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Die Dritte Welt - Ursachen der Armut und die bisherige Entwicklungspolitik

Die Dritte Welt

Ursachen der Armut und die bisherige Entwicklungspolitik

1. Das Zeitalter des Kolonialismus

Ab dem 16. Jahrhundert gründeten die europäischen Mächte Kolonien in Nord - und Südamerika ,Afrika und Asien. Durch diese Kolonialisierung schufen sie die Grundlage für die bis heute fortwirkende internationale Arbeitsteilung in arme Rohstofflieferanten ,die Dritte Weltländer und reiche Industrieproduzenten. Die Industrieproduzenten ,die Kolonialmächte, beuteten die Ressourcen aus und verhinderten eine Industralisierung in diesen Ländern. Durch die Plantagen- und Bergwerksarbeit, sowie durch den Sklavenhandel wurde die menschliche Arbeitskraft der Dritten Welt ausgebeutet. Afrika z.Bsp. verlor 15 Millionen Menschen durch den Sklavenhandel

2.Die erste Entwicklungsdekade von 1960-1970

Nach dem 2. Weltkrieg erkämpften sich Zug um Zug die Kolonialländer ihre Unabhängigkeit, dies wurde möglich ,da die europäischen Nationen sehr beschäftigt waren mit ihrem eigenen wirtschaftlichen Wiederaufbau und dadurch wenig Interesse an der Dritten Welt hatten. Ende der 50-er Jahre gab es dann auf einmal Berichte über große Hungersnöte in der Dritten Welt . Die europäischen Mächte glaubten mit der Hilfe von westlichem Kapital und westlicher Technologie der Massenverelendung Herr zu werden .



Durch das Gefühl der Überlegenheit glaubten die Industrieländer, daß die Staaten der Dritten Welt rückständige und unterentwickelte Länder seien und jetzt nun in kürzester Zeit alle Stadien der Entwicklung zur westlichen Industrie- und Konsumgesellschaft zu durchlaufen hätten. Diese Entwicklung in kürzester Zeit nennt man auch Aufholungsstrategie. Doch bereits Ende der 60-er Jahre stellte der Pearson-Bericht heraus ,daß die Kluft zwischen den reichen und armen Ländern noch lange Zeit bestehen wird .

Feststellungen des Pearson-Berichts :

Dritte Weltländer sind noch bis Ende dieses Jahrhunderts auf Hilfe angewiesen.

Die Verschuldung der Entwicklungsländer nimmt ständig zu .

Rohstoffpreise schwanken auf dem Weltmarkt, was den wirtschaftlichen Aufbau schwächt, da 90 % der Exporte aus den Ländern der Dritten Welt Rohstoffe sind,

notwendig ist ein Abbau der Zölle und eine Öffnung der Weltmärkte für Dritte-Welt-Produkte

3. Die zweite Entwicklungsdekade von 1970-1980 ( Grundbedürfnisstrategie)

3.1 Die neue Weltwirtschaftsordnung

Die Ergebnisse des Pearson-Berichts fanden kaum Gehör bei den Industriestaaten. Dagegen wurde die Kritik der Dritten Welt gegenüber der Entwicklungspolitik der Industriestaaten stärker . 1974 verabschiedete die UNO gegen die Stimmen der führenden westlichen Industrienationen die Erklärung über die Errichtung einer neuen internationalen Wirschaftsordnung.


Forderungen :

Die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Staaten soll auf der Basis der vollen , beständigen und unantastbaren Souveränität der Staaten erfolgen. Jeder Staat hat seine eigene Souveränität über seine Bodenschätze und seine gesamte wirtschaftliche Tätigkeit .

Stabilität der Rohstoffpreise muß gewährleistet sein.

Entwicklungsländer sollen das Recht bekommen sich zu sogenannten Produzentenkartellen zusammenzuschließen, um notwendig werdende Preiserhöhungen von Rohstoffen durchzusetzen

Steigerung der Rohstoffverarbeitung in der Dritten Welt

Abbau von Zollschranken für Dritte Welt Waren

Tätigkeit der sogenannten Multikonzerne muß kontrolliert und an die nationalen Entwicklungspläne angepaßt werden.

Nahrungsproduktion muß gesteigert werden.

