Das Meer als Verkehrsraum:
Unter Schiffahrt versteht man den Transport von Gütern oder Passagieren mit Schiffen. Während sich der Personenverkehr im 20. Jahrhundert fast vollständig auf die Luftfahrt verlagert hat, nahm der Frachtverkehr vieler Güter auf dem Seeweg wie Erdöl und Mineralerze, Kohle, Holz, Getreide und anderer Nahrungsmittel sowie von Industrieprodukten stark zu.
Die Anfänge der Schiffahrt liegen weit zurück. Schon die Steinzeitmenschen benutzten das Wasser als Verkehrsträger für schwere Lasten (z.B.: die riesigen Monolithe damaliger Kulturen). Als einfach zu benutzende Verkehrswege standen von jeher Flüsse zur Verfügung, die ohne weiteres Zutun von Schiffen befahren werden konnten. So haben schon in frühen Zeiten die Menschen sich mit Vorliebe in der Nähe von Wasserläufen angesiedelt, die ihnen vor allem in unwegsamem Gelände die besten Verkehrsmöglichkeiten boten. Wo schiffbare Flüsse fehlten, wurden Kanäle gebaut. Bekannt sind die mittelalterlichen Kanalnetze in England und Frankreich.
Auch das Meer befuhr man im Altertum. Vor vielen tausend Jahren schon nutzte man die Kraft des Windes zur Fortbewegung von Segelschiffen, und bereits in der Jungsteinzeit wagten sich Menschen auf das offene Meer. Die ersten Seefahrer, über die wir Näheres wissen, waren im frühen Altertum Agypter und Phönizier, dann kamen die Griechen, Römer und Karthager. Die Römer benutzten für den Kampf zur See gewaltige Galeeren, die mit Segeln ausgestattet waren und bei Winstille von Rudersklaven bewegt wurden. Auch der Transport von Waren verlief damals oft über das Meer, da der Landweg sehr unsicher war. Bereits zu dieser Zeit gab es frühe Formen der Piraterie.
Die frühen Leistungen der Mittelmeervölker wurden später noch übertroffen von den Seefahrten der Wikinger. Zum Überwinden weiter Strecken nutzten die damaligen Seefahrer Passatwinde und Meeresströmungen.
Anfang des 15. Jahrhunderts begann das Zeitalter der Entdeckungen. Kolumbus erreichte beim Suchen des Seeweges nach Indien den amerikanischen Kontinent, worauf die Besiedlung durch Europäer begann. Es folgten die weltweiten Erkundungsfahrten des Portugiesen Magellan (1480-1521) im 16. Jahrhundert und die drei Erdumsegelung von Cook (1728-1779) im 18. Jahrhundert.
Bis zum 19. Jahrhundert gehörten die Schiffe Kaufleuten oder Handels-gesellschaften; öffentliche Transportunternehmen gab es nicht. 1818 brach das amerikanische Segelschiff James Monroe der Black Ball Line von New York nach Liverpool auf; damit wurde das Zeitalter der öffentlichen Linienschiffahrt nach einem festen Fahrplan eingeläutet.
Zwei technische Neuerungen trugen zur Entwicklung der heutigen Schiffahrt bei: der Einsatz der Dampfkraft als Antrieb und der Einsatz von Eisen im Schiffbau. Das britische Schiff Sirius überquerte den Atlantik 1838 ausschließlich mit Dampfkraft. Eisen wurde zuerst bei dem Segelschiff Ironsides verwendet, das 1838 in Liverpool vom Stapel lief.
Die Eröffnung des Suezkanals 1869 hatte für die Schiffahrt große wirtschaftliche Bedeutung. Gleichzeitig mit der Entwicklung der dreistufigen Expansions-Kolbendampfmaschine, die zuverlässiger und wirtschaftlicher als die Maschinen der ersten Dampfschiffe arbeitete, ermöglichte die Fertigstellung des Kanals eine schnellere Schiffsverbindung zwischen Westeuropa und Asien.
Zu den technischen Fortschritten um die Jahrhundertwende gehörte die Entwicklung der mehrstufigen Dampfturbine durch den britischen Erfinder Charles A. Parsons, die 1897 erstmals in der Schiffahrt eingesetzt wurde. Das dänische Schiff Selandia wurde 1912 als erstes hochseetüchtiges Motorschiff in Auftrag gegeben.
Arten der Schiffahrt
Die Schiffahrt unterteilt sich je nach Betriebsart in die Kategorien:
Linienschiffahrt
Trampschiffahrt
industrielle Schiffahrt
und Tankschiffahrt
Die Schiffe verkehren dabei meist auf festgelegten Routen.
