Neuseeland - Das Land der Gegensätze
Inhaltsverzeichnis
II. Land:
B. Physische Geographie
C. Die Nordinsel
E. Klima
F. Flora und Fauna
III. Bevölkerung:
B. Religion und Sprache
C. Soziales
IV. Bildung und Kultur:
B. Kunst
Literatur
Literatur der Maori
Bildende Kunst
Darstellende Kunst
C. Medien
V. Verwaltung und Politik:
A. Exekutive
B. Legislative
C. Judikative
D. Kommunalverwaltung
E. Politik
F. Verteidigung
VI. Wirtschaft:
B. Forstwirtschaft und Fischerei
C. Bergbau
D. Industrie
E. Währung und Bankwesen
F. Außenhandel
G. Verkehrswesen
H. Energie
I. Arbeit
VII. Geschichte:
A. Die Maori
B. Britische Vorherrschaft
C. Parlamentarische Volksvertretung
D. Frühes 20. Jahrhundert
E. 2. Weltkrieg
F. Sechziger bis neunziger Jahre
VII. Quellenverzeichnis:
I. Einführung:
Neuseeland (amtlich New
Zealand, in Maori Aotearoa: "Land der langen weißen Wolke"), ist ein
unabhängiger Inselstaat im Südpazifik, etwa 1 600 Kilometer
südöstlich von Australien gelegen und Mitglied des Commonwealth of Nations. Das
Land besteht aus zwei großen Inseln, der Nord- und der Südinsel, die durch die Cook-Straße voneinander getrennt sind, und
zahlreichen kleineren Inseln wie der Stewart-Insel südlich der Südinsel. Die
Fläche beträgt 270 534 Quadratkilometer. Überseeterritorien, die
unter neuseeländischer Verwaltung stehen, sind die Ross Dependency in der Antarktis und Tokelau, nördlich von West-Samoa im
Pazifischen Ozean. Die Cook-Inseln und Niue im Pazifik sind selbstverwaltete
Territorien, die mit Neuseeland assoziiert sind. Die Hauptstadt des Landes ist Wellington, die größte Stadt Auckland; beide Städte liegen auf der
Nordinsel.
II. Land:
A. Entstehung
Vor 600 - 150 Mio. Jahren
Auf der Südhalbkugel liegt der Urkontinent Gondwanaland. Das - über Millionen
Jahre hinweg - von den großen Flüssen in das Meer eingeschwemmte feine
Gesteinsmaterial bildet am Meeresgrund vor der Südostküste mächtige
Ablagerungen. Diese Sedimente wandeln sich im Laufe der Zeit durch den
auflastenden Druck und durch die Wärme aus dem Erdinneren zu Metamorphiten -
wie Gneis, Schiefer oder Marmor- um.
Vor 130 Mio. Jahren
Tektonische Bewegungen setzen ein, und Gondwanaland beginnt zu zerbrechen. Die
uns heute bekannten Kontinente der Südhalbkugel driften auseinander. Teile des
Ozeanbodens werden durch diese Vorgänge über die Wasseroberfläche gehoben und
bilden eine neue langgestreckte Landmasse. Urneuseeland ist entstanden, das
vorerst noch mit dem Großkontinent -dass heißt mit Australien- verbunden
bleibt. Die Landmassen von Südamerika und Afrika sind bereits vollständig
abgetrennt. Urneuseeland erstreckt sich zu diesem Zeitpunkt im Norden bis zum
heutigen Kaledonien, im Süden reicht es bis zum Campbell Plateau und hat
Verbindung mit der Westantarktis.
Durch aufsteigende Lava am Meeresgrund - dem "seafloor spreading" - in der
heutigen Tasmansee zwischen Australien und Neuseeland, driftet das
langgestreckte Land schließlich ab. Die bis dahin bestehenden Landverbindungen
sind dabei abgebrochen, und die Landesoberfläche beginnt sich durch vertikale
Bewegungen zu verkleinern.
Vor 70 Mio. Jahren
Neuseeland liegt in der ausgehenden Kreidezeit völlig isoliert auf der
Nahtstelle von Pazifischer- und Indo-Australischer-Platte. Von Süden her drückt
die Antarktische Platte. Die Oberfläche Neuseelands beginnt sich neu zu formen.
Im Bereich der Plattenüberschiebungen bilden sich Faltengebirge, in der Subduktionszone
der Kontinentalplatten entwickeln sich durch Aufschmelzprozesse starke
vulkanische Aktivitäten.
Durch Spannungen an den Kontaktzonen der Kontinentalplatten kommt es zu häufigen Erdbeben. Schwache Erdstöße treten fast täglich auf. Mit einem heftigen Beben muß man jederzeit rechnen. Besonders gefährdet ist die Großstadt Wellington, wo man deshalb besonderen Wert auf erdbebensichere Bauweise legt. Manche Gebäude sind hier auf dicken Gummipuffern gebaut, die die Stöße absorbieren sollen. Immer wieder kommt es nach starken Niederschlägen zu Erdrutschen und Murenabgängen, die die Landverbindungen unterbrechen. Die Erosion des Meeres und die starken Winde an den Küsten sind weitere, nicht zu vernachlässigende Faktoren, die zu einer ständigen Veränderung des Landschaftsbildes führen. Durch den globalen Anstieg des Meeresspiegels sind weitere Auswirkungen zu erwarten.
Die
Landschaft Neuseelands wird geprägt durch Verwerfungslinien, die das Land
teilen. Die Bewegung dieser Bruchschollen hat vor etwa 26 Millionen Jahren
die Gebirge hervorgebracht, die die Südinsel beherrschen und die Ursache für
den anhaltenden Vulkanismus im Zentrum der Nordinsel darstellt. Beide
Hauptinseln werden durch Gebirge in zwei Hälften geteilt: die Südinsel durch
die Neuseeländischen Südalpen und die Nordinsel von niedrigeren Gebirgszügen.
Fast drei Viertel der Südinsel und etwa ein Viertel der Nordinsel sind
gebirgig. Zwei Drittel des Landes liegen zwischen 200 und 1 070 Meter
über dem Meeresspiegel, und es gibt mehr als 220 Gipfel, die über
2 286 Meter hoch sind. Der Mount Cook (in der Maori-Sprache Aorangi,
"Wolkendurchdringer") in den Neuseeländischen Südalpen ist mit
3 754 Metern der höchste Berg des Landes.
B. Physische
Geographie
Neuseeland
ist ein Land mit vielen Flüssen, von denen fast alle im Hochland entspringen.
Die meisten sind kurz, schnell fließend und nur über kurze Entfernungen
schiffbar. Nur auf der Südinsel konnten sich ausgedehnte Schwemmlandebenen
ausbilden - die Canterbury Plains östlich der Neuseeländischen Südalpen. Es
gibt viele Wasserfälle. Die Sutherland Falls, die auf der Südinsel aus einem
Tal in der Nähe des Milford Sound 580 Meter in die Tiefe stürzen, sind die
fünfthöchsten Wasserfälle der Welt. In dieser Region gibt es viele Kraterseen
wie den Tauposee (606 Quadratkilometer),
Neuseelands größten See. Die Küste Neuseelands ist, einschließlich der Buchten,
Fjorde, Meerbusen und Sunde, fast 7 000 Kilometer lang. Die
Küstenlinie der Nordinsel ist stark gegliedert, insbesondere auf der Halbinsel
nördlich von Auckland. Die Südinsel besitzt wenige natürliche Buchten, außer im
Südwesten, wo die Küste durch Fjorde und Sunde stark gegliedert ist.
C. Die Nordinsel
Auf
der etwa 114 600 Quadratkilometer großen Nordinsel lebt der Großteil
der neuseeländischen Bevölkerung. In der Mitte der Insel liegt eine vulkanische
Hochebene, die sich steil vom südlichen Ufer des Tauposees erhebt. Dies ist ein
Gebiet mit aktivem Vulkanismus; es kommt immer wieder zu kleineren Erdstößen.
In der Hochebene gibt es drei aktive Vulkane: den Mount Ruapehu
(2 797 Meter), die höchste Erhebung der Insel, den Mount Ngauruhoe
und den Mount Tongariro. Man findet Geysire und heiße Quellen (Tongariro Nationalpark). Östlich und
südlich der Hochebene verlaufen Gebirgszüge vom East Cape zur Cook-Straße. Im
Osten schließen sich Küstenebenen an und im Westen ein Hügelland, in dem
Viehwirtschaft und Schafzucht betrieben werden. Westlich der vulkanischen
Hochebene schließt sich ein Bergland in der Taranaki-Region an. Der Mount
Taranaki (englisch Egmont) ist ein erloschener Vulkan im Westen der
Insel (Mount Egmont Nationalpark). Der Waikato,
mit 425 Kilometern Neuseelands längster Fluss, entwässert den Tauposee in
nördlicher Richtung und mündet im Westen in die Tasmansee. Er fließt durch eine der
wirtschaftlich bedeutendsten Regionen des Landes, in deren Zentrum die Stadt
Auckland liegt. Zu den dortigen Wirtschaftszweigen gehören die Forstwirtschaft,
die Milchviehwirtschaft, die Verbundwirtschaft und der Obstanbau. Auckland selbst
breitet sich auf einer schmalen Landenge aus, die an manchen Stellen nicht mehr
als zehn Kilometer breit ist. Nördlich der Stadt nimmt die Region Northland
nach und nach einen subtropischen Charakter an, mit langen Sandstränden an der
Westküste und Mangrovensümpfen an der Ostküste.
