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Das Werden einer modernen Demokratie in den USA

Das Werden einer modernen Demokratie in den USA


Der Unabhängigkeitskrieg

Im Lauf der Zeit hatten sich die Siedler immer we­niger als Engländer empfunden und auch das Verhältnis zum Mutterland hatte sich aufgrund verschiedener Faktoren, wie das Verbot der Errichtung von Manufakturen, das ständige Aufkommen für die Kriegskosten Englands und die hohe Besteuerung von wichtigen Gütern, zunehmendes verschlechtert.

1773 lehnten die Kolonisten ein neues Steuergesetz nach dem Grundsatz ,,No taxation with­out representation" ab und boykottierten englische Waren. Da das englische Parlament am Teezoll festhielt, warfen als Indianer verkleidete Bostoner Bürger aus Protest eine Schiffsladung Tee ins Meer (Boston Tea Party 1773).


Auf einem Kongreß in Philadelphia sagten sich die Kolonisten in aller Form vom Mutterland los und erklärten ihre Unabhängigkeit (4. Juli 1776). In keinem anderen Dokument spiegelt sich das Selbstverständnis der amerikanischen Revolution deutlicher als in der Unabhängigkeitserklärung, die Tho­mas Jefferson, Rechtsanwalt und Pflanzer aus Vir­ginia, entworfen hatte. Einige wichtige Punkte sind:



Alle Menschen sind gleich geschaffen und haben gewisse un­veräußerliche Rechte (z.B. Leben, Freiheit und das Streben nach Glück).

Die Sicherung dieser Rechte ist Auftrag der von den Menschen gewählten Regierung.

Wann immer eine Regierungsform sich gegen dies wendet ist es das Recht des Volkes sie ab­zuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen.


Die englische Regierung erklärte daraufhin den Kolonisten den Krieg. Die Erfolgschancen der 3 Millionen Menschen gegen die seit 300 Jahren in keinem Krieg mehr besiegte Weltmacht England waren gering. Zum Oberbefehlshaber ihrer Truppen wählten die Kolonisten George Washington, einen wohlhabenden Plantagenbesitzer aus Virginia. Sieben Jahre dauerte der Unabhän­gigkeitskrieg, bei dem fast ganz Eu­ropa auf der Seite der Amerikaner stand und diesen militärisch auch half. Nach schweren Niederlagen erkannte Eng­land schließlich die Unabhängigkeit seiner ehemaligen Kolo­nien und schloß Frieden (1783).


Die erste moderne Demokratie

Zwischen 1776 und 1789 gaben sich die elf Einzelstaaten neue Verfassungen, welche die Grundrechte garantierten und Gewaltenteilung vorsahen. 1781 schlossen sie sich zusammen, ohne jedoch ihre Souveränität aufzugeben. Gesetzlicher Rahmen waren die Konföderationsartikel, die jedoch wenig Kompetenzen zuließen. Daraufhin beschloß der Kongreß 1787 eine Versammlung von Vertretern sämtlicher Einzelstaaten, die eine neue Verfassung ausarbeiten sollte. Das Ergebnis war ein Bundesstaat mit einem Präsidialsystem, dem weiter reichende Kompetenzen zugesprochen wurden. 1788 wurde die erste Verfassung der Vereinigten Staaten ratifiziert. In ihr wurde u. a. festgelegt, daß alle Macht der Gesetzgebung dem Kongreß der Vereinigten Staaten übertragen wird, der aus einem Senat und einem Repräsentantenhaus besteht. Die ausführende Gewalt wird dem Präsidenten der Vereinigten Staaten übertragen, dessen Amtszeit vier Jahre beträgt. Zum ersten Präsidenten des neuen Staats wurde George Washington gewählt.

Die neue Regierungsform stand im Gegensatz zu allen Regierungsformen der damaligen Welt. Es herrschte kein König ,,von Gottes Gnaden'. Das Volk hatte das Recht, seine Regierung selbst zu be­stellen und abzusetzen (Volkssouveränität). Außer­dem war die Staatsmacht in die gesetzgebende, die ausübende und die richterliche Gewalt getrennt. Die Amerikaner hatten damit die erste moderne Demokratie geschaffen. Allerdings galten den ,,Gründungsvätern' noch lan­ge nur die männlichen Besitzenden als zur politi­schen Selbstbestimmung berechtigt (Zensuswahl­recht).

Geistige Voraussetzungen für den Kampf um die Unabhängigkeit waren das Prinzip der "Volkssou­veränität" die Ordnung des politischen Lebens durch eine geschriebene Verfassung sowie die Frei­heits-, Gleichheits- und Glücksansprüche des ein­zelnen Menschen. Die amerikanische Revolution ist damit ein Glied in der Kette von Revolutionen, die zur Herrschaft des Bürgertums und zur Durch­setzung der politischen Grundsätze der Aufklärung geführt haben. Ihre Besonderheit besteht darin, daß es durch sie zu keiner grundlegenden Veränderung der bestehenden Gesellschafts- und Wirtschaftsord­nung kam.


