Bayerische
Julius-Maximilians-Universität
Würzburg
Schriftliche Hausarbeit
Thema: "Dorferneuerung in Wiesthal"
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Vorwort
1. Stadt- und Dorferneuerung
1.1. Ortssanierung
1.2. Dorfökologie
2. Geschichte Wiesthals
2.1. Überblick
2.2. Namensdeutung Wiesthals
2.3. Zeit der Glasmacher
2.4. Gründung der Pfarrei
2.5. Mainzer Mandat
2.6. Bauernkrieg
2.7. Kirche in Wiesthal
3. Lage und Naturraum des Ortes
3.1. Natürliche Voraussetzungen
3.1.1. Geologie
3.1.2. Klima
3.1.3. Vegetation
3.1.4. Gewässer
3.2. Natur-, Landschafts- und Denkmalschutz
3.2.1. Hecken und Feldgehölze
3.2.2. Das Aubachtal
4. Startphase/Präsentation
4.1. Aufstellung des Leitbildes
4.2. Arbeitskreise
4.2.1. Arbeitskreis Dorf und Kultur
4.2.2. Arbeitskreis Dorf und Umwelt
4.2.3. Arbeitskreis Dorf und Wirtschaft
4.2.4. Arbeitskreis Dorf und Wohnen
5. Bürgerbefragung
6. Siedlungsform und bauliche Entwicklung
6.1. Gebäudetypologie
6.1.1. Öffentliche Gebäude
6.1.2. Private Gebäude
6.1.2.1. Wohnhäuser
6.1.2.2. Scheunen
6.2. Heutige Bauweise und Bauform
7. Infrastruktur
7.1. Die Straßen und Plätze Wiesthals (exemplarisch)
7.1.1. Die Grundstraße
7.1.2. Die Haardtstraße
7.1.3. Die Bergstraße
7.1.4. Die Durchgangsstraße
7.1.5. Brückenstraße und Mühlgasse
7.1.6. Kirchstraße, Dorfstraße und Rathausplatz
7.1.7 Umfeld der Kulturhalle
7.1.8. Alter Platz
7.1.9. Kindergartenvorplatz
7.2. Verkehr
7.2.1. Gefahrenpunkte
7.2.2. Ruhender Verkehr
7.2.3. Öffentlicher Personen-Nahverkehr (ÖPNV)
7.2.4. Pfade und Wege
7.3. Wasserversorgung
7.3.1. Bestehende Wasserversorgung
7.3.1.1. Wassergewinnung
7.3.1.2. Wasseraufbereitung
7.3.1.3. Wasserförderung
7.3.1.4. Hochbehälter
7.3.1.5. Ortsnetz
7.3.1.6. Wasserbeschaffenheit
7.3.1.7. Hochbehälter und Versorgungsdruck
7.3.2. Abwasserverhältnisse
7.3.3. Wasserbedarf in Wiesthal
7.3.4. Perspektiven
7.3.5. Mögliche Versorgungsvarianten
7.3.5.1. Variante I
7.3.5.2. Variante II
7.3.5.3. Wertung
7.3.5.4. Mögliche Durchführung
8. Witschaft
8.1. Erwerbsstruktur und Pendler
8.2. Arbeitsplatzangebote
8.3. Dienstleistungen und Einkaufen
8.4. Handwerks- und Gewerbegebiet
8.4.1. Gewerbegebiete
8.4.1.1. Au-Süd
8.4.1.2. Gewerbegebiet am Bahnhof
8.5. Neuausweisungen
8.5.1. Wohnbauflächen
8.5.1.1. Grund-Ackerchen
8.5.1.2. Engersgrund
8.5.1.3. Gräfenberg
8.5.2. Mischgebiete
8.5.3. Grünflächen, Sport- und Freizeitflächen
8.5.4. Sondergebiet für landwirtschaftliche Hallen
8.6. Gemeindewald
8.7. Fremdenverkehr und Naherholung
9. Öffentlicher Bereich
9.1. Gemeindeverwaltung
9.2. Schule
9.3. Kindergarten
10. Soziale Situation
10.1. Bevölkerungsentwicklung
10.2. Gesundheitsversorgung
10.3. Pflege
10.4. Kinderbetreuung
10.5. Frauen
10.6. Bildung
11. Dorfleben
11.1. Kultur
11.2. Gemeinschaftseinrichtungen
11.3. Freizeit
11.4. Naherholung
12. Dörfliche Identität
13. Zusammenfassung
14. Literaturverzeichnis
Erklärung
Danksagung
Hiermit möchte ich denen danken, die mir bei der Materialbeschaffung zur Seite standen, für aufkommende Fragen immer ein offenes Ohr hatten und durch ihre Initiative in der "Zukunftswerkstatt" inspirierten.
Mein persönlicher Dank gilt Frau Wiltrud Kratz, Herrn Günther Bachmann, Herrn Gerd Bachmann, Herrn Dipl. Ing. FH Rainer Löffler und zu guter letzt Herrn Bromma von der Flurbereinigungsdirektion in Würzburg.
Ohne das Wohlwollen dieser Personen wäre die Arbeit kaum möglich gewesen.
Vorwort
Das Dorf, seit Jahrhunderten ein wesentlicher Bestandteil der ländlichen Siedlungsstruktur, steht heute in der Gefahr zu verstädtern. Industrielle Entwicklung und der damit einhergegangene Rückgang der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe machen unsere Dörfer immer mehr zu bloßen Wohnstätten ohne gemeinsame Aktivitäten. Die Arbeiter gehen ihren Beschäftigungen individuell in mehr oder weniger weit entfernten Städten nach, in der Freizeit bevorzugt man Individualsportarten und Erholung verspricht man sich vom Fernsehen.
Die Dorferneuerung dagegen hat sich zum Hauptziel gesetzt, die Wohn-, Arbeits- und Lebensverhältnisse auf dem Dorf zu verbessern, um somit den Menschen u.a. ein neues Heimat- und Verbundenheitsgefühl zu verschaffen.
Das Dorf soll wieder Kern- und Ausgangspunkt gesellschaftlicher Aktivitäten werden und durch seinen typisch ländlichen Charakter bestechen.
Die Ziele sind klar, doch der Weg zu ihrer Verwirklichung ist schwierig und langwierig.
Um eine echte dörfliche Identität zu schaffen, genügt es kaum lediglich das Ambiente, also die Siedlung an sich dorfgerecht zu gestalten. Vielmehr muß in den Köpfen seiner Bewohner ein Umdenken erreicht werden. Seitens des Staates bzw. der Kommune kann lediglich auf den Ausbau einer leistungsfähigen und geeigneten Infrastruktur hingearbeitet werden, ob die entsprechenden Förderungen auf fruchtbaren Boden fallen, hängt von den Dorfbewohnern selber ab. Daher kann das bayerische Dorferneuerungsprogramm auch nur als "Hilfe zur Selbsthilfe" gesehen werden.
Siedlungen kann man verändern, aber Menschen verändern sich selbst.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Dorferneuerung in Wiesthal, einem mittelgroßen Spessartdorf. Dargestellt wird die Situation nach Beendigung der Startphase der Dorferneuerung und der Präsentation der Leitlinien in einer Ausstellung. Einige dorfgemäße Baumaßnahmen wurden bereits vor der Aufnahme des Dorferneuerungsverfahrens durchgeführt.
Da das Wissen über eine ländlich und auch ökologisch orientierte Lebensraum, bzw. Dorfgestaltung vor allem für die künftigen "Häuslebauer", nämlich die Kinder und Jugendliche, von Bedeutung ist, soll diese Arbeit u.a. den Lehrern Ideen und Anregungen vermitteln, wie sie ihren Schülern das Dorf in seinen "Einzelbausteinen" als Erfahrungs- und Erlebnisraum nahebringen können.
1. Stadt- und Dorferneuerung
Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe " Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes " werden seit 1984 von Bund und Ländern gemeinsam Dorferneuerungsmaßnahmen gefördert, mit dem Ziel , eine Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Lebensverhältnisse der in diesen Bereichen tätigen Personen und ihrer Familien herbeizuführen. Maßnahmen der Dorferneueurng werden nur in solchen ländlichen Gemeinden und Ortsteilen gefördert , deren Siedlungsstruktur durch die Land- und Forstwirtschaft geprägt ist. Dem Dorf ist jedoch als Wohnort , als Standort landwirtschaftlicher Betriebe und nichtlandwirtschaftlicher Arbeitsplätze sowie als Kultur - und Sozialraum gleichermaßen Rechnung zu tragen[1].
Im Rahmen der Städtebauförderung werden durch die Verwendung von Bundes- und Landesgeldern Gemeinden (Städte, Märkte, Dörfer) in ihrer Struktur, Funktion und Gestalt erhalten, erneuert und weiterentwickelt. Sanierungsmaßnahmen haben die Aufgabe städtebauliche Mängel zu beheben. Dagegen lassen städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen Orts- und Gemeindeteile erstmalig entstehen, bzw. führen ihnen eine neue Funktion zu.
Die Städtebauförderung hat wesentlich zum aktuellen Erscheinungsbild der Städte und Gemeinden beigetragen. Dies geschah unter anderem durch die Verbesserung der Wohn- und Arbeitsverhältnisse und des Wohnumfeldes, durch die Steigerung der Funktionsfähigkeit der Stadt- und Ortsmitten sowie durch die Ausweitung der infrastrukturellen Erschließung durch Grün- und Gemeinschaftseinrichtungen[2].
Im Rahmen der Städtebauförderung nimmt die Dorferneuerung folgende Aufgabe ein:
" Die Dorferneuerung ist vorallem ein Angebot der Hilfe zur Selbsthilfe. Es geht darum die Dörfer als lebendige Heimat in ihrem eigenständigen Charakter zu erhalten und sie durch die Förderung auch in ihrer Wirtschaftskraft zu sichern. Dabei löst die Dorferneuerung im kommunalen Bereich zusätzlich Investitionen aus, die oft den öffentlichen Förderbetrag um ein Mehrfaches übersteigen. Durch gemeinsames Planen und Gestalten im eigenen Lebensbereich wird die Identifikation der Bürger mit ihrem Heimatdorf gestärkt.
Über den strukturellen und baulichen Bereich wird die Dorferneuerung immer mehr zu einer soziokulturellen Bewegung der Bürger für ihr Dorf und ihre Region. Die notwendigen Erhaltungs-, Erneuerungs- und Gestaltungsmaßnahmen werden gefördert."[3]
Eines der Hauptziele der ländlichen Neuordnung ist die Entwicklung ländlicher Gebiete. Zu diesem Ziel trägt die Dorferneuerung einen großen Teil bei, denn sie verbessert die Lebensverhältnisse auf dem Land, die agrarstrukturellen Verhältnisse sowie städtebaulich unbefriedigende Zustände. Ferner leistet sie einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftssicherung der Dörfer und wirkt dadurch Abwanderungstendenzen entgegen.
Der ganzheitliche, von Gemeinde und Bürgern getragene, Entwicklungsplan hat im Einzelnen vorallem die folgenden Zielsetzungen:
die Identifikation der Bürger mit ihren Dörfern stärken,
das Ortsbild in seinem historisch gewachsenen Bestand erhalten und ge-
stalten, sowie die Wohnverhältnisse verbessern,
innerörtliche Verkehrsverhältnisse dorfgemäß ausbauen,
die Entwicklung von Betrieben erleichtern und ihre Existenz sichern,
Infrastruktur- sowie Freizeit- und Erholungseinrichtungen für den örtlichen
Bedarf schaffen,
Lebensräume für Pflanzen und Tiere sichern und verbessern sowie son-
stige Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltsituation fördern,
durch zusätzliche Bündelungseffekte mit anderen Maßnahmen der Struk-
turverbesserung weitere Anstöße für private und öffentliche Investitionen
geben,
den Arbeitsaufwand landwirtschaftlicher Betriebe vermindern.
Die Grundlage für die Aktionen der Dorferneuerung ist der Dorferneuerungsplan, der unter möglichst aktiver Mitwirkung der Gemeindebürger und der Träger der öffentlichen Belange von der Gemeinde und der Teilnehmergemeinschaft gemeinsam aufgestellt wird[4].
1.1. Ortssanierung
Ein wesentlicher Bestandteil der Dorferneuerung ist die Ortssanierung. Im Rahmen einer Ortssanierung werden landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude neu-, aus- oder umgebaut und wertvolle Bauten, die das Ortsbild prägen, restauriert und konserviert. Außerdem werden Gemeinschaftsanlagen ( Bildungs- und Freizeiteinrichtungen) erstellt und ausgebaut.
Im Zuge der Dorferneuerung sollen auch die innerörtlichen Verkehrsverhältnisse und die Wasserregulierung verbessert werden. Durch die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen, namentlich in der Bauwirtschaft, dienen diese Maßnahmen auch der Beschäftigungspolitik. Die Dorfentwicklung kommt nicht nur einzelnen Betrieben zugute, sondern verbessert die Lebensbedingungen der gesamten ländlichen Bevölkerung und wirkt damit der Abwanderung entgegen.
Ein Hauptanliegen der Dorferneuerung ist es möglichst alle Daseinsfunktionen (wohnen, arbeiten, sich versorgen, am Verkehr teilnehmen, in Gemeinschaften leben, sich fortpflanzen, sich bilden und sich erholen) im Dorf zu erhalten, dabei sind mit Vorrang Orte in strukturschwachen Gebieten und finanzarmen Gemeinden zu fördern[5].
1.2. Dorfökologie
Das Charakteristische eines Dorfes ist seine gewachsene Siedlungsstruktur, seine Gewässer, Grünflächen und Freiräume, die es individuell prägen und ihm seine Eigenart und Besonderheit geben. Diese Eigenschaften tragen überdies in entscheidendem Maße zur Aufwertung und Stärkung des dörflichen Lebens-, Kultur- und Heimatraumes bei. Gestaltungsmaßnahmen im Zuge der Dorferneuerung sind dazu geeignet, dem Dorf wieder eine gewisse Attraktivität als Wohnstandort zu geben, um es so als Wohnstandort, auch für junge Menschen wieder interressant zu machen. Damit ist zu erreichen, daß einer übermäßigen Abwanderung und einer damit verbundenen Überalterung der Bevölkerung, entgegengewirkt wird.
Die Dorferneuerung hat zudem die Aufgabe, die biologische Vielfalt an Tieren und Pflanzen zu erhalten und evtl. zu vermehren, darf dabei jedoch nicht ökologische und ästhetische Gesichtspunkte außer Acht lassen.
Sinnvolle Beiträge zur Dorfökologie sind:
* Eine Grüngestaltung im Dorf zur harmonischen Einbindung des Ortes in die
umgebende Landschaft unter Verbindung naturnaher und natürlicher Le-
bensräume von der Ortsmitte bis zur Flur;
Das Anlegen und Verbinden von Grüngürteln zur Verbesserung des Orts-
klimas (Frischluftschneise, Windschutz) und zur Abschirmung gegen Lärm
und Staub und als Sichtschutz;
Die Gestaltung von Straßen und Wegen aller Art, von Fußgängerbereichen
und Ortseingängen in dorfgerechter Weise; Eingrünung mit heimischen, bo-
denständigen Bäumen und Sträuchern (Alleen) unter Einbeziehung des
vorhandenen Baumbestandes;
Die Erhaltung und Entwicklung vielfältiger naturnaher Bereiche, die zu-
gleich das Erscheinugsbild des Dorfes prägen, vorallem markante Einzel-
bäume, Baumgruppen, Hecken, Grün- und Brachflächen als Bienenweide,
Bauerngärten, Straßen und Wegsäume, Bruchsteinmauern und natur- und
kulturhistorisch bedeutsame Landschaftsteile (z.B. alte Grenzsteine, Mühl-
und Wasserräder, Sühnekreuze und Flurdenkmäler); auch neue Denkmale
ergänzen das Angebot für Wanderer und Besucher.
