historischen, deutschen Faschismus

Zur Ideologie des Faschismus

Gemeinschaft:

(Verschleierung sozialer Gegensätze). Diese Ideologie konnte am Nationalismus anknüpfen und somit natürlichen Bedürf­nissen entgegenkommen.



Aggressive Zuspitzung im Rassismus, mit dem Ziel der Unterwerfung anderer Völker, bot auch den bürgerlichen Mittel­schichten Aussicht auf Profit.

Führerprinzip:

umfaßte Familie, Verwaltung, Wirtschaft, Militär. Die Bereitschaft zu autoritären Denkstrukturen hatte die Ursache vor allem in der starken wirtschaftlichen Unsicherheit/Arbeitslosigkeit, aber auch (im allgemein gesellschaftliche Sinn) in der Angst der Bevölkerung, die beeinflußt wurde durch die eigene Machtlosigkeit gegenüber der kapitalisti­schen Industriegesellschaft.

Antikapitalismus:

Die Angst der Handwerker und kleinen Selbständigen vor der ständig zunehmenden Monopolisierung großer Unternehmer seit dem Beginn des 20. Jh. ging auf in antikapitalistische, reaktionäre Forderungen der faschistischen Bewegungen (Wunsch nach Rückkehr zu vorkapitalistischen Zuständen). Dabei gab es teilweise auch 'linke' Strömungen (Strasserflü­gel). Spätestens als der Faschismus zur Massenbewegung wurde, wurden diese Tendenzen radikal liquidiert.

Sündenbockphilosophie:

Diese Ideologie bedeutete eine größtmögliche Vereinfachung eines Freund-Feind Schemas, was vor allem das Selbstgefühl der Bevölkerung stärkte und Aggressionen in gewünschte Richtungen lenkte.

Der Antisemitismus war eine Ideologie, die vorhandene Aggressionen auf ein Objekt lenkte, das mit der Ursache der Aggressionen nicht mehr zu tun hatte als beliebige andere Objekte. Die Feindgruppen waren daher austauschbar.

Antikommunismus:

Gerade durch die Radikalisierung und Militarisierung des Antikommunismus versuchte man eine Massenbasis zu sichern. Der Antikommunismus entsprach sowohl den Angsten der bürgerlichen Mittelschichten vor der Proletarisierung als auch den imperialistischen Wünschen jedes Einzelnen nach den Enttäuschungen nach dem Ersten Weltkrieg.

Informationsstellen:

Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes: Wipplingerstr. 8, 1010.

Institut für Zeitgeschichte Wien. Rathausgasse 6, 1090 Wien

Literatur zur Zeit des Nationalsozialismus

Hinwendung zum Nationalsozialismus

Gottfried Benn, Josef Weinheber. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.276f)

Verfolgung, Bücherverbrennung

Carl von Ossietzky, Jura Soyfer. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.277f

Deutsches Schrifttum

Alfred Rosenberg, Ernst von Salomon u.a.. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.278f

Literatur der 'Inneren Emigration'

Werner Bergengruen, Ernst Jünger. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.279f

Exilliteratur

Klaus Mann, Heinrich Mann, Bertolt Brecht. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.280ff.

Der antifaschistische Zeitroman

Seghers, Anna: 'Das siebte Kreuz'. 1942. Vgl. Kopie und Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.283.

Literatur nach 1945: Die Zeit des Nationalsozialismus: Die Täter und die Opfer

Zusammenfassung:


Die Kehrseite der wirtschaftlichen Blütezeit nach 1945 war die weitgehende Verdrängung der nationalsozialistischen Vergan­genheit. Man stellte die Geschehnisse häufig mit Hilfe von Natur­metaphern als irrationales schicksalhaftes Ereignis dar und leug­nete damit den konkreten Anteil einer großen Zahl von Menschen am Zustandekommden und an den Verbrechen der NS-­Diktatur. (Vgl. Alexander Mitscherlich: 'Die Unfähigkeit zu trauern', Pochlatko/Mittermayr: Abriß 290f).

Verbaut und verdrängt worden war nach Ansicht vieler AutorInnen die Realität der NS-Zeit in Österreich gleich nach 1945 mit den Phrasen von 'Pflicht', 'Opfer' und von den 'Gräben', die nicht 'aufgerissen' werden sollten. Als offizielle Wahr­heit wurde jene der 'Österreich-Ideologie' ausgerufen. Die 'Entnazifizierung' wurde kaum durchgeführt (zum Teil auch aus Gründen politischen 'Klientelismus', weil die Nazis und ihre Mitläufer ein zu großes Wählerpotential darstellten), sie wurde bald überhaupt eingestellt.

Ilse Aichinger: 'Die größere Hoffnung'. 1948. (Vgl. Kopie)

Günter Grass: 'Die Blechtrommel'. 1959.

Kritische Analyse der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus und der ersten Nachkriegsjahre. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.291f)

'Gruppe 47':

1947 um Hans Werner Richter gegründete Gruppierung. Forderte eine streng antinazistische und pazifistische Gesinnung.