D. Die Südinsel
Die
Südinsel umfasst eine Fläche von etwa 152 720 Quadratkilometern. Das
Faltengebirge der Neuseeländischen Alpen erstreckt sich über 480 Kilometer
von Südwesten nach Nordosten. Neben dem Mount Cook gibt es 15 Gipfel, die
höher sind als 3 048 Meter. In den Neuseeländischen Alpen gibt es
über 300 Gletscher. Der größte ist der Tasman-Gletscher an der Ostflanke
des Mount Cook. Die Westhänge der Südinsel sind feucht und bewaldet, die
Osthänge sind trockener. Im Süden sind die Neuseeländischen Alpen dicht
bewaldet und zerklüftet (Fiordland Nationalpark). Im Südosten der
Insel befindet sich das Otago-Plateau, eine Hochebene, wo überwiegend
Viehwirtschaft betrieben wird. Die Canterbury Plains sind eine ausgedehnte
Ebene, in der hauptsächlich Getreide angebaut wird. Die meisten Flüsse der
Südinsel, einschließlich des längsten, des Clutha (336 Kilometer),
entspringen in den Neuseeländischen Alpen. Der größte See der Südinsel ist der
Lake Te Anau (344 Quadratkilometer) in den Südausläufern der
Neuseeländischen Alpen (Nelson Lakes Nationalpark; Mount Cook Nationalpark).
E. Klima
Neuseeland liegt innerhalb der gemäßigten
Zone; das Klima ist im Allgemeinen mild und feucht, und die jahreszeitlichen
Schwankungen sind nicht groß. Die höchsten Temperaturen werden in der Region
Northland erreicht, die niedrigsten im Südwesten der Neuseeländischen Alpen.
Die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Jahr beträgt im südlichen Zentrum
der Südinsel 508 Millimeter. Die ergiebigsten Niederschläge gibt es an der
Südwestküste der Südinsel am Milford Sound. Die Durchschnittstemperaturen
liegen in Wellington zwischen 20,1 °C im Januar, dem wärmsten, und
5,6 °C im Juli, dem kältesten Monat. Die durchschnittliche jährliche
Niederschlagsmenge beträgt hier 1 230 Millimeter. In Auckland liegen
die Durchschnittstemperaturen bei 23,4 °C im Januar und bei 7,8 °C im
Juli. Die Niederschlagsmenge beträgt 1 851 Millimeter. Neuseeland liegt in den
Klimabereichen der subtropischen und der gemäßigten Zone.
Im Bereich der Subtropen liegen die nördlichen Regionen der Nordinsel, die auch
als "winterless north" bezeichnet werden. Während der Wintermonate wird hier
fast nie die Frostgrenze erreicht. In den übrigen Gebieten der Nordinsel ist
der Winter kurz und mild.
Im Sommer macht sich der subtropische Hochdruckgürtel mit warmen Westwinden
bemerkbar. Die Südinsel liegt überwiegend im Klimabereich der gemäßigten
Breiten. Obwohl in einigen tieferen Regionen der Schnee im Winter liegen
bleibt, ist es im allgemeinen nicht so kalt wie in unserem, mitteleuropäischen
Winter. Die hochozeanische Lage mit dem Meer als Wärmespeicher macht sich
bemerkbar. Östlich des Alpenhauptkammes sind die Sommer durch den Alpenföhn
ausgesprochen trocken. Gebiete von Central Otago kann man durchaus als
semi-arid bezeichnen.
An den Alpen werden feucht warme Luftmassen zum Aufsteigen gezwungen. Es kommt
zur Kondensation und schließlich zu Regenfällen -bis zu 8000mm an den Bergflanken
der West-Coast.
Das Wettergeschehen über Neuseeland ist durch das Zusammenspiel von Zyklonen,
Antizyklonen, Warm- und Kaltluft, sowie Hoch- und Tiefdruckgebieten äußerst
komplex. Die Inselgruppe befindet sich genau in dem Bereich, wo polare mit tropischer
Luft zusammentrifft. Häufige Bewölkung und ein rascher Wechsel der Witterung
sind die Folge. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt zwischen 600 und 1500mm.
"Aotearoa" heißt nicht unbegründet "Das Land der langen weißen Wolke".
Die sonnigsten Städte sind Nelson und Blenheim.
Auch bei Bewölkung ist die Sonnenstrahlung in Neuseeland extrem. Der Burn-Index
gibt an, wie lange man sich im Freien aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu
bekommen. Kopfbedeckung, T-Shirt und Sonnencreme sorgen für Wohlbefinden.
F. Flora und Fauna
Auf
Neuseeland gibt es eine einzigartige Pflanzenwelt. Von den 2 000
einheimischen Arten sind 1 500 endemisch: Sie existieren nirgendwo sonst
auf der Welt; Beispiele sind bestimmte Arten von Schnurbäumen (Kowhai, Familie
Hülsenfrüchtler) und Eisenholzbäumen (Pohutukawa, Familie Myrtengewächse).
Bevor die Besiedlung durch europäische Einwanderer einsetzte, war die
vorherrschende Vegetationsform immergrüner Mischwald mit dichten Bodenbewuchs aus
Moosen und Farnen, insbesondere auf der wärmeren Nordinsel. Die vulkanische
Hochebenenregion auf der Nordinsel bestand überwiegend aus Grasland. Heute gibt
es nur noch in unbesiedelten Gebieten und in Nationalparks und
Naturschutzgebieten dichte Wälder. An der Westküste der Südinsel gibt es noch
einige große Mischwaldbestände. Dort werden auch die meisten einheimischen
Hölzer wie Kauri, Rimu, Kahikatea und Totara geschlagen und wirtschaftlich
genutzt. Die einheimische Scheinbuche gedeiht in niedrigeren Höhenlagen der
Neuseeländischen Alpen und wird in größeren Höhen von Hochgebirgsvegetation
abgelöst. Seit
dem Jahr 1900 sind viele exotische Pflanzenarten eingeführt worden,
insbesondere schnell wachsende Nadelhölzer wie die Douglasie und die
Montereykiefer (aus Kalifornien). Das Einführen nichtheimischer Pflanzenarten
hat auch Probleme verursacht. Der Stechginster beispielsweise ist zu einer
Plage geworden, da er sich auf allen Böden rasch ausbreitet. Im
Gegensatz zur Pflanzenwelt ist die neuseeländische Fauna, abgesehen von der
Vogelwelt, nicht sehr artenreich. Als die Insel von den Maori besiedelt wurde, gab es nur zwei
Echsengruppen (Geckos und Brückenechsen), einige Froscharten und zwei
Fledermausarten (die einzigen einheimischen Säugetiere). Die ersten weißen Siedler
fanden außerdem Hunde und Ratten vor, die von den Maori auf die Insel gebracht
worden waren. Wildtierarten, die von den Siedlern eingeführt wurden, sind
Rothirsche, Wildschweine, Ziegen, Kaninchen und Marder. Da sie hier keine
natürlichen Feinde haben, verursachten einige Arten, die sich massenhaft
vermehrten, Umweltschäden. In Neuseeland gibt es keine Schlangen. Das
Fehlen einheimischer Raubtiere führte dazu, dass Neuseeland die Heimat einer
großen Zahl von Vogelarten ist, dazu gehören 23 endemische Spezies. Auch flugunfähige,
straußähnliche Moas, die heute ausgestorben sind, waren in
Neuseeland heimisch. Der Kiwi ist die bekannteste noch lebende Art
flugunfähiger Vögel; weitere sind Kakapo, die Takahe und die Wekaralle. Der
Verlust der Lebensräume hat dazu geführt, dass die meisten einheimischen
Tierarten heute vom Aussterben bedroht sind. Sperlinge, Amseln, Drosseln,
Feldlerchen, Elstern und Mynas zählen zu den vielen Vogelarten, die von den
Siedlern mitgebracht wurden. In
den zahlreichen Flüssen des Landes leben viele Fische, wie Breitlinge, Aale und
Neunaugen, außerdem Süßwasserkrebse. Forellen und Lachse wurden eingeführt.
Auch die Küstengewässer sind mit ihren warmen und kalten Strömungen reich an
Fischarten. In den warmen Strömungen leben Thunfische, Fliegende Fische,
Merline und Haie. Kalte Strömungen werden von Kabeljau bevorzugt.
Die
ersten Siedler auf den Inseln waren die Maori, ein polynesisches Volk, das vor
etwa 1 000 Jahren dort einwanderte. Die Besiedlung durch die Europäer
setzte in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein; heute sind jedoch
annähernd 83 Prozent der Neuseeländer europäischer (insbesondere
britischer) Abstammung. Knapp über 9 Prozent der Bevölkerung sind Maori.
Weitere 2 Prozent kommen von anderen Inseln im Pazifischen Ozean, vor
allem den Cook-Inseln, Tonga und Tokelau. Es gibt auch eine indische und eine
chinesische Minderheit. Die
Einwohnerzahl beträgt 3 792 000 (2000). Damit ergibt sich eine
durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 14 Einwohnern pro
Quadratkilometer. Fast zwei Drittel der Bevölkerung leben auf der Nordinsel.
Obwohl das Land immer noch stark agrarisch geprägt ist, leben etwa
87 Prozent der Bevölkerung in Städten (2000). Fast die Hälfte der
Bevölkerung lebt in den vier größten Städten. Die meisten Maori (95 Prozent)
leben auf der Nordinsel, die Mehrzahl davon in Auckland und Umgebung und am
Ostkap.
A. Wichtige Städte
Die
Hauptstadt Wellington, wirtschaftliches Zentrum des Landes, hat
335 468 Einwohner (2000). Die größte Stadt ist Auckland (997
940 Einwohner), ein wichtiges Industriezentrum. Hier leben viele Maori und
Polynesier. Andere wichtige Städte sind: Christchurch (331 468), die größte Stadt
der Südinsel, Neuseelands zweitgrößtes Industriezentrum und Hauptumschlagplatz
für Getreide, Hamilton (159 234), ein Zentrum der
Milchwirtschaft auf der Nordinsel und Dunedin (112 279), ein Zentrum der Wollproduktion
im Süden der Südinsel.
B. Religion und
Sprache
Die
meisten Neuseeländer, nämlich 62,1 Prozent sind Christen. Davon sind
22,1 Prozent Anglikaner, 16,3 Prozent Presbyterianer, 15 Prozent
Katholiken und fünf Prozent Methodisten. Die meisten Maori sind Mitglieder der
christlichen Kirchen Ratana und Ringatu. Juden, Hindus und Konfuzianer bilden
Minderheiten. Etwa 15 Prozent der Bevölkerung sind konfessionslos. Die
Amtssprachen sind Englisch und Maori. Von den Minderheiten werden auch
europäische, asiatische und polynesische Sprachen gesprochen.
C. Soziales
Die
durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 74,8 Jahre bei Männern und
81,6 Jahre bei Frauen (2000). In Neuseeland wurde 1936 ein umfassendes
Sozialsystem eingeführt (staatliche Gesundheitsfürsorge, Ausbau des
Rentensystems, Anhebung der sozialen Leistungen). Seitdem ist jedoch die Höhe
vieler Beihilfen gekürzt und der Anspruch darauf strengen Prüfungen unterworfen
worden. Generell wurden die Sozialleistungen seit Mitte der achtziger Jahre
kontinuierlich gekürzt.
IV. Bildung und Kultur:
Es
besteht eine 10-jährige Schulpflicht (1998), der Schulbesuch ist kostenlos. In
den meisten Regionen gibt es Vorschuleinrichtungen für Kinder im Alter von drei
bis fünf Jahren. Die Grundschulausbildung dauert fünf Jahre. Eine Sekundarstufe
ist für alle Kinder verfügbar, die die Grundschule abgeschlossen und das
14. Lebensjahr vollendet haben. Der Abschluss der weiterführenden Schule
qualifiziert für den Besuch der Hochschule. Maorikinder können Unterricht in
ihrer eigenen Sprache in Anspruch nehmen, und zwar bis zur Sekundarstufe, wo
Maori auch als Fach unterrichtet wird. Über 600 Vorschuleinrichtungen (Kohanga
reo) sorgen bereits in den frühen Jahren für eine Ausbildung in Maori.
Sowohl die Kohanga reo als auch die Grundschulausbildung in Maori stehen auch
den Nichtmaorikindern offen. Kinder,
die in abgelegenen Gebieten wohnen oder aus anderen Gründen die Schule nicht
besuchen können, werden über das staatliche neuseeländische Fernlehrinstitut
New Zealand Correspondence School unterrichtet. In
Neuseeland gibt es sieben Universitäten, 25 Technische Hochschulen und
fünf Pädagogische Hochschulen: die University of Auckland (gegründet 1882), die
Waikato University in Hamilton (1964), die Victoria University of Wellington
(1899), die Massey University in Palmerston North (gegründet 1926), die
University of Canterbury in Christchurch (1873), die University of Otago in
Dunedin (1869) und die Lincoln University in der Nähe von Christchurch (1990).
Dort sind insgesamt fast 70 000 Studenten eingeschrieben, knapp über
69 000 Studenten besuchen die Technischen Hochschulen. 1991 wurden
Studiengebühren eingeführt, deren Höhe vom Einkommen der Eltern abhängig ist.
Es gibt ein staatliches Programm zur Erwachsenenbildung, das vom National
Council of Adult Education koordiniert wird.
A.
Kultureinrichtungen
Die
früheste neuseeländische Kultur ist die der Maori. Es gab keine Schriftkultur,
die Mythen wurden mündlich überliefert (Maori-Legenden). Die europäischen Siedler
konnten keine eigenständige neuseeländische Kultur etablieren, das Land ist
stark britisch geprägt und bewahrt die Traditionen des Mutterlandes. Die
Förderung von Kunst, Literatur und Musik erhielt einen starken Schub durch den
Queen Elizabeth II Arts Council of New Zealand, der im Oktober 1963
gegründet wurde. In
Neuseeland gibt es über 2 000 Bibliotheken. Durch das Staatliche
Bibliothekengesetz von 1965 wurde durch die Vereinigung verschiedener
Bibliotheken die Gründung der Nationalbibliothek von Neuseeland in Wellington
eingeleitet. Die Öffentliche Bibliothek Auckland umfasst etwa
1,2 Millionen Bände. Andere bedeutende Bibliotheken sind u. a. die
Bibliothek der Otago University in Dunedin (1,2 Millionen Bände), die
Bibliothek der Canterbury University in Christchurch (1,2 Millionen
Bände), die Öffentliche Bibliothek Wellington (525 000 Bände) und die
Öffentliche Bibliothek Dunedin (520 000 Bände). Kunstgalerien
und Museen gibt es in den meisten größeren Städten, die ältesten dieser
Einrichtungen befinden sich in Auckland. Die Auckland City Art Gallery
(gegründet 1888) und das Auckland Museum (gegründet 1852) enthalten bedeutende
Sammlungen. Die National Art Gallery in Wellington (gegründet 1936) ist bekannt
für ihren Bestand an Werken australischer und neuseeländischer Künstler.
Herausragende naturhistorische und völkerkundliche Sammlungen sind im National
Museum in Wellington, im Canterbury Museum in Christchurch und im Otago Museum
in Dunedin zu finden.
B. Kunst
1. Literatur
Als früheste Ausprägung der neuseeländischen
Literatur sind die Mythen und Legenden der Maori zu sehen. Erste literarische
Zeugnisse der europäischen Siedler sind die Aufzeichnungen früher Reisender -
insbesondere von Kapitän James Cook, der 1769 in Neuseeland landete.
In den ersten 100 Jahren der europäischen Besiedlung (1820-1920) sind die
bedeutendsten Niederschriften in den Zeitschriften und Tatsachenberichten über
das Pionierleben, wie A First Year in Canterbury Settlement (1863)
des englischen Schriftstellers Samuel Butler gesammelt. Als Schriftsteller,
die sich von britischen Traditionen lösten und genuin neuseeländische Themen
behandelten, sind zu nennen: William Satchell, Jane Mander,
R. A. K. Mason und Blanche Edith Baughan. Internationale
Beachtung fand Katherine Mansfield, die neuseeländische
Autorin von Kurzgeschichten. Bis in die siebziger Jahre des
20. Jahrhunderts waren Mansfield, die Kriminalschriftstellerin Dame Ngaio Marsh und die
Volksschriftstellerin Sylvia Ashton-Warner die einzigen Autorinnen, die auch
international bekannt waren. Nach
1945 trat eine neue Generation "postkolonialer" Schriftsteller an die
Öffentlichkeit. Deren führende Vertreter waren Allen Curnow und James K. Baxter. Curnow, der noch bis
zu Beginn der neunziger Jahre veröffentlichte, gewann die Anerkennung der
Kritiker und wurde eine der dominanten Persönlichkeiten in der neuseeländischen
Literatur. Weitere Autoren, die zu dieser Zeit in den Vordergrund traten, waren
Kendrick Smithyman, C. K. Stead, Dennis Glover und Vincent
O'Sullivan, Verfasser von Dramen und Kurzgeschichten. Zu der Generation, die in
den siebziger und achtziger Jahren in den Vordergrund trat, gehörten Ian Wedde,
Bill Manhire, Leigh Davis, Elizabeth Smither und Heather McPherson. Die
führende Persönlichkeit der neuseeländischen Nachkriegsliteratur war Frank
Sargeson, Verfasser von Kurzgeschichten und Romanen. Seine Suche nach einer
Sprache, die die Stimme Neuseelands zum Ausdruck bringen sollte, inspirierte
viele Schriftsteller. Seine bekanntesten Nachfolger sind Maurice Duggan und Janet Frame, deren Autobiographie,
publiziert in den achtziger Jahren, internationale Beachtung fand. Weitere
Schriftsteller von Rang, die in den siebziger Jahren bekannt wurden, sind Maurice Gee, Maurice Shadbolt und Keri Hulme.
2. Literatur der
Maori
Ein
Großteil der reichhaltigen mündlichen Überlieferung der Maori wurde im späten
19. Jahrhundert von europäischen Gelehrten aufgezeichnet, die den
Untergang der Maori-Kultur befürchteten. Einige der bedeutendsten Legenden
wurden veröffentlicht und sind im Bewusstsein der Neuseeländer lebendig. Der
Beitrag der Maori zur neuseeländischen Literatur der nachkolonialen Zeit setzte
erst in den sechziger Jahren ein. Jaqueline Sturm war 1966 die erste
Maori-Schriftstellerin, die in einer Anthologie mit neuseeländischer Literatur
erschien. Zwei Jahre zuvor hatte der führende Dichter Hone Tuwhare seine erste
Sammlung No Ordinary Sun veröffentlicht. Der Erfolg der Romanciers Witi
Ihimaera und Patricia Grace in den siebziger Jahren war eine weitere
Bestätigung dafür, dass sich die Maori-Schriftsteller in der modernen
neuseeländischen Literatur etabliert hatten. Diejenige Maori-Schriftstellerin,
die außerhalb Neuseelands wahrscheinlich am bekanntesten ist, ist Keri Hulme.
Ihr Roman The Bone People (Unter dem Tagmond) gewann 1985 den Booker
Prize, einen angesehenen britischen Literaturpreis. Wie die meisten der
modernen Maori-Schriftsteller schreibt auch Hulme in Englisch. In den letzten
Jahren erschienen jedoch auch Werke in der Maori-Sprache.
3. Bildende Kunst
Aufgrund
der isolierten geographischen Lage entwickelte sich die Kunst der Maori
unabhängig von der Polynesiens. Als höchste Ausdrucksform der
klassischen Tradition gelten die Schnitzereien auf Kanus und
Versammlungshäusern. Die Ankunft der europäischen Siedler seit dem Jahr 1820
und die verheerenden Auswirkungen von Krankheiten und Krieg in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts führten allgemein zum Niedergang der
Maori-Kultur. In den folgenden 100 Jahren wurde die Kunst der Maori als
lediglich von völkerkundlichem Interesse betrachtet. Erst in den vierziger
Jahren wurde sie einer Neubewertung unterzogen und ihre Bedeutung angemessen
gewürdigt. Auch in den vergangenen Jahren hat es eine Renaissance der Kunst der
Maori gegeben. Auf
dem Gebiet der bildenden Künste in der Kolonialzeit ist vor allem die Malerin
Frances Mary Hodgkins hervorzuheben. Nach 1940 fand die Ausbildung einer
neuseeländischen Identität auch in den Künsten ihren Niederschlag. Seither ist
die Anzahl neuseeländischer Maler und Bildhauer stark gewachsen. Die
bekanntesten der ersten Generation von Malern, die ihre gesamte Schaffenszeit
über in Neuseeland blieben, sind T. A. McCormack, John Weeks und
M. T. Woolaston. Die Generation, die während der sechziger und
siebziger Jahre bekannt wurde, wird von Colin McCahon und Don Binney angeführt.
Zur heutigen Generation junger Künstler gehören auch viele Maori.
4. Darstellende Kunst
Lieder
(Waiata) und Gesänge, die von Tanz und anderen rhythmischen Bewegungen
begleitet werden, sind ein wesentlicher Bestandteil der Kultur der Maori.
Außerhalb Neuseelands ist der bekannteste der Haka, ein Gesang, der von
aggressiven Bewegungen und Gesichtsmimik begleitet wird. Bemerkenswert sind
auch die Poi-Lieder, die von einem Tanz begleitet werden. Das
Waiata-a-ringa, ein Tanzlied, ist eine beliebte moderne Weiterentwicklung
traditioneller musikalischer Formen, bei dem Tänze von europäisch beeinflussten
Melodien begleitet werden. Seit
den vierziger Jahren werden Theater, Ballett und Film staatlich subventioniert,
vor allem in Form von Zuschüssen durch den Queen Elizabeth II Arts
Council. Das Theater entwickelte sich vergleichsweise langsam. Die
Theaterstücke von Allen Curnow und Frank Sargeson fanden nur geringe Resonanz.
In den siebziger und achtziger Jahren konnten jedoch Dramatiker wie Bruce
Mason, Mervyn Thompson, Stuart Hoar, Michael Lord, Hilary Bacon, Stephen
Sinclair und Roger Hall Erfolge verzeichnen. In den meisten großen Städten
wurden Theater eröffnet. Viele von ihnen mussten jedoch nach der Kürzung der
Subventionen im Zug der wirtschaftlichen Rezession wieder geschlossen werden. Auf
dem Gebiet der Musik hat Neuseeland eine Reihe von international angesehenen
Opernsängern und -sängerinnen wie Dame Kiri Te Kanawa, Inia Te Wiata und Donald McIntyre hervorgebracht. Es gibt
auch mehrere bemerkenswerte Orchester wie beispielsweise das New Zealand
Symphony Orchestra. Die
neuseeländische Filmindustrie ist klein, hat jedoch eine wachsende
internationale Anhängerschaft. Jane Campion und Peter Jackson sind die
bekanntesten Regisseure. Campions Ruf als Filmemacherin wurde begründet durch An
Angel at My Table (1990), nach der Autobiographie von Janet Frame. Ihr Film
The Piano (Das Piano) wurde 1994 mit einem Oscar ausgezeichnet.
Eine weiterer Film, welcher das Leben der Maori heutzutage in den Vorstädten
sehr gut erkenntlich macht, ist Once we were warriors (Die letzte Kriegerin)
von Lee Tamahori.
C. Medien
Bis
Ende der achtziger Jahre waren die Rundfunkanstalten öffentlich-rechtlich. 1991
wurde die Telecom Corporation privatisiert. Im vorangegangenen Jahr war das
kostenpflichtige Satellitenfernsehen eingeführt worden, der erste kommerzielle
Sender war 1989 TV3. 1991 ging Canterbury Television, Neuseelands erstes
privates Regionalprogramm, auf Sendung. Es gibt 23 Tageszeitungen (1996)
mit einer Gesamtauflage von 804 000 Exemplaren. Der New Zealand
Herald ist die einzige Tageszeitung, die im ganzen Land verbreitet ist.
Neuseeland
ist eine parlamentarische Monarchie innerhalb des Commonwealth of Nations. Das
Staatsoberhaupt ist die britische Königin, die durch den Generalgouverneur
vertreten wird. Das politische System und das Rechtssystem sind stark nach
britischem Vorbild ausgerichtet. Wie Großbritannien hat Neuseeland keine
schriftliche Verfassung; die Verfassungspraxis ist auf Tradition, Konvention
und Präzedenzfälle gegründet.
A. Exekutive
Die Exekutive liegt formal bei der britischen
Königin und wird durch den Generalgouverneur ausgeübt. Der Generalgouverneur
muss nach der Weisung des Exekutivrats handeln, der sich aus dem
Generalgouverneur und dem Kabinett (dem Premierminister und seinen Ministern)
zusammensetzt. Der Premierminister wird offiziell vom Generalgouverneur
ernannt, der auch, auf Empfehlung des Premierministers, die Minister ernennt.
B. Legislative
Die
Legislative wird vom Einkammerparlament, dem Repräsentantenhaus, ausgeübt (eine
zweite Kammer wurde 1950 abgeschafft). Das Repräsentantenhaus setzt sich aus
120 Mitgliedern zusammen, die für eine Amtszeit von drei Jahren direkt in
Einzelwahlkreisen gewählt werden. Vier Parlamentssitze sind der
Maoribevölkerung vorbehalten. In
Volksentscheiden, die in den Jahren 1992 und 1993 abgehalten wurden, stimmten
die Neuseeländer dafür, dass das traditionelle reine Mehrheitswahlrecht durch
ein Verhältniswahlrecht nach deutschem Muster ersetzt werden sollte.