Alle Staaten werden aufgefordert ,die Vergeudung von Gütern der Natur, einschließlich der Nahrungsmittel, zu beenden.

3.2 Das Konzept der Abkoppelung der Entwicklungsländer vom Weltwirtschaftssystem

Noch radikaler als in der neuen Weltwirtschaftsordnung hat eine Gruppe von Autoren die Entwicklungspolitik der Industrienationen angeprangert . Sie gehen davon aus, daß sich die wirtschaftliche und soziale Situation der Masse der Bevölkerung in der Dritten Welt immer mehr verschlechtert. Profitiert haben von der Entwicklungspolitik nur die dünne Oberschicht der Metropolen der Entwicklungsländer und die Großgrundbesitzer. Dagegen ist es nicht gelungen die Zunahme der absoluten Armut bei der breiten Masse der Bevölkerung zu verhindern . Die Entwicklungspolitik war an der Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums und der Anhebung des Bruttosozialprodukts orientiert . Diese berücksichtigt aber nicht die ungerechte Verteilung des Einkommens , Eigentums und Machtbefugnisse.

Ursache für die Vertiefung der Kluft zwischen arm und reich ist die Abhängigkeit der Dritten Welt von der industriellen Gesellschaft. Die Dritte Welt ist abhängig, da sie nur billige landwirtschaftliche Produkte und Rohstoffe liefern kann und ein Reservoir von billigen Arbeitskräften darstellt. Die Dritte Welt muß sich frei machen von der Vorstellung, daß eine Industrialisierung die große Chance zur Verminderung des sozialen Elends ist .

Sie müssen selbst einfache Güter produzieren und zwischen den Entwicklungsländern untereinander Handel betreiben.


Wichtig ist vor allem die Produktion in der Landwirtschaft. Die fortschreitende Ausbeutung der Entwicklungsländer durch die Industrienationen kann nach Auffassung der Autoren gebremst werden , wenn die Dritte Welt einen eigenen Entwicklungsweg einschlägt .

Beispiele hierfür sind China ,Nordkorea, Tanzania und Kuba

In diesen Ländern wird versucht, einen selbstständigeren und langsameren Entwicklungsprozeß einzuleiten , bei dem alle Schichten der Bevölkerung zumindest ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Obdach, Arbeitsplatz und Bildung befriedigen können .

3.3 Das Festhalten am Status quo

Die Industrienationen lehnen weitgehend die neue Weltwirtschaftsordnung ab und erst recht die Strategie der Abkoppelung.

Anfang der 70-er Jahre führten die Industrieländer ohne die USA Zollvergünstigungen für Produkte der Entwicklungsländer ein. Diese Zollvergünstigungen konnten aber nur reiche Entwicklungsländer nutzen, dadurch verschärfte sich das Industrialisierungsgefälle unter den Entwicklungsländern. Dies ist ein Vorteil für große Konzerne, die jetzt in Niedriglohnländer der Dritten Welt ihre Produktion verlagern. Dadurch haben jetzt nichtindustriell arbeitende Handwerkerbetriebe keine Chancen mehr.

4. Perspektiven für die 80-er Jahre (Ausgleichsstrategie )

Die Aufholungsstategie der ersten Entwicklungsdekade hat versagt . Aus der heutigen Sicht mußte sie versagen, weil es nicht möglich sein kann, daß die begrenzten Vorräte der Erde an Boden und Rohstoffen jedem Menschen zu Teil werden, weil nicht jeder Mensch den Durchschnittsanspruch und den Durchschnittsverbrauch haben kann , wie ein Europäer und Amerikaner dies derzeit haben. Es ist längst klar, daß die Industrieländer mehr Vorräte der Erde für sich beanspruchen und daß für die anderen nicht mehr gleich viel übrig bleibt.

Eine Antwort soll die Grundbedürfnisstrategie bringen. Diese soll vor allem den Armsten der Armen das verschaffen, was sie zu einem menschenwürdigeren Leben brauchen wie Nahrung, Obdach, medizinische Versorgung und demokratische Mitbestimmung. Sie erreicht damit wenig Entwicklung für viele statt viel Entwicklung für wenige. Die Industriezentren erleben eine Produktionssteigerung und trotzdem bleibt die breite Bevölkerung arm. Die allgemeine Not könnte gelindert werden, wenn die Industrieländer nur einen Bruchteil abgeben würden . Deshalb beseitigt die Grundbedürfnisstrategie die Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten auf Dauer bei dieser Weltlage nicht .

