Die ökonomische Transformation unter
besonderer Berücksichtigung des Arbeitsmarktes ausgewählter Beispiele
Bis Ende der 80er Jahre herrschte in allen Staaten die sogenannte Planwirtschaft (als Gegenstück zur freien Marktwirtschaft). Das hatte dazu geführt, daß praktisch alle Güter "Mangelware" waren: zB hatte ein Trabi eine Lieferzeit von ca. 8 (!) Jahren.
Bananen, Kekse, Damenstrümpfe und vor allem die Zigarettenmarke "Marlboro" waren für die Geschäftsleute aus dem Westen beliebte "Türöffner" und für die Empfänger begehrte kleine Statussymbole, die sie innerhalb der Gesellschaft als Außenhandelsleute auswiesen.
In dieser Zeit gab es in den heute als Einkaufsstraßen bekannte Straßen, wie der Rakoci U. in Budapest (Pendant zur Mariahilfer Straße in Wien) mehr oder weniger kein einziges Geschäft.
Der Mangel war in allen Ländern unterschiedlich groß, Ungarn hatte mit Abstand die beste Versorgung, Polen und Rumänien die Schlechteste.
Die Einkommen waren aus westeuropäischer Sicht sehr gering, aber im Vergleich zum Warenangebot mehr als ausreichend. Das heißt jeder hatte Geld, konnte aber zumindest mit der lokalen Währung nicht viel kaufen.
Nachdem die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln und Wohnung durch den Staat garantiert war, hatten die Menschen das Gefühl von relativer Sicherheit, nach der sich heute viele wieder sehnen - vor allem diejenigen, die den Zug in die neue Zeit verpaßt haben, oder bei denen er gleich gar nicht vorbeigefahren ist.
Der Arbeitsmarkt war im Grunde gar keiner, weil jedem Arbeit garantiert war. Das hat dazu geführt, daß die meisten Betriebe personell stark überbesetzt waren und damit die Produktivität sehr gering war.
Außerdem bestand weder die Notwendigkeit noch die Möglichkeit die menschliche Arbeitskraft durch moderne Produktionsmethoden zu ersetzten. Ein weiteres großes Problem (wie sich erst später herausstellen sollte) war, daß hauptsächlich für den Binnenmarkt sowie für die sogenannten Bruderländer und hier insbesondere für Rußland produziert wurde. Für diese Märkte wurde auch der niedrigste Qualitätsstandard als ausreichend betrachtet, weil diese Lieferungen nie wirklich bezahlt wurden, sondern über undurchsichtige Verrechnungsmethoden beglichen wurden.
Kündigungen, Entlassungen waren unbekannt, Aufstiegsmöglichkeiten waren praktisch immer an politische Aktivitäten (ebenso wie die Ausbildungsmöglichkeiten) gebunden, weshalb eine Motivation zur Leistung praktisch nicht vorhanden war. Jeder, der die Möglichkeit dazu hatte, versuchte Westgeld zu verdienen und anzusparen was für viele dann als Startkapital nach Ende der Planwirtschaft diente.
Aus heutiger Sicht sind die Handelsbilanzen der Ostländer während der Zeit des Kommunismus sehr schwer zu interpretieren - Hauptgrund sind eben die undurchsichtigen Verrechnungen zwischen den einzelnen Ländern.
Die Exporte in den Westen dienten ausschließlich der Devisenbeschaffung und die Preisgestaltung der zu exportierenden Gütern beruhte in den seltensten Fällen auf einer richtigen Kostenrechnung bzw Kostenkalkulation.
Ein großer Teil der Güter wurde auf den Weltmärkten in preislich höhere Produkte umgewandelt und damit beachtliche Gewinne erzielt. Beispielsweise exportierte Ungarn riesige Mengen Panonia Käse, welcher schlußendlich als Schweizer Emmentaler auf den Überseemärkten verkauft wurde. Das war möglich, weil Panonia Käse vom Aussehen und Geschmack für den Nichtspezialisten nur schwer zu unterscheiden war. Der Exportpreis für ein Kilogramm Panonia Käse war zu dieser Zeit 1 USD/kg.
Importiert wurde nur das Notwendigste wobei die Bedürfnisse der Bevölkerung kein wirklicher Maßstab waren. Außerdem waren viele Güter, die für die Entwicklung der Ostvolkswirtschaften sehr wichtig gewesen wären, wie zB Computertechnologie mit einem strikten und strengstens überwachten Exportverbot von Seiten der westlichen Wirtschaftsmächte belegt.
Die alten Industrien wurden durch die Transformation vor praktisch unlösbare Aufgaben gestellt.
Hauptprobleme waren:
Die wichtigsten Absatzmärkte waren über Nacht weggebrochen (meistens Rußland)
Riesige Aussenstände gegen frühere Abnehmer waren praktisch uneinbringlich und diese Firmen damit dem Konkurs nahe.
Die Mitarbeiter konnten plötzlich nicht mehr beschäftigt und schon gar nicht mehr bezahlt werden.
Subventionen von Seiten des Staates wurden größtenteils gestrichen und die Monopolstellungen fielen weg
Die Produkte waren selbst auf den Heimmärkten wegen Qualitätsmängeln nicht mehr absetzbar.
Die Unternehmen waren nie als Ganzes bestenfalls in Teilen zu verkaufen.
In verschiedenen Ländern vor allem in der Tschechischen Republik wurde, aus politischen Gründen, versucht den Transformationsprozeß zu verlangsamen. Die Rechnung wird nun heute bezahlt, wie in der folgenden Beilage zu erkennen ist.
In der Landwirtschaft waren zu Zeiten des Kommunismus sehr viele Leute beschäftigt, allerdings mit der bekannt niedrigen Produktivität.
Hauptprobleme waren:
Wegfall der Subventionen
Wegbruch der Hauptmärkte (bis Ende der 80er Jahre wurde Rußland mit Hühnchen zum größten Teil aus Ungarn bzw. Slowenien versorgt. Während der Transformation hat Rußland diese Importe auf Produkte aus den USA verlagert und damit diese Industrien und landwirtschaftlichen Produktionen zum Sterben verurteilt.)
Reprivatisierung ging teilweise schleppend voran
Sofort nach Beendigung des Kommunismus und dem Vorliegen einigermaßen klarer Rahmenbedingungen, begannen große internationale Anleger und Produzenten mit Investitionen in den ehemaligen Ostländern
Hauptgründe waren:
gewaltiger Zukunfsmarkt (ca. 200 Mio. Menschen)
billige Arbeitskraft
guter Ausbildungsstand
geographisch guter Standort auch für Absatzmärkte in Westeuropa
Markenerzeuger wie Procter & Gamble (Pampers über Waschpulver bis hin Oil of Olaz) importierten zuerst ihre Produkte aus den Stammwerken in Westeuropa bzw Amerika. Sobald die Produkte in neuen Märkten angenommen wurden, wurden eigene Fabriken aufgebaut. In Ungarn entstand die erste osteuropäische Pampersfabrik, in der Nähe von Prag werden Seifenprodukte hergestellt. P & G versorgt in erster Linie die neuen Märkte von diesen Fabriken.
Andere Hersteller, wie Philips errichten große Produktionsstätten mit dem Ziel, ganze Produktgruppen für den weltweiten Bedarf in diesen Ländern zu produzieren. Videorecorder werden in Szekesfehervar, Computerbildschirme in Szombathely hergestellt. Die Produkte werden auch heute noch zu einem sehr geringen Teil in Ungarn abgesetzt. Der größte Absatzmarkt war und ist Westeuropa.
Kia und Huyndai in Polen importieren die Autos CKD (completely knocked down = komplett in Einzelteilen) und bauen diese in Polen (assembling) zusammen. Diese Autos sind hauptsächlich für die neuen Märkte bestimmt. Wenn man bedenkt daß heute in Polen jährlich ca. 400.000 Autos neu zugelassen werden (vgl. Österreich ca. 280.000) kann man erkennen was für große neue Märkte schon entstanden sind.
Aus den beiligenden Aufstellungen über die jeweils 30 größten Unternehmen eines Landes kann man klar erkennen, daß Auslandsinvestitionen in Form von Gründung eigener Firmen oder Joint Ventures einen sehr bedeutenden Anteil errungen haben.
