Kolumbien
1. Natürliche Gegebenheiten
Allgemeine Daten
1.2. Geographische Lage
1.3. Klima
1.4. Geschichte
2. Endogene Ursachen der Entwicklungsdefizite
Politische Ordnung
Demokratie
Korruption
Gewalt
Wahlsystem
Traditionen, Kulturen und Werteordnungen
Bevölkerungsentwicklung
Kapital und Wirtschaft
2.8.1. Wirtschaftsentwicklung
2.8.2. Wirtschaftslage
2.8.3. Wirtschaftssektoren
2.8.4. Wirtschaftliches Umfeld
2.9. Weitere demographische und kulturelle Merkmale der Unterentwicklung
3. Exogene Ursachen
Kolonialismus
Außenwirtschaftliche Verhältnisse
Abhängigkeit
Globalisierung
Internationale Entwicklungshilfe
4. Der Plan Colombia
5. Hintergründe
La Violencia, die Geschichte der Gewalt in Kolumbien
Menschenrechtslage
Wahlen 2002
5.3.1. Der neue Präsident Alvaro Uribe Véléz
6. Zusammenfassung
7. Quellen
1. Natürliche Gegebenheiten
1.1. Allgemeine Daten
Staat: Republik Kolumbien - República de Colombia
Kontinent: Südamerika
Internationales Kfz-Zeichen: CO
Erstmals 1807 als Schiffsflagge für eine Expedition
gegen venezolanische Städte in Gebrauch, bis 1830 für Großkolumbien
übernommen, danach in verschiedenen, leicht abgewandelten Formen verwendet,
in heutiger Gestalt am 21.11.1861 durch den Präsidenten offiziell
eingeführt.
Landesflagge:
Das Wappen stammt
aus dem Jahre 1834. Es zeigt einen Granatapfel, das Symbol der Stadt
Granada in Spanien. Die Helmzier
stellt einen Kondor dar, der häufig in der Heraldik Südamerikas benutzt
wird. Um den Schild sieht man eine Phrygische Mütze und eine Karte der
Meerenge von Panama. Das nationale Motto unter dem Kondor lautet
'Libertad y Orden' ('Freiheit und Ordnung').
Staatswappen:
Nationalhymne: (Übersetzung der ersten Strophe)
O
unverwerlklicher Ruhm/
Oh unsterblicher Jubel! /
In den Furchen des Leidens /
keimt schon das Glück
Hauptstadt: Santafé de Bogotá, D.C.
Landessprache: Amtssprache Spanisch, außerdem 40 Indianersprachen
Staatsreligion: keine bestimmte Staatsreligion
Währung: 1 Peso = 100 centavos
Bevölkerung 41 564 000
Bevölkerungsdichte: 36, 4 Menschen je km2
Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung: Mestizen 58% ; Weiße 20% ; Mulatten 14% ;
Schwarze 4 %; andere 4 %
Religionszugehörigkeit: Katholiken 95,2% ; andere 4,8%
Größte Städte: Santafé de Bogotá 5 484 255 Einwohner ; Cali 1 874 176 Einwohner
Nationalfeiertag: 20. Juli, Tag der Unabhängigkeitserklärung an Spanien im Jahre 1810
Landesname: Das Land Kolumbien ist nach dem Entdecker Christoph Kolumbus
(1451-1506) benannt. Kolumbus hat die Region jedoch nie selbst betreten.
Staatsform: Präsidiale Republik
Staatsführung: Präsident Álvaro Urine, seit 2002
Regierungsführung: Präsident
Politisches System: Republik seit 1886, Verfassung von 1991.
Parlament mit 2 Kammern: Abgeordnetenhaus (165 Sitze) und Senat
(102 Sitze)
Dauer einer Legislaturperiode: 4 Jahre
Wahl: ab 18 Jahre, Direktwahl des Präsidenten
Parteien: Liberale Partei in Senat und Repräsentantenhaus 61%
Konservative Partei: Senat 26 %; Repräsentantenhaus 31%
Gewerkschaften: größter und einflussreichster Gewerkschaftsverband CUT, zerfällt in einen
gemäßigten und einen radikalen Flügel, ca 600 000 Mitglieder
Außenpolitik: wichtigster Wirtschaftspartner sind die USA, (Allianz gegen Drogen, Hilfe für
die Drogenbekämpfung)
Gerichtswesen: 1 Oberster Gerichtshof, 61 Bezirksgerichtshöfe, Gemeindegerichte
Zeitzone: MEZ -6 Stunden
Geburtenrate je 1000 Menschen: (Weltdurchschnitt: 25)
Todesrate je 1000 Menschen: (Weltdurchschnitt: 9,3)
Wirtschaftliche und soziale Kennziffern:
BIP (in US$) |
82,51 Mrd. |
Zuwachsrate (in %) |
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Anteil am BIP |
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Landwirtschaft (in %) |
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Industrie (in %) |
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Dienstleistungen (in %) |
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Arbeitslosigkeit (in %) |
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Inflationsrate (in %) |
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Staatseinnahmen (in US$) |
10,43 Mrd. |
Staatsausgaben (in US$) |
15,43 Mrd. |
Zahlungsbilanzdefizit (in US$) |
61 Mio. |
Auslandsverschuldung (in US$) |
34,54 Mrd. |
Devisenreserven (in US$) |
9 Mrd. |
Empfangene Entwicklungshilfe (in US$) |
301 Mio. |
Ausländische Direktinvestitionen (in US$) |
1,11 Mrd. |
Energieproduktion (in Tonnen ÖE) |
74,42 Mio. |
Energie-Export (in Tonnen ÖE) |
43,81 Mio. |
Energieverbrauch (in Tonnen ÖE) |
21,1 Mio. |
Anteile am Energieverbrauch |
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Kohle (in %) |
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Erdöl (in %) |
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Erdgas (in %) |
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sonstige (in %) |
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Bev.-Wachstum/Jahr: (in %) |
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Kindersterblichkeit: (in %) |
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Einwohner pro Arzt: |
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Durchschnittliches Tageseinkommen je Einwohner: 1,99 US$
Wichtigste Außenhandelspartner: Export: USA, EU, Japan ; Import: USA, EU, Brasilien,
Venezuela, Japan
Ausfuhrgüter: Erdöl, Kaffee, Kohle, Bananen, Schnittblumen
Industrie: Stoffe, Nahrungsmittelherstellung, Öl, Bekleidungs- - und Schuhindustrie,
Getränke, chemische Erzeugnisse, Metalle, Zement, Bergbau: Gold, Kohle,
Smaragde, Eisen, Nickel, Silber, Salz
Rohstoffe: Erdöl, Erdgas, Kohle, Eisenerz, Nickel, Gold, Kupfer, Smaragde
Verkehr: Schienennetz (3380 km), Straßennetz (115 564 km), davon 13 868 km befestigt, 11
internationale Flughäfen, 4 Haupthäfen Kommunikation: Staatliches Fernsehen mit 2
kommerziellen Sendern und einem Bildungskanal
Wichtigste Medien: Tageszeitungen, Lizenzfernsehen, Radio217 Fernsehapparate,
160
Telefone, 75 Handys, 5 Faxe, 26 PCs und 1 Internetzugang
je 1000
Einwohner
Umwelt/Tourismus: Geschützte Gebiete 8,2 % der Landesfläche. Rückgang des Tourismus
auf
Grund der unsicheren Lage
Weltkulturerbe: Hafen, Befestigungen und Baudenkmäler der Kolonialzeit, Nationalpark Los
Katjos, Archäologische Parks, Historisches
Zentrum von Santa Cruz de
Mompox
Sehenswürdigkeiten: Zipaquira-Salzmine und unterirdische Kathedrale, Guatevitasee
Gesundheit/Soziales: regionale Unterschiede in der Gesundheitsversorgung, Anteil des
Gesundheitsetats am Staatshaushalt: 8%
Bildung: Allgemeine kostenlose Schulpflicht von 6 bis 12 Jahren. Hochschulreife
nach 6
weiterführenden Jahren,
Bildungsetat 18%. Einschulungsrate 89,2%. 25 staatliche
Universitäten
Analphabetenrate:
Kultur: Seit der Kolonialzeit spanische Einflüsse. Wenig indianische Tradition
in der
kolumbianischen Kultur.