Hans Lebert: 'Die Wolfshaut'. 1960

Er schildert in seinem Roman die Vertuschung eines in der NS-Zeit in einem Dorf verübten Verbrechens. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.299)

Carl Merz (1906-1979) und Helmut Qualtinger (1928-1986): 'Der Herr Karl'. 1961

Dieser Klassiker des österreichischen Kabaretts ist der Monolog eines typischen Mitläufers, der sein Leben von der Ersten Repu­blik über die Zeit des 'Anschlusses' bis in die Nachkriegszeit erzählt. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.338)

Peter Weiss: 'Die Ermittlung'. 1965

Peter Weiss (1916-1982) hat aus dem dokumentarischen Material des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963-1965) ein 'Orato­rium in 11 Gesängen' zusammengestellt. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.337)

Gerhard Fritsch: 'Fasching'. 1967

Stellt die spießbürgerliche Restauration in einer Kleinstadt nach dem Krieg an den Pranger und entlarvt das Weiterwirken faschisti­scher Gedanken unter dem Deckmantel eines pervertierten ländli­chen Brauchtums. (Vgl. Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.299)

Peter Henisch: 'Die kleine Figur meines Vaters'. 1975.

Ein Sohn stellt seinem Vater, der einst Photograph der NS-Propaganda war, Fragen und stößt bei genauerem Nachfragen auf eine Mauer des Verschweigens.

Lit. zu Nationalsozialismus: Die 80er Jahre in Österreich.

(Klaus Zeyringer: Innerlichkeit und Öffentlichkeit. Österreichische Literatur der achtziger Jahre. Francke Verlag, Tübingen 1992.)


In den achtziger Jahren entsteht eine Vielfalt von literarischen Auseinandersetzungen, die mit folgender Kapitelüber­schrift ge­kennzeichnet werden kann: ''Nicht verdrängen - nicht gewöhnen': Gegen das Vergessen - gegen die Opfertheorie' (K. Zeyringer: In­nerlichkeit und Öffentlichkeit. 1992.)

Die Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit läßt sich in einige zentrale Begriffe fassen:

Pflicht:

'Ich bin nichts gewesen als ein einfacher Soldat. Ich bin zum Dienst in der Armee gezwungen worden. Wie hunderttausend andere.' (Gerald Szyszkowitz: Puntigam oder Die Kunst des Vergessens. 1988)

Im Stück 'Hoch hinaus' von Heinz R. Unger zeigt sich, wie bald ehemalige Nazischergen in verantwortliche Positionen im neuen Staat vorrücken: Der aus dem KZ zurückgekehrte Scheifele verfolgt als Kriminalpolizist Kriegsverbrecher. Als er den Nazirichter Beer als 'Nazi-Sau' beschimpft, nachdem er in das Bezirksgericht, in dem Dr. Beer amtiert, gestürmt ist, wird er vom Polizeidienst suspendiert und ist nun vorbestraft. Die aus dem KZ zurückgekehr­ten Opfer sind nun die Vorbestraften, während ihre Richter 'sich's gerichtet haben'.

Auch in Elisabeth Reicharts 'Komm über den See' (Erzählung. 1988) sagt Ruth Berger auf der Suche nach ihrer Identität und der Ver­gangenheit, daß es die schwerste Entscheidung sei,

'Ich zu sagen, für sich selber die Verantwortung zu übernehmen. Welcher Nationalsozialist hat denn für seine Taten die Verantwor­tung übernommen? Oder welcher Mitläufer? Oder welcher Soldat? Sie alle berufen sich doch auf Befehlsnotstand, bis zum Staatsober­haupt. Preisen öffentlich ihre Unmündigkeit: Ich habe doch nur meine Pflicht erfüllt!' (S.66)

Die Generation der Eltern ist für viele AutorInnen jene der Pflichterfüller. Sie setzen sich damit auseinander, wie den Kin­dern eine Welt der Pflicht konstruiert und eingeredet wird.

Bedeutsam für die wachsende Auseinandersetzung mit der verdräng­ten Vergangenheit ist u.a. der Präsidentschaftswahlkampf 1986. Waldheim hat sich im Wahlkampf als oberster Pflichterfüller ver­kauft und somit Strukturen und Taktiken des Verdrän­gens deutlich werden lassen. Diese Wahlkampagne hat dadurch aber das Vergessen unmöglich gemacht und eine Diskussion aus­gelöst, die für die Li­teratur eine entscheidende Anregung war, sich intensiver und of­fensiver mit dem Staate Österreich, seiner Vergangenheit und Ge­genwart, den Normen und Werten der österreichischen Gesellschaft auseinanderzusetzen. (B. Frischmuth: 'Über die Verhältnisse'. 1987)

Vergessen:

Gegen die Gesellschaft des Vergessens und Verdrängens richteten sich nach der Affäre Frischenschlager-Reder und nach den Bundes­präsidentenwahlen 1986 viele AutorInnen, um in ihren literari­schen Texten 'die Dinge beim Namen zu nennen'. Es soll­te das Er­innern gegen das Vergessen gestellt werden. (E. Fried: 'Um Klarheit'. Gedichte gegen das Vergessen. 1985) Die Reaktion der Gegenseite war, daß diese Schriftsteller, die auf den Schmutz der Vergangenheit und der Gegenwart zeigten, als Verursacher des Übels, als 'Nestbeschmutzer' bezeichnet wurden, daß sie eine 'Su­delkampagne' gegen den Staat und den demokratisch gewählten Prä­sidenten führten. (Weitere Anlaßfälle: der 'Fall Hausberger': Dem Bürgermeister der Tiroler Ge­meinde Mayrhofen im Zillertal wurde von der österreichischen Widerstandsbewegung 1981 in einer Doku­mentation vorgeworfen, aktiv an Morden beteiligt gewesen zu sein (war freiwilliges Mitglied der SS; in Holland für die Außenbewachung aller Kon­zentrationslager zuständig gewesen). Der geklagte Redakteur wurde vom Gericht freigesprochen. Hausberger wies 1984 einen niederländischen Journalisten aus dem Saal: 'Dieser Juden­journalist muß raus!' Eine daraufhin erstattete Anzeige wurde von der Staatsanwaltschaft Innsbruck zurückgewiesen. Kein österrei­chischer Politiker kritisierte Hausberger öffentlich. Fall Peter: Der FPÖ-Vorsitzende Friedrich Peter, ein ehemaliges Mitglied ei­ner an Kriegsverbrechen schuldigen SS-Formation, sollte 3. Natio­nalratspräsident werden.)

Elfriede Jelinek: 'Oh Wildnis, oh Schutz vor ihr' (1985):

'Hochgradige SS-Männer und Hitlerjungen (wollen einfach nicht erwachsen werden, die Kerle und Landeshauptleute [] ar­beiten heute, zu einer riesigen produktiven Anlage von Vergessen zusam­mengeschwitzt, daß nur keiner draufkommt. Solche Männer braucht man zu allen Zeiten, damit das Wesen der Gemeinde funktionieren kann.' (S.153) Sie bezieht sich darin auch auf den Fall des Bür­germeisters Hausberger.

Erinnern gegen Vergessen:

Die Täter wollen sich nicht erinnern, während die Opfer nicht vergessen können. In 'nachschrift' zitiert und montiert Heimrad Bäcker (1986) solche Ausreden und 'gedächtnislücken' der Täter. Nach den auf hundert Seiten angeführten Dokumenten des Grauens, nach Exekutionslisten, Beschreibungen medizinischer Experimente usw. stehen auf einer Seite Aussagen der Kriegsverbrecher, die Bäcker einer Dokumentation über den Auschwitz-Prozeß entnommen hat:

ich kann darauf keine antwort geben

darauf kann ich keine antwort geben

ich erinnere mich nicht

ich habe das nicht erklärt

ich muß sagen ich kann mich nicht erinnern

ich kann mich nicht mehr erinnern

nein

ich hatte nichts mit häftlingen zu tun

ich kann mich dunkel erinnern


ich kann mich nicht erinnern

ja, rohmaterial

ja, zyklon B    (S.111)

Erich Hackl dokumentiert in 'Abschied von Sidonie' das kurze Le­ben eines Zigeunermädchens und ihren Weg ins Konzentrati­onslager. Die Leute, die Sidonie in den Tod schickten, sind sich keiner Schuld bewußt ('Alle taten, als habe es Sidonie nie gegeben'; S.118) (vgl. Kopie und Pochlatko/Mittermayr: Abriß S.339).

Zeugenschaft der Literatur:

Die Literatur, die die Wahrheit sagen will, spielt damit auch die Rolle des nachträglichen 'Zeitzeugen'. Die Zeugenschaft bleibe für die Autoren eine moralische Pflicht.

Gerald Szyszkowitz beschreibt in 'Puntigam oder Die Kunst des Vergessens' die Rolle von Graz beim Anschluß an Deutschland (von den Nazis als 'Stadt der Volkserhebung' gelobt)

Heinz R. Ungers Trilogie 'Die Republik des Vergessens' (wurde aber seit der Uraufführung 1980 nicht mehr an österreichi­schen Bühnen gespielt).

Elisabeth Reichart hat in ihrem ersten Roman 'Februarschatten' (1984) das kollektive Vergessen zum Thema der Erzählung gemacht (vgl. Kopie): 'die einzige Möglichkeit zu überleben, ist zu ver­gessen', formuliert die Mutter, die sie zu ihrer Vergangenheit befragt. Dem versucht sich der Text entgegenzustellen, indem die Erinnerung gesucht wird, Fragen gestellt werden. Stockendes Er­zählen bedeutet hier auch stockendes Erinnern. In der Erzählung wird das Erinnern, die Wiederent­deckung der Vergangenheit, zur Aufarbeitung von Angsten, Schmerzen und Schuld.

Viele AutorInnen stellten die Wahrheit und ihr Wissen gegen die formelhafte Entschuldigung. So Gerald Grassl im Gedicht 'Chor der braven Bürger', in dem er so eine Kette von Klischeesätzen mon­tiert (vgl. Textbeispiel). Was die Täter und Mit­läufer gerne ver­drängen wollen, kann von den Opfern nicht vergessen werden: 'wenn ich die Augen zumach', sind's da! Ein'brennt auf d'Netzhaut, die grauen G'sichter beim Zählappell, beim Marsch ins Gas und als schwarzer rauch, der aus'm Krematorium aufsteigt! Nie, nie wer' ich das vergessen!' (Unger: Hoch hinaus. 1987, S.165).