Ausweisung und naturnahes Gestalten ortsbildprägender Plätze und Grün
flächen zur Verbesserung des Freizeit- und Erholungswertes; Erhalt und
Anlegen ökologisch wirksamer innerörtlicher Freiflächen und Rückbau ver-
siegelter Flächen in vegetationsfreundliche Freiflächen;
* Erhalten und Verbessern von Dorfteichen, Klein- und Fließgewässern mit
ihren vegetationsreichen Säumen, Freilegen und Renaturierung verrohrter
Bachläufe, Anlegen von naturnahen Weihern, kleinen Seen und Regenwas-
serrückhaltebecken als Hochwasserschutz;
* Schützen, fördern und sichern ökologisch wertvoller Lebensräume für wild-
lebende Tiere und Pflanzen im Dorf;
* Erhalten von Obstwiesen und -gärten, Neupflanzung alter, ortstypischer
Obstsorten in Streuobstlagen und an Straßen und Wegen;
* Unterstützen von Maßnahmen des technischen und biologischen Umwelt -
schutzes, beispielsweise umweltgerechte Verbesserung der Ver- und Ent-
sorgung, Nutzung der regenerativen Energieträger Sonne, Wind, Wasser,
Biomasse und Biogas, Förderung biologischer Bauweisen .
2. Geschichte Wiesthals
Ein geschichtlicher Abriß von den Ursprüngen her ist für Wiesthal kaum vollständig möglich, da Materialien aus alten Archiven, oder Akten, über den Ort speziell, verhältnismäßig rar sind. Eine etwas ausführlichere Darstellung der Geschichte des Ortes ist zur Hinführung zur Problematik nötig.
Armut prägte zu allen Zeiten, in glasmacherischer und ackerbaulicher Zeit, das Erscheinungsbild des Dorfes. Die Menschen nutzten die ihnen zur Verfügung stehenden Baumaterialien und paßten den Erwerb ihres Lebensunterhaltes an die Natur an [7].
2.1. Geschichtliche Entwicklung Wiesthals im Überblick
Im Folgenden werden, in chronologischer Reihenfolge, für Wiesthal bedeutsame und vor allem anhand von Quellen gesicherte, historische Ereignisse aufgelistet:
1057 Errichtung der Pfarrei Lohrhaupten; Bei der Grenzüberschreibung
des Kirchenspiels bildet der Aubach einen Grenzabschnitt =
Hockeruh Teil des Pfarreigebietes
1325 Erste Erwähnung "Hof Wysintau"
1339 v. Mainz gefordert; 1346 Zoll in Wisental
1333 Teilung Wiesthals ?
1349 Erste Erwähnung der "vier Glashütten auf dem Spessart"
(Abgaben an Burg Beilstein- Öl, Hanf --> Siedlung)
1406 Bundesordnung der Glasmacher (Bächlesgrund/Lohrer Freihof)
1427 Pfandschaft der Glashütten an Beilstein wird abgelöst v. Mainz
1477 Pfarreierrichtung --> zentraler Pfarrort für den Hochspessart
1479 Mainz löst Rienecker Leibeigene in Wiesthal ab; Freie Leute von
Wiesthal unterstehen weiterhin Rieneck (vom Reich zum Lehen)
1485 Forstmeisterbestallung Rothenbuch " unterthanen zum wustentail
und anderen Orten des Spessarts gesessen"; Verwaltung lag in
Rothenbuch (Amtssitz)
1520 Paul Kunckel ist Pächter einer Glashütte im Reichengrund
1525 Teilnahme der Glasmacher am Bauernaufstand --> Bittbrief der
"Glasmacher uff den vier glashütten de Spessarts", "sampt der
armen von Wißtal" -->176 Kinder
1526 W. wird in neuer Glasmacherordnung nicht mehr als Glashütte
bezeichnet
1551 Türkensteuerregister: 79 Haushalte (Hg: 24/ Nh: 19/ Hb: 13/ Kr: 13)
17,7% Glasmachernamen 18 Kunkel
Zuzug neuer Namen: Born, Bach, Löffler, Freund, Schwarzkopf;
Fischer, Wüst 2 Glashüttenbesitzer (Anteile): Paul Kunkel 1410 fl.
und Heintz Kunkel 561 fl. = Spitzenvermögende; breiter Mittelbau
und etliche Arme in der Einkommenspyramide
1560 In W. 82 Musterungspflichtige
1564 Reitende Förster werden durch Fußgehende verstärkt (W. Forstsitz?)
1565/66 Glashütte im "Staibersgrund" (heute Rubengrund) nördlich von
Wiesthal
1599/1600 Kirchenbau im Ort
1603 W. besteuert Un- und Ohmgeld (Verbrauchssteuer pauschal wie
frühere Glashütte)
1605 65 Häuser 70 Kühe
1617 69 Leibeigenschaftspflichtige
1634 Schwedeneinfall am 2. Fastensonntag; von 42 Häusern sind nur 15
mit Wittweibern bewohnt; Kühe weggenommen
1640 Pfarrei wird von Frammersbach mitbetreut
1651 18 Häuser, 16 Kühe
1656 Besitz 196 Morgen
ab 1660 W. wird Sitz für einen der 13 Waldförster
1668 102 Einwohner
1700 210 Einwohner
1716 Floßmeister zu W.
1720-30 Auswanderer nach Ungarn
1733 Floßmeister Kunckel
1746 Kurmainzer Jäger Adam Sternheimer
1755 Mainz führt Realteilung im Erbgang ein
1756 in Mutterpfarrei W. ist das ganze Jahr Schule
1769 Kellersche Forstleute; Wiesthaler Forst 8978 Morgen = 3. größter
der 13 Spessartforsten
1779 Sebastian Kunkel als reitender Förster zu W. erwähnt
2.2. Namensdeutung Wiesthals
Der Ortsname Wiesthal hat sich im Laufe der Jahrhunderte aus einigen ähnlich lautenden Namen entwickelt. Nachweisbar sind dabei die Namen "Wustentall" und "Wüstendail". Der Name beinhaltet die Bezeichnung des Ortes an einer wüsten/ unbebauten "Wiesentalle", wobei Talle gleichbedeutend ist mit "Dalle" oder Delle, was soviel wie "Tälchen" heißt .
Der heutige Ortsteil Hockeruhe gehörte früher zur Grafschaft Rieneck und zur Pfarrei Frammersbach. Er wird erstmals im Jahre 1459 von Philipp dem Jüngeren von Rieneck als "Wüstendail uff der Ruhe" genannt. In diesem Jahr soll der Graf die Bewohner der heutigen Hockeruhe von der Bede befreit haben. Die Bede war eine direkte Steuer, die von Fall zu Fall auf den Grundbesitz erhoben wurde. In diesem Zusammenhang wird von "eigenen Leuten" gespochen, was darauf zurückschließen läßt, daß die "Hockeruher" Leibeigene waren, die unter Umständen zwangsangesiedelt wurden. Wiesthal auf der Ruhe hatte im Jahre 1640 nur drei Herdstellen. Hier wohnten ein Mann, drei Frauen, ein Sohn und zwei Töchter[10].
Das später (1477) zur Pfarrei erhobene Wiesthal und das östlich des Aubachs gelegene Wiesthal auf der Ruhe hatten folglich früher nichts miteinander zu tun[11].
2.3. Die Zeit der Glasmacher
Wiesthal ist eine Glashüttensiedlung. Die Glasmacher wurden von den Mainzer Kurfürsten in den Spessart gerufen. Der Grund dafür ist weitgehend unbekannt. Man vermutet, daß Mainz einen direkten Gewinn aus der Holzverarbeitung vor Ort ziehen wollten um so, neben dem Jagderlös, ein zusätzliches Einkommen aus dem Spessart zu erhalten. Die Glasmacher mußten eine jährliche Abgabe von 40 Pfund Heller für das verbrauchte Holz zahlen.
Da im Hochspessart der Transport von Holz, aufgrund fehlender Wege, sehr schwierig war, packten die Glasmacher ihre Ware in Rucksäcke und brachten sie auf Waldpfaden zu dem, den Spessart von Norden nach Süden durchquerenden, Eselsweg. Ursprünglich lagen alle Glashütten entlang des Aubaches, hart an der Grenze zur Grafschaft Rieneck und zunächst hatte nur das mainzische Gebiet Glashütten . Diese wurden erstmals am 22. August 1349 genannt (kurz vor 1300 verlor Rieneck die Gebietsstreitigkeiten mit Mainz, was die damalige Grenzziehung zur Folge hatte) . Es ist anzunehmen daß Glashüttendörfer von Kurmainz erst in der Zeit des großen Bevölkerungsrückganges nach der Pest von 1348/49 und dem gleichzeitigen Abzug der Landbevökerung in die Städte zugelassen wurden. Trotz der kargen Landwirtschaft konnten die Dörfer einen durchschnittlichen Verdienst von 185,23 fl aufweisen. Innerhalb der Bevölkerung gab es jedoch eine starke soziale Differenzierung, mit wenigen Spitzenverdienern und einer deutlich ausgeprägten Unterschicht (Scheithauer, Fahrknechte, Sandgräber, Glasträger, u.a.) . Die Einwohnerdichte der Glashüttendörfer lag bei etwa 336 Einwohner pro Quadratkilometer bei durchschnittlich 460 Einwohnern (94 Haushalte) und einer Fläche von 819,5 Morgen (= 140 ha). Dies entspricht heute der Einwohnerdichte in städtischen Ballungsgebieten .
Wo Glasmacher ihre Arbeit verrichteten, wurden dem Wald binnen kurzer Zeit, enorme Schäden zugefügt. So wurde der durchgehende Eichen- und Buchenmischwald durch die ausgedehnten Rodungsflächen größtenteils zerstört.
Später forstete man diese Bereiche überwiegend mit Fichtenkulturen auf. Nach 1814, dem Jahr der Machtübernahme der Bayern, waren ca. 30% des Waldes (besonders das Glashüttengebiet im Nordspessart) ertraglos.
Entscheidend für die weitreichende Zerstörung ist die Tatsache, daß die Glasmacher immer nur so lange an einem Ort blieben, wie ausreichend Holz zur Verfügung stand und dieses leicht zu erreichen war. War der Holzvorrat erschöpft, brachen sie ihre Hütten ab und zogen in ein noch unberührtes Waldstück um. Man zog sozusagen dem Holz nach. Dieser Aspekt des Arbeitens der Glashütten verschaffte ihnen den Namen "fliegende Hütten". Neben dem dringend nötigen Holz sind zur Glasherstellung zudem Sand und Wasser sehr wichtig, weswegen fast alle Glashütten in der Nähe des Aubaches lagen[16].
Ein weiterer Grund für das ständige Wandern der Glasmacher mitsamt ihren Familien ist, daß die Mainzer Kurfürsten den Spessart weitgehend bevölkerungsfrei halten wollten, um ihn für die Jagd nicht unattraktiv werden zu lassen.
Daher durften die Glasmacher sich auch nur von Ostern bis Martini (11. November) im Spessart aufhalten, im Winter mußten sie also den Wald verlassen[17].
Dies dürfte mit eine Ursache dafür sein, daß im Jahre 1432 nur noch vier Glashütten im nördlichen Spessart erwähnt wurden.
Die endgültige Abschaffung der privaten Waldglashütten vollzog sich in den Jahren 1719 bis 1726, da der industrielle Fortschritt zunehmend größer und die Rentabilität der Glashütten, gegenüber der durch sie angerichteten Waldzerstörung, immer geringer wurde. In dieser Zeit wanderten aus dem Glashüttenspessart insbesondere aus Wiesthal Familien in den Bakonywald nördlich des Plattensees[18]. Wiesthal pflegt heute eine Partnerschaft mit der Gemeinde Varoslöd die eindeutig Familien mit Wiesthaler Abstammung unter ihren Einwohnern hat, was u.a. anhand des Dialektes nachzuweisen ist.
2.4. Gründung der Pfarrei Wiesthal
Der Ort Wiesthal wird zum erstenmal am 11. Januar 1477 urkundlich erwähnt. An diesem Tage wurde in Wiesthal die Pfarrei errichtet. In der Urkunde heißt es folgendermaßen:
Die Bewohner von Wiesthal (Wüstentall) und den dazugehörenden Filialdörfern, " qui in silvis et nemoribus sparsim habitatis" (Jubiläums-Festschrift, 1977, S. 75)[19].
Hierzu ist jedoch anzumerken, daß eine Gemeinde, die in der Lage war einen Pfarrer zu bezahlen und sich eine Kapelle zu Ehren des heiligen Apostels Andreas zu bauen, schon etwas länger existiert haben dürfte. Die Errichtung einer eigenen Pfarrei steht am Ende einer langen Entwicklungsepoche, in der Ackerbau betrieben und Häuser gebaut wurden. Irgendwann scheinen die Glasmacher auf die Idee gekommen zu sein, sich feste Wohnhäuser zu bauen und lediglich mit ihren Glasöfen zu wandern. Mit dieser ersten Seßhaftwerdung ist es verständlich, daß man verstärkt damit begann Ackerbau zu betreiben, um die wachsende Bevölkerung ernähren zu können. Manche Glasmacherkinder wurden somit bald zu Bauern.
2.5. Mainzer Mandat 1518
Am 2. Februar 1518 erläßt der Mainzer Kurfürst Albrecht von Brandenburg ein Mandat "an alle Untertanen, die im Spessart häuslich sitzen und wohnen". In Folge dessen durfte kein Holz ohne Erlaubnis gerodet werden, keine Schafe gehalten werden und Hunde müssen verwahrt werden, damit der Wald und die Jagd nicht unnötigen Schaden erleide[20]. Im Jahre 1521 wurde beschlossen, daß Glasmacher, die zwischen Martini und Ostern nicht den Wald verließen, den Zehnten bezahlen mußten. Ein ungeschriebenes Gesetz war es zudem, dem Forstmeister zusätzlich Hanf, Gläser und Bucheckernöl zu geben.
2.6. Bauernkrieg 1525
Anno 1525 schlossen sich die Glasmacher den aufständischen Bauern an, um ihr Recht im Bauernkrieg durchzusetzen und den Wald wieder ohne Abgaben nutzen zu können. Nach der Niederwerfung des Aufstandes wurden sämtliche Glashütten im nördlichen Spessart geschlossen. Lediglich, die Nachbargemeinde Wiesthals, nämlich Krommenthal, erhielt bereits nach einem Jahr die Erlaubnis, die Glashütte wieder zu betreiben[21].
Im 17. Jahrhundert erlitt die Bevölkerung enormes Elend durch die Pest und den 30-jährigen Krieg. Zu dieser Zeit starben viele Spessartdörfer beinahe gänzlich aus. Darüberhinaus führten Mißernten zu vielen Hungerjahren.
Im Jahre 1803 wurde das Kurfürstentum Mainz aufgelöst und der Spessart kam zum Fürstentum Aschaffenburg und 1814 zum Königreich Bayern.
Auch das 19. Jahrhundert brachte für die Bevölkerung Hungerepedemien und Elendsjahre, in deren Folge viele Menschen auswanderten.
Bis ins 20. Jahrhundert lebte die Bevölkerung fast ausschließlich von der kargen Landwirtschaft. Mit der allmählich sich entwickelnden Industrialisierung wurden in der Umgebung neue Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten geschaffen.
In der Zeit des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg entwickelten sich in Wiesthal Betriebe im Bereich der Holz-, Metall- und Kunststoffverarbeitung, die z.T. heute noch existieren[22].
2.7. Kirche in Wiesthal
Das Gebiet des Spessarts wurde bereits im Zuge der fränkischen Landnahme im 7. Jahrhundert christianisiert, doch erst im Laufe des 10. Jahrhunderts festigten sich allmählich die kirchlichen Verhältnisse in und um Aschaffenburg. Zu dieser Zeit wurde vom Alemannen- und Bayernherzog Otto das Kollegialstift zu St. Peter und Alexander gegründet und die Aschaffenburger Stiftskirche erbaut.
Zur bereits oben genannten Pfarrei Wiesthal, die am 11. Januar 1477 von Erzbischof und Kurfürst v. Mainz - Diether von Isenburg gegründet wurde, gehörten die Gemeinden Wiesthal, Rothenbuch, Neuhütten, Habichsthal, Krommenthal, Heinrichsthal und Jakobsthal. Heute werden nur noch Krommenthal -gehört zur Gemeinde Wiesthal- und Habichsthal -gehört zur Gemeinde Frammersbach- vom Wiesthaler Seelsorger betreut. Wiesthal ist somit die, allen Wissens nach, älteste Pfarrgemeinde im Hochspessart[23]. Die Kapelle zu Ehren des heiligen Apostels Andreas, die bereits vor der Gründung der Pfarrei existierte, wurde in den Jahren 1599/1600 unter Erzbischof Wolfgang von Dalberg von Mainz neu erbaut. Ein Verlängerung, bzw. Vergrößerung erfolgte in den Jahren 1913/1914. Der damals angefügte Glockenturm paßt allerdings nicht zum Bild einer typischen Spessartkirche. Im Taufstein ist das Wappen des Kurfürsten von Dalberg eingelassen. Hierbei ist das Privileg zu erwähnen, welches nur der Pfarrkirche erlaubte einen Taufbrunnen, einen Glockenturm und einen Gottesacker zu besitzen .