Armee: Allgemeine Wehrpflicht ( 1 bis 2 Jahre). 146 300 Mann ( Heer 82,7%,
Marine 12,3%,
Luftwaffe 5%). Militäretat
12,5 %
Anteil der Militärausgaben am BSP: 2,6% (Weltdurchschnitt 2,8% )
1.2. Geographische Lage
Die Republik
Kolumbien erstreckt sich von 12°31' nördlicher Breite und 4°13'südlicher Breite
bis 66°51' und 79°21' westlicher Breite. Die Gesamtfläche beträgt bei einer S-N
Ausdehnung von 1800 km und einer O-W Ausdehnung von 1000km also insgesamt 1,14
Mio. km2. Damit ist Kolumbien im Weltrang das 25. Land, was die
Größe betrifft.
Die Landesfläche setzt sich aus 44% Wald, 6% Ackerland und 26% Wissen und
Weiden zusammen. Die restlichen 24% sind bebaute Gebiete.
Die Republik Kolumbien befindet sich im Nordwesten Südamerikas und grenzt im Norden an Panamá (225 km Staatsgrenze) und das karibische Meer( 1610 km), im Osten an Venezuela (2 050 km) und Brasilien (1 643 km ), im Süden an Peru (1,4 km) und Ecuador (590 km) und im Westen an den pazifischen Ozean (1 290 km ). Die kurze Landesgrenze zu Panama trennt den Pazifik vom karibischen Meer ab. Somit ist Kolumbien das einzige Land mit einer Küste am karibischen Meer und am pazifischen Ozean.
Kolumbiens bedeutendster Fluss ist der Rio Magdalena. Er fließt von Süden zwischen den drei Hauptketten der Anden (Ostkordillere, Zentralkordillere, Westkordillere) hindurch und mündet in das karibische Meer. Die drei Gebirgsketten der Anden verlaufen etwa parallel von der ecuadorianischen Grenze nordwärts in Richtung Venezuela. Das Gebiet ist tektonisch sehr aktiv. So sind auch in jüngster Zeit schwere Erdbeben verzeichnet:
Am Montag, dem 25. Januar 1999 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6.0 den Westen Kolumbiens. Mindestens 1000 Personen kamen ums Leben. Die Zahl der Obdachlosen wird mit bis zu 200 000 angegeben.
Die Vulkane Nevado del Huila (5750 m) und Nevado del Tolima ( 5215 m ) gehören zur Zentralkordillere der Anden.
An der karibischen Küste befindet sich das isolierte Gebirgsmassiv der Sierra Nevada, das sich mit dem Pico Christóbal Colón bis zu einer Höhe von 5775 m erhebt. Die Gipfel der Anden und der Sierra Nevada sind von ewigem Schnee bedeckt. Die Baumgrenze liegt etwa bei 3050 m. Die Zentralkordillere geht rund 240 km südlich der Karibikküste in dschungelbedecktes Marschland über.
Östlich der Kordilleren befinden sich tropisch heiße Tiefländer, die nur spärlich besiedelt und fast unerforscht sind. Diese Ebene nimmt über die Hälfte der Landesfläche ein. Der Süden dieses Landstriches ist mit Dschungel bedeckt und wird von Nebenflüssen des Amazonas entwässert. Den Norden bilden weite Ebenen der Feuchtsavannen, durch die Nebenflüsse des Orinoco fließen.
Zwischen den Kordilleren liegen Hochebenen und fruchtbare Täler. Die großen Flüsse Rio Magdalena und Rio Cauca haben eine große Bedeutung als Verkehrsadern des Landes.
Das Land ist in 32 Regionen und den Hauptstadtbezirk Distrito Capital de Santafe de Bogota gegliedert.
1.3. Klima
In Kolumbien gibt es regional sehr unterschiedliches Klima. Das karibische Tiefland ist relativ trocken und wirbelsturmgefährdet. Am meisten Niederschlag fällt in den tropischen Regenwäldern der Pazifikküste und den zentralen Tälern des Amazonasbeckens, die in Savannengebiete der nördlichen Täler übergehen.
Allgemein liegt Kolumbien in der tropischen Zone zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis.
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Es gibt, wie man an den beiden Klimadiagrammen sehen kann, kaum eine jährliche Temperaturschwankung. Die Jahreszeiten sind, typisch für die Breitengrade, nicht ausgeprägt. Dagegen gibt es ein ausgeprägtes Tageszeitenklima. Die Temperatur ist jedoch von der geographischen Lage der Städte abhängig. Bogotà liegt sehr viel höher als San Andres und zeigt dementsprechend niedrige Temperaturen. San Andres dagegen hat eine Durchschnittstemperatur von fast 28°C.
Flora/Fauna:
Die Pflanzenwelt in Kolumbien ist ebenfalls sehr vielseitig. Neben Regen-und Nebelwäldern gibt es auch ausgedehnte Tundragebiete. An der karibischen Küste wachsen Mangroven und Kokospalmen. In den Waldgebieten, die sich in den mittleren Höhen über 51 Mio. ha erstrecken, befinden sich auch nutzbare Bäume wie Mahagoni, Guajakbaum, Eiche, Walnuss, Zeder, Kiefer und viele Arten von Balsabäumen. All diese Bäume sind forstwirtschaftlich nutzbar. Aus anderen tropischen Pflanzen wird Kautschuk und Chilcegummi, Vanille und andere Gewürze gewonnen. Weite Teile des Urwaldes sind jedoch den Siedlungen und der Landwirtschaft zum Opfer gefallen.
Auch die Tierwelt Kolumbiens ist sehr vielseitig. Es gibt größere südamerikanische Säugetiere, wie Jaguar, Puma, Tapir, Pekari, Ameisenbär, Faultier, Gürteltier und verschiedene Affenarten neben Rotwild. Kaimane, die früher in großer Zahl die Flussgebiete bevölkert haben, sind durch Bejagung selten geworden. In den tropischen Gebieten leben viele Schlangenarten. Zu den einheimlichen Vögeln gehören Kondor und Geier, Tukan, Papagei, Kakadu, Kranich, Storch und Kolibri. Den Vögeln wird ein gesichertes Vorkommen geboten, da es einige fruchtbare Tiefebenen gibt, aber nur 5% des gesamten Staatsgebietes landwirtschaftlich genutzt werden.
1.4. Geschichte
Übersicht:
Stand: August 2002
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Beginn der spanischen Kolonialisierung |
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Gründung Bogotás ( unter den Stadtgründern befand sich der Deutsche Nikolaus Federmann) |
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Besuch von Alexander von Humboldt in Kolumbien |
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Unabhängigkeit |
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Endgültiger Unabhängigkeitssieg Simon Bolívars und der Gründung der República de Colombia |
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Venezuela macht sich selbstständig |
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Ecuador abgetrennt |
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Gründung der vereinigten Staaten von Kolumbien |
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Proklamation der Republik Kolumbien |
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Loslösung von Panama |
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Bürgerkrieg (Violencia) |
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Militärregime des Generals Rojas Pinilla |
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Regierung der nationalen Front (Parität Konservative/Liberale) |
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Erste offene Präsidentenwahlen: Lopez Michelsen wird Präsident (Liberale) |
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Turbay Ayala wird Präsident (Liberale Partei) |
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Betancur Cuartas wird Präsident (Konservative Partei) |
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Barco Vargas wird Präsident (Liberale Partei) |
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Gaviria Trujillo wird Präsident (Liberale Partei) |
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Inkrafttreten der neuen Verfassung |
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Ernesto Samper Pizano wird Präsident (Liberale Partei) |
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Andres Pastrana wird Präsident (Konservative Partei) |
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Amtsantritt von Präsident Alvaro Uribe Velez (unabhängig liberal) |
Nach archäologischen Funden wurde das Gebiet von Kolumbien bereits 3000 v Chr. besiedelt. Genauere Datierungen der Blütezeit der damaligen Kulturen sind jedoch nicht möglich.