Die Zeugenschaft, die für Autoren eine moralische Pflicht bleibe, schreibt György Sebestyén, könne 'auch für die Verfolg­ten, für die Toten sprechen, die ihre Stimme verloren haben. Wo die Mörder gewaltsam Leben vernichten, vermag das Wort einiges: der Leerraum wird mit der sprachlichen Gestalt der Opfer ausgefüllt'. Damit sei für die Toten wenig getan, 'für die Lebenden viel gewonnen' (G. Sebestyén : Die dunkle Zeit. PEN-Symposium über das Bild der Jahre 1938-1945 in der Lite­ratur. 1987).

1980 erscheint Marie-Therese Kerschbaumers Roman 'Der weibliche Name des Widerstands', worin sie das Schicksal von sieben Frauen im Widerstand, die im KZ ermordet wurden oder verschollen sind, literarisch verarbeitet. Der sprachliche Prozeß der Vergegenwär­tigung der Vergangenheit wird zugleich zu einem Dokument der ei­genen Zeit, Faschismus wird als 'Vergangenheit in der Gegenwart' thematisiert. AutorInnen sehen, was andere übersehen, teilen mit, was andere verschweigen. Literatur ist ein Mittel gegen Verdrän­gen und Vergessen. Erinnerung wird als Arbeit der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart gese­hen, als Arbeit der Erklärung, des Sichtbarmachens von Vergangenem und Gegenwärtigem.

Auffallend ist, daß jene Schleusen der Erinnerung sehr oft von Frauen geöffnet werden, sowohl von Autorinnen als auch von weib­lichen Figuren in den Texten, so Kerschbaumer, Jelinek, Reichart und Barbara Frischmuth in dem 1990 erschienenem Roman 'Einander Kind', in dem das Schicksal von vier Frauen aus zwei Generationen erzählt wird, in dem alle Fäden in die Vergan­genheit führen.

Fragen gegen das Schweigen:

Viele AutorInnen versuchen die Mauer des Schweigens, die vor al­lem auch von der Elterngeneration errichtet wurde, zu durchbre­chen. 'Ich habe meine Eltern, meine Lehrer, meine Umgebung immer schweigend über die Vergangenheit erlebt, ich bin folglich auch vergangenheitslos aufgewachsen.' (Peter Turrini: Es ist ein gutes Land. Texte zu Anlässen. 1986)

Im Roman 'Schattenschweigen oder Hartheim' (1985) schil­dert Franz Rieger, daß im oberösterreichischen Hartheim, wo während des NS-Zeit in einer Vernichtungsanstalt für 'unwertes Leben' Tausende Menschen ermordet werden, die Ereignisse allgegen­wärtig sind, daß aber darüber geschwiegen wird. Auch der Pfarrer darf nicht reden.

Verharmlosung, Verdrängung:

Ein literarisches Beispiel, wie die Vergangenheit unbewältigt bleibt, zur Anekdote verniedlicht wird und so zur angenehmen Er­innerung verblaßt, wie in vielen Erzählungen der Alteren aus den letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren, ist Ger­trud Fussene­ggers Buch 'Der Goldschatz aus Böhmen. Erzählungen und Anekdoten' (1989).


Beispiele:

Arthur Schnitzler: Professor Bernhardi

Ödön v. Horvath:

Geschichten aus dem Wienerwald

Jugend ohne Gott

(G.Orwell: 1984, Farm der Tiere)

(W.Golding: Herr der Fliegen)

Zuckmayer, Carl: Des Teufels General

St.Zweig: Die Schachnovelle

Ulrich Becher u. Peter Preses: Der Bockerer.

I. Aichinger: Die größere Hoffnung

Th. Bernhard: Heldenplatz

Frank, Anna: Das Tagebuch der Anne Frank.

Fried, Erich: Lyrik

M.Frisch: Andorra.

E.Hackl: Abschied von Sidonie.

P.Härtling: Zwettl. Nachprüfung einer Erinnerung.

E. Jandl: wien: heldenplatz

M.Th.Kerschbaumer: Der weibliche Name des Widerstands

Kipphardt, Heinar: Bruder Eichmann.

R. Klüger: weiter leben.

H. Lebert: Die Wolfshaut

C.Merz u. H.Qualtinger: Der Herr Karl.

W.A.Mitgutsch: Die Züchtigung

E.Reichart: Februarschatten.

G. Roth: Die Geschichte der Dunkelheit

R.Schindel: Gebürtig

B. Schwaiger: Die Galizianerin.

P.Weiss: Die Ermittlung. fLi

Filme:

Holocaust: ca. 1979

Gruber, Andreas: Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen.

Material:

Pochlatko/Mittermayr: Abriß

Schulzeit unter Hitler

Beispiel(e):

H. Böll: Was soll aus dem Jungen bloß werden?

Günter Grass: Die Blechtrommel. R.

C.Wolf: Kindheitsmuster. R.

A.Okopenko: Kindernazi. R.

Material:

Pochlatko: Literatur 3, 479ff

Jantzer ! !!!!!!

NATIONALSOZIALISMUS


In den zwanziger und dreißiger Jahren bildete sich in den meisten europäischen Staaten neue politische Bewegungen, die heute unter dem Sammelbegriff "Faschismus" zusammengefaßt werden. Der Nationalsozialismus war eine rechtsradikale Bewegung in der Weimarer Republik, die sich vor allem in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) unter der Führung Adolf Hitlers (1889 - 1945) bildete. Die Machtübernahme durch die NSDAP 1933 führte zu einer Ausschaltung der anderen Parteien und oppositionellen Kräfte und zu einer Durchdringung aller gesellschaftlichen Bereiche mit nationalsozialistischen Vorstellungen.


