Die katholische Kirche hatte im 11. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer Macht erreicht. Möglich war dies, da nur sie die Informationstechnik dieser Zeit, das geschriebene Wort, völlig beherrschte und auch die entsprechende Struktur besaß, damit Botschaften und Autorität bis in die entferntesten
Winkel Europas zu verbreiten.
Es kam auch zu einer Wiederbelebung des Handels, auch mit dem Orient. Dies hatte den Nachteil, dass damit nicht nur neue Waren sondern auch neue fremde Ideen, Glaubensideen, die den alleinigen Machtanspruch der Kirche bestritten, nach Europa gelangten.
Zuerst versuchte es die Kirche noch mit Geduld und mit Überredungskunst den neuen Sekten zu begegnen. Da aber viele Sekten aufgrund der Machtstruktur der katholischen Kirche, und des schlechten Beispieles, das viele Kirchenobere abgaben, großen Zulauf erhielten, hatte sie damit keinen Erfolg. An einigen Orten griff die weltliche Macht aus eigener Initiative zu drastischen Mitteln, um dieser Bedrohung zu begegnen. Sowohl in Deutschland, England als auch in Frankreich war es üblich, Ketzer öffentlich anzuprangern, zu verstümmeln und häufig dem Scharfrichter auszuliefern. Nach dem Auftreten der Albigenser und vor allem der Waldenser wurde die Inquisition als Selbstschutz der katholischen Kirche gegen die vermeintliche Gefährdung durch diese Ketzer gebildet.
Im Jahre 1184, das offiziell als das Geburtsjahr der Inquisition gilt, veröffentlichte Papst Lucius III. einen Erlass, worin die Bischöfe und Erzbischöfe aufgefordert wurden, jede Gemeinde ihres Bistums zweimal im Jahr zu besuchen, um dort zuverlässige Menschen ausfindig zu machen, die dabei helfen sollten, Ketzer zu entlarven und einem kirchlichen Prozess zuzuführen. Zwar hat es auch vor diesem Jahr schon Kirchengerichte gegeben, doch zum ersten Mal wurde eine solche Maßnahme von zentraler
Stelle verordnet.
Die Inquisition wurde als Kommission gegründet, die Untersuchungen durchführen sollte und die Verfolgung von Häretikern und Ketzern zur Reinhaltung des Glaubens betrieb. Damit sollte die allgemeine Anerkennung der katholischen Lehre erzwungen werden. Allerdings waren die Päpste überzeugt, dass sie durch die Einrichtung der Inquisition Milde und Gnade walten ließen. Zum Teil stimmte dies auch, denn vor allem in England, Schottland und Skandinavien, Länder in denen die Inquisition bis ins 15. Jahrhundert nicht eingesetzt wurde, urteilten örtliche geistliche Gerichte über die Ketzer. Die Richter waren strenger als die päpstlichen Kommissionen, die sich an die Regel des Inquisitionsverfahren halten musste.
1215 forderte das 4. Lateralkonzil die Auslieferung der verurteilten Ketzer an die weltliche Gewalt, und 1229 regelte das Konzil von Toulouse das Verfahren und die Bestrafung. Die ursprünglich nur für Südfrankreich getroffene Maßnahme breitete sich allerdings auch in andere Landstriche aus. 1231/32 zentralisierte Papst Gregor IX. die Inquisition zu einer päpstlichen Behörde, die von den Inquisitoren (in der Regel Dominikaner) verwaltet wurde, auch um die örtlichen Bischöfe zu entlasten.
Ablauf eines Inquisitionsverfahrens
Aufforderung an die Häretiker zur Selbstanzeige, an die Gläubiger zur Denunziation, Vorladung, eventuell Verhaftung zur Vorführung, Untersuchung mit dem Ziel des Schuldbekenntnisses, wobei weder die Namen von Denunzianten und Zeugen genannt noch Verteidiger zugestanden wurden.
Die Todesstrafe war nicht als Bestandteil der päpstlichen Inquisition vorgesehen. Unverbesserliche Ketzer wurden schließlich der weltlichen Macht ausgehändigt, immer aber mit der Bitte um Gnade, damit die Kirchenvertreter nicht die Blutschuld auf sich nahmen (allerdings nicht beim Prozess gegen Johanna von Orleans, sie landete direkt auf dem Scheiterhaufen) allerdings wurde Gnade nur selten gewährt. Der sündhafte Ketzer wurde nach seiner Übergabe und der Verurteilung durch das öffentliche Gericht öffentlich verbrannt. Reuige Ketzer kamen meist mit leichteren Kirchenstrafen davon. Von Papst Innozenz IV. wird im Jahre 1252 zusätzlich noch die Anwendung der Folter gestattet.
Ziel und eigentlicher Zweck der Inquisition war nicht, Ketzer aufzuspüren, um sie dem Feuer zu übergeben, sondern die Rettung der Seelen, wofür jedes Mittel (beispielsweise die Anwendung der Folter) recht war.
Politischer Missbrauch
Schon zu Beginn der Inquisition stand nicht nur die Verfolgung der Ketzer aus Glaubensgründen im Vordergrund, sondern sie war stets auch mit politischen und wirtschaftlichen Interessen vermischt, so dass ganze missliebige Gruppen vernichtet werden konnten (z.b. der Templerorden oder auch der Prozess gegen Johanna von Orleans)
Auswirkungen
War der Anteil der Todeskandidaten zu Beginn der Inquisition noch relativ gering, wüteten die Inquisitoren später mit unnachgiebiger Härte. So endeten 230 von 251 überlieferten Fällen in Südfrankreich aus den Jahren 1249 bis 1257 mit Gefängnisstrafen. Der weltlichen Macht wurden 21 Menschen
übergeben. 1506 ließ der Bischof von Genf mehr als 600 Personen in weniger als sechs Wochen den Feuertod sterben, andere Inquisitoren schickten mehrere Tausend Opfer in den Tod. Die mysteriöse und perfekte Organisation der obersten richterlichen Gewalt agierte in dieser Zeit mit einer derartigen
Strenge und Kaltblütigkeit, dass ganz Europa von ihr und dem ihr ausgehenden Grauen erfasst wurde. Die Inquisitoren hielten das Leben, die Freiheit und den Besitz aller Bürger in der Hand. Die Denunziation war nicht nur gewünscht, sonder gefordert und wurde auch erfoltert. Verurteilungen waren an der Tagesordnung, Freisprüche waren zu dieser Zeit selten. In dieser Zeit der Leidenschaft und des Fanatismus konnte jede Handlung, jede Geste und jede Außerung, die nicht genau den Vorschriften entsprach,
Anlass zu einem neuen Prozess geben.
Spanien
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1507 verbrennt der Inquisitor von Logrono ca. 30 Personen. 1527 beschuldigen zwei Mädchen (9 bzw. 11 Jahre alt) mehrere Menschen der Hexerei, daraufhin werden 150 Personen verhört. Die Inquisitoren, die zu Hilfe gerufen wurden, dämpften den Übereifer der zivilen Justiz und der Bevölkerung. Nur selten lassen sie sich von den Anklagepunkten überzeugen, die Strafen, die sie verhängten, sind nicht sehr streng. Häufig werden bereits nach einem gründlichen Verhör, die Angeklagten wieder
freigelassen.
Das Baskenland hingegen gerät in aufruh; auf Anfrage der weltlichen Justiz entsendet 1610 der Inquisitor von Logrono einen Kommissar nach Zugarramurdi. Mehr als 300 Personen werden vor Gericht verhört. Bis
1614 dauern die Prozesse. Im Gegensatz zu den Forderungen der weltlichen Richter werden aber relativ milde Strafen verhängt. Sieben Hexen werden verbrannt, fünf andere, die während des Prozesses gestorben waren, werden symbolisch verbrannt. 18 werden begnadigt.
Nach den Prozessen legte sich die Spannung. Der zeremoniellen Magie, die 'hechiceria' auf die die Inquisition in anderen Gegenden stößt, wird von ihr relativ tolerant gehandhabt. Hexerei erlangt in Spanien nur nebensächliche Bedeutung, die Bedeutung ihrer Verfolgung nahm aber mit der Zeit zu. Das eigentliche Ziel der Inquisition in Spanien war das Aufspüren, der nur nach außen hin bekehrten, der Marrassen Marisken. Nachdem das spanische Königspaar, Isabella und Ferdinand, über die Mauren siegte und die Reconquista abgeschlossen war, bekehrten sich viele Mauren und Juden zum Christentum.
Das Königspaar sah in diesen Bekehrten, den sog. 'Conversos', die sie für keine richtigen Christen hielten eine Bedrohung für den Staat. Durch ihren gesellschaftlichen Aufstieg erweckten sie vielfach Neid. Nachdem noch die Gerüchte verbreitet wurden, sie hingen insgeheim noch den jüdischen Bräuchen an und übten sie auch aus, kam es bald zu Volksaufständen gegen sie. Zur Untersuchung dieses Verdachts kamen die 'Conversos' vor die Inquisitionsgerichte. Der Papst hatte der Verfolgung der 'Conversos' zunächst seinen Segen gegeben, entzog aber bald schon seine Billigung. Der spanische Inquisitor hielt sich nicht an die strengen Regeln des päpstlichen Verhörs und fühlten sich an die päpstlich Autorität nicht gebunden. Mit einer Rolle hat sicherlich die Tatsache gespielt, dass der Papst an den Gewinnen nicht beteiligt wurde. Die Verfolgungen wurden trotzdem fortgesetzt und von König Ferdinand und Königin Isabella gefördert. Ihr Ziel war es, die Neuchristen aus dem öffentlichen Leben verschwinden zu lassen.
In Spanien forderte die Inquisition die höchste Zahl an Opfern und wandte sie sich in erster Linie gegen die Mauren und Juden. , man behauptete, dass der 'berühmteste' aller Großinquisitoren Torquemada (er wurde 1483 eingesetzt, und herrschte 15 Jahre lang) mehr als 100.000 Personen den Inquisitionsverfahren unterwarf, davon wurden 10.000 verbrannt. Außerdem wurde der sog. Autodafe (Glaubensakt) eingeführt, er bestand aus der feierlichen Verkündung und der anschließenden Vollstreckung eines von einem Gericht der Inquisition gefällten Urteils (Freispruch oder Tod durch Verbrennen) . Der erste Autodafé soll 1481 in Sevilla, der letzte 1815 in Mexiko stattgefunden haben. Bei einem Autodafe, welcher als feierlicher Glaubensakt galt, wurden oft Hunderte von Ungläubigen an einem Tag verbrannt und boten den Vertretern der Kirche und des Hofes sowie dem Volk ein schreckliches Schauspiel.
Von 1478 bis 1530 waren 91 Prozent der Angeklagten 'Conversos'. In der Hälfte aller Fälle (ca. 900 allein in Toledo) wurden sie beim sogenannten 'Autodafe' zum Tode verurteilt. In Guadalupe waren sogar 82 Prozent der Beschuldigten zum Tode verurteilt worden. Die spanische Inquisition übte ihren Einfluss bis 1820 aus. Der Anteil der 'Conversos' nahm mit der Zeit ab, denn die meisten der neuen Christen waren längst emigriert. Zwischen 1721 und 1725 ließ das Kirchengericht noch 160 vermeintliche Juden verbrennen. Die meisten spanischen Ketzer waren aber inzwischen ganz normale Gotteslästerer, Humanisten, 'Lutheranos', Bigamisten und Hexen. Die voreingenommenen Inquisitoren machten keinen Unterschied zwischen Ketzerei und Hexerei, religiöser Auflehnung und Andersgläubigkeit, Wissenschaft und Magie. Sie hielten bis zur Abschaffung der Prozesse an ihren mittelalterlichen Anschauungen fest. Protestanten, Calvinisten, Zwinglianer und Hugenotten waren Ketzer. Man bekämpfte alles, was nicht katholisch war. Hexen, Ehebrecher, Juden, Gotteslästerer, englische Kaufleute und Astrologen endeten in den Gefängnissen des Heiligen Offiziums. Im 17. Jahrhundert verurteilten die Inquisitoren ein Pferd, dessen Besitzer, ein Engländer, ihm einige Kunststücke beigebracht hatte, zum Tode auf dem Scheiterhaufen. Diese fortschrittsfeindliche Mentalität führte schließlich zum Untergang des spanischen Reiches. Die Inquisition wurde erst von Napoleon endgültig abgeschafft.
Der Inquisitionssekreäter Llorente schätzte in seiner 'Geschichte der Inquisition', dass bis ins Jahr 1792, Menschen in Spanien hingerichtet worden wären.
Im Jahre 1808 durchsuchten die Soldaten Napoleons ein Dominikanerkloster bei Madrid, sie fanden Folterkammern und Gefangene. Die französischen Truppen jagten daraufhin das Kloster in die Luft. Unter Napoleon verliert die spanische Inquisition endgültig ihre Macht.
Italien
In Italien waren die Lutheraner der Staatsfeind Nummer eins. Die aus Spanien und Portugal eingewanderten 'Conversos' wurden nur äußerst selten verfolgt. 1542 eröffnete Papst Paul III. die Inquisition gegen die
Protestanten. Allerdings wurden in Italien die Kirchenfeinde nie pauschal verfolgt.
In der Stadt Lucca war die Inquisition beispielsweise verboten, in Neapel unterstand sie der örtlichen Kirche, in Venedig und Genua konnte eine Laienbehörde das Urteil der Inquisitoren sogar aufheben. Meist
beschäftigte sich die italienische Inquisition mit privaten Streitigkeiten unter Bürgern. Streitigkeiten, die bei den Hexenprozessen in Deutschland meist zum Tode der Angeklagten geführt hätten, wurden hier meist milde bestraft oder auch gar nicht.
1579 wird eine der Hexerei beschuldigte Frau in Modena freigesprochen. Eine Prostituierte, die wegen erotischer Beschwörungen vor Gericht stand, wird öffentlich ausgepeitscht und in die
Verbannung geschickt.
Anders aber wenn es um die Wissenschaft geht. Im Jahre 1600 wird der Humanist Giordano Bruno öffentlich verbrannt, weil er für das heliozentrische Weltbild des Kopernikus eintrat. Galilei muss sich 1633 vor dem Heiligen Offiziums verantworten (selbe Anschuldigung) und nur weil er widerrief, kommt er mit dem Leben davon und wird unter Hausarrest gestellt.
Vom Ketzer- zum Hexenprozess
Der
,,Malleus Maleficarum', zu Deutsch ,,Hexenhammer', stellt eine Art
Hexendogmatik dar und wurde von den beiden Inquisitoren Sprengler und
Institoris verfasst. Da dieses Werk jedoch auf heftigen Widerstand stieß,
erließ Papst Innozenz VII im Jahre 1484 die Bulle ,,summis desiderantes
affectibus', durch die einerseits der Zauberglaube zu einem rechtlichen
Begriff werden und andererseits dieser neuen Sekte Einhalt geboten werden
sollte.