Die neuere Geschichte beginnt mit der Eroberung Kolumbiens durch die Spanier. Davor waren weitläufige Teile Kolumbiens von den Muisca besiedelt (1200 bis 1540). Sie waren Ackerbauern und ähnelten kulturell den Inka.
Durch Kolumbus folgte die Zeit der Kolonialisierung und der Unabhängigkeitskrieg. (siehe 3.1. Kolonialismus)
Nach der Unabhängigkeit wurde das Land von blutigen Kämpfen der liberalen und konservativen Kräfte geprägt, die um die Ausübung der politischen Kraft stritten. Außerdem ging es bei den Machtkämpfen auch um politische und soziale Fragen, das Vermögen, den rechtlichen Status und die Privilegien der katholischen Kirche.
Von 1851 bis 1852 wurde die Sklaverei in Kolumbien abgeschafft. Dies war die Voraussetzung für die neue Verfassung von 1853, die ein faires Gerichtsverfahren, Pressefreiheit und bürgerliche Rechte garantierte. Mit der neuen Verfassung trennte sich auch die Kirche vom Staat ab. 1860 wurden die bestehenden Provinzen in Bundesstaaten umgewandelt und die bisherige Republik Neugranada wurde zur Granadischen Konföderation.
1861 kam es zum Bürgerkrieg zwischen den Liberalen und den Konservativen. Die Interessen der Liberalen bestanden darin, mehr Souveränität für die Bundesstaaten durchzusetzen und die Konservativen traten für eine stärkere Zentralregierung ein. Die Liberalen trugen 1863 den Sieg davon und änderten die Verfassung erneut. Das Land wurde zu einem losen Bund von neuen souveränen Staaten unter dem Namen Vereinigte Staaten von Kolumbien.
Von 1876 bis 1930 wurde die kolumbianische Politik von den Konservativen bestimmt. Als die Liberalen 1885 einen Aufstand anzettelten wurde er niedergeschlagen. Die Strukturen des heutigen Kolumbien wurden mit einer neuen Verfassung 1886 gelegt. Die souveränen Staaten wurden wieder abgeschafft und der offizielle Staatsname ist seither Republik Kolumbien. Die katholische Kirche wurde damals zur Staatskirche erklärt. Ein erneuter Bürgerkrieg, der von 1899 bis 1902 dauerte, kostete rund 100 000 Menschen das Leben.
1903 weigerte sich der kolumbianische Staat dem Bau eines Kanals zuzustimmen. Kolumbien sollte hierfür den USA einen Streifen ihres Staatsgebiets zum Bau des Kanals durch den Isthmus von Panamá überlassen. Daraufhin brach in Panamá eine Revolte aus, in die US-Truppen eingriffen um so die kolumbianische Armee daran zu hindern den Aufstand niederzuschlagen. Die amerikanische Regierung erkannte Panamá daraufhin als einen unabhängigen Staat an. Die Spannungen, die so zwischen Kolumbien und den USA entstanden, fanden erst 1921 durch den Thomson-Urrutia-Vertrag eine Lösung.
Im Jahr 1936 gab es wiederum eine Verfassungsänderung, da die Liberalen durch die Weltwirtschaftskrise an die Macht gekommen waren. Laut Verfassung war es jetzt legal, wenn die Regierung im nationalen Interesse Privateigentum verstaatlichte, außerdem bekamen Arbeiter ein gesetzlich geregeltes Streikrecht, die katholische Kirche war nicht länger Staatskirche und das öffentliche Schulwesen wurde laizistisch. Erst eine neue Arbeit- und Sozialgesetzgebung führte Tariflöhne ein, bezahlte Urlaubs, Unfall - und Krankengeld und setzte das Recht zur gewerkschaftlichen Betätigung in Kraft.
Während des 2. Weltkrieges (1939.1945) brach Kolumbien 1941 die diplomatischen Beziehungen zu Japan, Deutschland und Italien ab und 1942 auch zum französischem Regime. 1943 erklärte Kolumbien den Deutschen den Krieg. Nach Kriegsende gehörte Kolumbien zu denn 51 Gründungsmitgliedern, die die Charta der Vereinten Nationen im Juni 1945 unterschrieben.
In der Nachkriegszeit wurde Kolumbien, als Folge des sich verstärkenden Antagonismus zwischen dem liberalen und konservativen Lager, von einer schweren Krise heimgesucht. Die Spaltung der Liberalen führte 1946 zum Wahlsieg des konservativen Präsidenten M. Ospina Pérez. Nach der Ermordung des Vorsitzenden der Liberalen Partei kam es 1948 im ganzen Land zu Erhebungen gegen die konservative Regierung. Die Auseinandersetzungen kosteten mehr als 1500 Menschen das Leben. Die Regierung konnte die Erhebung niederschlagen und bildete das Kabinett so um, dass die Ministerposten zur Hälfte mit Konservativen und Liberalen besetzt waren. Doch die Spannungen stiegen in den darauffolgenden Monaten weiter an. Die Liberalen zogen sich aus der Regierung zurück, als politische Paraden per Verordnung verboten wurden. Auch der liberale Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 1949 wurde zurückgezogen. Die Liberale Partei klagte die Regierung der Verletzung der Wahlrechtsgesetze an. Als Folge davon gewann der konservative Kandidat Laureano Gómez ohne Gegenkandidat die Präsidentschaftswahlen.
Es folgte eine Ara der Gewalt. Zwischen der Wahl und der Amtseinführung 1950 hatte eine neue politische Phase der Auseinandersetzung begonnen. Bewaffnete Guerillaeinheiten wurden überall in den abgelegenen Landesteilen aktiv. Der Notstand wurde ausgerufen und die Sitzungsperiode des Kongresses für 1950 suspendiert. Ein Parteitag der Liberalen bestritt kurz nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten dessen Regierungslegitimität. Angeblich würde er die Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit unterdrücken. Der Parteitag beschloss, die Wahlen auch weiterhin zu boykottieren. Ein neuer Verfassungsentwurf hätte 1953 Kolumbien ein totalitäres Regime nach dem Vorbild Spaniens vorgesetzt. Die Liberalen und gemäßigten Konservativen bekämpften die neue Verfassung aufs Schärfste und als 1953 die Regierung gestürzt wurde, billigten beide Parteien den Staatsstreich. Der General Gustavo Rojas Pinilla wurde provisorischer Präsident und wurde 1954 für eine vierjährige Amtsperiode offiziell gewählt. Die Regierung regierte bis zu ihrem erneuten Zusammenschluss 1956 per Dekret. Nachdem bei der Eröffnungssitzung die repressive Politik des Generals kritisierten, folgte eine Welle des gewalttätigen Protests gegen die Regierung. Als er 1957 wiedergewählt wurde, reagierte die Öffentlichkeit mit Empörung und der Präsident wurde kurz darauf durch einen Militärputsch entmachtet.