Aus den Beilagen über
die Auslandsinvestitionen kann man erkennen, daß die derzeitige und zukünftige
Entwicklung der Volkswirtschaften sehr stark vom Ausmaß dieser Investitionen
abhängt. Außerdem sieht man, daß diese Höhe in einem Zusammenhang mit der
Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen für Produktionsstätten in
Zusammenhang steht. Beispielsweise hat Ungarn heute eines der liberalsten
Arbeitnehmerschutzgesetze der Welt.
Das gesamtwirtschaftliche Wachstum in den meisten Reformstaaten hat den Arbeitsmarkt noch nicht entscheidend beleben können. Die offiziellen Daten, die zudem noch in einigen Ländern stark unterzeichnet sind, da Anreize zur Meldung fehlen, zeigen deutlich, daß die Reformvorreiter am ehesten auch die Beschäftigungslage stabilisieren konnten. Polen und Ungarn können 1998 ihre Arbeitslosenquoten weiter reduzieren. In einigen Ländern schlagen notwendige Rationalisierungsmaßnahmen und Stillegungen im Rahmen der Privatisierung erst jetzt auf den Arbeitsmarkt an. Vor allem die Tschechische Republik muß wegen der Wachstumsdelle mit einer steigenden Zahl von Arbeitslosen rechnen, wird allerdings nach Beendigung der verzögerten Transformation wieder beste Aussichten haben, den ökonomischen Anschluß an den Westen zu schaffen.
Sämtliche Arbeitslosenquoten der anderen Transformationsländer liegen im zweistelligen Bereich, eine Verringerung ist mittelfristig nur graduell zu erwarten, da die Privatwirtschaft die freigesetzten Arbeitskräfte nur zu einem Teil absorbieren kann., Im krassen Gegensatz dazu werden in den dynamischen Wachstumszentren Knappheitslöhne gezahlt, da qualifizierte Arbeitskräfte dort bereits schwer zu finden sind. In der wirtschaftlichen Peripherie, wie beipielsweise Ost-Ungarn sind die Arbeitslosenquoten weit höher als in den Zentren da die dort angesiedelte Industrie meist auf landwirtschaftl. Produkte spezialisiert war und in Folge der wirtschaftlichen Transformation auf den Weltmärkten nicht mehr konkurrenzfähig war und auf Grund dessen die meisten Betriebe nicht überlebensfähig waren.
Quelle: Mittel- und Osteuropa Perspektiven Jahrbuch 1998/99
Arbeitslosenquoten (Jahresendwerte in %) |
|||||
|
|
|
|
1998(S) |
1999(P) |
Polen |
|
|
|
|
|
Ungarn |
|
|
|
|
|
Tschechische Rep. |
|
|
|
|
|
Estland |
|
|
|
|
|
Slowenien |
|
|
|
|
|
Lettland |
|
|
|
|
|
Litauen |
|
|
|
|
|
Slowakei |
|
|
|
|
|
Kroatien |
|
|
|
|
|
Rumänien |
|
|
|
|
|
Bulgarien |
|
|
|
|
|
Makedonien |
|
|
|
|
|
Moldova |
|
|
|
|
|
Kasachstan |
|
|
|
|
|
Usbekistan |
|
|
|
|
|
Rußland |
|
|
|
|
|
Ukraine |
|
|
|
|
|
Weißrußland |
|
|
|
|
|
Bosnien/ |
|
|
|
|
|
Albanien |
|
|
|
|
|
BR Jugoslawien |
|
|
|
|
|
Quellen: IWF; OECD: nationale Quellen; Berechnung,
Schätzung (S) und Prognose (P) der F.A.Z. Informationsdienste.
Es gibt bereits eine große Reihe von Abkommen zwischen der EU und den Ländern in Osteuropa, wie aus der Beilage 3 zu erkennen ist.
Die EU hat mit den 5 definitiven und den 5 vorraussichtlichen Beitrittswerbern eine Reihe von Kriterien ausgehandelt, welche Voraussetzung für den weiteren Fortschritt der Verhandlungen sind. Im Wesentlichen geht es um folgende Punkte:
Politische Kriterien (siehe Arbeit soziale und politische Aspekte)
Wirtschaftliche Reformen
Steigerung der Leistungsfähigkeit der Verwaltungsbehörden
Binnenmarkt
Justiz und Inneres
Umwelt und Landwirtschaft
Vermögensrecht
Energie
Wie die einzelnen Kriterien formuliert sind, können sie der Beilage 3 entnehmen.
Anders, als die offizielle Darstellung,
sehen viele Bürger sowohl in der EU als auch in den Ländern der
Beitrittskandidaten die Situation. Hier geht es vielfach um "weiche Faktoren",
die sehr viel mit Emotionen zu tun haben .
Für uns ergeben sich folgend:
Hohe Kosten heißt Steigerung der Beitragszahlungen der reichen Länder (Anm. wie problematisch dieser Punkt ist, sieht man am Streit Deutschlands, das eine deutliche Senkung der Beitragszahlungen verlangt, mit der EU)
Produktionsverlagerung in die neuen Länder (Durchschnittsverdienst ca. $ 300 /Monat)
Zuwanderung
Verkehrsprobleme
Verschärfung der Arbeitsmarktsituation (weiterer Abbau der Arbeiterjobs) (siehe Arbeit soziale Veränderungen)
Zugang zu neuen Märkten
Zuwachs im Tourismus, Entstehung neuer Arbeitsplätze
politische
und wirtschaftliche Stabilität in den neuen Ländern
Verlust nationaler Identität
vollständiger Ausverkauf der nationalen Betriebe
verschärfter Wettbewerb für den vor allem die ältere Generation nicht gerüstet ist
weitere
Vergrößerung der Einkommensschere
erhöhte Auslandsinvestitionen
wirtschaftliche Stabilität (Währung nicht mehr durch Spekulanten angreifbar)
Teil der globalen Wirtschaft
schnellerer Know how Transfer
politische
Sicherheit
Die Arbeitslosenquote kann nicht mehr auf dem Rekordniveau der Vorjahre gehalten werden und steigt in Regionen, die nahe den Quoten der anderen mittel und osteuropäischen Reformstaaten liegen. Waren zu Jahresbeginn 1997 noch 3,5 % der Erwerbstätigen ohne Beschäftigung, so war die Quote zum Beginn des laufenden Jahres auf 5,2 % gestiegen. Im Zuge der drastischen Sparmaßnahmen, zu denen die Unternehmen nun ebenso gezwungen sind wie der Staat, ist mit einen Anstieg auf 7,0 % bis Ende 1998 zu rechnen; Ende des kommenden Jahres wird die Arbeitslosenquote der Tschechischen Republik auf ca. 8,0 % steigen. (siehe Auch Artikel)
Durchschnittliche Monatsgehälter 1997 (US$) |
|
Textilindustrie |
|
Landwirtschaft |
|
Handwerk |
|
Energiewirtschaft |
|
Bau |
|
Gaststätten |
|
Verkehr, Telekommunikation |
|
Banken |
|
Versicherungen |
|
Öffentliche Verwaltung |
|
Insgesamt |
|
Quelle: Tschechisches Statistikamt |
|
In Polen schlägt der kräftige
Wirtschaftsaufschwung deutlich auf den Arbeitsmarkt durch: die Beschäftigung
steigt, die Arbeitslosenzahlen sinken. Im Mai 1998 lag die Arbeitslosenquote
erstmals seit 1991 wieder unter 10 %. Zur Jahresmitte 1998 waren 1,688
Millionen
Erwerbspersonen arbeitslos gemeldet, 352.300 Personen weniger als ein Jahr und
820.700 Personen weniger als zwei Jahre zuvor. Die Arbeitslosenquote sank
entsprechend von 14,3 % im Juni 1996 über 11,6 % im Juni 1997 auf 9,8 % im Juni
1998. Damit befindet sich die Arbeitslosenquote in Polen derzeit auf einem
etwas niedrigeren Niveau als in der Europäischen Union. Der kräftige Rückgang
der Arbeitslosenquote überzeichnet allerdings die positive Entwicklung auf dem
polnischen Arbeitsmarkt, weil viele Langzeitarbeitslose ohne Anspruch auf
Arbeitslosenunterstützung sich nicht mehr registrieren lassen. Zur Jahresmitte
1998 waren 182.000 Personen mehr in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis
als vor Jahresfrist.