Unter anderem prägten folgende geistesgeschichtliche Faktoren sein Gedankengut:


Die nationalistische Grundströmung des 19. Jahrhunderts

Die Ideen des Imperialismus und des Kolonialismus, wonach die europäisch-abendländischen Mächte dazu ausersehen seien, die Welt zu beherrschen. Das Ziel der Unterwerfung anderer Völker bot auch der bürgerlichen Mittelschicht Aussichten auf Profit.

Die Lehre von der Ungleichheit der Rassen, entwickelt von GOBINEAU und CHAMBERLAIN die den germanischen Rassen, insbesondere den Deutschen, die Herrenrolle in der Welt zuschrieben.

Der Antisemitismus, der sich religiösen und wirtschaftlich bedingten Ablehnung gegenüber den Juden entwickelte. Die Juden wurden beschuldigt die "Rassereinheit" der Deutschen zu gefährden.


Die Parteimitglieder stammten vorwiegend aus den mittelständischen Schichten.

Die Kennzeichen des Nationalsozialismus waren:


Übersteigerter Nationalstolz

Großraumideologie ("Volk ohne Raum")

Antisemitismus verbunden mit Rassismus (Überlegenheit der "arischen Rasse")

Sozialdarwinismus ("Recht des Stärkeren")


Der Nationalsozialismus war antiliberal und antikommunistisch. Obwohl die Bezeichnung Nationalsozialismus sozialistische Bestandteile vermuten läßt, handelte es sich um keine sozialistische Bewegung. Theorie und Praxis waren terroristisch gegen Andersdenkende, vor allen die Ausrottung der Juden und auf eine Unterwerfung der Völker Osteuropas ausgerichtet. Dies wurde mit der rassischen Überlegenheit begründet.


Die nationalsozialistische Ideologie wurde vom rassistischen Haß gegen die Juden beherrscht. Die Juden, erklärten die Nationalsozialisten, seien an allen Übel in der Welt , vor allem aber an Kapitalismus und Bolschewismus, Schuld. Hitlers Politik gegenüber den Juden vollzog sich in vier Phasen.


Zunächst wurden die Juden allmählich aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen (1935)

Die Nürnberger Gesetze (1935) definierten die Reichsbürger und boten die Möglichkeit der Ausschaltung der Juden aus allen öffentlichen Arbeitsverhältnissen.

Die Ermordung des deutschen Gesandschaftsrates in Paris durch einen Juden gab den Anlaß zur "Reichskristallnacht" (9/10 November 1938).

Zu Beginn des Jahres 1942 wurde auf der Wannseerkonferenz in Berlin die "Endlösung der Judenfrage" beschlossen.


Es ist nicht genau erfasst wieviele Menschen diesem Rassenhaß ser NS-Zeit zum Opfer fielen, es wird jedoch angenommen das es zwischen 5 und 7 Millionen waren.


Man spricht bei diesem Vorgehen gegen die Juden auch von der Sündenbockphilosophie. Diese bedeutet eine größtmögliche Vereinfachung eines Freund-Feind Schemas, was vor allem das Selbstwertgefühl der Bevölkerung stärkte und Aggressionen in gewünschte Richtungen lenkte. Der Antisemitismus war eine Ideologie die vorhandene Aggressionen auf ein Objekt lenkte, welches mit der Ursache nicht mehr zu tun hatte als beliebige andere Objekte. Die Feindgruppen waren daher austauschbar.


2. Weltkrieg (13. September 1939 - 7. Mai 1945)


Die Besetzung Deutschlands durch die alliierten Mächte 1945 hatte ein Verbot der NSDAP und ihrer Organisation, die Aburteilung nationalsozialistischer Kriegsverbrecher  und großangelegte Entnazifizierungsverfahren zur Folge.



Literatur zur Zeit des Nationalsozialismus:


Der Nationalsozialismus hat keine nennenswerte Literatur hervorgebracht. Zwischen den beiden Kriegen und auch schon vorher war in Anlehnung an die Literatur der Heimatkunstbewegung eine Literatur entstanden, welche sich ideologisch und poetisch scharf von der modernen Literatur abgrenzte. Diese wurde während der Zeit des dritten Reichs zur offiziellen und allein akzeptierten Form schriftstellerischer Arbeit. (Litterature engageè)  Die Literatur wurde in den Dienst der Parteipropaganda gestellt. Es kam zu einem Verbot ausländischer Literatur. Am 10 Mai 1933 wurden in Deutschland (1938 auch in Österreich) öffentlich die Bücher von Heinrich Mann und Heinrich Heine, Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Bertholt Brecht u.v.a. verbrannt. Das Regime der Nationalsozialisten lehnte diese entartete verjudete Literatur ab. Dem Verbot dieser Literatur folgte die Verfolgung der Autoren selbst.

So wurden z.B. Carl von Ossietzky und Jura Soyfer im KZ ermordet.


