STRUKTURBESCHREIBUNG VON St. PAULI-(S†D)
1. EinfŸhrung
Obwohl das Karolinenviertel offiziell zu St. Pauli gehšrt, habe ich mich entschlossen, es in meinen Vortrag nicht zu bearbeiten, da dies den Rahmen sprengen wŸrde. Das Karolinenviertel hat sich im Laufe der letzten Jahre, ebenso wie das Schanzenviertel zu einem eigenem kleinem Stadtteil mit einem eigenen Flair entwickelt. Ich bearbeite ausschlie§lich St. Pauli-SŸd. St. Pauli-SŸd macht den grš§ten teil St. Paulis aus
2. Lage und Einbindung in die Umgebung
St. Pauli gehšrt heute zu der 'Inneren Stadt', die durch den Ring 2 Begrenzt wird. Im Westen geht das Gebiet nahezu Ÿbergangslos mit Altona zusammen, wŠhrend im Osten die frŸheren Befestigungsanlagen der Stadt Hamburg eine Barriere bilden. St. Pauli ist entwicklungsgeschichtlich Vorstadtgebiet und wurde durch die scheinbar ewige Konkurrenz der StŠdte Altona und Hamburg stark benachteiligt. Folgende Merkmale prŠgen das Gebiet:
-Als Zwischenzone wird St. Pauli-SŸd traditionell zur Durchfahrt benutzt.
-Die gro§flŠchigen zusammenhŠngenden Wohngebiete waren ursprŸnglich als billigere Wohngegend fŸr die Hamburger BŸrger gedacht, wurden dann aber zum gro§en teil von Arbeitern und Handwerkern die im Schiffbau tŠtig waren bewohnt.
-Als VergnŸgungsviertel ist St. Pauli weit Ÿber die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Zentren sind LandungsbrŸcken, Reeperbahn und das Heiligengeistfeld.
3. Begrenzungen, Grš§e, FlŠche, Ausdehnung
St. Pauli-SŸd wird in diesem Referat als derjenige Bereich betrachtet, der zwischen Paul-Roosen/Clemens-Schultz-Stra§e im Norden, der Budapester Stra§e/Millerntor/HelgolŠnder Stra§e im Osten, LandungsbrŸcke mit Hafenstra§e im SŸden und Bernstoffstra§e/Pepermšhlenbek im Westen liegt. Hier wohnen ca. 16.000 Einwohner.
4. Entstehungsgeschichte
Das heutige Gebiet St. Pauli, das frŸher 'Auf dem Berge' hie§, bekam seinen Namen von der Apostel Paulus Kirche in der NŠhe des heutigen Hein-Kšlisch-Platz. Die typische Struktur St. Paulis bildete sich durch das Bestreben der Hamburger Kaufleute viele gewerbliche und soziale TŠtigkeiten aus dem aus allen NŠhten platzenden Kernbereich der Stadt herauszulagern. Zu ihnen gehšren die ReepschlŠgereien, stšrendes Gewerbe, das aus hygienischen GrŸnden nicht mehr toleriert wurde wie z.B. Schlachtereien, Abdeckerreien und …lmŸhlen. Ebenso wurden Asylheime, der Pesthof und Friedhšfe verlagert.
Die Abschottung der Innenstadt durch die Befestigungsanlagen und die Torschlu§zeiten bewirkte, da§ St. Pauli sich zu einem sehr eigenstŠndigen und eigenwilligen Stadtteil formte.
1620 wurde das gesamte Gebiet vom Millerntor bis zum Pinnasberg eingeebnet. Der Hamburger Berg wurde aus MilitŠrischen GrŸnden abgetragen und planiert, wodurch erst die recht gerade Kante zur Elbe entstand. Die erste kleinere Besiedlung erfolgte um 1650 in der NŠhe der DŠnischen Grenze am Pinnasberg.
Der Hamburger Berg war bis zur vollstŠndigen Besiedlung Ende des 19. Jahrhunderts immer Vorfeld fŸr militŠrische Zwecke gewesen, die Bewohner mehr oder weniger schutzlos. Erst um 1780 kam es zu einem stadtŠhnlichen Ausbau der Vorstadt, unter starkem Interesse der Hamburger endlich ihre enge Innenstadt zu entlasten. Es entstanden die sogenannten ABC-Stra§en: Antonistra§e, Bernhardstra§e, Clausstra§e, Davidstra§e, Erichstra§e, Friedrichstra§e, Gerhardstra§e, Heinrichstra§e, die z.T. noch erhalten sind. Schiffswerften wurden gegrŸndet und Hafenmagazine gebaut.
Durch die Eingliederung Hamburgs in das Franzšsische Kaiserreich 1810 wurde der Pinnasberg 1813 abgebrannt und niedergerissen, um gegen die Truppen Napoleons Gegner freies Schu§feld zu haben.
1833 wurde der 'Hamburger Berg' an Hamburg angegliedert und hie§ jetzt offiziell St. Pauli.
Der Stadtteil, so wie wir ihn heute kennen, entstand nach dem gro§en Brand 1842. Es wurde das Hafentor mit der Stra§e nach Altona gebaut, die 1859 den Namen Hafenstra§e erhielt. Bis zum Ende des Jahrhunderts wurde das Gebiet nšrdlich der Reeperbahn vollstŠndig ausgebaut. Der Betrieb auf der Reeperbahn wurde 1883 eingestellt, um die eher unbefestigte Stra§e verkehrsgerecht auszubauen. Das Heiligengeistfeld befindet sich seit 1857 in Hamburger Besitz und ist bewu§t bebaut worden. Seit 1900 findet hier das Volksfest des Nordens statt.
Seit den GrŸnderjahren ist St. Pauli das eigentliche VergnŸgungsviertel von Hamburg mit seinem Zentrum Reeperbahn und Spielbudenplatz.
Nach dem Bauboom im Hafen, Ende des vorherigen Jahrhunderts, verŠnderte sich auch St. Pauli. 1907 wurde der Elbtunnel fertiggestellt, der die Arbeiter zu den Werften bringen sollte, von 1906 bis 1911 entstand die U-Bahnlinie Schanzenbahnhof, Wasserbahnhof*, Ršdingsmarkt. 1905 wurde das Seewetteramt und 1910 das Tropenkrankenhaus eingerichtet. Das heutige Hotel Hamburg war 1858 als Seemansheim eingerichtet worden.
St. Pauli hat somit eine Vielzahl von sozialen und wirtschaftlichen Einrichtungen fŸr die Hafenwirtschaft Ÿbernommen mit entsprechenden hochqualifizierten ArbeitsplŠtzen. Trotzdem wurde der Stadtteil stŠdtebaulich seit etwa 100 Jahren nicht weiterentwickelt. Grš§ere Neubaugebiete entstanden auch nach dem Wiederaufbau Hamburgs in den 50er Jahren nicht. Die heutigen Wohngebiete sind stark baufŠllig, die Ausstattung ist renovierungsbedŸrftig, Parkanlagen, historische PlŠtze wie Millerntor, Spielbudenplatz, Nobistor wurden dem Stra§enverkehr geopfert. 1959 wurden Pepermšhlenbek, Simon-von-Utrecht-Stra§e, Budapester Stra§e zu Hauptverkehrsstra§en ausgewiesen. Das Iduna Hochhaus und viele andere 60er Bauten entstanden und zerstšrten so das alte Stadtbild. Die Promenade entlang der Elbe zum Fischmarkt wurde ausgebaut. An dem Hang sollten reprŠsentative Bauwerke entstehen was ja zumindest aus der Sicht von Hafenstra§en Sympathisanten auch gelungen ist. Die gesamte Planung lief auf eine gro§angelegte 'westliche Innenstadt' hinaus mit BŸro-, Gewerbe und Diensleistungsbetrieben. Der Altbestand der Wohnungen wurde gezielt vernachlŠssigt.
Viele Menschen verlie§en in den 70er Jahren dieses Jahrhunderts St. Pauli und zogen an den Stadtrand. Die freiwerdenden Wohnungen bezogen Šrmere schichten insbesondere Immigranten. In den 70er und 80er Jahren regte sich gegen die Zukunftsplanung 'ohne Menschen' Widerstand. Zu nennen sind die Orte: Hafenstra§e, JŠgerpassage, Wohlwillterassen, Adolph-Passage, Schanzenstra§e, Vorwerkstra§e und Laeiszstra§e, die allesamt abgerissen werden sollten, ohne den vernichteten Wohnraum zu ersetzen.
5. Bevolkerungsanzahl und Bevšlkerungsstruktur
In St. Pauli-SŸd leben ca. 16.000 Einwohner. Meist gehšren sie den unteren Einkommensschichten an. In ihrer Zusammensetzung weicht die Bevšlkerung St. Paulis erheblich vom Hamburger Durchschnitt ab. Hier finden sich sehr viele Einpersonenhaushalte, mehr Alte und auch mehr Jugendliche. Auch der AuslŠnderanteil liegt Ÿber dem Hamburger Durchschnitt.
Beschreibung der Nutzung des Gebiets
6. Wohnen
Das Wohngebiet teilt sich in einen nšrdlichen von der Simon-von-Utrecht-Stra§e gelegenen Bereich, der mit dem Wohngebiet von St. Pauli-Nord zusammenflie§t. Und einem sŸdlichen, der zwischen dem Spielbudenplatz und der Bernhard-Nocht-Stra§e liegt. Beide teile werden durch den Verkehr stark beeintrŠchtigt:
Der nšrdliche teil leidet unter dem Ost-West Durchgangsverkehr Ÿber die Simon-von-Utrecht-Stra§e und die Paul-Roosen/Clemens-Schultz-Stra§e und der sŸdliche teil unter starkem LKW-Verkehr der Bavaria St. Pauli Brauerei. Ein ungestšrtes Wohnen ist so aufgrund der Verkehrsbelastung nicht mšglich. ZusŠtzlich kommt der eh schon laute Betrieb der Gastronomie (Discos/Restaurants/Kneipen) hinzu.
7. Gewerbe/Industrie/Dienstleistungen
Der grš§te Betrieb im Gebiet ist die Bavaria St. Pauli Brauerei zwischen Davidstra§e und Zirkusweg (wird wahrscheinlich demnŠchst geschlossen stand:december/96) Sonst gibt es noch zahlreiche Souvenirshops, Kneipen, Restaurants, Discos, Hotels und Bordelle.
8. Freizeiteinrichtungen und Sportanlagen
Im gesamten Gebiet befindet sich lediglich der stark verlŠrmte Alte Elbpark mit einem Kinderspielplatz und die Jugendherberge auf dem Sintfang mit ihrer Aussichtsplattform.
9. Einzelhandel und MŠrkte
Fischmarkt ist jeden Sonntag. Es gibt viele kleine Lebensmittel LŠden. ErwŠhnenswert ist vielleicht, da§ es nicht einen einzigen Supermarkt im ganzem Untersuchungsgebiet gibt. Somit ist der Bewohner gezwungen in den meist teureren KrŠmerlŠden einzukaufen oder in andere Stadtteile zu fahren und einen erheblichen Zeitaufwand zu Investieren.
10. Struktur des ruhenden Verkehrs
Parkplatzprobleme in allen Seitenstra§en. Grš§ere FlŠchen befinden sich auf dem Heiligengeistfeld und entlang der Glacischaussee. ParkhŠuser befinden sich am Spielbudenplatz und am Operettenhaus. FŸr den Tourismusverkehr befindet sich um den Eingang des Elbtunnels, insbesondere fŸr Busse. Die Hauptverkehrsstra§en werden von parkenden KFZ freigehalten, um den Durchgangsverkehr flie§en zu lassen.
11. Fu§gŠngerbereiche
Verkehrsberuhigte Zonen fŸr Fu§gŠnger gibt es bis auf die Uferpromenade in St. Pauli-SŸd nicht. Das Gebiet ist keine 'shopping area'.
12. Verbindungslinien …PNV (šffentlicher personen nah verkehr)
Verkehrsknotenpunkt des …PNV ist LandungsbrŸcken mit einem S- und U-Bahnhof, mit den HafenfŠhren und einer Buslinie. Die Reeperbahn besitzt am Nobistor einen S-Bahnhof und am Millerntor die U-Bahnstation St. Pauli, die fŸr den Massenverkehr in keiner Weise angemessen ausgestattet ist, gleichzeitig aber der zentrale Zugang fŸr den DOM, die Reeperbahn und die Wallringanlagen mit dem Museum fŸr Hamburgische Geschichte ist. Das restliche Gebiet, insbesondere der Fischmarkt, Pinnasberg und die nšrdlich gelegenen Wohngebiete sind unterversorgt.
13. Schiffsverkehr und Hafenbetriebe
An den St. Pauli-LandungsbrŸcken legen die HafenfŠhren des Linienverkehrs an. Dort befinden sich auch die Schiffe fŸr die Hafenrundfahrten. Der Anleger fŸr die EnglandfŠhre wurde nach Altona verlegt.
14. Kulturelle Einrichtungen
Historisch gesehen sind es die beiden Kirchen 'St. Pauli' auf dem Pinnasberg und die Josephskirche in der Gro§en Freiheit. Weiterhin gibt es das Bismarck-Denkmal im 'Alten Elbpark'. Es gibt viele TŸrkische Kulturvereine. ErwŠhnenswerte Theater sind: Operettenhaus (Cats), Schmidt's Tivoli, St. Pauli Theater. Kinos: Oase, Studio.
15. Resum e
St. Pauli ist trotz seiner hohen Belastung durch LautstŠrke von Stra§enverkehr und stšrendem Gewerbe ein tolles Wohngebiet mit einem einzigartigem Charakter. Wenn in den nŠchsten Jahren die restlichen 60er Jahre Bauten verschwinden und alles neu bebaut und beruhigt wird, wird auch St. Pauli zu einem der modernen Exklusiven Wohngebieten werden. Ob es dann noch seine Sympathische Ausstrahlung behŠlt mu§ man sehen.
* …ffentlicher Personen Nahverkehr
* heute LandungsbrŸcken
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