C. Judikative
Das
höchste Gericht Neuseelands ist das Appellationsgericht, das nur für die
Rechtsprechung in Berufungsfällen zuständig ist. Die Entscheidungen des
Gerichts sind endgültig, es sei denn, es wird die Genehmigung erteilt, sich an
den Kronrat in Großbritannien zu wenden. Die wichtigsten erstinstanzlichen
Gerichte sind der Hohe Gerichtshof und die Bezirksgerichte. Friedensgerichte
können in einigen Fällen leichtere Strafsachen verhandeln. Außerdem gibt es
Familien-, Kinder- und Jugendgerichte. Eine
wichtige Frage der neuseeländischen Innenpolitik war in den vergangenen
Jahrzehnten die Forderung der Maori nach Landrückgabe und Entschädigungszahlungen
für erlittenes Unrecht zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft durch den Vertrag von Waitangi (1840). Seit der
Unterzeichnung des Vertrags kam es zu Konflikten sowohl in der Frage nach
dessen Gültigkeit als auch nach dessen Auslegung. Nicht alle Maori-Häuptlinge
hatten den Vertrag unterzeichnet. Diejenigen, die ihn unterzeichneten, taten es
auf Basis einer sehr freien Übersetzung. Es war versucht worden, die britischen
Auffassungen von Recht und Landbesitz denen der Maori anzunähern und führte
dadurch zu Ungenauigkeiten und Zweideutigkeiten. Hinzu kam, dass der Vertrag
nie von der neuseeländischen Regierung ratifiziert wurde. Im Jahr 1975, nach
jahrelangen Auseinandersetzungen in dieser Frage, verabschiedete das Parlament
ein Gesetz zum Vertrag von Waitangi und setzte einen Ausschuss ein, der die
Gebietsansprüche der Maori untersuchen und rechtlich klären sollte.
D. Kommunalverwaltung
Seit der Reform der regionalen Verwaltung im
November 1989 besteht Neuseeland aus 16 Regionen mit einem Verwaltungsrat
an der Spitze. Die Regionen sind Auckland, Bay of Plenty, Hawke's Bay,
Northland, Taranaki, Gisborne, Waikato, Manawatu-Wanganui und Wellington auf
der Nordinsel sowie Canterbury, Otago, Nelson, Marlborough, Southland, Tasman
und West Coast auf der Südinsel. Diese Regionen sind in 59 Bezirke und
15 Stadtverwaltungen unterteilt. Die Beamten der Regionalverwaltung werden
für eine Amtszeit von drei Jahren direkt gewählt.
E. Politik
Die Labour
Party und die National Party bestimmen die Politik Neuseelands seit
den dreißiger Jahren. Immer wieder kam es zu Regierungswechseln. In den
vergangenen Jahrzehnten stellte die National Party von 1975 bis 1984 und
von 1990 bis 1999 die Regierung, die Labour Party von 1972 bis 1975, von
1984 bis 1990 und seit 1999. Seit Mitte der achtziger Jahre vertreten beide
Parteien eine Antiatompolitik und befürworten grundlegende Reformen. Als
Reaktion darauf entstanden viele neue politische Gruppierungen: die Alliance
Party, bestehend aus ehemaligen Mitgliedern der Labour Party und der
National Party, die New Zealand First Party, die Green Party,
die United Party und Mana Motuhaka, eine Maori-Partei.
F. Verteidigung
Die
neuseeländischen Streitkräfte umfassen 9 530 Mann (1998), außerdem
8 500 Reservisten. 4 400 Soldaten gehören dem Heer an,
2 080 der Marine und 3 050 der Luftwaffe (1998). Der Wehrdienst ist
freiwillig. Seit
1951 besteht zwischen Neuseeland, Australien und den USA das
Verteidigungsabkommen ANZUS. Die Weigerung der Regierung nach
1984, atombetriebene Kriegsschiffe in neuseeländische Häfen einlaufen zu
lassen, führte zu Spannungen in den Beziehungen zwischen den beiden Staaten.
1986 hoben die Vereinigten Staaten daraufhin die Mitgliedschaft Neuseelands in
der ANZUS einstweilig auf. In der Folgezeit war dieses Abkommen nur noch auf
bilateraler Grundlage zwischen den Vereinigten Staaten und Australien und
zwischen Australien und Neuseeland gültig. 1992 sicherten die USA zu, dass ihre
Kriegsschiffe in neuseeländischen Gewässern keine Atomwaffen mehr mit sich führen
würden. Daraufhin besserten sich die Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Im Februar 1994 kündigten die USA die Wiederherstellung der Kontakte mit
Neuseeland auf höherer Ebene an, und zwei Monate später besuchte der
US-amerikanische Oberbefehlshaber der Pazifikstreitkräfte das Land.
VI. Wirtschaft:
Die
Landwirtschaft und der Export von Wolle, Fleisch und Molkereiprodukten bilden
die Grundlage für die Entwicklung einer modernen Wirtschaft. Die Landwirtschaft
ist noch immer von zentraler Bedeutung, und die traditionellen Erzeugnisse
bestimmen den Außenhandel. Doch die neuseeländische Wirtschaft war in den
letzten 20 Jahren von tief greifenden Anderungen betroffen. Das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 52 845 Millionen Dollar (1998).
Die Landwirtschaft stellt 7,4 Prozent des BIP, während die Industrie einen
Anteil von 26 Prozent hat und der Dienstleistungssektor annähernd
66,6 Prozent beiträgt. Seit Ende der achtziger Jahre wurde der
Fremdenverkehr zu einer immer größeren Einnahmequelle. Mehr als eine Million
Touristen pro Jahr brachten insgesamt rund eine Milliarde US-Dollar ins Land. Seit
Mitte der achtziger Jahre hat sich die Wirtschaft Neuseelands von einem
protektionistischen zu einem liberalen System gewandelt. Die Veränderungen
zielten nach zwei Jahrzehnten der Stagnation auf eine Wiederbelebung des
Wirtschaftswachstums, die Kontrolle der Inflation und die Verringerung des
Haushaltsdefizits und der hohen Staatsverschuldung. Mittlerweile scheinen diese
Ziele ganz oder beinahe erreicht worden zu sein. Die Inflation hat sich auf
1,60 Prozent jährlich verringert, gegenüber 11 Prozent Ende der
achtziger Jahre. Das Wirtschaftswachstum beträgt 3,10 Prozent, in den
achtziger Jahren lag es bei 2 Prozent. Finanzielle Überschüsse wurden
jedoch nur durch eine drastische Reduzierung der Mittel im sozialen Bereich
erreicht. Die medizinische Versorgung ist nicht mehr kostenlos, die Höhe der
Renten wurde verringert, und für andere Beihilfen wurde die
Bedürftigkeitsermittlung eingeführt. Die Zahl der Arbeitslosen ist gestiegen.
A. Landwirtschaft
Durch den intensiven Einsatz von Maschinen in
der Landwirtschaft und dank des milden, feuchten Klimas gehören die Farmen des
Landes zu den produktivsten der Welt. Niederschläge fallen das ganze Jahr über,
so dass immer fruchtbares Weideland für die Schafe und Rinder zur Verfügung
steht. Beim
Ackerbau konzentriert man sich auf den Anbau von Weizen, Mais und Gerste.
Weitere wichtige Anbauprodukte sind Zitrusfrüchte und anderes Obst, Kartoffeln
und Hafer. Als Teil der Versuche, neue Märkte zu erschließen, haben die Bauern
seit den siebziger Jahren ihre Produktion auf neue Erzeugnisse ausgeweitet. Die
Haltung von Rotwild hat rapide zugenommen. Die Kiwi oder Chinesische
Stachelbeere war die erfolgreichste der neuen Anbaufrüchte; Neuseeland ist
heute der weltweit größte Exporteur von Kiwis. Auch der Weinbau ist im Wachstum
begriffen, vor allem um Marlborough auf der Südinsel und um Wairarapa und
Manuwato auf der Nordinsel. Der
Export von Fleisch, Milchprodukten und Wolle ist von großer Bedeutung für die
neuseeländische Wirtschaft. Diese Produkte machen etwa ein Drittel des gesamten
Exportvolumens aus. Neuseeland ist der größte Exporteur von Butter und Käse,
einer der größten Fleischexporteure und nach Australien der zweitgrößte
Wollproduzent und -exporteur der Welt.
B. Forstwirtschaft und Fischerei
Etwa 40 Prozent des Holzeinschlags
werden für die Zellstoffherstellung verwendet. Über 96 Prozent der
Produktion gehen auf eingeführte Baumarten zurück, vor allem Kiefern. Die
Produktion einheimischer Nutzhölzer, insbesondere Rimu (auch Maniu, eine
Harzeibe, Dacrydium cupressium) und Birken, ist rückläufig. Der
Fischereisektor ist im Wachstum begriffen. Seit Ende der achtziger Jahre sind
die Exporte um etwa ein Drittel gestiegen, vorwiegend wegen der Zunahme der
Fangmenge. Zu den gefangenen Meerestieren gehören Makrelen, Thunfische,
Barrakudas und Tintenfische.
C. Bergbau
Die wichtigsten Bodenschätze sind Kohle,
Eisensand, Kalkstein, Bentonit, Bimsstein, Ton, Dolomit, Quarzsand, Kies und
Gold, das in den Anfangsjahren der Kolonialisierung ein Hauptexportgut war. Zu
Beginn der neunziger Jahre nahm die Gewinnung von Gold um fast 50 Prozent
auf 6 758 Kilogramm zu. In den siebziger Jahren wurden neue Erdgas-
und Erdölvorkommen entdeckt. Auch Uran und Thorium wurden gefunden. Neuseeland
besitzt energiewirtschaftlich ein großes Potential. Neben Kohlekraftwerken gibt
es geothermische Kraftwerke in der vulkanischen Hochebene. Etwa drei Viertel
der Energie werden in Wasserkraftwerken an schnell fließenden Flüssen gewonnen.
D. Industrie
Etwa 250 000 Erwerbstätige sind in
der Industrie beschäftigt. Die Verarbeitung von landwirtschaftlichen
Erzeugnissen und von Obst gehören zu den wichtigsten Industriezweigen. Weitere
bedeutende Sektoren sind die Herstellung von Papier und Papiererzeugnissen,
chemischen Produkten, Metallwaren, Maschinen, Bekleidung, Schnittholz,
Fahrzeugen, Elektromaschinen, raffiniertem Erdöl und Druckerei-Erzeugnissen.
Der Industriesektor hat sich ständig ausgeweitet. Die heimische Industrie wurde
seit Mitte der achtziger Jahre durch die Einführung von Schutzzöllen gestützt.
Seit Anfang der neunziger Jahre ist die neuseeländische Wirtschaft offen für
Importe. Dadurch geriet die Auto- und Elektronikindustrie unter Druck. Der
Mangel an Rohstoffen und die hohen Kosten für deren Einfuhr haben die Entstehung
von Schwerindustrie begrenzt. Auckland ist das wichtigste Industriezentrum.
E. Währung und Bankwesen
Als 1967 die Dezimalwährung eingeführt wurde,
löste der Neuseeland-Dollar (= 100 Cents) das Neuseeland-Pfund als
Währungseinheit ab. Die Reserve Bank of New Zealand (gegründet 1934) gibt die
Währung heraus und ist verantwortlich für die Geldpolitik. Anfang der neunziger
Jahre wurde sie aus der staatlichen Kontrolle entlassen, unter der Maßgabe, die
Inflation unter zwei Prozent zu halten. Das
Finanzsystem umfasst auch registrierte Handels- und Gewerbebanken,
Remboursbanken, regionale gemeinnützige Sparkassen, die in der Trust Bank
zusammengefasst sind, die Post Office Savings Bank, Baugenossenschaften,
Finanzierungsgesellschaften und eine Börse. Der Finanzsektor wurde bis Anfang
der achtziger Jahre von einigen wenigen staatlichen und ausländischen Banken
beherrscht; dann wurde er, als Teil des wirtschaftlichen
Umstrukturierungsprogramms der Regierung, von staatlicher Kontrolle befreit.
Dieser Sektor ist seitdem konkurrenzfähig.
F. Außenhandel
Neuseelands
Wirtschaft ist stark vom Export abhängig. Bis zu Beginn der siebziger Jahre war
Großbritannien der wichtigste Handelspartner; die Hauptexportgüter waren
Fleisch, Käse und Butter. 1973 wurde der Zugang des Landes zu seinem
wichtigsten Markt stark beschränkt, als Großbritannien der Europäischen
Gemeinschaft (heute Europäische Union) beitrat. Außerdem sah
sich Neuseeland einem zunehmenden Protektionismus der Industrienationen
gegenüber seinen landwirtschaftlichen Exportgütern ausgesetzt. Infolgedessen
wurden andere Märkte erschlossen, die Palette der Exportgüter wurde erweitert.
Heute sind Australien, Japan und die USA die Haupthandelspartner. Der Handel
mit Großbritannien macht nur noch 6 Prozent aus. Außerdem wurden die
Handelsbeziehungen mit Ländern des Pazifischen Raumes wie China, Indonesien,
Malaysia und Taiwan während der neunziger Jahre intensiviert. Die Handelsbilanz
ist positiv. Der
Export von landwirtschaftlichen Produkten macht knapp über 60 Prozent der
gesamten Exporteinnahmen aus. 25 Prozent der landwirtschaftlichen
Exportgüter werden heute durch Fisch und Kiwifrüchte erzielt. Die Ausfuhr nicht
landwirtschaftlicher Güter ist im Steigen begriffen, zwischen 1989 und 1994
nahm der Umfang von industriellen Produkten um 70 Prozent zu. Die
wichtigsten Importgüter sind Maschinen und Industrieprodukte, Elektrogeräte,
Fahrzeuge, Rohöl, Kunststoffe, Arzneimittel, Metalle und chemische Produkte.
Bis zu Beginn der achtziger Jahre wurde die neuseeländische Industrie durch die
Erhebung von Schutzzöllen geschützt. Seither sind die meisten Zölle abgeschafft
worden, und das Land besitzt heute eines der liberalsten Wirtschaftssysteme der
Welt; etwa die Hälfte der Industriegüterimporte kommt zollfrei ins Land.
G. Verkehrswesen
Die
Einrichtungen des öffentlichen Verkehrs sind auch in den abgelegenen Gebieten
gut entwickelt. Das Straßennetz hat eine Länge von 92 200 Kilometern
(1998). Das Eisenbahnnetz, betrieben von der New Zealand Rail, die 1993
privatisiert wurde, ist 3 913 Kilometer lang (1997). Der Verkehr
zwischen Nord- und Südinsel wird über einen Fährdienst abgewickelt. Die
wichtigsten Häfen des Landes sind Auckland, Wellington, Tauranga und Lyttelton (nahe Christchurch).
Internationale Flughäfen gibt es in Auckland, Christchurch und Wellington. Die
Fluggesellschaft des Landes ist die Air New Zealand, die 1988 privatisiert
wurde.
H. Energie
65,82 Prozent des neuseeländischen
Stromes werden in Wasserkraftwerken erzeugt; der Rest wird durch die
Verbrennung von Kohle und Erdgas gewonnen. Außerdem gewinnt der geothermische
Dampf im Bereich des vulkanischen Zentralplateaus der Nordinsel als
Energiequelle an Bedeutung. Wichtige Wasserkraftanlagen befinden sich an den
Flüssen Waikato auf der Nordinsel und Clutha und Waitaki auf der Südinsel. Über
ein Stromkabel, das unter der Cook-Straße verläuft, wird Strom von der Südinsel
zur dichter besiedelten Nordinsel übertragen.
I. Arbeit
Etwa
9 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in der Landwirtschaft
beschäftigt (1997), 24 Prozent arbeiten in der Industrie. Der überwiegende
Teil ist im Dienstleistungssektor beschäftigt: etwa 28 Prozent in
Sozialdiensten, 11 Prozent im Finanzsektor und etwa 21 Prozent im
Groß- und Einzelhandel, in Hotels und in Restaurants. Bis in die achtziger Jahre
war die Arbeitslosenquote im Allgemeinen niedrig und der Lebensstandard
vergleichsweise hoch. Dazu trugen das ausgedehnte Sozialsystem Neuseelands,
sein traditioneller Industrieprotektionismus und die starken Gewerkschaften
bei. Die Wirtschaftsreformen, die Mitte der achtziger Jahre durchgeführt
wurden, trieben jedoch die Arbeitslosigkeit in die Höhe. Die Arbeitslosenquote
beträgt 7 Prozent (1997). In Neuseeland gibt es etwa
80 Gewerkschaftsverbände mit über 600 000 Mitgliedern. 1991
wurde die Pflichtmitgliedschaft in der Gewerkschaft in bestimmten
Wirtschaftszweigen abgeschafft, und das lange Zeit gültige staatliche
Tarifverhandlungssystem wurde durch ein System von Einzelverträgen und
örtlichen Lohnabsprachen abgelöst.
VII. Geschichte:
Der
holländische Seefahrer Abel Janszoon Tasman erreichte 1642 als
erster Europäer die Westküste der Südinsel und gab ihr den Namen Staten Landt.
Später wurden die Inseln nach der niederländischen Provinz Zeeland in Nieuw
Zeeland umbenannt. Im Jahr 1769 entdeckte der britische Seefahrer und Entdecker
James Cook die Nordinsel, stellte fest, dass es sich um zwei Inseln handelt,
und beanspruchte diese für Großbritannien. Es dauerte 75 Jahre, bis die
britische Regierung ihren Anspruch offiziell anmeldete und Neuseeland in Besitz
nahm.
A. Die Maori
Nach einer 1998 publizierten DNA-Studie stammen die Vorfahren der Maori sowie auch der anderen polynesischen Ureinwohner ursprünglich aus dem chinesischen Raum. Die Maori wanderten von den Cook-Inseln um 900 n. Chr. nach Aotearoa, dem Land der langen weißen Wolke, so die Maori-Bezeichnung für Neuseeland, ein.Laut der Überlieferung der Maori war Kupe der Entdecker des Landes. Die Maori lebten in den ersten Jahrhunderten der Besiedlung vor allem von der Jagd, dabei rotteten sie bis etwa 1350 die Moas aus, straußenähnliche Riesenvögel. Danach pflanzten sie vor allem Süßkartoffeln, Yams und Taro an und lebten vom Fischfang. Wie bei anderen polynesischen Völkern gliedert sich die Maori-Gesellschaft in drei Klassen: Adelige, Freie und Untertanen. Die Zugehörigkeit zu einer dieser Gruppen wurde über die Geburt, manchmal aber auch durch Adoption, festgelegt. Einige Mitglieder der Gemeinschaft spezialisierten sich auf verschiedene Künste: Dichtung, Rhetorik, Tätowierung sowie Holz-, Knochen- und Steinschnitzerei. Die Wohnhäuser der Maori waren reich mit Holzschnitzereien verziert, und die Schmuckherstellung befand sich auf hohem künstlerischem Niveau. Als erster Europäer kam Abel Tasman 1642 mit den Maori in Kontakt. 1840 schlossen die Maori-Häuptlinge und die britische Krone den Vertrag von Waitangi. Die Vertragsbedingungen, die bis heute umstritten sind, bilden immer noch die Grundlage für die Beziehungen zwischen Maori und Europäern. Dabei entstanden die meisten Konflikte durch unterschiedliche Landansprüche. 1843 kam es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen Maori und Europäern - in den so genannten Neuseeländischen Kriegen. 1856 wählten die Maori mit Te Koote den ersten Häuptling mit stammesübergreifenden Kompetenzen (noch heute gibt es eine Maori-Königin, die von beiden Gruppen anerkannt wird). Zunächst wurde diese "Königsbewegung" jedoch als Herausforderung der britischen Souveränität aufgefasst, und es kam zu einer Fortsetzung des Krieges. Nachdem Te Koote 1865 aus der Haft geflohen war, führte er einen Guerillakrieg gegen die Briten, der im Februar 1872 endete. Als Folge des Krieges konfiszierten die Engländer Land der Maori. Zwischen 1840 und den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts nahm die Maori-Bevölkerung rapide ab. Dies war zurückzuführen einerseits auf die Kriege und andererseits auf das Einschleppen von Krankheiten durch die Europäer, gegen die die Maori keine Abwehrkräfte besaßen. Die Bevölkerungszahl, die 1769 bei etwa 120 000 gelegen hatte, fiel bis 1896 auf 42 000. Seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts ist die Maori-Bevölkerung jedoch bis heute wieder auf etwa 350 000 angestiegen (ein Zehntel der Gesamtbevölkerung Neuseelands). Zwischen 1910 und 1930 tauchten einige Führungspersönlichkeiten auf, die sowohl in den Traditionen der Maori als auch der Europäer unterrichtet waren, und gründeten die Young Maori Party. Diese versuchte auf parlamentarischem Wege die Forderungen der Maori durchzusetzen. Da viele Führer mit den Engländern kooperierten und den Handel mit Land unterstützten, stießen sie auf Ablehnung in der Bevölkerung. Andere führende Persönlichkeiten, die europäische Traditionen und Regierungsformen ablehnten, setzten sich ausschließlich für ihre eigenen Gruppen ein, wodurch die "Einheit der Maori" in den Hintergrund trat. Diese Führer versuchten über kulturelle und soziale Projekte sowie Verbesserungen im Gesundheits- und Bildungswesen sowie auf wirtschaftlichem Gebiet das Selbstbewusstsein (Mana) der einzelnen Ethnien zu fördern. Diejenigen, die sich mit dem wachsenden Tribalismus nicht anfreunden konnten, fanden ihre politische Heimat in der so genannten Ratana-Bewegung, die ursprünglich religiös motiviert war, sich später aber zunehmend politisch für die Maori engagierte. Die Bewegung ging ein Bündnis mit der Labour Party ein, was zum Erfolg dieser Partei bei den Parlamentswahlen führte und sich schließlich in einer staatlichen Politik zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Maori ausdrückte. Nach dem 2. Weltkrieg beteiligten sich die Maori in weit stärkerem Umfang am gesellschaftlichen Leben. Dies war mit einer Flucht vom Land in die Stadt verbunden: 1936 hatten nur elf Prozent der Maori in Städten gelebt; in den achtziger Jahren waren es mehr als 90 Prozent. Der Verlust der kulturellen Identität führte dazu, dass viele Maori in der neuseeländischen Gesellschaft eine Randexistenz führen. Ihr Anteil an Arbeitslosen, Analphabeten, Drogenabhängigen und Kriminellen ist überproportional hoch. Seit dem Ende der achtziger Jahre gewinnen Revitalisierungsbewegungen immer stärkeren Einfluss unter den Maori. Sprachkurse in Maori finden ebenso Zulauf wie Kurse zum Haka, dem traditionellen Kriegsritual der Maori. Die Maori beziehen ihr Identitätsbewusstsein nicht aus der "rassischen" Abstammung, die meisten der heutigen Maori sind in diesem Sinn Halb- oder Viertelmaori, sondern beziehen sich auf eine gemeinsame, durchaus verklärte Geschichte und Zukunft. "Maori ist, wer sich Maori fühlt", ist der Wahlspruch dieser Bewegung. Im November 1995 entschuldigte sich die britische Krone indirekt für den Landraub im 19. Jahrhundert und sicherte die Zahlung von insgesamt 160 Millionen DM zu. Im Dezember 1996 traten drei Maori-Minister in das Kabinett des Premierministers Jim Bolger ein. Nach der neuen neuseeländischen Verfassung ist die Regierung dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass alle ethnischen Gruppierungen entsprechend ihres Bevölkerungsanteils im Kabinett vertreten sind.
B. Britische Vorherrschaft
Um das
Vorkaufsrecht der Gesellschaft für Land zu sichern, schickte die britische
Regierung Kapitän William Hobson als Konsul nach Neuseeland. Er war befugt, mit
den Maori-Häuptlingen zu verhandeln. Gemäß der Bedingungen des Vertrags von
Waitangi, traten die Maori das Land an die britische Krone ab. Als
Gegenleistung dafür wurden ihnen als Staatsbürger Großbritanniens Besitzrechte
und Schutz durch die Briten zugesichert. Am 6. Februar 1840
unterzeichneten 45 Häuptlinge der Nordinsel den Vertrag, weitere 500
folgten in den nächsten Wochen. Am 21. Mai proklamierte Hobson auf
Grundlage der Unterschriften die britische Souveränität über die Nordinsel und
beanspruchte die Südinsel aufgrund der Erstentdeckung durch Cook. Neuseeland
wurde 1841 britische Kronkolonie mit Auckland als Hauptstadt. In
den folgenden Jahrzehnten wurde die Besiedlung rasch vorangetrieben. 1848
entstanden zwei neue Siedlungen auf der Südinsel: Otago (heute Dunedin) und
Canterbury (heute Christchurch). Die Zahl der europäischen Bevölkerung lag 1851
etwa bei 26 000. Gebietskonflikte zwischen den britischen Siedlern und den
Maori führten schließlich auf der Nordinsel zu den Neuseeländischen Kriegen (1845-1848 und
1860-1872). In der Folgezeit verfolgten die Kolonialbehörden eine gemäßigtere
Politik, die schließlich zu einem beständigen Frieden zwischen den
Kolonialisten und der Maori-Bevölkerung führte. Auf
der Südinsel, die von den Kämpfen unberührt blieb und auf der nur wenige Maori
lebten, schritt die Besiedlung stetig voran. Die Entdeckung von Gold auf der
Halbinsel Otago 1861 führte zu einem neuen Zustrom von Einwanderern. Schafzucht
und Goldgewinnung waren die Haupteinnahmequellen des Landes. Die Einführung von
Kühlschiffen im Jahr 1882 ermöglichte es Neuseeland, Frischfleisch zu
exportieren, und schaffte so einen weiteren Anreiz für die Besiedlung und einen
Ausbau der Landwirtschaft.
C. Parlamentarische Volksvertretung
1852
wurde eine eigene Verfassung verabschiedet, 1856 entstand ein Parlament, und
eine Zentralregierung wurde ins Amt gesetzt. In der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts waren abwechselnd liberale und konservative Gruppierungen
an der Macht. 1910 wurde die neuseeländische Labour Party gegründet, die
Landreformen und soziale Reformen durchsetzte. Zur Zeit der Vorherrschaft der Labour
Party und der Liberal Party wurde das Fundament für das
neuseeländische Sozialsystem gelegt.
D. Frühes 20. Jahrhundert
Im
Jahr 1907 wurde Neuseeland offiziell zur Dominion im britischen Commonwealth.
Die Konservativen (Reform Party) kamen 1912 erneut an die Macht. Während
des 1. Weltkrieges, in dem etwa 125 000 Soldaten auf britischer
Seite kämpften, war eine Koalition aus Reform Party und Liberal Party
an der Regierung. In
den zwanziger Jahren kam es zu einer Wirtschaftskrise, und die Probleme der
neuseeländischen Wirtschaft verschärften sich mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise
Anfang der dreißiger Jahre. Bei den Parlamentswahlen von 1935 ging die Labour
Party als Sieger hervor und erreichte erstmals die absolute Mehrheit. Die
neue Regierung unter der Führung von Michael Joseph Savage verstaatlichte Teile
der Wirtschaft und leitete soziale Reformen ein.
E. 2. Weltkrieg
Zu Beginn des 2. Weltkrieges (1939-1945)
wurden Lohn- und Preiskontrollen verhängt, die Regierung bemühte sich um
wirtschaftliche Stabilität. Neuseeländische Truppen wurden unter britischem
Kommando in Italien, Griechenland, Zypern und Nordafrika sowie unter
amerikanischer Führung im Pazifik eingesetzt. Etwa 11 600 neuseeländische
Soldaten fielen, 15 700 wurden verwundet. Die Labour
Party unterlag bei den allgemeinen Wahlen von 1949, die National Party
ging daraus als Sieger hervor. Neuseeland beteiligte sich 1950 am Colombo-Plan
für Südostasien und schloss 1951 den Verteidigungspakt ANZUS mit Australien und
den Vereinigten Staaten. Zusammen mit sieben weiteren Ländern unterzeichnete Neuseeland
1954 den Südostasiatischen Sicherheitsvertrag (SEATO).
Neuseeländische Streitkräfte wurden zusammen mit UN-Truppen in Korea und auf
Zypern eingesetzt. Seitdem wurden neuseeländische Truppen im Rahmen von
UN-Friedensmissionen bei verschiedenen Konflikten eingesetzt.
F. Sechziger bis neunziger Jahre
Bei
den allgemeinen Wahlen von 1957 kam die Labour Party erneut an die
Macht. Ihre Machtübernahme ging zufällig mit dem Beginn der Wirtschaftskrise
einher, die die sechziger Jahre prägen sollte - eine Krise, die zum Teil auf
einen Rückgang der Exporteinnahmen zurückzuführen war. 1960 siegte wieder die National
Party. Sie konnte unter der Führung des Premierministers Keith J. Holyoake
ihre Mehrheit bis 1966 halten. Anfang
des Jahres 1972 trat Holyoake zurück. Bei den Wahlen im November desselben
Jahres kehrte die Labour Party unter der Führung von Norman Eric Kirk,
der Premierminister wurde, an die Regierung zurück. 1973 kamen Kirk und der
australische Premierminister Gough Whitlam überein, die wirtschaftliche
Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu verstärken. Dies war auch eine
Reaktion auf den Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Gemeinschaft, der zu
Beginn des Jahres stattgefunden hatte. Im selben Jahr nahm Neuseeland
diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China auf. Nach
Kirks Tod 1974 trat Wallace Edward Rowling seine Nachfolge an. 1975 kam erneut
die National Party unter Robert Muldoon an die Macht. Die NP wurde 1978
und 1981 mit knapper Mehrheit wiedergewählt und versuchte mit geringem Erfolg
die Probleme der neuseeländischen Wirtschaft in den Griff zu bekommen. Die
Wahlen vom Juli 1984 erbrachten erneut einen Regierungswechsel, die Labour
Party unter David Lange erlangte die Mehrheit im Parlament zurück. Während
seiner Zeit als Premierminister wurden bedeutende Wirtschaftsreformen
eingeleitet. Handelsschranken und staatliche Kontrollen wurden abgebaut. Trotz
vieler unpopulärer Maßnahmen gewann die Labour Party die Wahlen des
Jahres 1987 erneut. 1989 trat Lange aus gesundheitlichen Gründen zurück und
wurde durch Geoffrey Palmer ersetzt. Im September 1990 zwangen parteiinterne
Konflikte und die sinkende Popularität der Regierung Palmer zum Rücktritt; er
wurde durch Michael Moore abgelöst. Bei den Wahlen im Oktober wurde die Labour
Party von der National Party unter der Führung von James Bolger
verdrängt. Die Regierung Bolger trieb den Reformprozess weiter voran, indem sie
die Privatisierung staatlicher Industriebetriebe ausweitete und Einsparungen am
sozialen System vornahm. 1992 stimmten die Neuseeländer in einem Referendum für
die Anderung des Wahlsystems zugunsten eines Verhältniswahlsystems, durch das
der Einfluss der kleineren Parteien verstärkt werden soll. Die Regierung
Bolgers büßte die absolute Mehrheit ein, blieb jedoch an der Macht. Eines
der zentralen Themen der Nachkriegszeit und insbesondere der letzten
30 Jahre waren die Rechte der Maori. Der Kampf der Maori verstärkte sich in
den sechziger und siebziger Jahren. Zu ihren Forderungen gehörten die
Beteiligung der Maori im Schulwesen und bei den staatlichen Rundfunkanstalten.
Zudem sollten Förderprogramme zur Erhaltung von Kunst und Kultur der Maori
ausgebaut werden. Ihre wichtigste Forderung war jedoch die Rückgabe von Land im
Zusammenhang mit dem Vertrag von Waitangi. Der Waitangi-Ausschuss wurde gemäß
der Gesetzgebung des Jahres 1975 gegründet, um die Ansprüche der Maori auf Land
zu untersuchen, das sie in der Kolonialzeit verloren hatten. Am 22. Mai
1995 unterzeichneten Bolger und Dame Arkinui Te Atairangikaahu, Königin der
Tainu, der größten Stammesvereinigung der Maori, ein Abkommen, das schließlich
die Ansprüche auf eine Landfläche von 50 000 Hektar anerkannte, die
von den britischen Siedlern in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts
illegal in Besitz genommen worden war. Im
Februar 1996 unterzeichneten Vertreter der regierenden National Party
(NP) und der im Juni 1995 gegründeten United Party (UP) ein
Koalitionsabkommen. Im Dezember 1997 wurde Jenny Shipley von der konservativen National
Party als neue Premierministerin Neuseelands vereidigt. Shipley war die
erste Frau, die in Neuseeland in dieses Amt gewählt wurde. Die 45-jährige
Politikerin löste den bisherigen Premierminister James Bolger ab, der einen Monat zuvor vom
neuseeländischen Parlament abgewählt worden war; von ihm hatte Shipley im
selben Monat das Amt des Parteivorsitzenden übernommen. Die Regierungskoalition
zerbrach im August 1998, Premierministerin Jenny Shipley konnte jedoch als
Chefin einer Minderheitsregierung im Amt bleiben. Nach
ihrem Wahlsieg bei den Parlamentswahlen vom 27. November 1999 bildete die Labour
Party unter dem Vorsitz von Helen Clark eine Regierungskoalition mit der Alliance
Party und beendete damit die neun Jahre währende Regierungszeit der National
Party. Neuer Außenminister ist Philip B. Goff (LP). Auf der
Prioritätenliste der neuen Regierung stehen wirtschafts-, finanz- und
sozialpolitische Maßnahmen, unter anderem Steuererhöhungen für
Besserverdienende, moderate Rentenanhebungen und Investitionen in das
Gesundheitssystem und das Bildungswesen. Außenpolitisch will Neuseeland der
Beachtung der Menschenrechte mehr Geltung verschaffen und im Verhältnis zu
Australien eigene Prioritäten für die regionale Verteidigung setzen. - Am 17.5.
2000 beschließt die Regierung einen Gesetzesentwurf zur weitgehenden
rechtlichen Gleichstellung von homosexuellen Paaren und unverheirateten
Lebenspartnern. Die neue Generalgouverneurin Silvia Cartwright hat im April
diesen Jahres ihr Amt angetreten. Nun werden nach Ablösung des zuvor
amtierenden Generalgouverneurs Michael Hardie Boys alle staatlichen
Führungspositionen von Frauen eingenommen.
VIII. Quellenverzeichnis:
"Richtig reisen" - Neuseeland; DuMont Buchverlag Köln
APA Pocket Guide - Neuseeland; RV Reise- und Verkehrsverlag
GEO Special - Neuseeland; Nr. 4/August 1999
Neuseeland Reiseführer; New Zealand Tourism Board
Der Fischer Weltalmanach 2001, Fischer Taschenbuch Verlag
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