_Der Tourismus in den tropischen_
Definition: Was ist Massentourismus?
Der Massentourismus ist unter wirtschaftlichen und programmatischen Gesichtspunkten perfekt von den Veranstaltern durchgeplant. Er versucht durch kurzfristige Investitionen in Kapazitäten und Anlagen eine möglichst große Käuferschicht anzusprechen. Möglichst günstige Preise und das Wohlbefinden der Kunden sind die primären Ziele. Der Massentourismus ist sehr stark dem allgemeinem Trend unterworfen, daher wird eine Anlage zumeist nur kurzfristig genutzt. Das Programm wird zumeist direkt auf eine bestimmte Zielgruppe abgestimmt, dies sind zumeist potentielle Kunden mit geringem Budget.
2.Woran erkennt man Massentourismus?
festes Programm
von außen gelenkt
importierter Lebensstil
"Sehenswürdigkeiten"
bequem und passiv
keine Fremdsprachenkenntnisse nötig
Souvenirs
Dumpingpreise
3.Warum Massentourismus in den Entwicklungsländern?
Obwohl es eigentlich ironisch klingt, ist gerade der Massentourismus in den tropischen Entwicklungsländern ein sehr häufig anzutreffendes Phänomen. Für uns Europäer wirken dir tropischen Gebiete sehr anziehend, da wir mit ihnen automatisch Sandstrände, Palmen und Urlaub assoziieren.
Auch aus organisatorischer Sicht bieten die Entwicklungsländer sehr viele Vorteile. So ist zum Beispiel das Wetter in den Tropen ein sehr konstanter Faktor. Mit Ausnahme von der Regenzeit, herrscht in den Tropen eigentlich ständig gutes Wetter. Für den Staat, der touristisch erschlossen wird, bieten sich auch ungeheuer viele wirtschaftliche Möglichkeiten. So besteht das Bruttosozialprodukt der Malediven z.B.: zu 97% aus dem Tourismus. Alleine 1999 besuchten 5,5 Mio. Deutsche über 14 Jahren die tropischen Entwicklungsländer, während es 1980 nur 800.000 waren.
'() eine der elegantesten Formen der
Entwicklungshilfe, können doch die
Mitglieder der Industrienationen aktiv und
persönlich während ihrer Ferienzeit durch
ihr eigenes Vergnügen, durch die
Übertragung ihres Wohlstandes monetäre
und soziale Hilfe zur Entwicklung leisten.
Entwicklungshilfe durch Fremdenverkehr
hat somit einen einzigartigen Charakter:
Sie ist die einzige Form der
Entwicklungshilfe, bei der den
Entwicklungshelfenden die 'Zinsen' sofort
und unübertragbar in Form von Erholung
durch Vergnügen vergütet werden. Diese
doppelte Funktion verleiht dieser Form der
Entwicklungshilfe abseits aller
wirtschaftlichen Überlegungen einen hohen
Sozialcharakter; da auch die
entwicklungshelfenden Partner durch ihre
touristischen Aktionen unmittelbar von
ihrer Entwicklungshilfe profitieren, ist der
internationale Fremdenverkehr als
sozialste Form der mondialen Nivellierung
zu bezeichnen."
L. Nettekoven
Der Massentourismus wird häufig als die eleganteste Methode der Entwicklungshilfe
bezeichnet. Dies erscheint anhand der immensen Kapitalströme, welche mit dem
Tourismus verknüpft sind auch logisch, doch ist diese Schlußfolgerung in der Realität
eher unzutreffend, da zu viele Probleme auftauchen:
a) Arbeitsplätze:
Der Tourismus und ganz speziell der Massentourismus schaffen sehr viele Arbeitsplätze. Jedoch sind diese Arbeitsplätze zumeist Arbeitsplätze der untersten Hierarchie und sind somit sehr schlecht bezahlt, zumal zum einen kaum Qualifikationen nötig sind und daher zum anderen, eine gigantische Masse von potentiellen Arbeitern in den Entwicklungsländern bereit steht.
Außerdem sind diese Arbeitsplätze zumeist sehr starken saisonalen Schwankungen unterworfen.
Auf einem 18-Loch Golfplatz können mehr als 300 Frauen als Caddies beschäftigt werden. Allerdings bestehen für diese Arbeit besondere Auflagen. Vielerorts müssen Caddies bei Stellenantritt zwischen 18 und 25 Jahre alt sein. Im Blue Canyon Golf-Ressort in Phuket gibt es sogar Vorschriften bezüglich Körpergröße und -gewicht. Wenn die Caddies die festgelegten Kriterien nicht mehr erfüllen, zum Beispiel zu alt oder zu dick sind, werden sie durch jüngere und »ansehnlichere« ersetzt. Außerdem kann sich ein Caddie nicht auf ein regelmäßiges Monatseinkommen verlassen. Sie muss mit ihren Kolleginnen in einer Schlange stehen und warten, bis sie an der Reihe ist und von einem Spieler zu einer Runde Golf für 100 bis 150 Baht (4 bis 6 US-Dollar) mitgenommen wird. Bleiben die Golfer aus, gibt es keine Bezahlung.