Seewasserstraßen
Der größte Teil des weltweiten Schiffsverkehrs folgt wenigen, zum Teil erdumspannenden Seerouten, z. B. der Schiffahrtsstraße über den Nordatlantik zwischen Europa und dem östlichen Nordamerika, der Straße zwischen Mittelmeer und Asien über den Suezkanal oder der Straße durch den Panamákanal.
Wichtige Seekanäle
Suezkanal Panamakanal Nord Ostsee-Kanal
Länge: 161 km 81,6km 98.6km
Durchfahrt: 15-18h 7-8 h 7,5 h
Erstausbau: 1859-1869 1881 -1914 1887-1995
Unter Küstenschiffahrt wird der Schiffsverkehr innerhalb einer 32-Kilometer-Zone vor der Küste verstanden. In der Praxis entfernen sich allerdings die Schiffslinien aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Sicherheit oft weiter. In der Küstenschiffahrt und im Nahverkehr werden oft Spezialschiffe wie Auto- oder Eisenbahnfähren eingesetzt.
Ein großer Teil der weltweiten Schiffahrt wird über Binnenwasserstraßen wie Flüsse, Kanäle und Seen abgewickelt. Die Umladung der Fracht von hochseetüchtigen Schiffen auf Schiffe des Binnenverkehrs und umgekehrt wird durch Container und Leichter an Bord größerer Trägerschiffe vereinfacht.
Der Liniendienst besteht aus Schiffsverbindungen entlang bestimmter Routen nach einem regelmäßigen Fahrplan. Die Beförderung von Gütern wird durch Frachtverträge geregelt, die der Frachtunternehmer mit dem Absender schließt. Der Wettbewerb im Liniendienst wird meist durch Übereinkommen, sogenannte Konferenzen, unter den Reedern geregelt.
Trampschiffahrt
Sogenannte Trampschiffe verkehren weder auf festgelegten Routen noch zu regelmäßigen Zeiten. Ihre Fracht besteht meist aus nur einem Stoff oder Artikel eines einzigen Absenders, gewöhnlich aus Massengut eines Roh- oder geringwertigen Stoffes wie Getreide, Erz oder Kohle, dessen Transport nicht teuer sein darf.
Industrielle Schiffahrt
Die in der industriellen Schiffahrt eingesetzten Frachter werden von großen Unternehmen betrieben, die damit die für die Herstellung und Verteilung ihrer Produkte notwendigen Transporte durchführen.
Tankschiffdienst
In den siebziger Jahren waren weltweit 34 Prozent aller Tanker mit einer Tragfähigkeit von insgesamt rund 200 Millionen tdw im Besitz von Ölgesellschaften. Sogenannte Supertanker mit über 100 000 tdw werden für den Transport von Rohöl von den Ölfeldern zu den Raffinerien eingesetzt. Die raffinierten Produkte wie Benzin, Paraffin und Schmieröle werden von kleineren Tankern (im allgemeinen unter 30 000 tdw) und von Leichtern an ihren Bestimmungsort gebracht.
Bei gewerblich genutzten Schiffen unterscheidet man zwischen:
Passagierschiffen
Frachtschiffen
und Tankern
Zur Blütezeit der Personenschiffahrt waren die größten Schiffe die berühmten Linienschiffe der North Atlantic, die Mitte des 19. Jahrhunderts den regelmäßigen Personenverkehr zwischen Amerika und Europa aufnahmen. Im Wettbewerb um Geschwindigkeit, Größe und Ausstattung konkurrierten Schiffe wie die Mauretania, die Queen Mary, die Queen Elizabeth. Heute fahren Passagierschiffe vor allem Kreuzfahrten.
Frachtschiffe befördern Stückgut, Einheitsladungen und begrenzte Mengen von Getreide, Erz und Flüssigkeiten. Für bestimmte Arten von Fracht, wie z. B. Kraftfahrzeuge, gibt es Spezialschiffe.
Ende der fünfziger Jahre veränderten Containerschiffe mit ihrer neuen Technik die Frachtschiffahrt und verbanden den Transport auf der Straße mit der Hochsee-schiffahrt. Die hochspezialisierten Containerschiffe können an einem Tag entladen und neu beladen werden, ein Vorgang, der bei konventionellen Schiffen derselben Größe zehn Tage dauerte. Die sogenannten LASH-Schiffe (lighter-aboard ships) waren eine Weiterentwicklung der Containerschiffe. Solche Schiffe haben bis zu 38 Leichter oder 1 600 Container an Bord oder eine Kombination von beidem. Ihr Bau ermöglicht es, ihre Ladung auch in Häfen ohne entsprechende Einrichtungen zu löschen; ein Liegeplatz ist dabei nicht mehr nötig. Bei der Roll-on-Roll-off Schiffahrt werden die Waren auf Paletten geladen und so in den Hafen gebracht.
