Nicaragua
Nicaragua ist größte Republik in Mittelamerika, jedoch zugleich auch nach Haiti das zweitärmste Land Lateinamerikas. Es ist begrenzt im Norden durch Honduras, im Osten durch das Karibische Meer, im Süden durch Costa Rica und im Westen durch den Pazifischen Ozean. Nicaragua hat eine Fläche von 120 254 Quadratkilometern, das eineinhalb mal Österreich entspricht.
Land
Das Land teilt sich von West nach Ost in drei große Regionen: die Pazifikregion, das zentrale Bergland und die Atlantikregion .
Die Pazifikregion
Diese ist ein großes Becken, das sich im Westen befindet und erstreckt sich von der Küste bis zu den beiden großen Seen; dem kleineren dessen Fläche 1750 km² beträgt, der Lago Xolotlán = Managuasee und dem größte See Mittelamerikas mit einer Fläche von 9500 km² und einer Länge von 160 km, der Lago Cocibolca = Nicaraguasee. Seine Besonderheit sind die vielen kleinen idyllischen Inseln und Süßwasserhaie die in diesem See leben. Die beiden Seen sind über den Fluss Tipitapa miteinander verbunden. Eine Vulkankette, mit etwa 25 Vulkanen, liegt zwischen den beiden Seen und der Pazifikküste. Die derzeit aktivsten Vulkane sind der Cerre Negro (675m brach 1992 zum letzten Mal aus), der Masaya (850m ist eine Touristenattraktion, dessen Krater ist leicht mit Auto erreichbar), der Momotombo (1.280m mit einem geothermischen Kraftwerk) und der Concepción (1.610m).
Deshalb gibt es in diesem seismisch unruhigen Gebiet häufig Erdbeben. Der Boden an der Pazifikseite ist am fruchtbarsten. Deshalb befinden sich hier auch die wichtigsten Städte des Landes: Managua die Hauptstadt, Leon, Granada und Masaya.
Das zentrale Bergland
Die Hochländer Nicaraguas liegen durchschnittlich 610 Meter hoch und durchziehen das Land von Nordwesten nach Südosten. Verschiedene Gebirgsketten zerschneiden die Hochländer von Osten nach Westen. Höchste Gebirgskette mit über 2 100 Metern ist die Cordillera Isabellia, an der Grenze zu Honduras.
Die Atlantikregion
Im Osten dehnt sich die Karibische Küstenebene, die Moskitoküste, rund 72 Kilometer landeinwärts aus; sie ist teilweise mit Regenwald bewachsen, in dem inzwischen viel abgeholzt worden ist. Etliche Flüsse durchziehen diese Landschaft. Die vier größten Flüsse sind der San Juan (der den Nicaragua-See Richtung Atlantik entwässert), der Rio Coco (der Grenzfluss zu Honduras, der mit 725 km längste und größte Fluss Zentralamerikas ist), der Escondido (der die einzige Verbindung zu der Karibikstadt Bluefields darstellt, da die gesamte Atlantikregion verkehrsmäßig sehr schlecht erschlossen ist, und ist 102 km flussaufwärts, bis Ciudad Rama, schiffbar) und der Río Grande. Diese vier münden alle in das Karibische Meer.
Klima
Das Klima in den Küstenregionen Nicaraguas ist tropisch, mit einer mittleren Temperatur von 25,5 °C. Die Regenzeit dauert von Mai bis Oktober, und entlang der karibischen Küsten liegt der jährliche Niederschlag im Durchschnitt bei 3 810 Millimetern. In den höheren Lagen des Landesinneren bewegt sich die Temperatur zwischen 15,5 und 26,5 °C. Die Niederschläge sind höher als in den Küstenregionen, auch in der Trockenzeit ist es hier noch grün. Durch unkontrollierte Abholzung verschiebt sich jedoch die "Grüne Grenze" jedes Jahr weiter nach Norden.
Flora und Fauna
In Nicaragua findet man tropische und subtropische Pflanzenarten. Dichte Regenwälder stehen entlang der Karibikküste und an den Osthängen der Hochländer. Eichen, Kiefern, Zedern, Balsam- und Mahagonibäume, wilde Gummibäume sowie etwa 50 verschiedene Arten von Obstbäumen wachsen hier.
Zur Tierwelt Nicaraguas zählen Puma, Hirsch, einige Affenarten, Alligatoren sowie eine Vielzahl anderer Reptilien. Papageien, Kolibris und wilde Truthähne finden hier ihren Lebensraum.
Bevölkerung
Rund 77 Prozent der nicaraguanischen Bevölkerung sind Mestizen, rund zehn Prozent sind Weiße und der Rest besteht aus Indios (vier Prozent) und Schwarzen (neun Prozent). Minderheiten sind die Miskitos, die Rama, die Sumus und die Garifuna.
Jugendliche und Kinder
46% der nicaraguanischen Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre. 15 - 24-Jährige machen weitere 20% der Bevölkerung aus. Da sich die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation drastisch verschlechtert hat, die Möglichkeiten für Bildung, Arbeit oder kulturelle und sportliche Freizeitgestaltung sehr gering oder gar nicht vorhanden sind und viele Kinder und Jugendliche familiäre Probleme haben, und sich als Straßenkinder selbst irgendwie durchbringen wollen, neigen diese zu Prostitution, Diebstahl und Drogenhandel.
Frauen machen 52% der Bevölkerung aus. Im Durchschnitt hat jede Frau 4,9, in ländlichen Gebieten sogar 9 Kinder. Die Hälfte aller Erstgebärenden sind jünger als 18 Jahre alt, womit Nicaraguanerinnen im zentralamerikanischen Durchschnitt die jüngsten Mütter mit den meisten Schwangerschaften sind. Laut offiziellen Statistiken sterben 17 von 1.000 Frauen während einer Geburt, ein Drittel davon durch illegale Abtreibungsversuche. Die zweite Todesursache ist der Gebärmutterkrebs, verursacht durch häufige und kurz aufeinanderfolgende Schwangerschaften. 25% aller Haushalte werden von Frauen geführt, in vielen Gebiet, z.B. im Industriesektor von Managua, sind sogar 70% der Frauen alleinerziehende Mütter.
Das ist einerseits auf den traditionellen, sehr stark ausgeprägten Machismus zurückzuführen: Dieser sagt aus, daß es für eine Mann keine Schande ist Schande seine Frau zu verlassen oder zwei, drei Familien hinter- oder nebeneinander zu gründen. Im Gegenteil, es ist ein Beweis der Männlichkeit. Für die finanzielle Absicherung der Kinder sind die Väter zwar gesetzlich verpflichtet, in der Praxis wird diese Verpflichtung jedoch selten eingehalten. Deshalb muß die Frau in den meisten Fällen selbst um ihre Kinder kämpfen, und das, obwohl sie im Durchschnitt ein geringeres Ausbildungsniveau besitzt als der Mann. Auch die Arbeit der Frauen ist im allgemeinen schlechter bezahlt als die der Männer. Eine wesentliche Rolle im Kampf um die Rechte der Frauen in der Revolution spielte die Frauenorganisation AMNLAE.
Aktuell ist jedoch das Bildungsprojekt miriam zur Frauenförderung, Österreich-Nicaragua. Miriam hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen, die sich in einer schwierigen Lage befinden, ihren Schulabschluß bzw. ihre berufliche Ausbildung zu ermöglichen und vergibt zu diesem Zweck monatliche Stipendien. Die meisten Stipendiatinnen sind Alleinerzieherinnen, müssen sich und ihre Kinder allein und können oft deswegen die Bildungsmöglichkeiten nicht voll ausschöpfen. Der finanzielle Druck zwingt viele Frauen noch mehr oder zusätzlich zu arbeiten. Dazu kommt noch das Problem des "Mechismo" mit all seinen negativen Auswirkungen auf sozialer wie auf individueller Ebene.
Nicaragua hat etwa 4,3 Millionen Einwohner; die Bevölkerungsdichte beträgt 36 Einwohner pro Quadratkilometer. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 65 Jahren für Männer und 68 Jahren für Frauen. Ungefähr 60 Prozent der Bevölkerung leben an der Pazifikküste im Westen; der Verstädterungsgrad liegt bei 55 Prozent. Über die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, fast 20% in extremer Armut. Die Arbeitslosigkeit beträgt 60%, in einigen Gebieten sogar 90. 40% davon sind alleinerziehende Mütter, von denen sich so manche durch Prostitution durchbringen müssen.
Wichtige Städte
Managua, die Hauptstadt und kommerzielles Zentrum, hat etwa eine Million Einwohner. In León leben 170 500 Menschen; die Stadt im Hinterland der Pazifikküste ist ein wichtiges religiöses und kulturelles Zentrum. Granada (90 000 Einwohner) ist die Endstation der Eisenbahnstrecke, die im Haupteinfuhrhafen Corinto (25 000 Einwohner) an der Pazifikküste beginnt.
Sprache und Religion
Spanisch ist die Amtssprache Nicaraguas. An der Atlantikküste wird jedoch vermehrt Englisch gesprochen. Neben diesen zwei Sprachen gibt es noch etliche Indianersprachen.
Fast 90 Prozent der Bevölkerung sind römisch-katholisch; Protestanten sind in nur geringer Zahl vertreten, da die katholische Kirche starken Einfluß auf die Regierung hat. Neuerdings steigt die Zahl der Protestanten immer mehr. In der Atlantikregion ist die mährische Kirche die wichtigste.
Nebenbei gibt es noch zahlreiche Sekten und Kleinkirchen wie zum Beispiel: Mormonen, Zeugen Jehovas und ähnliche. Gute Verhältnisse zur sandinistischen Regierung haben vor allem evangelische Großkirchen wie Baptisten und Methodisten.
Bildung und Kultur
Lediglich die sechsjährige Volksschule ist für fast alle sozialen Schichten zugänglich. Deshalb besteht vom sechsten bis zum 13. Lebensjahr Schulpflicht für Grund- und weiterführende Schulen in Nicaragua. Dies entstand erst nach der Alphabetisierungskampange 1980. 1971 waren 78% der Bevölkerung in Nicaragua Analphabeten. Vier Monate lang integrierten sich über 100.000 Jugendliche aus allen sozialen Schichten in Alphabetisierungbrigaden und verteilten sich über das ganze Land und lehrten das ABC und das Einmaleins. Mit diesen vereinten Anstrengungen konnte die AnalphabetInnenrate 1981 vorübergehend auf 12,9% gesenkt werden.
Innerhalb von zwei Jahren wurde die Zahl der Grundschulen verdoppelt. Trotz der Schulpflicht werden jährlich 200.000 Kinder nicht eingeschult. Deshalb stiegt die Analphabetenrate immer weiter an. 1985 betrug sie 25%, 1993 29,3%, 1995 34%. Wenn dieser Zustand andauert wird es im Jahr 2000 eine Analphabetenrate von 45% geben.
Eine weiterführende Schulbildung ist für den Großteil der Bevölkerung schwer erreichbar. An den Hochschulen des Landes sind nur ungefähr 25 500 Studenten eingeschrieben. Die Nationale Autonome Universität von Nicaragua (1812) befindet sich in León; die Zentralamerikanische Universität (1961) und die Technische Universität von Nicaragua (1967) sind beide in Managua.
Kunst und Musik
Wie in anderen lateinamerikanischen Ländern, spiegelt auch die Kultur Nicaraguas spanisches Kulturgut wider, hat jedoch im Laufe von Jahrhunderten eine eigenständige Kultur entwickelt, die sich sehr wohl von den Nachbarstaaten unterscheidet, auch wenn einige gemeinsame Elemente bestehen. Die Nicaraguaner behaupten gerne, dass ihr Land ein Volk der Dichter, Musiker und Künstler hervorgebracht habe, wie zum Beispiel Rebén Darío (Ein Künstler, dessen Verse jedes Kind auswendig kennt, und dessen Werk maßgebend die Strömung des Modernismus prägte.), Ernesto Cardenal, Gioconda Belli. Eine Besonderheit in ihrer Kultur ist der Zeitbegriff. Sie nehmen es mit Versprechungen und Pünktlichkeit nicht so genau. Sie haben eine künstlerische Ader und denken fast nur an jetzt und heute.
Die Nicaraguaner veranstalten viele Feste zum Gedenken an örtliche Heilige und kirchliche Feiertage. Die Marimba (großes, hölzernes Xylophon) ist populär, und auf dem Land werden alte Instrumente wie die Chirimía (Klarinette), Maraca (Rassel) und Zul (Flöte) gespielt.
Medien
Zu den wichtigen Tageszeitungen gehören Barricada, La Gaceta Diario Oficial, Nuevo Diario und La Prensa, alle in Managua, sowie El Centroamericano, die in León veröffentlicht wird.
Verwaltung und Politik
1979 setzte die neu gebildete Regierung des Nationalen Wiederaufbaus die Verfassung von 1974 außer Kraft. Die Wahlen im November 1984 brachten die Rückkehr zu einen zivilen Herrschaft; eine neue Verfassung trat 1987 in Kraft.
Exekutive
Nicaragua wurde von 1979 bis November 1984, als Präsident und Vizepräsident gewählt wurden, von einer Junta (Regierungsausschuß) regiert. Der Präsident ist in Personalunion Regierungschef und Staatsoberhaupt.
Legislative
Unter der Regierung des Nationalen Wiederaufbaus war der Staatsrat, der aus 47 Mitgliedern bestand, das Hauptorgan der Legislative. 1984 übernahm eine aus 96 Mitgliedern bestehende Nationalversammlung diese Funktion.
Judikative
Höchstes Gericht Nicaraguas ist der Oberste Gerichtshof mit Sitz in Managua. Im Land gibt es einige Gerichte der unteren Instanzen.
Kommunalverwaltung
Nicaragua ist in sechs Regionen und drei Sonderzonen unterteilt.
Politik
In den achtziger Jahren war die Nationale Sandinistische Befreiungsfront (Frente Sandinista de Liberación Nacional, FSLN) die führende politische Partei Nicaraguas. Diese war 1962 gegründet worden. Die meisten Parteien, die sich 1984 zur Wahl stellten, waren Verbündete der Sandinisten; einige Oppositionsgruppen boykottierten die Abstimmung. Bei den Wahlen im Februar 1990 gewann eine antisandinistische Koalition, die Nationale Union der Opposition (Unión Nacional Opositora, UNO), einen entscheidenden Sieg.
Verteidigung
Die Armee umfasste zu Beginn der neunziger Jahre etwa 73 500 Soldaten. Bei der Marine dienen 3 500, bei der Luftwaffe 3 000 Soldaten. Die antisandinistische Regierung, die 1990 gewählt wurde, fing mit der Reduzierung der Truppenstärke an, als die Guerillas der Contras entwaffnet wurden, und bis 1995 war der Personalbestand der Armee auf rund 17 000 Personen gekürzt worden.
Wirtschaft
Bis Ende der siebziger Jahre wuchs die Wirtschaft in beträchtlichem Umfang; dann störten Bürgerunruhen die Wirtschaftstätigkeit. Die Auslandsverschuldung, die mit 12 Milliarden Dollar die höchste Pro-Kopf-Verschuldung der Welt ist, und die Hyperinflation stiegen immer mehr an. 1990/91 gab es zweimal pro Woche eine Geldentwertung, deshalb mußten sie sogar 10-Miollionenscheine in ihrer Währung drucken mußten. Diese Inflation wurde durch einen rigorosen Sparkurs unter Kontrolle gebracht. Durch Anpassung der Wirtschaftsmaßnahmen an die Vorstellungen des IWF und Weltbank sowie Verhandlungen über anstehende Schulden standen die Türen für neue Kredite und Hilfspakete wieder offen. Dieses Wirtschaftsprogramm sieht vor allem die Wiedereinführung der freien Marktwirtschaft unter dem Rentabilitäts- und Wettbewerbsprinzipien sowie starke Einschränkungen im sozialen Bereich vor.
Außerdem wurden für bis dahin subventionierte Leistungen der öffentlichen Hand (Strom, Wasser, Schulunterricht, Gesundheitswesen, öffentlicher Transport etc.) die Tarife zum Teil bis zu den Realkosten erhöht, die Mehrwertsteuer wurde von 10% auf 15% hinaufgesetzt. Gleichzeitig wurden die Löhne eingefroren und Kosten für die Grundnahrungsmittel erhöht. Deshalb setzte eine drastische Reduzierung der Kaufkraft ein und ein Großteil der Bevölkerung rutschte unter die Armuts- bzw. Elendsgrenze. Da aber nur 10 - 15% der erhaltenen Auslandshilfe für die Produktion eingesetzt wurde, die Firmen veraltet sind, das Ausbildungsniveau sehr niedrig ist, keine Forbildungsmöglichkeiten gibt und es an Investitionen fehlt gehen immer mehr Kleinbetriebe in Konkurs und die Arbeitslosigkeit steigt immer mehr. Deshalb wurde die CONAPI, die Kammer für das Kleingewerbe in Nicaragua, gegründet um in Not geratenen Betrieben zu unterstützen und Arbeitsplätze zu sichern.
Die Landwirtschaft ist die größte Stütze der Wirtschaft, doch sind besonders in Managua moderne Fertigungsindustrien gegründet worden. Wichtigster Bodenschatz des Landes ist das Gold. Wichtig sind auch Kautschuk, Edelhölzer, Kiefernvorkommen.
Landwirtschaft
In der Landwirtschaft arbeitet rund ein Drittel aller Erwerbstätigen. Der Boden ist durch abgelagertes vulkanisches Material äußerst fruchtbar. Hauptagrarerzeugnisse für den Handel sind Kaffee, Baumwolle und Bananen. Weitere Erntegüter sind Zuckerrohr, Mais, Mohrenhirse, Reis, Bohnen und Orangen. Nicaragua gehört zu den führenden Rinderzuchtländern in Mittelamerika. Die Landwirtschaft befindet sich jedoch ebenfalls in der Krise, was auf mehrere Gründe zurückzuführen ist: Hohe Produktionskosten: Da die Einfuhrzölle so hoch sind.
Politik der freien Marktwirtschaft: Trotz einer Überschußproduktion der Grundnahrungsmittel werden zusätzlich noch welche importiert. Niedrige Preise am Weltmarkt: Die Preise der Hauptexportgüter wie Kaffee, Baumwolle und Rindfleisch waren sehr billig und viele Farmer konnten mit diesen Preisen nach Kriegsende nicht mithalten.
Bewaffnete Auseinandersetzungen: Große Teile des Kaffeeanbaugebietes liegen in CONTRA-Gebieten, und dort ist es keine Seltenheit, wenn Erntearbeiter überfallen werden, Vieh in großem Ausmaße gestohlen wird etc.
Landstreitigkeiten: Es streiten mindestens fünf Gruppen um den Landbesitz ehemaliger Bauernhöfe. Diese Konflikte werden auch nicht selten gewaltsam gelöst, somit wird die Situation immer chaotischer.
Naturkatastrophen: In Nicaragua gibt es viele Überschwemmungen, Erd- und Seebeben, Vulkanausbrüche, Wirbelstürme und Trockenheiten. Neben dem Ernteausfall werden dadurch auch tausende Hektar Land auf Jahre verwüstet.
Forstwirtschaft und Fischerei
Rund 29 Prozent der Landesfläche Nicaraguas sind bewaldet, dies entspricht in etwa 35.000 km². 1950 waren es noch 70.000 km². Da die Abholzung ca. 150.000 Hektar pro Jahr beträgt und die Aufforstungsrate nur 1% beträgt wird es im Jahr 2020 in Nicaragua keinen Wald mehr. Daraus ergibt sich auch ein Wassermangel in großen Teilen des Landes, trotz der vielen Flüsse, da 35% durch chemische Abwässer so stark kontaminiert wurden, dass jegliches pflanzliches und Tierisches Leben ausgestorben ist. Nutzholz wird vor allem entlang der Hauptflüsse, die ins Karibische Meer fließen, gewonnen.
1961 wurde die gewerbliche Fischerei von der Regierung verstaatlicht. Garnelen und Flusskrebse sind für den Handel am wichtigsten.
Industrie
Rund 21 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet der Fertigungssektor, der Zement, Chemikalien, Erdölprodukte und Verbrauchsgüter herstellt. Weiterhin gibt es die Kaffeeindustrie, Zuckerraffinerien und Textilfabriken, die einheimische Baumwolle verarbeiten.
Gesundheit
Die Oberschicht hatte eine gute medizinische Versorgung, wobei die ärmeren Schichten so gut wie keine hatten. 60%
der Armen haben keinen Zugang zu Trinkwasser, nur sehr wenige haben einen Anschluß an den Kanal oder Klärtank
und oft gibt es keine Müllabfuhr. 70% haben jedoch sogar einen Stromanschluß, heizen jedoch mit Holz, da ein
Elektro- oder Gasherd zu teuer ist. Dadurch und durch die prekäre hygienische Situation gibt es viele Krankheiten.
Die häufigsten sind Durchfall- und Atemwegserkrankungen sowie Infektionen. An Durchfall sterben circa 40% der
Kinder. Die Kindersterblichkeit an sich beträgt 7,2 %, im Osten des Landes sogar 11 - 12%. Zum Vergleich in
Österreich nur 1%. 85% der Bevölkerung sind von Parasiten befallen.
Währung und Außenhandel
Die Währungseinheit Nicaraguas ist der Córdoba zu 100 Centavos. Dies entspricht laut der Nationalbank vom Dezember 1998 1,05 öS. Die Außenhandelsbilanz ist negativ. Ausgeführt werden Kaffee, Baumwolle, Fleisch, Bananen und Gold. Eingeführt werden u. a. Brennstoffe, Maschinen und Konsumgüter. Haupthandelspartner sind die USA, die zentralamerikanischen Staaten und Venezuela.
Verkehrswesen
Nicaraguas Straßennetz ist rund 9 320 Kilometer lang; 384 Kilometer sind Teil des Pan-American Highway. Die Atlantikregion ist jedoch verkehrsmäßig sehr schlecht erschlossen. Das Eisenbahnnetz hat eine Länge von rund 345 Kilometern. Flugdienste im In- und Ausland bietet die staatliche Fluggesellschaft Aerolíneas Nicaragüenses (aeronica) an.
Energie
Rund 47 Prozent der Elektrizität werden in konventionellen Heizkraftwerken erzeugt, 25 Prozent stammen aus
Wasserkraftanlagen und 28 Prozent aus geothermischen Anlagen.
Geschichte
Christoph Kolumbus entdeckte 1502 die Küste Nicaraguas; die erste spanische Expedition unter Gil González Dávila kam erst 1522 und gründete einige Siedlungen. Ein zweiter Conquistador, Francisco Fernández de Córdoba, gründete 1523 die Stadt Granada und 1524 León.
Kolonialzeit
Pedrarias Dávila regierte in Nicaragua von 1526 bis 1531. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts wurde das Land nach einer Phase intensiver Rivalität und des Bürgerkrieges unter den spanischen Eroberern in das Generalkapitanat Guatemala integriert. Im 18. Jahrhundert verbündeten sich die Briten informell mit den Miskito-Indianern. Damit forderten sie die spanische Vormachtstellung stark heraus. Um die Mitte des Jahrhunderts wurde die Moskitoküste als britisches Einflussgebiet angesehen. Der Krieg von Nicaragua zur Zeit der Amerikanischen Revolution beendete die britischen Versuche, dauerhaft im Land Fuß zu fassen.
Unabhängigkeit
Der Kampf um Unabhängigkeit begann am Anfang des 19. Jahrhunderts. 1821 erklärte Nicaragua seine Unabhängigkeit von Spanien. Ein Jahr später wurde es Teil des Mexikanischen Reiches von Agustín de Iturbide. 1823, nach Iturbides Sturz, schloss es sich der Zentralamerikanischen Konföderation an.
Streitigkeiten zwischen Liberalen in León und den Konservativen in Granada wurden kennzeichnend für die Politik Nicaraguas. Die Liberalen kämpften für die Errichtung einer unabhängigen Nation; 1838 erklärten sie Nicaragua zur unabhängigen Republik. Bürgerliche Streitigkeiten hielten an, und 1855 beauftragen die Liberalen William Walker, einen amerikanischen Abenteurer, mit der Führung ihrer Truppen. Er nahm Granada 1855 ein; 1856 wurde er Präsident von Nicaragua. Walker flüchtete 1857, bedrängt durch seine konservativen Gegner, aus dem Land.
Amerikanische Einmischung
1893 kam José Santos Zelaya, der Führer der Liberalen, an die Macht. Er blieb während der folgenden 16 Jahre Präsident und herrschte als Diktator. Zelaya wurde 1909 aus dem Amt gedrängt, nachdem Adolfo Díaz zum vorläufigen Präsidenten gewählt worden war. Nach einer Revolte gegen seine Regierung 1912 bat Díaz die Vereinigten Staaten um Militärhilfe zur Aufrechterhaltung der Ordnung; es landeten US-Marineeinheiten.
Gemäß dem Bryan-Chamorro-Vertrag von 1916 zahlten die Vereinigten Staaten drei Millionen US-Dollar an Nicaragua, für das Recht, einen Kanal vom Atlantischen zum Pazifischen Ozean zu bauen, die Große und Kleine Corn-Insel zu mieten und einen Marinestützpunkt in Golf von Fonseca zu gründen. Diese Vereinbarung führte zu Protesten in einigen mittelamerikanischen Ländern und zu einem antiamerikanischen Guerillakrieg in Nicaragua. Eine amerikanische Marinetruppe blieb bis 1925 im Land stationiert. Als die amerikanische Marine das Land verließ, kam es zu Aufständen, und die amerikanischen Truppen kehrten 1926 zurück. Unter amerikanischer Aufsicht wurde 1928 gewählt, und General José María Moncada, ein Liberaler, wurde Präsident.
Der liberale Führer, Augusto César Sandino, führte einige Jahre lang einen Guerillakrieg gegen die US-Truppen. Die amerikanischen Marinetruppen wurden 1933 abgezogen; zurück blieb die Nationalgarde unter Führung von Anastasio Somoza. Somoza ließ Sandino töten und wurde 1937 zum Präsidenten gewählt. Während der nächsten 20 Jahre behielt Somoza die Kontrolle über Nicaragua.
Somozas Familienherrschaft
Nicaragua erklärte am 9. Dezember 1941 den Achsenmächten den Krieg. Im Juni 1945 wurde es Mitglied der Vereinten Nationen. Es trat der Organisation Amerikanischer Staaten 1948 bei und schloss sich 1951 der Organisation der Zentralamerikanischen Staaten an. 1956 wurde Anastasio Somoza ermordet. Nachfolger wurde sein Sohn Luis Somoza Debayle, der zunächst die Amtszeit seines Vaters beendete und dann selbst zum Präsidenten gewählt wurde. 1967 wurde Anastasio Somoza Debayle, der jüngere Sohn des früheren Diktators, zum Präsidenten gewählt.
Im August 1971 setzte die Legislative die Verfassung außer Kraft. Bei Wahlen für eine verfassunggebende Versammlung im Februar 1972 gewann Somozas Liberale Partei. Im Mai beschränkte sich Somoza auf das Amt des Oberbefehlshabers der Streitkräfte. Am 23. Dezember 1972 wurde die Hauptstadt Managua durch ein Erdbeben zerstört; rund 6 000 Personen kamen ums Leben, 20 000 wurden verletzt. Es wurde das Kriegsrecht verhängt, und Somoza wurde wieder Staatschef. 1974 wurde er offiziell zum Präsidenten gewählt.
