Nach dem Wiener Kongreß von 1815 herrschte in Europa eine Generation lang
Frieden - die längste Friedensepoche in der bisherigen europäischen Geschichte.
Aber der Frieden hatte einen Preis: die Stabilisierung der überkommenen
monarchischen Ordnung. Die europäischen Großmächte in ihrer Revolutionsfurcht
hatten den Ruf nach Freiheit und nationaler Einheit nicht erhört. Aber die
öffentliche Stimmung in Deutschland war durch die Freiheitskriege aufgewühlt.
Die Studentenschaften der meisten deutschen Universitäten trafen sich 1817 auf
der Wartburg und forderten ein einiges, freies Deutschland; zwei Jahre später
erstach ein Student den Schriftsteller von Kotzebue, weil dieser die Ideale der
Nationalbewegung verspottet hatte. Der österreichische Staatskanzler Fürst
Metternich, der Architekt der neuen Staatenordnung, sah seine schlimmsten
Befürchtungen bestätigt. Im August 1819 einigten sich die Minister der deutschen
Staaten in Karlsbad darauf, revolutionäre und freiheitliche Regungen rigoros zu
unterbinden. Von jetzt an stagnierte die Verfassungsentwicklung; Österreich und
Preußen kehrten zum Absolutismus zurück, die Kräfte der National- und
Freiheitsbewegung verschwanden im Untergrund.
Die Pariser Julirevolution von 1830 fachte die nationalen und liberalen
Leidenschaften wieder an; die revolutionäre Welle erfaßte einen großen Teil
Europas. Zwei Jahre später versammelten sich 20.000 deutsche Demokraten unter
den Farben der liberalen Nationalbewegung Schwarz-Rot-Gold zum Hambacher Fest.
Es zeigte sich, daß trotz der Repression liberale Stimmen nicht mehr zu
unterdrücken waren, und lautstark forderten die Schriftsteller des »Jungen
Deutschland« wie Heinrich Heine oder Ludwig Börne einen freiheitlich verfaßten
deutschen Nationalstaat.
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