Die Konservativen und Liberalen einigten sich auf eine gleiche und gerechte Sitzverteilung für die Dauer von 12 Jahren. Dieser Plan wurde vom Volk gebilligt und daraufhin auf 16 Jahre ausgedehnt. Der Bürgerkrieg "La Violencia" zwischen den Liberalen und Konservativen und deren Anhängern, forderte von 1948 bis 1958 über 200 000 Menschenleben. ( siehe auch 5.1 La violencia).
(Eine Zusammenfassung des weiteren Geschichtsverlaufs ist unter dem Punkt 2.3 Korruption zu finden.)
2. Endogene Ursachen der Entwicklungsdefizite
Politische Ordnung
Seit 1991 ist Kolumbien eine präsidiale Republik mit einer stark zentralisierten Staatsform. Die kolumbianische Verfassung löste die Charta aus dem Jahr 1886 ab.
Exekutive: Der Präsident besitzt die zentrale Machtbefugnis und bildet somit die Führungsspitze der Regierung. Er wird zusammen mit dem Vizepräsident für eine Amtsdauer von vier Jahren direkt vom Volk gewählt. Eine Wiederwahl ist nicht möglich. Er ernennt die Mitglieder des Kabinetts mit Zustimmung des Kongresses. Seit 1991 werden auch die Gouverneure der Departamentos direkt gewählt.
Legislative: Der Kongress besitzt die gesetzgebende Macht. Der Kongress setzt sich aus einem Abgeordnetenhaus und dem Senat zusammen. Dem Abgeordnetenhaus werden 165 Sitze zugesprochen und dem Senat 102. Die Indios besetzen 2 Sitze im Senat und 5 im Abgeordnetenhaus. Wenn Kongressmitglieder auch andere öffentliche Amter bekleiden, werden sie laut Verfassung von 1991 aus dem Kongress ausgeschlossen. Absentismus wird bestraft.
Judikative: Der Oberste Gerichtshof besteht aus 24 Mitgliedern, die von Richtern auf Lebenszeit gewählt werden, die bereits längere Zeit im Amt sind. Das Gerichtswesen umfasst höhere und niedrigere Bezirksgerichte und außerdem das Landesgericht und städtische Gericht. Seit der Verfassung von 1991 ist eine unabhängige Strafverfolgung garantiert und kolumbianische Staatsbürger dürfen nicht mehr ausgeliefert werden. Die Todesstrafe wurde ebenfalls abgeschafft.
Kommunalverwaltung: Kolumbien ist in 32 Departamentos und einen Hauptstadtbezirk Bogotá aufgeteilt. Seit 1991 werden die Gouverneure nicht mehr vom Präsidenten ernannt, sondern direkt vom Volk gewählt.
Politik : Das System in Kolumbien ist relativ frei. So können sich mehrer Parteien frei entfalten. Die beiden stärksten Parteien sind die Konservative Partei ( PSC = Partido Social Conservador) und die Liberale Partei (PL = Partido Liberale). Die Konservative Partei tritt für einen zentralistischen Staat und eine enge Beziehung zur katholischen Kirche ein. Die Liberale Partei ist für eine Stärkung der Regionen und eine strikte Trennung von Staat und Kirche. In der Zeit nach dem Bürgerkrieg (von 1948-1958) waren die Liberalen und Konservativen die einzigen legalen Parteien in Kolumbien (1958-1974). Dies hatte die Verfassungsänderung von 1957 festgelegt um die Spannungen der beiden Parteien abzubauen. Die "nationale Front" legte fest, dass beide Parteien jeweils die Hälfte der Sitze in den gesetzgebenden Kammern, des Kabinetts und anderer Regierungsämter besetzen. Den Präsidenten stellten abwechselnd die Konservativen und Liberalen. Doch seit den 80er Jahren erhalten die Liberalen die Mehrheit im Kongress. Seit 1990 gibt es die frühere Guerillabewegung Movimiento 10 de Abril wieder, die jetzt die dritte politische Kraft in Kolumbien ist. Außerdem gewinnt die kommunistische Partei Unión Patriótica immer mehr an Bedeutung.
Demokratie
Kolumbien ist ein Land zwischen Terrorismus und Demokratie. Das "lateinamerikanische Musterbeispiel für Demokratie" (Zitat Kriegsminister Bell) wird von illegal bewaffneten Gruppen (Guerilla) bedroht. Vermutlich hatte die Gründung der Guerilla soziale Ursachen, doch durch die Auflösung der Sowjetunion war der Geldhahn zugedreht. Drogenhandel und Kriminalität bestimmten den Alltag der Aufständischen. Die "Bösen" sind also klar definiert und kämpfen im kolumbianischen Dschungel gegen die "Guten". Doch es leben immer noch Millionen Kolumbianer in Armut. Die bleiben in der "Demokratie" Kolumbiens auf der Strecke. Die Politik ist nur darauf aus den Krieg gegen die Terroristen zu gewinnen, der in der Regierung sogar gerechtfertigt ist, denn die Guerilla hält wertvolle Regionen mit Erdölvorkommen besetzt. (Quelle: junge Welt. 4. Juli 2002)
Korruption
Nach dem Ende der Phase der Gewalt terrorisierten in den 60er und 70er Jahren extreme rechte und linke Gruppen das Land. Kolumbien hatte zwar eine Agrar- und Sozialreform eingeführt, war aber nicht in der Lage die inneren Probleme nachhaltig zu lösen. Durch Korruption und Mord wurde das Land mit Drogenkartellen aus Cali und Medellin überzogen. Die Drogenbosse endlich zu besiegen, war die Überlebensfrage der Regierung. 1993 wurde der mächtigste Mann des Drogenkartells von Mendellin, Pablo Escobar, auf der Flucht erschossen und der damalige amtierende Präsident Ernesto Samper ließ 1995 die sieben Bosse des Cali-Kartells verhaften. Doch kurz darauf geriet der Präsident selbst in die Zwickmühle und wurde mit massiven Bestechungsvorwürfen konfrontiert, nach denen sein Wahlkampf 1994 mit 6 Millionen US$ des Cali-Kartells "geschmiert" worden war. Daraufhin gewann 1998 zum ersten Mal ein Kandidat der Konservativen, Andre Pastrana, die Präsidentschaftswahl in Kolumbien.
Gewalt
In Kolumbien herrscht ein sehr großes Wohlstandsgefälle. Dies verursacht soziale Spannungen auch in neuster Zeit. Die Drogenkriminalität und die Gewaltkriminalität ist nicht mehr unter Kontrolle. Insgesamt sind bis 1997 14.647 Morde, 1537 Guerilla-Anschläge und 1822 Entführungen verzeichnet. Damit lag das Land 1997 weltweit an der Spitze. Die Gespräche, die der neue konservative Präsident 1999 mit der Guerilla aufgenommen hat, stellten sich als Misserfolg heraus. Der Bürgerkrieg dauerte bis 1999 schon 51 Jahre an und die größte Massenmobilmachung mit einer Demonstration von über 12 Millionen Kolumbianern war die Folge. Allein in den 90er Jahren wurden über 35 000 Menschen im Krieg getötet. Die Bevölkerung forderte fast einheitlich am 24.10.1999 den Frieden, einen sofortigen Waffenstillstand, konkrete Friedensverhandlungen und die Achtung der Zivilrechte. Der Krieg mit der Guerilla verschlang in den 51 Jahren rund 76,5 Milliarden US$. Schwere Kämpfe überschatteten jedoch die Friedensverhandlungen und mindestens 19 Guerillos wurden im Departement Cauca getötet.
Im Jahr 2000 billigte der US-Senat ein Milliardenprogramm zur Bekämpfung der Drogenkriminalität, nach dem Kolumbien Militär- und Finanzhilfen von insgesamt 1,3 Milliarden US$ erhält. Dies deckt noch nicht einmal die jährlichen Ausgaben, die der Krieg kostet.