In den Jahren 1975/76 wurde die jetzige Pfarrkirche St. Andreas errichtet, wobei dem Architekten Heinrich P. Kaupp insbesondere folgendes von Bedeutung war:
* die Erhaltung des um 1600 gebauten Kirchenbereiches, insbesondere
des Chores und Reduzierung des Langhauses etwa auf die halbe Größe,
* die Erhaltung und Freistellung des Glockenturmes als sichtbares äußeres
Zeichen,
* der Neubau einer größeren, jedoch in der äußeren Gestaltung weithin
"bescheidenen" Kirche für die Gemeinde mit ca. 400 Sitzplätzen gegen
das Hanggelände zu,
* die Anbahnung einer Platzgestaltung zwischen Kirche und Rathaus, mit
dem Ziel, die Gemeinde bei weiterer Festsetzung im öffentlichen Bereich
zu einer einfühlsamen Gestaltung anzuregen, um so das geistige Zent-
rum Wiesthals abzurunden.
Vom Würzburger Weihbischof Alfons Kempf wurde die Kirche, die unter tatkräftiger Unterstützung der Wiesthaler Bevölkerung und dem damaligen Pfarrer Scheckenbach erbaut wurde, am 2. Oktober 1976 konsekriert.
Vorteile bietet diese zweite Kirche besonders in der Gestaltung von Kindergottesdiensten o.ä. Nachteile finden sich vorallem in der Konstruktion des Flachdaches, welches sich als undicht erwiesen hat[25].
3. Lage und Naturraum des Ortes
Wiesthal ist, mit seinen 924 ha Gemeindefläche, die viertkleinste Gemeinde der 40 Kommunen im Landkreis Main - Spessart[26].
Die heute 1180 Einwohner zählende Gemeinde Wiesthal gehört geographisch zum Naturpark Spessart, politisch zum Regierungsbezirk Unterfranken und zum Freistaat Bayern. Die Gemeinde, mit ihren Ortsteilen Wiesthal und Krommenthal liegt westlich der Stadt Lohr am Nordwestrand des Landkreises Main-Spessart und gehört zur Planungsregion 2 "Würzburg". An den überörtlichen Verkehr ist der Ort durch die Kreisstraße MSP 21 angebunden. Diese verläuft durch Wiesthal und mündet im Süden in die Staatsstraße 2317, die nach Osten durch den Ortsteil Krommenthal führt[27].
Der Ort liegt etwa 250 m über dem Meeresspiegel am Aubach. Dieser entspringt in Wiesen und mündet vor Krommenthal in die Lohr, die im 15 km entfernten Lohr a. Main in den Main mündet. Wiesthal besitzt einen Bahnhof, der ca. 1.5 km vom Ortsmittelpunkt entfernt, an der Bahnstrecke Aschaffenburg-Würzburg liegt. Würzburg ist nach Straßenkilometern ca. 60 km, Aschaffenburg dagegen nur 30 km entfernt. Die Verbesserung des Ausbaus der Straßen zum und im Ort wurde durch den steigenden Tourismus veranlaßt. In den früheren Jahren stieg die Zahl der Erholungssuchenden aus Frankfurt, Hanau und z.T. dem Ruhrgebiet ständig an.
3.1. Natürliche Voraussetzungen
3.1.1. Geologie
Ganz im Unterschied zum Vorspessart, mit seinem kristallinen Untergrund, liegt im Gebiet des Hochspessarts der Buntsandstein als Ausgangsmaterial vor. Aus diesem Ausgangsgestein entwickelte sich ein Boden, der zum größten Teil aus lehmigem Sand und starksandigem Lehm besteht. Die Bodenschätzung von 1930 benutzt hierfür die Begriffe "dünnkrumige sandige bzw. sandig-lehmige Verwitterungsböden" in der "Zustandsstufe 4-6"[28]. Die Talfüllungen am Aubach bestehen aus Kies, Sand und Lehm . Aus den Berghängen ist die Mächtigkeit des Oberbodens, aufgrund der ständigen Hangerosion, sehr gering, in den Talniederungen dagegen haben sich mächtigere Schichten von Bodenmaterial angehäuft. Diese Talgründe sind jedoch für den Ackerbau kaum zu gebrauchen, da sie teilweise sehr stark versumpft sind (feuchte Schwemmböden).
3.1.2. Klima
Das Klima Wiesthals ist für Spessartverhältnisse relativ trocken (900-1000 mm/Jahr)[30]. Dies ist zurückzuführen auf die Umrahmung von Bergrücken, die nur wenig Niederschlag in die dazwischen liegenden Täler lassen. Die, durch die überwiegend aus West- Südwest wehenden Winde, ankommenden Wolken regnen sich bereits im Aschaffenburger Raum ab. Dort sind an den Hängen des Spessarts bis zu 1200 mm (max.) Niederschlag im Jahr möglich.
Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt etwa 7-7,5 °C[31].
Desweiteren beträgt die mittlere Zahl der Eistage 20-30, die mittlere Zahl der heiteren Tage 30-40 und der Anteil der Schneemenge am Gesamtniederschlag etwa 10-15 %[32].
3.1.3. Vegetation
Der Hochspessart kann nach den natürlichen Waldgesellschaften dem Vegetationsgebiet "Hainsimsen - Buchenwald" zugeordnet werden.
Ohne die Einwirkung des Menschen würde sich eine Waldgesellschaft an Bäumen und Sträuchern einstellen, in der die Rotbuche, die Eberesche, die Pappel, die Hainbuche, die Salweide, der Faulbaum und der Holunder vorherrschen.
Die heute bestehende Vegetation der Wälder wird durch die Hauptbaumart Fichte, weniger durch Kiefer, Douglasie, Lärche, Buche und Birke gekennzeichnet.
Ein ausgedehnterer Artenreichtum ist in der Bestockung von Böschungen und Hohlwegen vorhanden, die zwischen den Feld- und Wiesenfluren als belebende und ökologisch stabilisierende Elemente fungieren.
Die zusammenhängenden Bereiche von Aubach- und Lohrbachtal sind noch in einem ursprünglichen und naturnahen Zustand. Die mäandrierenden Bäche werden von Erlen und Weiden gesäumt. Eine Vielzahl von Querrinnsalen, die netzartig den Wiesengrund durchziehen, speist den Bach und bewässert die Wiesen. Die Staunässe in Bodenvertiefungen und Gräben verursacht einen einzigartigen Artenreichtum an Pflanzen und zum Teil auch an Tieren. Hier sind unter anderem Simsen -, Seggen - und Binsenbestände vorhanden.
Daher schlägt der Regionalplan auch diese Bereiche - Aubachtal nördlich von Wiesthal und Lohrbachtal zwischen Partenstein und Krommenthal (Feuchtwiesen) - als Naturschutzgebiete vor. Darüberhinaus weist der Regionalplan größere Bereiche von Feldgehölzen als "schützenswerte Landschaftsbestandteile" aus.
3.1.4. Gewässer
Der Aubach entspringt in der Gemeinde Wiesen und durchfließt Wiesthal von Norden nach Süden. Der Lohrbach mündet in der Nähe der südlichen Grenze der Gemarkung in den Aubach. Der Aubach fließt in Richtung Osten bis zur Einmündung in die Lohr in der Gemeinde Partenstein.
Über die Größe der Überschwemmungsgebiete sind noch keine amtlichen Aussagen getroffen worden[33].
3.2. Natur-, Landschafts- und Denkmalschutz
Da die Gemarkung Wiesthal im Naturpark Spessart liegt, ist die bebaute Ortslage mit Umgriff der Erschließungszone zugeordnet, während die übrigen Flächen die Bestimmungen der Schutzzone gemäß der "Verordnung über den Naturpark Spessart" vom 28.7.1982 gelten. Die Ausweisungen des Flächennutzungsplanes greifen bis auf die Erweiterung des Gewerbegebietes nicht in die Schutzzone ein.
3.2.1. Hecken und Feldgehölze
Die im Plan dargestellten Feldgehölze und Hecken sollen in ihrem Bestand gesichert und gepflegt werden. Sie werden in hohem Maße von Vögeln und Kleinsäugetieren als Refugium genutzt, da sie ideale Nistgelegenheiten bieten. Somit wird ein reichhaltiger Vogelbestand gewährleistet, der in der Lage ist nahegelegene landwirtschaftliche Flächen vor eventuell auftretendem starken Schädlingsbefall zu schützen.
Derartige Feldgehölze und Hecken bewirken zudem eine Verbesserung der kleinklimatischen Situation, da sie temperaturausgleichend, verdunstungsmindernd und windabhaltend wirken, sowie geeigneten Schutz vor Bodenerosion bieten.
Hecken und Feldgehölze haben ihren Ursprung fast immer in einer landwirtschaftlichen Nutzung. Entweder sind es Reste eines ehemaligen Waldbestandes, die durch Rodung übrig geblieben sind, oder sie wurden zur Erfüllung bestimmter Funktionen
(Windschutz, Vogelschutz, etc.) angepflanzt. Nicht selten wurde der Aufwuchs auch geduldet, sofern er aus schlecht nutzbaren Geländeabschnitten geschah.
Die verstärkt vorkommenden Pflanzenarten sind lichtbedürftige Arten, wie Hainbuche, Vogelkirsche, Traubeneiche, Eberesche, Hasel, Salweide, Schlehdorn und Schwarzer Holunder[34].
Die Anzahl der Hecken und Feldgehölze sollte noch vergrößert werden. Darüberhinaus ist es ratsam, um ein stabiles ökologisches Gleichgewicht zu erreichen, die einzelnen Abschnitte miteinander zu verknüpfen. Dadurch wird es den Tieren möglich von einem Gehölz zum nächsten zu wechseln. Jedoch dürfen dann die Abstände nur bis zu 300 m betragen. Die Anpflanzung von zusätzlichen Feldgehölzen könnte vor allem auf brachliegenden landwirtschaftlichen Nutzflächen geschehen.
3.2.2. Das Aubachtal
Es hat eine Breite von 50-200 m und ist am stärksten eingeengt im Bereich der bebauten Ortslage von Wiesthal. Im Norden und Süden des Wiesthaler Ortskernes ist der natürliche Bachlauf mit Gehölzsaum noch weitestgehend erhalten. Die dortigen ungestörten Talbereiche (Feuchtwiesen) liegen in der Schutzzone Naturpark Spessart und werden im Regionalplan als Naturschutzgebiet vorgeschlagen[35].
4. Startphase/ Präsentation
In der Dorferneuerung in Wiesthal kann, wie in keinem Dorferneuerungsprogramm, nicht mit ausgearbeiteten bzw. vorbereiteten Konzepten gearbeitet werden, da Dorfentwicklung etwas sich ständig Wandelndes ist. Daher steht das Begriffspaar "ganzheitlich und bürgernah" allen zukünftigen Maßnahmen voran. Leitlinien und Schwerpunkte müssen von den Beteiligten schrittweise erkannt, verstanden und verinnerlicht werden, um einem fruchtbaren Ausgang aller angestrebten Ziele einen günstigen Boden zu bereiten. Nur so ist es möglich das, durch interessierte Bürger, entwickelte Leitbild in Einklang mit privaten und öffentlichen Belangen zu bringen. Die erstrebenswerten Ziele einer Dorferneuerung in Wiesthal sollen im Folgenden verdeutlicht und erläutert werden. Den Bürgern von Wiesthal wurde am 27. Oktober 1996 die Möglichkeit gegeben sich im Wiesthaler Rathaus von den geplanten Neuerungen in Kenntnis zu setzen[36].
4.1. Aufstellung eines Leitbildes
Bei der Bürgerversammlung am 20. März 1996 zeigten sich einige Bürger aufgeschlossen bei der Gestaltung der Zukunft Wiesthals aktiv mitzuwirken. Hierbei wurde anhand einer Kärtchenabfrage bereits ein erster spontaner Eindruck der Schwächen, Stärken und Eigenarten des Dorfes zu Papier gebracht. Nach einer Strukturierung der Stichpunkte wurden vier zentrale Schwerpunkte herausgenommen. Diese Kernpunkte veranlaßten die Bürgerversammlung einen Arbeitskreis "Zukunftwerkstatt" mit den Arbeitsgruppen Wohnen, Umwelt, Kultur und Arbeit zu initiieren. In einem Wochenendseminar vom 17. bis zum 19.6.1994 mit dem Thema "Wiesthal wohin - unsere Gemeinde im Jahr 2000 ?" wurden von den beteiligten Bürgern eine Reihe von Vorschlägen und Ideen ausgearbeitet, welche allerdings der Unterstützung durch Fachleute, dem Zuspruch des Gemeinderates, sowie einer finanziellen Absicherung/Realisierung bedürfen[37].
Mit Hilfe dieses ersten Seminars kam man zu folgenden Ergebnissen:
* Findung interessierter Bürger die den Anfang der Startphase der Dorfer-
neuerung in einem permanenten Arbeitskreis Zukunftswerkstatt bis zur Prä-
sentation und darüber hinaus ausarbeiten.
* Erste Kritik, Gewichtung und Bestandsaufnahme der anzustrebenden Ziele
* Freisetzung von Kreativität und Phantasie in einer Phase des "brain-
storming"
* Prüfung der Realisierbarkeit durch anschließende kritische Auseinanderse-
tzung mit den vorgebrachten Ideen und Vorschlägen.
Der sich an der Startphase beteiligende Architekt, Dipl. Ing. FH Rainer Löffler, hatte die Aufgabe als Moderator, in Zusammenarbeit mit der Direktion für ländliche Entwicklung in Würzburg und unter Beteiligung einiger Bürger, die Leitlinien, den Planungsbedarf, sowie den Durchführungswillen festzustellen und anhand von "Arbeitspaketen" mit vorstrukturierten Arbeitsaufträgen die Arbeitskreise in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Die ersten Resultate (Bestandsaufnahmen, Bewertungen, Bürgerbefragung und Auswertung und eine vorläufige Leitlinienformulierung) wurden vom Architekten bearbeitet und als möglicher Planungsbedarf zur Diskussion freigegeben. Nach Abstimmung mit der Zukunftwerkstatt wurden die Leitbilder in der Bürgerpräsentation der Öffentlichkeit unterbreitet.
Erst dann kann in Form eines Aktionsplanes, unter Abstimmung mit dem Gemeinderat, der Teilnehmergemeinschaft und der Direktion für ländliche Entwicklung, die Entscheidung zur Durchführung verschiedener Projekte fallen[38].
Nach einer Darstellung des allgemeinen Verlaufes der Startphase werden desweiteren die einzelnen Arbeitskreise und ihre Themenschwerpunkte und Aktivitäten erläutert.
4.2. Arbeitskreise
4.2.1. Arbeitskreis Dorf und Kultur
In diesem Arbeitskreis wurde die Wiesthaler Geschichte sehr ausführlich erforscht.
Mit einer Fotoausstellung "Leben in Wiesthal, wie es einmal war" sollte das Interesse der Bürger an der Geschichte des Dorfes geweckt werden. Die Bilderschau, die Fotos von den Menschen, dem Leben in der Gemeinde und Ansichten des Dorfes seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zeigte, fand in der Kulturhalle am 16., 19. und 20. November 1994 statt und erntete großen Zuspruch seitens der Bevölkerung.
Ferner wurde im Juli 1995 in der Verbandsschule Wiesthal ein Malwettbewerb mit dem Motto "Mein Heimatdorf, wie es mir gefällt!" durchgeführt, der mit Sach- und Geldpreisen belohnt wurde.
Schließlich fand vom 18.-19- November 1995 eine weitere Fotoausstellung statt, die "Wiesthaler in zwei Weltkriegen" zeigte.
Der Höhepunkt war die Planung einer Rundfunksendung, die vom Bayerischen Rundfunk "Welle Mainfranken" für Unterfranken am 23. Juli 1995 ausgestrahlt wurde.
Darin kamen folgende Themen zur Sprache:
a) Warum gingen Wiesthaler Männer in den Untergrund ? - Gespräch mit
ehemaligen Pendlern.
b) Was ist an der Wiesthaler Dorferneuerung anders ?