Für die 80-er und 90-er Jahre muß deshalb eine Ausgleichsstrategie angestrebt werden, die besagt, daß die Industrieländer ihr ständiges industrielles Wachstum beenden und Rohstoffe sparsamer verbrauchen und wiederverwerten. 1980 wurde ein Bericht der Unabhängigen Kommission für Internationale Entwicklungsfragen mit dem Titel "Das Überleben sichern''veröffentlicht. Es ist deshalb konsequent, wenn "Brot für die Welt ' zur Verbreitung des Gedankens der Ausgleichssrategie '' die "Aktion e '' ins Leben gerufen hat .

Die Antworten der Kirchen

Ende der 50-er Jahre reagierten nicht nur die Staaten, sondern auch die Kirchen auf die Hungersnöte. Die katholische Kirche gründete mit dem Motto Misereor, wie die evangelische Kirche Brot für die Welt eine Spendenaktion. Seit 1962 gibt es eine evangelische und katholische Zentralstelle für Entwicklungshilfe, die bestimmte kirchliche Entwicklungsprojekte fördert. 1966 auf der Weltkirchenkonferenz rückte die Frage nach den Ursachen der Armut der Dritten Welt in den Vordergrund. Im Zusammenhang damit wurde die Verpflichtung der Kirchen zu den Ungerechtigkeiten des Weltwirtschaftssystems Stellung zu nehmen betont. 1967 wurde das Engagement für die Dritte Welt mit dem Einsatz für den Weltfrieden gleichgesetzt.

Gefordert wurden von der Kirche schon 1968, vor dem Pearson-Bericht Programme zur gerechten Neuverteilung des Eigentums in den Entwicklungsländern und die politischen Strukturen sollten sich in den Industrienationen ändern, damit sie von den Tendenzen zur Ausbeutung und Beherrschung der ärmeren Nationen befreit werden. Als Ergebnis der Uppsalakonferenz wurde beschlossen 3-5% der Kirchensteuermittel für Aufgaben der Entwicklungshilfe bereit zu stellen. 1976 erklärte die evangelische und die katholische Kirche, daß das System der Weltwirtschaft zugunsten der Dritten Welt verbessert werden muß. Angesichts der immer größeren Kluft zwischen arm und reich fragen die Kirchen, ob nicht schon heute die reichen Länder ihren Konsum im Interesse weltweiter sozialer Gerechtigkeit reduzieren müßten.

Der LernprozeßBrot für die Welt

Die Zielsetzung der kirchlichen Entwicklungspolitik in den Jahren 1958-1980 läßt sich in 5 Phasen einteilen .

1. Phase

Industrialisierung als Allheilmittel

Brot für die Welt stellte Ausbildungsstätten zur Verfügung, um die Industrialisierung voranzutreiben, dies konnte aber die Armut und den Hunger der Massen nicht beseitigen.

2. Phase

Ertragssteigerung in der Landwirtschaft Brot für die Welt stellte Musterfarmen zur Verfügung, bildete Bauern aus, um eine Ertragssteigerung zu erlangen, aber die Bauern waren überfordert .

3. Phase

Entwicklung der Landwirtschaft durch Unterstützung von Kleinstbauern, dies war aber nur gut für Landbesitzer und nicht für Landlose, was zu sozialen Spannungen führte.

4. Phase

Multisektorale ländliche Entwicklung Man versuchte jetzt Regionen in allen Bereichen zu fördern, aber man dachte nicht an Veränderungen der strukturellen Verhältnisse und an die Befreiung von lähmenden Abhängigkeiten.

5. Phase

Organisierung der Armen als Grundlage für die ländliche Entwicklung Fortschritt gibt es nur, wenn die Armen ein Bildungsangebot und Bewußtseinsbildungsangebot bekamen. Dies versuchte Brot für die Welt in den letzten Jahren.

Falls Sie weitere Informationen möchten, können Sie die Internetseite des Lessinggymnasiums zum Unterrichtsfach Gemeinschaftskunde benutzen.







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