Chile
Allgemein:
Fläche: 756626km2
Einwohner: (1995) 14,262 Mio.
Hauptstadt: Santiago
Verwaltungsgliederung: 13 Regionen
Amtssprache: Spanisch
Nationalfeiertag: 18.9.
Währung: 1 Chilenischer Peso (chil$)
=100 Centavos
Zeitzone: MEZ -5 Std.
Lage:
Chile liegt im Südwesten von Südamerika.
Im Norden grenzt es an Peru, im Nordosten
an Bolivien und im Osten an Argentinien. Im
Westen Chiles liegt der Pazifische Ozean. Zum
Chilenischem Hoheitsgebiet gehören außerdem
die Inseln Juan Fernàndez, San Félix, San
Ambrosio, Sala y Gómez und die Osterinseln.
Der von Chile beanspruchte Teil der Antarktis
(53°- 90° w.l.) umfaßt 1,25 Mio. km2. Während
des Mesozoikums wurde das Sedimentgestein
aus dem Meer gehoben und gefaltet. Auch im
Tertiärs setzte sich dieser Prozeß fort, wobei
diesmal vor allem der Vulkanismus mit half.
An der Westküste Südamerikas, wo sich die
Pazifische Platte unter die Südamerikanische
Platte schiebt, sind immer noch vulkanische-
und seismische Aktivitäten vorhanden. Die
vereisten Gletscher der Anden kommen noch
aus der quartären Eiszeit (Beginn vor 2,5 Mio.
Jahren).
Landesnatur:
Chile erstreckt sich entlang der Westküste Südamerikas von der peruanischen Grenze im Norden bis Feuerland im Süden als ein 4300km langer, 90- 445km breiter Streifen. Im Westen verlaufen parallel zum Pazifischen Ozean die Küstenkordillere, im Osten die Hochkordillere, dazwischen im Norden wüstenhaftes Hochland, in Mittelchile das Große Längstal (Hauptwirtschafts- und Siedlungsgebiet) das als tektonische Senke entstanden war. Die Hochkordilere mit ihren zahlreichen Vulkanen und Höhen um die 6000m (Llullaillaco 6723m) nimmt nach Süden an Höhe ab (Gipfelhöhen bis 3000m); sie ist in Westpatagonien durch Fjorde zerschnitten und trägt hier im Inneren großen Firn- und Eisfelder. Im Süden ist die Küstenkordillere (bis 2000m ü. M.) in gebirgige Inselgruppen aufgelöst.
Man unterscheidet von Nord nach Süd in folgende Landschaftsräume:
Den Großen Norden (bis zum Río Huasco), im wesentlichen die Atakamawüste
Den Kleinen Norden (bis zum Río Aconcagua), wo Hochkordillere und Küstengebirge unmittelbar aneinander grenzen
Zentral- oder Mittelchile ( bis zur Wasserscheide zw. Río Bío- Bío und Río Imperial) mit dem von Hochkordillere und Küstengebirge eingefassten chilenischen Längstal
Den Kleinen Süden (bis zum Golf von Ancud und der Insel Chiloé) mit der noch heute von Araukanern bewohnten Frontera im Norden und der Chilenischen Schweiz (Chilenisches Seengebiet) im Süden
Den Großen Süden, der die Patagonische Kordillere mitsamt vorgelagerten Halbinseln und Inseln (d.h. Westpatagonien) sowie Teile Ostpatagoniens und des Feuerlandarchipels umfaßt.
Eine Folge der noch andauernden tektonischen Tätigkeit sind Erdbeben, die das ganze Land, besonders in Mittelchile, häufig heimsuchen. Die meist kurzen, in Ost-West- Richtung verlaufenden Flüsse werden vielfach zur Bewässerung genutzt; die eiszeitlichen Vergletscherung hat am Westlichen Fuß der Hochkordillere eine Reihe größerer Seen (Villarrica, Ranco, Puyehue, Llanquihue) geschaffen.
Klima:
Das vielfältige Klima wird- abgesehen von der Breitenlage- vor allem geprägt durch die Gebirgsketten und den kalten Humboldstrom, der längs der Küste nach Norden vorstößt. Er wirkt wie eine Barriere, die die Bildung von Niederschlag in der nördlichen Küstenregion von Chile verhindert. Deshalb gehört diese Wüstenregion zu
den trockensten der Erde. Die
Temperaturen übersteigen auch
im Sommer (Dezember bis März)
mittags selten 26°C, liegen im
Winter jedoch durchschnittlich
bei 15°C. Südlich des 30. Brei-
tengrades, wo die Sperrwirkung
der kalten Meeresströmung nach-
läßt, beginnt das Winterregen-
gebiet Mittelchiles. Südchile
liegt hingegen ganzjährig im Be-
reich der Westwindzone und der
wandernden Tiefdruckgebiete.
Sie liefern vor allem der Luvseite
des Gebirges reichlich Nieder-
schlag (um 4000- 5000mm)
gleichmäßig über alle Monate
verteilt. Die verhältnismäßige
Nähe der Antarktis macht sich
durch niedrige Sommertemper-
aturen von nur 10- 12°C bemerk-
bar. Die Winter in Chile sind
zwar stürmisch und kühl, jedoch
an der Küste meist frei von Frost.