Großes Interesse der Bevölkerung bei der Fragebogenaktion (knapp 60%
Rücklauf). Ein überdurchschnittliches Ergebnis im Vergleich zu anderen
Gemeinden.
c) Was tun, damit die Jugend einer abseitsgelegenen Ortschaft nicht abwan
dert ?
Schulkinder möchten, daß ihr Dorf schöner wird und mehr Freizeit- und
Spielmöglichkeiten entstehen.
d) Gespräch mit Herrn Pfarrer Dr. Grebner über die Situation des Pfarrver-
bandes Hochspessart.
Der Arbeitskreis erarbeitete ferner eine Bestandsaufnahme zu den Themen Bevölkerungsentwicklung, Gemeinschaftseinrichtungen, soziale Situation, Dorfleben und Dorfkultur, geschichtliche Entwicklung, Ruf der Gemeinde und Beziehungen zum Umland[39].
4.2.2. Arbeitskreis Dorf und Umwelt
Der Arbeitskreis Dorf und Umwelt wurde von den Landschaftsarchitekten Dietz & Partner betreut.
4.2.3. Arbeitskreis Dorf und Wirtschaft
Der Arbeitskreis Dorf und Wirtschaft befaßte sich mit einer Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen Strukturen (vgl. Volkszählung 1987) und den Fragen zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung. Die Schwerpunktthemen waren folgende:
- Welche Richtung soll die wirtschaftliche Entwicklung in Wiesthal nehmen ?
- Wo sind Lücken bzw. wo besteht Bedarf ?
- Können neue Arbeitsplätze am Ort geschaffen werden ?
- Gibt es Zielgruppen oder neue Erwerbsquellen ?
- Was kann für die Pendler getan werden ?
- Können noch zusätzliche, orteingebundene Betriebe entstehen (z.B. Heim
arbeit) ?
- Inwieweit ist der Fremdenverkehr ein möglicher Wirtschaftsfaktor ?
Unternommen wurde von diesem Arbeitskreis eine Pendlerbefragung in Form eines Fragebogens, sowie die Befragung von Gewerbetreibenden und darüberhinaus eine Umfrage zu den oben genannten Punkten an den Stammtischen der einzelnen Gasthäuser.
4.2.4. Arbeitskreis Dorf und Wohnen
Der Arbeitskreis Dorf und Wohnen beschäftigte sich mit der Siedlungsstruktur (topographische und geographische Ausdehnung des Ortes), der Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung, der Gebäudetypologie und dem Ortsbild (Dachlandschaft, Silhouette, Ortskern und Umfeld und dominante Bauten). Dazu waren mehrere Ortsbegehungen notwendig[40].
Mit dem Gemeinderat stand die "Zukunftswerkstatt" durch die Sprecher der jeweiligen Gruppen in Kontakt, die die einzelnen Projekte vorstellten.
5. Bürgerbefragung
Im Rahmen der Bürgerbefragung im Jahre 1995 wurde seitens des Arbeitskreises "Zukunftswerkstatt" versucht, in Form eines Fragebogens und anhand geeigneter Fragestellungen, die Grundhaltung der Wiesthaler Bürger (über 18 Jahre) zur Dorferneuerung herauszufinden.
Von den 860 ausgegebenen Fragebögen kamen leider nur 488 zurück. Davon waren wiederum nur 435 ausgefüllt. Dennoch scheinen sich über die Hälfte der Einwohner Wiesthals (50,6%) für die möglichen Maßnahmen der Dorferneuerung zu interessieren, was auf künftige aktive Beteiligung hoffen läßt.
Die ersten Fragen bezogen sich auf die Vorzüge Wiesthals. Dabei setzten die Wiesthaler recht unterschiedliche Schwerpunkte. Den überwiegenden Anteil stellten aber diejenigen, die das Leben in der Naturlandschaft bevorzugten. Der besondere Reiz Wiesthals liegt dabei in der schönen Lage, der Natur und der von ihr ausgehenden Ruhe. Doch nicht alleine die Lage im Naturpark Spessart ist das Eigentümliche an Wiesthal, sondern vorallem auch der Dorfcharakter, das dörfliche Leben in der Gemeinschaft, die zwischenmenschlichen Kontakte und die Heimatverbundenheit der Einwohner.
Das sich anschließende Diagramm soll die unterschiedliche Schwerpunktsetzung verdeutlichen:
Abb. 1: Gewichtung der Vorteile Wiesthals
[aus: Anlage zur Bürgerbefragung, 1995, S.9]
Neben diesen mehr ideellen Werten sind die Menschen auch stolz auf verschiedene von Menschenhand errichtete Attraktionen. Bevorzugt genannt wurden die öffentlichen Bereiche, wie die neugestaltete Brücken- und Bahnhofstraße oder der im Bau befindliche Alte Platz, die Bauwerke, wie die Kapelle, die Kirche und die alte Mühle und die bestehenden Infrastruktureinrichtungen, wie die beiden Banken, die verschiedenen Geschäfte, Kindergarten und Schule.
Von älteren Bürgern wurde nicht selten auch der Friedhof als "schön gestaltet" bezeichnet.
Trotz der Fülle an Vorzügen Wiesthals gab es auch einige Kritik.
Beanstandet wurden in hohem Maße die schlechten und engen Ortsstraßen. Viele Straßen seien zu unübersichtlich, die Hofeinfahrten zu eng und Bürgersteige zu wenig vorhanden. Ferner bemängelte man den Belag des Alten Platzes, das Umfeld und den Zustand der Kulturhalle, sowie die "Bude" als Jugendtreff. Aber auch die teilweise verwilderten Acker und Wiesen fielen der Kritik zum Opfer. Von einigen Wiesthalern wird darüberhinaus ein Café vermißt. Die zusätzlichen Fragen, nach der Dringlichkeit von öffentlichen und gemeinschaftlichen Baumaßnahmen, lassen sich leicht aus dem zuvor Genannten ableiten. Verstärkt werden hier die Neu- und Umgestaltung des Alten Platzes, sowie der Umbau der Kulturhalle und deren Vorplatz erwähnt. Als weniger wichtig erachteten die Bürger die Renovierung des Rathauses und dessen Vorplatz, da dort der Zustand noch wesentlich besser ist.
Als weitere Punkte, jedoch mit nicht geringerer Gewichtung wurden der Ausbau der Nebenstraßen, die Einrichtung eines Jugendtreffs (nicht "Bude"), ein zweiter Spielplatz, die Verschönerung der Schule und des Schulsportplatzes, eine Kirchenrenovierung und der Bau eines Buswartehäuschens genannt.
Maßnahmen im Bereich der sozialen Infrastruktur sollten nach Meinung der Befragten verstärkt auf den Erhalt/ Ausbau der kleinen Dienstleistungsbetriebe, wie Lebensmittelläden, Bäcker, Post, Arzt, Gasthäuser u.ä. abzielen.
Neben der Verbesserung und Sanierung der öffentlichen Straßen und Wege, ist der Ausbau der Wasserversorgung und die damit verbundene Erhöhung der Wasserdruckgrenze ein wichtiges Anliegen. Dieser Punkt wird später, vor allen Dingen in Hinsicht auf die Ausweisung eines Neubaugebietes, noch gesonderte Beachtung finden.
Allzuoft wurde auch ein besserer Anschluß an den ÖPNV gewünscht. Im Vordergrund steht hierbei ein Zubringerbus zum 1,5 km entfernten Bahnhof, sowie die Ausweisung einer RSB ( Regionalschnellbahn) Haltestelle.
Schließlich legten viele Bürger sehr großen Wert auf eine Ausweitung des Freizeitangebotes. Neben den bestehenden Angeboten des TSV Wiesthal (Fußball, Tischtennis und Jazzgymnastik), werden ein Tennisplatz, eine Minigolfanlage und ein Schwimmbad gewünscht. Ein Ausbau der Rad- und Wanderwege und ein Bade-, Angel- und Landschaftssee sind weitere Forderungen. Mit den zur Verfügung stehenden Angeboten der übrigen Ortsvereine sind die meisten Wiesthaler zufrieden. Dennoch wird die Einrichtung einiger Gemeinschaftsanlagen für nötig gehalten. Neben dem bereits erwähnten Jugendtreff, wird ein separater Raum für Kulturveranstaltungen gewünscht. Dieser könne nach Meinung der Bürger neben der Kulturhalle, oder am Pfarrheim errichtet und für Veranstaltungen, wie Filmvorführungen, oder Theateraufführungen, genutzt werden.
Darüberhinaus hält man ein öffentliches WC und einen frei zugänglichen Grillplatz für wünschenswert.
Die größte Kritik fiel auf nachfolgend aufgezeigte Punkte:
Abb. 2: Kritikpunkte
[aus: Anlage zur Bürgerbefragung, 1995, S.9]
Desweiteren sprachen sich viele der Befragten für eine Förderung und Erhaltung der Ortstraditionen aus. Unter diesem Aspekt erwähnte man nachdrücklich das "Faseltsrad", die "Kirb" (Kirchweih) und den Faschingszug. Aber auch das Sternsingen, das Klappern über die Kartage, der Lumpenball, der Rosenmontagszug der Blasmusik und die gelegentliche Nutzung des Backhauses fanden Zuspruch.
Uneinigkeit herrscht anscheinend bei der Frage nach Möglichkeiten zur Verbesserung des Ortsbildes/ Ortes. Viele wünschen sich mehr Grün im Dorf, aber auch ländliche und ortstypische Bauweisen. Nicht wenige der Befragten sprachen sich für die Erhaltung von alten, ortsbildprägenden Scheunen aus.
Manch eine(r) wünscht sich die Wiederbelebung von "Tratschecken", die z.Zt. beinahe gänzlich fehlen, die für das Dorfleben förderlich sind.
Angesichts der fehlenden Gemeinschaftseinrichtungen (Grünecken, o.ä.) halten sich die meisten Wiesthaler, laut Umfrage, im Freien in ihrem Garten auf. Viele nutzen jedoch auch Wald- und Spazierwege zur Erholung. Die wenigsten haben bestimmte Gebäude, Baumgruppen, oder sonstige Plätze an denen sie regelmäßig verweilen.
Nicht wenige Bürger sind der Meinung , daß ein Ausbau der Wanderwege und eine Verbesserung der Markierungen und Beschilderungen angebracht wäre. Dies würde dann zur Belebung des "Tourismus" beitragen, da sich dann auch ortsunkundige Wanderer und Radfahrer nach Wiesthal wagen könnten.
In Hinblick auf eine Aktion "sauberes Dorf" wurden verstärkt Maßnahmen des Gewässerschutzes und der Reinhaltung des Aubaches gefordert. Auch interessieren sich gut 75% der Befragten für eine Nutzung von Brauchwasser und zwei Drittel für die Verwendung umweltfreundlicher Energien.
Gegenüber einer Ausdehnung des Tourismus sind viele Wiesthaler sehr kritisch eingestellt. Verlangt wird ein überwiegend sanfter Tourismus, der sich auf Wanderer und Radfahrer beschränkt und vorallem Naturfreunde anlockt. In diesem Zusammenhang kommt auch die Wiedererrichtung des Campingplatzes, sowie eine Gründung einer Jugendherberge zur Erwähnung. Mach einer sieht auch Möglichkeiten in dem vermehrten Angebot an Fremdenzimmern und einem Ausbau der Gastronomie.
Chancen für die Einrichtung von zusätzlichen Arbeitsplätzen erhofft man sich in hohem Maße von einer weiteren Gewerbe - und Industrieansiedlung auf dem ehemaligen Furnierwerksgelände (Abb. S. 34). Das Gebäude fiel 1996 den Flammen zum Opfer und wurde bis zu diesem Zeitpunkt als "Schreinerei" durch einen Unternehmer aus Krommenthal genutzt.
Aber auch in der Erweiterung von Klein- und Handwerksbetrieben, sowie in einem Ausbau des Dienstleistungsangebotes verspricht man sich ein erhöhtes Arbeitsplatzangebot[41].
Abb. 3 und 4: Gelände des ehemaligen Furnierwerkes Wiesthal
(Gewerbegebiet "Au-Süd"; siehe Anlage Nr. 1)
6. Siedlungsform und Bauliche Entwicklung
Wiesthal entwickelte sich als "Glashüttendorf" etwas anders als die meisten Spessartdörfer. Üblich ist es, in der hügeligen Landschaft, die Dörfer in Streifenform anzulegen. Das bedeutet, daß die Häuserreihen in der Talsohle liegen und die dazugehörigen Streifengüter auf dem Bergrücken. Wiesthal dagegen hat es seinem, nicht ackerbaulichen, Ursprung zu verdanken, daß es eher als Haufendorf deklariert werden kann, wobei die Anordnung der Häuser eine gewisse Sternform erkennen läßt. Diese ist sicherlich auf die Ausrichtung entlang der Seitentäler zurückzuführen[42]. Der älteste Dorfbereich dürfte zwischen Kirche und Altem Platz anzusiedeln sein.
Größere öffentliche Einrichtungen mit hohem Flächenbedarf, wie Schule, Kindergarten und Kulturhalle mußten aus Gründen des Platzmangels an den Bebauungsrändern untergebracht werden.
Ziel der Dorferneuerung ist es die bestehenden Bebauungsäste abzurunden und eine weitere Zersiedelung zu vermeiden[43].
6.1. Gebäudetypologie
6.1.1.Öffentliche Gebäude
Die öffentlichen Gebäude in Wiesthal haben zentrale Funktionen und sind stark ortsbildprägend.
Als dominanter Mittelpunkt der Gemeinde ist die Kirche mit Kirchturm anzusehen. Der herausragende Charakter wird durch die erhöhte Lage auf einem Felssporn verstärkt.
Benachbart steht das ehemalige Schulgebäude aus dem 19. Jahrhundert. Der Bau aus Sandstein wurde im klassizistischen Stil errichtet und wird heute als Rathaus genutzt. Beide Gebäude liegen zentral und hinsichtlich ihrer Nutzung ausgesprochen günstig. Westlich dieser Gebäude wurde in den 70 er Jahren das neue Schulhaus errichtet. Es überragt durch seine Lage auf dem Berg alle übrigen Bauten. Aus diesem Grund fällt die kubische Form aus weißgrauem Beton und mit Flachdach, die eindeutig nicht ins Dorfbild paßt, sofort auf.
Beinahe ebenso herausstechend wirkt die Kulturhalle in ihrer nüchternen Bauart am Nordrand des Ortes.
Der erneuerte Kindergarten mit angebautem Pfarrheim dagegen fügt sich durch dorfgerechte Gestaltung gut in das Ortsbild ein. Lediglich sein Vorplatz bedarf einer Verschönerung (Lage der Gebäude, siehe Anlage 2)[44].
Fotos 5 und 6: Kindergarten und Kindergartenvorplatz
6.1.2. Private Gebäude
6.1.2.1. Wohnhäuser
Im Gegensatz zur halboffenen fränkischen Hofform mit Dreiseithof (Wohnhaus, querstehender Stall und anschließende Scheune), die durch ihr Hoftor zum Straßenraum hin eine gerade und bündige Raumkante besitzt, bevorzugt man im Spessart eine offene Bauweise, die zum Straßenraum hin eine weniger starke Abgrenzung hat und deren Raumkante eher willkürlich versetzt ist.
Für den gesamten Spessart, wie auch für Wiesthal sind die folgenden Bauformen typisch:
- Das Wohn-Stallhaus ein- oder zweigeschossig:
Das Wohnhaus steht meist traufseitig zur Straße und ein Stall ist
angeschlossen.
- Das Wohn-Stallhaus in gestelzter Bauweise:
Diese Hausform findet man überwiegend in Hangbereichen. Der Stall
befindet sich im Erdgeschoß und die Wohnräume liegen darüber.
- Das Wohnhaus als Doppelhaus:
Stall und Scheune werden von zwei Familien genutzt und der Wohntrakt
hängt zusammen (gemeinsamer Kamin).
- Das Wohnhaus als Mehrfachhaus:
Stall und Scheune werden von mehreren Familien genutzt.
Bei allen Bauformen wird das Erdgeschoß überwiegend aus dem roten Sandstein gebaut, der für den Spessart typisch ist. Darüber schließt sich Holzfachwerk in geschoßhoher Ständerbauweise an mit Streben und Andreaskreuz im Brüstungsbereich. Die Gefache werden zum einen mit Lehmgeflecht ausgefüllt, zum anderen später mit Bimsstein.
