Klassik (1786 - 1805):
Das Wort klassisch kommt als Qualitätsbegriff schon in der Antike vor. Es taucht seit der Renaissance häufig auf und bedeutet mustergültig und beispielhaft. Andererseits bezeichnet das Wort den Höhepunkt einer Kultur.
Goethe und Schiller, die einzigen klassischen Dichter, verwendeten das Wort gelegentlich. Sie sahen sich aber nicht als Klassiker. Erst in der Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts werden sie als solche bezeichnet.
Die Klassiker wollen den Menschen zu einer humanen Persönlichkeit bilden und erziehen. Das Bildungsmittel sollte die Kunst sein. Im Gegensatz zum Sturm und Drang soll der klassische Künstler sich den als zeitlos verstandenen Gesetzen der Kunst unterwerfen und die Dichtung sollte den antiken Mustern entsprechen. Darunter versteht man die drei Einheiten: Ort, Zeit und Handlung.
v Aufbau des klassischen Dramas:
Die Einleitung (Exposition) macht mit der Situation und den wichtigen Figuren bekannt. Meistens wird über die Hauptfigur zwar gesprochen, aber sie erscheint noch nicht.
Auf das sogenannte "erregende Moment" (dem Zuschauer ist nun der Konflikt klar) folgt die steigende Handlung.
Das Geschehen spitzt sich zu und erreicht den Höhepunkt, der zugleich Wendepunkt ist.
Die fallende Handlung zeigt die Folgen der Tat und die Ausweglosigkeit der Situation des Helden.
Im letzten Akt ereignet sich die Katastrophe. Der tragische Held sühnt seine Tat mit dem Tod.
v Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832):
Goethe wurde am 28. August 1749 als Sohn einer reichen Familie in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Chemie, Physik, Anatomie, Zoologie, Botanik, Mineralogie, Geschichte, Geographie, Ökonomie, Technik und Pädagogik. Es gibt kaum einen Wissenszweig über den er nichts bedeutendes ausgesagt hätte. Siehe zum Beispiel seine Arbeiten über die "Farbenlehre" oder die "Metamorphose der Pflanzen". 1775 zog Goethe nach Weimar wo er für Herzog Karl August verschiedene staatspolitische Aufgaben erfüllte. In Weimar löste sich Goethe vom Sturm und Drang. Er reiste auch nach Italien was die allgemeine Sehnsucht der Klassik nach der Antike widerspiegelt. 1794 trafen sich Goethe und Schiller zum ersten Mal. Als Schiller 1799 nach Weimar zog begann eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit die bis zum Tod Schillers 1805 andauerte. In seiner Spätzeit näherte sich Goethe auch der Romantik an. Er starb am 22. März 1832 in Weimar.
Faust:
v Chronologischer Überblick
Um 1768 1. Konzeption des Faust
Um 1773 1. Niederschrift des "Urfaust"
1790 Ausgabe: Faust. Ein Fragment. Endet nach Vers 8334
1808 Faust. Eine Tragödie, Erster Teil
1887 Wiederentdeckung des Urfaust
1887 Ausgabe: Urfaust
v Personen
Faust: Doktor Heinrich Faust ist die Hauptperson des Stücks.
Mephistopheles: Mephistopheles ist hier der Teufel, der Faust von seinem Streben abbringen will und ihn durch ihren Pakt in die Hölle stürzen will.
Margarete: Auch Gretchen genannt. Faust ist in sie verliebt.
Frau Marthe: Gretchens Nachbarin
Valentin: Gretchens Bruder
Faust 1. Teil
Faust hat alle Wissenschaften durchforscht, doch keine hat ihm wahre Erkenntnis vermittelt. Aus diesem Grund ist er sehr verzweifelt und denkt schon an Selbstmord. Bei einem Spaziergang trifft er einen Pudel den er mitnimmt. Zu Hause entpuppt sich der Pudel als Mephistopheles und der bietet ihm seine Dienste an. Faust schließt mit ihm einen Pakt. Mephistopheles erfüllt ihm seine Wünsche und dafür bekommt er nach dem Tod die Seele des Faust. Um nun den Vertrag zu erfüllen, führt Mephistopheles Faust zunächst auf eine Feier. Doch das wüste Treiben der Studenten stößt Faust ab.
