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Deutschland Hammer oder Amboss

Deutschland: "Hammer oder Amboss"? (B. v. Bülow, 11.Dezember 1899)


Erklären Sie den Sinn der bildlichen Formulierung, das deutsche Volk werde im 20. Jahrhundert "Hammer oder Amboss" sein. Welche entscheidenden Grundüberzeugungen liegen diesem Bild und der Rede Bülows insgesamt zu Grunde?

Welche Folgerungen für die deutsche Außenpolitik leitet Bülow davon ab? Mit welchen Gefahren war diese Außenpolitik verbunden?

Diskutieren Sie, ob sich Bülows Forderung "Diese Zeiten politischer Ohnmacht und wirtschaftlicher und politischer Demut sollen nicht wiederkehren", zu Recht auf die zurückliegende Geschichte Deutschlands beziehen lässt.






Bernhard von Bülow, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes (1897-1900) und späterer Reichskanzler (1900-1909) unter Wilhelm II., bekräftigt in seiner Reichstagsrede vom 11. Dezember 1899 Deutschlands Anspruch auf Weltgeltung - die imperialistische Expansionspolitik Deutschlands unter Wilhelm II.

"In dem kommenden Jahrhundert wird das deutsche Volk Hammer oder Amboss sein []"; bildliche Formulierungen die den eingeschlagenen Weg deutscher Expansionspolitik aufzeigen. Erfolge der letzten Monate und Jahre verstärkten den Glauben der deutschen Imperialisten, dass Deutschland stark genug sei, imperialistische Expansionspolitik auf eigene Faust betreiben zu können und das ohne viel Rücksicht auf andere Weltmächte ("wollen keiner fremden Macht zu nahe treten []" "wollen uns aber auch von keiner fremden Macht auf die Füße treten lassen [] von keiner fremden Macht beiseite schieben lassen []".

Die Politik hatte sich gewandelt. Bismarck Außenpolitik war darauf bedacht auf dem Wege der Diplomatie Deutschland Großmachtstellung zu sichern (nicht aber den Sprung zur Weltmacht zu wagen), Frankreich zu isolieren und den Frieden in Europa zu erhalten. Seit 1888 wehte aber ein ganz anderer Wind in Deutschland (unter Wilhelm II). Er orientierte die deutsche Aussenpolitik neu ( Bismarcks Entlassung 1890). Berauscht vom beeindruckten wirtschaftlichen Aufstieg des Reiches (bedingt durch Industrialisierung) und seiner Stärke, sollte sich Deutschland im "Streit und Wettlauf  um die Kolonien" aktiv beteiligen ("Hammer" - Symbol für Veränderung, aktives handeln, "mitmischen")! Man wollte nicht mehr nur zuschauen; ohne sich zu beteiligen ("Zeiten politischer Ohnmacht und wirtschaftlicher und politischer Demut[]") und sehn das England, Frankreich und auch Russland ihre kolonialen Errungenschaften ausdehnten. Das formulierte Bild "Hammer" bezeichnet sozusagen den Vorgang auch etwas "vom Kuchen" (Kolonien) abzubekommen und sich so vor allem auch wirtschaftlich (Kolonien als Rohstoff- und Absatzmärkte) zu stärken. Man war überzeugt eine eigene imperialistische Expansionspolitik betreiben zu können, die durch Flottenrüstung, Weltpolitik und Heeresverstärkung möglich wurde. Es wurde um Weltmacht gestrebt, für einen "Platz an der Sonne", das heißt wirtschaftliche und strategische Vorteile und politisches Ansehen auf der Welt.

Mit brutaler Offenheit spricht Bülow aus, dass der deutsche Imperialismus entschlossen war, die Nation für imperialistische Machtpolitik, Aufrüstung und Kriegsvorbereitung zu missbrauchen. Dies wird auch durch das Bild "Amboss" ( - Symbol für Unterwürfigkeit, Demut) deutlich! Die aktiven Bestrebungen bargen das Risiko von einer "fremden Macht" beiseite geschoben zu werten. Gewiss war man sich der Gefahr einer "Hammer - Politik" bewußt (Kriege, Konflikte), nur wollte man doch auch nicht auf den "Platz an der Sonne" verzichten und sehn das andere Länder an einen Vorbeiziehen.

Im Großen und Ganzen war somit die Grundüberzeugung der Glaube stark genug zu sein um auf eigene Faust eine Expansionspolitik betreiben zu können. Man war neidisch auf die großen Kolonialmächte. Neidisch auf deren wirtschaftlichen (Absatz- und Rohstoffmärkte) und strategischen (Stützpunkte) Vorteile, die die Kolonien mit sich brachten.