Die Dächer sind vorwiegend steil, mit Tonziegeln gedeckt und haben geringen Überstand.
Verziert werden Häuser mit spiralförmigen Eckständern und mit Schwellen mit Zahnschnittmuster.
Die Fenster sind klein, stehend und zweiflügelig, sie sind paarweise oder einzeln in den Geschossen angeordnet. Ihre Einfassungen bestehen aus Naturstein im Erdgeschoß und aus Hartholz im Fachwerkgeschoß. Der Eingang, der traufseitig angeordnet ist, besteht aus Sandsteinmauerwerk und -stufen[45].
6.1.2.2. Scheunen
Die zu jedem Wohnhaus gehörigen Speicherräume oder Scheunen hatten die Aufgabe Getreide, Futter und Streu, sowie eventuell vorhandene landwirtschaftliche Fahrzeuge zu beherbergen. Der Baustil gleicht im großen und ganzen dem der Wohnbauten, lediglich die wetterbeanspruchten Giebelflächen wurden nicht selten zusätzlich mit Brettern verkleidet.
Scheunen bieten einen optimalen Spielplatz für Kinder und einen geeigneten Platz für jede Art von handwerklichen Aktivitäten. Da nur noch wenige dieser ehemaligen Wirtschaftsgebäude erhalten sind sollte diesen eine erhöhte Pflege zukommen[46].
6.2. Heutige Bauweise und Bauform
Ab den 60 er Jahren sind auch in Wiesthal im Zuge des Rückgangs der Landwirtschaft immer mehr reine Wohnhäuser mit angebauter Garage errichtet worden. Neue Baumaterialien und der Drang nach immer mehr Wohnraum führten zu großräumigen Baukörpern, mit flachgeneigten Dächern und großen, flachliegenden Fenstern. Die bevorzugte Fassadenfarbe war das saubere und nüchterne weiß. Es wurde immer mehr individuell gebautem mit Türen und Fenstern aus Kunststoffen, Bedachungen aus Betonstein, Fertiggaragen und Treppenhäusern aus Glasbausteinen, o.ä. So verlor Wiesthal im Laufe der Zeit immer mehr von seinem spessarttypischen Ortsbild.
Um jedoch auf diesem Gebiet etwas ändern zu können, ist ein Umdenken der Bevölkerung, hin zu einfacheren und wirtschaftlicheren Bauformen, nötig.
Einige in dieser Hinsicht nützliche Bauregeln sind:
- Verwendung ortstypischer Materialien (Sandstein, Holz, Tonziegeln, etc.),
- Steiler geneigte Dächer mit angemessenen Vorsprüngen,
- Abstimmung von Bauvolumen und Proportionen[47].
7. Infrastruktur
7.1. Die Straßen und Plätze Wiesthals
Die Dorferneuerung in Wiesthal wird sich als eine der Hauptaufgaben setzen müssen, die Straßen als Verkehrs und Lebensraum zu gestalten. Viele Ortsstraßen sind in einem sehr schlechten Zustand. Der Belag ist aufgerissen, Schlaglöcher vergrößern sich ständig und Kanaldeckel ragen aus der Teerdecke heraus. Gerade die nach Westen in die Seitentäler reichenden Dorfstraßen weisen viele Mängel auf. Dagegen wird der Zustand der Ortsdurchgangs - und Erschließungsstraßen der neuen Baugebiete als "gut" bezeichnet. Die Straßennamen werden in Anlage 2 anschaulich gemacht.
7.1.1. Die Grundstraße
Neben diversen Schlaglöchern und Schäden in der Teerdecke, weist die Grundstraße eine gravierende Schädigung in Höhe der Einmündung Schulstraße auf. An dieser Stelle ist die Straße parallel zum Hang, etwa 1m vom Straßenrand entfernt, der Länge nach aufgerissen. Der hangwärtige Teil der Straße droht abzurutschen.
Die Gründe für die starke Schädigung sind zum einen in der hohen Frequentierung durch Bauschuttfahrzeuge, die die örtliche Schutthalde anfahren, zum anderen in dem beinahe täglichen Befahren durch Schulbusse zu suchen.
Es wäre hier dringend notwendig, den Hang und somit die Straße, mit dem Bau einer Stützmauer, o.ä. zu sichern, um der Gefahr eines plötzlichen Hangrutsches entgegen zu wirken. Jedoch ist zu erwarten daß der Bau der Grundstraße eine der letzten Maßnahmen des örtlichen Verkehrswegebaus sein wird, da eben dort die Fahrzeuge mit dem Abraum anderer Baumaßnahmen ständig verkehren. Daher ist es ratsam den Hang wenigstens provisorisch zu stützen.
Fotos 7 und 8: Grundstraße: Längsrisse, Absenkungen und fehlende bzw. zu
schmale Bürgersteige machen einen Neubau notwendig
In der Grundstraße leben auch die Fußgänger bisweilen gefährlich, da hier verkehrsberuhigende Maßnahmen, sowie Fußgängerwege beinahe gänzlich fehlen. Lediglich bei der Anfahrt über die Kirchstraße ist ein Schild mit dem Tempolimit 30 km/h vorhanden. Es wäre hier zu empfehlen einen ähnlichen Teerbelag, der von Pflasterzeilen durchbrochen ist, einzubauen, wie er bereits in der Brückenstraße vorhanden ist.
7.1.2. Die Haardtstraße und der Hirtenweg
Diese sehr steilen und enge Dorfstraßen weisen auffallend viele Schlaglöcher auf, obwohl eine Belastung durch schwere Fahrzeuge kaum vorhanden ist. Wahrscheinlich ist die verstärkte Zerstörung des Straßenbelags teilweise auf starke Niederschläge zurückzuführen, die, aufgrund der großen Hangneigung, eine hohe Erosionskraft besitzen und aus Rissen im Teerbelag relativ schnell Schlaglöcher machen. Dies läßt sich auch damit belegen, daß nach kräftigeren Regenschauern häufig Sand und Steine bis in die Hauptstraße geschwemmt werden.
Öffentliche Fußgängerwege sind nicht vorhanden, die bestehenden Freiräume am Straßenrand beruhen auf privaten Maßnahmen. Die enge Straßenführung und die sehr dichte Bebauung, lassen es nur unter größten Anstrengungen zu, mit zwei Fahrzeugen aneinander vorbei zu kommen.
Abb. 9 und 10: links: Haardtstraße, rechts: Hirtenweg
Hier ist eine baldige Ausbesserung der Teerdecke nötig. Den hohen Wasseraufkommen bei Regengüssen muß mit entsprechenden straßenbaulichen Methoden (seitliche Regenrinne, o.ä.) entgegengewirkt werden. Um Freiräume für Fußgänger und den ruhenden Verkehr zu schaffen, ist zu überlegen, ob nicht eine Einbahnstraße in Verbindung mit dem parallel laufenden Hirtenweg eingerichtet werden sollte. Dadurch würde der Verkehr beruhigt und mögliche Zusammenstöße, bzw. Unfälle weitestgehend vermieden werden.
7.1.3. Die Bergstraße
Diese Straße ist z.Zt. in Bau. Um den Ansprüchen einer dörflichen Straße gerecht zu werden, hat man sie mit entsprechenden städtebaulichen Methoden gebaut. Die Breite der Teerdecke wurde verringert. Statt dessen setzte man entlang des Straßenrandes Pflasterzeilen, die einerseits das Regenwasser abfließen lassen, zum anderen Platz für Fußgänger schaffen. Auf der einen Straßenseite wird somit auch der harte Übergang vom Straßen -, zum Hofraum gemildert, da die Höfe mit dem gleichen rötlichen Pflaster gelegt wurden wie der Straßenrand.Das charakteristische der Bergstraße ist, daß sie von zu Tage tretendem Buntsandstein flankiert wird, der auf einer Länge von ca. 30 m und einer Maximalhöhe von etwa 4 m, freigelegt ist.
Abb. 11: Bergstraße mit anstehendem Buntsandstein
7.1.4. Die Durchgangsstraße
Die Ortsverbindungsstraße hat in Wiesthal zwei Namen. Das Stück vom Alten Platz in Richtung Bahnhof heißt "Bahnhofstraße", das sich nach Norden in Richtung Habichsthal ausbreitende Teilstück dagegen, wird "Hauptstraße" genannt.
Diese Straße ist, ihrer Funktion nach, dem erhöhten Verkehr angepaßt. Breiter als die übrigen Ortsstraßen verleitet sie zum schnellen Fahren. Bei ausreichend vorhandenem Platz ist sie mit breiten Fußgängerwegen versehen worden die das sichere Begehen für Fußgänger ermöglichen. Dagegen sind die von der Bebauung eingeengten Stellen für Passanten nur unter höchster Aufmerksamkeit zu durchlaufen. Stützmauern oder Hauswände zwingen den fußläufigen Verkehr mitunter dazu die Fahrbahn zu betreten.
Darüber hinaus fehlt ein Fußgängerüberweg gänzlich. Besonders an Stellen, an denen reger Einkaufsverkehr herrscht (Alter Platz und Einmündung von Ringstraße, Münzbergstraße und Engersgrundstraße in die Bahnhofstraße), sollte die Einrichtung eines Zebrastreifens, oder einer Fußgängerampel in Erwägung gezogen werden.
Abb. 12: Bahnhofstraße mit Fußgängerwegen und "dorfgemäßen" Lampen
Diese Methode die Straße für Passanten sicherer zu gestalten, scheint die einzige in nächster Zukunft mögliche zu sein denn die Durchgangsstraße wurde bereits vor einigen Jahren komplett und unter hohem finanziellen Aufwand erneuert. Ein Fußgängerüberweg stellt daher die kostengünstigste fußgängerfreundliche Maßnahme dar.
Beim Neubau der Straße verwendete man schon eine mehr "ländliche" Beleuchtung mit Lampen in Glockenform, die vom Großteil der Bürger befürwortet wird.
7.1.5. Brückenstraße und Mühlgasse
Diese Straßen sind bereits im Rahmen der punktuellen Flurbereinigung erneuert worden. Sie verbinden den Ortsteil Hockenruh mit dem Alten Platz. Durch die Bepflasterung mit verkehrsberuhigenden Querstreifen und einer breiten Wasserrinne, die den Übergang zwischen Fußgängerbereich und Verkehrsbereich zerfließen läßt, kann man die erwünschte Gleichberechtigung von Geh - und Fahrverkehr gut erkennen.
Abb 13: Brückenstraße mit fußgängerfreundlicher und verkehrsberuhigender
Bepflasterung
Die Bebauung ist teilweise kleinzellig, ungeplant und ortsbildprägend. Die Straßen sind gesäumt von Hecken, Bäumen und Gärten die mitunter die Nähe zum Aubach spüren lassen. In der Mühlgasse steht die letzte von ehemals sechs Mühlen in Wiesthal, die zum Teil auch heute noch betrieben wird. Desweiteren steht an der Brücke zum jenseits des Aubaches gelegenen Ortsteil Hockenruh eine Statue des Hl. Nepomuk, sowie ca. 50 m davor ein noch funktionstüchtiges Backhaus, welches in Privatbesitz ist[48].
Abb. 14 und 15: oben: noch funktionstüchtige Getreidemühle,
unten: Backhaus
7.1.6. Kirchstraße, Dorfstraße und Rathausplatz
Vom Alten Platz aus steigt die Kirchstraße bergan bis zur St. Andreaskirche, wo sie sich im Rathausplatz ausweitet. Dieser Platz, der durchgehend geteert ist, hat ausschließlich Parkplatzfunktion und ist nicht begrünt.
Abb. 16: Blick vom Kriegerdenkmal auf die Kirchstraße; links im Bild: das
wohl älteste Gasthaus in Wiesthal
Im Zuge einer Dorferneuerung sollte dieser Platz das administrative und christliche Zentrum (Rathaus und Kirche) entsprechend unterstreichen. Anzustreben ist dabei eine gestalterische Verschönerung, die die beiden Baukörper miteinander verbindet. Durch Entsiegelung der Teerfläche, Begrünung mit Bäumen und Blumenrabatten und Einrichtung von Sitzgelegenheiten würde der Platz die entsprechende Gestalt erhalten, die ihm gebührt.
Die Dorfstraße, die Kirch - und Bergstraße miteinander verbindet hat eine zentrale Funktion im Kommunikations- und Versorgungsbereich. Auf einer Länge von ca. 30 m bietet sie Platz für einen Bäckerladen, eine Metzgerei und zwei Gaststätten.
Ihr Zustand ist allerdings eher bedenklich. Ein stark beschädigter Teerbelag wird beiderseits von hohen Bordsteinen begrenzt und macht, in Verbindung mit einer baulichen Enge, sowohl das Begehen, als auch das Befahren zu einer abenteuerlichen Unternehmung. Gerade dieser Straße, als wohl eine der ältesten in Wiesthal, sollte eine baldige Neugestaltung und Ausbesserung zukommen[49].
Viele Bürger erwähnten in der Bürgerbefragung unter dem Punkt "dringenste Baumaßnahmen" besonders die Neu- und Umgestaltung der öffentlichen Gebäude und deren Umfeld.
7.1.7. Kulturhalle und Umfeld
Abb. 17: Mögliche Nutzung und Gestaltung des Kultuhallenvorplatzes
Die Verbesserung des Zustandes der Freifläche zwischen Sportplatz und Kulturhalle (ehemaliger Fußballplatz) ist eine der dringlichsten Aufgaben einer Dorferneuerung in den Augen vieler Wiesthaler Bürger. Momentan ist der Platz mit einem Gemisch aus rotem Sand und Schotter bedeckt. Die große Fläche wird überwiegend als Park- und Abstellplatz genutzt, vor allem bei Fußballspielen und Festveranstaltungen in der Kulturhalle. Bisweilen dient sie als Festplatz und Standort für Festzelte.
Diese Arten der Nutzung müssen auch erhalten bleiben, da im Dorf nur wenige Freiflächen vorhanden sind. In die Kritik fällt einerseits die Platzoberfläche, die bei Regengüssen von vielen Pfützen und Schlammlöchern bedeckt ist. Andererseits ist der Platz ungestaltet und seine Ränder sind ungepflegt.
Um den Platz künftig nicht ausschließlich für Festivitäten und als Parkplatz zu nutzen, sondern auch für den Bereich Freizeit, Sport und Erholung eine entsprechende Attraktivität zu gewähren, ist eine Umgestaltung unvermeidbar.
Gestaltungsvorschläge reichen dabei von einer Umrahmung mit Kastanienbäumen und Ruhebänken in ihrem Schatten, über eine Flächenbefestigung mit Rasenfugenpflaster und eine Abtrennung von Parkplätzen durch eine Grünzone[50].
Abb. 18: Kulturhalle und Vorplatz
7.1.8. Der Alte Platz
Über die zukünftige Gestaltung des Alten Platzes gehen die Meinungen der Wiesthaler schwer auseinander.
Zum einen ist dort eine zentrale Bushaltestelle (eine von insgesamt dreien) vorhanden, warum ihn viele Bürger dementsprechend gestaltet wissen wollen. Dabei stehen bei den Forderungen ein "gemütliches" Wartehäuschen und eine Busschleife im Vordergrund. Diesem Anliegen wurde im Herbst 1996 durch den Bau eines Wartehäuschens aus Naturstein entsprochen.
Abb. 19 und 20: Wartehäuschen am Alten Platz und sein "Vorgänger", das
ehemalige Feuerwehr- und Gemeindegerätehaus
Eine geräumige Wendemöglichkeit für Busse, in Form einer Busschleife, ist insofern notwendig, da die Busse meistens in Wiesthal wenden und zurück nach Lohr, bzw. Aschaffenburg fahren (Wiesthal ist einer der äußersten Orte im Landkreis Main- Spessart).
Ferner stellen die, mitten auf der Fahrbahn rückwärtsstoßenden Busse, ein unnötiges Verkehrshindernis für Autofahrer und Passanten dar.
Gegen den Wunsch einer ausladenden Buswendeschleife spricht die starke Bodenversiegelung und der große Raumbedarf.
" Ein Dorf lebt auch von seien Grünflächen und Freiräumen" (Dorferneuerung in Bayern, S. 18), daher sollte bei der Gestaltung des Alten Platzes unbedingt Wert gelegt werden auf naturnahe und ländliche Aspekte. Vor einem derartigen Hintergrund stehen die Wünsche nach einem Zurückgehen auf die frühere Nutzung des Platzes, als Dreschplatz, Holzstapelplatz. Treffpunkt der Dorfbewohner, Sammelplatz für Weidevieh und natürlich als Knotenpunkt der wichtigsten Straßen.
Abb. 21: Der Alte Platz aus westlicher Richtung betrachtet
Abb. 22: Der Alte Platz aus östlicher Richtung betrachtet
Einigen dieser Wünsche ist jedoch nur schwer entgegenzukommen, da die Wald- und Landwirtschaft beinahe gänzlich aus dem Dorf verschwunden ist und wohl auch in Zukunft nur noch sehr sporadisch weiterbetrieben werden wird.
Eine akzeptable Alternative wird wohl der mehr gemeinnützige Ausbau des Platzes sein. Die Bushaltestelle muß bestehen bleiben, um die bereits schlechte Anbindung an den ÖPNV nicht zusätzlich zu verstärken. Auch sollten einige Halte- und Parkmöglichkeiten für Pkw geschaffen werden, weil die um den Platz gelegenen beiden Banken, der Frisör und der Spielwarenladen, nur wenige Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge bieten. Doch muß jeglicher Umbau mit zusätzlicher Begrünung verbunden werden. Der Alte Platz wirkt in seinem momentanen Zustand eher abstoßend und regt in keiner Hinsicht zum Verweilen an. Deswegen ist es angebracht auf diesem zentralen Dorfplatz einen größeren Baum aufzustellen, eine Art Dorflinde, die schon im Mittelalter der Mittelpunkt diverser Festivitäten war. Zur Entsiegelung der Teerdecke könnten Pflasterzeilen beitragen, in deren Zwischenräumen Platz für Gras bleibt.
Zudem könnte man die Parkplätze durch kleinere Bäume (evtl. Obstbäume) oder Hecken voneinander trennen. Sobald Feste anstehen - das Maifest wird bereits an dieser Stelle gefeiert - bietet es sich an den Platz für den fahrenden Verkehr zu sperren und ihn über die Brückenstraße umzuleiten , denn "das Dorf braucht Orte der Begegnung und des Verweilens, daher ist die Erhaltung und Wiedergestaltung von Straßen und Plätzen als Treffpunkt" (Dorferneuerung in Bayern; Bayern Zement, München, S. 23), notwendig.
Die auf dem Alten Platz bereits bestehende "Anlage" mit Brunnen und Bänken, kann entweder bestehen bleiben und an die Neuerungen stilistisch angepaßt werden, oder sie weicht, wenigstens teilweise, Parkplätzen (keine Dauerparkplätze, sondern lediglich Kurzzeitparkplätze), bzw. einer Busschleife. Im Moment gleicht diese Grünfläche eher einer Verkehrsinsel als einem Ort der Erholung. Die Scheune des Anwesens Alter Platz Nr. 2 (siehe Foto Nr. 16) und die Schmiede des Anwesens Bahnhofstraße Nr. 1 (siehe Foto Nr. 20), tragen ausgezeichnet zum dörflichen Ambiente des Alten Platzes bei, daher sollten diese beiden Gebäude unbedingt erhalten und u.U. saniert werden. Ansonsten zeigt das Umfeld des Platzes wenig dörfliche Eigenart, was auch ein Ergebnis der in den letzten Jahrzehnten getätigten Wohnhausbauten in offener Bauweise ist .
Abb. 23. Schmiede am Alten Platz
7.1.9. Kindergartenvorplatz
Obwohl dieser Platz vor einigen Jahren neugestaltet wurde, bedarf er einigen Verbesserungen. Bisher dient er lediglich als Parkplatz für Eltern und Personal. Die gesamte Fläche ist mit Betonverbundsteinen bepflastert und somit komplett versiegelt. Er bietet keinerlei Anreiz zum Verweilen und wirkt absolut nüchtern (siehe Abb. 6).
Es ist zu empfehlen wenigstens ein oder mehrere Bäume zu pflanzen und durch Sitzgelegenheiten den Platz einladender zu machen[52].
7.2. Verkehr
7.2.1. Gefahrenpunkte
In der Bürgerbefragung wurden seitens der Einwohner Wiesthals mehrere Gefahrenpunkte bezüglich des Verkehrs angegeben.
Diese sind: - Alter Platz mit Bushaltestelle
- Parkende Autos entlang der Durchgangsstraße
- Kreuzung Kirchstraße/ Durchgangsstraße
- Fußgängerverbindung/ Radverbindung zum Bahnhof (kein Geh-
/Radweg)
- schnelles Fahren (v.a. Campinggaststätte und Friedhof)
Als Gegenmaßnahmen sollen Zebrastreifen, Verkehrskontrollen, Pflanzkübel und ausgewiesene Geh- und Radwege Abhilfe schaffen.
7.2.2. Ruhender Verkehr
Ausgewiesene Parkplätze sind in Wiesthal die Ausnahme. Als Parkplatz werden vorwiegend Kulturhallenvorplatz, Rathausplatz und Alter Platz genutzt.
In den Straßenräumen parkt man vor allem in der Nähe der Geschäfte (Bahnhofstraße / Einmündung Engertsgrundstraße und in der Dorfstraße).
7.2.3. Öffentlicher Personen Nahverkehr (ÖPNV)
Im Rahmen der Bürgerbefragung wurde ein separater Fragebogen für Berufspendler herausgegeben. Die Fragen bezogen sich vor allem auf Fahrtzeiten, Zufriedenheit mit dem ÖPNV (Bus und Bahn), sowie auf Verbesserungswünsche.
Abb. 24: Fahrtzeiten von Berufspendlern
[ aus: Anlage zur Bürgerbefragung, 1995, S. 1]
Seitens der Bevölkerung werden für die Busverbindung Lohr-Aschaffenburg verstärkt zusätzliche Busse zu geänderten Zeiten, sowie weitere Haltestellen im Ort gefordert.
Der Bahnhof Wiesthal sollte mindestens zu den Zeiten für Berufspendler zum RSB- Halt (Regionalschnellbahn) hochgestuft werden[53].
Abb. 25: Bedingungen für das Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel
[aus: Anlage zur Bürgerbefragung, 1995, S. 2]
7.2.4. Fußgängerverbindungen
In Wiesthal bestehen etliche Fuß- und Schleichwege, die jedoch nur von einem geringen Teil der Bevölkerung genutzt werden. Als "Abkürzungen" führen sie vielfach über Grundstücke, durch Baulücken und entlang von Hängen. Spazierwege führen überwiegend im Aubachtal oder an seinen Flanken in Richtung Norden nach Habichsthal und in Richtung Süden nach Krommenthal.
Zu bemängeln ist der mitunter ungepflegte Zustand (hohes Gras, Schlamm) und wie bereits erwähnt, das Fehlen einer Verbindung zum Bahnhof.
7.3. Wasserversorgung in Wiesthal
Seitens des Wasserwirtschaftsamtes kamen verschiedene Einwände gegen die im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Baugebiete. Zum einen wurde das zu geringe Volumen des Hochbehälters kritisiert, zum anderen die teilweise zu geringen Mindest-Quellschüttungen und zum dritten die zum Teil unzureichenden Druckverhältnisse im Wassernetz. Aus diesem Grund wurde das Ingenieurbüro Jung GmbH engagiert, eine Studie zur Neuordnung der Wasserversorgung in der Gemeinde Wiesthal zu erlassen. Diese wurde dann im April 1994 herausgegeben. Sie zeigt ein Konzept zur Sicherung und Verbesserung der zukünftigen Wasserversorgung auf[54].
7.3.1. Bestehende Wasserversorgung
Die Gemeinde Wiesthal betreibt für die beiden Ortsteile Wiesthal und Krommenthal momentan eine jeweils eigene Wasserversorgung.
Diese besteht aus:
7.3.1.1.Wassergewinnung:
In Wiesthal dienen zur Wassergewinnung die sogenannten "Spielmanns- brunnen-Quellen" im Nordwesten des Gemeindegebietes. Das Alter der Quelle kann nur auf ca. 80-85 Jahre geschätzt werden, da entsprechende Baupläne nicht bestehen .
7.3.1.2. Wasseraufbereitung:
Das Quellwasser wird in einem Sammelschacht zusammengefaßt, aus dem es dann über eine Graugußleitung (DN 125) in freiem Gefälle zur Aufbereitungsanlage im Maschinenhaus fließt. Die Aufbereitungsanlage besteht aus einem offenen, nicht rückspülbaren Filterbecken mit etwa 5 m³ Inhalt. Als natürliches Filtermaterial findet Marmorkies seine Verwendung. Das bis dahin noch unzureichend entsäuerte Wasser fließt in ein Reinwasserbecken mit einem Volumen von etwa 90 m³ .
7.3.1.3. Wasserförderung:
Von dem Reinwasserbecken, oder auch Vorlagebehälter genannt, fördern zwei Pumpen abwechselnd, mit einer Förderleistung von Q = 20 m³/h = 5,6 l/s, ins örtliche Wassernetz. Die im Ortsnetz nicht verbrauchte Wassermenge wird über eine Leitung (DN 125) in den Hochbehälter zurückbefördert.
Die Steuerung der beiden Pumpen erfolgt, unabhängig vom Wasserstand, über eine Zeitschaltuhr[57].
7.3.1.4. Hochbehälter:
Der Ortsteil Wiesthal wird von einem Hochbehälter mit einem Nutzvolumen von 300 m³ versorgt. Er besteht aus zwei runden Wasserkammern die jeweils 150 m³ Wasser fassen und im Jahre 1962 gebaut wurden. Der Behälter wird als Gegenbehälter betrieben. Die maximal erreichbare Höhe des Wasserspiegels liegt bei 306,15 m über NN. Der Hochbehälter ist nur über einen steilen, relativ schlecht befahrbaren Weg zu erreichen und von ihm sind Bestandspläne vorhanden .
Das Wasserverteilungsnetz der Gemeinde besteht zum größten Teil aus PVC-Rohren der Größe DN 100 bis DN 200. Vereinzelt sind noch Graugußleitungen der Dimension DN 100 vorhanden.
Wie der gemessene Wasserverbrauch zeigt, sind zum Teil überdurchschnittliche Wasserverlußte zu verzeichnen, was auf eventuelle Leckstellen im Ortsnetz schließen läßt. Diese Tatsache bekräftigen die bisweilen auftauchenden Coli-Bakterien, die in der Quelle noch nicht vorhanden sind.
Zu dieser Thematik schreibt das "Amtsblatt" am 27. September 1996 folgendes:
" Die Untersuchungen des Trinkwassers bei den Probeentnahmen am 16. 9. 1996 haben ergeben, daß das Wasser sowohl in Wiesthal als auch in Krommenthal mit coliformen Keimen belastet ist. Es soll deshalb nach wie vor nur im abgekochten Zustand verwendet werden.
Die Gemeinde hat in der Sitzung am 16. 9. 1996 die Beschaffung von zwei UV-Entkeimungsanlagen beschlossen. Diese werden innerhalb der nächsten Tage in beiden Ortsnetzen eingebaut. Danach wird eine nochmalige Trinkwasseranalyse durchgeführt."[59]
Das Ortsnetz ist darüberhinaus noch nicht in Versorgungszonen eingeteilt[60].
7.3.1.6. Wasserbeschaffenheit der "Spielmannsbrunnen-Quellen"
Die Quellen weisen ein aus bakteriologischer Sicht unbedenkliches Wasser auf (nach der Trinkwasserverordnung vom 05.12.90). Beim Rohwasser werden aber für den Gehalt an Eisen, Mangan und Aluminium Grenzwerte überschritten.
Darüberhinaus befindet sich das Wasser nicht im Calcitgleichgewicht und muß daher entsäuert werden[61].
7.3.1.7. Hochbehälter und Versorgungsdruck
Der existierende Hochbehälter mit einem max. Wasserspiegel von 306.15 m ü. NN und einem Mindestwasserstand (nach vorhandenen Planunterlagen) von 302,50 m ü. NN wird als Gegenbehälter betrieben.
Aufgrund seines Alters (ca. 30 Jahre) ist zu vermuten, daß in den nächsten Jahren Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen. Zur Optimierung der Pumpzeiten scheint es vordringlich zu sein eine wasserstandsabhängige Steuerung nachzurüsten.
In Höhe der bisherigen Bebauungsgrenze (280-285 m ü. NN) sind, insbesondere zu Spitzenbedarfszeiten, keine ausreichenden Druckverhältnisse vorhanden.
Auch die Entnahme von Löschwasser ist in den höher gelegenen Gebieten kaum in ausreichender Menge und genügendem Wasserdruck möglich.
Bedenkt man, daß die im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Neubaugebiete bis zu einer Geländehöhe von 290 m ü. NN liegen, wird klar, daß dort die Versorgungsbedingungen noch mangelhafter sind[62].
7.3.2. Abwasserverhältnisse
Die Gemeinde Wiesthal ist vollständig kanalisiert und an den Abwasserverband "Aubachtal" angeschlossen.
Das Abwasser wird in der Kläranlage des "Aubachtal-Verbandes", die nordöstlich von Krommenthal an der Staatsstraße 2317 in Richtung Partenstein liegt, gereinigt und anschließend in den "Lohrbach" eingeleitet.
Der "Lohrbach" mündet bei Partenstein in die "Lohr" und diese in Lohr in den Main[63].
7.3.3. Wasserbedarf in Wiesthal (Errechneter max. Tagesbedarf)
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Großvieh |
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Verluste + |
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ca. 15 |
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ca. 20 |
öffentlicher |
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Bedarf |
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SUMME |
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Abb. 26: Aktueller und künftiger Wasserbedarf in Wiesthal
[Aus: Studie zur Neuordnung der Wasserversorgung, 1994, S. 15]
7.3.4. Perspektiven
Aufgrund des erhöhten Wasserbedarfes und der geringen Mindestschüttung ist in der wasserwirtschaftlichen Bilanz ein Fehlbedarf von ca. 346 m³/d (= ca. 4 l/s) vorhanden.
Die auftretenden hohen Schwankungen der Quellschüttungen (> 1.0 bis 1.5 l/s) lassen Rückschlüsse auf einen starken Einfluß des Oberflächenwassers zu.
Zu Verminderung des Oberflächenwassereinflusses und um möglicherweise konstantere Quellschüttungen zu erhalten, ist im Rahmen des hydrologischen Gutachtens die Möglichkeit einer Quellensanierung zu untersuchen. Das Gutachten sollte zusätzlich Angaben über mögliche Bohrpunkte zur Neuerschließung von Brunnen enthalten. An diesen Bohrpunkten müssen dann Probebohrungen und Pumpversuche unternommen werden[64].
7.3.5. Mögliche Versorgungsvarianten
7.3.5.1. Variante I
Um den künftigen Bedarf an Grundwasser sicherzustellen ist eine Neuerschließung von Grundwasser unumgänglich. Dementsprechend sind, wie teilweise bereits erwähnt, Probebohrungen, Pumpversuche u.ä. sowie die Erstellung der nötigen Zuleitungen zur Wasseraufbereitung erforderlich.
Eine Quellensanierung kann erst nach Sicherstellung der Wasserversorgung durch einen Brunnen, o.ä., durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang ist auch die bestehende Quellenabgangsleitung nach Größe und Qualität zu prüfen und, falls erforderlich, zu erneuern.
Der zukünftige maximale Wasserbedarf (siehe Bedarfberechnung) ist in Wasserbehältern zu speichern und darüber hinaus muß ständig eine Löschwasserreserve von 200 m³ vorhanden sein.
Folglich muß das Hochbehältervolumen mind. sein:
max. Tagesbedarf (2023): 470 m³
Löschwasservorrat: 200 m³
Erforderliches HB-Volumen (SUMME): 670 m³
Größe des Behälters (vorzugsweise): 700 m³
Der derzeitige Versorgungsdruck mit einer max. Wasserspiegelhöhe von 306,15 m ü. NN ist für die zukünftigen Baugebiete in den Hanglagen, mit 280-290 m ü. NN, zu niedrig. Auch das Speichervolumen des bestehenden Hochbehälters (300 m³) erfüllt nicht alle nötigen Maßstäbe, daher ist ein Neubau eines Hochbehälters mit einem Fassungsvermögen von 700 m³ und einer Wasserspiegelhöhe von etwa 320 m ü. NN vorgesehen. Die exakte Höhenlage muß jedoch zuvor durch eine Rohrnetzberechnung, die besonders wichtig ist für die höhergelegenen Baugebiete, festgelegt werden. Die künftige Aufbereitung des Wassers der bestehenden Quellen, wie auch für die Neufassung, soll im Rohrkeller des geplanten Hochbehälters geschehen. Eine Alternative zu dieser Aufbereitung ist eine Aufbereitung in der Umgebung des bestehenden Maschinenhauses. Dazu ist jedoch der Neubau eines entsprechenden Gebäudes erforderlich.