Die Literatur des dritten Reiches lies sich unterteilen in Autoren die der Verführungskraft des Nationalsozialismus erlagen und sich seinen Ideologien zuwandte, und solchen die ihn ablehnten, ins Ausland flüchteten oder sich der inneren Emigration zuwandten.

Zu der zugewandten Gruppe zählte der bekannte Lyriker Josef Weinheber. Als die NS-Herrschaft jedoch in einer Katastrophe endete, beging er Selbstmord.



Volkhafte Dichtung:
Diese griff auf die Heimatkunst um 1900 zurück. Sie wurde Blut- und Bodenliteratur genannt.

Heldische Dichtung:
Diese pries wie die Germanen den Kampfgeist ihrer Heroen, oder wie die Weimarer Republik in ihren Kriegsromanen die soldatische Gemeinschaft.





Die Literatur der "Inneren Emigration":


Alle diese Bekenntnis- oder politischen Gebrauchstexte waren aber nicht von literarischem Wert. Für Autoren die sich der Einvernahmung durch die Nationalsozialisten entziehen wollten, gab es außer der Flucht ins Ausland nur den Rückzug in die innere Emigration. Viele von ihnen versuchten , ihre Kritik in verschlüsselter Form vorzutragen. Sie riskierten dabei jedoch die Umdeutung ihrer Werke im Sinne der nationalsozialistischen Machthaber. Die wertvolle Literatur entstand im verborgenen Untergrund, durfte jedoch nicht veröffentlicht werden.


Vertreter:


Werner Bergengrün             "Der Großtyrann und das Gericht"

Ernst Jünger                        "Auf den Marmorklippen"



Die deutsche Exilliteratur


Nach dem Reichstagsbrand und den Bücherverbrennungen erkannten viele Schriftsteller die Gefahr und flüchteten ins Ausland wo sie arbeiten durften. Zwischen 1933 und 1945 gingen mehr als 300 Schriftsteller und Dichter ins Exil. Wichtige Exilländer waren Frankreich, die Niederlande, die Tschechoslowakei, die UdSSR, die Schweiz und Dänemark, später auch die USA und Mexiko. Es entstand die Exilliteratur zu deren wichtigsten Vertreter zählten:


Klaus Mann

Heinrich Mann

Bertold Brecht          "Mutter Courage und ihre Kinder"

"Leben des Galilei"

"Der gute Mensch von Sezuan"



Literatur nach 1945

Man bezeichnet diesen Zeitpunk auch als die " Stunde Null". Die Literatur beschaftigt sich mit dem Nationalsozialismus uns seinen Auswirkungen. Der Verfolgung von Bevölkerungsgruppen dem Krieg und seinen nachträglichen Auswirkungen. Die Autoren lassen sich in zwei Generationen einteilen, die zwischen 1900 und 1920 Geborenen, die zum Tieil schon vor dem zweiten Weltkrieg veröffentlicht haben, deren wesentlisches schaffen aber durch die Erfahrungen des Krieges und der Nachkriegszeit geprägt ist. Die zweite Gruppe ist die jüngere Generation, deren Geburtsjahrgang nach 1920 liegt, jene "verlorene" Generation sie sie genannt wird, die im dritten Reich und im Kriege aufwuchs und um oder nach 1950 zu schreiben begann.


Als die Schriftsteller aus dem Krieg in ihre zerstörten Städte heimkehrten und zu schreiben begannen, war das Interesse an ihren Büchern nicht groß. Die Menschen versuchten die Vergangenheit, mit Phrasen von "Pflicht", "Opfer" und von den "Gräben" die nicht "aufgerissen" werden sollten, zu verdrängen. Niemand wollte Anteil genommen haben am Zustandekommen und an den Verbrechen der NS-Diktatur. Auch die Entnazifizierung wurde kaum durchgeführt und bald gänzlich eingestellt.


Es entstand damals eine Literatur, die man nicht selten geringschätzig Trümmerliteratur nannte, weil sie Trümmer beschrieb und der Brandgeruch der Vergangenheit noch über ihr lag. Es gab viele denen ein Ausweichen der Literatur in die Idylle lieber gewesen wäre. Dieses Ausweichen fand jedoch vorerst nicht statt. Eine Reihe von Stimmen kamen zu Wort, die aufrichtig und verantwortungsbewußt die Wirklichkeit schilderten, wie sie war. Diejenigen, die schrieben, standen im selben Trümmeralltag wie diejenigen, die diese ersten schriftstellerischen Zeugnisse lasen. Einer der ersten Sprecher dieser lost generation (verlorenen Generation da sie ihre Jugend verloren hatte) war Wolfgang Borchert.


WOLFGANG BORCHERT (1921 - 1947)

Ab 1941 machte er den Rußlandfeldzug mit, wobei sein Fronteinsatz wiederholt durch Aufenthalte in Lazaretten (Lebererkrankung) und in Militärgefängnissen (Verdacht auf Selbstverstümmelung, freimütige Außerung über das von ihm abgelehnte Regime) unterbrochen wurde. Als der Krieg zu Ende ging floh er aus der Gefangenschaft und machte sich auf den Weg in seine Heimatstadt Hamburg.


Sein Heimkehrerdrama "Draußen vor der Tür. Ein Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will" schrieb er im Jänner 1947 innerhalb von acht Tagen nieder.

