Spanien
1.Einleitung Spanien erstreckt sich über
den größeren Teil (etwa 80 Prozent) der Iberischen Halbinsel und grenzt im
Norden an den Golf von Biscaya, an Frankreich und Andorra, im Osten an das
Mittelmeer, im Süden an das Mittelmeer und an den Atlantik und im Westen an
Portugal und den Atlantik. Die britische Kronkolonie
2. Land Spaniens Mittelmeerküste ist
etwa 1 660 Kilometer, die Atlantikküste etwa 710 Kilometer lang. Die lange,
ununterbrochene Gebirgskette der Pyrenäen, die sich auf etwa 435 Kilometer vom
Golf von Biscaya bis zum Mittelmeer erstreckt, bildet im Norden die natürliche
Grenze zu Frankreich und damit zu Westeuropa. Im äußersten Süden trennt die
Straße von Gibraltar, die an ihrer schmalsten Stelle weniger als 13 Kilometer
breit ist, Spanien von Afrika.
2.1 Physische Geographie Das spanische Festland wird
von drei unterschiedlichen Landschaftsräumen geprägt. Dies sind das zentrale
Hochland der Meseta, die randlich anschließenden Gebirge sowie die äußeren
Becken- und Gebirgslandschaften. Die mittlere Höhe des Festlandes beträgt etwa
660 Meter über dem Meeresspiegel. Damit ist Spanien nach der Schweiz das
Das ausgedehnte Hochland der Meseta mit
An die zentral gelegene Meseta schließen
Gebirgszüge an. Nach Norden ist dies das Kantabrische Gebirge mit dem bis 2 648
Meter hohen Massiv der Picos de Europa. Im Osten wird die Hochebene vom
Iberischen Randgebirge umrahmt (in der Sierra de Moncayo bis 2 313 Meter hoch).
Die geographische Grenze nach Süden markiert die bis 1 323 Meter hohe Sierra
Morena. Im Westen fällt die Meseta allmählich über das Tafelland in Extremadura
zur Atlantikküste in
Zu den höchsten der äußeren Randgebirge des spanischen Festlandes gehören die
Pyrenäen im Norden und die Betische Kordillere mit der Sierra Nevada im Süden.
Höchster Gipfel der Pyrenäen, dem Grenzgebirge zu Frankreich, ist der Pic de
Aneto mit 3 404 Metern. In der
Die fruchtbaren Küstenebenen sind überwiegend
schmal und selten breiter als 30 Kilometer. An einigen Stellen reichen die
Bergketten bis an das Meer, wo sie zum Teil sehr steil abfallen und felsige
Landspitzen bilden. Dies ist besonders entlang der Mittelmeerküste der Fall, wo
sich einzelne Ausläufer des Katalanischen Küstengebirges bis zum Meer hin
ausdehnen.
Die Inselgruppe der Balearen bildet geologisch die nordöstliche Fortsetzung der
Betischen Kordillere im Mittelmeer. Höchster Berg ist der Puig Mayor auf
Mallorca mit einer Höhe von 1 445 Metern. Die höchste Erhebung auf dem gesamten
spanischen Territorium ist der Pico de Teide (3 715 Meter) auf Teneriffa, der
größten der Kanarischen Inseln.
Auch wenn der Boden in Spanien für eine
agrarische Nutzung sorgfältig bewässert und kultiviert werden muss, ist er eine
reiche und wertvolle natürliche Ressource. Das Spektrum unterschiedlicher
Bodentypen ist aufgrund der Größe der Landes überaus breit. Während weite Teile
des überwiegend trockenen Landesinneren von wenig entwickelten Rohböden bedeckt
sind, ist in den feuchteren Regionen Terra rossa großflächig verbreitet. Dieser
Bodentyp ist charakteristisch für die Teile des mediterranen Raumes, in denen Kalkstein
ansteht. Die niederschlagsreichen Gebiete im Norden des Landes sowie an den
Luvseiten der Gebirge sind mit fruchtbaren Braunerden bedeckt. Die Landesteile
in den trockenen Bereichen des südöstlichen Spanien tragen überwiegend graue,
salzhaltige Halbwüsten- und Wüstenböden.
