Die Abschaffung der Sklaverei
Im Süden Nordamerikas - von Louisiana bis Virgina und von Carolina bis Mississippi - war nach der ersten
Kolonisation durch Engländer und Franzosen eine
feudalistische Wirtschaftsform mit Großplantagen
entstanden. Auf den riesigen Plantagen - Robert Carter besaß zum Beispiel 70.000 Morgen, der spätere Präsident Jefferson immerhin 11.000 Morgen - wurden vor allem Baumwolle und Tabak angebaut, Kulturen, die mit Hilfe ausreichender Mengen an Sklaven betrieben wurden. So sah man immer wieder aneinandergebundene Schwarze zu den Sklavenmärkten ziehen; die aus Afrika oder den westindischen Inseln in Charleston oder Norfolk einlaufenden Schiffe entluden ihr lebende Fracht an amerikanischen Ufern. Auf den hitzeflimmernden Feldern arbeiteten schwitzend und schwermütige Lieder singend schwarze Männer, Frauen und auch Kinder.
Ein Gesetz Virginas besagt, dass ein entflohener und wieder gefangener Sklave vom Gendarm zunächst ausgepeitscht, dann dem Nachbarbezirk übergeben, wieder ausgepeitscht und so von Hand zu Hand weitergegeben werden musste, bis er auf der heimatlichen Plantage angelangt war, wo ihn sein Herr beliebig bestrafen durfte. Man hielt Bluthunde und eigene, meist brutale Sklavenjägertrupps, die den Flüchtigen nachsetzen sollten.
Während die Plantagenherrn in unvorstellbarem Reichtum in ihren schlossartigen Besitzen lebten, wurden in einiger Entfernung davon die Sklaven in der "Sklavenzeile" wie Vieh in Pferchern untergebracht. Man züchtete Neger, da sie Werte darstellten, und verschacherte ohne Rücksicht auf Familienbande Frauen, Kinder und Männer ganz nach Belieben oder Nachfrage.
Sklaverei hat es seit jeher gegeben: Seit der Mensch entdeckt hatte, dass sein Mitmensch einträglichste Ausbeutungsobjekt ist, dass unaufhörlich Wert und Dienstleistungen produziert. Alle antiken Völker haben Kriegsgefangene, Schuldner, überschüssige Kinder armer Leute, Besiegte oder Fremde versklavt. Es gab in jenen Zeiten als Energiequellen nur Wind, Wasserkraft oder tierische Kraft. Der am leichtesten von Ort zu Ort zu schaffende, am leichtesten steuerbare auszubeutende der antiken Wirtschaft und Produktion war jedoch der Sklave. Im römischen Reich galt der Sklave als "res mobile" - als "bewegliche Sache"; und erst einige menschenfreundlichere Gesetze des Philosophenkaisers Hadrian gaben den Versklavten einen gewissen gesetzlichen Schutz.
Das Christentum endete wenig oder nichts an diesem Zustand; das ganze Mittelalter hindurch gab es die Halbsklaverei der Leibeigenschaft und die Ausbeutung der Hörigen. 1442, mit dem Vordringen der Portugiesen in Afrika, entdeckten diese geschickten Kaufleute den Markt mit "schwarzem Elfenbein" und transportierten zunehmend Neger.
Die Entdeckung und Eroberung Amerikas machte die unterworfene Indiobevölkerung der Inseln, später Mexikos, Perus oder Venezuelas, zu unmenschlich behandeltem Arbeitsvieh christlicher Plantageros oder Bergwerkbesitzer. Aus Mitleid mit der schwächeren, wie Fliegen dahinsterbenden Indiobevölkerung schlug um 1517 der Bischof Las Casas Karl V. die Einfuhr von Negern in Amerika vor. Der "Assiento-Handel" - das Privileg des Sklavenhandels - entstand, an dem sich dann Flamen, Genuesen, Franzosen und bald auch Engländer beteiligten.
Die Briten befuhren die "Goldene Route". In Bristol oder Liverpool legten die Schiffe, beladen mit Tuch, Glasperlen, Messerchen oder Spiegeln, ab, brachten ihre Ware an die Elfenbein-, Sklaven- oder Goldküste, wo sie die Ware mit 300 % Gewinn an Negerhäuptlinge und arabische Sklavenjäger übergaben. Dafür trieben diese die Bevölkerung ganzer Dörfer und Landstriche den Händlern zu. In nur meterhohen Zwischendecks, auf Stroh gebettet und aneinandergekettet in stinkender, qualvoller Enge, fuhren die Ladungen lebender Fracht zu den Westindischen Inseln. Dort wurden die Überlebenden verkauft - ebenfalls mit 400 - 500 % Gewinn. Für dieses Geld kauften die Schiffer Zuckerrohr, Baumwolle, Gewürze und andere Kolonialwaren und brachten die Fracht nach Bristol zurück, wo sie noch einmal etwa 500 % Gewinn buchten. Am Menschenhandel - der auch die armseligen Zuwanderer weißer Rasse: Arbeiter aus Wales, schottische Hirten oder irische Kleinbauern, nicht ausschloss - beteiligten sich auch die nordamerikanischen Plantagenbesitzer seit Beginn des 17. Jahrhunderts mit großem Nutzen.
Freiheitlich denkende Menschen, vor allem Quäker, protestierten schon frühzeitig gegen diesen menschenunwürdigen Handel und brachten 1807 die "Abolition Act" - ein Gesetz gegen den Negerhandel der Briten - durch. Von da an wurden die schwarzen Sklaven nicht mehr aus Afrika oder Westindien eingeführt, sondern auf den Plantagen selbst "gezüchtet". Im Jahre 1848 wurde auch den Franzosen der Handel mit Sklaven verboten.
Der Geist der Freiheit und der Menschenrechte, aber auch die zunehmende Möglichkeit, menschliche Arbeitskraft profitträchtiger durch Maschinen zu ersetzen bzw. Neger durch Proletarier (die man beliebig im Falle des Absatzstopps sich selbst überlassen konnte) abzulösen, machte die großbürgerlich-feudale Gesellschaft aufgeschlossener für die Freigabe von Sklaven. Eine Dampfmaschine ließ sich leichter einsetzen . . . Nur für die Großlandwirtschaft waren noch nicht die zahlreichen Bearbeitungs- und Erntemaschinen erfunden, und deshalb blieb der amerikanische Süden weiterhin bei seiner Sklavenwirtschaft.
Am 28. August 1833 erfolgte ein endgültiges verbot von Sklaverei und Sklavenhandel innerhalb des britischen Weltreichs. In den USA erfolgte 1862 die Proklamation von Präsident Abraham Lincoln, durch die alle Sklaven auch der Südstaaten für frei erklärt wurden. Der nordamerikanische Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten entflammte über dieser Frage; Die Nordstaaten gewannen ihn, und so blieb die Sklaverei abgeschafft. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war sie in fast allen Staaten der Welt offiziell geächtet; allerdings trat im Zuge des ins Kraut schießenden Hochkapitalismus und der rapide wachsende Mechanisierung der Industrie an die Stelle des Sklaven der ausgebeutete Proletarier.
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