In höheren Lagen fällt ein be-
trächtlicher Teil des Niederschlages
in Form von Schnee, so daß sich
große Eisfelder und Gletscher
bilden konnten. Extrem unwirtliche
Klimaverhältnisse herrschen im
äußeren chilenischen Süden auf
der Insel Feuerland. Kap Hoorn
gilt als einer der stürmischsten
Punkte der Erde. Auf den bei-
liegenden Klimadiagrammen kann
man deutlich den Unterschied der
Landschaften und klimatischen
Veränderungen erkennen. Im Bild
1.1ist das Niederschlags/Verduns-
tungsdiagramm von Arica abgebildet.
Arica liegt nahe der Peruanischen
Grenze. Arica liegt in einer Höhe von 29m über dem Meer. Die Durchschnittstemperatur beträgt 18°C. Die Höchsttemperatur beträgt 22°C (durchschnittlich im Januar), am kältesten wird es im August mit durchschnittlich 16°C. Pro Jahr fällt etwa 0,7mm Niederschlag. Da die Temperaturkurve viel höher als die Niederschlagskurve ist erkennt man, das die Verdunstung höher als der Niederschlag ist. Daraus läßt sich entnehmen, das Arica in einer Wüst oder Steppe liegen muß. Der Boden ist sehr trocken und unfruchtbar, es ist ein lebensfeindliches Gebiet. Im Diagramm 1.2 ist das Niederschlags/Verdunstungsdiagramm von Puerto Montt, im Süden von Chile abgebildet. Puerto Montt liegt 13m über dem Meer. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 11,1°C, der Jahresniederschlag beträgt 1982mm. Die Höchsttemperatur ist im Januar mit 15°C erreicht, der meiste Niederschlag fällt im März mit 260mm (Durchschnittsangaben). Man erkennt, das die Verdunstung geringer als der Niederschlag ist, so daß das Land genug Wasser bekommt und die Pflanzen gedeihen können (gute wirtschaftliche Voraussetzungen).
Bevölkerung:
Sie besteht überwiegend aus Mastizen, daneben Indianer (10%, bes. Araukaner bzw. Mapuche) und rund 25% Weißen (unter den eurpäischen Einwanderern im Kleinen Süden auch Deutschstämmige). Zwei Drittel der Einwohner leben in Mittelchile, der Norden und Süden sind nur dünn besiedelt. Die großen Ballungsräume bilden die Stadtregionen Groß Santiago de Chile, Concepion, Vina del Mar und Valparaíso. Stadtbevölkerung:85%, Bevölkerungswachstum:1,6%
Seit Mitte dem 19.Jahrhundert gibt es in Chile ein Erziehungssystem. Jedes Kind muß vom 6.- 14.Lebensjahr in die Schule gehen. Die Schulen unterliegen der Verwaltung der Staatsregierung und dem Erziehungsministerium. Rund 94% der Chilenischen Bevölkerung können lesen und schreiben. Damit ist Chile führend auf dem Südamerikanischen Kontinent. Bekannte Bildungseinrichtungen sind die Universität von Santiago de Chile (gegründet 1738) und die Universität Concepcíon (gegründet 1919).
Staat und Recht:
Nach der Verfassung von 1980, die 1981- 89 z.T. suspendiert war und 1989 und 1991 geändert wurde, ist Chile eine präsendiale Republik mit Mehrheitsparteisystem. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive (Regierungschef) ist der für 6 Jahre direkt gewählte Präsident. Der Kongreß wird alle 4 Jahre und der Senat alle 8 Jahre gewählt. Die wichtigsten Parteien sind die gemäßigte Christliche- Demokratische Partei PDC, die reform- populistische Partei für die Demokratie PPD, sowie die konservativ ausgerichteten Parteien Nationaler Erneuerung RN und die Unabhängige Demokratische Union UDJ.
Wirtschaft:
Chile gehört zu den stärker industri-
alisierten Ländern Südamerikas. Seit
Anfang der 80er- Jahre beträgt das
Wirtschaftwachstum mehr als 5%.
Der Bergbau ist seit dem 19. Jahr-
hundert die Hauptstütze der Wirt-
schaft. Chile ist einer der größten
Kupferproduzenten der Erde und
verfügt über beträchtliche Reserven
(rund 24% der bekannten Weltvor-
kommen; größte Gewinnungsanlage
mit Verarbeitung in Chuquicamata;
Beitrag zum Exportwert derzeit
35- 40%)Als Nebenprodukte fallen
dabei Molybdän, Gold und Silber an,
Große Bedeutung hat auch der Eisen-
erzbergbau (Provinz Coquimbo und
Atacama). Die Salpetergewinnung in
der Wüste Atacama war bis zur Her-
stellung künstlichem Stickstoffes
(1913) wichtigstes Ausfuhrprodukt.
Mit dem als Nebenprodukt anfallenden
Jod kann Chile den Großteil des Welt-
bedarfs decken. Es werden außerdem
Erdöl an der Magellanstraße, Erdgas
und Kohle gefördert. Die Erzeugung
von elektrischer Energie erfolgt überwiegend in Wasserkraftwerken. Wachstumsindustrie sind die chemische, Kfz., elektrotechnische Industrie sowie die Metallverarbeitung, konzentriert vor allem auf Santiago de Chile, Valparaiso, Concepcion, Valdivia. Gesamtwirtschaftlich gesehen ist die Landwirtschaft von relativ geringer Bedeutung. Infolge geographischer Gegebenheiten werden nur 24% der Gesamtfläche (6%Ackerland) genutzt. Das Anbaugebiet beschränkt sich hauptsächlich auf das Große Längstal. Hauptanbauprodukte: Weizen, Mais, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Reis sowie in den letzten Jahren verstärkt für den Export Obst vor allem Apfel, Weintrauben und Zitrusfrüchte, auch Gemüse und Wein. Die Viehwirtschaft (Rinder, Schweine) kann den Bedarf an Fleisch und Molkereiprodukten nicht decken; die Geflügelzucht ist im Wachsen begriffen. Rund 7 Mio. Schafe liefern hochwertige Wolle. Der Fischreichtum des Humboldstroms und eine auf 200 Seemeilen ausgedehnte Fischereizone begünstigt die Fischerei. Ausgeführt werden vor allem Kupfer, Agrarprodukte, Fischmehl, Papier und Zellstoff und chemische Produkte. Wichtigste Handelspartner sind die USA, Japan, Deutschland, Brasilien und Großbritannien.
Verkehr:
Das überwiegend staatliche Eisenbahnnetz (rund 8200km) hat eine 3300km lange Hauptlinie von Pisagua im Norden bis Puerto Montt im Süden (drei Spurweiten; Querverbindung nach Bolivien und Argentinien). Der Personentransport ist nur noch zwischen Santiago de Chile und Puerto Montt bzw. Concepcion. Der transandiner Güterverkehr ist nur noch von Arica und Antofagasta nach Bolivien. Das Straßennetz (rund 79000km, davon nur 13% befestigt) kann nicht ganzjährig benutzt werden. Hauptstrecke ist die asphaltierte Carreteran Panamerivana mit rund 3400km. Die Schifffahrt, der größte Verkehrsträger Chiles verfügt über zahlreiche Häfen (Antofagasta, Iquique, Valparaíso, San Antonio, Talcahuano/ San Vicente, Punta Arenas u.a.). Wichtigster internationaler Flughafen: Santiago de Chile.
Geschichte:
Zur Zeit der Spanischen Eroberung gehörte Nord- und Mittelchile zum <Reich der Inka. Die Spanier drangen in das Land vor und gründeten 1541 Santiago de Chile, die heutige Hauptstadt Chiles. Die Spanier nutzten die chilenische Bevölkerung zum Sklavenhandel aus. Die Araukaner (die chilenische Urbevölkerung) behaupteten bis ins 19. Jahrhundert den Süden des Landes und kämpften um eine gewisse Unabhängigkeit. Die ersten Unabhänigkeitskriege waren 1811, doch die Spanische Armee eroberte den Süden bald wieder zurück (1813). 1879 kam es zum Salpeterkrieg gegen Bolivien und Peru. 1881 eroberte Chile die Hauptstadt Boliviens und bekam als Entschädigungen Antofagasta, ein Gebiet mit reichen Salpetervorkommen. Nach dem ersten Weltkrieg schwand die Konjunktur, da der Kunstdünger erfunden wurde und nur noch wenig Salpeter gebraucht wurde. Der Liberale Präsident A. Alessandri y Palma konnte in den folgenden Jahren seine Reformen nur teilweise durchsetzen. 1970 wurde S. Allende zum Präsidenten gewählt. Er führte ein umfassendes Sozialisierungs- und Verstaatlichungsprogramm durch (u. a. entschädigungslose Enteignung des Kupfer- und Kohlebergbaus sowie von Bodeneigentum; Kontrolle des Bankwesens), bekämpft von der Mehrheit des Kongresses. 1973 wurde die Regierung Allendes gestürzt und A. Pinochet kam zur macht über Chile und errichtete eine Militärdiktatur. 1980 erstellte er eine Verfassung, die aber die Tätigkeit von Parteien untersagte und Pinochet bis 1989 als Präsident festlegte. In den 80 er Jahren waren immer mehr Menschen gegen die Verfassung und gegen Pinochet. Dadurch war die Partei Pinochets gezwungen neue Reformen einzuführen. 1987 wurde die freie Bildung von Parteien legalisiert. Weitere Veränderungen waren die Verkürzung der Amtszeit des Präsidenten auf 6 Jahre und Einschränkung seines Rechts die Abgeordnetenkammer aufzulösen, Erweiterung des Internationalen Sicherheitsrates um ein ziviles Mitglied. Am 14.12.1989 wurde P. Aylwin Azócar als Kandidat eines 17 Parteien umfassendes Wahlbündnisses
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