2.5. Wahlsystem
In Kolumbien gilt das allgemeine Wahlrecht für Männer und Frauen ab 18 Jahre. Sie wählen direkt den Präsidenten und die Gouverneure der Departements.
Traditionen, Kulturen und Werteordnungen
Die Bevölkerung Kolumbiens setzt sich aus Mestizen (58%), Weißen (20%), Mulatten (14%), Afrokolumbianern (4%) und indigener[1] Bevölkerung (2%) zusammen. Durch die Vielfalt der Kulturen existiert in Kolumbien eine heterogene Sozialstruktur und ein starkes Klassenbewusstsein. Die indigene Bevölkerung gliedert sich wiederum in 81 unterschiedliche ethnische Gruppe mit 64 verschiedene Sprachen. Seit den 70er Jahren bekam diese Gesellschaft verstärkt Rechte und Privilegien, den Schutz kollektiver Landrechte und die Einrichtungen von Schutzgebieten neben vielen anderen Rechten und Zugeständnissen. Seit der Verfassung von 1991 wurden viele dieser Rechte anerkannt und in den relativ autonomen Gebieten wurden auch eigenständige Regierungsfunktionen ermöglicht. Zum Beispiel musste sich ein Ölkonzern nach den ersten Probebohrungen aus "heiligem" Gebiet zurückziehen, da das Volk mit kollektivem Selbstmord gedroht hatte.
Doch die Afrokolumbianer werden besonders in den Küstengebieten noch immer gesellschaftlich und politisch diskriminiert, wodurch die Aufwertung, die die Verfassung gewährleistet, wieder entkräftet wird.
Sowohl die indigene Bevölkerung als auch die schwarze Bevölkerung werden neben den mittellosen Kleinbauern immer wieder zu Opfern von kriegerischen Auseinandersetzungen vom Staat mit der Guerilla. Die Einheimischen werden ermordet oder aus ihren Dörfern vertrieben. Auch durch den Ausbau der Infrastruktur verlieren die Menschen ihre Heimat.
Frauen sind in der kolumbianischen Gesellschaft immer noch stark benachteiligt. Die Müttersterblichkeit liegt bei 7,6 % und 70% der in Folge des Krieges geflüchteter Menschen sind Frauen und Kinder. Sie verdienen durchschnittlich 19% weniger als ihre männlichen Kollegen und sind auch in der Politik unterrepräsentiert. In leitenden Stellen der Exekutive beträgt ihr Anteil nur 14,2% , im Senat 6,8% und 8.2% in den Ministerien.
In der Familienstruktur sind die Mütter den Vätern gleichberechtigt, wobei jedoch der Vater in wichtigen Entscheidungen das letzte Wort behält. Die Mutter ist meist die dominierende Person des Haushaltes und kümmert sich um die Kindererziehung.
Kolumbien wurde mehr als jedes andere südamerikanische Land von der spanischen Kolonialzeit beeinflusst. Die traditionellen Sitten und Gebräuche spiegeln sich immer noch in der Kleidung und dem Familienleben wieder. Für die ethnische Zugehörigkeit sind nicht die Rassen, sondern die Regionen verantwortlich. Da in den einheimischen Indiokulturen die neue spanische Kultur schnell assimiliert[3] wurde, sprechen heute fast alle Kolumbianer spanisch.
Bevölkerungsentwicklung
Kolumbien hat etwa 42 Millionen Einwohner und ist somit das Land mit der zweithöchsten Bevölkerungszahl Südamerikas. In den 50er Jahren betrug die jährliche Wachstumsrate noch 3,2%. Dies hat sich aber bis in die 90er Jahre auf 2% verlangsamt. Die räumliche Bevölkerungsverteilung ist auf der einen Seite sehr uneinheitlich. 75% der Gesamtbevölkerung konzentriert sich auf das zentrale Hochland. 20% leben an karibischen Küstenregionen und 5% an der Pazifikküste. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte liegt bei 32 Einwohnern pro Quadratkilometer. 70% der Kolumbianer leben in den Städten.
Kapital und Wirtschaft
2.8.1. Wirtschaftsentwicklung
Von den 50er bis in die 90er Jahre zeigt Kolumbien eine der stabilsten Wirtschaftsentwicklungen des Subkontinents und das trotz der politisch unbeständigen Lage. Kolumbien hatte eine relativ niedrige Inflationsrate, die Exportwirtschaft war diversifiziert und die Industrie war durchaus wettbewerbsfähig.
Doch in den 90er Jahren wurde von Präsident Gaviria der neoliberale Umbau der Wirtschaft eingeleitet, dessen Begleiterscheinungen Rezession, Inflation und Arbeitslosigkeit waren. Die Weltmarktbedingungen und die innenpolitische Lage verschlechterten sich zusehends. Ausländisches Kapital und internationale Firmen zogen sich, durch die Guerilla getrieben, zurück.
Der Plan Colombia (siehe Punkt 4 ) soll diese Entwicklung aufhalten und das Investitionsklima verbessern. Außerdem sollen durch Stabilisierungsprogramme des Internatonalen Währungsfonds (IWF) umfassende Strukturreformen unternommen werden. So sollen die Außenhandels- und Finanzliberalisierungen der 90er Jahre gedeckt werden.
Seit dem Jahr 2000 hat sich Kolumbien konjunkturell wieder erholt. Aber seit dem Jahr 2001 hat sich dieser Prozess deutlich verlangsamt.
2.8.2. Wirtschaftslage
Kolumbien hatte im Jahr 2000 eine Auslandsverschuldung von 36 Milliarden US$. (Im Vergleich 1999: 34,5 Mrd.) Damit war sie eigentlich noch relativ niedrig, zeigte jedoch eine steigende Tendenz. Im Jahr 2001 waren es schon 38 Mrd. US$. Der Schuldendienst ist mit 7.7 Mrd. US$ für lateinamerikanische Verhältnisse dagegen sehr hoch und betrug fast die Hälfte der kolumbianischen Exporterlöse( siehe auch 3.3.). Für 2002 liegen die Prognosen bereits bei 54% der Exporte, also bei rund 8,5%. Der Einbruch des Wirtschaftswachstums im Jahr 1999 kam dem jedoch zugute und die neuen Prognosen liegen derzeit bei 2,3%. Auch das IWF-Stabilisierungsprogramm zeigt Erfolge. So konnte die Inflationsrate von 16,5% auf unter 8% gesenkt werden mit weiter sinkender Tendenz.
Die Arbeitslosigkeit ist jedoch dramatisch gestiegen. Im Jahr 2001 lag sie mit 18% noch mit am höchsten in den lateinamerikanischen Ländern.
2.8.3. Wirtschaftssektoren
Kolumbien ist ein stark landwirtschaftlich geprägtes Land. Am BIP sind Industrie und Landwirtschaft mit 18% (2000) beteiligt. Der Anteil beider Sektoren nimmt jedoch zu Gunsten anderer Sektoren deutlich ab. (Weiteres bei 3.2 außenwirtschaftliche Verhältnisse)
2.8.4. Wirtschaftliches Umfeld
Der Konflikt zwischen den Guerillaorganisationen, den Paramilitärs und den Regierungstruppen verursacht eine anhaltende Stagnation[4] in Kolumbien. Auslandsinvestitionen werden so durch ein erhöhtes Sicherheitsrisiko behindert. Weitere Auslöser des Rückgangs in der kolumbianischen Industrieproduktion sind auch die Wirtschaftskrisen in Venezuela und Ecuador, die die Haupthandelspartner sind. Die Banken zeigen sich trotz der Erholung im Jahr 2000 immer noch vorsichtig bei der Vergabe von Krediten. Dies liegt u.a. an der Überschuldung vieler Unternehmen und Haushalten. Das Abkommen mit dem IWF verlangt eine starke Verringerung des Haushaltsdefizits. Also wird der Staat weniger investieren können.
Weitere demographische und kulturelle Merkmale der Unterentwicklung
Tourismus: Da in Kolumbien ein erhöhtes Sicherheitsrisiko herrscht, gehört es nicht zu den typischen lateinamerikanischen Reiseländern.
Soziales: In Kolumbien herrscht immer noch Arztemangel, obwohl die staatliche
Gesundheitsfürsorge durchaus Fortschritte macht. Die meisten Arzte praktizieren
nur in den größeren Städten. Ländliche Gebiete sind untersagt. Es gibt für 42
Millionen Einwohner 750 Krankenhäuser und 860 medizinische Zentren. Die
Lebenserwartung liegt bei den Männern bei 67 Jahren und bei Frauen bei 73
Jahren. Verbreitete Tropenkrankheiten sind Malaria und Gelbfieber.
Die staatliche Sozialversicherung gewährt Beihilfen bei Mutterschaft und
zahnärztlichen Behandlungen. In der Industrie sind die meisten Arbeitnehmer
gegen Unfälle und Invalidität versichert, ihre Angehörige haben ein Recht auf
Versorgung. Finanziert wird die Sozialversicherung durch Beiträge der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer und durch staatliche Zuschüsse.
Bildung und Schulwesen: Die Schulpflicht dauert 5 Jahre und ist unendgeldlich. Die Analphabetenrate liegt heute nur noch bei 9% bei den über 15jährigen. Der Staat finanziert die Grundschulen und meist auch die weiterführenden Schulen und Universitäten, wenn die Departementos keine eigene Finanzierung zustande bringen. Etwa 60% schließen ihre Grundschulausbildung ab und etwa 30% besuchen auch weiterführende Schulen. Neben Gymnasien gibt es auch Berufsschulen und pädagogische Ausbildungsstätten. In Kolumbien gibt es insgesamt 235 Hochschulen, die von mehr als 457 000 Studenten besucht werden. Die größten Universitäten befinden sich in Bogotá und Medellín.
3. Exogene Ursachen
Kolonialismus
Auf seiner letzten Reise in die neue Welt erkundete Christoph Kolumbus unter anderem auch einen Teil der karibischen Küste und fand das Reich der Muisca (siehe auch 1.3. Geschichte). Nach ihm kamen die spanischen Konquistadoren[5] und unterwarfen die Muisca. 1510 wurde Darién als erste feste europäische Siedlung auf dem amerikanischen Festland gegründet. Es folgten die Gründungen von Santa Marta und Santa Fé de Bogotá im Jahr 1538, womit die Eroberung Kolumbiens durch die Spanier abgeschlossen wurde.
Das frühere Reich der Muisca wurde im Jahr 1549 dem Generalkapitanat Neugranada unterstellt. Die Gebiete Neugranada, das heutige Venezuela, Ecuador und Panamá wurden 1717 zum Vizekönigreich Neugranada zusammengefasst. Eine stagnierende wirtschaftliche Entwicklung und die Diskriminierung der neugranadischen Bürger führten zur Revolution gegen die spanische Herrschaft, die, nach französischem Vorbild, am Anfang des 19. Jahrhunderts das spanische Kolonialreich "aus den Angeln hob".
Der südamerikanische Führer Simón Bolívar erwies sich in den folgenden Kriegen als Revolutionär und Feldherr. Neugranada konnte nach dem Sieg gegen die spanischen Royalisten von 1819 befreit werden. Der Staat Groß-Kolumbien wurde 1819 proklamiert. Er umfasste das ehemalige Gebiet von Neugranada, dem heutigen Panama, Venezuela und Ecuador. Die 1821 verabschiedete Verfassung sah eine republikanische Staatsform für Groß-Kolumbien vor. Bolivár wurde der erste Präsident.
1830 führten innen- und außenpolitische Konflikte zu einem Zerfall Groß-Kolumbiens in Ecuador , Venezuela und Kolumbien.
Außenwirtschaftliche Verhältnisse
Durch
Einbrüche in den beiden Hauptausfuhrprodukten kam es 2001 zu einer allgemeinen
Abschwächung des Exports.
Beispielsweise ist die Kaffeeausfuhr im Rahmen der Exporte auf 8%
zurückgegangen und liegt somit weit hinter Erdölprodukten, die 35% des Exportes
ausmachen.
Dieser Trend hält durch sinkende Kaffeepreise und Terroranschläge der Guerilla
auf Infrastruktur und Ölförderung an.
Exportgüter
wie Schnittblumen und Bananen sind deshalb nach wie vor ein wichtiges Element
der kolumbianischen Wirtschaft. Dass Kolumbien nach den Niederlanden der
zweitgrößte Blumenexporteur und Deutschland größter Importeur ist, dürfte wohl
allgemein unbekannt sein.
Nach Deutschland werden vor allem Kaffee, Südfrüchte und Steinkohle exportiert.
Kolumbien importiert dagegen Maschinen sowie elektronische und chemische
Erzeugnisse aus Deutschland.
Abhängigkeit
Kolumbien ist ein abhängiger Staat. Kennzeichen hierfür sind eine hohe Auslandsverschuldung sowie eine politische und ökonomische Abhängigkeit von internationalen Waren- und Kapitalströmen.
In Kolumbien und anderen größeren lateinamerikanischen Ländern gibt es nur noch den "Schuldendienst - Kapitalismus". In diesem System werden alle Ziele der Ökonomie darauf ausgerichtet die Auslandsverschuldung zu vermindern bzw. nicht weiter zu steigern. Früher gab es den verschuldeten Kapitalismus. Für ihn war die strukturelle Abhängigkeit von externer Finanzierung von sehr großer Bedeutung.
Globalisierung
Globalisierung im allgemeinen hat Auswirkungen auf die Gesellschaft und Politik aller Nationalstaaten. Globalisierte Wirtschaft produziert dort, wo es am kostengünstigsten ist. Außerdem ist sie extrem mobil und beweglich. Sie geht "mit der Globalisierung". Für internationale Konzerne gelten nicht mehr die Landesgrenzen eines Nationalstaates, sondern deren Bedingungen, wie Steuern, Arbeitsrecht, Umweltauflagen usw. Diese Faktoren bestimmen den internationalen Wettbewerb und die Standortvorteile. Eine Folge daraus sind verschärfte Konkurrenz und Kämpfe um die vorhanden Rohstoffe, die zu kontrollieren das Ziel jedes Multikonzerns ist. Um an das Ziel zu kommen, ist jedes Mittel recht. Korruption und Bestechung sind an der Tagesordnung. Aber auch die landeseigene Mafia oder andere parastaatliche (illegale) Einrichtungen werden mobil gemacht, weil die staatliche Autoritäten angeblich zu schwach sind und so die Sicherheit nicht garantieren können.
Ein Beispiel in Kolumbien ist hierfür das deutsche Unternehmen Mannesmann und der englische Ölkonzern BP. Mannesmann kam zum Bau einer Ölpipeline, weil der Konzern der ELN - Guerilla mehrere Millionen Dollar zahlte. Mannesmann machte dadurch aber keinen Verlust. Der Konzern kassierte von Kolumbien eine Bonifikation, die noch höher als der gezahlte Betrag war, weil er die Pipeline sehr rasch fertig stellte. So haben die Guerilla und Mannesmann davon profitiert und zwar auf Kosten des Staates und damit der Steuerzahler.
BP dagegen leistete Zahlungen an die kolumbianische Armee, die die englischen Förderanlagen schützen sollten. Daneben war BP auch beim Aufbau vieler paramilitärischer Verbände beteiligt.