Deutschland sollte imperialistisch aktiv werten. Das heißt selber Gebiete "erobern" (Kolonien erwerben) , um sie wirtschaftlich und strategisch auszunutzen.

Bülow war der Auffassung das diese Politik um Wohlstand ("Wohlfahrt") als Basis ein "starkes Herr" und eine "starke Flotte" forderte. Man wollte sich von keiner "fremden Macht" beiseite schieben oder auf die Füße treten lassen. Das heißt man rechnete von vorn herein mit Auseinandersetzungen, auch wenn man diesen Standpunkt durch die Aussage "wir wollen keiner fremden Macht zu Nahe treten []" versuchte nicht ganz zu schroff formulieren.

Das Ergebnis einer Politik, die Kriegsrüstung und Aggression für die Wohlfahrt des Volkes ausgibt sind nun mal Konflikte und Kriege, gerade bei der damals vorherrschenden Außenpolitik Wilhelms II. So wurden die freundschaftlichen Beziehungen mit England beendet, Annäherungen Englands die eine gemeinsame Kolonialpolitik vorsahn und gegen Russland gerichtet sein sollte wurden abgelehnt und Erzfeind ging ein Bündnis mit Russland ein. - Die Lage war somit auch nicht gerade gut für Deutschland. Das Bündnissystem Bismarck wurde damit das europäische Gleichgewicht das den Frieden in Europa sicherte wurde leichtfertig zerstört. Deutschland war isoliert und das Weltmachtstreben trübte den Blick für reale Bedingungen.




Die Forderung Bülow's wurde bis zum 1. Weltkrieg erfüllt. Der Imperialismus forderte seine Opfer. Eine Politik die Kolonien als notwendig erachtet genauso wie Kriege, die den Militarismus unterstützt und Opferbereitschaft, Gehorsam und Untertanengeist vom Volk fordert. Das Weltmachtstreben trübte den Blick für eine realistische Einschätzung des tatsächlichen Kräfteverhältnisses und tatsächlicher Stärke.

Nach Kriegsende kam eine gewisse Ruhe ins Geschehen. Durch den Versailler Vertrag musste Deutschland zwar Gebiete abtreten, das Saarland wurde unter Völkerbundkontrolle gestellt  und man wurde zu hohen Reparationen verdonnert , aber man war weiterhin regierungsfähig. Politische Richtungskämpfe (revolutionäre Situation) ließen keine politische Ohnmacht erahnen. Die Lage in Deutschland verschlechterte sich (1923 - Krisenjahr), doch konnte man sich durch eine Währungsreform, Neuregelungen der Reparationen, sozialpolitische Maßnahmen und außenpolitische Erfolge aus der Krise retten. Die Forderung Bülows wurde eingehalten - man war wirtschaftlich und politisch aktiv, wobei man im Krisenjahr 1923 am Rande wirtschaftlicher Ergebenheit stand.

Weltwirtschaftskrise und die politische Radikalisierung folgten. Durch Adolf Hitler und die NS - Politik wurde Deutschland wieder wie zu Zeiten des Imperialismus, außen- und innenpolitisch aktiv. Die Folge der Zweite Weltkrieg, durch den das deutsche Ansehen wegen der schrecklichen Greueltaten noch heute zu Leiden hat. Die politische und wirtschaftliche Aktivität wie sie Bülow Jahre zuvor forderte wurde wiederrum erfüllt. Die Folgen des Zweiten Weltkriegs waren aber verheerend. Das staatliche und gesellschaftliche Leben brach zusammen, die Regierung handlungsunfähig, die Infrastruktur zerstört (im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg verheerende Zerstörungen auf deutschen Territorium) und die soziale Lage katastrophal. Man war somit abhängig vom fremder Hilfe, wirtschaftlich und politisch. Bülows Forderung konnte nicht eingehalten werden. Warum auch? - Durch Sie wurde der Erste und ich würde sogar sagen der Zweite Weltkrieg heraufbeschworen. Imperialistische Bestrebungen und Rüstung für die Wohlfahrt eines Volkes bringen Widersprüche und Auseinandersetzungen mit sich da sie nur auf die Interessen eines Landes, in dem Falle Deutschlands, ausgerichtet sind . Nur langsam konnte sich Deutschland erholen. Am schwersten ergang es den Ostteil, der 40 Jahre unter sozialistischer Herrschaft zu leiden hatte. Heute gibt es keinen Imperialismus mehr. Die Forderung Bülows kann schon zeitlich gesehen nicht mehr gelten. In einem Zeitalter in dem es an Massenvernichtungswaffen nicht mangelt und von Demokratie und Toleranz gepredigt wird, kann eine solche Forderung einfach nicht bestehen.







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