Innozenz erläuterte in dieser Bulle, dass er von Hexen beiderlei Geschlechts
hörte, die vom richtigen Glauben abfallen, mit dem Teufel buhlen, Schaden
anrichten, Lebewesen mit Krankheit beschlagen, die Fruchtbarkeit hemmen und
andere zu Missetaten anregen würde.
Am Schluss seiner Schrift erlaubte er den Verfassern des ,,Hexenhammers',
solche Menschen nach ihren Verbrechen zu züchtigen, in Haft zu bringen und ,,an
Leib und Vermögen zu strafen'.
Der vor allem als Reaktion gegen die Schwierigkeiten in Brixen entstandene
,,Hexenhammer' stellte die umfassendste Darlegung des Hexenwesens dar. Ihr
erster Prozess 1485 hatte sogar zur Folge, dass sie vom Tiroler Landesfürsten
Golser aus dem Lande verwiesen wurden.
Trotzdem
war der ,,Malleus Maleficarum' das meistgedruckte Werk in der Neuzeit.
Die Verfasser lehnten sich bei der Schreibung sehr an vorhergegangene Werke,
wie zum Beispiel die Stellen im Alten und Neuen Testament, die sich auf den
Teufel und Zauberei beziehen, an. So gesehen war der Hexenhammer nichts Neues
mehr, sondern eigentlich nur eine Zusammenfassung der bisher existierenden
Hexenliteratur.
Nur in drei Punkten wiesen Sprengler und Institoris eine eigene Auffassung auf:
1. Der Schadenzauber oder Malefizium stand im Mittelpunkt ihres Werkes
2. Sie betrachteten besonders das weibliche Geschlecht als gefährdet
3. Sie versuchten den weltlichen Gerichten die Durchführung der Hexenprozesse aufzuerlegen
Als Vorlage des Hexenhammers diente vor allem der ,,Directorium Ininquisitorum', der alle Zaubereien, die als Hexereien galten, beinhaltete. Dieses Werk wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von dem Generalinquisitor Nikolaus Eymericus geschrieben und wurde zu einem für die Inquisitoren sehr geeigneten Handbuch der Ketzerverfolgungen.
Die Gliederung des Malleus Maleficarum
Der
erste und zweite Teil behandelt die Theorie des Hexenwesens. Damit sind die
verschiedensten Schandtaten der Hexen, aber auch die Praktiken zum Schutz vor
diesen gemeint.
Der dritte und letzte Teil stellt den wichtigsten Abschnitt für die Entwicklung
des Hexenprozesses dar. Er enthält eine Art Prozessanordnung, die dem Richter
genaue Hinweise gibt, wie er zum Erfolg kommen kann.
Der Malleus gibt die Anweisungen zur Folter und die Interrogatorien zur
Befragung der Hexen. Die Richter wurde so die Kunst der Fangfragen, mit denen
es jedem möglich war, einen Schuldigen zu finden, gelehrt. Ebenso gibt der
Hexenhammer fertige Urteilsverkündungen vor, die es dem Richter erleichtern,
einen Grund für sein Handeln anzugeben.
Auf diese Weise wurde der Malleus Maleficarum zu einer richtigen ,,Bibel für Hexenrichter'.
Der Hexenhammer als frauenfeindliches Werk
Im
Hexenhammer tritt auch, wie in den Büchern ,,Formaricus' von Johann Nieder
und der Ketzerfibel von Nicolaus Jacquier, der Frauenhass offen zu Tage.
Im gleichen Maße wie die Schriftsteller solcher Werke fanatische Marienverehrer
waren, waren sie auch Frauenverächter.
Sie begründeten diese angeblich stärkere Neigung des weiblichen Geschlechts zur
Hexerei und zum Teufelskult mit dem angeborenen ,,Interesse der Frau an
sexuellen Ausschweifungen', sowie mit den Worten: ,,Das Weib ist von Natur
aus schlecht.'
Damit untergrabe sie die Basis der Kirche und müsse deshalb an ihrem Tun
gehindert werden. Die Frau stellte somit eine Personifizierung der Schuld an
Impotenz, Krankheiten, Seuchen und Unwetter dar.
Der
Hexenhammer machte die neue Sekte zu einem teuflischen ,,Geschlecht boshafter,
glaubensschwacher und geiler Weiber'.
Es begann eine systematische Hexenverfolgung, die in den Jahren 1560 bis 1640
ihren Höhepunkt erlebte.
Obwohl vereinzelt Kritik geübt wurde, fanden der Malleus Maleficarum und andere ähnliche Werke durch die Glaubenskämpfe und wirtschaftliche Krisen mehr Anklang, als zu erwarten gewesen wäre.
Die Anklage
Oft wurde eine Anklage einfach aus Neid, Hass, Willkür oder wegen Umweltkatastrophen erhoben. Folgende Merkmale und Verhaltensweisen wurden zu den Indizien gezählt:
1. Mangelnder sowie häufiger Kirchenbesuch
2. Sicheres Auftreten gleichsam als augenfällige Verteidigung
3. Aufenthalt auf einem Felde vor einem Unwetter
4. Kräutersuche
5. Verwandtschaft oder Freundschaft mit einer bereits verurteilten Hexe
6. Heimatlosigkeit
7. Schlechter Ruf (wenn Kinder oft krank sind, wenn man
Stimmungsschwankungen hat)
8. ,,Hexenhaftes' Aussehen
9. Hohes Alter
10. Hexenmale: Unempfindliche Körperstelle (Stigma diabolicum) als Zeichen der
Teufelsverbundenheit
11. Tränenlosigkeit
12. Geringes Körpergewicht: Dies führte zu der Vorstellung, dass Hexen nicht
untergehen können
Die
drei zuletzt angeführten Hexenmerkmale bildeten die eigentlichen Indizien bei
einem Hexenprozess. Wenn man all diese Punkte betrachtet, sieht man, dass
eigentlich alles ein Grund für eine Anklage sein könnte (z.b. Punkt 1).
Im politischen Bereich wurden Hexenverfolgungen als Disziplinierungsmittel
angewandt, was das Anwachsen der Verfolgungen zu Beginn des Absolutismus zeigt.
Hexen
wurden wegen Meleficium, Teufelspakt, Satanskult, Sabbatbesuch, Hexenflug und
Tierverwandlung angeklagt.
Obwohl die Richter den Angeklagten falsche Versprechungen machten (Freispruch,
kein Todesurteil..), mussten sie das Geständnis meist durch Folter erpressen,
da den Delinquenten allseits bekannt war, dass es sich hierbei nur um eine
leichtere Art handelte, um zu einem ,,guten' Geständnis zu kommen.
Später wurden diese erzwungenen Geständnisse meist durch Suggestivfragen
vereinheitlicht.
Methoden zur Feststellung der Schuldindiz
Um das Hexenmal, das die Besiegelung des Paktes mit dem Teufel darstellte, zu finden, wendete man die sogenannte Nadelprobe an. Es wurde dabei nach einer Hautstelle gesucht, die sich von der übrigen Haut abhob und wo, trotz des Stiches, kein Blut zum Vorschein kam. Wurde diese Stelle gefunden, war die Angeklagte hilflos verloren.
Diese zur Belustigung des Volkes beitragende Hexenprobe verlief immer zum Nachteil der Frau, da jeder Mensch irgendwo eine solche Stelle aufweist.
Auch die Wasserprobe war zu dieser Zeit , obwohl sie als Gottesurteil seit 1215 verboten war, sehr verbreitet. Man glaubte, dass Hexen ein minimales Körpergewicht hatten, da sie ja durch die Luft fliegen konnten. Daraus folgerten sie, dass die Hexen wegen ihrer Leichtigkeit nicht untergingen. An einen Baumstamm gebunden hatten auch sie wenige Überlebenschancen, da der Tod durch Ertrinken sehr wahrscheinlich war.
Ein
ähnliches Verfahren war die Wiegenprobe. Die Angeklagte wurde auf einer Waage
gewogen, und wenn sie nicht so schwer war, wie sie geschätzt wurde, war sie
überführt. Um dieser Strafe entgehen zu können, gab es in Holland
die Waage von Qudewater, bei der man eine Bescheinigung seines Körpergewichts
erstehen konnte. Diese Probe wurde 1773 zum letzten Mal angewandt.
Auch auf die Tränenprobe wurde vereinzelt zurückgegriffen. Die Angeklagte musste hierbei auf Befehl Tränen vergießen, da man glaubte, dass der Teufel den Hexen die Unfähigkeit zu weinen gegeben hatte.
Eine weitere Einrichtung zur Feststellung der Schuld war die Feuerprobe, bei der man ein Stück heißes Eisen einige Schritte weit tragen musste. Gelang dieses, so war die Unschuld klar und bewiesen. Jedoch wurde diese Probe nur selten angewandt, da man die Unschuld nur allzu leicht erbringen konnte.
Weiteres wäre da noch der Kesselfang zu erwähnen. Hierbei musste die Beschuldigte vom Boden eines mit siedendem Wasser gefüllten Kessels einen Eisenring holen, ohne sich zu verletzen.
Man
konnte durch diese Verfahren Personen leicht überführen, und so viele
Unschuldige auf den Scheiterhaufen bringen.
Solche Proben wurden bis ins 19. Jahrhundert durchgeführt und waren
wesentlicher Teil der damaligen Rechtspflege.
Zu diesen Verfahren kamen auch noch die verschiedensten Arten der Folter, die
im nächsten Kapitel erklärt und veranschaulicht werden.
Die Folter
Als Vorläufer der Folter kann das Gottesurteil angesehen werden, das vor allem bei Inquisitionsprozessen im 13. Jahrhundert verwendet wurde. Die Methoden der Inquisitoren waren nichts anderes als eine ,,legalisierte Triebentleerung'. Wenn das zur Verurteilung notwendige Geständnis erbracht war, versuchte man von der Beschuldigten den Namen der Komplizen zu erfahren. Man glaubte nämlich, dass eine Hexe nie allein zum Sabbat gehe.
Im
Ketzer- und Hexenprozess war man ganz allein der Willkür der Richter
ausgesetzt. Die Inquisitoren sahen sich als gegen den Unglauben kämpfende
Retter der gesamten abendländischen Christenheit.
Die Folter begann schon im Gefängnis, wo der Gefangene in den Stock gelegt
wurde. Da er eingeklemmt war, konnte er sich weder rühren und war den Ratten
und anderem Ungeziefer wehrlos ausgesetzt.
Bei der
weiteren Folter wurden Daumenschrauben angelegt, Körperteile verbrannt,
Fußsohlen versengt, Glieder ausgerenkt, Unmengen von Wasser mittels eines
Trichters eingeflößt und salzige Speisen ohne Wasser verabreicht.
Auch durch Schlaflosigkeit wurde das gewünschte Ziel erreicht. Ein
schreckliches Instrument war die Wippe, bei der man an einem Seil, das an den
Händen und Füßen festgemacht war, auf- und niedergezogen wurde. Meistens wurde
dabei das Eigengewicht durch angehängte Felsbrocken vergrößert.
Die spanischen Stiefel waren ebenfalls sehr qualvoll, da diese die Beine
zerquetschten.
Bei der
harten Folterung wurde dann der Bock verwendet. Bei diesem handelt es sich um
einen zu einer spitzen Schneide zulaufenden Holzbock, auf den man rittlings
gesetzt wurde. Durch sein Eigengewicht schnitt sich die Schneide nun in die
entblößten Körperteile.
Wenn die Angeklagte bei der Folter ohnmächtig wurde oder starb, sagte man
stets, dass ihr der Teufel geholfen habe, so die Schmerzen zu ertragen.
Wenn sie aber im Gefängnis schwanger wurde, so galt dies als Beweis für die
Teufelsbuhlschaft.
Die Folter hatte so ihren ursprünglichen Charakter als Mittel der Reinigung
vollkommen verloren.
Die
letzte Station war der Tod durch Verbrennen, der schon im Sachsenspiegel als
würdige Strafe für Zauberei galt. Meistens wurde den Opfern eine letzte Gnade
gewährt. Sie wurden vor der Verbrennung enthauptet oder erdrosselt.
Erst im 18. Jahrhundert wurde dem Hexenwahn durch die Abschaffung der Folter,
bei der vor allem Thomasius wirksam war, ein Ende bereitet.
Warum wurden Hexen verbrannt ?
Das
Feindbild ,,Hexe' lieferte für die Bevölkerung ein Ventil um ihre
Spannungen auszugleichen. Es stillte die verschiedensten Bedürfnisse, die sich
aus gesellschaftlichen Missständen, Naturkatastrophen und Epidemien ergaben und
ermöglichte das Ausleben zurückgedrängter sexueller und sadistischer Begierden.
Auch die Buchdruckerkunst half bei der Verbreitung des Hexenwahns durch das
Drucken von Flugblättern und Broschüren. Mittels ,,Hexenzeitungen' wurde
sogar die Sensationsgier der Menschen gestillt.
Hexen wurden verbrannt, also musste es sie geben, denn sonst hätte sich die
Gesellschaft tausender Morde schuldig gemacht. Hexen wurden daher weiter
verbrannt, denn nur so konnte das Aufkommen von Schuldgefühlen verhindert
werden.
Aber die Inquisition war nicht nur in den Europäischen Staaten verbreitet sondern auch in Spanien. Darauf möchte ich allerdings in getrennter weise eingehen weil diese Themen nicht in Direkter Verbindung stehen.
Die Beschäftigung mit dem Verhältnis zwischen der Inquisition und der indianischen Bevölkerung in den spanischen Kolonien ist aus zwei Gründen von Interesse: Zum einen, um zu zeigen, wie versucht wurde, einen frühneuzeitlichen bürokratischen Mechanismus sozialer Kontrolle und Disziplinierung, der sich in seinem Herkunftsland im Sinne seiner Aufgabenstellung durchaus bewährt hatte, unter den völlig andersartigen kulturellen Verhältnissen in der Neuen Welt zu installieren, ob diese Übertragung gelang und welche Modifikationen eventuell im Verlaufe dieses Prozesses vorgenommen wurden, um die Funktion des Apparates zu gewährleisten. Gleichermaßen interessant ist es zu untersuchen, welche Wirkungen die ,,spanische' Inquisition auf die Betroffenen, also die indianische Bevölkerung hatte, nicht zuletzt, um ein größeres Verständnis der heutigen gesellschaftlichen Interaktion ihrer Nachkommen zu erlangen, die immer noch wesentlich von der Geschichte 500jähriger europäischer Kolonialherrschaft bzw. Dominanz (einschließlich der Inquisitionsgeschichte) geprägt ist.
Die Auswahl der verwendeten Literatur entsprang nicht in jedem Fall systematischen Gesichtspunkten, wobei allerdings die Bedeutung der Arbeiten Richard E. Greenleafs zum Thema, insbesondere über die Quellenlage und methodologische Aspekte der Quellenauswertung, unstrittig sein dürfte. Gleiches gilt für den Text von Diego de Landa, der für das 3. Kapitel verwendet wurde - eine Beschäftigung mit ihm ist für jede Arbeit über die frühe Kolonialgeschichte Yucatans nahezu unvermeidlich. Zurückgegriffen wurde auch auf das Nachwort des Herausgebers der deutschen Übersetzung dieses Textes, Carlos Rincón, das sich mit dem Problem kultureller Fremdheit beschäftigt. Bei Perry/Cruz (1991) handelt es sich um eine Sammlung von z.T. kontroversen Aufsätzen, in denen die Rolle der Inquisition im Prozess des Aufeinandertreffens verschiedener Kulturen behandelt wird; aus diesem Band fanden neben der Einleitung der Herausgeberinnen, die ersten beiden (Klor de Alva, Moreno de los Arcos) und der letzte Beitrag (dieser wiederum von Greenleaf) Verwendung, die sich speziell mit der Situation in Mexiko beschäftigen. Clendinnen (1987) ist eine Untersuchung über die Eroberungsgeschichte Yucatans, an der insbesondere die neue Interpretation der Inquisitionsprozesse von 1562 interessant für den Gegenstand dieser Arbeit ist.
Um mögliche Ungenauigkeiten bei der Übersetzung zu kompensieren, werden die verwendeten Zitate aus den englischen Texten jeweils in Fußnoten vollständig im Original wiedergegeben.
ZUM FORSCHUNGSSTAND
Am Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlichte ein mexikanischer Protestant namens Carrión eine Sammlung von Aufsätzen über berühmte Indianer, darunter das Porträt eines Fray Martín Durán, der angeblich im 16. Jahrhundert von der Inquisition wegen Häresie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Joaquín García Icazbalceta - ein mexikanischer Historiker - wies nach, dass diese Biographie eine Fälschung war, deren Ziel darin bestand, zu zeigen, dass es damals schon pro-lutherische Indianer gegeben hätte. Wichtig im Sinne des Gegenstandes dieser Arbeit ist eines der grundlegenden Argumente Icazbalceta, mit dem er die Fälschung nachweisen konnte: Indianer fielen nicht unter die Inquisition, sondern unter die Zuständigkeit eines kirchlichen Richters (i.d.R. des Bischofs oder Erzbischofs). Diese Zuständigkeit wurde über eine spezielle Institution, den sogenannten Gerichtshof für Eingeborene [Natives' Court] wahrgenommen.
Die
Folge für die Geschichtsschreibung über die Inquisition in den spanischen
Kolonien war jedoch zunächst kontraproduktiv: Aus der Nichtzuständigkeit des
Heiligen Offiziums für Indianer wurde geschlussfolgert, es hätte keine
Sanktionen für Glaubensabweichungen gegenüber der eingeborenen Bevölkerung
gegeben. Ein Beispiel für diese weitverbreitete Annahme liefert der angesehene
spanische Historiker Guillermo Céspedes del Castillo (1983) in dem Band seiner Historia
de España, der sich mit den Kolonien beschäftigt: wurde die
Inquisition 1571 in den kastilischen Kolonien eingeführt, Gott sei dank!, ohne
juristische Befugnisse gegenüber den Indianern. (2) Anhänger dieser These
berufen sich auf einen königlichen Erlass zur Einrichtung der Inquisition in
Mexiko von 1570, in dem Indianer ausdrücklich von ihrer Rechtsprechung
ausgenommen wurden, wegen ihrer Einfalt und fehlender Befähigung und weil
viele von ihnen nicht gut im Glauben unterrichtet wurden.
In der Gegenwart hat sich v.a. Richard E. Greenleaf um die Aufdeckung dieses
Irrtums verdient gemacht. Bei seinen Forschungen über das Heilige Offiziums in
Mexiko stieß er auf die von Icazbalceta erstmals beschriebene Institution, die
unter verschiedenen Namen in den Quellen erscheint: Büro (od. Offizium) des
Provisors für Eingeborene (kurz: Provisorato), Tribunal für den Glauben
der Indianer, Säkulare Inquisition, Vikariat für Indianer, Inquisición
Ordinaria.
Diese Institution war für Glaubensfragen der Indianer zuständig und hat eine
enorme Zahl von Prozessen geführt. Es handelte sich um eine Parallelstruktur
zum Heiligen Offizium, auf der Ebene der Diözesen, die sich zu einer
regelrechten Bürokratie entwickelte und nach den gleichen Prinzipien und mit
den gleichen Symbolen wie die ,,offizielle' Inquisition vorging, mit
einiger Berechtigung also als ,,Inquisition für (oder gegen) Indianer'
bezeichnet werden kann.
Eine Folge dieser Doppelstruktur war laut Greenleaf ein ,,juristisches
Durcheinander', weil es sich bei den Provisoratos um Institutionen
handelte, die Glaubensabweichungen der Indianer auf eine Art und Weise
verfolgten, von der sie (die Indianer) formalrechtlich ausgenommen waren. Aus
dieser Situation erwuchsen offensichtlich auch zahlreiche
Kompetenzstreitigkeiten mit dem Heiligen Offizium, das zwar Nachforschungen
auch unter Indianern betreiben durfte, aber eben keine Rechtsprechungsbefugnis
ihnen gegenüber hatte.
Daß der Apparat der Provisoratos lange Zeit nicht erkannt bzw. ignoriert
wurde, hat wahrscheinlich mit seinem dezentralen Aufbau zu tun und wohl auch
damit, dass seine Existenz von der Kirche spätestens im Zuge des Aufkommens und
der Durchsetzung aufklärerischer Gesellschaftsvorstellungen bewusst versteckt
wurde. Deshalb befindet sich die Forschung in diesem Bereich und die
wissenschaftliche Diskussion ihrer Ergebnisse noch relativ am Anfang; die
Sichtung der entsprechenden Quellen ist im Gange.
2) DIE INQUISITION FÜR INDIANER UNTER BESONDERER BERÜCK- SICHTIGUNG NEU-SPANIENS (MEXIKOS)
2.1. Politische und soziale Rahmenbedingungen - Die Konquista und ihre Folgen
Die
Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus für die katholischen Könige im
Jahre 1492 erfolgte in einem Augenblick, als die Rekonquista Spaniens
abgeschlossen war. Die Eroberung Granadas, des letzten moslemischen Staates auf
der iberischen Halbinsel, und die Vertreibung der spanischen Juden im gleichen
Jahr markieren den äußeren und inneren Schlusspunkt unter diesen Prozess.
Insofern kann die Entdeckung und anschließende Eroberung Amerikas als
,,Glücksfall' für die auf Expansion ausgerichtete spanische Gesellschaft dieser
Zeit angesehen werden. Die Rekonquista ging praktisch nahtlos in die Konquista
Amerikas über.
Innerhalb weniger Jahrzehnte gelang die Annexion eines Gebietes für die
spanische Krone, das sich vom Süden der heutigen USA bis zum heutigen Chile und
Argentinien erstreckte, mit Ausnahme des heutigen Brasilien (unter
portugiesischer Herrschaft) und verschiedener Enklaven anderer Kolonialmächte.
Höhepunkte der Konquista waren die Eroberung des Aztekenreiches im heutigen
Zentralmexiko von 1519 - 1522 sowie die zwischen 1532 - 1537 erfolgende
Eroberung des Inkastaates im Andengebiet - beides hochintegrierte
Gesellschaften mit Millionenbevölkerungen (von denen ein großer Teil in
ausgedehnten städtischen Zentren lebte), ausgeprägter sozialer Schichtung und
komplexen kulturellen Institutionen.
Neben
den relativ schnellen, mit geringen eigenen Kräften erfolgten Zerstörung dieser
Staatsgebilde durch die Spanier - die allerdings durch innere Widersprüche und
Entwicklungsgrenzen beider Reiche befördert wurde - erstaunt vor allem die
Tatsache, dass es in ebenfalls relativ kurzer Zeit gelang, die spanische
Kolonialherrschaft zu etablieren und zu stabilisieren, so dass sie die
folgenden ca. drei Jahrhunderte überdauerte. Administrativ wurden die Kolonien
zunächst in zwei Vizekönigreiche (Neu-Spanien, Peru) und diese wiederum in Audiencias,
Provinzen, Städte und Gemeinden gegliedert. Eine wichtige Voraussetzung für die
Erlangung der sozialen Kontrolle über die eroberte indianische Bevölkerung
sowie zur Stabilisierung der spanischen Herrschaft war zweifelsohne der von
Beginn an betriebene Prozess der Christianisierung, auf den im folgenden
Abschnitt näher eingegangen wird. Angesichts der bekannten Entwicklung auf der
iberischen Halbinsel unter den katholischen Königen und ihren Nachfolgern liegt
es nahe zu vermuten, dass die Inquisition im Rahmen des
Christianisierungsprozesses bzw. seiner Überwachung in den Kolonien eine
bedeutende Rolle spielte.
Die Folgen der Konquista können hier nur kurz angerissen werden: Die Beute und
die Tributzahlungen aus den eroberten Gebieten bildeten die wesentliche
wirtschaftliche Grundlage für Spaniens Aufstieg zur frühneuzeitlichen Weltmacht
im 16. Jahrhundert; erinnert sei hier nur an die sogenannten Silberflotten die
alljährlich die - insbesondere in Zentralmexiko und im zentralen Andenraum von
der unterworfenen indianischen Bevölkerung in Zwangsarbeit geförderten -
Bodenschätze in einem bis dahin nicht gekannten Umfang und Wert nach Spanien
transportierten. Die indianische Bevölkerung verlor im Gefolge der Konquista
und der Zerschlagung ihrer überregionalen kulturellen Institutionen jede
politische Selbständigkeit jenseits der lokalen Ebene. Lediglich in den
Gemeinden (Repúblicas de Indios) behielt sie eine gewisse Autonomie
unter Führung ihrer traditionellen Eliten (Kaziken), die damit in das System
der Kolonialherrschaft eingebunden wurden. Des weiteren führte die Konquista
(und die darauffolgenden Jahre bis zum Ende des 16. Jahrhunderts) zu
Bevölkerungsverlusten unter den Indianern durch Zwangsarbeit, Hunger und
Krankheiten, für die die Bezeichnung ,,demographische Katastrophe'
angemessen erscheint. Für Zentralmexiko geht z.b. eine vorsichtige Schätzung
von Woodrow Borah und Sherburne F. Cook von einem Bevölkerungsverlust zwischen
1523 und 1605 aus, der weit über 90% liegt - in absoluten Zahlen: von 16,8 Mil
auf 1,08 Mil Menschen!
2.2. Ideologische und praktische Probleme der Christianisierung
Die Entdeckung der Neuen Welt warf ein großes theologisches Problem auf: Das Neue Testament sagt, dass die Apostel Jesu in alle Welt gingen, um den Glauben zu verbreiten. Durch die Entdeckung Amerikas tauchte auf einmal ein ganzer Kontinent aus dem Nichts auf, dessen Millionen Einwohner niemals mit dem Christentum in Berührung gekommen waren. Dieser Umstand forderte eine Erklärung.
So gab
es etwa die These (und zwar bis ins 19. Jahrhundert hinein), dass ein
,,verlorener Apostel' (St. Thomas) in Amerika gepredigt hatte. Zu ihrer
Untermauerung wurde auch auf indianische Mythen zurückgegriffen, z.b. auf den
in Mesoamerika weit verbreiteten Mythos über den Kulturheroen Quetzalcoatl,
dessen überlieferte Gutherzigkeit Anknüpfungspunkte an das christliche Ideal
der Nächstenliebe bot. Die Konsequenz dieser These wäre aber gewesen, dass der
gesamte Kontinent später wieder vom Glauben abgefallen war, da es zur Zeit der
Konquista ganz offensichtlich keine Christen in der Neuen Welt gab! Eine solche
Schlussfolgerung war unter politischem Aspekt höchst unpraktisch; die gesamte
indianische Bevölkerung hätte demnach notwendig als glaubensabtrünnig behandelt
werden müssen, d.h. auf die durch die Inquisition im Mutterland praktizierte
Art und Weise, bspw. gegenüber den Conversos und Moriscos. Ein
solches Vorgehen war weder möglich bei der vorgefundenen Millionenbevölkerung,
noch erwünscht - nicht zuletzt wegen des Interesses an der ökonomischen
Ausbeutung der Ressourcen ebendieser Bevölkerung.
Die offizielle Erklärung ging daher in eine andere Richtung: Die Existenz
Amerikas war demnach ein göttliches Mysterium und seine Einwohner (Gentiles)
galten als vom Teufel irregeführte Götzenanbeter, die keine Kenntnis vom
Christentum hatten und deshalb evangelisiert werden mussten. Die Überzeugung
von der Notwendigkeit zur Evangelisierung speiste sich wohl vor allem aus der
herrschenden Ideologie eines christlichen Sendungsbewusstseins bei den
Spaniern, die auch ein wesentlicher Antrieb für die Rekonquista gewesen war,
weniger aus der Überlegung, den Glauben als Instrument der
Sozialdisziplinierung zu nutzen, unabhängig davon, dass er dann tatsächlich
einen wesentlichen Anteil an genau dieser Funktion im Rahmen des
Kolonialsystems übernahm. Das die Indianer ,,Götzenanbeter' waren, diente
als eine der grundsätzlichen Rechtfertigungen - in der spanischen
Historiographie teilweise noch immer ,,rechtmäßiger Anspruch' genannt -
zur Eroberung der Neuen Welt.
Die Anerkennung einer eigenen Religion der Indianer bedeutete aber, dass sie
eigentlich nicht unter die kirchliche Rechtsprechung fielen, bzw. deren
Zuständigkeit (auch für die gerade konvertierten Indianer) bestritten wurde.
Vertreter dieser Auffassung war bspw. der als ,,Freund der Indianer'
apostrophierte Dominikanermönch Bartolomé de las Casas, während auf der anderen
Seite z.B. der Franziskaner Diego de Landa offensichtlich von der Notwendigkeit
eines Glaubensgerichtes für Indianer in Form der Inquisition überzeugt war, wie
im 3. Kapitel versucht wird darzustellen. Überlagert wurde dieser Konflikt
durch eine zusätzliche Kontroverse darüber, ob man den Indianern eine
menschliche Natur zubilligen könne. Dies wurde u.a. von dem Gelehrten Juan
Ginés de Sepúlveda verneint, der darüber im Jahre 1550 vor dem Hof in
Valladolid eine Disputation mit las Casas führte.
Das Ergebnis dieser Auseinandersetzungen innerhalb der spanischen Elite war ein
Kompromiss, der die Interessen der beteiligten Kräfte weitgehend
berücksichtigte (natürlich auf Kosten der indianischen Bevölkerung): Die
katholische Kirche konnte, indem den Indianern eine missionswürdige Seele
zuerkannt wurde, ihren Einfluss in den Kolonien maximal entfalten. Zugleich
hinderte das weder die Konquistadoren noch die spanische Krone an der
fortgesetzten brutalen Ausbeutung der Eroberten (für deren Beendigung bzw.
Milderung ja gerade las Casas eingetreten war). Auf kirchenrechtlichem Gebiet
fand dieser Kompromiss seinen formalen Ausdruck in der schon erwähnten Ausnahme
der Indianer von der Zuständigkeit der ,,offiziellen' Inquisition bei
gleichzeitiger Einrichtung der funktionsgleichen Institution der Provisoratos.
Die
praktischen Probleme, die bei der Christianisierung auftraten, waren größer als
erwartet: Die Spanier verfügten über keinerlei Kenntnisse bezüglich der
indianischen Religionen, im Gegensatz zu den ihnen bekannten (Judentum, Islam),
mit denen es schon einen jahrhundertelangen Prozess der Auseinandersetzung
gegeben hatte und mit denen das Christentum immerhin den auf gemeinsame Wurzeln
zurückgehenden Monotheismus teilte. Hierin unterschieden sich die neuweltlichen
Religionen grundsätzlich von den europäisch-mediterranen, verfügten sie doch in
der Regel über ein ausgedehntes Pantheon. Unverständlich musste den Spaniern
auch die gesamte Kosmologie der Indianer, ihre Auffassungen über Raum und Zeit,
die Rolle des Menschen in ihnen sein. In diese z.T. äußerst komplexen
indianischen Weltbilder sollte nun der christliche Glaube als wesentliches
Element der Organisation einer kolonialen Gesellschaft installiert werden. J.
Jorge Klor de Alva beschreibt die Schwierigkeiten, die das mit sich brachte mit
Bezug auf Neu-Spanien (Mexiko) wie folgt: Man kann sich kaum ein
schwierigeres Projekt vorstellen: politischer und religiöser Widerstand,
demographische Verhältnisse, Sprachbarrieren, kulturelle Fremdheit und
ausgedehnte geographische Räume standen dem im Wege und die Spanier hatten
wenig Präzedenzfälle, denen sie folgen konnten. Weder die Konfrontation mit
Häretikern, Glaubensabtrünnigen oder Nicht-Christen zu Hause, noch ihre
Erfahrungen mit den segmentären Stammes- und Häuptlingtums- [Chiefdom-]
Gesellschaften im karibischen Raum, hatten sie auf die Begegnung mit den
Stadtstaatgesellschaften Neu-Spaniens vorbereitet. In Zentralmexiko
unterschieden sich die kulturellen, Regulations- und Sicherheitsinteressen
deutlich von denen in Spanien; dort [in Spanien, d. Verf.] gab es nicht
nur eine Auswahl von effektiven Mechanismen sozialer Kontrolle, die in der
Neuen Welt nicht einfach übernommen werden konnten, sondern die ethnische
Vielfalt auf der iberischen Halbinsel tendierte eher zu einem Zustand
staatsbürgerlicher Einheitlichkeit, als die politische Stabilität und
kulturelle Lebensfähigkeit der Gesellschaft herauszufordern, wie es in Mexiko
regelmäßig der Fall war.
Über die Ergebnisse der Christianisierung der indianischen Bevölkerung gibt es
unterschiedliche Auffassungen. Unübersehbar ist das Element des Synkretismus in
ihrer heutigen Religion, d.h. der Verschmelzung von christlichen Formen und
Inhalten mit solchen aus den ursprünglichen indianischen Religionen. Die
aktuelle Debatte über die Bewertung dessen ist zugleich ein Streit über den
Erfolg oder das Scheitern der Christianisierung. Die beiden gegensätzlichen
Positionen können hier nur angerissen werden. Die eine besagt, dass das
Christentum in seiner synkretistischen Form ein Kompromiss aller Kulturen im
kolonialen Mexiko war und zugleich Mechanismus der Akkuiteration und sozialen
Kontrolle Spaniens. Die gegensätzliche These vertritt die Auffassung, der
Einfluss der christlichen Religion sei minimal geblieben; statt dessen hätten
die vorkolonialen Inhalte in christlichen Formen überlebt und die heutige
Religion der indigenen Bevölkerung sei demzufolge Ausdruck eines
jahrhundertelangen passiven Widerstandes. Im Sinne des Gegenstandes dieser
Arbeit besteht ein Interesse an der Problematik, weil mit ihr die
Auseinandersetzung über den Erfolg der Inquisition als Herrschaftsmechanismus
zusammenhängt, die im folgenden Abschnitt eine Rolle spielt.
2.3. Heiliges Offizium und Provisorato - Die institutionelle Entwicklung der Inquisition
Die Grundlage der Arbeit der Inquisition in der Neuen Welt war eine päpstliche Bulle von 1522 (Expony nobis, Span. Omnímoda), in der die spanischen Prälaten zur Einrichtung einer ,,weltlichen Kirche' in den neuen Gebieten autorisiert wurden, wo es keinen Bischof gab bzw. dieser mehr als 2 Tagesreisen entfernt seinen Sitz hatte. Darin eingeschlossen war das bischöfliche Recht, über alle Erscheinungen von Häresie zu richten.
In der
Zeit der unmittelbaren Konquista lag die Überwachung der Glaubensreinheit
zunächst in den Händen der Mönchsorden (insbesondere der Franziskaner, aber
auch der Dominikaner), später - mit der Einrichtung von Diözesen - im
Aufgabenbereich der Bischöfe. Greenleaf nennt diese Phase, die er zwischen 1522
und 1571 datiert, ,,Primitive Inquisition'. Gemeint ist offenbar, dass es
noch keinen bürokratisch organisierten Apparat der Inquisition gab, wie er sich
zu dieser Zeit in Spanien selbst entwickelte.
Der erste Prozess dieser ,,primitiven Inquisition' fand schon 1522 gegen
einen indianischen Führer in Tlaxcala statt; die Anklage lautete auf
Konkubinat. Im Jahre 1539 fand ein Prozess gegen Don Carlos Ometochtzin, den
indianischen Anführer des früheren Stadtstaates Texcoco, statt, den der erste
Erzbischof Mexikos, Juan de Zumárraga, führte, und der für den Delinquenten in
einer inquisitionstypischen öffentlichen Zeremonie auf dem Scheiterhaufen
endete. Dieser aufsehenerregende Prozess führte zu einer Intervention der
spanischen Krone, die Zumárraga einen Verweis wegen seines Vorgehens erteilte,
was zweifellos die Kräfte innerhalb der spanischen Elite stärkte, die für die
Nichtzuständigkeit der Inquisition gegenüber den Indianern eintraten. Trotzdem
wurden auch in den folgenden Jahren Inquisitions-Prozesse gegen Indianer
geführt, darunter die wegen ihres Massencharakters spektakulären in Yucatán,
die im nächsten Kapitel behandelt werden.
Im Jahre 1571 erfolgte die Einrichtung eines Tribunals des Heiligen Offiziums
der Inquisition für Neu-Spanien, mit der bereits erwähnten Regelung, die
Indianer betreffend. Die ,,offizielle' Inquisition verfolgte deshalb nur
Glaubensdelikte der anderen ethnischen Gruppen innerhalb der
Kolonialgesellschaft, darunter bezeichnenderweise in besonderem Maße Juden bzw.
Krypton-Juden. Auf die Entwicklung dieser Institution kann hier nicht näher
eingegangen werden, erwähnt sei nur, dass Greenleaf sie in zwei weitere Phasen
unterteilt, und zwar von 1571 bis 1700 sowie unter der Bourbonendynastie von
1700 bis 1820.
Die für Glaubensangelegenheiten der Indianer zuständige Form der Inquisition (die Provisoratos in den Diözesen) begann sich wahrscheinlich schon vor der offiziellen Trennung aus der Praxis in der Phase der ,,primitiven Inquisition' heraus zu entwickeln und erhielt durch den königlichen Erlass quasi ihre formale Berechtigung. Allerdings scheint es kein Dokument zu geben, in dem ihre Einrichtung ausdrücklich angeordnet wird. Aktivitäten der Provisoratos lassen sich, regional unterschiedlich, bis 1819 nachweisen.
An dieser Stelle soll die kurze Darstellung einer Kontroverse über die möglichen Gründe der organisatorischen Trennung der Inquisition in den spanischen Kolonien und über die Bewertung dieser Tatsache folgen : Klor de Alva kommt zu dem Schluss, dass die Inquisition als Herrschaftsinstrument gegenüber der indianischen Bevölkerung versagt hatte (was seinen formalrechtlichen Ausdruck in dem königlichen Erlass von 1570 fand) und durch andere, effektivere Herrschaftstechniken, insbesondere die von ihm so genannte Bußdisziplin [penitential discipline], die sich v.a. über die Institution der Beichte vermittelte, ersetzt wurde.
Moreno
de los Arcos dagegen bezeichnet die Inquisition in ihrer, sich den
Verhältnissen in der Neuen Welt anpassenden Form, als wichtiges Instrument der
juristischen und kirchlichen Kontrolle über die Indianer. Unterstützt wird er
in dieser Auffassung von Greenleaf, der auf Grund der äußerst unterschiedlichen
Situation in den einzelnen Regionen Neu-Spaniens die Notwendigkeit der
Dezentralisierung des Inquisitionsapparates konstatiert, die auch von der
spanischen Kolonialmacht erkannt wurde, ohne dass damit eine wesentliche
Veränderung der Aufgabenstellung dieser Institution verbunden war. Mit Bezug
auf den königlichen Erlass zur Einrichtung des Heiligen Offiziums in Mexiko
schreibt er: Zur gleichen Zeit entzog der König dem Tribunal die
Rechtsprechung über die Indianer mit der Überlegung, dass die Bischöfe besser
mit den Übertretungen der Eingeborenen vertraut waren. Die Funktion der
Inquisition wurde einem General-Vikar oder -Provisor übertragen und das
mexikanische Provisorato entwickelte sich zu einer ausgedehnten Bürokratie zur
Disziplinierung der Indianer.
Kennzeichnend für beide Thesen ist, dass sie den humanistischen Auffassungen
innerhalb der spanischen Elite, wie sie von las Casas vertreten wurden, nur
einen geringen Einfluss auf die von ihnen unterschiedlich interpretierte
Entwicklung zubilligen. Im Mittelpunkt der, wie auch immer zu bewertenden,
Aktionen der Kolonialmacht bezüglich der Inquisition standen vielmehr
unmittelbar mit der Herrschaftsstabilisierung im Zusammenhang stehende
Interessen.
3) DIE INQUISITION IN YUCATAN IM JAHRE 1562
3.1. Zur historisch-geographischen Einordnung
Yucatán ist eine große Halbinsel die fast genau in Süd-Nord-Richtung aus der mittelamerikanischen Landbrücke herausragt und somit einen Teil der Grenze zwischen dem Golf von Mexiko und dem Karibischen Meer bildet. Es handelt sich um ein tropisches Tiefland mit überwiegend feucht-heißem Klima und im Jahresrhythmus schwankender Niederschlagsverteilung.
Die
Bevölkerung der Halbinsel gehörte zur Zeit der Konquista (und gehört noch heute
überwiegend) der Maya-Sprachgruppe an. Die Maya waren Träger einer alten
mesonamerikanischen Kultur, die ökonomisch auf einer intensiven Landwirtschaft
(v.a. Mais, Baumwolle, Kakao) und ausgedehntem Fernhandel beruhte und die eine
komplexe Kosmologie, ein auf genauen astronomischen Beobachtungen beruhendes
Kalendersystem, die entwickelste altamerikanische Schrift sowie - zumindest in
ihrer klassischen Periode - eine imposante Architektur hervorgebracht hatte.
Als die Spanier nach Yucatán kamen, lebte die Maya-Bevölkerung in ca. 20
voneinander unabhängigen und teilweise miteinander verfeindeten Staatsgebilden
(Provinzen), z.t. in städtischen Siedlungen.
Die Eroberung Yucatans war, im Gegensatz zur raschen Niederwerfung des
Aztekenreiches in Zentralmexiko, ein relativ langfristiger Prozess. Die Spanier
benötigten etwa 20 Jahre und mehrere militärische Expeditionen, um die
Kontrolle über die Halbinsel zu erlangen, und diese wurde durch einen großen
Aufstand von 1546/47 noch einmal nachdrücklich in Frage gestellt. Erst danach
kann man von der Etablierung der spanischen Kolonialherrschaft sprechen, wobei
zu beachten ist, dass es während der gesamten Kolonialzeit große Gebiete
tropischen Urwaldes gab, die sich der spanischen Kontrolle entzogen und als
Rückzugsterritorien für einen erheblichen Teil der Maya-Bevölkerung dienten, in
die immer wieder Fluchtbewegungen vor allzu großen Belastungen durch die
spanische Herrschaft erfolgten.
3.2. Die Spanier in Yucatán - Interessenkonflikte (14)
Nach Abschluss der Konquista wurde Yucatán als Provinz administrativ einem Gouverneur [alcalde mayor] unterstellt, z.Z. der nachfolgend geschilderten Ereignisse war dies Don Diego Quijada. Kennzeichnend für die demographische Situation war der äußerst kleine spanische Bevölkerungsanteil, der sich zudem noch in wenigen Städten konzentrierte. Geschuldet war diese, im Vergleich zu anderen Regionen, geringe Präsenz der Kolonialherren v.a. zwei Faktoren: Zum einem den, für Europäer, sehr belastenden klimatischen Bedingungen; zum anderen, wesentlicheren, aber der Tatsache, dass Yucatán kaum über ausbeutbare Bodenschätze verfügt und damit die Aussichten auf schnellen Reichtum für eine größere Zahl von Eroberern nicht gegeben waren. Die einzige nutzbare Ressource der Halbinsel war die, vorwiegend in der Landwirtschaft eingesetzte, Arbeitskraft der einheimischen Bevölkerung. Das grundlegende sozial-ökonomische System war, wie überall im spanischen Kolonialreich, die Encomienda. Für Yucatán bedeutete dies, dass ein ,,verdienter' Spanier die Aufsicht über eine bestimmte Gruppe von Einheimischen erhielt, mit der ideologischen Begründung, sie im Christentum zu unterweisen. Dafür war es dem Encomendero gestattet, einen Teil der Tribute (größtenteils in Form landwirtschaftlicher Produkte), die er bei ,,seinen' Indianern im Auftrag der Krone einsammelte, für sich zu behalten sowie in gewissem Umfang ihre Zwangsarbeitsdienste (entweder in seinem Haushalt oder auf seinen eigenen Feldern) in Anspruch zu nehmen. Es ist anzunehmen, dass das Hauptinteresse der Encomendero nicht so sehr in der Glaubensunterweisung ihrer ,,Schützlinge', als vielmehr in der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft lag. Der Erhalt dieser Quelle ihres Wohlstandes gebot daher, den Indianern wenigstens einen minimalen Schutz vor allzu großen Zumutungen, von welcher Seite auch immer, zu gewähren.
Die
geistliche Macht in Yucatán wurde im Jahre 1562 durch den Franziskaner-Orden
repräsentiert. Eine relativ kleine Anzahl von Mönchen unterhielt 12 Klöster und
besuchte regelmäßig die indianischen Ortschaften, um den gerade erst
übernommenen christlichen Glauben ihrer Bewohner zu festigen, mehr als 200
Dörfer hatten schon ihre eigene Kirche, ihre Schule und von den Missionaren
ausgebildete (indianische) Schulmeister. (15) Provinzial des Ordens, und damit
höchste geistliche Autorität in Yucatán, war Fray Diego de Landa.(16) Für die
Franziskaner gab es zu dieser Zeit mindestens zwei Felder divergierender
Interessen mit anderen Sektoren der Kolonialelite: Da war zunächst ein schon
länger schwelender Konflikt mit den Encomenderos, denen die Mönche, aus den
oben angedeuteten Gründen sicher nicht ganz zu unrecht, vorwerfen konnten,
nicht sehr eifrig an der Festigung des Glaubens unter den Indianern zu wirken.
Möglich ist, dass sie daraus die Schlussfolgerung zogen, die einzige kompetente
Kraft in diesem Bereich zu sein und jede Einflussnahme von weltlicher Seite als
Einmischung in ihre ureigensten Angelegenheiten ansahen. (17) Ein zweites
Spannungsfeld war innerkirchlicher Art. Für die Provinzen Yucatán und Tabasco
war vor kurzem eine Diözese eingerichtet worden und der neue Bischof, Francisco
de Toral, sollte demnächst in Yucatán eintreffen. Es scheint, dass die
Franziskaner ungeachtet der bevorstehenden offiziellen Übergabe der kirchlichen
Macht aus den Händen des Ordens in die des Bischofsamtes, ihren traditionellen
Einfluss in größtmöglichem Umfang sichern wollten. (18) Daher erscheint es auch
plausibel, dass sie entweder ein Interesse daran hatten, die von ihnen
betreuten Gemeinden frei von jeder Glaubensabweichung zu präsentieren oder - in
noch stärkerer Interpretation - zu verdeutlichen, dass sie willens und in der
Lage waren, gegen jegliche Form von Häresie mit aller Härte vorzugehen.
In dieser Situation stießen im Mai 1562 zwei junge Indianer bei der Jagd auf
eine Grube, in der sie Idole (Götzenbilder) und menschliche Schädel fanden. Mit
der Meldung ihres Fundes an den örtlichen Franziskaner setzten sie einen
Prozess in Gang, dessen eigentliche Ursache wahrscheinlich nicht so sehr die
tatsächliche Verbreitung alter religiöser Praktiken unter den Maya, sondern
vielmehr innerspanische Interessenkonflikte waren, die nunmehr auf Kosten der
indianischen Bevölkerung ausgetragen wurden. In seinem weiteren Verlauf
entwickelte dieser Prozess eine Eigendynamik, die wiederum erst durch die
vorläufige Lösung der genannten Konflikte zugunsten des Bischofs und der Encomenderos
(und bezeichnenderweise nicht durch ein Aufbegehren der bedrängten Indianer)
gestoppt wurde.
3.3. Der Sommer 1562 in Yucatán
Unmittelbar nach der Meldung des Fundes wurden etwa 40 Indianer, die in der Nähe des Fundortes wohnten, verhaftet, ins Klostergefängnis gesteckt und befragt. Sie gestanden freiwillig, dass sie die Götzen angebetet hatten, um Regen, gute Ernten und reiche Jagdbeute zu bekommen und das außer ihnen noch viele andere Leute aus der Gegend gleiches taten. Die Freiwilligkeit, mit der die Aussagen gemacht wurden, verweist auf das im Abschnitt 2.2. angerissene Problem, vor dem die katholischen Missionare standen: Der christliche Gott - der offensichtlich große Kräfte hatte, da die Spanier unter seiner Fahne den Sieg über die Maya errangen - wurde zwar in den Götterhimmel aufgenommen (wahrscheinlich sogar an herausragender Stelle), ohne jedoch der einzige Gott zu werden: Für spezielle ,,Aufgaben' waren nach wie vor die entsprechenden alten Götter ,,zuständig', die deshalb weiterhin angebetet wurden - die Idee des Monotheismus war den Maya völlig fremd.
Die
Franziskaner waren umso bestürzter über diese Geständnisse, als es sich um das
Kerngebiet ihrer nunmehr 17-jährigen Missionstätigkeit handelte. Der örtliche
Franziskanerchef reagierte mit außergewöhnlicher Härte: die gefangenen Indianer
wurden gefoltert (mittels des ,,Flaschenzuges' an den Armen aufgehängt,
ausgepeitscht, mit heißem Wachs beträufelt), um weitere Geständnisse aus ihnen
herauszupressen. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich um eine völlig illegale
Aktion, da die Inquisitionsgerichtsbarkeit ausschließlich bei Diego de Landa,
als höchstem Geistlichen der Provinz lag.
Dieser zog seine Untergebenen jedoch nicht zur Verantwortung, sondern schaltete
sich selbst in das Geschehen ein. Mit der Zusage von Unterstützung seitens des
Gouverneurs sowie autorisiert durch das päpstliche Omnímoda setzte er
ein formelles Inquisitionsgericht ein. In den folgenden 3 Monaten wurden 4500
(!) Indianer wegen Götzenanbetung verhört und gefoltert, 158 starben dabei, 13
nahmen sich das Leben (von 18 weiteren, die verschwanden, nimmt man dasselbe
an), bedeutend mehr behielten bleibende Schäden an den Schultermuskeln und
Händen. Spanische Zeugen (i.d.R. Encomenderos, die zu Hilfsdiensten bei
den Verhören herangezogen wurden) berichteten später, dass die Indianer unter
der Folter immer größere Zahlen von Götzenbildern nannten, die sie angeblich
besaßen. Unter den Idolen, die abgeliefert wurden, befanden sich
augenscheinlich sowohl uralte, zerstörte Stücke, die man in den längst
verlassenen Maya-Städten finden kann als auch solche die offensichtlich gerade
neu hergestellt wurden, um den Abgabeforderungen der Mönche nachzukommen. (19)
Die Inquisition gipfelte in einem auto de fé am 12.Juli 1562, zu dem
auch der Gouverneur Quijada anwesend war. Die knappe Schilderung der Ereignisse
durch Landa zeigt alle Elemente, die für einen Inquisitionsprozess in Spanien
kennzeichnend waren und verweist m.e. auf die Bedeutung, die diesem
Herrschaftsinstrument beigemessen wurde: Als diese Leute in der Religion
unterrichtet und die jungen Männer mit Nutzen belehrt waren, wie wir gesagt
haben, wurden sie von den Priestern verführt, die sie in ihrem Götzendienst
hatten, und auch von den Häuptlingen, so dass sie abermals Götzen anbeteten und
Opfer brachten, die nicht nur aus Räucherwerk, sondern auch aus Menschenblut
bestanden; hierüber stellten die Mönche eine kirchliche Untersuchung an und
baten den Oberrichter [Quijada, d. Verf.] um Hilfe, sie setzten viele
gefangen und führten Prozesse gegen sie durch; und es wurde ein Autodafé
abgehalten, bei dem sie viele auf Schaugerüste stellten, ihnen die Büßermütze
aufsetzten, sie auspeitschten, sie kahlschoren und einigen für eine gewisse
Zeit das Büßerhemd anzogen; andere, die vom Teufel getäuscht wurden, erhängten
sich aus Trübsinn, und gemeinsam zeigten alle große Reue und den Willen, gute
Christen zu werden. (20) An anderer Stelle fügt Landa hinzu: Wir fanden
bei ihnen eine große Anzahl von Büchern mit diesen Buchstaben, und weil sie
nichts enthielten, was von Aberglauben und den Täuschungen des Teufels frei
wäre, verbrannten wir sie alle, was die Indios zutiefst bedauerten und beklagten.
(21)
Das auto de fé war der Höhepunkt, aber noch nicht das Ende des
Franziskanischen Terror-Regimes (22), im Sommer 1562 in Yucatán. Landa sandte
Mönche in eine andere Stadt, um auch dort Gerüchten über Götzenahnbeterei
nachzugehen. Bei ihrer Ankunft flohen die Menschen und wollten nur mit ihnen
sprechen, wenn ihr Encomendero anwesend war. In einem Ort erhängten sich
zwei Personen, als das Kommen der Mönche angekündigt wurde. Bei dieser
Untersuchung begnügten sich die Inquisitoren nicht mehr mit dem Aufhängen an
den Armen, sondern wendeten die Wasserfolter an, bei der mindestens ein Mann
starb.
Im August tauchten erstmals Aussagen über Menschenopfer auf, die die Maya in
den letzten Jahren heimlich dargebracht haben sollten, zudem unter Missbrauch
christlicher Symbole; die Zahl der Opfer (angeblich aus anderen Ortschaften
geraubte Kinder) wurde in Landes persönlichen Aufzeichnungen immer größer und
die Einzelheiten immer bizarrer. In der Provinzhauptstadt Mérida saßen wegen
dieser vorgeblichen Verbrechen mehrere indianische Anführer im Gefängnis; sie
erwartete ein neues auto de fé und es war anzunehmen, dass es für einige
von ihnen, wegen der Schwere der ihnen vorgeworfenen Taten, mit dem Tod auf dem
Scheiterhaufen enden würde.
Inzwischen befürchteten die Encomenderos, dass die Situation außer
Kontrolle geraten und zu einer gewaltsamen Erhebung der Indianer, ähnlich der
von 1546/47 führen könnte. Zudem fehlte die Arbeitskraft der eingesperrten
Indianer auf den Feldern und selbst diejenigen, die frei kamen, waren zum
großen Teil nicht sofort arbeitsfähig. Vorstellungen der spanischen Siedler bei
Landa, die ihn zum Abbruch des Massenterrors und zur Fortführung der
Untersuchung auf einem geringeren Niveau bewegen sollten, wurden schroff
zurückgewiesen. Eine offene Konfrontation mit dem Vertreter der geistlichen
Macht in Yucatán wagten sie nicht. Unterstützung von seiten Quijadas als
höchstem weltlichen Beamten war nicht zu erwarten, nachdem er durch seine
Teilnahme an dem auto de fé vom 12. Juli das Vorgehen der Franziskaner
ausdrücklich gebilligt hatte, möglicherweise gegen seine eigentlichen
Intentionen. Deshalb wandten sich die Encomenderos heimlich an den
anreisenden Bischof Toral mit der Bitte, er solle seinen Untergebenen Zügel
anlegen. Mit seinem Eintreffen änderte sich die Situation tatsächlich sehr
rasch. Nach anfänglichem Widerstreben der Mönche wurde die Inquisition im
September 1562 beendet, die gefangenen Indianer freigelassen. Toral setzte
statt dessen eine Untersuchung über die Legalität von Landes Aktionen an. Diese
zog eine Anklage vor dem Westindienrat, dem höchsten Gremium der spanischen
Kolonialadministration, nach sich, von der Landa schließlich 1569
freigesprochen wurde. 1573 kehrte Landa, als Nachfolger des verstorbenen Toral
auf dem Bischofssitz (!), nach Yucatán zurück.
Die Inquisition des Jahres 1562 in Yucatán war in ihrem Umfang und ihrer Intensität wohl einmalig in der spanischen Kolonialgeschichte und doch lassen sich gerade an Hand dieses Beispiels einige verallgemeinernde Schlussfolgerungen ziehen:
1. Die
Rehabilitierung (und schließlich sogar Beförderung) Landes zeigt, dass die
Inquisition grundsätzlich als geeignetes Mittel angesehen wurde, um die
spanische Kolonialherrschaft zu stabilisieren. Der Erlass von 1570, der dem Heiligen
Offizium die Rechtsprechung über Indianer verbot, ist m.E. deshalb nicht
Ausdruck einer negativen Bewertung der yucatekischen Vorkommnisse, wie es
offensichtlich Clendinnen sieht (23). Das Gegenteil scheint der Fall zu sein:
Die Etablierung der Provisoratos, als inquisitionsgleichem Apparat für
Indianer auf der Ebene der Diözesen, könnte ein Resultat der Auffassung sein,
dass Inquisitionsprozesse in Verantwortung der regionalen Kirchenadministration
nach dem Muster Yucatans durchaus nützlich zur Disziplinierung der indianischen
Bevölkerung waren.
2. Die erwähnte Einmaligkeit der Ereignisse bedeutet ebenfalls nicht
zwangsläufig ein Verwerfen oder Scheitern des Herrschaftsinstrumentes
Inquisition. Vielmehr scheint die Erfahrung der spanischen Kolonialelite aus
Yucatán gewesen zu sein, dass für interne Konflikte, im Interesse des Erhalts
der gemeinsamen Macht, Kompromisslösungen gefunden werden müssten, d.h. das von
allen gewollte Vorgehen der Inquisition zur Disziplinierung der Indianer sollte
die Interessen anderer Kräfte innerhalb dieser Elite möglichst wenig tangieren.
3. Es ist fast schon erschreckend festzustellen, wie groß die disziplinierende
Wirkung der Inquisition auf die Indianer tatsächlich war. Trotz der ausufernden
Gewalt der Franziskaner kam es zu keinen entsprechenden Gegenaktionen der
Opfer. Inwieweit die Befürchtungen der spanischen Siedler über einen möglichen
Aufstand berechtigt waren, lässt sich heute nicht mehr feststellen, aber die
Tatsache, dass Landa später unbehelligt das Bischofsamt unter den Betroffenen
ausüben konnte, spricht eher dafür, dass es bei ihnen zu dieser Zeit keine
relevanten Kräfte gegeben hat, die den offenen Widerstand gegen die unheimliche
Macht der Inquisition wagten.
SCHLUSSBEMERKUNGEN
Natürlich konnten die eingangs genannten Problemstellungen hier nicht erschöpfend behandelt (geschweige denn endgültig geklärt) werden. Dennoch scheint sich aus dem Dargelegten -insbesondere den Forschungen Greenleafs u.a. über die Provisoratos - die Erkenntnis zu ergeben, dass der soziale Kontroll- und Disziplinierungsmechanismus Inquisition im Rahmen der spanischen Kolonialherrschaft eine bedeutende Rolle gespielt hat. Zu diesem Zweck wurde er in seiner organisatorischen Form den im Vergleich zu Spanien deutlich anderen kulturellen Bedingungen in der Neuen Welt angepasst, ohne dadurch größere Veränderungen seines Inhaltes zu erfahren. In diesem Sinne ist die in 2.3. erwähnte These Klor de Alvas über das Scheitern der Inquisition in der Neuen Welt wahrscheinlich zu absolut, was nicht bedeutet, dass seine Auffassungen über die Bedeutung der Beichte für die Disziplinierung der indianischen Bevölkerung hinfällig wären.