Insgesamt dürfte sich der Rückgang der offiziellen Arbeitslosigkeit in den kommenden Jahren fortsetzen, allerdings in einem merklich verlangsamten Tempo. Einerseits sorgt der kräftige Wirtschaftsaufschwung weiterhin für Beschäftigungszuwachs, andererseits werden überfällige Strukturreformen im Bergbau und in der Landwirtschaft zu einer deutlichen Verringerung der Beschäftigung in diesen Problembereichen führen.
Erschwert wird das Arbeitslosenproblem durch krasse Unterschiede in der regionalen Verteilung. Während in Warschau, Posen und Krakau faktisch bereits annähernd Vollbeschäftigung herrscht und in anderen größeren Regionalzentren ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften besteht, weisen einige der ländlichen Bezirken im Norden Polens immer noch Arbeitslosenquoten von über 18 % auf. Unterschiede in den Standortvoraussetzungen (Infrastruktur, Entwicklungsstand der Industrie und Dienstleistungen), und eine limitierte Bereitschaft zur Mobilität verhindern bislang eine gleichmäßigere Verteilung der Arbeitslosigkeit in Polen.
Zum Jahresende 1997 waren 66,6 % aller Beschäftigten in der privaten Wirtschaft tätig(Ende 1996:63,6 %)
Der anhaltende Restrukturierungsprozeß in der slowenischen Wirtschaft belastet den Arbeitsmarkt. 1997 erreichte die Arbeitslosenquote nach nationalen Angaben durchschnittlich einen Wert von 14,4 %. Die langsame Auflösung der noch vielfach vorhandenen versteckten Arbeitslosigkeit kompensiert die positive Beschäftigungswirkung des Wirtschaftswachstums und verhindert einen Abbau der offenen Arbeitslosigkeit. Dazu kommen Bemühungen um Kostenersparnisse und Effizienzsteigerung, die die Freisetzung von Arbeitskräften vor allem im Industriesektor verstärken. Auch im laufenden Jahr wird daher die Arbeitslosenquote weiter leicht zunehmen und dürfte einen Wert von 14,8 % erreichen. Die letzte Erhebung im November 1997 ergab eine Arbeitslosenquote von 7,8 %
Die generellen Aufschwungtendenzen werden in Ungarn auch auf dem Arbeitsmarkt sichtbar. Die offizielle Arbeitslosenquote lag zum Wahltermin bei 9,4 % und damit etwa 1 Prozentpunkt unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Allerdings dürfte sie saisonbedingt bis Ende 99 leicht steigen.
Die Arbeitslosenquote Estlands ist, gemessen an den gemeldeten Arbeitslosen, mit 2,3 % sehr niedrig. Man kann jedoch davon ausgehen, daß diese Quote stark unterzeichnet ist. Selbst das Statistikamt räumt aber ein, daß die wirkliche Arbeitslosenquote im September 1997 bei
10,7 % lag. Wir
erwarten trotz der boomenden Wirtschaft eine Stagnation auf diesem Niveau, da
es sich letztlich um die Verschiebung von Arbeit durch die Gesundschrumpfung
der (ehemaligen) Staatsunternehmen bei properierender Privatwirtschaft handelt.
Aus unserer Sicht lassen sich die Auswirkungen eines Beitritts zur EU nur sehr schwer vorhersagen.
Auf folgende Kriterien sind positive Auswirkungen zu erwarten:
Wirtschaftswachstum
Höhere Auslandsinvestionen
Verlagerungen von Produktion und Dienstleistung (EDV-Programmierung)
Stabilisierung der Währung
Inflation wird bekämpft
Nachteile könnten sein:
Altere Menschen werden noch schwerer einen Arbeitsplatz finden
Die Landwirtschaft wird weiter unter Druck kommen
Resümee:
Durch den EU-Beitritt wird die Transformation schneller abgeschlossen und damit die Basis für eine bessere gesamtwirtschaftliche Zukunft für diese Länder geschaffen, sodaß sich der EU-Beitritt insgesamt für diese Länder positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken dürfte. Außerdem wird es zu einem Anstieg der Einkommen führen, was wiederum die riesigen Inlandsmärkte beleben wird.