Aufstand der Sandinisten
Anfang 1978 wurde Pedro Joaquín Chamorro, lange Zeit der lauteste Gegner Somozas, ermordet. Somoza wurde beschuldigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben; der wachsende Widerstand der Bevölkerung gegen das Somoza-Regime weitete sich im Januar 1978 zu einem Bürgerkrieg aus. Die Truppen der Somoza-Gegner wurden von der Sandinistischen Befreiungsfront angeführt, einer Guerillatruppe, die 1962 gebildet und nach Augusto Sandino benannt worden war. Im April 1979 befand sich das Land im Chaos. Die Vereinigten Staaten drängten Somoza, zugunsten einer gemäßigten Koalition zurückzutreten. Am 17. Juli 1979 floh er ins Exil, zunächst nach Miami, dann nach Paraguay, wo er 1980 ermordet wurde.
Die Sandinisten ernannten eine Junta, die das Land regieren sollte. Sie sah sich großen Schwierigkeiten gegenübergestellt und versuchte mit Hilfe der USA, die Wirtschaft anzukurbeln. Doch die Vereinigten Staaten brachen 1981 die Hilfe ab; fortan unterstützten sie die Contras, eine antisandinistische Guerillabewegung. 1982 unterzeichnete Nicaragua einen Beihilfevertrag mit der Sowjetunion. Nun begann ein Bürgerkrieg zwischen der sandinistischen Regierung und den Contras, der zahlreiche Tote forderte. Die Contras, die mit Hilfe des amerikanischen Geheimdienstes CIA operierten, wurden aus dem Land vertrieben.
Sie agierten von geheimen Stützpunkten in Costa Rica und Honduras aus. Die Wirtschaft wurde durch den Krieg schwer geschädigt; 1985 verhängte Präsident Bush eine Wirtschaftsblockade. Die Wahlen im November 1984 gewann der Präsidentschaftskandidat der Sandinisten, Daniel Ortega Saavedra, mit großer Mehrheit. Im Oktober 1985 verkündete er einen einjährigen Ausnahmezustand, der alle Bürgerrechte aufhob. Amerikanische Militärhilfen für die Contras lehnte der amerikanische Kongress 1985 ab. Im November 1986 wurde enthüllt, dass die Contras Gelder, die aus amerikanischen Waffenverkäufen an den Iran stammten, erhalten hatten (siehe Iran-Contra-Affäre). Im März 1988 vereinbarten die Contras und die Sandinisten einen Waffenstillstand. 1989 einigte man sich auf einen Friedensplan. Die Contras kehrten nach Nicaragua zurück und nahmen an demokratischen Wahlen teil.
Nicaragua in den neunziger Jahren
Bei Wahlen im Februar 1990, die unter internationaler Aufsicht stattfanden, gewann die Nationale Union der Opposition, eine von den USA unterstützte antisandinistische Koalition, die Mehrheit in der Nationalversammlung. Die Kandidatin der UNO, Violeta Barrios de Chamorro, wurde zur Präsidentin gewählt und löste Ortega ab. Im April wurde sie ins Amt eingeführt und begann sofort ein Wiederaufbauprogramm, entwaffnete die Contra-Rebellen, reduzierte die Stärke der Regierungstruppen und führte eine Währungsreform durch.
Präsidentin Chamorro behielt Humberto Ortega, den Bruder von Daniel Ortega, als Oberbefehlshaber der Armee im Amt. Damit wurde eine Wiederbewaffnung bei einigen Contra-Truppen ausgelöst. 1993 nahmen Truppen der Contras 38 Geiseln, um Ortegas Rücktritt zu erzwingen. Anhänger der Sandinisten antworteten darauf mit der Entführung des Vizepräsidenten und 32 weiterer Personen. Alle Geiseln waren bis August 1993 wieder freigelassen worden, und Humberto Ortega verließ im Februar 1995 die Armee.
Der Kandidat der rechtsgerichteten Liberalen Allianz (AL), Jose Arnoldo Aleman, gewann die nicaraguanischen Präsidentschaftswahlen vom 20. Oktober 1996. Aleman konnte sich gegen 21 Kandidaten durchsetzen, zu denen auch sein härtester Widersacher, der frühere Präsident Daniel Ortega Saavedra, der Kandidat der linksgerichteten Nationalen Sandinistischen Befreiungsfront (FSLN), gehörte.
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