Wiens I. Türkenbelagerung 1529
Vorgeschichte
Sultan Süleyman II.
Das Heer der Türken und ihre Belagerungstaktik
Wiens Verteidigung
Die Türken greifen an
Persönliches Kommentar
Quellennachweis
Seit dem Fall Konstantinopels 1453 wurde der Druck der Osmanen auf ganz Europa immer größer. Schritt für Schritt kämpften sich die Türken vorwärts. Im Jahre 1425 tauchten sie erstmals im habsburgerischen Grenzland auf. Die Türken entwickelten sich immer mehr zu einer existenzbedrohenden Volksnot.
Nach der Unterwerfung Ungarns in der Schlacht um Mohacs 1526, drang Sultan Süleyman II. im Spätsommer 1529 bis nach Wien vor.
Der Titel Sultan galt bei den Türken als der Höchste. Kanuni(=der Prächtige, der Große, der Gesetzgeber) Süleyman kam im Jahre 1495 als einziger Sohn des Feldherrn Selim I. zur Welt. Er kam im Alter von 26 Jahren, 1520, an die Macht und regierte für die folgenden 46 Jahre. Er war der bedeutendste Herrscher des osmanischen Reiches. Er selbst nahm an zehn Europafeldzügen und an drei weiteren in Asien teil.
Im Jahre 1526 vernichtete er mit seinen Truppen das gesamte ungarische Heer unter der Führung von König Ludwig II in der Schlacht bei Mohacs, womit der Weg nach Wien frei wurde. König Ludwig II. selbst, fiel in der Schlacht. Der Sultan und sein Großwesir Ibrahim Pasa ließen die ungarische Hauptstadt Ofen in Flammen aufgehen.
Vom 27. September bis zum 15. Oktober 1529 besetzte er dann Wien erfolglos.
Seinen letzten Feldzug unternahm der Sultan mit 71 Jahren um Szeged zu erobern, jedoch starb er, bevor die Stadt eingenommen wurde.
Wie weiter oben schon erwähnt, rückte der Sultan nach der siegreichen Schlacht bei Mohacs mit einem Heer von etwa 150 000 Soldaten gegen Wien vor. Er konnte keine schwere Belagerungsartillerie mitführen, da es durch das herrschende Schlechtwetter zum Beispiel unmöglich war, die schweren Kanonen auf dem aufgeweichten Boden zu transportieren.
Noch bevor die Hauptstreitmacht eintraf, vernichtete die türkische Reiterei sämtliche Vororte Wiens.
Als das gesamte Heer eingetroffen war, begannen die Türken sich zu formatieren. Während sich der Sultan selbst in einer gewaltigen Zeltfestung in sicherer Entfernung aufhielt, bewegten sich die gefürchteten Janitscharen (= berittene Eliteeinheit des osmanischen Heeres) stets um die Stadt herum und erstickten jeden Fluchtversuch der Wiener Bevölkerung.
Der Großwesir Ibrahim Pasa postierte sich mit der Artillerie im heutigen Hietzing und St. Veit. Auf der Donau sammelten sich an die 600 Schiffe, die das Heer ständig mit Munition und Nahrungsmitteln versorgen sollten. Schon bald hatten die Türken Wien in einem großen Bogen von Simmering bis Heiligenstadt eingeschlossen.
Am 27. September zerstörten türkische Schiffe die hölzerne Donaubrücke, wodurch Wien endgültig vom Umland abgeschnitten war.
Wiens Verteidigung
Als sich die Nachricht verbreitet hatte, dass die Türken auf dem Weg nach Wien waren, stellte Graf Niklas Salm ein Verteidigungsherr von etwa 2100 Söldnern und zirka 9000 Knechten auf.
Man beschloß sofort die, nur durch Palisaden, einige primitiven Zäune und Gräben geschützten, Vorstädte niederzubrennen, da es unmöglich gewesen wäre, diese zu halten. So hatte man ein weitaus größeres Sichtfeld bzw. Schußfeld rundum die Stadt. Innerhalb von 3 Tagen brannten an die 800 Häuser nieder. Man richtete sich alleine auf die Verteidigung der Stadt.
Wien hatte zur Verteidigung lediglich eine aus dem 13. Jahrhundert stammende Stadtmauer, deren Zustand besorgniserregend war, da sie aus finanziellen Gründen seit Mitte des 15. Jahrhunderts nicht saniert worden war. Also machte man die ohnehin schon 6 Meter hohe Mauer durch einen Holzaufsatz um weitere 3 Meter höher. Da dieser Holzaufsatz leicht nach vorne geneigt war, war es nun möglich den Fuß der Mauer zu beobachten und zu verteidigen.
Kaiser Ferdinand I. floh mit seinem ganzen Hof und seinem persönlichen Schutzheer nach Innsbruck. In Wien blieben nur der damalige Bürgermeister Wolfgang Treu und Graf Niklas Salm zurück. Die Knechte wurden entlang der Stadtmauer postiert, während die Söldner noch zurückgehalten wurden.
Die Türken greifen an
Das gesamte türkische Heer stand unter der Befehlsgewalt des Großwesirs Ibrahim Pasa. Als die Türken mit der Postierung ihrer Soldaten nach nur 2 Tagen fertig waren, begannen sie sogleich die Stadtmauer unter Beschuß zu nehmen. Die mittlere und leichte Artillerie der Türken reichte jedoch nicht aus um die Stadtmauer zu zerstören und das Erklimmen mit Leiter brachte ebenfalls wenig Erfolg.
Die Angst unter den eingeschlossenen Bürgern wurde immer größer und so kam es immer öfter zu Fluchtversuchen, die Janitscharen metzelten an die 5000 Bürger, darunter Frauen und Kinder, ohne Skrupel nieder, nur selten nahmen sie Gefangene.
Innerhalb der Stadtmauer war genug Nahrung und Munition vorhanden und da der Sultan nicht wußte, wie er weiter gegen Wien vorgehen sollte, schickte er Gefangene mit der Nachricht in die Stadt, er würde Wien verschonen und weiter gegen Westen ziehen, um auf König Ferdinand zu treffen, wenn sich die Stadt ergebe. Tue sie das nicht, würde er sein nächstes Frühstück bereits in der Stadt einnehmen und nicht einmal das Kind im Mutterleib verschonen.
Niklas Salm und der Bürgermeister Treu ließen sich jedoch aufgrund des Terrors, den die Türken rings um Wien ausübten, nicht auf das Angebot ein.
Die Wut unter den Belagerern wurde immer größer und so begannen sie nun aus ihren Batterien vor allem das Kärntnertor zu beschießen. Gleichzeitig starteten sie am 1. Oktober den gefährlichen Minenkrieg. An rund 40 Stellen begannen sie unterirdische Gänge gegen die Stadt zu graben. Auf diese gefährliche Taktik der Türken weisen heute noch diverse Wiener Lokalsagen hin, in denen zum Beispiel erzählt wird, wie Wiens Bäcker Trommeln in ganz Wien aufstellten und Weizenkörner drauflegten, so konnten sie angeblich jede Vibration unter der Erde wahrnehmen und wußten so, wo die Türken ihre Stollen gruben. Als die Türken es auf diese Art auch nicht schafften in die Stadt zu gelangen, füllten sie die Minen später auch mit Sprengstoff, um die Stadtmauer nun von unten her zu zerstören
Die Verteidiger schlugen sich tapfer und legten Gegenminen an um die Minen der Türken auszuschalten. Oft wurden die Sprengladungen der Türken auch gefunden und entschärft.
Die Stadtmauer wurde im Bereich des Kärntner- und Burgtores durch explodierende Minen stark beschädigt, doch die Janitscharen konnten von den Wiener Landsknechten erfolgreich abgehalten werden.
Nach etwa 2 ½ Wochen zeigten sich auf beiden Seiten Ermüdungserscheinungen. Das Essen in der Stadt wurde langsam knapp und die Bürger Wiens standen unter der ständigen Angst eines Überraschungsangriffs.