2.2 Flüsse und Seen Die längsten spanischen
Flüsse durchqueren zum Teil ausgedehnte Beckenlandschaften. Sie haben meist
große Einzugsgebiete; ihre Wasserscheiden verlaufen über die Kämme der hohen
Gebirgszüge. Die Hauptwasserscheide zwischen Atlantischem Ozean und Mittelmeer
verläuft über die Gebirge, welche die Meseta im Norden und Osten begrenzen.
Der für kleinere Schiffe streckenweise befahrbare Ebro im Nordosten Spaniens
fließt in einem breiten Becken zwischen den Pyrenäen und dem Iberischen
Randgebirge und mündet nach Durchqueren des Katalanischen Küstengebirges in
einem sich ständig erweiternden Delta ins Mittelmeer. Er ist 910 Kilometer lang
und der einzige der großen spanischen Flüsse, die in das Mittelmeer entwässern.
Die anderen Hauptflüsse des Landes münden in den Atlantischen Ozean. Der 657
Kilometer lange Guadalquivir durchfließt in Südspanien das breite Andalusische
Becken, das zum Atlantischen Ozean hin in eine weite Tiefebene übergeht. Duero
(in Portugal Douro, Gesamtlänge 895 Kilometer), Tajo (Tejo, 1 007 Kilometer),
Guadiana (818 Kilometer) und Miño (Minho, 310 Kilometer) entspringen in Spanien
und münden in Portugal in den Atlantik.
Der Guadalquivir ist der tiefste Fluss Spaniens und der einzige, der über eine
gewisse Strecke für größere Schiffe befahrbar ist. Die meisten spanischen
Flüsse sind zu schmal für die Binnenschifffahrt und können auch kaum zur
Bewässerung genutzt werden. Zahlreiche Kraftwerke dienen jedoch der
Energiegewinnung aus Wasserkraft. In Spanien gibt es keine größeren natürlichen
Binnenseen. An vielen Stellen der großen Flüsse wurden künstliche Stauseen
angelegt.
2.3 Flora Die natürliche Vegetation
Spaniens wurde durch menschliche Einflussnahme tief greifend umgestaltet.
Früher waren weite Teile der Iberischen Halbinsel von Wald bedeckt. Weiträumige
Abholzung zur Ausweitung von Agrar- und Siedlungsfläche sowie zur Gewinnung von
Bau- und Brennholz dezimierte die Waldbestände erheblich. Mittlerweile sind nur
noch 28,8 Prozent der Landesfläche bewaldet (2000). In den kühleren und
feuchteren Lagen des Nordwestens überwiegen sommergrüne Laubbäume wie Buchen,
Eichen oder Kastanien, während in den Pyrenäen zusätzlich Nadelhölzer gedeihen.
Seit mehreren Jahrzehnten wird intensiv aufgeforstet. Einerseits sollen die neu
geschaffenen Waldflächen das Fortschreiten der Bodenerosion verhindern und den
Wasserhaushalt der betreffenden Gebiete verbessern. Andererseits stehen hierbei
wirtschaftliche Überlegungen im Mittelpunkt des Interesses.
Unter den wärmeren und trockeneren
Bedingungen der nach Süden anschließenden Landesteile wird die Vegetationsdecke
lichter. Im Übergangsbereich zu den sommerheißen Gebieten sind in den höheren
Lagen Kork- und Steineichenwälder sowie verschiedene Strauchgewächse wie
Ginster verbreitet. Die innere Borke der Korkeichen kann nach etwa acht bis
zehn Jahren in Platten vom Stamm geschält und verarbeitet werden. Korkeichen
werden daher zumeist als Nutzbäume angebaut. Weiden, Erlen und Pappeln sind die
charakteristischen Baumarten der Flussufer. Die natürliche Vegetation in der
zentralen Hochebene besteht vor allem aus Sträuchern und Gebüschen.
Im Süden des Landes sind der Trockenheit angepasste Hartlaubgewächse
verbreitet. Dominante Arten der Macchie sind Johannisbrotsträucher,
Erdbeerbäume und Oleander. Außerdem finden Agaven und Feigenkakteen hier ideale
Wachstumsbedingungen. Der Anbau von Ölbäumen ist einer der wichtigsten
landwirtschaftlichen Bereiche. Der Ölbaum ist die klassische Leitpflanze der
mediterranen Flora. Eine der vielen wissenschaftlichen Abgrenzungen des
Mittelmeerraumes orientiert sich an der Verbreitung des Ölbaumes. Während der
Anbau im Landesinneren bis in die Meseta hineinreicht, werden die küstennahen
Gebiete bis in die Pyrenäen kultiviert. In den trockensten Gebieten im Südosten
wurden die typischen Vertreter der Macchie durch die Gebüschformation Garigue
verdrängt. Die Flora setzt sich dabei aus niedrig wüchsigeren Pflanzen wie
Wolfsmilchgewächsen und Zistrosen zusammen.
Die Vegetation der Kanarischen Inseln umfasst zahlreiche endemische Arten, zu
den markantesten Pflanzen gehört der Drachenbaum. Die Kanarische Dattelpalme
breitete sich von den Inseln über weite Teil des Mittelmeerraumes aus.
2.4 Fauna Die ehemals vielfältige Tierwelt wurde durch
die weiträumige Abholzung reduziert. Viele Arten verloren ihre Lebensgrundlage
und wurden entweder in Randbereiche zurückgedrängt oder starben vollständig
aus. Zum Schutz bedrohter Arten wurden vor allem in den Pyrenäen, im Kantabrischen
Gebirge und im Mündungsbereich des Guadalquivir Nationalparks eingerichtet.
Die Säugetierfauna ist durch einige
bemerkenswerte Spezies gekennzeichnet, so gibt es in Spanien zwei Arten von
Schleichkatzen: die Ginsterkatze und den Ichneumon. Zudem leben in den
gebirgigeren Regionen noch Braunbären, Wölfe, Luchse und Wildkatzen. Zu den
berühmtesten domestizierten Tieren gehören Stiere, die in der Nähe von Sevilla
und Salamanca für den spanischen "Nationalsport", den Stierkampf, gezüchtet
werden.
Die Avifauna (Vogelwelt) Spaniens umfasst auffallende Arten wie Bienenfresser,
Blauracke, Eisvogel und Wiedehopf sowie eine Vielzahl von Greifvogelarten mit
Adlern, Geiern, Falken, Milanen, Weihen und Bussarden. In feuchten Gebieten
sind Flamingos, Reiher, Löffler und Dommeln verbreitet. Die relativ reiche
Reptilienfauna umfasst Eidechsen (u. a. die bis 60 Zentimeter große
Perleidechse), Geckos, Skinke (Glattechsen), Schleichen, Schlangen (Nattern,
Ottern), das Europäische Chamäleon sowie Land- und Meeresschildkröten. In
Bergflüssen und Bergseen leben zahlreiche Fischarten wie Barben, Schleien und
Forellen. Die Küstengewässer sind reich an Thunfischen, Sardinen und
Krebstieren.
3. Bevölkerung Die Einwohnerzahl Spaniens beträgt etwa 40
Millionen (2001). Die Bevölkerungsdichte liegt bei etwa 79 Einwohnern pro
Quadratkilometer. Die Verteilung der Bevölkerung ist überaus ungleichmäßig. 77
Prozent der Bevölkerung leben in Städten (1999). Hohen Werten der
Bevölkerungsdichte in den wirtschaftlich stark entwickelten Gebieten und den
Küstenregionen stehen zum Teil sehr niedrige Werte im Landesinneren gegenüber.
Die Zuwanderung von Menschen aus strukturschwachen ländlichen Regionen in die
großen Städte hält an. Mehr als drei Millionen Spanier leben im Ausland,
darunter etwa 200 000 in Deutschland. Das mittlere Bevölkerungswachstum
Spaniens beträgt etwa 0,10 Prozent (2001). Die mittlere Lebenserwartung liegt
für Männer bei 75,5 und für Frauen bei 82,6 Jahren (2001).
Spanien ist ein ethnisch überaus heterogenes Land, rund 97,5 Prozent aller
Bewohner sind Spanier. Die Bevölkerung ging im Wesentlichen aus der Mischung
der ursprünglichen Bevölkerung der Iberischen Halbinsel mit den Völkern hervor,
welche die Halbinsel eroberten und über lange Zeiträume hinweg besetzten. In
diesen Perioden kamen ethnische Elemente der Römer, der Sweben, der Westgoten
(siehe Goten) und der Teutonen hinzu. Weiterhin können semitische Elemente
nachgewiesen werden. Viele ethnische Gruppen in Spanien haben sowohl kulturell
als auch sprachlich ihre Identität bewahrt. Hierzu zählen die etwa 2,5
Millionen Basken im Norden des Landes. Sie sind Nachkommen eines
nichtindogermanischen Volksstammes und zeigen traditionell starke Bestrebungen
zur Autonomie. Die historische Region der Basken reicht auf französisches
Staatsgebiet über. Im Nordwesten Spaniens leben rund 2,5 Millionen Galicier.
Eine weitere zahlenmäßig starke ethnische Gruppe sind die etwa acht Millionen
Katalanen, von denen die meisten in Katalonien leben. Weitere Siedlungsgebiete
der Katalanen sind die südlich angrenzenden Gebiete sowie die Balearen.
Im Dezember 2000 waren in Spanien rund 940
000 Ausländer gemeldet, davon stammten rund 555 000 aus Ländern außerhalb der
Europäischen Union. Der Anteil ausländischer Bewohner an der Gesamtbevölkerung
ist mit etwa 2,5 Prozent sehr gering. Die größte Gruppe bilden Marokkaner (ca.
195 000), gefolgt von Chinesen (31 000) und Ecuadorianern (29 000). Seit 1990 ist
eine verstärkte Zuwanderung aus osteuropäischen Staaten zu verzeichnen.
Zahlenmäßig stärkste Volksgruppen sind Rumänen (12 000, mit einem hohen Anteil
von Sinti und Roma) und Polen (9 000). Die Zahl der sich illegal in Spanien
aufhaltenden Personen wird auf über 100 000 geschätzt.
3.1 Wichtige Städte Die Hauptstadt und zugleich größte Stadt ist
Madrid mit 2 866 850 Millionen Einwohnern (1996). Die zweitgrößte Stadt,
Barcelona (1,51 Millionen), ist zugleich wichtigster Hafen und Handelszentrum,
die Hauptstadt der Provinz Barcelona und der Region Katalonien. Weitere
bedeutende Städte sind u. a. Valencia (739 412), die Hauptstadt der
gleichnamigen Provinz und Region, ein Produktions- und Eisenbahnzentrum,
Sevilla (701 927), Hauptstadt der Provinz Sevilla und der Region Andalusien,
ein bedeutendes kulturelles Zentrum, Zaragoza (603 367), Hauptstadt der Provinz
Zaragoza und der Region Aragonien, ein wichtiges Industriezentrum, und Bilbao
(358 467), eine Stadt mit einem bedeutenden Exporthafen.
