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Geschichte der Provence im Uberblick

Geschichte der Provence im Überblick


Ur- und Frühgeschichte

Die französische Mittelmeerküste und ihr Hinterland zählen zu den ältesten Siedlungsgebieten der Menschheitsgeschichte. In den Grimaldi-Grotten im Osten von Menton wurden nicht nur Werkzeuge aus der mittleren Steinzeit gefunden, sondern zudem zahlreiche Skelette des Crô-Magnon-Menschen, einem Jäger- und Früchtesammler, der als direkter Vorfahre des homo sapiens gilt.

Vor 6500 Jahren

Erste bäuerliche Ansiedlungen in der Provence. In Courthezon im Rhônetal zwischen Orange und Avignon wurde das älteste bekannte Bauerndorf Frankreichs - Spuren von Getreideanbau konnten eindeutig nachgewiesen werden - entdeckt. Es handelt sich um eine Gruppe von Hütten mit jeweils rund fünfzehn Quadratmeter Grundfläche.



620 v. Chr.

Im Rahmen der griechischen Kolonisation, die die Griechen zuvor schon an die Küsten Kleinasiens, Süditaliens und Siziliens führte, gründen die Bewohner der ionischen Stadt Phokaia Massalia oder Massilia - das heutige Marseille. In den nächsten Jahrzehnten entstehen an der französischen Mittelmeerküste weitere griechische Städte, darunter auch Monoecus (Monaco) und Theline (Arles), später kommen mit Nicaea (Nizza), Antipolis (Antibes), Olbia (Hyères) und Tauroentum (Sanary-sur-Mer) zahlreiche Handelsniederlassungen hinzu.

2. Jahrhundert v. Chr.

Die Römer eilen den von der keltoligurischen Urbevölkerung bedrängten Griechen erfolgreich zur Hilfe und gründen unterhalb des Oppidums Entremont die Stadt Aquae Sextiae, das heutige Aix-en-Provence. Teile Südfrankreichs wurden im Jahre 121 v. Chr. schließlich zur römischen Provinz erklärt (daher auch der Name Provence) und zügig romanisiert.


Der heilige Honoratius zieht sich mit ein paar Anhängern auf eine kleine, dem heutigen Cannes vorgelagerte Insel zurück, und gründet dort ein Kloster, das alsbald zu einem Zentrum des religiösen Lebens in Gallien und weit darüber hinaus werden sollte.


Im Zuge der Völkerwanderung erobern die Westgoten Arles, wenige Jahre später werden sie von den Burgundern, und diese wiederum von den Ostgoten in ihrer Vormachtstellung abgelöst.


Nach dem Sturz von Theodahat verdrängen die Franken die Ostgoten und gewinnen dadurch erstmals einen eigenen Zugang zum Mittelmeer. Die Franken profitieren ungemein von dieser Mittelmeerpforte: Über die Rhônetalstraße gelangt die geistige und materielle Kultur der Mittelmeerländer in das fränkische Gallien. Die Provence bewahrt sich dennoch eine relative Eigenständigkeit.


Der fränkische Hausmeier Karl Martell zieht mit einem Heer in die unter arabischem Einfluß stehende Provence und setzt dort ihm treu ergebene Grafen ein. Noch zwei weitere Feldzüge - mit langobardischer Unterstützung - sind vonnöten, um die fränkische Oberhoheit endgültig zu festigen.


Boso von Vienne begründet im Süden Frankreichs ein neues Herrschaftsgebilde. Das neue Königreich Provence (Arelat) verleibt sich jedoch ein paar Jahrzehnte später das Königreich Burgund ein.


Der Hauptstützpunkt der Sarazenen, die Festung Fraxinetum im Hinterland von Saint-Tropez, wird zerstört. Damit finden die Plünderungen und Verwüstungen der Küstenregion ein Ende.

Um 1140

Gründung der Zisterzienserklöster von Le Thoronet, Silvacane und Sénanque.

12. Jahrhundert

Die Provence fällt an den Grafen von Toulouse, später an die Grafen von Barcelona.


Bertrand de Got, der Erzbischof von Bordeaux, wird als Clemens VI. zum Papst gekürt. Vier Jahre später wählt er Avignon zu seiner 'vorläufigen' Residenz. Bis 1377 lösen sich insgesamt sieben römische Päpste auf dem heiligen Stuhl in Avignon ab, hinzu kommen noch zwei Gegenpäpste, die nach dem Schisma gewählt, und daher von der katholischen Kirche nicht anerkannt werden.


Die Grafschaft Nizza fällt an den aufstrebenden Grafen von Savoyen.


René von Anjou stirbt in Avignon; sein Neffe Karl III. von Maine kann sich nur eineinhalb Jahre an seinem Erbe erfreuen, dann folgt er seinem Onkel in den Tod Ein entfernter Verwandter, der französische König Ludwig XI., erbt die Provence laut Testament.

16. Jahrhundert

Im Zeitalter der Religionskriege wird die Provence in die französischen Glaubenskämpfe involviert. Zwar ist die Region größtenteils katholisch, doch bilden sich im Lubéron und im Tal der Durance protestantische Gemeinden. 1545 kommt es zu einem Massaker an den im Lubéron lebenden Waldensern; im Gegenzug verwüsten Bauernaufstände mehrfach, vor allem 1571, das Land, Preissteigerungen sowie vagierende Räuberbanden treiben ihr Unwesen.


Rund 40.000 Menschen sterben in Marseille während einer schweren Pestepidemie; es ist das letztes Mal, daß Europa vom 'Schwarzen Tod' heimgesucht wird.

ab 1765

Verstärkt fahren englische Aristokraten aus dem regenverhangenen Norden in das gelobte Land, 'wo die Zitronen blühen', um in dem milden Klima den Winter zu verbringen. Niemand ahnt, daß dies die ersten Vorboten einer neuen 'Völkerwanderung' sind. Schon bald entstehen ganze Villenviertel, tropische Pflanzen werden akklimatisiert und weitläufige Gärten angelegt.


Im Windschatten der Revolution beginnt der Aufstieg eines kleinen korsischen Leutnants namens Napoléon Bonaparte: 1793 macht er von sich reden, als er die englische Besatzung von Toulon, dem bedeutendsten französischen Militärhafen am Mittelmeer, erfolgreich beendet. Zum Dank für diesen unerwarteten Sieg wird Napoléon in den Generalsrang erhoben.


Napoléon flieht von Elba und landet am 1. März bei Cannes an der südfranzösischen Küste. Innerhalb einer Woche dringt er über Grasse nach Grenoble vor. Am 20. März zieht er unter Beifallsstürmen in Paris ein.


Die Grafschaft Nizza fällt per Volksabstimmung an Frankreich.


Stéphen Liégeard publiziert ein Buch mit dem Titel 'La Côte d'Azur'. In wenigen Jahren setzt sich dieser Name für den lieblichen Küstensaum zwischen Hyères und Menton im allgemeinen Sprachgebrauch durch.


Frédéric Mistral erhält den Literaturnobelpreis für sein in provençalischer Sprache geschriebenes Versepos 'Mireilles'.


Südfrankreich wird zum begehrten Fluchtort deutscher Intellektueller. In Sanary-sur-Mer und in Nizza entsteht eine regelrechte Kolonie deutschsprachiger Exilanten.

November 1942

Nach dem Einmarsch der Alliierten in Nordafrika hebt Hitler die bis dato 'freie' Zone auf; für ein knappes Jahr fungieren italienische Soldaten als Besatzer, bevor nach der Kapitulation Italiens die Deutschen an ihre Stelle treten.

15. August 1944

Alliierte Truppen landen an einem rund 50 Kilometer breiten Küstenabschnitt im Osten Toulons und beginnen mit der Befreiung von Südfrankreich.


Das Ende des algerischen Unabhängigkeitskrieges zieht einen massenhaften Zuzug von Algerienfranzosen, den sogenannten 'Pieds noirs' (Schwarzfüße), nach sich. Rund eineinhalb Millionen seit Generationen in Nordafrika ansässiger Franzosen werden quasi über Nacht an die Häfen ihres Mutterlandes gespült.


Der Tauchlehrer Henri Cosquer entdeckt bei Cassis in einer Grotte 18.000 bis 27.000 Jahre alte Felsmalereien.


Landesweiter Aufschrei, da die rechtsradikale Front National nach den Kommunalwahlen in den Rathäusern von Toulon, Orange und Marignane den Bürgermeister stellt.







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