Das Quellwasser wird in eine Pumpstation mit Vorlagebehälter fließen und wird dann über die Aufbereitung in den Hochbehälter gepumpt werden.
Möglicherweise kann auch das Wasser der Neuerschließung in den Vorlagebehälter und dann in die Aufbereitung fließen, dies hängt jedoch vom Standort der neuen Wassererschließung ab.
Bei einer Grundwasserneuerschließung wird auch der Neubau einer Rohwasserförderleitung nötig und zusätzlich muß eine Abgangsleitung vom geplanten Hochbehälter an das Ortsnetz angeschlossen werden (Länge ca. 1000 m).
Um die tiefer gelegenen Ortsteile vor einem überhöhten Wasserdruck zu schützen - durch die höhere Lage des Hochbehälters - ist das Ortsnetz in mindestens zwei Versorgungszonen einzuteilen. Hierzu muß ein Schachtbauwerk mit Druckminderer errichtet werden. Durch die Einteilung in Versorgungszonen werden einige Rohrverbindungen aufgetrennt oder abgeschiebert werden.
Damit die Druckverhältnisse auch in den östlich vom Aubach gelegenen Wohngebieten (Sonnenrain, Gräfenberg, Tannenweg, etc.) noch ausreichend sind, ist eine Hochzonenverbindungsleitung zwischen "Bahnhofstaße" und "Krommenthalerstraße" entlang des Friedhofes/ Spielplatzes zu bauen.
Damit eine Versorgung innerhalb der Hochzone möglich ist, wird in der Verlängerung der "Grabengasse" eine Leitung verlegt, die an die bestehende Leitung in der "Grundstraße/Schulstraße" anbindet.
7.3.5.2. Variante II
Diese Variante sieht eine gemeinsame Wasserversorgung von Wiesthal und Krommenthal vor. Die topographischen Verhältnisse und bestehende bzw. geplante Anlagen können der Anlage 3 entnommen werden.
Auch hier müssen, wie bei Variante I, neue Quellen erschlossen werden. Der Wasserbedarf von Krommenthal (ca. 2 l/s) ist bei der Erkundung von Wasservorkommen und den anschließenden Pumpversuchen zu berücksichtigen.
Aus diesem Grund muß die neu zu erschließende, förderbare Wassermenge mindestens 6 l/s betragen. Auch die zusätzlichen Anlagenteile ( Wasserförderung, - aufbereitung, sowie Ortsnetz - und Verbindungsleitungen) sind wie bereits beschrieben zu errichten.
Da der geplante Hochbehälter auch das Volumen des maximalen Tagesbedarfes von Krommenthal im Jahr 2023 besitzen muß, berechnet sich sein Nutzvolumen folgendermaßen:
Max. Tagesverbrauch von Wiesthal (2023) 470 m³
Max. Tagesverbrauch von Krommenthal (2023) 141 m³
Löschwasser 200 m³
SUMME 811 m³
Empfohlen 800 m³
Die Trennung der Druckzonen bleibt für Wiesthal erhalten. Für Krommenthal dagegen soll eine Verbindungsleitung mit Anbindung an die Tiefenzone von Wiesthal erstellt werden, an welch auch das Gewerbegebiet angeschlossen wird.
Mit dem Anschluß der Verbindungsleitung an das Krommenthaler Ortsnetz ist die Wasserversorgung der kleinen Gemeinde gesichert, so daß außer einer Sanierung des Ortsnetzes keine weiteren Maßnahmen in Krommenthal nötig werden. Die existierenden Anlagen zur Wassergewinnung, - aufbereitung und - speicherung werden aufgelassen .
7.3.5.3. Wertung der Wahllösungen
Nach Abwägung der Anschaffungs- und Betriebskosten für beide Varianten scheint die gemeinsame Wasserversorgung von Wiesthal und Krommenthal (Variante II) günstiger zu sein. Dies läßt sich darauf zurückführen, daß bei einer separaten Wasserversorgung (Variante I), Kosten für den erhöhten Stromverbrauch der zweiten Wasseraufbereitungsanlage, sowie Wartungs- und Instandsetzungskosten für die Bauwerke (Wassergewinnung, -förderung, -aufbereitung und Hochbehälter) die Betriebskosten in die Höhe treiben.
Für diese gemeinsame Wasserversorgung ist die Gewinnung einer ausreichenden Wassermenge bei der Neuerschließung von Grundwasser unumgänglich, denn diese muß den zusätzlichen Wasserbedarf von Krommenthal (ca. 2 l/s) abdecken[66].
7.3.5.4. Mögliche Durchführung
Um das Vorhaben durchzuführen ist ein ausgereifter Entwurf mit Detailplanungen und überschläglichen Rohrnetzberechnungen unabdingbar. Dabei muß eine Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden geschehen. Erst nachdem eine fachtechnische Prüfung durchgeführt und eine Prüfniederschrift angefertigt wurde, kann ein Antrag auf staatliche Förderung gestellt werden.
Als vorausgehende Maßnahme sollte die Grundwassererschließung erkundet und Probebohrungen durchgeführt werden.
Da die Quellensanierung noch nicht unbedingt notwendig ist sollte sie als letzte Baumaßnahme in Angriff genommen werden.
Nach einer Quantifizierung der förderbaren Wassermengen und einem Ausbau des Brunnens sind anschließend die Aufbereitungsanlage, der Hochbehälter und der Druckminderer (einschließlich der Zu- und Abgangsleitungen) zu errichten und die Einteilung der Druckzonen durchzuführen.
Auch der Bau der Anschlußleitung nach Krommenthal und die damit einhergehende Stillegung der Wasserversorgungsanlagen können zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden, da die bestehenden Anlagen noch funktionstüchtig und auch genehmigt sind.
Parallel zu den gesamten Baumaßnahmen soll eine ständige Überprüfung des Ortsnetzes und der Hausanschlüsse durchgeführt werden.
Die derzeitigen Wasserverlußte betragen in Wiesthal ungefähr 18 % der geförderten Wassermenge, in Krommenthal sogar bis zu 37 %[67]!
8. Dorf und Wirtschaft
Der Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan (Anlage 1) gibt Aufschluß über Gewerbegebiete, Neubaugebiete, Mischgebiete und Grünflächen, etc.
Die Lage von Gaststätten, Lebensmittelläden, Gewerbebetrieben u.ä. kann der Anlage 4 entnommen werden.
8.1. Erwerbsstruktur und Pendler
Die Pendlererhebung von 1987 zeigt, daß bis zu 80 % der Erwerbstätigen Wiesthals einen außerörtlichen Arbeitsplatz besitzen. Der überwiegende Teil der Berufspendler fährt alltäglich mit privaten oder öffentlichen Verkehrsmitteln nach Lohr, Aschaffenburg, Frankfurt, oder andere umliegende kleinere Orte. Aufgrund des relativ ungünstigen Fahrplanangebotes von Bus- und Bahnverkehr, benutzen etwa 66 % der Arbeiter das Auto, alleine oder in Fahrgemeinschaften. Neben dem mangelhaften Fahrplanangebot werden vorallem die hohen Fahrpreise kritisiert.
8.2. Arbeitsplatzangebote
Die Zahl der Arbeitsplätze vor Ort muß erhöht werden und der vorhandene bestand an Betrieben ist zu erhalten.
Die Vorteile von innerörtlichen Arbeitsplätzen sind:
- Abnahme des Pendlerverkehrs
- Erhaltung und Stärkung der örtlichen Wirtschaftskraft
- Finanzielle Aufwertung der Gemeindekasse
- Teilzeit- und evtl. Heimarbeit für Frauen (Mütter) und Jugendliche
8.3. Dienstleistungen und Einkaufen
Die Zahl der Dienstleistungsbetriebe ist in Wiesthal leicht rückläufig. Die Nähe zu Verbrauchermärkten und die gute Erreichbarkeit naher Mittelzentren (Lohr, Aschaffenburg) mit dem oft vorhandenen Auto, machen kleinere "Tante Emma Läden" immer mehr unrentabel, da die Kundschaft ausbleibt.
Viele Bürger wollen diesen Trend gestoppt sehen und verlangen laut Bürgerbefragung "die Erhaltung und Aufwertung der kleinen Dienstleistungsbetriebe". Gerade für Senioren, Mütter mit Kleinkindern und auch für Jugendliche sind Geschäfte mit Waren des täglichen Bedarfs (Bäcker, Metzger, Getränkeladen, Post) unbedingt notwendig.
Im Bereich der ärztlichen Versorgung ist Wiesthal relativ gut ausgestattet. Vorhanden ist eine Arztpraxis und eine Praxis für physische Therapie (Rehabilitation, Massage, etc.). Laut Fragebogen wird zusätzlich noch die Niederlassung einer Apotheke und eines Zahnarztes gewünscht.
Für das gesellschaftliche Leben sind die vorhandenen sechs Gaststätten ausreichend, ihre Erhaltung ist wichtig[68].
8.4. Handwerks- und Gewerbegebiet
Die geplante Erweiterung des Gewerbegebietes "In der Au - Süd" bringt Freiflächen für die Ansiedlung von Handwerks- und Gewerbebetrieben. Allerdings muß bei der konkreten Planung der Landschafts- und Naturschutz mit einbezogen werden (siehe Anlage 1).
8.4.1. Gewerbegebiete
8.4.1.1. "Au-Süd"
Das bestehende Gewerbegebiet "Au-Süd", auf dem sich die Firmen Graupner GKV und Wenzel Präzision angesiedelt haben, soll erweitert werden, da sich nach Prüfung möglicher Alternativstandorte nichts geeigneteres herauskristallisierte. Fraglich ist momentan noch die künftige Nutzung der Fläche des abgebrannten ehemaligen Furnierwerkes Wiesthal. 10000 m² wurden von der Firma Wenzel aufgekauft und werden bereits bebaut, die restlichen 10000 m² stehen noch zur Verfügung und verlangen nach Interessenten. Jedoch sind bei einer Erweiterung die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes und der Wasserwirtschaft abzuwägen.
Abb 27 und 28: Neubauten/ Nutzung des Gewerbegebietes "Au-Süd" durch die Firma Wenzel Präzision
8.4.1.2. Gewerbegebiet am Bahnhof
Diese Neuausweisung zwischen Staatsstraße und Bahnhof stellt lediglich die Fläche für einen (kleinen) Gewerbebetrieb zur Verfügung.
Der Wesentliche Standortnachteil, Abseitslage von wichtigen Verkehrsverbindungen (v.a. Autobahn), wird auch weiterhin vorhanden bleiben. Ein Ausbau des Straßenverkehr (z.B. Straße nach Partenstein) steht oft in unmittelbarer Konkurrenz mit dem Wunsch nach Erhaltung des Naturraumes und wird auch künftig ein großes Problem darstellen[69].
8.5. Neuausweisungen in Wiesthal
8.5.1.Wohnbauflächen
8.5.1.1. "Grund-Ackerchen"
Diese Neuausweisung in Verlängerung der Grundstraße soll zum einen zusätzliche Bauflächen schaffen, zum anderen wird durch die Erweiterung eine Anbindung an den Bergweg und die Bergstraße möglich, was die innerörtliche Verkehrsführung verbessert und die beiden Siedlungsachsen "Bergstraße" und "Grundstraße" zusammenschließt.
Es sind jedoch zwei mögliche Probleme aufzuzeigen:
Einerseits ist im Talgrund ein ehemaliger Deponiebereich vorhanden, der ein Hindernis für Bautätigkeiten darstellen könnte.
Andererseits liegen Teile des neuausgewiesenen Baugebietes über der Wasserdruckgrenze von 280 m ü. NN.
In Folge einer Stellungnahme seitens der höheren Landesplanungsbehörde sieht sich der Gemeinderat veranlaßt die Erweiterung auf eine Teilfläche im Westen der vorhandenen Ausweisung zu reduzieren. Das übrige Baugebiet liegt somit innerhalb der Wasserdruckgrenze und nimmt den ehemaligen Deponiebereich nicht mehr ein.
8.5.1.2. "Engersgrund"
Die Erweiterung des Baugebietes im Bereich Engersgrund schafft wiederum zusätzliches Bauland und macht darüberhinaus eine Verkehrsverbindung zur Schulstraße möglich, was die beiden Siedlungsäste besser integriert.
Da die Erweiterung jedoch zum großen Teil über der Wasserdruckgrenze liegt muß sie auf das Mögliche reduziert werden.
8.5.1.3. "Gräfenberg"
Diese mit Abstand größte Neuausweisung liegt im Hangbereich östlich des Baugebietes "Krommenthaler Weg".
Ihr Vorteil ist, daß sie vollständig innerhalb der Wasserdruckgrenze liegt. Die zur Erschließung notwendigen Straßen werden hangparallel mit gleicher Orientierung wie der "Tannenweg" verlaufen und als Abschluß einen Wendehammer ausweisen.
Der Bebauungsplan für dieses Neubaugebiet ist genehmigt und liegt bereits vor (siehe Anlage 5).
8.5.2. Mischgebiete
Es werden Teilbereiche des momentanen Baugebietes "Hirtenweg/ Ziegelhüttengärten" vom allgemeinen Wohngebiet in ein Mischgebiet umgewandelt. Mit dieser Maßnahme soll die gewerbliche Nutzung möglich gemacht werden[70].
8.5.3. Grünflächen, Sport- und Freizeitflächen
Im nördlichen Anschluß an den bestehenden Fußballplatz sind Erweiterungsflächen für Tennisplätze und einen Angel- bzw. Badesee ausgewiesen worden (siehe Flächennutzungsplan).
8.5.4. Sondergebiet für landwirtschaftliche Hallen
Auf beiden Seiten der Straße "Im Grund" sind solche Gebiete ausgewiesen worden und werden auch bereits teilweise genutzt[71].
8.6. Gemeindewald
Die Größe des Gemeindewaldes beläuft sich auf 211,4 ha, davon sind 202 ha Holzboden. In Privatbesitz sind nochmals 105 ha Wald.
Im Jahr 1996 brachte der Gemeindewald einen Gewinn von 65 000 DM für die Gemeindekasse, wobei dieser fast ausschließlich durch den Verkauf von Nadelhölzern erzielt wurde[72].
Künftig soll eine höhere Beteiligung der Laubholzarten an der Bestockung teilhaben. Darüberhinaus müssen Pflegerückstände besonders in den Jungbeständen abgebaut werden[73].
8.7. Fremdenverkehr und Naherholung
Fremdenverkehr und Tourismus spielen derzeit in Wiesthal noch eine unterschwellige Rolle. Aufgrund der günstigen Naturlage bietet der Ort gute Voraussetzungen für Wanderfreunde, Mountainbiker und Spaziergänger. Die vorhandenen Gasthäuser bieten regionale Küche, gemütliche Gaststuben. Der Ort liegt ruhig (wenig Verkehr), die Luft ist sauber und Umweltbelastungen sind im Allgemeinen gering. Die Baustruktur ist im Ortskern gewachsen und verwinkelt und die Wege in Feld, Wald und Flur sind kurz.
Wiesthal ist also für Urlauber geeignet, die sich fern ab vom regen Stadtleben und doch in erreichbarer Entfernung vom Alltagsstreß erholen und die Natur genießen wollen.
Maßnahmen zur Förderung des Fremdenverkehrs sollten grundsätzlich im Einklang mit den Wünschen der Bürger stehen um mögliche Fehlinvestitionen weitgehend zu vermeiden.
Mögliche Handlungsansätze sind hierbei:
- Ausbau des Radwegenetzes zwischen Wiesthal und den benachbarten Ort
schaften (Neuhüten, Krommenthal, Partenstein, Frammersbach, Habichs-
thal und Heigenbrücken.
- Rundwanderwege durch Hinweisschilder und -tafeln ausweisen (evtl. einen
Natur und Kulturlehrpfad einrichten).