Den Türken setzte das kühle Herbstwetter stark zu und die Nahrungsmittelversorgung brach langsam zusammen. Da durch das Wüten ihrer Streitscharen das Umland so schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war mußten sie nun auf ihre Reserven zurückgreifen. Die schlechten hygienisch Umstände lösten Seuchen aus und die Moral unter den Soldaten ließ zu wünschen übrig.
Der Sultan setze das Abzugsdatum für den 16. Oktober fest, vorher sollte aber noch ein Sturmangriff gegen die Stadt unternommen werden. Dieser sollte am 14. Oktober stattfinden. Doch der Sultan verstand es die Propagandasprache zu gebrauchen, den er stellte den bevorstehenden Rückzug als "Gnade für Wien" hin, da sich der Kaiser ohnehin nicht in Wien aufhielt und es die Stadt sowieso nicht wert wäre An diesem Tag hoffte der Sultan die Stadt doch einzunehmen. Eine gewaltige Mine ging in der Nähe des Kärntnertores hoch und riß ein 80 Meter breites Loch in die Mauer. In einem erbitterten Kampf ließen viele Verteidiger ihr Leben aber der Angriff der türkischen Soldaten konnte gerade noch zurückgeschlagen werden.
Als dieser Großangriff auch keinen Erfolg gebracht hatte, zogen die Türken noch in der Nacht auf den 16. Oktober ab. In den darauffolgenden Tagen kam es noch zu zahlreichen Kämpfen mit den abrückenden Türken, in denen viele Gefangene befreit werden konnten.
Am 20. Oktober traf dann endlich das Ersatzheer unter dem Pfalzgraf Friedrich von Rhein bei Wien ein. Er erklärte sich jedoch nicht bereit die Feinde zu verfolgen und so blieb die Angst vor einem erneuten Vorstoß des osmanischen Heeres für die weiteren Jahre bestehen.
Die Folgen der Türkenbelagerung
Abgesehen von der Bedrohung der Stadt, hatte die Türkenbelagerung auch schwere wirtschaftliche Folgen für Wien. Die umliegenden Weinberge, eine der Haupteinnahmequellen Wiens, wurden bis auf das Argste verwüstet. Nach der überstandenen Belagerung machte man sich auch daran die Stadtmauer in eine zeitgerechte Form zu bringen.
Die Türken brachten bei der Belagerung jedoch auch viele wichtige Güter aus der Türkei mit, wie zum Beispiel Kaffee, Kipferl,..
Die beiden Türkenbelagerungen (1529 & 1683) waren zum Beispiel der Grundstein für die Entstehung der berühmten Wiener Kaffeehäuser.
Persönliches Kommentar
Bei der Bearbeitung dieses Themas stieß ich auf viele widersprüchliche Aussagen Ich habe etliche Quellen in meine Arbeiten einbezogen, doch nicht eine hat einer andere entsprochen. Abgesehen von Daten und Zahlen, unterschieden sich die Quellen hauptsächlich in Fakten und Namen. Was mich am meisten verwundert hat, war, dass in manchen Quellen von einem Sultan Süleyman I. die Rede war, obwohl die Belagerung Wiens von Sultan Süleyman II. durchgeführt wurde, und das, wie ich meine, ja nicht gerade eine nebensächliche Information ist. Ich habe bei Zahlenangaben immer den Mittelwert benützt und mich bei Daten auf ihre Häufigkeit gestützt.
Quellennachweis
"Geschichte Wiens" von Peter Csendes, Verlag für Geschichte und Politik,
"Der große Bildatlas zur Geschichte Österreichs" von Wilhelm J. Wagner, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1995
"Felix Austria" von Stephan Vajda , Verlag Ueberreuter, Wien Heidelberg 1980
"Zeitbilder 6" von Scheipl- Scheucher- Wald- Lein, ÖBV, Wien 1997
"Der große Brockhaus"
www. unet.univie.ac.at/~a9801394/Belagerung1529.html
www. unet.univie.ac.at/~a9801394/Wien1529.html
Haupt | Fügen Sie Referat | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen