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Projekt Der spanische Burgerkrieg

Der spanische Bürgerkrieg

1. Einleitung

2. hist. Kontext

3. Der Spanische Bürgerkrieg in Zahlen

4. Kriegsverlauf

5. Rolle der Anarchisten

5.1 Geschichte der Anarchisten

5.2 Die Anarchisten im Bprgerkrieg

6. Ausländische Intervention



6.1 Deutschland

6.2 Italien

6.3 Sowjetunion

6.4 Andere Mächte

6.5 Internationale Brigaden

Anhang:          Chronologie

Literaturliste


1. Einleitung

Als die Wahl des Themas meiner Jahresarbeit anstand, habe ich mich aus zwei Gründen für den spanischen Bürgerkrieg entschieden. Zum einen interessiere ich mich seit einigen Jahren für die anarchistische Bewegung. Da diese ohne Zweifel ihren europäischen Schwerpunkt im Spanien der 30er Jahre hatte, war es naheliegend sich mit dieser Situation näher zu befassen.

Zum anderen spielte der spanische Bürgerkrieg auch weltpolitisch eine wichtige Rolle, wurden hier doch Techniken geprobt und Einheiten für den anstehenden zweiten Weltkrieg ausgebildet. Beide Seiten versuchten sich schon vor Ausbruch des Krieges Vorteile durch einen Einfluß in Spanien zu sichern.

Aus diesen beiden Gründen habe ich mich auf den folgenden Seiten mit dem spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis ´39 beschäftigt. Dabei versuche ich aufzuzeigen, welchen Einfluß ausländische Mächte auf das Geschehen dieser Zeit gehabt haben und mit welcher Motivation diese vorgegangen sind.

Außerdem möchte ich den Versuch der spanischen Anarchisten, trotz der äußeren Schwierigkeiten die längst überfälligen sozialen Reformen durchzusetzen und dabei über das in bürgerlichen Republiken übliche Maß hinauszugehen, hervorheben.

Dabei habe ich in der Literatur sehr unterschiedliche Beurteilungen der Situation gefunden und gelesen und ich hoffe es ist mir gelungen daraus ein Bild zu zeichnen, das einigermaßen nah an die historischen Tatsachen herankommt. Meine Quellen stammen sowohl aus dem bürgerlichen Spektrum, als auch aus  revolutionär anarchistischen Kreisen. Außerdem habe ich ein Buch benutzt, dass eine Einschätzung aus stalinistischer Sichtweise bietet. Leider habe ich bei meinen Recherchen weder im Internet, noch in der Universität Bielefeld Literatur aus einer faschistischer Perspektive finden können. Einzig in dem Buch "Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen" von Walther L. Bernecker konnte ich Zitate von Hitler, Göring und Goebbels finden.

Ich hoffe, dass es mir im folgenden gelungen ist, einen interessanten Überblick über den Spanischen Bürgerkrieg und seine Hintergründe und Folgen zu liefern.


2. Historischer Kontext

Um die Geschehnissen ab dem 14. Juni 1936 verstehen und beurteilen zu können, ist es notwendig, sich vorher den historischen Kontext klarzumachen und sich mit der Geschichte Spaniens seit dem 19. Jahrhundert auseinanderzusetzen.

Die Spannungen, die zum Ausbruch des Krieges führten bestanden nämlich schon seit dem letzten Jahrhundert[1]. Damals hatten sich die gesellschaftlichen Fronten in Spanien, wie auch im restlichen Europa infolge der Industrialisierung herausgebildet und erhärtet. Auf der einen Seite standen die konservativen Kreise, die die Monarchie und am liebsten den Feudalismus erhalten wollten, und die in jedem Liberalen oder Demokraten einen Feind sahen. Sie kämpften um ihre alten Privilegien, die im Zuge der Stärkung des Bürgertums verloren zu gehen drohten. Es waren hauptsächlich Kirchenkreise und Adelige, die hier zu finden waren, aber auch das Militär.

Auf der anderen Seite standen die reformistischen Kräfte, die demokratische Neuerungen und soziale Besserungen forderten. Diese Gruppe war sehr heterogen zusammengesetzt und häufig bekämpften sich die einzelnen Gruppe untereinander stärker als den eigentlichen Gegner, den Konservativismus. Hier befand sich ursprünglich auch das Bürgertum, das im Zuge der Industrialisierung zu immer mehr Macht gekommen war und jetzt neben dem wirtschaftlichen Einfluß auch politische Kontrolle haben wollte.

Mit den Reformen und Revolutionen in den späten 40ern des 19. Jahrhunderts gelangten die reichen Bürger zu dem Einfluß den sie gewollt hatten, und wandten sich nun aus Furcht vor Enteignungen durch die Arbeiter den konservativen Kreisen zu.

Damit bestanden die beiden Gegner nun zum einen aus Klerus, Adel und vor allem Großbürgertum und auf der anderen Seite hauptsächlich aus Arbeitern und ärmeren Bürgern.

Diese Entwicklung gab es auch in Spanien.

Die Konservativen waren hier die katholische Kirche, das Militär, die Großgrundbesitzer und das Großbürgertum, die fortschrittlichen Kräften setzten sich aus Kleinbürgern, Bauern und Arbeitern zusammen[2].


Die 40er Reformen fanden hier zwischen 1837 und 1844, also relativ früh, statt. Es wurde der katholischen Kirche und einigen Adeligen Land weggenommen, das aber nicht an eine große Zahl von Kleinbauern verteilt wurde, sondern einigen wenigen Großbürgern zugesprochen wurde. Die Kirche, die dadurch an Macht verloren hatte beteiligte sich an der wirtschaftlichen Modernisierung und besaß bald viele Anteile an den Banken und der Industrie.[3] Politische Liberalisierung lehnte sie jedoch ab. Dabei ging sie sogar so weit in einem Katechismus von 1927 zu schreiben: "Welche Sünde wird durch die Stimmabgabe für einen liberalen Kandidaten begangen? - Im allgemeinen eine Todsünde. - Ist es für einen Kandidaten eine Sünde, eine liberale Zeitung zu lesen? - Ja. Er darf in ihr nur die Börsennachrichten studieren."[4]

Die Kirche war also nicht vor allem eine religiöse Institution für das Seelenheil der Gläubigen, sondern eine politische Kraft, die sich hauptsächlich um den Wohlstand des Klerus kümmerte. Das führte dazu, dass in den 30ern zwei drittel der Spanier nur noch nominelle Gläubige und nicht mehr praktizierende waren. Und das sind Schätzungen der katholischen Kirche, sie dürften also noch untertrieben sein.[5]

Diesen Kreisen gegenüber standen zum größten Teil die Arbeiter und Bauern. Diese waren in Spanien, ganz anders als in allen anderen Ländern, zumeist in der anarchistischen Gewerkschaft CNT organisiert. Auch unter den nichtanarchistischen Arbeitern waren die meisten gewerkschaftlich organisiert, nämlich hauptsächlich in der UGT, der sozialistischen Gewerkschaft[6]. Parteien spielten also eher eine untergeordnete Rolle im Kampf um soziale Gerechtigkeit.

Doch in Spanien gab es nicht nur soziale Spannungen, sondern auch starke separatistische Bewegungen. So gab es praktisch keine umfassende Partei oder Organisation, sondern immer nur regionale Gruppierungen. Auch die großen Gewerkschaften waren nicht überall vertreten. Sie hatten außerdem noch das Problem, dass neben den kulturellen Unterschieden der Regionen auch noch völlig unterschiedliche Wirtschaftsformen vorherrschten. So war beispielsweise in der CNT die Situation so, dass es nicht nur die Spannungen zwischen den unterschiedlich radikalen Fraktionen gab, sondern auch die zwischen den Bauern aus Andalusien und den Industriearbeitern aus den großen Städten (vor allem Barcelona).[7]


Bis 1923 war Spanien eine konstitutionelle Monarchie, deren Regierungen so unterschiedlich waren, dass keine dauerhafte Politik möglich war. Konservative und Liberale wechselten sich darin ab, die Politik des jeweils anderen wieder Rückgängig zu machen. Da diese Politik neben innenpolitischen Problemen auch zu großen Gebietsverlusten geführt hat (Kuba, Puerto-Rico, Philippinen) wurden in den 20ern die Rufe nach einem "starken Mann" immer lauter. Da keine Partei so jemanden bot, war es für den General Primo de Rivera ein Leichtes, die Macht an sich zu reißen. Mit einem weitgehend unblutigen Putsch setzte er 1923 die Regierung ab und regierte ab jetzt zusammen mit König Alfons XIII. Spanien, wobei der König ziemlich wenig reale Macht hatte.

Mit Hilfe Frankreichs gelang es ihm den marokkanischen Krieg zu siegreich beenden. Da er auch  in der Innenpolitik für Stabilität sorgte, gab es mit Ausnahme der CNT keinen Widerstand gegen sein Regime[8]. Seine Regierung brach 1929 zusammen, als sein Finanzminister aus Protest gegen de Riveras unrealistische Wirtschaftspolitik kündigte. Als sich dann auch noch das Offizierskorps gegen den General aussprach, ging Primo de Rivera nach Paris ins Exil, wo er wenige Monate später in einem zweitklassigen Hotel starb.

Der König, der zuvor immer nur die zweite Geige gespielt hatte, war nicht in der Lage die Regierung ordentlich zu führen. Im Herbst 1930 bereiteten republikanische Politiker, Intellektuelle und Sozialisten einen Staatsstreich gegen die Regierung, zum Sturz der Monarchie vor. Dieser wurde dann im Dezember begonnen, war aber zunächst nicht direkt erfolgreich. Erst am 12. April gab sich der König faktisch geschlagen als er Gemeindewahlen durchführen ließ, die als Plebiszit über die Abschaffung oder den Fortbestand der Monarchie gewertet wurden. Aus den Wahlen gingen die republikanischen Parteien als eindeutige Sieger gegen die Monarchisten hervor. Am Abend nach der Wahl erklärte König Alfons XIII.: "Die Sonntagswahlen zeigen mir, dass ich mich nicht länger der ungeteilten Liebe meines Volkes erfreue, [] ich bin entschlossen, mich nicht an jenen Machenschaften zu beteiligen, die zu einem brudertötenden Bürgerkrieg führen. Daher habe ich mich entschlossen, auf meine königlichen Rechte so lange freiwillig zu verzichten, bis die Nation gesprochen hat."[9]

Danach ging der König ins Exil und Spanien wurde eine Republik.

Die erste Regierung der zweiten spanischen Republik war linksorientiert und antikirchlich eingestellt. Als erste Maßnahme versuchte sie, die katholische Kirche aus dem Bildungswesen zu vertreiben, was aber daran scheiterte, dass sie nicht in der Lage war, schnell genug eigene Schulen zu errichten.

Diese antiklerikale Haltung schlug sich aber auch im Volk nieder und nach einer Schlägerei zwischen Monarchisten und Republikanern in Madrid wurden mehrere Kirchen in Brand gesteckt. Auch in Andalusien brandschatzten die Anarchisten mehrere Kirchen.[10]


Zu diesem Zeitpunkt gab es in Spanien nach Schätzungen der Historiker Hugh Thomas und Gerald Brenan eineinhalb Millionen Anarchisten, und dass, nachdem die CNT bis 1930 verboten war.

Die erste Regierung der zweiten Republik wurde von der CNT unterstützt. Als bei den Wahlen 1933 die CNT zum Wahlboykott aufrief, siegten die Rechten, da nur Wähler der Linken an dem Wahlboykott teilnahmen[11]. Die Rechte Regierung wurde geführt von Gil Robles, der ein offener Verehrer Hitlers war. Die Linke, bestehend aus Liberalen, Sozialisten, Anarchisten und den schwachen Kommunisten, antwortete darauf mit einem Generalstreik, der jedoch schon bald zusammenbrach. Nur in Asturien wurde von den Bergarbeitern eine sozialistische Republik ausgerufen, gegen die der Kriegsminister jedoch die Fremdenlegion unter General Franco einsetzte. In den jetzt folgenden Monaten wurden 1300 Menschen von den Regierungstruppen erschossen und 30.000 Menschen in Sondergefängnisse gesperrt.[12]

Nach den nächsten Wahlen 1936 bildete sich eine Volksfrontregierung, die aus Republikanern  und Kommunisten bestand und von den Anarchisten außerparlamentarisch unterstützt wurde.

Ihr gegenüber stand die rechte Nationale Front. In beiden Gruppierungen waren die extremistischen Parteien immer einflußreicher geworden und es kam zu einer Radikalisierung des Konfliktes.

Während dieser Zeit rief die Kommunistische Partei Ausbilder der Kommunistischen Internationale aus Moskau nach Spanien, damit diese die vereinigten sozialistischen und kommunistischen Jugendlichen an den Waffen ausbildeten, um für eine Auseinandersetzung mit den Faschisten gewappnet zu sein.[13]

Diese bereiteten sich unter den Generälen Mola, Valera, Orgaz und Franco auf den Putsch vor. Eigentlich sollte dieser im April stattfinden, mußte dann aber wegen der Strafversetzung Francos nach Afrika und weil einige Verbände noch nicht bereit waren verschoben werden.[14]

Am 14. Juni 1936 war es dann soweit und nach einer Hausdurchsuchung im geographischen Institut der Armee in Melilla begannen die Faschisten ihren Putsch. Die linken Gewerkschaften antworteten mit dem Generalstreik und bewaffnete Arbeiter verteidigten die Stadt. Sie wurden zwar von der Armee geschlagen, aber nun ist ganz Spanien im Bürgerkrieg.



3. Der Spanische Bürgerkrieg in Zahlen

(Diese Aufstellung stützt sich auf: Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg - Vervuet, 1986 S. 9)

Dauer: 17. Juli 1936 bis 1. April 1939

Menschenverluste: insgesamt 500 000 - 600 000. Davon

- im Zuge der Kampfhandlungen: 100 000 - 150 000

- politische Morde in der republikanisch kontrollierten Zone: ca. 20 000

- politische und Justizmorde im Franco-Spanien zwischen 1936 und 1944:

  300 000 - 400 000

Auswanderer nach 1939: ca. 400 000

Kräfteverhältnisse zu Beginn des Bürgerkrieges:

Regierungstruppen

Aufständische

Insgesamt

Spanische Einheiten

Landheer

55 225

62 275

117 500

Luftwaffe

3 300

2 200

5 500

Seestreitkräfte

13 000

7 000

20 000

Polizeitruppen

40 500

27 000

67 500

Ausländische Intervention:

Deutschland

15 000

15 000

Italien

50 000

50 000

Sowjetunion

2 000

2 000

Internationale Brigaden

59 000

59 000

Insgesamt

173025

163475

336500

Innerhalb des Militärs waren es vor allem die mittleren Dienstgrade, die sich den Faschisten anschlossen. Von den 17 höchsten Generälen beteiligten sich nur 4 am Aufstand, während von den 15 000 Offizieren nur ca. 3 500 der Republik treu blieben.

Allein an Soldaten herrschte also ungefähr ein Gleichgewicht, es ist aber zu beachten, dass die faschistischen Einheiten fast nur ausgeblidete Soldaten waren und außerdem über bessere Technik verfügten als die Republikaner.


4. Kriegsverlauf

Der Verlauf des Krieges läßt sich in vier Phasen einteilen. Diese Einteilung berücksichtigt jedoch nur den militärischen Verlauf der Auseinandersetzungen und geht nicht auf innen- und außenpolitische Ereignisse ein. Um allerdings einen Überblick zu verschaffen möchte ich hier kurz auf diese vier Phasen eingehen.

Die erste Phase kann vom 17. Juli, also dem Beginn des Krieges, der damals noch als Putsch geplant war, bis zum Frühjahr 1937 gewertet werden.

In dieser Zeit haben die Aufständischen den schnellsten Vormarsch im Krieg geschafft, was auf die mangelnde Vorbereitung der republikanischen Streitkräfte zurückzuführen ist. Mit Ausnahme der Anarchistischen Arbeiter war in der ersten Zeit praktisch kein Widerstand gegen die Faschisten formiert.

Schon hier kam die ausländische Unterstützung der Putschisten zu tragen, da es deutsche Flugzeuge waren, die die Fremdenlegion und die übrigen Truppen aus Marokko nach Spanien brachten. Auf diese waren die spanischen Faschisten angewiesen, da die Marine und die Luftwaffe der spanischen Armee zum größten Teil republiktreu eingestellt war.

Diese afrikanischen Einheiten standen unter dem Kommando von General Franco, der zuvor hierhin Strafversetzt wurde.

Sie eroberten in dieser ersten Phase den spanischen Westen (Badajoz) und stellten somit die Verbindung zwischen den aufständischen Truppen im Norden und denen im Süden her.

Der Südwesten wurde von den Truppen unter General Queipo de Llano und der Norden und Nordwesten von General Mola eingenommen. Nur das Baskenland, Santander und Asturien konnten hier dem Ansturm zunächst widerstehen. San Sebastián wurde erst im September 1936 besetzt, konnte also lange Widerstand leisten.

In diese Zeit fallen auch wiederholte Angriffe auf die spanische Hauptstadt Madrid, die sich jedoch in der ersten Phase unter dem republikanischen General Miaja und mit viel Unterstützung der Internationalen Brigaden noch halten konnte. Weder im Herbst 1936 noch im Frühjahr 1937 gelang es den Faschisten die Stadt zu erobern.

Mit der Schlacht von Guadalajara im März 1937 geht die erste Phase des Krieges zu ende. Hier mußte die italienische Verstärkung der faschistischen Truppen eine große Niederlage hinnehmen.

Die zweite Phase des spanischen Bürgerkrieges kann vom Frühjahr 1937 bis zum Frühjahr 1938 gesehen werden. Sie ist geprägt von der Eroberung der bislang noch freien Nordpovinzen Asturien, Santander und das Baskenland. Hier findet auch der berühmteste Einsatz der deutschen Legion Condor statt, das Bombardement der baskischen Stadt Guernica am 26. April 1937. Mitte Am 19. Juni ´37 wird dann die industriell bedeutende Stadt Bilbao von den aufständischen Truppen eingenommen. Damit war das Baskenland jetzt fest in faschistischer Hand.

Im August folgte dann die Eroberung Santanders und im September und Oktober die Einnahme der Provinz Asturien.


Im Dezember gelingt es den republikanischen Einheiten noch einmal die Stadt Teruel zu befreien und von hier aus eine Offensive zu starten. Diese ist aber wenig erfolgreich und im Februar 1938 erobern die Rechten die Stadt zurück.

Im März 1938 startet der faschistische General Franco die Offensive auf Aragonien.

In der dritten Phase ab der Mitte des Aprils 1938 bis zum Dezember desselben Jahres

schafften es die Aufständischen zunächst die Provinz Katalonien vom Rest des republikanischen Spanien abzuschneiden. Das gelang ihnen indem sie die Provinz Castellón de la Plana eroberten und hier bis zum Mittelmeer durchstießen.

Im Juli 1938 hatten die Republikaner ihren letzten großen Sieg über die Faschisten bei der Schlacht am Ebro. Von da an befanden sich die regierungstreuen Truppen permanent auf dem Rückzug und in der Defensive. Mitte November müssen sie über den Ebro fliehen und im Dezember 1938 starten die Rechten ihren Einmarsch in Katalonien.

Die vierte und letzte Phase des spanischen Bürgerkriegs wird zwischen Dezember 1938 und März 1939 eingeordnet.

In dieser Phase fand die endgültige Eroberung Kataloniens innerhalb weniger Wochen statt. Die Hauptstadt Kataloniens und die Hochburg des Widerstandes fiel am 26. Januar 1939 an die Faschisten. Der gewählte Staatspräsident der spanischen Republik Azana flüchtete am 7. Februar nach Frankreich ins Exil, wo er am 24. Februar offiziell von seinem Amt zurücktrat. Am 9. Februar war der militärische Widerstand in Katalonien gebrochen. In Madrid übernahm Oberst Casado die Macht. Seine Regierung wollte mit General Franco einen Friedensvertrag aushandeln. Dieser ließ sich angesichts seiner Erfolge allerdings nicht darauf ein und eroberte die Stadt am 28. März und erklärte am 1. April 1939 den Bürgerkrieg für beendet. Leider war das kein Aprilscherz und Spanien war ab jetzt eine faschistische Diktatur.[15]


5. Die Rolle der Anarchisten

5.1 Zur Geschichte der spanischen Anarchisten

Spanien bot, wie kein anderes Land, sehr günstige Voraussetzungen für die anarchistische Bewegung. Die starken Gegensätze zwischen armen Landarbeitern und reichen Kirchenherren, bzw. später zwischen Proletariat und Großbürgertum sorgten schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts für einige Aufstände. Diese wurden stets von der Regierung blutig niedergeschlagen. Das sorgte, vor allem in Andalusien, für einen latenten Hass auf die Regierung, repräsentiert durch die Polizei und die Kirche.

Zusätzlich gab es noch die intensiven Autonomiebestrebungen in vielen Regionen, die auch heute noch vor allem im Baskenland (ETA) vorhanden sind.

Beide Unruheherde, die sozialen, wie auch die regionalen Probleme, boten einen idealen Nährboden für anarchistische Agitation, da der kollektivistische Anarchismus sowohl auf einen ausgeprägten Föderalismus als auch auf ein Ende der Klassengesellschaft abzielte.

So wurde bereits Mitte des vorigen Jahrhunderts eine spanische Version der Schriften Proudhons herausgegeben (übrigens war der Herausgeber Pi y Margall, der Führer der bürgerlichen Föderalistenpartei). Dieser war ein französischer Vordenker des Anarchismus im 19. Jahrhundert gewesen. Ab 1848 erschien "El Porvenir", eine anarchistische Zeitung. Diese wurde aber bald wieder verboten.

Während der Septemberrevolution 1868, bei der Königin Isabella den Thron verlor, schickte Bakunin einen seiner Schüler, Giuseppe Fanelli nach Spanien um dort für die Internationale zu werben. Obwohl dieser der spanischen Sprache nicht mächtig war gelang es ihm doch einige militante Arbeiter für den Anarchismus zu gewinnen.

Schon bald stellte dieser den Kontakt zu der "Centro Federal de las Sociedas Obreras de Barcelona", einem Zusammenschluß einiger lokaler Gewerkschaften her.

1870 wird die spanische Sektion er Internationalen, die "Alianza de la Demokratia Social" gegründet, die wenig später bereits 50 000 Mitglieder hat.

Natürlich wirkte sich die Spaltung der Internationale auch auf Spanien aus, hier war aber, anders als in den meisten Ländern, der Einfluß Bakunins größer als der von Marx. So wurde Paul Lafargue, ein Schwiegersohn von Karl Marx aus der "Alianza" ausgeschlossen, da er eine Politik im Stile seines Schwiegervaters machen wollte.

Bald darauf gründete er eine marxistische Sektion der, jetzt ebenfalls marxistischen, Internationale.

Im Januar 1872 wurde die anarchistische Organisation verboten und mußte ab jetzt im Untergrund tätig werden. Auch jetzt noch waren sie sehr Erfolgreich und hielten 1873 das Städtchen Alcoy 3 Tage lang besetzt. Danach allerding setzte eine heftige Welle staatlicher Repression ein.

Erst 1881 konnten die Anarchisten wider legal tätig werden und erreichten auch bald wieder ihren alten Mitgliederstand von 50 000 Menschen.

Die folgenden Jahre waren geprägt von unzähligen Attentaten und Aufständen, die in einem Attentat auf den spanischen König Alfons XIII 1905 gipfelte.


Aber es gab innerhalb der anarchistischen Bewegung aber nicht nur diesen terroristischen Zweig, sondern auch die gewerkschaftliche anarcho-syndikalistische Richtung. Diese gründeten eine Gewerkschaft nach dem Vorbild der französischen CGT (Confederation genéral du travail) und führten unter anderem einen Generalsstreik im Jahre 1902 durch, der allerdings aufgrund leerer Streikkassen zusammenbrach.

Aus einem Generalstreik von 1909 wurde die "Semana Trágica", eine fünftägige Rebellion in Barcelona, die während der Straßenschlachten ca. 200 Arbeiter das Leben kostete. Während dieser Zeit brannten bei jedem Aufstand einige Kirchen, denn der Hass auf die katholische Kirche war groß.

Als Reaktion auf die Ereignisse in Barcelona wurde, um eine überregionale Organisation zu schaffen, die "Confederación Nacional del Trabajo" (CNT) gegründet. Diese war eine Gewerkschaft, die sich zu den Grundsätzen des Anarchismus (antistaatlichkeit, Föderalismus, soziale Gerechtigkeit) bekannte. Ihre Ziele sollten durch "direkte Aktion", das heißt Sabotage, Streik und Generalstreik und Boykott angestrebt, sowie endgültig durch bewaffnete Revolution durchgesetzt werden. Schon jetzt gab es in der neuen CNT Flügelkämpfe zwischen den Extremisten um die Zeitung "Revista blanca" und den gemäßigten Anarchisten um Salvador Seguí.

1912 wurde die CNT verboten und nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1919 wieder zugelassen. Jetzt versuchte die III. Internationale in Moskau Kontakt mit der CNT aufzunehmen und diese zum Beitritt zu bewegen. Angesichts der Anarchistenverfolgung im Sowjetstaat dachten diese aber gar nicht daran beizutreten. Stattdessen traten sie der, in Berlin gegründeten, "Internationalen Arbeiterassoziation" bei, die ihrem libertären Kurs am ehesten entsprach.

Zur gleichen Zeit wurde die spanische KP von zwei ehemaligen Mitgliedern der CNT gegründet, die über ihre Ziele folgendes erklärten: "Die endgültige Ausrottung des Anarchismus in einem Land, dessen Arbeiterbewegung ein halbes Jahrhundert anarchistische Propaganda in sich trägt, ist zwar eine schwere Aufgabe, doch wir werden sie lösen."[16]

Als 1923 der Diktator Primo de Rivera an die Macht kam löste sich die CNT formal auf, um nicht von einem Verbot überrascht zu werden. Gleichzeitig blieben die Strukturen aber im Untergrund bestehen. Während dieser Zeit in der Illegalität gewann eine Richtung an Einfluß, die die Zusammenarbeit mit den republikanischen Parteien zum Sturz des Diktators befürwortete. Als Gegengewicht dazu wurde 1927 auf einem illegalen Kongress die Federación Anarquista Ibérica" (FAI) gegründet, deren Aufgabe darin bestand, für die Reinheit der Lehre Bakunins zu sorgen. Von vornherein war diese Organisation nicht als alleinstehende Konkurrenz zur CNT gedacht, sondern sollte Kontrollfunktionen wahrnehmen. So hatten FAI und CNT auch die gleichen Ziele, nämlich die Errichtung einer klassenlosen, freien Gesellschaft, durch die direkte Aktion der Unterdrückten, sprich der Arbeiter.


Mit Hilfe der CNT gelangten dann 1931 die republikanischen Parteien an die Macht und die CNT und FAI konnten wieder legal operieren. Schon 1933 kam es wieder zu größeren Unruhen in Barcelona und im Süden, die sich hauptsächlich gegen die katholische Kirche richteten, denn diese war auch in der zweiten Republik traditionell konservativ und antidemokratisch eingestellt. Nach diesem Aufstand wurde Durruti, einer der "Führer" der FAI zusammen mit 121 anderen Anarchisten ohne Prozeß nach Afrika in eine Strafkolonie geschickt.

Da unter dieser Regierung aus der Sicht der CNT keine entscheidende Besserung der Verhältnisse eingetreten war, propagierte sie bei den Wahlen 1933 den Wahlboykott. Aufgrund ihres großen Einflusses führte das zum Sieg der Rechten, denn viele Wähler der Linken hatten sich zum Wahlboykott überreden lassen. Die neue Regierung machte viele der spärlichen Sozialreformen der letzten Regierung wieder rückgängig, was natürlich wieder zu Protesten und Aufständen führte.

Souchy schreibt dazu: "Die Führer dieser Bewegung waren sich des Erfolges dieses Unternehmens nicht ganz sicher. Sie rechneten sogar mit der Möglichkeit der Niederlage. Es war ihnen hauptsächlich darum zu tun, durch immer neue Versuche Erfahrungen zu sammeln, die es ermöglichen würden, bei einem ganz großen und endgültigen doch zu Siege zu kommen." [17]

Es sollte eine sehr verlustreiche Erfahrung werden, denn nach vier Tagen Aufstand in Saragosse gab es in den Reihen der Protestler 67 Tote, 87 schwer verwundete und ca. 6 000 Verhaftete. Noch größere Verluste gab es bei einem Aufstand in Asturien, bei dem erstmals die Fremdenlegion unter General Franco auf spanischem Boden operierte. Hier gab es etwa 3 000 Tote, 7 000 Verwundete und zehntausende Gefangene in Sondergefängnissen.

Deswegen beteiligten sich bei der Wahl 1936 auch wieder CNT und FAI Anhänger auf der Seite der Linken und es kam zu einem Sieg dieser Parteien. So wurde im Februar 1936 eine Volksfrontregierung gebildet. Durch diesen Sieg berauscht, wurden die politischen Gefangenen aus den Gefängnissen befreit und auf dem Lande erste anarchistische "Kommunen" gegründet.[18]

5.2 Die Anarcho-Syndikalisten während des Bürgerkrieges

Dass die aufständischen Truppen der Faschisten den Sieg nicht schon in den ersten Wochen des Putsches erringen konnten, ist nur dem schnellen, eigenständigen Engagement der Arbeiter zu verdanken. Wenn sie nicht ohne jede Anweisung von oben selbst die Waffen ergriffen, sondern auf die Rettung durch regierungstreue Truppen gewartet hätten, wäre Spanien schon 1936 in der Hand der rechten Generäle gewesen. Unter diesen Arbeitern taten sich besonders die Anhänger und Mitglieder der anarchistischen Organisationen FAI und CNT hervor.


In den Regionen, in denen der Aufstand zunächst zurückgeschlagen werden konnte ging die Macht erst einmal von der Regierung auf die Industrie und Landarbeiter über. In vielen Gegenden wurden sofort mit der Kollektivierung der Landwirtschaft, des Handels und der Industrie begonnen. Ziel und auch Folge der Kollektivierung war, dass die Macht der Privateigentümer an den Produktionsmitteln auf die Gesellschaft und damit hauptsächlich auf die Arbeiter überging. Damit kam der Ertrag der Arbeit nun allen zu gute und nicht mehr nur den Großgrundbesitzern oder den Industriellen. Gleichzeitig wurden "antifaschistische Komitees" gegründet, die von nun an die Legislative und die Exekutive wahrnehmen sollten.

Souchy beschreibt das so: " Die Betriebe wurden kollektiviert. Unternehmer, die die neue Ordnung anerkannten, wurden als gleichberechtigte Belegschaftsmitglieder aufgenommen. Sie wurden an einen, ihren Fähigkeiten entsprechenden Platz gestellt. Nicht selten blieben sie in der Betriebsleitung. Was am Anfang an Erfahrung fehlte, ersetzte die Initiative. In kurzer Zeit war das privatkapitalistische System in eine Kollektivwirtschaft umgewandelt. [] Im Gegensatz zur Auffassung von Marx und Engels, nach welcher die "Expropriation der Expropriateure" Sache des proletarischen Staates sei, verzichteten die spanischen Syndikalisten auf die Eroberung des Staates. Nach ihrer Auffassung sollte die Sozialisierung in den Werkstätten, auf den Feldern, in den Fabriken und Unternehmen beginnen. [] Die Revolution sollte den Staat nicht stärken, sondern so schwächen, dass er außerstande war, die Sozialisierungen zu verhindern. Diese Voraussetzung war nach dem Sieg über die Faschisten geschaffen. Das Militär war besiegt, die Polizei neutralisiert und zum Teil durch Arbeiterkontrollpatroullien ersetzt worden. Durch Schaffung der antifaschistischen Miliz hatten die Arbeiter eine eigene bewaffnete Macht zur Verteidigung der Revolution. [] Die Kollektivierung der Betriebe war der erste Schritt zur Sozialisierung der Wirtschaft. Der zweite Schritt bestand in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sämtlicher Betriebe innerhalb der Industriegewerkschaft. Die Gewerkschaften wandelten sich in sozialisierte Industriekartelle. [] Landbesitzer, die auf seiten Francos standen [] wurden enteignet. Die Kleinbauern standen meist auf der Seite der Republik. Sie traten [] freiwillig den Gewerkschaften bei und meist auch in die neu gebildeten Kollektive ein. Zwang zum Beitritt in die Kollektive wurde nicht ausgeübt. [] Das Lohnsystem wurde abgeschafft. An seine Stelle war ein neues System getreten: Die Verteilung des Produktes des gemeinsamen Arbeitsertrages. Ausländische Besucher haben sich oft gewundert, dass die Übernahme der Betriebe ohne Störungen von sich gegangen ist."[19]

Diese Initiative eilte allen Plänen der politischen Parteien und Organisationen voraus. Auch die CNT und die FAI waren auf das tatsächliche Eintreten der erhofften Revolution nicht vorbereitet.

Dennoch nutzten diese natürlich die Situation und stellten den Arbeitern ihre Erfahrung und ihre Strukturen zur Verfügung.

In Katalonien waren die Anarcho-Syndikalisten, nachdem die staatliche Ordnung vorübergehend zusammengebrochen war, zur stärksten Kraft geworden.

Durch die Mitarbeit der erfahrenen Gewerkschaftsfunktionäre aus CNT und FAI gelang es, das öffentliche Leben aufrechtzuerhalten. Ihnen gelang sogar, trotz der schwierigen Umstände aufgrund des Verteidigungsfalls, eine Produktionssteigerung in den kollektivierten Betrieben.


Gleichzeitig verzichteten sie aber darauf, die Situation zu nutzen, um den Staatsapparat endgültig zu zerschlagen und einen freiheitlichen Kommunismus zu errichten. Obwohl sie seit dem Beginn der anarchistischen Bewegung darauf gewartet hatten, dass endlich eine revolutionäre Situation eintreten würde, die sie nutzen konnten, waren ihre Skrupel doch zu groß, als dass sie anderen ihren Willen aufgezwungen hätten. Das hätte nämlich dem anarchistischen Verständnis von Freiheit widersprochen. Außerdem waren sie sich natürlich auch der möglichen Folgen einer übereilten Revolution in einigen Gebieten bewusst, denn sie waren letzendlich sowohl auf die Finanzhilfe der führenden Industrieländer (England, Frankreich) angewiesen, als auch auf die Teinahme der nicht anarchistischen Gebiete an dem Verteidigungskrieg gegen die Faschisten. Diese hätten aber möglicherweise die Zusammenarbeit mit einem anarchistischen Katalonien abgelehnt.

Zwei Monate lang war das "Zentralkomitee der antifaschistischen Milizen", das auf Vorschlag von Präsident Companys gegründet worden war, und in dem die CNT und die FAI die Schlüsselrolle einnahmen, der eigentliche Machtträger in Katalonien. In Aragón übernahm ein rein anarchistisch besetzter "Verteidigungsrat" die Regierungsgewalt. Auch an den, sich in allen anderen Gegenden des republikanischen Spaniens bildenden Macht und Selbstverwaltungsorganen waren die Anarchisten, wenn auch in unterschiedlicher Stärke vertreten.

Mit dem Wiedererstarken der traditionellen Regierung stellte sich für die Anarchisten das Problem, wie sie ihre erlangten revolutionären Errungenschaften sichern konnten und was sie den Bestrebungen zu einem starken Staat hin entgegensetzen konnten. In ihrer Haltung zur Beteiligung an der neuen Zentralregierung waren die Anarchisten wieder einmal gespalten. Offiziell wurde die Abkehr vom radikalantistaatlichen Kurs auf einem Plenum der CNT/FAI im August 1936 mit der Definition, die CNT sei eine Gewerkschaft, die das Recht habe, die von ihr repräsentierten Massen politisch zu vertreten, während die FAI für die Aufrechterhaltung der Anarchistischen Prinzipien zuständig sein, begründet.[20]

Am 4. November 1936 trat die CNT dann der Zentralregierung bei, konnte aber auch hier nicht verhindern, dass eine straffe, zentrale Führung etabliert wurde.

Wesentliche Stationen dieser Entwicklung waren der Aufbau einer Volksarmee, nach den traditionellen militärischen Gepflogenheiten (mit Offizieren und strenger Hierarchie), die Schaffung eines Polizeiapparates unter Regierungskontrolle (an dessen Stelle vorher die Arbeitermilizen tätig waren), die Ablösung der Revolutionskomitees durch von der Regierung eingesetzte Verwaltungsorgane und die Behinderung der Kollektivierungen durch finanzielle und gewaltsame Machtmittel.[21]


Die Schwierigkeiten der anarchistischen Bewegung, hierzu eine klare Position zu beziehen, werden sowohl aus ihrer schon immer vorhandenen Spaltung in Reformer und Radikale, als auch aus der ohnehin ablehnenden Haltung von Anarchisten, Dogmen und fest einzuhaltenden Positionen gegenüber, deutlich. Hinzu kommt natürlich noch die angespannte und alleine schon schwierige Lage im Bürgerkrieg. Diese Lage ist gekennzeichnet durch folgende Probleme:

1. Die Industrie musste von der Zivil- auf die Kriegsproduktion umgestellt werden.

2. Die Rohstoffbeschaffung bereitete große Schwierigkeiten, da 1937 das Baskenland und Asturien in die Hände der rechten Truppen gefallen waren. Hier lagen die Hauptrohstoffreserven.

3. Die Arbeitslosigkeit stieg 1937 auf 8,5%. Das lag vor allem daran, dass der Produktionsabsatzmarkt in den von den Aufständischen besetzten Gebieten wegfiel.

4. Die Lebensmittelversorgung musste sichergestellt werden, obwohl sich der größte Teil der Agrarzonen auf faschistischem Gebiet befand.

5. Die Flüchtlinge aus den besetzten Gebieten mußten untergebracht und versorgt werden. Ihre Zahl nahm während des Krieges immer mehr zu: 1936 waren es noch 300 000, während es 1938 schon 700 000 Flüchtlinge waren.

6. Bedingt durch die Probleme der Industrie gab es eine Inflation, also wurde das republikanische Geld wertlos. In Katalonien lag die Inflationsrate im Monatsdurchschnitt bei 6 - 7%.

7. Der Außenhandel Spaniens ging stark zurück, da die meisten ausländischen Händler das Risiko des Imports in eine Krisenregion nicht eingehen wollten.[22]

Langfristig wurde die CNT mit diesen Problemen nicht fertig, so dass sie seit dem Herbst 1937 laufend politische Niederlagen hinnehmen musste. Es gelang ihr nicht die Enteignung der Mittelschicht vorzunehmen und die bereits entstandenen Kollektive wurden von kommunistischen Milizen zerschlagen. Diese konnten nämlich eine sozialistische Gesellschaft ohne ihre Kontrolle nicht akzeptieren. Es gab sogar von Seiten der Regierung ein vorübergehendes Verbot ihres Zentralorgans "Solideridad Obrera", verbunden mit einer intensiven Propagandatätigkeit gegen die Anarchisten. Im Oktober 1937 zog die republikanische Regierung in die Hochburg der CNT/FAI, nach Barcelona, und verstärkte so die Kontrolle über diese Gruppe. Im Februar und März 1938 fielen dann noch die wenigen verbliebenen Kollektive in Aragón an die nationalistischen Truppen.[23]

Letzendlich lässt sich also der Machtverlust der Anarchisten während des Krieges und damit der Verlust der Kollektive nicht auf die Schwäche dieser Art von Wirtschaft zurückführen. Ohne diese Kollektive wäre die Republik nämlich sicherlich schon früher untergegangen, denn hier war, neben der allgemeinen Volksbewaffnung und der Verteidigungsbereitschaft, ein hohes Maß an Solidarität mit den Frontkämpfer gegeben. So gab es aus den anarchistischen Gebieten zahlreiche Hilfslieferungen an die Front, die durch freiwillige, zusätzliche Arbeit finanziert werden konnten.


Das Problem lag vielmehr in der Gegnerschaft der anderen Volksfrontorganisationen, allen voran die Kommunisten in der PCE. Diese verbrauchten viel Energie und Geld, die sie eigentlich in den Bürgerkrieg hätten stecken können, im Kampf gegen die Anarchisten.

Bernecker schreibt über die PCE: " Während die Anarchisten im Bürgerkrieg eine Herrschaftsfreie Gesellschaft und den "freiheitlichen Kommunismus" auf der Grundlage freier Kommunen und der Gewerkschaften zu errichten trachteten, bekannten sich die spanischen Kommunisten in ihrer "bürgerlich-demokratischen Interpretation der Revolution zum Volksfrontprogramm. Die kominterntreue "Partido Comunista de Espana" (PCE) bzw. in Katalonien die (ebenfalls stalinistische) Regionalpartei "Partit Socialista Unificat de Catalunya" (PSUC) wurden, ebenso wie die übrigen Volksfrontparteien, zu Verfechtern des Privateigentums und der Interessen des Mittelstandes und des Kleinbürgertums. [] In Anbetracht der außenpolitischen Situation der UdSSR, die Mitte der 30er Jahre aus Sicherheitsgründen Anlehnung an die Westmächte suchte und den Kominternapparat zur Erreichung ihrer Ziele einsetzte, war die Politik der PCE seit Kriegsbeginn darauf ausgerichtet, den sozio-ökonomischen Wandel in der republikanischen Zone als Vollendung der in Spanien 1931 begonnenen "bürgerlich-demokratischen Revolution" erscheinen zu lassen; alle Maßnahmen, die den "bürgerlich-demokratischen" Rahmen der Revolution zu sprengen drohten, sollten propagandistisch geleugnet und faktisch verhindert werden."[24]

Stalin selber gibt in einem Brief an die spanischen Kommunisten die Anweisung: "Die Freiheit des Handels sollte so weit wie möglich gesichert werden.[] Man könnte bei Gelegenheit der Presse erklären, dass die spanische Regierung nicht dulden wird, dass das Eigentum und die legitimen Interessen der Ausländer in Spanien (d.h. der Bürger, deren Länder die Aufständischen nicht unterstützen) angegriffen werden."[25]

Außerdem schwächte sich die CNT/FAI durch ihre eigenen Fraktionierungen und Richtungskämpfe.

Meine Schlußfolgerung ist, dass in Spanien die Chance auf eine freie, anarchistische Republik gegeben war, wenn nicht vor allem die Kommunisten versuchten hätten, nur ihre eigene Position zu stärken, anstatt gemeinsam mit den Anarchisten gegen die Faschisten zu kämpfen. Aber das ist natürlich rein spekulativ.


6. Ausländischer Einfluß auf den Spanischen Bürgerkrieg

"Der Spanische Bürgerkrieg erregte von Anfang an in der europäischen und amerikanischen Öffentlichkeit heftige Anteilnahme, die von literarisch-publizistischer Parteinahme bis zu persönlichem Kriegsdienst, zumeist für die Republik, reichte. "Internationalisiert" wurde der Krieg aber vor allem durch das Eingreifen ausländischer Mächte. Deutschland und Italien unterstützten seit Kriegsbeginn die Aufständischen - Italien war nachweislich an der materiellen Vorbereitung des Putsches beteiligt -, die UdSSR half ab Spätherbst 1938 der Republik, England, Frankreich und die USA bekannten sich zum Prinzip der sogenannten "Nichteinmischung" ."[26]

Bei der Betrachtung der Staatlichen Intervention möchte ich zunächst auf die beiden faschistischen bzw. nationalsozialistischen Länder Deutschland und Italien eingehen, dann auf die stalinistische Sowjetunion und dann auf die restlichen Länder.

6.1 Deutschland

Die genauen Gründe und das Ausmaß der deutschen Intervention in Spanien sind bis heute umstritten. Fest steht auf jeden Fall, dass Nazi-Deutschland auf Seiten der Aufständischen eingegriffen hat und zumindest der Einsatz der Legion Condor ist auch unumstritten. Diese war es, die die die Stadt Guernica zerstörten, wovon Pablo Picasso malerisch Zeugniss abgelegt hat.

An dieser Stelle möchte ich zunächst einige Zitate liefern, die Aufschluß über die deutschen Ziele in Spanien liefern können.

Adolf Hitler gab in einem Gespräch mit Johannes Bernhardt, dem Gesandten Francos, nur einen einzigen Grund für die geplante deutsche Hilfe an: "Die Straße von Gibraltar darf nicht rot werden. Eine Iberische Halbinsel unter sowjetischer Macht würde bestimmt auch Volksfront-Frankreich mit hineinziehen und zu einer Deutschland gefährdenden kommunistischen Blockbildung im Westen Europas führen." Bemerkenswert ist, dass er für seine Hilfe kein Geld wollte, denn die "vorhandenen Gelder darf Franco ausschließlich zur Besoldung seiner Soldaten verwenden und er muß in Zukunft in erster Linie dafür sorgen, dass die kämpfende Truppe pünktlich bezahlt und mit allem zum Leben notwendigen versorgt wird."[27]


Hermann Göring, der deutsche Luftfahrtminister und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, sagte vor dem Militärtribunal in Nürnberg 1946 aus: "Als in Spanien der Bürgerkrieg ausgebrochen war, sandte Franco einen Hilferuf an Deutschland um Unterstützung, besonders in der Luft. [] Der Führer überlegte sich, ich drängte lebhaft, die Unterstützung unter allen Umständen zu geben. Einmal, um der Ausweitung des Kommunismus an dieser Stelle entgegenzutreten, zum zweiten aber, um meine junge Luftwaffe bei dieser Gelegenheit in diesem oder jenem technischen Punkt zu erproben."[28]

Diese beiden Zitate zeigen zwei der vermutlichen drei Gründe für die Einmischung Deutschlands in den Spanischen Bürgerkrieg. Zum einen die Bekämpfung des Kommunismus, welches das vordergründigste der Argumente ist, mit denen versucht wird die deutsche Haltung zu erklären. Zum zweiten bot der Bürgerkrieg die Möglichkeit vor einem geplanten Eroberungskrieg Deutschlands die deutsche Luftwaffe einmal zu testen und sie üben zu lassen. Dieses Argument hebt Göring ja auch in seiner Rede hervor. Tatsächlich wäre der Putsch ohne die deutschen Flugzeuge auch wesentlich komplizierter durchzuführen gewesen, denn ohne sie wären die faschistischen Truppen Francos gar nicht über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien gekommen. Es waren nämlich deutsche Transportmaschinen, die sie hinüberbrachten. Auch im weiteren Verlauf des Krieges wurde massiv die deutsche Luftwaffe eingesetzt, denn die spanische Luftwaffe war auf der Seite der Republik geblieben. Ein dritter Grund für Intervention Hitlers ist politischer Natur. Zum einen wollte er Deutschland die Möglichkeit geben, an die spanischen Rohstoffe heranzukommen und zum anderen konnte er mit seiner Politik ein gemeinsames Aktionssfeld von ihm und Mussolini schaffen. Erst durch den Spanischen Bürgerkrieg wurden die deutsch-italienischen Beziehungen intensiviert.

Kommunistische Historiker, wie Marion Einhorn und Horst Kühne, sehen hinter der Entscheidung Hitlers zur Hilfeleistung vor allem das "Monopolkapital". Diese Einschätzung bestreiten die westdeutschen Historiker Wolfgang Schieder und Christof Dipper: "Die 1936 zur Abwicklung des deutsch-spanischen Handels ins Leben gerufenen Gesellschaften HISMA und ROWAK waren gerade nicht "Institutionen des staatsmonopolistischen Kapitalismus", sondern Organe eines staatlichen, von der Industrie unabhängigen Wirtschaftsdirigismus. Die privaten Wirtschaftskontakte mit Spanien wurden von Göring als dem Bevollmächtigten für den Vierjahresplan zwangsweise ausgeschaltet. Von einem "Primat der Industrie" konnte hier nicht die Rede sein."[29]

Zusammenfassend kann man also drei Gründe für die deutsche Einmischung als gesichert annehmen:

1. Ideologische Gründe (Bekämpfung des Kommunismus)

2. Militärische Gründe (Erprobung und Training der Luftwaffe)

3. Politische Gründe (Rohstoffe und Italienpolitik)

6.2 Italien


Die Italienische Hilfe für die spanische Rechte begann schon 1931 unmittelbar nach der Ausrufung der Republik. In den Jahren von 1934 bis 1936 war sie vor allem an den Sohn von Ex-Diktator Primo de Rivera, José Antonie de Rivera gerichtet. Während des Bürgerkriegs schickten die Italiener, beginnend mit dem ersten italienischen Flugzeug nach Spanisch-Marokko am 29.6.1936 bis zur letzten Entsendung von 5 000 Mann im März 1939, etwa 70 000 Soldaten und Güter im Wert von damals 7 Millionen Lire an die spanischen Aufständischen. Besonders bedeutend für den Krieg waren aber die 42 italienischen U-Boote, die die republikanischen Häfen  blockierten, um zu verhindern, dass Nachschublieferungen die Regierungstreuen erreichten.

Die Gründe für Italiens Hilfe lagen wohl bei Mussolinis Wunsch, Frankreichs, das damals ebenfalls eine Volksfrontregierung hatte, zu schwächen, und seiner Absicht, ein italienisch konrolliertes Mittelmeer zu schaffen. In Italien war das Militär selber, anders als in Deutschland, ziemlich uninteressiert an dem Bürgerkrieg.

6.3 Sowjetunion

Neben Deutschland und Italien war zweifellos die Sowjetunion der Staat, von dem die meiste militärische Hilfe für Spanien ausging. Im Unterschied zu den beiden ersteren stand die UdSSR aber auf der Seite der Republik. Die Gründe, warum sie sich am Spanischen Bürgerkrieg beteiligt haben liegen ähnlich wie die der Deutschen noch im Dunkeln. David T. Cattell sieht in der sowjetischen Intervention einen verlagerten Kampf gegen Nazi-Deutschland. Er äußert dazu folgendes: "In this distinctly unequal armaments race with Germany, the Soviet Union had three alternatives: 1. to develop a system of collective security with the Western democracies for the joint suppression os Germn aggression, 2. to engage Hitler in war early in his career before he was ready for aggression to the East and wear down his forces n attrition, or 3. Try to apease Hitler. Probably Stalin put his hopes in these alternatives in order given above, the first representing the ost positive and sure means of extricating Russia from her predicament and the last representing the highest cost with the least insurance.".[30]

Damit sieht er also in der sowjetischen Militärhilfe den Versuch ein Bündnis mit den Westmächten gegen Deutschland zu etablieren.

Unabhängig von den Gründen für die Intervention sind die Auswirkungen der Sowjethilfe eindeutig. Die bis dahin unbedeutende PCE wird zu einer der wichtigsten Parteien im republikanischen Spanien und nur mit Hilfe der russischen Gewehre konnte es den kommunistischen Milizen gelingen gegen die anarchistischen Kollektive vorzugehen. Aber natürlich gab es nicht nur negative Folgen der Sowjeteinmischung, denn ohne die Waffen aus der UdSSR wäre der Krieg viel schneller von den putschenden Generälen gewonnen worden, denn leider gab es keine Hilfe von den westlichen Demokratien Frankreich, England und USA. Außerdem ging die Gründung der Internationalen Brigaden auf die Kommunistische Internationale, die ja von Moskau kontrolliert wurde, zurück. Aber auf diese Einheiten gehe ich später noch einmal genauer ein.

6.4 Andere Mächte


Die Länder Frankreich, England und USA praktizierten eine Politik der "Nichteinmischung", was leider faktisch eine Unterstützung der Franco-Truppen bedeutete. Während nämlich die westlichen Demokratien der republikanischen Regierung keine Unterstützung gewährte, erhielt der General von Deutschland und Italien massive Hilfe. Durch diese Politik trieben Frankreich, England und die USA das republikanische Spanien immer mehr in die Hände Stalins, da die Sowjetunion als einzige der Republik Hilfe gewährte. Allerdings mußte diese teuer bezahlt werden, während die Faschisten kostenlose Unterstützung bekamen.

Damit ist gezeigt, dass die Republik die Aufständischen wesentlich mehr Hilfe von fremden Staaten gewährt bekommen haben als die Republikaner. Das heißt aber nicht, dass die Republik ganz ohne Hilfe kämpfen musste. Die mangelnde staatliche Intervention wurde nämlich ausgeglichen, durch den persönlichen Einsatz vieler Menschen auf der ganzen Welt, die in den Internationalen Brigaden direkten Dienst an der Front leisteten. Auch viele Kübstler standen auf der Seite der Republik. So malte Pablo Picasso ein Bild über das Bombardement auf die baskische Stadt Guernica, Ernest Hemingway hielt seine Erfahrungen an der Front in seinem Buch "Wem die Stunde schlägt" fest und Orwell schrieb seine "Homage to Catalonia".


6.5 Die Internationalen Brigaden

Schon im Sommer 1936 begann unter Leitung der Kommunistischen Internationale Josip Broz, der später als der jugoslawische Staatschef Marschall Tito bekannt wurde, von Paris aus die Rekrutierung von republikanisch gesinnten Nichtspaniern für die Internationalen Brigaden. Diese waren als Einheiten zur Unterstützung der antifaschistischen Spanier gedacht. Zum Zeitpunkt der größte Beteiligung gehörten ihnen 25 000 Kämpfer an. Insgesamt waren es 59 000 Menschen, die in den Internationalen Brigaden dienten. Es waren zum größten Teil Franzosen, gefolgt von Deutschen und Italienern, die in die Brigaden eintraten.

Über die Freiwilligen für die Internationalen Brigaden schreibt Hugh Thomas: "Es kamen auch einige Abenteurer, so der Belgier Gillain, der als Grund für den Eintritt in die Brigaden "Abenteuerlust, Faulheit und den verregneten Herbst 1936' angab. Sechzig Prozent der Freiwilligen waren schon vorher Kommunisten, weitere zwanzig wurden es in Spanien. Achtzig Prozent waren Arbeiter, wie eine Umfrage unter früheren Brigadeangehörigen ergab. Die meisten waren junge Männer; unter den deutschen und italienischen Emigranten befanden sich jedoch ziemlich viele Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges. Viele der Freiwilligen - namentlich der französischen - waren arbeitslos, etwa in Lyon. Unter den englischen Freiwilligen scheint es viele zu geben, die einer privaten Enttäuschung wegen in die Brigaden gingen. [] Die Mehrzahl war weder den Abenteurern noch den professionellen Stalinisten zuzurechnen. Etwa ein Drittel fiel in Spanien. Später hatten viele wegen ihres spanischen Unternehmens politisch oder beruflich zu leiden. Bei den "Säuberungen" in Osteuropa im Jahr 1949 wurden viele der ehemaligen Freiwilligen hingerichtet, nur deshalb, weil sie in Spanien gewesen waren."[31]

Für die Freiwilligen aus den demokratischen Ländern und aus der Sowjetunion gab es keine Schwierigkeiten nach Spanien zu reisen. Große Probleme hatten dagegen die, die aus den faschistischen Ländern, wie Deutschland und Italien kamen. Über sie schreibt Luigi Longo: "In den von der Reaktion beherrschten Ländern gestaltet sich die Abreise nach Spanien komplizierter und dramatischer. Die Freiwilligen aus Italien, Deutschland, Polen und aus den Balkanländern erleben regelrechte Odysseen, ehe sie das Bestimmungsziel erreichen. Häufig gehen sie zu Fuß über Felder und Berge, durchqueren schwimmend die Flüsse, schlafen im Freien. Zwischen der Kohle in Güterwagen versteckt oder in irgendeinem Winkel des Kielraums der Schiffe zusammengepfercht, mit Hilfe von tausend Ausflüchten und trotz tausend Gefahren gelingt es ihnen, sich durch Sperren und Kontrollen mehrerer wachsamer und argwöhnischer Polizisten zu schleichen. Einige bleiben auf der Strecke als Opfer der Wellen oder der Kälte im Hochgebirge, einige fallen der Polizei in die Hände. Die meisten kommen natürlich in Frankreich an, wo sie bei den demokratischen Organisationen brüderliche Aufnahme und Hilfe finden und dann ihren Weg fortsetzen."[32]


Unter den Kämpfern der Internationalen Brigaden gab es auch viele Prominente wie Pablo Picasso, Joan Miró, Ernest Hemingway, Georg Orwell, Heinrich und Thomas Mann, Albert Camus und André Malraux. Sie hielten ihre Erinnerungen an den Krieg in künstlerischer Form fest.

Der erste große Erfolg der Brigaden war im November 1936, als durch ihre Hilfe die Hauptstadt Madrid vor den Aufständischen geschützt werden konnte.

Am 17. Oktober 1937 äußert sich der Generalinspekteur der Internationalen Brigaden, André Marty folgendermaßen: "Von der Casa del Campo nach Andujar, von Guadalajara nach Belchite, von Almeria bis an den Jamara gibt es keine Schlacht, an der die Internationalen nicht teilgenommen hätten. [] Die Spanische Republik wäre längst vernichtet, wenn sie nicht eine große Volksarmee aufgestellt hätte, die fest diszipliniert und von einer einheitlichen Führung geleitet ist. Die Internationalen Brigaden sind eine der Grundlagen dieser neuen Armee gewesen, dank ihrer hohen technischen Qualifikation und ihrer starken Disziplin. Das ist einer der wesentlichen Dienste, die die Internationalen der Spanischen Republik geleistet haben."[33]

Auch wenn die Rolle der Einheitlichen Führung umstritten ist und auch nicht unbedingt meine Meinung wiedergibt, ist die wichtige Rolle, die die Brigaden gespielt haben unumstritten. Es ist nicht Thema dieser Arbeit, auf jede Schlacht einzugehen, die von den Internationalen Brigaden für die Republik geführt wurde, es reicht deshalb zu sagen, dass die Internationalen Brigaden bei vielen Kämpfen eine entscheidende Rolle gespielt haben. Im Herbst 1938 wurden die Brigaden aufgelöst, während Hitler und Mussolini weiter ihre Truppen im Spanischen Bürgerkrieg einsetzten. Dass war sicherlich mit einer der Gründe für das endgültige Scheitern der zweiten Spanischen Republik.

Nach dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges wurden die Helden der Internationalen Brigaden in ihren Heimatländern nicht gefeiert, sondern verfolgt oder zumindest mißachtet. So gab es in der Bundesrepublik Deutschland bis zur sozialliberalen Koalition in den 70ern eine Ungleichbehandlung der Interbrigadisten mit den Angehörigen der Legion Kondor, was die Höhe der Altersversorgung anging. Auch danach erhielten die deutschen Interbrigadisten die im Ausland lebten keine Zuwendungen, obwohl dies bei den Soldaten der Legion Condor nicht relevant war. Die zynische Begründung von seiten des Bundesverfassungsgerichts hierzu war, dass nur diejenigen, die Opfer für das Vaterland und das Allgemeinwohl gebracht hatten eine Versorgung erhalten könnten. Dies sei aber bei den Angehörigen der Internationalen Brigaden nicht der Fall.

In der Deutschen Demokratischen Republik wurden zumindest die kommunistischen Interbrigadisten gefeiert. Die anderen wurden allerdings ebenso mißachtet, wie in den anderen Ländern auch.

Auch Spanien, wurden erst vor kurzem die Kämpfer für die Republik geehrt und ihnen die spanische Staatsbürgerschaft angeboten. Dort ist immer noch der von Franco zu seinem Nachfolger bestimmte Juan Carlos der König.


Anhang

Chronologie[34]

1931    Nach dem Wahlsieg der republikanischen Parteien verläßt König Alfons XIII. das Land; Spanien wird Republik.

1933    Wahlsieg der Rechten; die meisten Reformen der letzten beiden Jahre werden rückgängig gemacht.

1934    Der Aufstand der asturischen Bergarbeiter wird blutig niedergeschlagen

1936    Wahlsieg der Volksfront

16.2.                Befreiung politischer Gefangener

10.5.                Der Linksrepublikaner Manuel Anzana wird Präsident der Republik

17./18.6.          Aufstand des nationalistischen Heeres

25.7.                Hitler verspricht Franco Unterstützung

Aug.                Kollektivierungen der Landwirtschaft, der Industrie und der Dienstleistungsunternehmen

9.9.                  In London tritt das sogenannte Internationale Nichteinmischungskomitee mit 27 Teilnehmerstaaten zusammen, das de facto Franco begünstigt.

1.10                 Franco wird zum Staatschef "Nationalspaniens" ausgerufen

7.11                 Die Aufständischen werden bei ihrem Angriff auf Madrid zurückgeschlagen; Teilnahme der Internationalen Brigaden am Verteidigungskampf

1937    März               Niederlage der italienischen Unterstützung Francos bei Guadalajara

26.4.                Zerstörung der Stadt Guernica durch die deutsche Legion Condor

19.6.                Franco-Truppen besetzen Bilbao

31.10.              Die republikanische Regierung zieht von Valencia (seit November 1936) nach Barcelona um

1938    März               Franco-Offensive in Aragón

April               Franco teilt das republikanische Spanien in zwei Zonen

Juli                  Republikanische Ebro-Offensive

September       Die Internationalen Brigaden werden aufgelöst

November       Die Republikanischen Truppen ziehen sich über den Ebro zurück

Dezember       Franco-Offensive gegen Katalonien

1939    Januar             Barcelona kapituliert

Februar           Staatspräsident Anzana geht ins französische Exil

28.3.                Franco besetzt Madrid

1.4.                  Ende des Bürgerkrieges

1.9.                  Beginn des zweiten Weltkrieges


Literaturliste

Walther L. Bernecker: Anarchismus und Bürgerkrieg, Zur Geschichte der sozialen Revolution in Spanien 1936 - 1939 - Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1978

Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen - Vervuert, Frankfurt a.M. 1986

David T. Cattell: Soviet Diplomacy and the Spanish Civil War - Berkeley, Los Angeles 1957

Hans-Jürgen Degen und Helmut Ahrens: Widerstand in Spanien, Wandlung in den Aktionsformen vom Bürgerkrieg bis zum Tode Francos - Verlag Büchse der Pandora, Münster 1977

Hans Magnus Enzensberger: Der kurze Sommer der Anarchie - Dutch Editing Company, 1971

Hans-Christian Kirsch Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten - Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1967

Luigi Longo: Die Internationalen Brigaden in Spanien - das europäische Buch, Berlin 1956

Wolfgang Schieder und Christof Dipper Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in der internationalen Politik - Nymphenburger Verlagshandlung, München 1976

Robert Schmid: Das rot-schwarze Spanien, Zur Rolle des Anarchismus im Spanischen Bürgerkrieg - Rader Verlag, Aachen 1986

Justus F. Wittkop: Unter der schwarzen Fahne, Aktionen und Gestalten des Anarchismus - Karin Kramer Verlag, Berlin 1996

Heinz Wittenbrink Hrsg.: Im Schatten der Weltkriege - Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh/München 1993



[1]Vgl dazu: Wolfgang Schieder/Christof Dipper: Der Spanische Bürgerkrieg in der internationalen Politik - Nymphenburger Verlagshandlung, München 1976 S.9

[2] Vgl dazu: Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen - Vervuert, Frankfurt a.M. 1986 S. 14

[3]Vgl dazu: Wolfgang Schieder/Christof Dipper: Der Spanische Bürgerkrieg in der internationalen Politik - Nymphenburger Verlagshandlung, München 1976 S.10

[4]  Vgl. dazu: Hans-Christian Kirsch Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten - Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1967 S. 15

[5] Vgl. dazu: Hans-Christian Kirsch Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten - Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1967 S. 15

[6] Vgl dazu: Wolfgang Schieder/Christof Dipper: Der Spanische Bürgerkrieg in der internationalen Politik - Nymphenburger Verlagshandlung, München 1976 S. 11

[7] Vgl. dazu: Hans-Christian Kirsch Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten - Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1967 S. 17

[8] Vgl dazu: Justus F. Wittkop: Unter der schwarzen Fahne, Aktionen und Gestalten des Anarchismus - Karin Kramer Verlag, Berlin 1996 S.234

[9] Vgl. dazu: Hans-Christian Kirsch Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten - Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1967 S. 14

[10] Vgl dazu: Wolfgang Schieder/Christof Dipper: Der Spanische Bürgerkrieg in der internationalen Politik - Nymphenburger Verlagshandlung, München 1976 S. 11

[11] Vgl dazu: Justus F. Wittkop: Unter der schwarzen Fahne, Aktionen und Gestalten des Anarchismus - Karin Kramer Verlag, Berlin 1996 S. 236

[12] Vgl. dazu: Hans-Christian Kirsch Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten - Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1967 S. 19

[13]  Vgl. dazu: Hans-Christian Kirsch Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten - Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1967 S. 22

[14] Vgl. dazu: Hans-Christian Kirsch Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten - Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 1967 S. 22

[15] Vgl dazu: Walther L. Bernecker: Der spanische Bürgerkrieg - Verveurt, 1986 S. 16 - 18

[16] Zitiert nach: Justus F. Wittkopp: Unter der schwarzen Fahne - Karin Kramer Verlag, Berlin 1996  S. 233

[17] Aus: Justus F. Wittkopp: Unter der schwarzen Fahne - Karin Kramer Verlag, Berlin 1996 S. 237

[18] Vgl. dazu: Justus F. Wittkop: Unter der schwarzen Fahne, Aktionen und Gestalten des Anarchismus - Karin Kramer Verlag, Berlin 1996 S 222 - 238

[19] Aus: Justus F. Wittkop: Unter der schwarzen Fahne, Aktionen und Gestalten des Anarchismus - Karin Kramer Verlag, Berlin 1996 S 240 - 241

[20] Vgl. dazu: Walther L. Bernecker: Anarchismus und Bürgerkrieg, Zur Geschichte der sozialen Revolution in Spanien 1936 - 1939 - Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1978 S. 101

[21] Vgl. dazu: Walther L. Bernecker: Anarchismus und Bürgerkrieg, Zur Geschichte der sozialen Revolution in Spanien 1936 - 1939 - Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1978 S. 167

[22] Vgl. dazu: Walther L. Bernecker: Anarchismus und Bürgerkrieg, Zur Geschichte der sozialen Revolution in Spanien 1936 - 1939 - Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1978 S. 99 ff.

[23] Vgl. dazu: Walther L. Bernecker: Anarchismus und Bürgerkrieg, Zur Geschichte der sozialen Revolution in Spanien 1936 - 1939 - Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1978 S. 49

[24]Aus: Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen - Vervuet, Frankfurt a.M. 1986 S. 140

[25] Aus: Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen - Vervuet, Frankfurt a.M. 1986 S. 149

[26]Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen - Vervuet, Frankfurt a.M. 1986 S.

[27] Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen - Vervuet, Frankfurt a.M. 1986 S. 74 - 75

[28] Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen - Vervuet, Frankfurt a.M. 1986 S. 79

[29]Wolfgang Schieder/Christof Dipper Hrsg.: Der Spanische Bürgerkrieg in der internationalen Politik - München, 1976 S. 20

[30] Aus: David T. Cattell: Soviet Diplomacy and the Spanish Civil War - Berkeley, Los Angeles 1957 S. 33

[31] Aus: Hans-Christian Kirsch Hrsg., Der spanische Bürgerkrieg in Augenzeugenberichten - Kar Krauch Verlag, Düsseldorf 1967 S. 163

[32] Aus: Luigi Longo, Die Internationalen Brigaden in Spanien - das europäische Buch. Berlin 1956 S. 41 - 42

[33] Aus: Aus: Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen - Vervuet, Frankfurt a.M. 1986 S. 88

[34] Aus: Walther L. Bernecker: Der Spanische Bürgerkrieg, Materialien und Quellen - Vervuert, Frankfurt a.M. 1986 S. 10






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