Der amerikanische Bürgerkrieg

Die Finanzpolitik von US-Finanzminister Alexander Hamilton zog die Opposition derer auf sich, die die Interessen der Agrarier vernachlässigt sahen zugunsten der Bankiers und Unternehmer. Die Parlamentsdebatten von 1790/91 über Hamiltons Gesetze spalteten die Nation und führten schließlich zur Bildung der beiden ersten wichtigen politischen Parteien der US-Geschichte: der Föderalisten und der Republikaner. Siehe auch James Madison; Thomas Jefferson.

1800 wurde Jefferson US-Präsident. Wichtigstes Ereignis seiner Amtszeit war der Kauf von Louisiana und weitere territoriale Ausdehnungen nach Westen. Dabei kam es immer wieder zu Kämpfen mit Indianern. 1804 wurde Jefferson wieder gewählt. Seine zweite Amtszeit war vor allem durch wachsende außenpolitische Spannungen geprägt. Großbritannien wie auch Frankreich hatten in ihren Kriegen gegeneinander Handelsbeschränkungen in Kraft gesetzt, die den Handel neutraler Mächte, insbesondere der USA, schädigten. Unter Jeffersons Amtsnachfolger James Madison, ebenfalls Republikaner, kam es von 1812 bis 1814 zu einem Krieg mit Großbritannien. Der Friede von Gent brachte 1814 nur die Wiederherstellung der Machtverhältnisse von vor dem Krieg.

In den folgenden Jahren vergrößerte sich das Staatsgebiet der USA, da Spanien 1819 Florida (damals Ostflorida) an die USA abtrat. Westflorida, ein Landstreifen entlang des Golf von Mexiko, hatten sich die USA 1810 mit Gewalt angeeignet. Die national geprägte US-Außenpolitik fand ihren Ausdruck in der Monroedoktrin.

Die Vergrößerung des Territoriums durch die Ausdehnung nach Westen führte zu einem starken Wirtschaftswachstum. Das große Land wurde durch Straßen, Schienen und Kanäle erschlossen. Dadurch trat die regionale Spezialisierung noch stärker in den Vordergrund. Im Norden und Osten wurden Banken und Aktiengesellschaften gegründet; erste Industrie entstand. Im Süden florierte der Baumwollanbau. Neue Maschinen erlaubten eine erhebliche Ausdehnung, die den Bedarf an Sklaven weiter steigerte. Der Westen schließlich wurde durch die Landwirtschaft dominiert. Hier wurde der größte Teil der Lebensmittel produziert.

Diese Phase nationaler Einheit, oft als Zeitalter der Zuversicht bezeichnet, leitete zu Spannungen zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen Amerikas über.


Der amerikanische Bürgerkrieg

Der Konflikt zwischen der Kaufmannsaristokratie des Nordostens, der Agrararistokratie des Südens und den Siedlern des Westens schlug sich erstmals in der Präsidentschaftswahl von 1824 nieder. Er entzündete sich überwiegend an der Frage der Sklaverei. Mitte des 19. Jahrhunderts beherrschte dieses Thema alle Bereiche der amerikanischen Gesellschaft. Die Sklaverei war zwar in allen Staaten erlaubt, aber aufgrund der hohen Nachfrage auf den Baumwollfeldern des Südens war sie besonders dort verbreitet. Den Norden einte die Verurteilung dieses Vorgehens, bis schließlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts alle Staaten nördlich von Maryland mit Ausnahme New Jerseys die Abschaffung der Sklaverei beschlossen.

1860 gewannen die Republikaner mit ihrem Kandidaten Abraham Lincoln, der sich für eine Kontrolle der Sklaverei durch den Kongreß stark gemacht hatte, die US-Präsidentenwahl. Unmittelbar darauf, am 20. Dezember 1860, trat South Carolina aus der Union aus. Wenige Tage danach belagerten Truppen dieses Staates die US-Garnison von Fort Sumter im Hafen von Charleston (South Carolina). Nach und nach verließen die Staaten Mississippi, Florida, Alabama und Georgia die Vereinigten Staaten von Amerika; es folgten Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, North Carolina und Tennessee.

Am 4. Februar 1861 tagten Vertreter aus sechs der ausgetretenen Staaten, um eine provisorische Regierung der Konföderierten Staaten von Amerika zu bilden. Am 15. April rief Lincoln, der nicht erlauben konnte, daß ein Staat einfach aus der Union austritt, die loyalen Staaten zur Entsendung von 76 000 Freiwilligen auf, um die Union zu verteidigen. Der Amerikanische Bürgerkrieg hatte begonnen.