- Wiedererrichtung des Campingplatzes, mit vorheriger Umweltverträglich
9. Öffentlicher Bereich
9.1.Gemeindeverwaltung
Im Verlauf der Gemeindereform im Jahre 1978 wurde Wiesthal - zusammen mit den Gemeinden Neuhütten und Partenstein - zu einer Verwaltungsgemeinschaft, mit Sitz in Partenstein, zusammengefaßt. Mit der Einführung dieser Zentralverwaltung verlor Wiesthal an Eigenständigkeit, was ein häufiger Kritikpunkt war, jedoch wohl aus verwaltungstechnischen Gründen einfacher und damit auch vernünftiger ist.
Die momentan noch bestehende Raumnot im Wiesthaler Rathaus (Bücherei und Sitzungssaal sind in einem Raum) soll im Zuge einer Renovierung des Rathauses gelöst werden.
9.2. Schule
Die Grund- und Hauptschule in Wiesthal leidet unter Schülermangel. Einerseits läßt das geringe Bevölkerungswachstum nur wenige Kinder zu, andererseits wünschen sich immer mehr Eltern einen höheren Schulabschluß für ihre Kinder aus Realschule oder Gymnasium, was dazu führt, daß die Schülerzahlen im Schulverband Wiesthal-Neuhütten rückläufig sind. Zur Zeit besuchen bereits zwei Klassen die nahegelegene Hauptschule in Frammersbach, da die Klassenstärke, mit Wiesthaler und Neuhüttener Schülern alleine, zu gering wäre.
In dieser Hinsicht Lösungen zu finden ist eine der dringlichsten Aufgaben, vielleicht auch der Dorferneuerung.
9.3. Kindergarten
Der katholische Kindergarten in Wiesthal wird vom Johannisverein getragen. Er wurde 1996 auf drei Gruppen erweitert und stellt ausschließlich Kindergartenplätze zur Verfügung. Erweiterte Öffnungszeiten sind auf Antrag berufstätiger Eltern eingerichtet worden und auch künftig notwendig. Die Einrichtung einer Kindestagesstätte hängt vom bestehenden Bedarf ab, und ist noch abzuwägen[75].
10. Soziale Situation
10.1. Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Abb. 29: Enwicklung der Bevölkerung in Wiesthal
[aus: Jubiläumsfestschrift 1977, S.47 und Statistischer Informationsdienst des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung 1985, 1989 und 1995]
Etwa Ab dem Jahre 1950 ist die Bevölkerung linear immer weniger gewachsen. Es ist zu vermuten, daß sich diese Entwicklung auch künftig kaum ändern wird. Mangelnde Erwerbsmöglichkeiten vor Ort und k(l)eine Geburtenüberschüsse werden eher zu einer Stagnation, bzw. Abnahme der Einwohnerzahlen führen.
Auch die aktuellen 20 % an Einpersonenhaushalten (Singles und alte Menschen) zeigen einen Mangel an Reproduktionsfähigkeit und -willen an, der der bundesweiten Tendenz in nur wenigem nachsteht[76]. In Deutschland lag die Fruchtbarkeitsrate 1992 bei nur durchschnittlich 1,5 Kindern pro Frau .
10.2. Gesundheitsversorgung
Eine ärztliche Grundversorgung ist durch zwei praktische Arzte und einen Physiotherapeuten gesichert. Bei einer nötigen Betreuung durch Fachärzte oder in Krankenhäusern müssen die größeren Ortschaften Lohr (15 km), Aschaffenburg (30 km) und Würzburg (60 km) aufgesucht werden. Der nächste Notarzt befindet sich in Lohr. Daher wird die Rettungsrichtzeit von maximal 12 Minuten leicht überschritten. In Notfällen werden Patienten daher nicht selten mit dem Rettungshubschrauber transportiert.
Eine Apotheke ist nicht vorhanden, aber ein Apothekendienst, der Arzneimittel in der Regel binnen 12 h bringt.
10.3. Pflege
In Wiesthal wird die Versorgung pflegebedürftiger Personen überwiegend von den Familien, insbesondere den Frauen, getragen. Unterstützung bietet die Sozialstation Lohr und "Essen auf Rädern". Darüberhinaus befindet sich in Lohr ein Alten- und Pflegeheim.
Ein örtlicher Betreuungsdienst ist jedoch wünschenswert.
10.4. Kinderbetreuung
Der 1996 mit einem Kostenaufwand von knapp 30 000 DM -abzüglich 5000 DM Zuschuß seitens des bischöflichen Ordinariates- eingerichtete dreigruppige Kindergarten stellt ausreichend Kindergartenplätze zur Verfügung[78]. Seitens der Kirchengemeinde wurde eine Krabbelstube eingerichtet und die erweiterten Öffnungszeiten des Kindergartens kommen gerade berufstätigen Menschen zu Gute.
10.5. Frauen
Viele Familien bedauern den Mangel an Teilzeitarbeitsplätzen im Ort, da aufgrund der Kinderbetreuung selten ganztägige Berufe angenommen werden können.
Von diesem Gesichtspunkt aus ist die Ansiedlung von örtlichen Betrieben ein wichtiges Ziel der Dorferneuerung.
10.6. Bildung
Eine Grund- und Hauptschule ist vorhanden. Das reguläre Schulangebot in Wiesthal wird durch Volkshochschulkurse der Volkshochschule Lohr sehr gut ergänzt und findet allgemeinen Zuspruch. Für den Erhalt und das Fortbestehen beider Einrichtungen muß gesorgt werden.
11. Dorfleben
Das Leben der ehemaligen Einwohner Wiesthals war, in ihrer notleidenden bäuerlichen Selbstversorgungsgesellschaft, durch einen starken Gemeinschaftssinn geprägt. Kultur und Brauchtum wurden überwiegend durch kirchliche Sonn- und Feiertage geprägt. Nach dem sonntäglichen Kirchgang der ganzen Familie gingen die Männer gewöhnlich ins Wirtshaus, wo neben dem Schafkopfspielen Dorfpolitik gemacht wurde. Das, die Gemeinschaft fördernde Vereinsleben erwachte in Wiesthal etwa um die Jahrhundertwende. Zu dieser zeit wurden Feuerwehr, Turn- und Gesangverein gegründet.
Das heutige Dorfleben unterscheidet sich in vielen Punkten. Die Bürger sind aufgrund von zunehmender Mobilität immer weniger auf die Hilfe des Nachbarn angewiesen. Bequem können heute Super- und Heimwerkermärkte erreicht werden, die Politik wird von Rundfunk und Fernsehen gemacht und auch kirchlicher Beistand wird in Zeiten eines breiten Sozialnetzes immer weniger benötigt.
Viele Schüler besuchen Schulen in umliegenden Gemeinden oder Städten und legen daher immer weniger Wert auf einen dörflichen Freundes- und Bekanntenkreis.
Auch Freizeitaktivitäten werden zunehmend individuell gestaltet. Viele Jugendliche sehen in ihrem Computer bzw. im Fernseher den besten Spielkameraden und pflegen immer weniger soziale Kontakte.
Erfreulich ist in Wiesthal der rege Zulauf von Kindern und Jugendlichen zu Vereinen. Fußball, Tischtennis, Jugendfeuerwehr, Jugendkapelle und Angelverein erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und sollten auch in Zukunft weiter gefördert werden[79].
11.1. Kultur
Im Wesentlichen wird das kulturelle Leben in Wiesthal durch die vorhandenen 14 Vereine und die Kirche geprägt. Die Zahl der Vereine und daher auch die zahl der alljährlichen Festivitäten war noch nie so hoch wie heute. In jüngerer Zeit führt man zusätzlich vermehrt Straßenfeste durch. Es werden eine Vielzahl von Betätigungsmöglichkeiten für alle Altersstufen geboten, die auch ausreichend Anklang finden.
In der Kulturhalle bieten sich besonders für junge Leute verstärkt Tanz- und Rockabende. Gesangverein und Werkvolkkapelle tragen zur musikalischen Untermalung von Vereins- und Kirchenfesten bei.
Da die Vereinsfeste überwiegend "Volksfestcharakter" besitzen, ist es zu empfehlen die kulturellen Angebote durch Theaterspielgruppe, Kabarett- und Kinovorführungen, u.ä. zu ergänzen. Unter diesem Blickwinkel muß vorallem ein Aus-, oder Umbau der Kulturhalle stehen[80].
11.2. Gemeinschaftseinrichtungen
In Wiesthal existieren neben Schule und Kirche noch einige Gemeinschaftseinrichtungen, die das frühere dörfliche Leben mitbestimmten. Zu nennen sind zum einen die letzte noch erhaltene Mühle, das Backhaus in der Nähe der Kulturhalle, sowie die alte Wirtschaft neben der Kirche.
Diese genannten Gebäude müssen erhalten werden um die wenigen Stücke Heimatgeschichte nicht ganz dem Wandel der Zeit zu überlassen[81].
Die in Wiesthal vorhandenen Gemeinschaftseinrichtungen sind:
Kirchengemeinde:
Kirche und Kapelle
Pfarrheim mit Saal, zwei Gruppenräume für die Jugend
Übungsraum der "Werkvolkkapelle"
dreigruppiger Kindergarten
Schulverband:
Schulgebäude für Grund- und Hauptschule
mit Sporthalle und Außensportanlage
Politische Gemeinde:
Rathaus mit Sitzungssaal, Bücherei, Verwaltungs- und Ver
einsraum der Reservistenkameradschaft
Kulturhalle mit Saal
Kegelbahn und Nebenraum
Feuerwehrhaus mit Fahrzeughalle
Friedhof mit Leichenhalle
Vereine:
Sportheim mit zwei Sportplätzen (Allwetterplatz und Rasen
platz)
Sonstiges:
Fünf Gaststätten (u.a. Pizzeria, Rock-Cafe')
Die genannten Gebäude bedürfen mitunter baulichen Verschönerungen, bzw. Verbesserungen. Die anzustrebenden Maßnahmen sind der Bürgerbefragung anzulehnen[82].
Handlungsansätze für den Bereich der öffentlichen Gebäude sind:
Kulturhalle: Erstellung eines Sanierungskonzeptes zur gestalterischen und
funktionalen Verbesserung des Gesamtkomplexes.
- ortstypische Fassaden- und Dacherneuerung
- Öffnung der Westseite mit Anbau
- Neugestaltung des Festplatzes (evtl. Biergarten)
- neuer Küchen und Toilettentrakt mit Nutzungsmöglichkeiten für
den Außenbereich
- bessere Ausnutzung der Halle durch Unterteilung
- Räume für Gruppen bzw. Jugend
Rathaus: Erstellung eines Sanierungskonzeptes zur gestalterischen und
funktionalen Verbesserung des Rathauses.
- Sanierung der Außenfassade
- Nutzungsänderung der bestehenden Räume, notfalls Umbau
nach Nutzungskonzept
- Im Erdgeschoß: Bücherei, Dorferneuerungsraum, Verwaltung,
WC
- Im Obergeschoß: Sitzungssaal, Teeküche, Raum bzw. Archiv
für heimatkundliche Sammlungen
- Im Kellergeschoß: evtl. kulturelle Begegnungsstätte im Keller-
gewölbe
Schulgebäude: Sanierung des Flachdaches
Kirche: Flachdach und Außenputzsanierung
Alternative: flachgeneigtes Pultdach
Jugend: Neben der in Vereinen und Verbänden (Kirche) organisierten Jugend
besteht für die öffentliche Jugend kaum eine Möglichkeit zum Treff.
Vor etwa fünf Jahren erhielten einige engagierte Jugendliche seitens
der Gemeinde ehemalige Bauhütte am Sportplatz zur Verfügung ge
stellt, die zeitweise als Umkleide für die Fußballer diente. Diese an
fänglich gut in Schuß gebrachte Hütte ist mittlerweile in einem bedau
erlichen Zustand und wird auch nicht mehr als Treffpunkt genutzt.
Es ist daher in Erwägung zu ziehen im neuen Nutzungskonzept der
Kulturhalle einen Jugendraum einschließlich sanitärer Anlagen bereit-
zustellen.
Abb. 30: "Bude" am Sportplatz
Darüberhinaus sollte ein Basketballkorb (für Streetball) im Bereich
des neugestalteten Kulturhallenvorplatzes aufgehängt werden.
Außerhalb des Ortes besteht westlich des Schulsportplatzes ein Par
typlatz, der allerdings in Privatbesitz ist und dessen Nutzung nicht
11.3. Freizeiteinrichtungen
In Wiesthal findet die Gestaltung der Freizeit häufig in Vereinen statt. Die elf Vereine bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Betätigung, laut Bürgerbefragung sind jedoch noch Verbesserungen und Ausbau der Angebote erwünscht. So werden im sportlichen Bereich nicht selten nach Tennisplätzen, Handball-, Basketball- und Badminton-/Squashfeldern verlangt. Dem Wunsch nach gemeinschaftlichem Wandern und Spazierengehen entsprach man bereits durch Gründung eines Wandervereins im Jahre 1996. Darüber hinaus ist die Einrichtung eines Trimmpfades vorstellbar.
11.4. Wege und Naherholungseinrichtungen
In diesem Bereich bietet Wiesthal viele Möglichkeiten. Besonders der Aubach verlockt zu einem bachparallelen Weg, verstärkt dadurch, daß bereits Pfade vorhanden sind und diese lediglich verbreitert und befestigt werden müßten. Nördlich des Friedhofes bietet die Bornwiese eine ideale Gelegenheit zur Analge eines Erholungs- und Erlebnisraumes für Jung und Alt. Hier sind das Aufstellen von Bänken, zusätzlich, gezielte Begrünung, Stege über den Bornbach und ein Zugang über den alten Platz geeignete Handlungsansätze.
Desweiteren bietet der ehemalige Badeplatz, "Dämpfel" genannt, einen möglichen Erholungsraum. Erwogen werden hier die Ausbuchtung des Aubaches, eine Grillstelle mit Liegewiese und u.U. Bademöglichkeiten, einschließlich Umkleidehäuschen und Duschmöglichkeiten. Ferner wird ein Angel- und Landschaftssee im Aubachtal gewünscht.
Dieser soll im Winter Eissport ermöglichen und im Sommer für Angelsport und Erholung dienen. Allerdings ist vorher die Umweltverträglichkeit zu prüfen[84].
12. Dörfliche Identität
Die Identität der Bevölkerung Wiesthals ist durch die überwiegend gemeinsame Vergangenheit geprägt. Wesentliche Aspekte der Siedlungsgeschichte sind dabei:
- Entstehung aus einer Glasmachersiedlung
- Forstamtssitz der Kurmainzer Herrschaft
- zentraler Pfarrort im Hochspessart
- außerörtlicher "Broterwerb" in Zeiten wirtschaftlicher Not.
Der Dorfcharakter wurde durch Heimatverbundenheit, wirtschaftliche Flexibilität, aber auch dem Festhalten am Eigentum geprägt. Das Berufspendlertum war in Wiesthal schon sehr früh entwickelt und mischte sich unter das Wesen des eingeschworenen Dorfbewohners. Aufgrund der erlernten Sparsamkeit neigt man bei gemeindlichen Projekten immer noch zu Billig- und Aushilfslösungen. So ist auch die Ortspolitik durch das Bemühen um möglichst kostengünstige Lösungen bestimmt[85].
13. Zusammenfassung
Die Arbeit versuchte einen möglichst umfassenden Überblick über die Dorfsituation zugeben, vermeintliche Kritikpunkte darzulegen, etwaige Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen und einige wenige, bereits vollzogene, Neuerungen vorzustellen. Die vorherrschende Finanzknappheit der Gemeinde und auch des Staates lassen vermuten, daß die Verwirklichung aller aufgezeigten Leitlinien wohl noch einige Jahre auf sich warten werden läßt.
Zunächst wird es nötig sein die dringlichsten Maßnahmen, wie die Erschließung des Neubaugebietes am Gräfenberg und die damit nötige Verbesserung der Wasserversorgung, anderen, weniger eilenden Projekten voranzustellen.
Erklärung
Hiermit versichere ich, daß ich die Arbeit in allen Teilen selbständig gefertigt und keine anderen als die in der Arbeit angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.
Die Zeichnungen, Kartenskizzen und bildlichen Darstellungen habe ich selbst angefertigt.
Skript zur Startphase,1996, S. 63 f
Lohrer Echo vom 23. 12.1996, S. 23
Skript zur Startphase, 1996, S. 67
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