Internationale Entwicklungshilfe
In Kolumbien gibt es neben internationaler Entwicklungshilfe auch deutsche Entwicklungshilfe mit verschiedenen Projekten. Beispielsweise hat die Interamerikanische Entwicklungsbank (IBD) im Jahr 2001 über 400 Mio. US$ für Sozialprogramme bewilligt. So sollten die Folgen der Wirtschaftskrise abgefedert werden. Die Weltbank ist der größte internationale Geldgeber und fördert Projekte in der Infrastruktur. Die Weltbank investiert aber vor allem in Private - Publik - Partnerships (PPP) , die für das Anlaufen verschiedener Entwicklungsprojekte sorgen, die von privaten Unternehmen fortgeführt werden.
Kolumbien hat eine relativ starke Wirtschaft und erhält daher keine regelmäßigen Mittel mehr. Ausnahmen sind jedoch Sondermittel für die Tropenwalderhaltung und die Armutsbekämpfung.
Deutschland hat finanzielle Unterstützung des Friedensprozesses versprochen. Verschiedene deutsche Stiftungen betreuen vor Ort in Bogotá mehrere Projekte.
4. Der Plan Colombia
Begründung: Durch die wirtschaftliche und soziale Krise in Kolumbien ist die allgemeine Not, die Unterbeschäftigung und die Arbeitslosenquote (20%) sehr hoch. Nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung besitzt das Vermögen Kolumbiens. Gut ¾ der Bevölkerung lebt in Armut und Not. Diese sozialen Ungleichheiten ziehen den Bürgerkrieg zwischen Paramilitärs und Guerillabewegungen nach sich. Andere soziale Bewegungen fordern demokratische Rechte und soziale Gerechtigkeit.
Deshalb wurde ein Kriegsplan, "Plan Colombia", entwickelt.
Der "Plan Colombia" soll Kolumbien den Frieden bringen, wurde jedoch im In- und Ausland kontrovers diskutiert, weil er die Hoffnung auf eine politische Lösung des 55 Jahre andauernden Bürgerkrieges zunichte macht.
Die USA haben beschlossen 1,3 Mrd. US$ Unterstützung im Kampf gegen die Drogenmafia zur Verfügung zu stellen. Aber eigentlich wollen sich die USA ihre eigenen Anteile am Erdöl- und Kohlevorkommen Kolumbiens sichern. Hierzu muss die Guerilla bekämpft werden, die immer wieder Terroranschläge verübt und somit die Regionen verunsichert. Die USA unterstützt also unter dem Vorwand der Drogenbekämpfung den Krieg gegen die Guerilla. Die Militärhilfe beläuft sich folglich insgesamt auf über 400 Mio. Dollar, die die kolumbianische Armee ausschließlich für den Kampf gegen die Guerilla verwenden soll. Der US-Amerikanische Anteil am Plan Colombia beläuft sich auf 80% für Militärausgaben, obwohl Kolumbien bereits das drittwichtigste Empfängerland von US-Militärhilfe ist. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Außenminister auch auf europäische Hilfe im Kampf hofft.
Die internationalen Menschenrechtsorganisationen und die EU haben den militärischen Charakter des Plans verurteilt und warnen vor einer weiteren Eskalation des Krieges.
Nachteile daraus haben auch die Nachbarländer Ecuador, Venezuela und Brasilien, deren Grenzen zu Kolumbien schlecht kontrollierbar sind. Wenn sich die USA weiterhin militärisch in Kolumbien engagiert, weitet sich der Konflikt eventuell auch auf die Nachbarländer aus. Auch Ecuador erhält beispielsweise US- Militärhilfe, um die Polizei und die Streitkräfte des Landes aufzurüsten. Die USA verstrickt sich immer weiter in den kolumbianischen Konflikt. Vorahnungen von einem "lateinamerikanischen Vietnam" werden laut. Ehemalige Außenminister der USA warnen den Präsidenten, weil sich die damalige Rolle der USA in Südostasien in Kolumbien zu wiederholen droht.
Folglich gerät der Kriegsplan immer mehr unter Druck. Die Drogenbekämpfung zeigt nicht den gewünschten Erfolg , also müsste umgedacht werden. Auch die Vernichtungsmethoden der Kokaplantagen durch Pestizide und dem Besprühen aus der Luft erregt Aufsehen und trifft bei Umweltschützern und Bauernverbänden auf strikte Ablehnung. Denn die Vernichtungsmittel zerstören neben den Koka- Feldern auch alle anderen Anbaualternativen im Umkreis der Gebiete. Die Regierung hat zwar zugesichert, dass die Sprühflugzeuge künftig niedriger fliegen werden, damit eine weitere Streuung des Gifts verhindert wird, aber die Koka- Produzenten pflanzen trotzdem neue Plantagen an, was der übrigen Landwirtschaft noch mehr schadet.
Im Blick auf den Terroranschlag vom 11. September erhalten die von Menschenrechtsorganisationen geäußerten Befürchtungen eine neue Dimension. In Wirklichkeit dient der Plan Colombia unter dem Deckmantel der Drogenbekämpfung dem Krieg gegen die Guerilla. Dies bestätigt der von der USA ausgerufene "Krieg gegen den Terror", der Aufstandsbekämpfungen wie in den 80er Jahren nicht vorsieht.
Tatsächlich könnte durchaus auch Kolumbien und nicht der Irak zur neuen Zielscheibe des US- Terrorkrieges werden.
5. Hintergründe
La Violencia, die Geschichte der Gewalt in Kolumbien
"La Violencia" steht für den Bürgerkrieg von 1948-1957. In dieser Zeit wurden barbarische Gewalttaten verübt, die das Land in Angst und Schrecken versetzten.
Den Beginn setzte der Mord an Präsidentschaftskandidat Eliécer Gaitán, einen charismatischen Juristen mit staatssozialistischen Ansichten, am 9. April 1948 in Bogotá. Seine Anhänger griffen daraufhin spontan den Präsidentenpalast, Kirchen, Gefängnisse und führende Zeitungen an, die alle als Auftraggeber des Anschlages verdächtigt wurden. Dies war der Beginn einer Reihe von Gewalthandlungen, die bis in die 50er Jahre andauerten und auch in ländliche Gebiete übergriffen. 200 000 - 300 000 Menschen aus der Unterschicht, meist Männer, verloren dabei ihr Leben.
Die Forschung hat nach den Ursachen gefragt und verschiedene Erklärungsansätze gefunden. Zum Beispiel könnte "la Violencia" die Fortsetzung der Auseinandersetzungen zwischen den Konservativen und Liberalen aus dem 19. Jahrhundert sein. Hauptursachen sind jedoch wahrscheinlich die soziale Frage und der Elitekampf um die Kontrolle der staatlichen Institutionen.
In den ländlichen Gebieten standen sich Großgrundbesitzer und Kleinbauern gegenüber. Der Konflikt verlagerte sich von der Klassenebene auf die Parteiebene, weil die Rebellen der Unterschichten neue Finanzierungsquellen erschließen mussten. Die Liberalen bildeten in einigen Gebieten Guerillaverbände und griffen in Kaffeezonen und Siedlungsgebieten in den Konflikt ein. Sie verabschiedeten sich von der Politik, nachdem sie bei der konservativen Regierung eine extrem repressive[6] Linie durchgesetzt hatten. Justiz und Polizei führten ein Willkürregime und legten ihre Neutralität ab. Sie verfolgten mit repressiven Mitteln die Liberalen und ihre Anhänger. Massaker wurden auf beiden Seiten verübt. Viele Großgrundbesitzer hetzten eigenfinanzierte Killer auf Landbesetzer und Bauern, um sie von den beanspruchten Grundstücken zu vertreiben. Normale Begleiterscheinungen des Kampfes waren willkürliche Morde, marodierende Soldaten und plündernde Räuberbanden. Parteien und Regierung hatten endgültig ihre Macht und den Respekt verloren. Die Städte füllten sich mit Vertriebenen und der eigentliche Grund des Kampfes rückte hinter dem gewaltsamen Terror immer mehr in den Hintergrund.
Gewonnen hat den Krieg niemand.
Menschenrechtslage
Die Lage der Menschenrechte verschlechterte sich durch den bewaffneten Konflikt zusehends. In den letzten 16 Jahren, also seit 1865 wurden über 1,5 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Durchschnittlich passieren 82 Morde am Tag, von denen rund 11 politischen Ursprungs sind. 2001 sind allein 157 Mitglieder der Arbeiterbewegung ermordet worden. Die Polizei, das Militär und die Paramilitärs begehen zusammen fast 70% aller Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien. Das "Verschwindenlassen" und das Vertreiben von Bürgern gehört genauso dazu wie geplante Morde. Der Plan Colombia offenbart in jüngster Zeit auch eine immer engere Zusammenarbeit von Militärs und Paramilitärs. Insgesamt verübten die pramilitärischen Gruppen mehr Massaker als die Guerilla. Die US-amerikanische Militärhilfe steht ebenfalls im engen Zusammenhang mit vielen Menschenrechtsverletzungen. Regierung und Militärs bekamen in letzter Zeit immer mehr Sondervollmachten im Kampf gegen subversive[7] Kräfte, was die besondere Besorgnis von Menschenrechtsaktivisten hervorruft.
Im Laufe der Zeit ist Kolumbien zu einem der gewalttätigsten Länder der Welt geworden, das eine professionelle "Entführungsindustrie" geschaffen hat, die sich nicht mehr nur auf die Oberschichten bezieht. Sogar internationale Hilfsprojekte geraten immer mehr ins Visier der Konfliktparteien.
Wahlen 2002
Die Wahlen zu Senat und Repräsentantenhaus fanden am 10. März 2002 statt, der Präsident wurde am 26. Mai gewählt. Beeinflusst wurden die Wahlen durch den Abbruch der Friedensgespräche und der Verschärfung des bewaffneten Konflikts. Der Trend ging schon seit Jahren hin zu unabhängigen Kandidaten und weg von den beiden großen traditionellen Parteien. So mussten vor allem die Liberalen in diesem Jahr hohe Verluste im Senat notieren. Auf Grund des schlechten Wahlergebnisses der Konservativen Partei trat deren Kandidat zurück. Der unabhängige Bewerber Alvaro Uribe Veléz hatte also die Unterstützung durch die Konservativen sicher. Auch die ultrarechten paramilitärischen Gruppen nahmen einen beunruhigend starken Einfluss auf die Wahlen. Rund 35% der Mandate wurden von Sympathisanten der AUC (paramilitärische Gruppe) durch Korruptionsskandale errungen. Die Wahlbeteiligung lag dieses Jahr bei nur 42%.
Die Präsidentschaftswahl gewann schließlich mit 53% er Stimmen Alvaro Uribe Veléz und überschattete so den ursprünglichen liberalen Spitzenkandidat, der nur 35% der Stimmen erhielt.
5.3.1. Der neue Präsident Alvaro Uribe Véléz
Der
Erfolg des unabhängigen Präsidenten Véléz hängt unmittelbar mit dem Scheitern
der Friedenspolitik seines Vorgängers Pastrano zusammen. Véléz griff im Kampf
gegen die Guerilla mit militärischer Härte durch und gewann so viele Anhänger.
Er wurde 1952 als Sohn eines Großgrundbesitzers geboren und wurde in den 80er
Jahren Bürgermeister seiner Heimatstadt. 1983 wurde sein Vater ermordet. Doch
schon vorher wurden ihm Verbindungen mit den Paramilitärs und Drogenhändlern
nachgesagt. Er studierte in Oxford und Harvard, wurde 1986-1994 Senator und von
1995-1997 Gouverneur. Ursprünglich gehörte er der Liberalen Partei an.
Die Hauptprojekte des neuen Präsidenten sind die Schaffung eines Berufheeres
und die Verdoppelung aller Streitkräfte im Land. Den Kongress will er in ein
Einkammernparlament mit 150 Sitzen verkleinern. Außerdem sieht er ein Ziel in
der Bekämpfung der Korruption. Zu seinem Regierungsprogramm gehören neben der
Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit auch die Verbesserung des
Erziehungswesens. Weltweit will er ein Netz aus Informanten zur Bekämpfung der
Guerilla errichten. Die Frage nach der Finanzierung dieses Programms ist
allerdings noch offen. Allgemein bleibt abzuwarten, wie der "Kapitalist mit sozialer
Berufung" das Konzept der "demokratischen Autorität" umsetzen will.
6. Zusammenfassung
Kolumbien gehört zu den LMIC- Ländern. Das sind die "Lower Middle Income Countries" mit einem Pro- Kopf- Bruttosozialprodukt von 766 - 3 035 US$. Die Wirtschaft ist in diesem Land relativ stabil, aber die Arbeitslosenzahlen sehr hoch. Das Hauptproblem in Kolumbien sind die paramilitärischen Gruppierungen und die Guerilla, die die offizielle Regierung nicht anerkennen und ihre Methoden mit Hilfe von Terror und Mord durchzusetzten versuchen. Dieser Zustand dauert jetzt schon länger als ein halbes Jahrhundert an und es ist auch unter der neuen Regierung kein Ende sichtbar, sondern im Gegenteil vielmehr eine Verschärfung, weil das Land aufgerüstet und die Streitkräfte verdoppelt werden sollen.
Gut 75% der 42 Millionen Kolumbianer lebt unter dem Existenzminimum mit einem Einkommen von 2 $ pro Tag. Auch die Bevölkerung auf dem Land bleibt von dem andauernden Bürgerkrieg nicht verschont. Polizei und Armee begehen genauso viele Menschenrechtsverletzungen wie die Gegner.
Amerika und andere führende Industriemächte kümmern sich weniger um die Lage der Menschen in Kolumbien, sondern vielmehr um ihre eigenen Vorteile im Erdölgeschäft und der Industrie. Der Plan Colombia ist verlogen und wird in absehbarer Zeit keinen Frieden bringen, wenn der Kampf innerhalb des Landes andauert.
Eigentlich könnte Kolumbien auf Grund seiner Lage und seiner vielen Gunsträume ein ideales Ferien- und Touristenland sein, weil es viel Abwechslung bietet und alle Sektoren des Tourismus befriedigt werden. Durch die unsichere Lage und die Terroranschläge ist das Land jedoch zu unsicher für Touristen und wird wohl auch in nächster Zeit nicht touristisch erschlossen werden.
Mir persönlich hat das Auseinandersetzen mit dem Land sehr viel Spaß gemacht. Es gibt viele Informationen, die sich gut verarbeiten und zusammenfassen lassen. Leider sind die Informationen manchmal widersprüchlich. Kolumbien ist in seiner Geschichte, Lage, Politik und Wirtschaft ein sehr interessantes Land und ein extremes Beispiel für ein lateinamerikanisches Entwicklungsland.
7. Quellen
Conquista, Kapital und Chaos
Lateinamerika. Analysen und Berichte Band 15
LIT Verlag Hamburg und Münster 1991 · ISBN 3-89473-100-1
(herausgegeben von D. Dirmoser, M. Ehrke, T. Evers, K. Meschkat, C. Müller-Plantenberg, U. Müller-Plantenberg, E. von Oertzen, M. Rediske und J. Ströbele-Gregor)
Erdkunde-online Länderinformationen
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Kriegsplan? Dokumentation
Kolumbien-aktuell
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bewaffneter Konflikt, soziale Bewegungen, Paramilitarismus, Guerilla,
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No. 334 17. Mai 2002
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