Der Amerikanische Bürgerkrieg endete 1865 mit der Kapitulation der Südstaaten und der nationalen Einigung. Schon zu Beginn des Krieges zeichnete sich eine Überlegenheit des industrialisierten Nordens ab. Nach der Schlacht von Gettysburg die das Blatt vielleicht noch hätte wenden können mußte der Süden seine Niederlage einsehen. Bereits 1862 hatte der Kongreß Gesetze zur Abschaffung der Sklaverei in den Territorien erlassen. Am 1. Januar 1863 erfolgte Lincolns Emanzipationserklärung. Sie erklärte sämtliche Sklaven in den rebellischen Staaten für frei. Am 6. Dezember 1865 wurde die Sklaverei mit dem 13. Zusatz in der amerikanischen Verfassung abgeschafft.


Die Jahre des Wachstums

Aufgrund der engen Verquickung zwischen Wirtschaft und Politik entwickelte sich in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg eine beispiellose Förderung des Großkapitals mit korrupten Zügen. So begünstigte die republikanische Regierungspolitik die Organisatoren neuer Eisenbahnunternehmen im Westen. Die Homestead Laws von 1862 sollten die Besiedlung des Westens fördern, indem die Regierung jedem Familienoberhaupt 65 Hektar Land schenkte, das sich vertraglich für mindestens fünf Jahre zur Bearbeitung dieser Fläche verpflichtete. Tatsächlich jedoch gelangten auf diese Weise Millionen Hektar durch betrügerische Machenschaften in die Hände von Bodenspekulanten.

Infolge der landesweit wachsenden Unzufriedenheit mit der Politik der Republikaner stellten die Demokraten mit Grover Cleveland 1884 erstmals seit 1856 wieder einen US-Präsidenten. Die Amtszeit Clevelands war durch die Formierung der Arbeiterbewegung als organisierte politische Macht geprägt. Zwischen 1861 und 1866 wurden mehrere Gewerkschaften gegründet.

Während der kommenden Wirtschaftskrise verstärkte sich auch die Benachteiligung von Minderheiten, vor allem der Schwarzen. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte eine strikte Rassentrennung in Schulen, Bussen, Gaststätten ebenso wie ein Ausschluß an der Teilnahme am politischen Leben. Für die Beteiligung an Wahlen wurden Steuern erhoben und Bildungstests durchgeführt. Durch den Rückgang der Baumwollindustrie wurde die schwarze Bevölkerung mehr und mehr ins soziale Abseits gedrängt.


Im September 1901 wurde Theodore Roosevelt Präsident. Roosevelts Politik wandte sich gegen die zunehmende Macht der Unternehmenskartelle, der so genannten Trusts, und schuf mehr soziale Gerechtigkeit. Auf seinen Einfluss hin verabschiedete der Kongress eine Reihe von Gesetzen, die die Durchsetzung der bereits bestehenden Antitrust-Gesetze unterstützen sollten. Roosevelt wurde durch den Bau des Panamákanals und seinen Einsatz bei der Beendigung des Russisch-Japanischen Krieges (1904/05) sehr bekannt.


Zwischen den USA und Großbritannien kam es zur Auseinandersetzung um das Beringmeer und 1899 um den Erwerb der Insel Tutuila seitens der USA. 1893 führten amerikanische Zuckerrohrpflanzer einen Umsturz auf Hawaii an. Dem Aufstand folgten der Sturz der hawaiianischen Monarchie und 1898 die Annexion der Inseln durch die USA. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwarben die Vereinigten Staaten zusätzlich verschiedene Pazifikinseln, u. a. Wake Island und Midway.


Der herausragende Konflikt mit einer ausländischen Regierung in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts war der mit Spanien um die Insel Kuba. Aus dem folgenden Spanisch-Amerikanischen Krieg gingen die USA als Sieger hervor. Der Vertrag von Paris beendete am 10. Dezember 1898 den Krieg und sah die Unabhängigkeit Kubas vor sowie die Abtretung Puerto Ricos, Guams und der Philippinen von Spanien an die Vereinigten Staaten. Infolge des Spanisch-Amerikanischen Krieges gelangten die USA an Besitzungen außerhalb ihres kontinentalen Kernlandes. Sie übernahmen damit die Probleme einer Kolonialregierung und -macht, die sie - neben anderen Faktoren - eine wachsende Rolle in weltpolitischen Angelegenheiten übernehmen ließen. Aus der Ausdehnung des wirtschaftlichen Einflusses entstand der Panamerikanismus, bei dem die USA den gesamten Markt in Nord- und Südamerika beherrschten und nach außen abschirmten.








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