Nambiquara - Tupi or not tupi
,Nambiquara' bedeutet ,durchstochene Ohren' und ist eine allgemeine Bezeichnung aus der Tupi-Sprache für verschiedene indigene Gruppen Zu den größten Problemen der Nambiquara zählt der Raub der Mahagonihölzer aus den Reservaten. Hier sind nur Schätzungen verfügbar, da das Holz illegal geschlagen wird. Über 90% des Mahagoni geht ins Ausland. Neben den USA ist Großbritannien der Hauptimporteur.
Die ökonomischen Auswirkungen des Mahagonieinschlags sind nicht zu unterschätzen. Durch das Fällen eines einzigen Mahagonibaumes wird eine Lichtung von durchschnittlich 358m² im Krondach des Regenwaldes verursacht, und 28 Bäume werden entwurzelt und beschädigt.
Mahagoni wird vor allem beim Bau von Yachten und Möbeln verwendet. Versuche, den Mahagonihandel stärker zu kontrollieren, wurden aber besonders von den Holzexportländern abgewehrt. Die bei der Konferenz in Rio propagierte Absicht, Entwicklungsländer mit Geldzahlungen für ein ökologisches Verhalten zu belohnen, wurde bisher nicht umgesetzt.
Gleichzeitig gab es in den letzten Jahren bei den indigenen Völkern im Amazonastiefland verstärkt Auseinandersetzungen über den Holzeinschlag. Der Ausgang dieser Streitigkeiten wird entscheiden, ob die indigenen Völker weiterhin von den Umweltgruppen unterstützt werden. Weiters wird der sich abzeichnende Verlust des Lebensraumes zur Zerstörung der kulturellen Identität der indigenen Völker Brasiliens führen.
Doris Medwenitsch
Die Nambiquara sind ein Indianervolk im Westen von Mato Grosso an der Grenze zu Rondonia und Bolivien. Von rund 20 000 Nambiquara am Anfang des Jahrhundert sank die Zahl auf heute 700 - 1000, die verschiedenen Gruppen angehören, z.B. den Nagarote. Diese Gruppen besitzen eine gemeinsame Sprachfamilie, gemeinsame Rituale und Kultur.
Die FUNAI ist die Indianerbehörde Brasiliens, deren Aufgabe es ist, den Indianern neue Gebiete zuzuweisen und ein Ansprechpartner für sie zu sein. Die meisten Indianer schenken der FUNAI jedoch kein Vertrauen, weil einigen Mitgliedern vorgeworfen wird, bestechlich zu sein.
In Brasilien gibt es anerkannte (ungefähr ein Drittel) und nicht anerkannte Indianergebiete. Laut Gesetz haben die Indianer das Recht, über Boden, Flüsse und Seen in ihrem Gebiet zu bestimmen. Sie dürfen dort z.B. Bäume fällen oder es Holzfällern erlauben. Obwohl der Staat verpflichtet ist, Indianergebiete zu schützen, ist dies in der Praxis nicht immer der Fall.
Von der weißen Gesellschaft Brasiliens wird die Invasion des Indianerlandes durch Holzfäller, Goldsucher und Viehzüchter nicht als Menschenrechtsverletzung verstanden, auch wenn diese oftmals gewaltsam abläuft und Krankheiten (z.B. Malaria) eingeschleppt werden. Aber vor allem Waldzerstörungen stellen eine große Gefahr für das Überleben der Nambiquara war. Kaum mehr jagdbares Wild, verlassene Gemüsefelder wegen Flucht vor den Weißen uvm. Die Negarote z.B. bauen nichts mehr an und machen deshalb für sie ungünstige Tauschgeschäfte mit dem Weißen. Insgesamt ist der Ernährungszustand so schlecht, dass eine harmlose Krankheit für sie tödlich enden kann.
Nachdem Holzhändler bereits das meiste Holz in den Reservaten gefällt haben, spezialisieren sie sich jetzt auf Holzdiebstahl. In diesen Regionen liegen die letzten Vorräte an Mahagoniholz. Insgesamt 23 Überfälle wegen Holz- und Goldraubs gab es in den letzten 5 Jahren bei den Nambiquara, ohne dass polizeiliche Maßnahmen eingeleitet worden wären.
Deswegen haben die Indianer beschlossen, von nun an alle Geräte und Werkzeuge zu beschlagnahmen und dann zu verbrennen. So hat man bis jetzt Maschinen im Wert von 720 000 $ in Brand gesetzt.
Christine Eisele
Holzfäller dringen immer häufiger in die Reservate ein. Durch Werbung und Geschenke haben sie sich die Unterstützung einer Nambiquara-Gruppe (Nambiquara do rampo) gesichert. Diese hat, ohne selber über Edelholzvorkommen zu verfügen, im Juni 1993 eine Holzverkaufsgesellschaft gegründet. Ihr Geld verdienen sie, indem sie die Holzfäller mit Maschinenpistolen bewaffnet beschützen (sog. pistoleiros), während diese Holz aus den anderen Reservaten stehlen. Sogar die Mitarbeiter der Indianerbehörde FUNAI dürfen die Dörfer dieser Nambiquara nur dann besuchen, wenn sie gegen den illegalen Holzeinschlag nichts unternehmen oder unter Polizeischutz reisen.
Die Indianer verlieren ihr Land, ihre Naturschätze, ihre Lebensform und Identität. Es zählen nur Profit und Wirtschaftswachstum. Die Indianer produzieren nichts - und aus diesem Grund fragen sich viele Leute, wozu sie überhaupt gut wären. Es herrscht das Recht des Stärkeren, die Schwachen haben keine Chance.
Die Indianer sterben an eingeschleppten Krankheiten und am Alkohol, sie leiden unter der Zerstörung ihrer Biotope und vor allem unter der Zerstörung ihrer Kultur. Sie erleiden einen Kulturschock, den sie weder verstehen, noch verarbeiten können. Alles, was bisher ihr Lebensinhalt war, zählt plötzlich nicht mehr; die Stammeskultur zerfällt.
Sie müssen sich an neue ,Arbeitsverhältnisse' (meist mit Ausbeutung verbunden) an die Plünderung der handwerklichen Produkte und Kultgegenstände für den Tourismus, an die Prostitution und Kriminalität, an die Überfremdung durch eine andere Sprache, eine andere Moral und andere Umgangs- und Lebensformen gewöhnen. Oft müssen Indianer zwangsübersiedeln und verlieren so ihr angestammtes Land.
Zwischen 1983 und 1990 wurden aus Brasilien ca. 1 000 000 m³ Mahagoni exportiert. Das sind ca. 138 000 Urwaldriesen. Ca. 40% davon gehen nach Großbritannien. Dort werden Mahagoniprodukte erzeugt (Yachten, Möbel, usw.) und in andere europäische Länder exportiert. Der Weltmarktpreis für brasilianisches Mahagoni beträgt 800 - 1500 $ pro m³. Indianer bekommen davon etwa 20$ pro m³.
Renate Breithofer
auf 5 000 m²:
3 Johannisbrotbäume 3 Mahagoni
3 Palisander 4 Limba
4 Teak 5 Mevea brasiliensis, Kautschukbaum
Selbst der weltweit führende Motorsägenhersteller, die deutsche Firma Stihl, meint, dass es besser wäre, die Wälder in Ruhe zu lassen, doch es verdienen sehr viele Menschen Geld an der Abholzung. Früher klappte das Zusammenleben der Menschen im Wald, doch jetzt leben einfach zu viele Menschen im Regenwald.
Washingtoner Artenschutzabkommen
Durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) können Tier- und Pflanzenarten unter Schutz gestellt oder der Handel wenigstens kontrolliert werden.
Jeweils die Länder, die vom Handel mit seltenen Hölzern profitieren, lehnen eine Kontrolle oder Schutz von Tropenhölzern ab. Die CITES ist überfordert mit Einschränkungen auf einen Wirtschaftssektor, der weltweit einen Umsatz von einigen Milliarden Dollar hat.
Der Schweizer Verein ,Unsere Erde' erreichte durch eine Unterschriftenaktion eine Razzia der brasilianischen Bundespolizei: Dabei wurden viele weiße Holzfäller aus dem Reservat der Nambiquara ausgewiesen und Polizeisperren errichtet. Dies führte zu einer Senkung der illegalen Mahagonifällung. Auch einige Nambiquara sind gegen diese Kontrollmaßnahmen.
Zur Zeit befürworten viele Nambiquara die Zusammenarbeit mit den Holzfällern. Das führt zu einem Konflikt: Einerseits hat niemand das Recht, eine Tier- oder Pflanzenart auszurotten, andererseits kann jedes Volk seine Bodenschätze nutzen und damit Handel treiben.
Wichtig ist nur, dass die nachfolgende Generation noch in dieser Umwelt leben kann und das wird durch den Raubbau, an dem die Nambiquara nur lächerliche Beträge verdienen, verhindert. Dennoch ist es schwierig, ein Volk zu bevormunden.
Caroline Lehner
1988 demonstrierten Indianerstämme in Belém gegen die Zerstörung des Regenwalds. Die Folgen: ein Kredit der Weltbank über 250 $ wurde storniert und die Häuptlinge der Stämme von der Regierung angeklagt. So endete die erste größere gemeinsame Aktion zur Durchsetzung indianischer Interessen.
Für viele Europäer existiert immer noch die Vorstellung der ,Wilden aus dem Unwald' die es schon lange nicht mehr gibt. Die Lebensweise der Indianer wird heute von westl. Zivilisation und kultureller Identität geprägt.
Um geringe Mengen hochwertigen Holzes zu gewinnen, müssen viele Bäume gefällt werden, da nur 10% bis 40% des Baumes wirtschaftl. genutzt werden kann. Der Rest ist qualitativ nicht hochwertig genug und bleibt im Wald liegen. Bei der Nutzung des Holzes werden 40% - 85% des Gebietes schon allein durch Straßen usw. vernichtet. Man findet oft den Stempel ,aus
Plantagen' auf Tropenholz, was beim Käufer den Eindruck erwecken soll, das Holz wurde aus umweltfreundlicher Nutzung gewonnen. Derzeit werden jedoch nur 1% der Flächen so bewirtschaftet.
pro
Arbeitsplätze
Holz als Wirtschaftsfaktor
indigene Völker haben das Recht, über ihre Naturschätze zu verfügen
contra
grüne Lunge der Erde wird zerstört
um an einen bestimmten Baum zu gelangen, werden viele andere zerstört; nur ein Zehntel jedes Baumes kann genutzt werden
Indigene Völker verdienen am Verkauf nur sehr wenig und verlieren ihren Lebensraum
Haupt | Fügen Sie Referat | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen