Venezuela
Inhaltsverzeichnis:
Allgemeine Informationen
Name des Staates
Lage des Landes und Zeitzone
Fläche, Einwohnerzahl, Hauptstadt und Amtssprache
Karte von Venezuela
Nationalfeiertag
Verfassung
Einteilung des Landes
Geschichte
Land und Leute
Geographie
Klima
Bevölkerung
Entwicklung und Wirtschaft
Stellungnahme
Quellen
Allgemeine Informationen
Venezuela, amtlich 'República de Venezuela' ist ein Staat im Norden Südamerikas. Der Name Venezuela kommt vom spanischen 'bene'suela', was soviel bedeutet wie 'Klein-Venedig'.
Das Land liegt in den Koordinaten 73°W bis 60°W und 11°N bis 1°N und befindet sich damit in der Atlantikzeitzone, das heißt, dass, wenn es nach der MEZ 12:00 Uhr ist, ist es in Venezuela 7:00 Uhr.
Es umfaßt eine Fläche von 912050 km² und hat eine Einwohnerzahl von etwa 20,7 Mio., die Hauptstadt ist Caracas, die Amtssprache Spanisch.
Karte von Venezuela:
Der Nationalfeiertag ist der 5.7., der an den Tag der Unabhängigkeit 1811 erinnert.
Verfassung: Chef der Exekutive: der Präsident, auf 5 Jahre gewählt, die Wiederwahl ist ein Mal möglich. Legislative: Nationalkongress aus Senat und Abgeordnetenkammer, Regierung wird vom Präsidenten ernannt, Wahlpflicht für alle Staatsbürger über 18 Jahren. In Zukunft: Abbau des Präsidialsystems zu Gunsten einer parlamentarischen Demokratie.
Einteilung: Venezuela besteht aus 20 Verwaltungseinheiten und 4 Sondergebieten, die Bundesterritorium sind oder von der Zentralregierung verwaltet werden:
Verwaltungseinheit |
Hauptstadt |
Fläche in km² |
Einwohner in 1000 |
Ew. je km² |
Staaten |
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Anzoátegui |
Barcelona |
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Apure |
San Fernando de Apure |
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Maracay |
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Barinas |
Barinas |
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Bolivar |
Ciudad Bolivar |
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Carabobo |
Valencia |
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Cojedes |
San Carlos |
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Falcón |
Coro |
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Guárico |
San Juan de los Morros |
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Lara |
Barquisimeto |
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Mérida |
Mérida |
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Miranda |
Los Teques |
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Monagas |
Maturín |
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Nueva Esparta |
La Asunción |
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Portuguesa |
Guanare |
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Sucre |
Cumaná |
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Táchira |
San Christóbal |
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Trujillo |
Trujillo |
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Yaracuy |
San Felipe |
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Zulia |
Maracaibo |
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Sondergebiete |
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Distrito Federal |
Caracas |
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Delta Amacuro |
Tucupita |
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Dependencias Federales |
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Bei den 'Dependencias Federales' handelt es sich um kleinere karibische Inseln, die keiner Verwaltungseinheit zugeordnet sind und somit direkt von der Zentralregierung verwaltet werden.
Geschichte
Als erster Europäer erblickte Christoph Kolumbus die Orinocomündung im Nordwesten Venezuelas, der Name selbst wurde von A. de Hojeda geschaffen, der dem Land den Namen Venezuela (Klein-Venedig) in bezug auf die indianischen Pfahlbauten gab. Die erste spanische Siedlung lässt sich auf die reichhaltigen Perlengründe vor Cumaná - westlich der Orinocomündung - zurückführen, die allerdings sehr rasch ausgebeutet waren. 1527 wurde als erste grössere Stadt Coro gegründet, welche heute im Nordosten des Landes an der Küste liegt, etwa 330km von Caracas, der heutigen Hauptstadt entfernt. 1567 gründeten die Spanier Caracas als Verwaltungsmittelpunkt. Es folgten nun mehrere Entdeckungszüge im Bereich des oberen und unteren Orinocos, dabei kam es 1595 zu Konflikten mit den Engländern, die z.B. spanische Siedlungen auf Trinidad zerstörten. Um 1620 kamen die Niederländer, 1717 wurde Venezuela Teil des Vizekönigreiches Neugranada. Die Revolution vom 19.4.1810 in Caracas unter Simon de Bolívar brachte die Unabhängigkeit von Spanien, die endgültige Befreiung brachten allerdings erst mehrere Schlachten um 1820 herum. Das ehemalige Neugranada schloss sich nun zu einer Republik Großkolumbien mit den heutigen Staaten Venezuela, Equador, Panama und Kolumbien zusammen, doch 1830 machte sich Venezuela unter General Páez wieder selbständig, damit brach Bolivars Konzept eines friendensreichen Staates, der alle Lateinamerikanischen Völker vereinigt, zusammen. Venezuela versank in Unruhen und Bürgerkriegen. Es folgten mehrere Versuche, den Staat diktatorisch oder republikanisch in den Griff zu bekommen, mehrere Militärdiktaturen brachten aussenpolitische Schwierigkeiten mit sich. Erst seit den 1920ger Jahren stützt sich Venezuelas Wirtschaft auf die Erdölförderung. Mit Hilfe des Staatsanteils am Erdöl baute der Diktator Gómez die Staatsschuld langsam ab und stabilisierte die Währung. Venezuela profitiert von den Erdölaus-beutungen, auf dieser Grundlage entwickelte es sich zu einem der modernsten Staaten in Lateinamerika. Vor dem zweiten Weltkrieg entstanden neue politische Parteien, die sich den sozialen Fragen zuwandten und somit den Rückhalt in der Masse des Volkes suchte. Nach einem Militärputsch wurde die wichtigste von ihnen, die Acción Democrátia verboten. Nachdem der Diktator Pérez gestürzt worden war, kam der erste verfassungsmäßige Präsidentenwechsel 1964 mit der Beilegung sozialer Unruhen. Die Acción Democrátia kam zwischen 1974 und 1979 wieder an die Macht, unter ihrer Herrschaft wurden die Eisenerz- und Erdölindustrien verstaatlicht, daraufhin wurde der Preis des venezolanischen Erdöls um das vierfache angehoben, was dem Land, welches Gründungsmitglied der OPEC ist, Reichtum, eine neue wirtschaftliche Elite und Korruption brachte. In den 80ger Jahren unterzeichnete Venezuela die Vereinbarung zur Schaffung einer Freihandelszone, die bis heute noch nicht realisiert ist, weiterhin versucht das Land, mehr Gewicht in der OPEC, und somit auf dem Weltmarkt auszuüben, Grenzstreitigkeiten mit Guyana und Kolumbien wurden rasch beigelegt. Heute ist es ein besonderes Anliegen Venezuelas, die Lasten der Entwicklungsländer gerechter zu verteilen. Der G-15 Gruppe (Agypten, Algerien, Argentinien, Brasilien, Chile, Indien, Indonesien, Jamaika, Kenia, Malaysia, Mexiko, Nigeria, Peru, Senegal, Venezuela, Simbabwe, Sri Lanka), gegründet 1989 als Gegengewicht zu den Industrienationen (G-7) gehören ein Drittel der Weltbevölkerung an, jedoch ist dieser Staatenzusammenschluss nur mit 10% am Welthandel beteiligt.
Aufgrund der wachsenden sozialen Anspannungen, der Armut, der steigenden Inflation und den staatlichen Sparprogrammen kommt es in Venezuela heute immer wieder zu Zwischenfällen, so am 11.5.1998, wo mehrere Bombenanschläge Caracas Innenstadt lahmlegten.
3.0 Land und Leute
3.1 Geographie
An seinem nördlichen Ende im Westen Kolumbiens und Venezuela teilen sich die Anden in drei Hauptketten: Cordillera Oriental, Cordillera Central und Cordillera Occidental. Zwischen diesen Ketten liegen viele Täler und kleinere Bergketten, zur Küste wird das Relief flacher. Nach Venezuela ragt nur die Cordillera Oriental, die den Maracaibo-See, der eigentlich gar kein See, sondern eine seichte Lagune des Karibischen Meers ist, räumlich vom übrigen venezolanischen Boden abtrennt. Die Llanos -tropisches Grasland- nehmen ein Drittel der Landesfläche ein, Ackerbau wird in den Überschwemmungsregionen an den Unterläufen des Orinocos begünstigt. Südlich des Orinocos liegt das alte Massiv des Berglandes von Guyana, und im äußersten Süden liegt noch ein kleiner Teil des Amazonas-Tieflandes. Der größte Binnensee ist der Lago de Valencia mit über 350 km². Als Bodenart herrschen die lateritischen Böden vor, nur in den Hochlagen kommen graue Gebirgswald- und Gebirgssteppenböden sowie Gebirgsformen der rotbraunen Böden der Trockensavanne vor. Von der Desertifikation ist Venezuela nur im Maracaibobecken betroffen, dort ist die Gefahr durch Abschwemmungen gegeben, die Bekämpfung des Vorganges ist nur mäßig möglich, da dieser Raum sehr stark wirtschaftlich genutzt wird.
3.2 Klima
Venezuela liegt im tropisch-wechselfeuchten Klimaraum. Der Nordwesten ist mit jährlichen Niederschlägen um 250mm relativ trocken. In der Regenzeit im Sommer kommen in manchen Klimastationen an den Gebirgen Niederschläge von bis zu 3000mm (Bergland von Guyana) vor. In den Llanos nimmt der Niederschlag von Osten nach Westen zu, somit sind die westlichen Llanos bewaldet. Von dem Klimaphänomen El Niño ist Venezuela nur sehr wenig betroffen. Die große Anzahl der ariden Monate an der Küste (Caracas: 6-9, Maracaibo: 10-12) lässt sich auf den Nordost-Passat zurückführen, der von der warmen Meeresoberfläche des Atlantischen Ozeans bzw. des Karibischen Meers an der Küste Venezuelas entlangweht. Von der Temperatur her sind nur in den Höhenlagen niedrigere Temperaturen zu verzeichnen, in der übrigen Region sind es im ganzen Jahr durchschnittlich 25-30°C. Die Trockenzeit von ist von November / Dezember bis April und die Regenzeit von Mai bis Oktober / November. In den Hochebenen gibt es häufig sintflutartige Regenfälle. Hagel und Schnee sind dagegen selten, nur vereinzelt im Hochgebirge, wo trotz Aquatornähe ein angenehmes Klima vorherrscht.
3.3 Bevölkerung
In Venezuela leben überwiegend Mischlinge, die etwa 5% Schwarzen leben im karibischen Küstenbereich, was durch die Kolonisationzeit begründet ist. Der Anteil der Weißen liegt bei 20%. Es gibt noch etwa 326000 Indianer laut amtlicher Statistik, die im karibischen Gebirge sowie in den Kordilleren von Mérida und deren Randzonen in 38 Stämmen leben. Die jährliche Wachstumsrate (1959-1990: 3,5%) ist die höchste in ganz Lateinamerika (Ø 2,5%). 57% der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt.
Große Probleme machen die sozialen Unterschiede im Land, die einen Grund in der Verstädterung haben. In den Städten gibt es nicht genug Arbeitsplätze, hohe Arbeitslosigkeit (10%) und Unterbeschäftigung sind daher Kennzeichen der venezolanischen Städte, es entstehen ähnlich wie in Brasilien Hüttenstädte, in Venezuela Barrios genannt. Anders als in den anderen Lateinamerikanischen Staaten ist es in Venezuela so, dass der soziale Wohnungsbau im Vordergrund steht, entstehen dann dadurch, dass der Wohnungsbau nicht mithalten kann, Barrios, dann werden diese in kürzester Zeit verbessert, durch Einsatz von Beton und Steinen statt Wellblech und Holz. Der Verstädterung versucht die Regierung durch Projekte wie Landzuteilung, Neukolonisation und Bau von Straßen entgegenzuwirken, allerdings sind dies Maßnahmen, die nur einen Tropfen auf den heißen Stein bewirken.
Die Analphabetenquote liegt bei 11,9%, eine trotz des gut ausgebauten Schulwesens relativ hohe Quote. Die sechsjährige Schulpflicht beginnt sehr spät, mit 8 Jahren ist ein Kind schulpflichtig, daher sind Vorschulen in den Städten vorhanden, die Grundschulbildung vermitteln. 90% der Kinder der Alterstufe 8-13 Jahren besuchen die unentgeltlichen Primarschulen, die weiterführenden Sekundarschulen werden von 56% der Kinder der darauf folgenden Alterstufe (13-18: 62% der Mädchen, 50% der Jungen) besucht. Die 2500 Einrichtungen zur Erwachsenenbildung werden gut in Anspruch genommen.