Die Arbeit auf dem Golfplatz ist für Frauen oft eine bittere Erfahrung. Besonders dann, wenn sie mit ihren Familien wegen des Projekts ihre Felder verlassen mussten und nun auf demselben Land, wo sie früher als freie Bäuerinnen Reis und Gemüse pflanzten, als Lohnabhängige eine schlechtbezahlte Arbeit verrichten. Außerdem nimmt der wirtschaftliche Druck auf sie zu, wenn andere Familienmitglieder, insbesondere ältere Frauen und Männer, keine Verdienstmöglichkeiten finden. Vielen dieser Familien steht dann allein der Lohn der Frauen, die auf den Golfanlagen Arbeit finden, zur Verfügung. So beispielsweise in Khlong Kut, einem thailändischen Dorf in der Nähe des Khao Yai Nationalparks: Wo früher 167 Haushalte von der Landwirtschaft lebten, bebauen infolge der Errichtung eines Golfplatzes heute nur noch drei Familien ihre Felder.
[http://www.payer.de/entwicklung]
b) Gesellschaftsstrukturen
Immer mehr Touristen verlangen nach der "puren" Natur. Daher werden in ländlichen Gebieten touristische Infrastrukturen aufgebaut. Die Folgen können verheerend auf die dort ansässige Gesellschaft sein. So wird die dort natürliche Gastfreundschaft sehr schnell ausgenutzt und ausgebeutet. Außerdem entsteht schnell das Bild vom allmächtigen Europäer, der unendlich Geld hat. Dies trifft im Verhältnis zu der Bevölkerung von Entwicklungsländern auch zu, dies führt jedoch schnell zu einer 2 Klassen Gesellschaft.
Viele Ureinwohner geben ihren alten Beruf auf um in der Touristikbranche als unterbezahlter Arbeiter zu schuften.
Der westliche Luxus verführt die Einheimischen. Es kommt zu Prostitution, Gewalt, Betteleien und Kriminalität. Durch die Landflucht entstehen Slums.
c) Devisen
Zwar fließen durch den Massentourismus immense Kapitalströme in die Entwicklungsländer, jedoch verbleiben diese zumeist nicht im Entwicklungsland, sondern fließen zurück in die Industrieländer. So werden die gehobenen Arbeitsplätze zumeist an ausländische Arbeitnehmer vergeben, die Einheimischen erhalten nur untere Arbeitsplätze. Auch werden viele Luxusgüter nur für die Touristen importiert. D.h.: es werden keine einheimischen Produkte verkauft, daß Kapital fließt wieder in den Westen zurück.
d) Infrastruktur
Ein Entwicklungsland muß sehr hohe Staatsausgaben auf sich nehmen um für den Tourismus überhaupt attraktiv zu werden. Diese Ausgaben werden zumeist aus Steuern finanziert, d.h.: im Endeffekt zahlt die eh schon verarmte Bevölkerung für diese Infrastruktur. Allerdings hat sie kaum Vorteile davon. So werden sehr häufig zwar gute Verbindungen zwischen Flugplatz und Hotel geschaffen, aber ein neben diesen Verbindungen liegendes Dorf wird nicht angeschlossen. Dazu kommt noch, daß durch die riesigen Anlagen, wie z.B.: Golfplätze, sehr viel Land verloren geht, außerdem belasten solche Grünanlagen die Ressourcen immens. (Wasser, Strom, Produktionsfläche).
Dazu kommt noch, daß Touristen immer häufiger in Gettos leben und daher als potentielle Kunden für den einheimischen Markt ausfallen.
5.Weitere Problemherde:
a) Unterschiedliche Konsumgewohnheiten:
Es bestehen zum Teil geradezu krasse Unterschiede im Konsumverhalten zwischen den Bewohnern der Entwicklungsländern und den Bewohnern der Industrieländer. (z.B.: Energieverbrauch, Rohstoff- und Nahrungskonsum). Dieses Konsumverhalten der Touristen wird meistens schamlos in den Entwicklungsländern zur Schau gestellt. Dabei könnten gar nicht alle Menschen sich diesem Luxus hingeben, da die Ressourcen auf der Erde nicht ausreichen würden. Allerdings weckt es einen Bedarf nach gleichem Luxus bei den Ureinwohnern.
Eindrücklich illustriert werden diese Fakten durch ein extremes Beispiel von der Elfenbeinküste.
Das grösste und in der Hauptstadt Abidjan gelegene Hotel stellt seinen Gästen nebst zwei
Schwimmbädern und der gewohnten Hotelinfrastruktur gar eine Eisbahn zur Verfügung. Diese
Exklusivität schlägt sich auch im Energiekonsum dieses Hotels nieder. Hier wird nämlich rund
die Hälfte des gesamten Stromes des Landes konsumiert.
Pro Gast rechnen Hotels in Tunesien mit einem
Verbrauch von bis zu 600 Litern Wasser pro
Tag. Dem regionalen Krankenhaus steht pro
Patient nicht einmal die Hälfte zur Verfügung
[http://www-student.unifr.ch/e-99/bornm/pub/Portefeuille%20-%20Patentarbeit%20Tourismus.htm
b) Unterschiedliche Verhaltensweisen
Touristen sind alleine durch ihre Anwesenheit in einem fremden Land im Stande, dieses Land zu prägen. Tritt der Tourismus in großen Massen auf, so ist dieser Effekt um so gewaltiger.
So fallen Touristen häufig durch intolerantes Verhalten gegenüber den Eingeborenen und ihren Problemen auf. So sind Stromausfälle für und Europäer doch eher eine Seltenheit geworden, in der 3. Welt jedoch sind sie ein Normalzustand. Touristen müssen sich damit abfinden, daß das in dem besuchten Land "normal" ist.
Ein anderes Beispiel ist der immense drang vieler Touristen alles zu fotografieren. Dabei ist es in vielen Ländern nicht unkritisch Bilder von Menschen zu machen. Gerade in islamischen Ländern kann es zu Problemen kommen. Hemmungsloses einkaufen in finanzschwachen Ländern wirft auch nicht gerade ein positives Bild auf die Touristen.
c) Gesundheitliche Situation
Bereist man ein tropisches Land, so setzt man sich als Europäer einer völlig anderen Umgebung aus. Es gibt Krankheitserreger, die im Westen völlig unbekannt sind, oder die schon lange ausgerottet sind (z.B.: Malaria, Cholera). Diese Krankheiten stellen ein erhebliches Risiko für die Touristen dar, da er keine Antikörper hat und diese Krankheiten oftmals viel zu spät diagnostiziert werden.
Umgekehrt schleppen aber auch die Touristen schädliche Keime und Erreger in die tropischen Regionen ein. Diese Erreger sind für die Eingeborenen sehr gefährlich, da sie keine Antikörper haben und zum anderen die medizinische Versorgung in den Entwicklungsländern miserabel ist.
So kann ein eingeschleppter Grippevirus eine tödliche Epidemie in den Entwicklungsländern auslösen.
Mr. Elliot sei der einzige Arzt im Spital, erklärte uns
das Ehepaar Elliot anlässlich eines Rundganges. Ein
Mädchen aus der Gruppe war kurz nach der Ankunft
beim Spital in Djibo mit Fieber zusammengebrochen.
Die Gruppenleiter baten Frau Elliot um ein
Fieberthermometer. Frau Elliot wies uns darauf hin,
dass es im Spital keinen Fiebermesser gebe. Als das
Fieber des Mädchens aber immer weiter zu steigen
schien, wurde der Arzt extra geholt, obschon er im
Spital drüben wahrscheinlich auch dringend gebraucht
worden wäre. Dass er hierhin kommen musste, schien
für die Gruppenleiter und einen grossen Teil der
Gruppe klar zu sein.
[http://www-student.unifr.ch/e-99/bornm/pub/Portefeuille%20-%20Patentarbeit%20Tourismus.htm]
d) Sextourismus und Kinderschändung
Es entwickelt sich in den reichen europäischen Ländern der Trend, Urlaub mit sexueller Befriedigung zu verbinden. Dabei beachten viele Europäer nicht, daß sich viele Frauen, aber auch Kinder prostituieren müssen, um sich und ihre Familien ernähren zu können. Gerade in den Entwicklungsländern steigt die Zahl der Menschen die sich prostituieren müssen immer weiter an. Dies liegt wohl zum Großteil an der Nachfrage durch Touristen aus den reichen Industrieländern.
Die Preise für eine Nacht mit einer Prostituierten sind für uns im Vergleich zu den bei uns normalen Preisen geradezu lächerlich. Die wirtschaftliche Situation wird also gnadenlos ausgenützt. Dazu kommt noch, daß perverse Elemente sich eigentlich alles erlauben können, solange sie die nötigen Schmiergelder zahlen. Kinderschändungen u.ä. perverse Triebe können diese Elemente daher fast frei ausleben.
"Die Beziehung zu Prostituierten sieht in den Gastländern ganz anders aus als zu Hause. In Deutschland dauert der Kontakt zu einer Prostituierten maximal eine Stunde und kostet im Schnitt 156 DM, ist in der Regel dominiert von der Prostituierten und mit genauen Tarifen für bestimmte Dienstleistungen -- vergleichsweise stark rationalisiert. In den typischen Zielgebieten für Sextouristen dagegen ist der Kontakt nicht auf die sexuelle Transaktion beschränkt, sondern eher in Urlaubsbeziehungen organisiert: Bei mehr als der Hälfte dauerte das »letzte Zusammensein mit der letzten Prostituierten« mindestens einen Tag, bei 45 Prozent mehrere Tage. Die sexuellen Kontakte beschränken sich dabei jedoch nicht auf eine Frau, sondern im Durchschnitt hatten die Männer zum Befragungszeitpunkt nach (wieder im Durchschnitt) 22 Aufenthaltstagen knapp vier verschiedene
Sexualpartnerinnen, mit denen sie etwa 12 Sexualkontakte hatten. Dennoch: Ein Fünftel der Männer gaben an, sich in eine der Frauen »sehr stark« bzw. »stark« verliebt zu haben. Fast 30 Prozent haben sich »etwas« verliebt. Jeder zweite Mann erlebt also Aspekte von, wie immer zu bewertenden, Liebesbeziehungen in seinen Kontakten zu Prostituierten. Entsprechend spielen auch mehr als die Hälfte von ihnen mit dem Gedanken, diese Frau wiederzusehen, 20 Prozent sind sich sogar sicher und ein großer Teil gibt an, bereits über eine eventuelle Heirat nachgedacht zu haben.'
[http://www.payer.de/entwicklung/entw511.htm]
'Pädophile oder ihre Sympathisanten haben gemeinsam kleine Hotels, Ferienhäuser oder Gästehäuser in ruhigen Ferienzentren überall in Asien erworben, insbesondere in Sri Lanka, in den Philippinen und in Thailand, und aus Übersee kommende Pädophilengruppen werden dort, den jeweiligen Wünschen und Erfordernissen entsprechend, mit einer Auswahl von Jungen und Mädchen versorgt. Oft genug kann das Reiseunternehmen Fotos und Beschreibungen der Kinder liefern, ehe die Touristen ihre Heimatstadt überhaupt verlassen. Wie bereits . . . beschrieben, haben von Päderasten betriebene Organisationen Heime und Waisenhäuser für Straßenkinder eingerichtet, die als Deckmantel für die Versorgung von Überseetouristen mit
Kinderprostituierten dienen . . . ''
[O'Grady, Ron: Gebrochene Rosen : Kinderprostitution und Tourismus in Asien. Horlemann, 1992 --
ISBN 3927905518. -- S. 82.]
'Prostitutionstouristinnen scheinen eine zahlenmäßig fast unscheinbar kleine Gruppe darzustellen. »Im Hinblick auf das Geschlecht lässt sich sagen, dass der Prostitutionstourismus eine überwiegend männliche Domäne ist. Obwohl in den vergangenen Jahren des öfteren Berichte über das sextouristische »Studienrätinnen-Dorado« Kenia erschienen sind, ist die weibliche Prostitutionstouristin in Mombasa eher eine Randerscheinung. Andererseits ist nicht zu übersehen, dass einige junge Kenianer (zum Teil indischer Abstammung) sich dieser Zielgruppe annehmen: Wiederholt haben wir beobachtet, wie diese in Hotels und Diskotheken zu Touristinnen ohne (männliche) Begleitung (zum Teil) erfolgreich Kontakt suchen. Insgesamt kann man aber wohl feststellen, dass der weibliche Prostitutionstourismus in den Medien eine (im Vergleich zum realen Stellenwert) eher überproportionale Beachtung gefunden hat. In Nachtclubs sind zwar häufig gutaussehende weiße »Touristinnen« ohne Begleitung zu beobachten, doch handelt es sich dabei oftmals um Prostituierte, die dort (als »Exotinnen«) von begüterten Schwarzen, Asiaten und Indern - seltener wohl von Prostitutionstouristen nachgefragt werden. Wir vermuten aber, dass Prostitutionstouristinnen ihre Urlaubsbeziehungen öffentlich weniger augenfällig zur Schau stellen und/oder diese eher als »normalen« Urlaubsflirt interpretieren.«
[Wuttke, Gisela: Kinderprostitution, Kinderpornographie, Tourismus. -- Göttingen : Lamuv, ©1998. -- ISBN 3889775314.-- S. 91 - 92]
6.Quellennachweis
http://www.payer.de/entwicklung/entw511.htm
http://wwwwbs.cs.tu-berlin.de/
http://www-student.unifr.ch/e-99/bornm/pub/Portefeuille%20-%20Patentarbeit%20Tourismus.htm
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