Für den zweiten Komplex - die Frage nach der Wirkung, die die Inquisition unter der indianischen Bevölkerung hatte - konnten nur indirekte Belege (insbesondere in 3.3.) erbracht werden. Dieser Bereich bleibt schwierig zu erforschen, weil praktisch keine Quellen aus der Sicht der Betroffenen existieren, Schlussfolgerungen daher nur aus den von der Inquisition selbst produzierten Dokumenten sowie aus Berichten von Zeugen, die i.d.R. selbst der Kolonialelite angehörten, gezogen werden können.
Abschließend sei bemerkt, dass die Beschäftigung mit der Geschichte der Inquisition in den spanischen Kolonien nicht zuletzt eine gute Möglichkeit ist, der oftmals Euro-zentristischen Sicht hiesiger Geschichtswissenschaft zu entgehen.
Roman und Realität; Die Inquisition in Umberto Ecos´ 'Der Name der Rose'
,,Der
Name der Rose' - bei Roman und Film handelt es sich um weit mehr als um
einen einfachen Klosterkrimi. Es geht nicht nur um sieben Morde im Jahre 1327,
sondern ,,um Geschichte und Politik, um Theologie, Philosophie und die Theorie
der Zeichen, um Zitatengläubigkeit und vieles mehr.'
Alleine in Deutschland wurden mehr als eine Million Exemplare des Romans von
Umberto Eco verkauft, und er wurde in 25 Sprachen übersetzt, wobei sich bei den
Übersetzungen der Erfolg wiederholte. Am 16. Oktober 1986 kam der gleichnamige
Film in die deutschen Kinos und lockte in den ersten vier Wochen knapp drei
Millionen Besucher an. Eine sechsstündige Hörspielfassung wurde im Dezember
1986 und Januar 1987 im Südwestfunk ausgestrahlt. Nachdem sich die Medien so
erfolgreich eingeschaltet hatten und teils drastische Schnitte und Veränderungen
des Originals vornahmen, verstärkte sich der Verkaufserfolg des Buches
abermals. In kurzer Zeit erschien auch eine große Auswahl an Sekundärliteratur,
und auch Umberto Eco lies es sich nicht nehmen, eine Nachschrift zu seinem Buch
zu verfassen. In dieser Nachschrift schaffte er allerdings schnell klare
Verhältnisse und grenzte sich von den anderen Autoren ab: ,,Ein Erzähler darf
das eigene Werk nicht interpretieren, andernfalls hätte er keinen Roman
geschrieben, denn ein Roman ist eine Maschine zur Erzeugung von
Interpretationen. 'Hinzukommend nahmen viele Geschichtswissenschaftler
öffentlich Stellung zu Ecos Roman. Max Kerner brachte das Sammelwerk,,eine
finstere und fast unglaubliche Geschichte?' heraus, da der
wissenschaftlichen Mittelalterforschung eine solche Entwicklung von Einfluss
und Wirkung nicht gleichgültig sein konnte. Ein Großteil aller
Veröffentlichungen befasste sich mit dem Thema Inquisition, welches ein
zentraler Punkt des Romans ist.
Im ersten Teil dieser Arbeit wird eine kurze Einführung zum Thema Inquisition
gegeben. Mit dieser Sachanalyse soll dem Leser ein Einblick in die damaligen
Verhältnisse gewährt werden.
Bevor die filmische Handlung wiedergegeben wird, behandelt Punkt 3 kurz das
Prinzip von Fiktion und Wirklichkeit in Umberto Ecos Roman.
Anschließend wird das Leben dreier historischer Figuren skizziert, die Eco u.a.
als Vorbilder für zwei seiner Protagonisten des Romans, nämlich Bernard Gui und
William von Baskerville, dienten.
Hiernach werden die historischen Personen und deren Leben mit der Darstellung
von Gui und Baskerville im Roman verglichen.
Das Schlusskapitel wird durch ein Fazit zu der vorliegenden Arbeit und einer
möglichst kurzen Erläuterung gebildet, in welchen Punkten Bernard und William
tatsächlich der realen Vorlage entsprechen.
3. Der historische Spielfilm,,Der Name der Rose'
Der
Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Umberto Eco, der 1982 auf dem
deutschen Markt erschien und kraft des weltweit großen Erfolges nur einige
Jahre später verfilmt sowie durch eine deutschsprachige sechsstündige
Hörspielfassung vertieft wurde. Der Roman verdankt seinen Erfolg einer Mischung
aus Kriminalroman und historischem Roman.
In seiner Nachschrift bezeichnet Eco sein Werk selbst als ,,wahren historischen
Roman', in dessen »wahrheitsgemäßes« Tableau von ihm Ereignisse und
Phantasiegestalten eingefügt wurden, zur genaueren Schilderung ihres
,,Handeln[s] und Denken[s] [] zum besseren Verständnis der Geschichte'
- ,,die Fiktion also als Ergänzung und Erleuchtung der Geschichtsbücher, die in
der Vergangenheit nicht gesprochen haben: ob das nun die 'Illiterati'
sind, die Ungebildeten, die Armen, die verbrannten Ketzer oder das
geschichtslose Geschlecht: die Frauen: Der historische Roman kann auch sie, die
Stummen zu Wort kommen lassen.' Entsprechend definiert Umberto Eco sein
Verständnis des ,,wahren historischen Romans' weiter:
In diesem Sinne wollte ich einen historischen Roman schreiben: ,,historisch' nicht, weil Ubertin von Casale und Michael von Cesena (oder Bernard Gui und Kardinal del Poggetto) wirklich existiert haben und mehr oder weniger das sagen sollten, was sie wirklich gesagt haben, sondern weil alles, was fiktive Personen wie William sagen, in jener Epoche sagbar sein sollte.
In der
Verfilmung des Romans vermischen sich, ebenso wie im Buch, fiktive Geschehnisse
mit wahren Ereignissen, und manche Personen sind nahezu authentisch (Ubertin
von Casale, der Ordensgeneral der Franziskaner Michael von Cesena, der
Inquisitor Bernard Gui, Kardinal Bertrand del Poggetto), andere sind mit
erstaunlicher Genauigkeit nachweisbaren Figuren anderen Namens nachgebildet
(William von Baskerville); die übrigen sind zumindest historisch wahrscheinlich
und tragen dazu bei, ein möglichst genaues Bild der geschilderten Epoche entstehen
zu lassen (bspw. Salvatore, das Bauernmädchen).
Bevor in einem der nächsten Kapitel genauer auf die Darstellung zweier Figuren
im historischen - das Buch sowie den Film betreffenden Sinne eingegangen werden
soll (Bernard Gui und William von Baskerville (Wilhelm von Ockham)), wird an
dieser Stelle zuerst eine kurze Zusammenfassung der filmischen Handlung
gegeben.
3.1. Die filmische Handlung
Im
Jahre 1327 treffen der Franziskanermönch William von Baskerville und sein
junger Begleiter Adson in einem norditalienischen Benediktinerkloster ein, um
dort eine Konferenz vorzubereiten. Bei dieser Konferenz handelt es sich um ein
Treffen zwischen Vertretern des Franziskanerordens und Abgesandten von Papst
Johannes XXII., die klären wollen, ob Christus Eigentum hatte oder in Armut
lebte. Von dieser Antwort ist es abhängig, ob die Kirche arm sein soll, wie es
die Franziskaner fordern, oder ob sie Reichtum und Macht braucht.
Bevor es allerdings zu einer genaueren Planung des Treffens kommt, wird der
ehemalige Inquisitor William von Baskerville vom Abt gebeten, bei der Klärung
eines Todesfalles zu helfen, dem möglicherweise ein Mord zugrunde liegt. Bei
dem Toten handelt es sich um Adelmus, der im Schreibsaal der Klosterbibliothek
gearbeitet hat. Bei ersten Nachforschungen trifft William in der besagten
Bibliothek den blinden Jorge von Burgos, der weniger sagt, als er zu wissen
scheint.
Während William mehreren Spuren folgt, geschehen weitere Morde, die alle etwas
mit der Bibliothek zu tun haben und dem Muster der apokalyptischen
Prophezeiungen folgen. Die Spurensuche erweist sich jedoch als äußerst
schwierig, da der Bibliothekar Malachias jedes Betreten der Bibliothek
untersagt.
William und Adson setzen sich über das Verbot, die Bibliothek zu betreten,
hinweg und dringen eines Nachts in diese ein, da sie dort die Lösung des
Rätsels vermuten. In dieser Nacht verlaufen sie sich im Labyrinth der
Bibliothek und finden nur mit Mühen wieder hinaus. Im Laufe der Zeit geschehen
weitere Morde.
Zwischenzeitlich sind auch die Abgesandten des Papstes im Kloster eingetroffen
und die Konferenz kann stattfinden. Diese endet allerdings in einem Streit und
führt zu keinem Ergebnis.
Einer der Abgesandten, der Inquisitor Bernard Gui, entlarvt während seines
Aufenthaltes die ehemaligen Kirchenrebellen Remigius und Salvatore als Ketzer.
Mit dieser Verhaftung glaubt er auch die Mörder gefasst zu haben, was sich
allerdings später als falsch erweisen wird. Gleichzeitig nimmt er auch ein
Mädchen fest, in das sich der Novize Adson vorher verliebt hat.
Nach und nach entschlüsseln William und Adson das Geheimnis der Bibliothek und
entlarven den Greis Jorge als den Urheber der Morde. Während die drei in der
Bibliothek sind, werden die Angeklagten vor dem Kloster auf den Scheiterhaufen
gebracht. Jorge wollte ein Manuskript von Aristoteles über das Lachen vor der
Menschheit verborgen halten, da er in diesem den Keim des Zweifels an Gott und
das Ende der kirchlichen Herrschaft erahnt. Am Ende setzt er die Bibliothek in
Flammen, und mit dieser brennt das gesamte Kloster nieder. William und Adson
entkommen im letzten Moment den Flammen.
Der gefürchtete Inquisitor Bernard Gui wird auf seiner Flucht gelyncht und das
Mädchen, welches er als Hexe verurteilen ließ, wird vor dem Scheiterhaufen
gerettet. William und Adson verlassen zu Pferde das Gelände und treffen eben
dieses Mädchen am Wegesrand, das dort auf ihren Geliebten wartet. Adson jedoch
entscheidet sich zu einem Leben als Mönch und reitet mit seinem Meister davon.
In Ecos Roman ist einiges anders, wobei die prägnanten Unterschiede wohl darin liegen, dass William hier ein Treffen vorbereiten soll, bei dem es neben der Armutsfrage auch um das Verhältnis zwischen dem Papst und dem deutschen König geht. Außerdem nimmt der Roman ein anderes Ende: Der Inquisitor Bernard Gui nimmt die drei Angeklagten mit sich nach Avignon. Hier kann demnach keine Situation entstehen, in der er gelyncht und das Bauernmädchen befreit wird. Auch Adson kommt somit um seine Entscheidung herum, ob er bei seiner Geliebten bleiben möchte oder seinem Lehrer folgt.
3.1.1. Die historische Figur Bernard Gui
Bernard Gui wurde im Jahre 1261/1262 in der Nähe von Limoges als Sohn eines kleinen Adligen geboren. Sehr früh fühlte er sich zum Orden der Dominikaner hingezogen und der Eintritt in den Klerus erfolgte bereits vor 1275 im Predigerkonvent von Limoges. Am 16. September 1279 nahm er dort den Ordenshabit an und legte ein Jahr später das Gelübde ab. Bis 1290 betrieb Gui seine Studien (Trivium und Theologie) in südfranzösischen Ordenskonventen und fungierte bis ca. 1294 als Lektor. Zwischen 1294 und 1307 war er Theologieprofessor und Konventsprior in Albi, Carcassonne, Castres und Limoges. Im Jahre 1307 wurde er vom Ordensprovinzial zum Inquisitor bestimmt und war als solcher von 1308 bis 1323 in Toulouse, Carcassonne, Albi und Pamiers tätig. Als nomineller Bischof des galizischen Tuy wirkte er von August 1323 bis Juli 1324 als Inquisitor in Südfrankreich weiter und erst ab dem 20. 07. 1324, als Bischof von Lodève, gab er diese Tätigkeit auf und widmete sich bis zu seinem Tod am 30. 12. 1331 der Verwaltung seiner Diozöse sowie der Überarbeitung historiographischer Werke. Gänzlich gab er die Bekämpfung von Ketzern allerdings nicht auf, denn auch in Lodève gab es ein Gefängnis der Inquisition. Im Jahre 1327 war ein von Bernard beauftragter Kommissar an einem Urteil über Ketzer beteiligt, und ein Jahr später befahl Gui, gemeinsam mit anderen Bischöfen die Leiche eines Ketzers zu exhumieren. Hierin zeigt sich die gute Zusammenarbeit zwischen Ortsbischof und Inquisitor, einem Anliegen Bernards. Bernard verfasste gegen Ende seiner Tätigkeit als Inquisitor ein Handbuch für Inquisitoren, die ,,Practica inquisitionis heretice pravitatis'. Dieses Werk enthält neben Protokollen auch Traktate über die dem Autor am gefährlichsten scheinenden Häresien (Waldenser, Apostoliker) sowie über Juden und Hexerei. In seinem Buch forderte er, dass ein Inquisitor der Beichtvater eines Verhörten sein müsse und versuchen sollte ihn zur wahren Gesinnung zurückzuführen. Weiterhin sagt er, dass nur die Unbußfertigen verbrannt werden sollten, da es besser sei, der sterbende Körper falle dem irdischen Feuer anheim als die unsterbliche Seele dem der Hölle. Über Folter hat Bernard in seinem Handbuch nie etwas erwähnt, und er glaubte vielleicht sogar als Inquisitor seinem Postulat entsprochen zu haben: In der Zeit zwischen 1308 und 1323 urteilte er insgesamt über 930 Personen, von denen sich zwei als falsche Zeugen erwiesen, 89 schon tot und 40 flüchtig waren. Von den verstorbenen definierte er 72 als hinzurichtende Straftäter; von den Lebenden verurteilte er 42 zum Tod. 307 wurden zu einem langsamen Sterben, d.h. zu lebenslänglicher Kerkerhaft verurteilt. Aufgrund solcher Urteile könnte Gui sich selbst als milden Richter betrachtet haben, da er schließlich auch 152 Personen nur zum Kreuztragen oder zu Pilgerfahrten verurteilte. Eine genaue Aussage über die Freigesprochenen lässt sich nicht machen, es dürfte sich hier jedoch um etwa ein Drittel der Angeklagten handeln. Nach seinem Tod im Jahre 1331 war Bernard im 14. Jh. als Inquisitor schnell vergessen: Seine Handschrift ,,Lieber sententiarium', die von ihm geleitete Verhöre und Gerichtssitzungen festhielt ruhte im Konventsarchiv von Toulouse, und die ,,Practica' wurde nur noch selten kopiert. Seine ca. dreißig anderen Werke, vor allem seine Arbeiten über Heilige und über den Dominikanerorden, fanden durchaus mehr Verbreitung. Sogar der französische König Karl V. ließ einige ins Französische übersetzen. Bernard war immer wieder bemüht, seine Handschriften zu überarbeiten, zu ergänzen und zu aktualisieren.