4. Bildung und Kultur Das goldene Zeitalter des spanischen
Bildungswesens lag im Mittelalter, als Mauren, Christen und Juden in Córdoba,
Granada und Toledo starke, religionsübergreifende Zentren für höhere Bildung
unterhielten. Die Universität von Salamanca (1218 gegründet) diente seit dem
16. Jahrhundert als Vorbild für die Hochschulen in Lateinamerika und stärkte so
den internationalen Einfluss des spanischen Bildungswesens. Im Lauf des 16.
Jahrhunderts war die Universität von Alcalá (gegründet in Alcalá de Henares
1510, Umzug nach Madrid 1836 - Universität von Madrid) für die in vielen
Sprachen parallel durchgeführten Bibelübersetzungen berühmt. Bedeutende
Lehrmeister jener Zeit waren u. a. Juan de Huarte, ein Pionier auf dem Gebiet
psychologisch orientierter Erziehung, der Humanist und Philosoph Juan Luis
Vives, der neue Vorstellungen für das Bildungswesen vertrat und sich ganz
besonders für die Bildung der Frauen einsetzte, sowie St. Ignatius von Loyola,
der Gründer des Jesuitenordens. Francisco Giner de los Ríos, der nach
Reformmöglichkeiten in der höheren Bildung und bei der Ausbildung von Frauen
suchte, Francisco Ferrer Guardia, der sich für eine Reform und Demokratisierung
der Bildung stark machte, und der Philosoph José Ortega y Gasset, dessen
Schriften über die Aufgaben der Universität in viele Sprachen übersetzt wurden,
waren weitere Lehrer, die im 19. und 20. Jahrhundert wichtige Beiträge zum
Bildungswesen leisteten. Die Königliche Spanische Akademie (1713 gegründet) und
die Königliche Akademie für Geschichte (1738 gegründet) sind für ihre
wissenschaftlichen Veröffentlichungen bekannt.
Jede Betrachtung der spanischen Kultur muss den außerordentlich großen Einfluss
der Religion auf die Geschichte des Landes und das Leben des Einzelnen
hervorheben.
Das spanische Leben ist stark von Fiestas geprägt. Diese beginnen normalerweise
mit einer Hochmesse mit anschließender feierlicher Prozession, bei der
Heiligenfiguren von den Teilnehmern auf ihren Schultern getragen werden. Oft
beleben Musik, Tanz, Dichtung und Gesang das farbenfrohe Ereignis. Zu den
bedeutendsten Fiestas gehören die Fiesta in Valencia, die April-Fiesta in
Sevilla und die Fiesta San Fermín in Pamplona. Dagegen sind das
Fronleichnamsfest in Toledo und Granada sowie die Feierlichkeiten der Karwoche
in Valladolid, Zamora und Cuenca sehr ernsthafte Ereignisse.
Der Stierkampf, der in der spanischen Tradition eine überaus große Rolle
einnimmt, wird fiesta brava genannt. Auch wenn der Stierkampf selbst in Spanien
immer stärker in die Kritik gerät, bleibt der Besuch
einer Arena für viele Spanier eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Die Wurzeln
des Stierkampfes reichen in das 16. Jahrhundert zurück, als Reiter (caballeros)
die Stiere mit der Lanze erlegten. Neben der Funktion als Feierlichkeit an
adeligen Höfen diente dieser Kampf mitunter auch als Waffenübung. Im Laufe des
17. Jahrhunderts wurde der berittene Kämpfer immer mehr vom "Kämpfer zu Fuß"
verdrängt. Zum öffentlichen Schauspiel wurden Stierkämpfe mit Fertigstellung
des Baus der ersten Plaza de Toros im Jahr 1749 in Madrid. Mittlerweile treten
als Stierkämpfer nur noch professionelle Toreros in die Arena.
4.1 Kultrureinrichtungen Die 1712 als Königliche
Bibiliothek gegründete Nationalbibliothek in Madrid ist die größte des Landes
und beherbergt über vier Millionen gebundene Bücher. Zu ihrer Sammlung gehören
seltene Bücher, Drucke und die wunderschöne Sala de Cervantes, die dem großen
spanischen Schriftsteller Miguel de Cervantes Saavedra gewidmet ist. Die
Bibliothek des Königlichen Palastes (1760 gegründet) in Madrid verfügt über
viele seltene Auflagen aus dem 16. Jahrhundert sowie über herausragende
Manuskripte und Kupferstiche. Die Escorial-Bibliothek in der Nähe von Madrid
ist für ihre Sammlung seltener Bücher bekannt. Archiv und Bibliothek der
Kathedrale von Toledo sind für die Sammlung von etwa 3 000 Manuskripten aus dem
8. und 9. Jahrhundert und mehr als 10 000 Dokumenten aus dem 11. Jahrhundert
berühmt.
Eine der größten Kunstsammlungen der Welt befindet sich im Nationalmuseum in
Madrid (dem Prado). Hier finden sich Exponate von El Greco, Diego Velázquez,
Bartolomé Esteban Murillo und Francisco Goya, Werke der italienischen Maler
Sandro Botticelli und Tizian sowie von Rembrandt. Das Nationalmuseum für
Moderne Kunst in Madrid hat sich auf die spanische Malerei nach 1800
spezialisiert.
Spanische Tonwaren, Brokate, Wandteppiche und Elfenbeinschnitzereien befinden
sich im Nationalen Museum für Archäologie, das auch die bedeutendste spanische
Bibliothek mit Werken der Archäologie beherbergt. Im Nationalen
Völkerkundemuseum in Madrid sind Kunstwerke aus den ehemaligen spanischen
Kolonien ausgestellt, darunter aus Aquatorial-Guinea, den Philippinen und
Bolivien. Weitere Museen in Madrid sind das Nationale Museum der Wissenschaft
und das Museum des Spanischen Volkes. In Barcelona befinden sich das
Meereskundemuseum und das Archäologische Museum, das eine große Sammlung
prähistorischer, phönizischer, griechischer, römischer und westgotischer
Kunstwerke beherbergt.
4.2 Kunst und Musik Die spanische Kunst wirkte
über die Jahrhunderte nachhaltig auf den Rest der europäischen Tradition. Zu
den berühmtesten spanischen Malern gehören El Greco, Velázquez, Goya, Salvador
Dalí und Pablo Picasso.
Die spanische Musik spiegelt die starken
Einflüsse der christlichen und maurischen Kultur. Im 17. Jahrhundert wurde eine
besondere Opernform, die Zarzuela, eingeführt. Antonio Soler war im 18.
Jahrhundert einer der führenden Klavierkomponisten, und Enrique Granados sowie
Manuel de Falla setzten diese Tradition im 20. Jahrhundert fort. Neben
Komponisten von Weltruf brachte Spanien auch Instrumentalvirtuosen hervor.
Berühmte spanische Musiker des 20. Jahrhunderts sind u. a. der Gitarrist Andrés
Segovia, der u. a. Paco de Lucía maßgeblich beeinflusste, und der Cellist Pablo
Casals. Unter den berühmtesten Tenören der Gegenwart kommen José Carreras und
Plácido Domingo aus Spanien.
Zu den in Spanien beliebtesten Instrumenten gehören Gitarre, Tamburin,
Kastagnetten und die gaita, eine Art Dudelsack. Bolero, Flamenco, Jota und
Fandango haben in Spanien ihren Ursprung.
5. Kommunalverwaltung
Spanien besteht aus 17
Autonomen Regionen (Comunidades Autónomas) mit insgesamt 52 Provinzen. Die
Autonomen Regionen sind Andalusien, Aragonien, Asturien, Balearen, Baskenland
(País Vasco), Kanarische Inseln, Kantabrien, Kastilien-La Mancha,
Kastilien-León (siehe Kastilien), Katalonien, Extremadura, Galicien, La Rioja,
Madrid, Murcia, Navarra und Valencia.
Die Verfassung von 1978 erlaubte zwei Arten von autonomen Regionen, die jeweils
mit unterschiedlichen Befugnissen ausgestattet waren. Katalonien, das
Baskenland und Galicien wurden zu "historischen Nationalitäten" erklärt und
durchliefen ein vereinfachtes Verfahren zur Erreichung ihrer Autonomie. Das
Verfahren für die anderen Regionen war langwieriger und komplizierter. Die
Autonomen Regionen haben zwar weitgehende Vollmachten in der Selbstverwaltung;
über die Frage, ob regionale oder zentrale Regierungsgewalt vorherrschen soll,
wird jedoch noch immer verhandelt. Zu den Zuständigkeiten der Autonomen
Regionen gehören u. a. Sozialfürsorge, Kultur, Polizei, Gesundheitswesen und
Umweltschutz.
In jeder der 17 Autonomen Regionen Spaniens wird eine gesetzgebende Versammlung
gewählt, die aus einer Kammer besteht. Diese Kammer bestimmt aus ihren
Mitgliedern einen Präsidenten. Sieben Autonome Regionen bestehen aus nur einer
Provinz, die anderen zehn umfassen zwei oder mehr Provinzen. Die einzelnen
Regionen unterscheiden sich hinsichtlich Fläche, Einwohnerzahl und
Wirtschaftskraft stark voneinander. Katalonien im Nordosten von Spanien hat
sich in den letzten Jahren zu einer der wirtschaftlich dynamischsten Regionen
in Europa entwickelt. Die Wirtschaftsstruktur wird überwiegend vom
produzierenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor geprägt. In der größeren,
aber wesentlich dünner besiedelten Extremadura im Südwesten Spaniens dominiert
demgegenüber immer noch die Landwirtschaft.
In jeder der insgesamt 52 Provinzen gibt es einen ernannten Gouverneur und einen
gewählten Rat. Die mehr als 8 000 Gemeinden werden jeweils von einem direkt
gewählten Rat regiert, der seinerseits aus seinen Reihen den Bürgermeister
wählt.
5.1 Verteidigung
Für die männlichen Spanier
ist seit Januar 1997 ein sechsmonatiger Wehrdienst Pflicht. Bis Ende 1996
betrug die allgemeine Wehrpflicht noch neun Monate. Die spanische Armee umfasst
166 050 Soldaten (1999). Die paramilitärische Guardia Civil hat eine Stärke von
66 000 Mann. In den vergangenen Jahren wurden jeweils etwa 200 000 neue
Wehrpflichtige zum Dienst an der Waffe eingezogen. Die Zahl der
Wehrdienstverweigerer beläuft sich auf jährlich etwa 100 000. Die neuesten
Pläne des spanischen Verteidigungsministeriums zielen auf eine Abschaffung der
Wehrpflicht bis zum Jahr 2003 und die Aufstellung einer Berufsarmee von rund
150 000 Soldaten.
Spanien wurde 1982 Mitglied der NATO. Diese Mitgliedschaft im westlichen
Verteidigungsbündnis wurde 1986 mit einer Volkabstimmung bestätigt. Unter
anderem zielte das Referendum auch auf die Reduzierung der in Spanien
stationierten Truppen der anderen Mitgliedsstaaten der Allianz. Spanien und die
Vereinigten Staaten von Amerika einigten sich im Januar 1988 auf den Abzug
amerikanischer Luftstreitkräfte vom Stützpunkt Torrejón.
6. Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist eine
der wesentlichen Stützen der spanischen Wirtschaft. Die wichtigsten
landwirtschaftlichen Produkte sind Weizen, Gerste, Zuckerrüben, Mais,
Kartoffeln, Roggen, Hafer, Reis, Trauben, Tomaten und Zwiebeln. Spanien verfügt
über ausgedehnte Weinanbaugebiete sowie über Citrus- und Olivenhaine.
Nur in einem Teil Spaniens, vor allem im
Norden des Landes, ist der Trockenfeldbau bei ausreichenden Niederschlägen
großflächig verbreitet. Ohne künstliche Bewässerung gedeihen vorwiegend
Getreide und Hülsenfrüchte sowie trockenheitsresistente Dauerkulturen wie
Weinstöcke, Feigenbäume und Ölbäume. Die klimatischen und topographischen
Bedingungen erfordern in weiten Teilen der spanischen Landwirtschaft umfangreiche
Bewässerung. In den Provinzen am Mittelmeer, vor allem in Valencia, gibt es
Bewässerungssysteme, welche die Arbeit vieler Generationen widerspiegeln. Der
früher trockene Küstengürtel ist heute eine der fruchtbarsten Gegenden in
Spanien; auf vielen agrarisch genutzten Flächen (Huertas) sind mehrere Ernten
im Jahr möglich. Neben Zuckerrohr und Zitrusfrüchten werden hier vor allem
Gemüse, Tabak und auch Reis kultiviert. Im Tal des Ebro gibt es kombinierte
Bewässerungs- und Wasserkraftprojekte zur Gewinnung von Elektrizität. Weite
Gebiete der Extremadura, wie etwa die Region im Umland des Flusses Guadiana,
werden mit Hilfe staatlicher Bewässerungsprojekte bewirtschaftet. In kleineren
Bauernhöfen wird der Boden häufig über Brunnen bewässert. Andalusien liefert
mehr als die Hälfte der gesamten Olivenproduktion des Landes. Ölbäume werden in
den trockenen Gebieten Südspaniens auf großen Flächen angebaut. Weitere
wichtige Anbauprodukte im Süden sind Baumwolle und Wein. Spanien ist einer der
weltweit größten Weinproduzenten.
Viehzucht, insbesondere die Haltung von Schafen, Ziegen, Schweinen und Rindern,
spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft. Der Viehbestand
konnte in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gesteigert werden. Entsprechend
wuchs auch die Produktion von Fleisch und Milch. Eine Besonderheit in der
Viehwirtschaft ist die Zucht von Kampfstieren, die vorwiegend in den nördlichen
Regionen (vor allem in Galicien, in Asturien und im Baskenland) erfolgt. Die
intensive Entwicklung der Viehwirtschaft ist mittlerweile vor allem in den
trockeneren Gebieten Südspaniens problematisch geworden. Zu starke Beweidung
führte auf einigen Flächen zu nahezu vollständigem Verlust der Vegetationsdecke
und nachfolgenden Erosionsschäden.
6.1 Tourismus Der Fremdenverkehr stellt
mitunter die wichtigste Einnahmequelle des Landes dar. 1999 reisten mehr als 60
Millionen Menschen aus anderen Ländern nach Spanien; der überwiegende Teil
davon waren Urlauber. Die meisten Besucher des Landes kamen aus Frankreich,
Portugal, Deutschland und Großbritannien.
Der Tourismus konzentriert sich stark auf die
festländischen Küstenregionen am Atlantischen Ozean und am Mittelmeer sowie auf
die Balearen und die Kanarischen Inseln. Darüber hinaus verzeichnen auch die
kulturell und historisch interessanten Städte Madrid, Barcelona, Valencia,
Sevilla, Córdoba und Granada hohe Besucherzahlen. Bau und Betrieb der für die
vielen Besucher benötigten Infrastruktur führten vor allem in den
Küstenregionen zu intensiven wirtschaftlichen und ökologischen Veränderungen.
Während im Tourismussektor kontinuierlich neue Arbeitsplätze geschaffen werden
konnten, kam es andererseits durch den Bau von Hotels und Verkehrswegen zu
Belastungen. Probleme sind dabei vor allem der hohe Wasserbedarf der
Hotelanlagen, Entsorgung und Lärm.
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