Tanker
Tanker sind speziell für Naßfrachten konstruiert, meist für Mineralöl. Ein sehr großes Problem dieser Riesentanker sind dagegen schwerste Umweltschäden, die sie verursachen, wenn sie aufgrund von Kollisionen, Sturmschäden oder menschlichem Versagen auflaufen oder leckschlagen und das Öl ausläuft. In die Geschichte industriell verursachter Umweltkatastrophen - eine der verheerendsten - ist das Unglück des Öltankers Exxon Valdez eingegangen, wobei 40 000 Tonnen Rohöl ausliefen.
Verträge und Übereinkommen
Um die Sicherheit auf See zu verbessern, sind im Lauf der Jahre zahlreiche Verträge und Übereinkommen geschlossen worden. Eines der wichtigsten Abkommen führte 1913, nach der Katastrophe der Titanic, zur Einrichtung der Internationalen Eisbergpatrouille. Das Internationale Freibordabkommen von 1930 regelte Schiffsfrachten aufgrund von Größe, geladener Ware und Route des Schiffes.
Preisentwicklung und Einsparungen
In den 70er Jahren drängten die Handelsflotten der Entwicklungsländer auf den Weltmarkt. Dies führte zu Dumpingpreisen. Die Industrieländer reagierten darauf mit Preissenkungen, was zu Unfällen und einer Ausflaggung führte (d.h.: Die Schiffe werden in die Register anderer Länder eingetragen, damit Kosten gespart werden können z.B. unter den Flaggen von Panama, Zypern und Liberia). Im allgemeinen schädigten die Billigflaggenstaaten den Weltmarkt.
Güterumschlag einiger Seehäfen 1982:
Gesamtumschlag
In Mio t.
Bremen 26.2
Hamburg 61.1
Marseille 91.8
New York 43.7
Rotterdam 237.8
Nach der Art der Schutzeinrichtungen unterscheidet man natürliche Häfen wie
Flußmündungen und Buchten von künstlichen Häfen, die vollständig durch künstliche Bauwerke geschützt sind und sich an Stellen befinden, die keinen natürlichen Schutz bieten.
Die meisten natürlichen Häfen sind durch Ausheben von Kanälen weitgehend ausgebaut worden, so daß auch Schiffe mit großem Tiefgang einfahren können. Ein bedeutender natürlicher Hafen ist neben dem Hamburger Hafen der New Yorker Hafen, der ursprünglich natürlich war. Bis 1885 war die natürliche Fahrrinne durch die Hafeneinfahrt mit einer Tiefe von sieben Metern für die Schiffahrt ausreichend. Durch den Bau größerer Schiffe mußte die Fahrrinne vertieft werden und im Nordosten der natürlichen Hafeneinfahrt ein künstlicher Hafeneingang geschaffen werden.
Weitere bedeutende natürliche Häfen sind die von San Francisco und Boston (Vereinigte Staaten), Southampton und Poole (England), Rio de Janeiro (Brasilien), Kingston (Jamaika), Sydney (Australien), Hongkong und Bombay.
Künstliche Häfen
An Küsten, die keinen natürlichen Schutz bieten, werden durch den Bau von wellenbrechern künstliche Buchten angelegt. Die Form dieser Häfen ist sehr unterschiedlich, alle besitzen jedoch mindestens zwei Wellenbrecher, zwischen denen sich die Hafeneinfahrt befindet. Einer der größten künstlichen Häfen ist der von Buffalo (New York) am Eriesee. Andere bedeutende Häfen dieser Art sind Marseille, Port Said, Casablanca, Neapel und Triest.
Bsp. für einen Hafen: Container Terminal Hamburg, an der Unterelbe in den Waltershofer
Häfen des Hamburger Hafens gelegene Spezialanlage für den schnellen Umschlag von
Containern zwischen Containerschiffen und Landtransportmitteln. Die Containerschiffe legen
am Burchardkai des HKLA (Hamburger Hafen- und Lager-Aktiengesellschaft) ContainerTerminals an, wo ihre Frachten direkt per Bordkran oder mit Hafenhilfsmitteln (ContainerVerladebrücken, Kaikränen usw.) gelöscht werden. Das Container-Terminal im südlichen
Teil des Waltershofer Hafens war das erste Container-Terninal des Hamburger Hafens; es
bildet mit dem später hinzugekommenen Eurokai im nördlichen Bereich das
Containerzentrum des Hamburger Hafens. Insgesamt sind die Kaianlagen der beiden
Umschlagplätze 4,5 Kilometer lang; jährlich werden hier etwa 4,5 Millionen Tonnen
Stückgut in Containern umgeschlagen.
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