3.1.2. Die historische Figur William von Baskerville ((1)Wilhelm von Ockham/(2) Roger Bacon)
(1) Wilhelm vom Ockham wurde um 1285 in Ockham (Surrey) geboren. Von 1309 bis 1319 studierte und unterrichtete er an der Universität Oxford. Der Oxforder Lutterell klagte Ockham der Häresie an und Papst Johannes XXII. stellte ihn wegen dieser angeblichen Ketzerei von 1324 bis 1328 in seinem Palast in Avignon unter Hausarrest. Im Jahre 1328 floh er zu Ludwig IV., dem Bayern, nach Pisa und ging später mit ihm nach München. Wilhelm wurde Ludwigs Beistand im Kampf mit den Päpsten; während dieser Zeit entstanden seine Schriften über Kirche und Staat. Während er sich noch um Aussöhnung mit Papst Klemens VI. bemühte, fiel Ockham im Jahre 1285 in München der Pest zum Opfer. Wilhelm von Ockham war Oberhaupt der ,,via moderna', die Glauben und Wissen zu trennen suchte, und die Fähigkeit der Vernunft, Übersinnliches zu erkennen, leugnete. Philosophiegeschichtlich entwickelte er die formale Logik weiter und vertrat auch die Theorie von der Zufälligkeit der Weltgesetze, über der allein die Notwendigkeit göttlicher Allmacht steht: Selbst Gott aber ist den Prinzipien des Satzes vom Widerspruch unterworfen. Ockhams eigentliche Leistung liegt allerdings im erkenntnistheoretischen (Nominalistischen) Bereich. Das Wilhelm zugeschriebene Ökonomieprinzip der formalen Logik, demzufolge einfache Denkmodelle den komplizierten vorzuziehen seien, wird ,,Ockhams Rasiermesser' genannt. Die ,,via moderna' wurde durch die Trennung von Theologie und Philosophie der Ausgangsort der modernen Philosophie.
(2) Der englische Philosoph, Theologe und Gelehrte Roger Bacon wurde zwischen 1214-1219 in Ilchester geboren und verstarb um 1294 in Oxford. Von 1241-1246 lehrte er in Paris aristotelische Naturphilosophie und beschäftigte sich nebenher mit Sprachen, Mathematik, Astronomie und Astrologie. Er prägte den Begriff des Naturgesetzes und ging davon aus, erst eine Experimentalwissenschaft könne die in theoretischen Wissenschaften deduzierten Ergebnisse bestätigen sowie neue Wissensgebiete eröffnen.
3.2. Die Darstellung Bernard Guis und William von Baskerville im historischen Roman und Spielfilm ,,Der Name der Rose'
Im
Roman, aber auch im Spielfilm ,,Der Name der Rose' sind viele Abweichungen
von der Historie zu konstatieren, die sich sehr gut an den Personen Bernard Gui
und William von Baskerville belegen lassen.
Mit Bernard Gui hat Eco in seinem Roman eine der bekanntesten historischen Figuren
aus der Geschichte der hochmittelalterlichen Inquisition ausgewählt; Gui gilt
als ,,der erfahrenste Inquisitor der Zeit um das Jahr 1320'. Das von
Umberto Eco gezeichnete Bild dieses Mannes entspricht jedoch in vielem nicht
den originalen Überlieferungen. Im Roman, aber auch im Film wird Bernard
ausnahmslos als hart strafender Inquisitor dargestellt, obwohl er im Jahre 1327
schon nicht mehr als solcher tätig war. Seine Tätigkeit als päpstlicher
Diplomat oder Handschriftenleser, die er in Norditalien und Flandern (1317/18)
innehatte, wird von Eco gar nicht erst erwähnt. Bernard verfolgt im Roman, aber
auch im Film ,,Ketzer' - wie die Fratizellen - die erst nach 1327 eine
größere Rolle spielten. Zwar hatte Bernard diese in ,,der >Practica< angegriffen,
aber in der Realität nicht verhört und verurteilt'. Diese Veränderung der
historischen Faktizität fällt jedoch nicht so stark ins Gewicht bei der
Bearbeitung des Themas ,,Inquisition', da diese Veränderung für das
eigentliche historische Phänomen keine weitreichende Bedeutung beanspruchen
kann. Schwerwiegender ist, dass Bernard Gui bei Eco als Personifikation des
Bösen ist. Dies wird dem historischen Inquisitor, wie er in einem
vorangegangenen Kapitel beschrieben ist, in keinem Falle gerecht. Dem
Betrachter wird ein von Vorurteilen behaftetes Bild repräsentiert. Im Buch bzw.
im Film unterlaufen Bernard einige ,,Formfehler' während des
Prozessverfahrens gegen Salvatore, Remigius und dem Bauernmädchen, die
allerdings allein durch die Konzeption dieser Figur begründet sind. Für den
historischen Bernard Gui wäre es recht ungewöhnlich gewesen, Salvatore - wie im
Film - nicht die Gelegenheit zur Reue zu gegeben zu haben, die zu seiner
Begnadigung, d.h. zu lebenslanger Kerkerhaft geführt hätte, denn Gui nahm, im
Gegensatz zu vielen seiner Kollegen - die formalen Bestimmungen der
Inquisitionsgesetze sehr genau. Ebenso hätte der historische Inquisitor das
Bauernmädchen verhören müssen. An dieser Stelle muss gesagt sein, dass der
historische Gui (und mit ihm eine Vielzahl der Inquisitoren) durchaus um
gerechte Urteile bemüht war, die Todesstrafe ,,selten' zu verhängen und
dass all dies von der Sorge um die ,,Herde Gottes' motiviert war.
Bernard ist einer der gefährlichsten Feinde Williams. Dieses wird an einigen
Textstellen des Buches sehr deutlich, so z. B. auf Seite 385:
[] Dann stand er vor William, und als er erfuhr, wer sein Gegenüber war, betrachtete er meinen Meister mit erlesener Feindseligkeit; aber nicht etwa, weil sein Blick unwillkürlich seine geheimen Gefühle verraten hätte, dessen war ich mir ganz sicher [], sondern weil er ohne Zweifel wollte, dass William seine Feindseligkeit verspürte. []
Dieser
,,Hass' William gegenüber ist begründet in den unterschiedlichen
Persönlichkeiten mit ihren Anschauungen und in ihrer Affinität als angeblich
ehemaliger bzw. noch tätiger Inquisitor.
Gui versucht ständig Personen und deren Lebensbedingungen auszukundschaften,
und er ist von seinem Inquisitorenamt und der dadurch zu schützenden
Glaubenswahrheit stark überzeugt. Die Entdeckung von Glaubensfeinden steht bei
ihm an erster Stelle, obwohl er mit seiner Tätigkeit auch einige
kriminalistische Fähigkeiten an den Tag legt, wie es z. B. auf Seite 527
deutlich wird:
[] ,,Herr Bernard', wandte er sich an diesen, ,,wer hat den hier getötet, nachdem ihr doch den Mörder so trefflich gefunden und in Gewahrsam genommen habt?' - 'Fragt mich nicht', erwiderte der Inquisitor. ,,Ich habe niemals behauptet, alle Übeltäter überführt zu haben, die in dieser Abtei ihr Unwesen treiben. Ich hätte es gern getan, wenn ich gekonnt hätte'
Allgemein kann gesagt werden, dass seine von Eco geschilderten Anschauungen sich mit denen der päpstlichen Gesetzgeber des 14. Jh. decken und somit glaubwürdig sind. Gänzlich unhistorisch ist allerdings der Tod Bernard Guis: Er verstarb erst im Jahre 1331 und dies auf eine friedliche Weise.
Anders als die Darstellung Guis stützt sich die des William von Baskerville im Buch und im Film nicht auf eine einzige historische Figur: William ist eine Kunstfigur, die sich aus vielen unterschiedlichen Vorbildern zusammensetzt. Eco legt ihm Zitate in den Mund, die teilweise sogar aus dem 20. Jahrhundert stammen.24 Den Vornamen hat er von Wilhelm von Ockham erhalten, während er seinen Beinamen Sherlock Holmes` berühmten Fall ,,Der Hund von Baskerville' verdankt. Der Theologe und Philosoph Wilhelm von Ockham prägt jedoch nicht nur den Vornamen, sondern erst recht das Denken des Eco` schen Helden, der von seinem Franziskanischen Bruder philosophische Ansichten, vor allem die des Nominalismus übernommen hat. Gerade weil Ockham das Denken Williams so sehr prägt wurden er, aber auch Roger Bacon, in Punkt 3.3. als historisches Vorbild für diese Arbeit ausgewählt. Williams Skepsis gegenüber ,,Wahrheit' und 'Recht' trennt ihn deutlich von den Vorstellungen Guis, ein Beispiel dafür findet man im Roman auf Seite 195:
[] ,,Sagt mir doch bitte, Bruder William, ihr, die ihr alles über die Ketzer wisst, so dass man meinen möchte, ihr wäret selber einer: Wo liegt die Wahrheit?'- ,,Manchmal nirgendwo', antwortete William traurig. - ,,Seht ihr, auch ihr wisst nicht mehr zwischen Ketzern und Ketzern zu unterscheiden! Ich habe da wenigstens eine Regel.'
Zu dieser Trennung haben natürlich auch Williams Erfahrungen als vorgeblich ehemaligem Inquisitor in England und Italien beigetragen. Im Roman sowie im Film hat William aus seiner Tätigkeit als Inquisitor ausschließlich negative Lehren gezogen, vor allem mit Blick auf die Folter und der immer wiederholten, starren Denkmuster. Er reagiert deshalb auch oft negativ auf Bernard Gui und dessen Tätigkeit. Er wendet sich gegen die Gerichtsbarkeit über ,,Ketzer', ja sogar gegen die Gerichtsbarkeit der Kirche in weltlichen Belangen. Diese staatspolitischen Ansichten teilt er mit Marsilius von Padua, was sich deutlich zeigt, wenn William den Legaten seine Konzeption der weltlichen Herrschaft erläutert und dafür aus Marsilius` Traktat ,,Defensor pacis' zitiert. Trotz aller Abneigungen gegen die Gerichtsbarkeit fühlte er sich als Inquisitor und hält sich in dieser Funktion besser als Bernard Gui, was er in einem Gespräch mit dem Novizen Adson auf Seite 503 zum Ausdruck bringt:
[] ,,Bernard will gar nicht unbedingt den wahren Schuldigen finden, er will nur den Angeklagten brennen sehen. Mir dagegen macht es Freude, ein richtig schön verwickeltes Knäuel zu entwirren.'
Ebenso wie der Abt und Adson kritisiert William immer wieder die Inquisition: Er ist der Meinung, dass diese nur blinden Terror hervorrufe und die Inquisitoren oftmals nur aus Eigennutz handeln und selbst neue Häretiker schaffen.
Von Roger Bacon hat William das Interesse an wundersamen Maschinen geerbt (Brille, eigene Konstruktion des Kompasses) und wie Bacon und dessen Lehrer Robert Grosseteste glaubt William an die Vernunft und (lange Zeit) an die Erklärbarkeit der Welt mittels logischer Experimente.25 Auf Seite 25 des Romans nennt William Bacon seinen Lehrer:
[] ,,Roger Bacon, den ich als meinen Meister verehre, hat uns gelehrt, dass der göttliche Plan sich eines Tages durch die Wissenschaft der Maschinen verwirklichen wird, die eine magia naturalis et sancta ist.'
Das
Bacon der Lehrer Williams war, kann durchaus möglich sein, da er in den frühen
siebziger Jahren des 13. Jh. geboren wurde. Offensichtlich hatte er das große
Glück, Bacons Vorlesungen lauschen zu können.
Eco formuliert in seiner >Nachschrift< diesbezüglich auf Seite 34 das er
das 14. Jh. als Zeitrahmen gewählt hat, da er einen Detektiv brauchte, ,,der
nach Möglichkeit ein Engländer sowie von Bacon und Ockham geprägt sein müsse
(Vgl. auch im Roman z. B. S. 24ff., S. 44).'26
4. Abschließender Kommentar - Fazit
Das
Mittelalter und die Inquisition - zwei Themen die eng miteinander verknüpft
sind und denen sich nicht nur Umberto Eco in seinem Roman bedient hat, sondern
die immer wieder von unterschiedlichen Personen aufgegriffen und dokumentiert
bzw. beschrieben werden.
Aus der vorliegenden Arbeit geht deutlich hervor, besonders im ersten Teil über
die Inquisition im Mittelalter, dass es ohne die damalige Weltanschauung
kirchlicher Vertreter keine Inquisition, zumindest nicht in einem solchen
Umfang, gegeben hätte. Das erste Kapitel zeigt außerdem unverkennbar, dass fast
alle Gesetze, die die selbige betreffen, von Klerikern verfügt wurden. Jedoch
sollte man nicht ausschließlich den Geistlichen die Schuld zusprechen,
vermeintlichen Schismatikern das Leben schwer gemacht zu haben, denn auch
weltliche Herrscher (z. B. Friedrich II.) haben Bestimmungen in der
Inquisitionsgesetzgebung hervorgebracht.
Die kurze Erläuterung zu Fiktion und Wirklichkeit im historischen Roman und
Spielfilm ,,Der Name der Rose', zu Beginn des zweiten Teils dieser Arbeit,
veranschaulicht dem Leser das Eco sehr darauf bedacht war, dass die
Romanfiguren nicht nur dem mittelalterlichen Leben gerecht werden, sondern auch
einer moderneren Gesellschaft.
Ganz besonders trifft dies auf die Darstellungsweise William von Baskerville
zu, der im Gegensatz zu Bernard Gui, in Roman und Film, eine ,,Mischung'
aus mittelalterlichem Philosophen und Theologen ist. Zudem verkörpert er aber
auch Persönlichkeiten aus neuerer Zeit. Unter anderem zählt dazu Sherlock
Holmes, von dem William seine detektivischen Fähigkeiten hat. Holmes ist
seinerseits aber auch eine Phantasiegestalt und der Feder Arthur Conan Doyles
entsprungen, weswegen auf ihn in dieser Arbeit nicht genauer eingegangen wurde.
Genau wie er hat William einen treuen Gefolgen, der mit Watson, dem Gehilfen
von Holmes, vergleichbar ist.
Bei der Darstellungsweise von Bernard Gui verhält es sich hiergegen ganz
anders: Dieser war tatsächlich als Inquisitor tätig und Eco hat ihm, wie es in
dem Kapitel über Gui bereits beschrieben wurde, lediglich einige Sachen
angedichtet oder auch hier und da etwas weggelassen.
Alles in allem lässt sich zu Umberto Ecos Roman und seiner Vorgehensweise sagen, dass er seinen Roman perfekt auf historische Tatsachen bezogen hat. Er hat die Historie geschickt mit Elementen der Neuzeit verbunden. Dem Rezipienten dieser Arbeit wird dies, insbesondere in den Passagen über Bernard Gui und William von Baskerville, näher gebracht: Er erhält mit der Schilderung der wahren Figuren, die den Protagonisten zugrunde liegen, und der darauffolgenden Beschreibung der Figuren im Roman einen kleinen Einblick, wie Eco Wirklichkeit und Fiktion hat ineinander übergehen lassen.
Hier kommen jetzt nur noch die wichtigsten Daten zur Inquisition in den Europäischen Ländern:
11. Jh. Die Kirche ist am Höhepunkt ihrer Macht; neue Sekten breiten sich in ihrem Gebiet aus und stellen ihren Alleinvertretungsanspruch in Frage.
Im Jahre 1126
wurde Pierre de Bruys verbrannt, weil er öffentlich verkündet hatte, dass 'Gott auf dem Marktplatz genau so gut wie in der Kirche zu finden ist; die Formen und Zeremonien, die so vielen Menschen den wahren Glauben ersetzen, sind völlig unnütz; das Kreuz sollte nicht angebetet werden. Die Priester lügen, wenn sie vorgegeben, sie hätten Christi Leib gemacht, und ihn den Menschen zu ihrer Erlösung überreichen.' Er war ein Reformtheologe und gründete die häretische Sekte der Petrobrusianer.
Petrus Waldus stellt die Kirchenautorität in Frage
Geburtsjahr der Inquisition; Papst Lucius II. veröffentlicht mit Einverständnis des Kaisers Friedrich Barbarossa den Erlass, in dem Bischöfe und Erzbischöfe beauftragt werden, jede Gemeinde ihrer Bistümer zweimal im Jahr persönlich zu besuchen, um zuverlässige Menschen ausfindig zu machen, die mithelfen sollten, Ketzer zu entlarven und diese einem kirchlichen Gericht zuzuführen.
12. Jh.
Personengruppe: Karthager
Vorwürfe:
Dualismus, dh. die Anerkennung zweier Prinzipien: des göttlichen, das Geist, Seele und Himmel schuf, und des teuflischen, das Körper und die Erde schuf. 'Kinder des Teufels'
Motive hinter den Vorwürfen:
Furcht der katholischen Kirche vor berechtigter Kritik. Furcht vor Unterwanderung.
Reaktion:
Uneinheitliches Vorgehen der Kirche, teilweise Verbrennung. Später fallen sie der Inquisition zum Opfer.
ab 1209
Personengruppe: Albingenser
Vorwürfe: Abfall von der katholischen Kirche
Motive hinter den Vorwürfen:
persönliche Machtbestrebungen einiger Feudalherren (weltlich wie geistlich)
Reaktion:
Kein Prozess, Papst Innozenz III befiehlt den Kreuzzug. Ausrottung nicht nur der Albigenser, sondern von Teilen der Bevölkerung der Provence.
nach 1215
als Folge davon:
Unter Innozenz III und Gregor IX wird die Inquisition unabhängig von den Bischöfen und direkt dem Papst unterstellt. Eine Art des Prozesses ist im Entstehen.
Die Franziskaner und vor allem die Dominikaner werden durch Gregor IX. beauftragt, die Inquisition durchzuführen.
Personengruppe: Stedinger Friesen (Bauern)
Vorwürfe: Teufel in Gestalt eines Bockes / Frosches Homagium, Unzucht
Motive hinter den Vorwürfen:
Dem Erzbischof von Bremen ging es um die Abgaben der Stedinger, die sie ihm aus politischen Gründen verweigerten.
Reaktion: Kein Prozess, sondern Kreuzzug. Vernichtung der Aufständischen bei Altenesch, der Rest erkennt die Forderungen an.
Papst Innozenz IV. lässt die Folter zur Wahrheitsfindung zu.
Die erste Hexenverurteilung fand 1264 statt. Der zunächst gegen die Ketzer geführte Kampf, weitete sich zu einem Feldzug gegen die Hexerei aus. Anfangs waren die beiden Beschuldigten identisch, jede Ketzerei war teuflisch und die der Hexerei für schuldig befunden Personen waren Ketzer. Später unterschied man zwischen diesen beiden Verbrechen, und sie wurden wohl nur gemeinsam behandelt, um das Urteil des Gerichts zu beeinflussten.
Personengruppe:
Templer (vorwiegend Söhne französischer Adliger; die durch die Kreuzzüge enorme Reichtümer angehäuft hatten)
Vorwürfe:
Anbetung eines Dämonen names Baphomet, Homagium, sexuelle Vermischung
Motive hinter den Vorwürfen:
Finanzielle Sorgen des Königs (Phillip der Schöne)
Reaktion:
Verhaftung und Einziehung des Vermögens. Keine Verteidigung gestattet, Papst löst den Orden auf; Widerruf der Templer; Verbrennung
erließ Papst Johannes die Bulle 'Cum inter nonnullos'. In dieser wurde erklärt, die Behauptung, Jesus und seine Jünger hätten keinerlei Besitz gehabt, sei Häresie. Damit erging an die Inquisitoren die Anordnung, all diejenigen zu verfolgen, die daran festhielten, dass Jesus ein armer Mann gewesen sei. 114 'spirituelle Franziskaner' wurden aus diesem Grund verbrannt.
Prozess von Toulouse
Vorwürfe:
Anbetung des Teufels, Sabbat, Reigentanz
Motive hinter den Vorwürfen:
Religiöser Fanatismus des Inquisitoren
Reaktion:
Ketzerprozess. Da die Verurteilten geständig waren. 8 Todesurteile, 11 lebenlängliche Haftstrafen,44 mal 20-Jahre
Person: Jeanne d'Arc
Vorwürfe:
Bezweiflung der Autorität der Kirche
Motive hinter den Vorwürfen:
politische Gründe der Engländer
Reaktion:
politischer Justizmord, als Ketzerprozess geführt, Verbrennung
Personengruppe:
'Vauderie' von Arras
Vorwürfe:
Teufel in Gestalt eines Bockes, Homagium, Ritt auf gesalbten Stöcken zum Sabbat, Verunglimpfung der katholischen Kirche, sexuelle Vermischung
Motive hinter den Vorwürfen:
religiöser Fanatismus des Inquisitoren
Reaktion:
Übergang vom Ketzer- zum Hexenprozess Es wird dem Prozess das Denunziationsprinzip hinzugefügt.
um 1450
Der Buchdruck wird erfunden. Die Verbreitung von Schriften gegen Ketzer und Hexen verschärft die Verfolgungen
'Ketzergeißel'
Flagellorum haereticorum fascinariorum des Dominikaners Jacquier - setzt die Existenz einer satanischen Sekte voraus, die den katholischen Glauben unterhöhlt, und deren Taten, einschließlich des Fluges, auf Realität beruhen. Er fügt den Merkmalen des Teufelsbundes das 'Stigma diabolicum' hinzu.
'Fortalicium fidei'
in Grundlagenwerk von Alphonso de Spina gegen Ketzer, Juden und andere Nichtchristen. Die Luftfahrt 'zauberischer Frauen' (ein abgrenzender Begriff wie Hexe wird noch nicht verwendet) wird noch als Vorgaukelung von Dämonen gesehen, was jedoch die Schuld der Frauen nicht mindert.
'Summis desiderantes'
Ketzer/Hexenbulle des Papstes Innozenz VIII richtet sich gegen den Abfall vom katholischen Glauben bei Männer und Frauen gleichermaßen. Der Vorwurf der Schadenszauberei konzentriert sich auf die Verhinderung der Fruchtbarkeit bei Mensch, Tier und Pflanze.
Inquisitionsgerichte werden, zunächst mit Billigung des Papstes, in Spanien eingeführt.
errichtet Papst Paul III. im Zuge der Gegenreformation als oberste Instanz für alle Glaubensgerichte, die 'Congregatio Romanae et universalis inquisitionis' (Kongregation für römisches und weltweite Inquisition; kurz Sanctum Officium (Hl. Officium)). Die Inquisition
wird daraufhin in fast allen Staaten eingerichtet.
Der Humanist Giordano Bruno wird öffentlich verbrannt.
Galileo Galilei muss öffentlich seinen Erkenntnissen abschwören.
Im 18. Jahrhundert kommt die Aufklärung, die Macht der Inquisitoren wird schließlich abgebrochen.
Papst Johannes Paul II. rehabilitiert Galilei posthum.
Literaturverzeichnis
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BACHORSKI, Hans-Jürgen: Klägliche Allegorie der Ohnmacht, in: DERS (Hrsg.), Lektüren, Aufsätze zu Ecos 'Der Name der Rose', Göppingen 1985
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Umberto: Der Name der Rose, Carl Hanser Verlag München Wien 1982
ECO, Umberto: Nachschrift zum >Namen der Rose<, dtv 1984
ERBSTÖßER, Martin: Ketzer im Mittelalter, Stuttgart 1984
GRIGULEVIC, J.R.: Ketzer - Hexen - Inquisitoren. Geschichte der Inquisition (13.-20. Jh.), Teil 1, Akademie-Verlag Berlin, 1980
GRUNDMANN, Herbert: Ketzergeschichte des Mittelalters, 2. Auflage, Göttingen 1967
HAVERKAMP, Alfred; HEIT, Alfred: Ecos Rosenroman. Ein Kolloquium, München 1987
KOLMER, Lothar: Ad capiendas vulpes, in: SEGL, Peter (Hrsg.): Die Anfänge der Inquisition im Mittelalter
LEA, Henry Charles: Geschichte der Inquisition im Mittelalter, Band 1: Ursprung und Organisation der Inquisition, revidiert und herausgegeben von HANSEN, Joseph, Nördlingen 1987
Meyer Grosses Taschenlexikon in 24 Bänden, Band 2 und 16, Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich 1981
SCHIMMELPFENNIG, Bernhard: Intoleranz und Repression. Die Inquisition, Bernard Gui und William von Baskerville, in: KERNER, Max: ,,eine finstere und fast unglaubliche Geschichte?', Darmstadt 1987
Hans D. Baumann/Arman Sahihi, Der Film: Der Name der Rose. Eine Dokumentation. Einheim und Basel 1986, S. 4.
Umberto Eco, Nachschrift zum 'Namen der Rose', Deutscher Taschenbuch Verlag München 1984, S. 9 f.
Vgl. dazu J. R. Grigulevic, Ketzer - Hexen - Inquisitoren. Geschichte der Inquisition (13. - 20. Jahrhundert), S. 22 f., Teil 1, Berlin 1980.
Die Katarer - diese neue religiöse Bewegung entstand gegen Mitte des 12. Jh. hauptsächlich im südlichen Frankreich. Der Name bedeutet Reinheit oder Rückkehr zur rechten Lehre Jesu. Das deutsche Wort 'Ketzer' ist von 'Katarer' abgeleitet.
Die Waldenser traten zum ersten Mal um 1170 auf, ihre Wurzeln gehen allerdings zurück bis ins frühe Mittelalter. Sie verfolgten ein radikales Armutsideal, weshalb man sie auch die 'Armen von Lyon' nannte.
Herbert Grundmann: Ketzergeschichte des Mittelalters, 2. Auflage, Göttingen 1967, S. 35.
Lothar Kolmer, Ad capiendas vulpes, S. 38. In: Peter Segl (Hrsg.): Die Anfänge der Inquisition im Mittelalter, Köln 1993.
Bernhard Schimmelpfennig, Intoleranz und Repression. Die Inquisition, Bernard Gui und William von Baskerville. In: ,,eine finstere und fast unglaubliche Geschichte'?, herausgegeben von Max Kerner, Darmstadt 1987, S. 198.
9 Bettelorden (auch Medikanten, lateinisch mendicare = ,,betteln'), Mitglieder religiöser Orden der katholischen Kirche, die einen Armutseid ablegen und somit auf persönliche und gemeinschaftliche Besitztümer verzichten. Nachdem der etablierte Klerus seinen anfänglichen Widerstand aufgegeben hatte, wurden die wichtigsten dieser Ordensgemeinschaften im 13. Jh. anerkannt. Definition aus: Microsoft Encarta 1998 Enzyklopädie. 1993-1997 Microsoft Corporation.
Zitiert nach: Henry Charles Lea, Geschichte der Inquisition im Mittelalter, Band 1: Ursprung und Organisation der Inquisition. Revidiert und herausgegeben von Joseph Hansen, Nördlingen 1987, S. 368.
Hierzu Bernhard Schimmelpfennig, Intoleranz und Repression. Die Inquisition, Bernard Gui und William von Baskerville, S. 198.
Ketzerkreuzzügen die Ausführungen Kolmers, ad capiendas vulpes, S. 31 ff.
Ausführungen von Martin Erbstößer, Ketzer im Mittelalter, Stuttgart 1984, S. 147 ff.
Umberto Eco, Nachschrift zum 'Namen der Rose', S. 87 f. Eco unterscheidet in dieser Nachschrift drei Typen des historischen Romans: die Romanze, den Mantel- und Degen-Roman und den wahren historischen Roman.
Ebenda.
Hans-Jürgen Bachorski, Klägliche Allegorie der Ohnmacht. In: Ders (Hrsg.), Lektüren. Aufsätze zu Umberto Ecos 'Der Name der Rose', Göppingen 1985, S. 61.
Eco, Nachschrift zum 'Namen der Rose', S. 87 f.
Bernhard Schimmelpfennig, Intoleranz und Repression. Die Inquisition, Bernard Gui und William von Baskerville, S. 206 ff.
Meyers großes Taschenlexikon in 24 Bänden, Band 16, Bibliographisches Institut Mannheim/Wien/Zürich 1981, S. 38.
Ebenda, Band 2, S. 338.
Lea, Geschichte der Inquisition im Mittelalter, Band 1, S. 411.
Aufsatz von Bernhard Schimmelpfennig, Intoleranz und Repression. Die Inquisition, Bernard Gui und William von Baskerville. S. 206
Hans D. Baumann/Arman Sahihi, S. 82
Aufsatz von Jörn Gruber, Spiel-Arten der Intertextualität im >Namen der Rose<. Aus der Werkstatt eines literarischen Falschmünzers oder Über die Kunst, aus fremden Texten neue Bücher zu machen. In: Alfred Haverkamp / Alfred Heit: Ecos Rosenroman. Ein Kolloquium. München 1987, S. 60-97.
Hans D. Baumann/Arman Sahihi, S. 50-58.
Bernhard Schimmelpfennig, Intoleranz und Repression. Die Inquisition, Bernard Gui und William von Baskerville, S. 2
Der Hexenhammer von den Inquisitoren Sprengler und Institoris
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in Mexico, Presented at XIth International Congress of Historical Sciences, Stockholm, 1960
Inga Clendinnen, Ambivalent Conquests: Maya and Spaniard in Yucatan, 1517 - 1570,
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of California Press, Berkeley Los Angeles Oxford 1991
Carlos Rincón, Nachwort, in: Landa, Diego de, Bericht aus Yucatán, Reclam-Verlag, Leipzig 1990
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