Es gibt 20 Universitäten, davon sind 5 privat. Die Ausgaben im Bildungsbereich betragen 28,5% des öffentlichen Haushaltes.
95% der Bevölkerung ist katholisch, der Rest ist protestantisch, jüdisch, oder gehört einer der verschiedenen Indianischen Religionen an.
Die Wehrpflicht in der 52.000 Mann starken Armee beträgt im allgemeinen 24 Monate, in der Marine sogar 30 Monate. Sie ist relativ modern mit französischer Technologie ausgerüstet: 80 Kampfpanzer des Typs AMX-30 aus französischer Produktion, 160 leichte Panzer, 120 Kampfflugzeuge vom Typ F-16, Mirage III, F-5, und Bomber vom Typ Canberra (jeweils rund 20 Stück), 6 Fregatten, 6 Schnellboote und 2 U-Boote. Neben der Armee existiert eine paramilitärische Nationalgarde mit 23.000 Mann.
Zitat aus einem Text, auf den ich im Zusammenhang mit meinen Recherchen gestoßen bin:
Trotz der heterogenen Zusammensetzung sind die Venezolaner auf ihr Land stolz. Obwohl sie für sich selbst durchaus kritische Bemerkungen erlauben, würden sie Kritik von Ausländern übelnehmen. Ihr Nationalgefühl wird durch die praktisch tägliche Konfrontation mit den Ideen und Zielen des Freiheitsidols und Befreiers, Simón Bolivar, gestärkt. Die beträchtlichen Anstrengungen des Staates am Erziehungssektor ermöglichten, hauptsächlich in den Großstädten, den Ausbau einer gehobeneren Mittelschicht, deren intellektuelles Niveau oft überrascht. Dennoch ist der Ausbildungsstand des Großteils der Bevölkerung noch nicht mit dem europäischen zu vergleichen. Als extrovertierter Mensch trägt der Venezolaner sowohl seine Gefühle als auch seinen erreichten Wohlstand offen zur Schau. Außerdem wird sehr großer Wert auf Körperpflege und gepflegte Kleidung gelegt. Die Leichtlebigkeit und Unbekümmertheit vieler Venezolaner bedarf für Europäer oftmals erst der Gewöhnung. Wer sich allerdings auf die Mentalität einstellt, kann in Venezuela viele Freunde finden.' (Anlage zu AW-Länderblatt Venezuela)
4. Entwicklung und Wirtschaft
An Hand der Karte lässt sich erkennen, dass Venezuela ein weiteres Beispiel für das Zentrum-Peripherie-Modell gelten kann. Der Entwicklungsschwerpunkt liegt eindeutig an der Küste, und zwar in der Region um Caracas. Nur dort ist die Bevölkerungsdichte als 'dicht' zu bezeichnen. Während sich die Erdöl- und Erdgasförderung an der Küste beim Maracaibo-See in Westen und im Nordosten des Landes konzentrieren, floriert um die Hauptstadt Caracas das gesamte Wirtschaftsleben Venezuelas. Vor allen Dingen Verbrauchsgüter wie Textil- und Chemiewaren sowie Nahrungsmittel und Fahrzeugbau sind in diesem Raum maßgeblich vertreten. Seit Mitte der 70ger Jahre wurde eine Dezentralisierung angestrebt, es entstanden Freihandelszonen wie z.b. auf Isla Margarita. Seit den 60ger Jahren wurde der Anteil des sekundären Sektors durch staatliche Fördermaßnahmen stark angehoben. Kennzeichnende Industrien sind die Aluminiumverarbeitenden Industrien, sowie die Eisen-, Gießerei- und Stahlerzeugnisindustrien. Das stärkste Kennzeichen der venezolanischen Wirtschaft ist jedoch die Erdöl- und Erdgasindustrie. Die Mineralölerzeugnisse insgesamt tragen zu 60% zu den Staatseinnahmen bei und erbringen rund 80% der Exporterlöse. Obwohl nur ein Prozent der Erwerbstätigen in der Erdölindustrie arbeiten, ist sie der wichtigste Wirtschaftszweig in Venezuela. Weltweit liegt Venezuela mit seiner Fördermenge von 127,1 Mio.t. (1992) auf Platz 7, mittlerweile wurden die Fördermengen gesenkt. Auf Grund eines Beschlusses der OPEC im März ist die Tagesfördermenge der Organisation im April gegenüber März um 800.000 Barrel auf 27,95 Millionen Barrel zurückgegangen. Die OPEC reagierte damit auf die Forderungen von Firmen, die der äußerst niedrige Ölpreis in finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatte. Drei Viertel der Erdölproduktion von Venezuela wird im Maracaibobecken gefördert. Große Lager von schwer zu raffinierendem Schweröl (Orimulsion) am Nordufer des Orinoco werden nach und nach erschlossen. Trotz des Ölreichtums ist das nach dem BSP (1991: 2610 $/ Ew.) gesehen reichste Land von Lateinamerika von einer starken Armut betroffen. Dazu beigetragen hat ein Reformprogramm des Staates, welches die Privatisierung unrentabler Staatsbetriebe sowie die Senkung der staatlichen Ausgaben vorsah. Die Inflationsrate betrug von 1980 - 1991 jährlich 20%, 1992 betrug sie 31,9% und die Arbeitslosigkeit liegt bei 10% (1990). Etwa ein Viertel der Exporterlöse müssen zur Schuldenrückzahlung der Auslandsschulden (1992: 34,4 Mrd. US-$) aufgewendet werden.
Im primären Sektor sind 11,5% der Erwerbstätigen tätig, jedoch trägt dieser Sektor nur zu 5% zum BSP bei, dies ist der geringste Anteil des Agrarsektors im ganzen Lateinamerikanischen Raum. Diese Entwicklung beruht darauf, dass zur Zeit des Erdölbooms die Landwirtschaft sehr vernachlässigt wurde. Ein Viertel der Gesamtfläche Venezuelas wird landwirtschaftlich genutzt, ein Fünftel davon als Ackerland (3,9 Mio. ha), der Rest (17,6 Mio. ha) als Weidefläche für die über 12,8 Mio. Rinder (1988), dies geschieht vornehmlich in den tropischen Graslandebenen, den sogenannten Llanos. Ahnlich wie in Brasilien und Argentinien dominiert in der Hauptanbauregion im Nordwesten des Landes der Großgrundbesitz (mehr als 500ha Nutzfläche). Das Hauptanbauprodukt ist Mais, der mit 1,4 Mio. t auf einem Viertel des Ackerlandes zum festen Produkt geworden ist. Bis 1920 dominierte allerdings der Kaffee im Agrarwirtschaftlichen Bereich. An den Kordillerenhängen angebaut, bildete er das wichtigste Exportprodukt. Ausser den beiden Produkten wird unter anderem Reis, Baumwolle, Bohnen, Zuckerrohr, Sorghum-hirse, Maniok, Sesam, Bananen, Ananas und Orangen angebaut. Hinzu kommt der nichtregistrierte Anbau von Koka-Sträuchern, Hanf und Marihuana. Von wesentlicher Bedeutung zur Versorgung der Bevölkerung ist der Fischfang. 40.000 t Süßwasserfisch wurden 1987 gefangen, das entspricht etwa 13% der Gesamtfangmenge. Der Thunfischfang ist ein weiteres Standbein der Fischindustrie, weltweit belegt Venezuela mit seinem Thunfischfang Platz 3.
Bei der Energieerzeugung ist der wichtigste Name der des Guri-Staudammes. Das Kraftwerk am 160m hohen und 1200m langen Staudamm am unteren Rio Caroni - 90km vor der Mündung des Flusses - hatte ursprünglich eine installierte Leistung von 2065 MW, nach weiteren Planungen der Erbauer und der endgültigen Fertigstellung liegt die Leistung des Kraftwerkes bei 8800 MW, was über die Hälfte der Stromversorgung Venezuelas sichert. Zukünftig sollen noch mehr Wasserkraft und Kohleenergie zur Stromversorgung genutzt werden.
In der Aussenwirtschaft dominiert trotz Diversifizierungsbemühungen der Erdölbereich (80%). Zweitwichtigster Exportartikel ist Aluminium (4%). Weitere Waren sind Stahlerzeugnisse, Kaffee, Kakao, Tropenfrüchte und Rum. Von den Einfuhren von chemischen, pharmazeutischen, Konsum- und Investitionsprodukten ist Venezuela langfristig abhängig. Der wichtigste Handelspartner sind die USA (48% des Außenhandelsvolumen), es folgen die BRD, Niederlande, Antillen und Italien. Seit 1970 ist die Handelsbilanz fast immer positiv: 1991 lag der Einfuhrwert bei 6,8 Mrd. US-$, der Ausfuhrwert bei 17,6 Mrd. US-$.
Der Tourismus wird durch die verschiedenen klimatischen und landwirtschaftlichen Unterschiede begünstigt. Hauptanziehungspunkt ist die Küste (Isla de Margarita), doch auch historische Sehenswürdigkeiten im Inneren des Landes finden Ihre Besucher unter den heute 552.000 Touristen (1990). Trotz der Unruhen im Augenblick hat das Aussenministerium bisher nur die Empfehlung gegeben: 'In Venezuela besteht ein Sicherheitsrisiko. Offenes Tragen von Wertsachen ist nicht ratsam. Bei der Auswahl der Wohnung bzw. eines Hauses sollte ebenfalls auf die Sicherheit Rücksicht nehmen. Bei neuen Fahrzeugen besteht eine hohe Diebstahlsgefahr. Bei Überfällen ist zu beachten, daß die Täter meist bewaffnet sind.'
Stellungnahme
Nach der Sichtung der Materialien war mein erster Eindruck von diesem Land recht positiv: Die Wirtschaft stimmt, große räumliche Probleme mit Ungunstfaktoren schien es auch nicht zu geben, ausserdem war mit dem Erdöl ein großer Gunstfaktor gegeben. Warum wird ist Venezuela aber ein Entwicklungsland, wo es doch das reichste Land in ganz Lateinamerika ist?
Das Land befindet sich im Augenblick in einer schwierigen Lage. Da in den letzten Jahrzehnten große politische Fehler gemacht wurden, viele Reformversuche unter anderem an der Korruption gescheitert waren, nur wenig gegen die Arbeitslosigkeit, Inflation getan. So ging durch den Erdölboom fast die Agrarwirtschaft zugrunde, die Folge bestand in der Landflucht: 1990 lebten 84% der Bevölkerung in Siedlungen über 2.500 Einwohnern, und 50% in Städten mit über 100.000 Einwohnern. Die typischen Verstädterungsprobleme setzten ein: Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung, Wohnungsnot und Slumbildung. Dies führte dazu, dass die soziale Schere in Venezuela immer weiter aufklaffte: Die wirtschaftliche Elite, die mit den Mitteln der Korruption und Vetternwirtschaft sämtliche Reformen verhinderten standen gegenüber den Menschen, die gar nichts hatten, denen aus Angst vor Hunger nur noch die Flucht in die Stadt geblieben war. Mittlerweile wird aber wieder etwas getan. Peu á peu werden Reformen durchgeführt, mit dem politischen- auch das wirtschaftliche- und soziale System verändert, nur ob das zum Erfolg führt, ist ungewiß.
Venezuela ist ein von wirtschaftlichen Faktoren begünstigtes Land, jedoch bleibt dafür die soziale Frage auf der Strecke.
Quellen:
Quelle Verlag
Brockhaus Enzyklopädie Bände 9 und 23, 19.Aufl. 1994 F.A.Brockhaus Mannheim
Diercke Weltatlas, 1. Auflage 1989 Westermann
DuMont Weltatlas, 1997 DuMont
Internetangebote:
http://transpatent.com/land/karten/vekarte.html
http://venezuela.mit.edu/
http://www.travelfinders.com/southamerica/venezuela/venezuela.html
http://webrum.uni-mannheim.de/_nn_/ruetger/GEO.HTM
http://wksun2.wk.or.at/wk/aw/laender/ld_ve/l174a_97.htm
Ausserdem noch vielen Dank an den Online-Dienst AOL und die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters, die mir über den elektronischen Weg viele Informationen zugeschickt haben!
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