Es ist eine Geschichte vom elend der +Hungernden und der Kriegskrüppel, Heimkehrern und Heimatlosen, von all denen, die der Krieg verwüstet hat. Handlung und Sprache sind in allen sparsam und straff. Er verwendet neue Aussageformen und schildert das Schicksal eines in völliger Vereinzelung gestoßenen Heimkehrers, der "nach Hause kommt und doch nicht nach Hause, weil für ihn kein zu Hause mehr da ist". Niemand wird angeklagt und für schuldig erklärt, sondern die menschliche Kreatur in ihrer grenzenlosen Einsamkeit, Verlassenheit und gottferne wird dargestellt. Die gesamte Dichtung ist im Grunde eine szenisch aufgeteilter Monolog, ein Monodrama.


Borchert ist ein Vertreter der Trümmer- und Kahlschlagliteratur (1945 - 1960) zu der auch Paul Celan und Wolfdietrich Schnurre zählten. Er.schrieb in seinem Manifest: "Wir brauchen keine Dichter mit guter Grammatik. Zu guter Grammatik fehlt uns die Geduld. Für Semikolons haben wir keine Zeit und Harmonien machen uns weich und die Stilleben überwältigen uns.           Nein unser Wörterbuch, das ist nicht schön. Aber dick. Und es stinkt. Bitter wie Pulver. Sauer wie Steppensand. Scharf wie Scheiße. Und laut wie Gefechtslärm".




Die wichtigste literarische Gruppierung der Nachkriegszeit war die "Gruppe 47", die sich 1947 um Hans Werner Richter (geb. 1908) und Alfred Andersch (1914 - 1980) bildete.


Die beiden Gründer der Gruppe brachten schon in amerikanischer Gefanenschaft die Lagerzeitschrift "Der Ruf" heraus, in dem sie ihre von Nationalsozialismus betrogenen Kameradern für die Bildung einer sozialistischen Demokratie in Deutschland gewinnen wollten. Wieder in Deutschland (1946) gaben sie Den Ruf auch in München heraus. Wegen Kritik an den Besatzungmächten drohte ihnen jedoch der Lizenzentzug.


Auf den regelmäßigen Tagungen der Gruppe gelang einer Reihe von später brühmten Autoren der Durchbruch. (Heinrich Böll, Günter Grass, Ingeborg Bachmann und Martin Walser) Die Gruppe hatte kein konkretes Programm, forderte aber strenge antinazistische und pazifistische Gesinnung. Sie setzt sich für eine moderne Nachkriegsliteratur ein und ist gegen die konservative Kulturpolitik. Als Vorbilder dienten besonders autoren der ehemaligen amerikanischen "lost generation": Hemingway, Steinbeck und Faulkner. Unter ihrem Einfluß entstanden vor allem Reportagen und Kurzgeschichten.




Auch die Texte von Heinrich Böll entsprachen der Vorstellung dieser Gruppe.


HEINRICH  BÖLL (1917 - 1985)

Er nimmt von 1939 bis 1945 am Krieg teil. Der Haß auf den Krieg und die heftige Ablehnung von Nazidiktatur und Militär ist Böll schon früh von den Eltern eingeimpft worden. Der Vater erzählte seinen Kindern, wie er sich im 1. Weltkrieg als Landsturmmann auf der Fahrt in die Hölle von Verdun mit einer simulierten Blinddarmentzündung aus dem Zug tragen ließ. Auch der Sohn entfernte sich in den letzten Kriegsmonaten von der Truppe - er erlebte den Zusammenbruch der Wehrmacht als Deserteur. Nach dem Krieg studiert er Germanistik und lebt dann als freier Schriftsteller in Deutschland.


Heinrich Böll teilte mit Wolfgang Borchert die Erschütterung der Kriegsgeneration; alle Schlachten, die gewonnen und verloren, waren 'Gemetzel'; er klagt, daß 'für die Toten die Blumen nicht mehr blühen, kein Brot mehr für sie gebacken wird, und der Wind nicht mehr für sie weht..' Für Böll war mit dem Ende des Gemetzels der Krieg nicht vorüber. In seiner ersten veröffentlichten Erzählung 'Die Botschaft' steht: 'Da wußte ich, daß der Krieg niemals zu Ende sein würde, niemals, solange noch irgendwo eine Wunde blutet, die der Krieg schlug.'


Sein'DER ZUG WAR PÜNKTLICH' ist Bölls erste veröffentlichte größere Prosaarbeit (1949). Typische Elemente der Erzählung sind die fatalistischen Todesahnungen eines hochsensiblen jungen Menschen, der weiß, daß es aussichtslos ist, einem vorbestimmten Schicksal zu entrinnen. Sie erzählt das erbarmungslose Ausgeliefertsein des einzelnen an das Massenschicksal des Krieges.


Die späteren Werke sind eine schonungslose Kritik der ersten Nachkriegsjahre. Er richtet sich gegen die Sattheit und Lauheit all derer, die vergessen können und wollen. Kritisch durchleuchtet er politische und gesellschaftliche Gegebenheiten. Der gläubige Katholik Böll richtet seine Kritik auch gegen die katholische Kirche. Er war Moralist, dessen Wurzeln in seinem Glauben lagen.


Heinrich BÖLL schreibt in seinem Aufsatz 'Bekenntnisse zur Trümmerliteratur' 1950 :

Wir haben uns gegen die Bezeichnung 'Trümmerliteratur nicht gewehrt, weil sie zu Recht bestand: tatsächlich, die Menschen, von denen wir schrieben, lebten in Trümmern sie kamen aus dem Krieg, Männer und Frauen in gleichem Maße verletzt, auch Kinder..Wir schreiben die Wahrheit.'


Immer wieder prangert Böll die grausame Härte und den Wahnsinn des Krieges an, die sinnlose Hinopferung, die man fälschlicherweise Heldentum nennt. Der Krieg wächst bei Böll in die Nachkriegszeit hinein. Die Kriegsfolgen sind nicht minder schrecklich als der Krieg selbst. Sie zersetzen die Menschen, stellen alle bisher gültigen Werte in Frage.



Ein weiterer Autor der sich mit der NS-Zeit beschäftigt hat war Max Frisch.

MAX FRISCH (1911 - 1991)


Geboren in Zürich am 15. Mai 1911 als Sohn eines Architekten. Er besuchte das Realgymnasium in Zürich. Anschließend brach er das Studium der Germanistik ab und arbeitete als freier Journalist. Frisch studiert dann Architektur und eröffnet ein Architekturbüro. 1948 kam er in Kontakt mit Bertold Brecht in Zürich. 1954 löst er das Architekturbüro wieder auf und arbeitet als freier Schriftsteller.

In seinem Stück Andorra bezieht er gegen Vorurteile und gegen den Antisemitismus Stellung. 12 Jahre nach der Entstehung der Prosaskizze wurde das Stück 1961 uraufgeführt. Der Name des Stückes bezieht sich nicht auf den Zwergstaat, man kann jeden gewünschten Namen dafür einsetzen. In "Andorra" wird vor unseren Augen ein Mensch einfach langsam zu Tode gefoltert, systematisch. Die Vorurteile gegenüber Juden (Liebe zum Geld; kein Bezug zum Vaterland - sie kaufen es ja; sie haben kein Gemüt) wird in dem Stück auf tragische Weise zur Schau gestellt. Man könnte meinen dem Stück läge ein geschichtliches Ereignis zu Grunde.


Ein Junger Mann, fast noch ein Jüngling, wird als kleiner Junge in einer Zeit, als es schick war, sich der im Nachbarland Bedrängten und Verfolgten anzunehmen, als Jude ausgegeben, obwohl er gar keiner ist. Nun behandeln ihn alle als Juden, und er geht daran zu Grunde, zuletzt sein Schicksal bewußt auf sich nehmend. Es wird das Kleinbürgerliche, Provinzielle kritisiert. Andorraner kritisieren nur die Art, wie der Jude getötet wurde. Sie vermissen ihn nicht.

Statt den Juden könnte in diesem Stück auch ein Neger oder ein Chinese oder ein Kommunist oder Irgend jemand innerhalb einer Gruppe, die etwas Besonderes zu sein glaubt, eingesetzt werden. So ist das Werk ein Beispiel dafür, das der Andere der Schlechte ist und vernichtet werden muß.


Es sind hier nicht nur die Nazis gemeint, sondern es ist eine allgemeine Kritik.


Andorra  = Modell für etwas das immer und überall passieren kann.



In den achziger Jahren entstand eine Vielfalt von literarischen Auseinandersetzungen die sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit beschäftigen. Ein Literat ist Erich Hackl der mit seiner Erzählung "Abschied von Sidonie" (1989) die Vergangenheit in wieder gegenwärtig macht. Das Stück handelt


Siehe Sidonie Anhang


Hackl erzählt den authentischen Fall schlicht,wie eine Kalendergeschichte, und erzeugt damit eine Heilsame wurt gegen Denuntiantentum.


Noch ein Stück der Neuzeit ist der erste Roman von Elisabeth Reichart.
"Februarschatten" (1984).

Der historische Hintergrund für diesen Roman ist die Mühlviertler Hasenjagd, welche auf die in der Nacht zum 2. Februar 1945 entflohenen 500 russuschen Häftlinge, hauptsächlich Offiziere aus dem KZ Mauthausen veranstaltet wurde von denen nur 17 entkamen. Der Rest wurde grausam niedergemetzelt.


Der Roman behandelt die Lebensgeschichte zwischen Mutter und Tochter 


Siehe Februarschatten Anhang


Die Verfilmung zu diesem Roman lieferte Andreas Gruber.

"Mühlviertler Hasenjagd" oder "Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen"




Eine der bekanntesten Verfilmungen eines Bühnenstücks ist "der Bockerer" von Ullrich Becher und Peter Preses. Sie Zeigt die Lebensgeschichte eines wiener Fleischers zur Zeit des Nationalsozialismus.


Karl Bockerer versucht trotz der nazionalsozialistischen Umwälzungen an seinen alteingesessenen Wertvorstellungen in liebenswerter Naivität festzuhaltn. Das seine heile Welt durch das Regime auseinanderbricht und zerstört wird, kann er nicht verstehen. Sein Verhalten ähndelt einer Gratwanderung welcher er sich nicht bewußt ist.



50 Jahre nach Kriegsende ist dieses Thema aktueller den je.


Jantzer ! !!!!!!


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