Durch einen Zaubertrank wird er verjüngt und er erblickt er in einem Spiegel Gretchens Bild. Er verliebt sich in sie. Daraufhin sprich Faust Gretchen auf der Straße an, um sie für sich zu gewinnen. Am Abend führt Mephistopheles Faust in das Zimmer Gretchens und Faust lässt einen wertvollen Schmuck zurück. Faust erfährt von Mephistopheles, dass Gretchens Mutter den verdächtigen Schmuck der Kirche geschenkt hat. Gretchen kommt zu Frau Marthe, ihrer Nachbarin, und berichtet ihr, dass sie wieder ein Schmuckkästchen gefunden habe. Mephistopheles tritt auf und berichtet der Frau Marthe, dass ihr Mann gestorben ist. Zum Beweis will er noch einen Zeugen bringen. Danach erzählt Mephistopheles dem Faust von der verabredeten Zusammenkunft am Abend im Garten der Frau Marthe. Margarete und Faust, Marthe und Mephistopheles wandeln im Garten auf und ab. Gretchen verliebt sich in Faust.
Als sie sich wiedersehen fragt Gretchen Faust, wie er es mit dem Glauben halte. Faust antwortet ausweichend. Sie gibt ihrer Abneigung gegen Fausts Gefährten(Mephistopheles) Ausdruck, schließlich verspricht sie ihm, ihn abends in ihrem Stübchen zu erwarten. Faust gibt ihr einen Schlaftrunk für die Mutter damit sie die beiden nicht bemerkt. Danach fühlt sich Gretchen schuldbeladen und versucht ihr Tun mit ihrer übergroßen Liebe zu entschuldigen.
Am Abend vor Gretchens Tür kommen Faust und Mephistopheles heran. Valentin, der Bruder Gretchens, hört den beiden zu, als Mephistopheles versucht Gretchen mit einem Lied zu betören. Valentin dringt in seinem Zorn auf die beiden Männer ein. Im Kampf sinkt Valentin schwer getroffen nieder. Leute eilen herbei, und der sterbende Valentin schleudert Gretchen ihre Schande ins Gesicht. Daraufhin wird Gretchen von bitteren Vorwürfen gepeinigt.
Faust ist in verzweifelter Stimmung, da Gretchen im Kerker ist. In der Verzweiflung hat sie ihr Kind getötet und wartet nun auf das Urteil. Faust macht Mephistopheles heftige Vorwürfe und verlangt, zu Gretchen gebracht zu werden, um sie zu befreien.
Im Kerker singt Gretchen in geistiger Verwirrung. Faust tritt ein und sie erkennt ihn nicht. Faust ruft sie mit Namen, sie erkennt ihn und umfasst ihn jubelnd. Als Gretchen Mephistopheles sieht ruft sie die himmlischen Mächte um Schutz und Hilfe an. Sie sinkt tot nieder. Als Mephistopheles zynisch erklärt: "Sie ist gerichtet!" ertönt eine Stimme von oben "Ist gerettet!"
Faust 2. Teil
Mephistopheles führt Faust an den Kaiserhof. Hier rettet er den Kaiser aus seinen Geldnöten durch die Erfindung des Papiergeldes. Er unterhält den Hof durch Maskenfeste und allerlei Zauberkünste und lässt dabei auch Helena erscheinen. Wieder fasst ihn eine starke Leidenschaft, doch als er sie umfassen will, verschwindet sie. Mephistopheles bringt den ohnmächtigen Faust zurück in seine Studierstube. Dort hat inzwischen Wagner, sein Nachfolger, einen künstlichen Menschen, den Homunculus, hergestellt. Mit ihm und Mephistopheles fährt Faust zur Walpurgisnacht nach Griechenland. Faust steigt in die Unterwelt hinab und erhält von Persephone die Zusage, dass Helena auf die Erde zurückkehren dürfe. Er lebt nun mit ihr auf einer Burg in Lakonien. Der Sohn der beiden ist Euphorion, der sich in frühreifem, maßlosem Streben selbst vernichtet. Nach dem Tod ihres Sohns kehrt Helena in die Unterwelt zurück. - Faust kommt wieder an den Kaiserhof. Er befreit den Herrscher durch einen Sieg über einen anderen Kaiser aus gefährlicher Lage und erhält zum Dank weite Ländereien. Hier will er nun das Land urbar machen, dem Meere neues Land abringen, um auf freiem Grund einem freien Volk eine Heimat zu bieten. Ihn stört inmitten seines Besitzes das kleine Besitztum eines alten Ehepaares. Verärgert verlangt er von Mephistopheles, die beiden auf das Gut zu schaffen, das er ihnen als Ersatz bestimmt hat. Mephistopheles steckt aber die Hütte in Brand und die Beiden kommen in den Flammen um. Faust ist schon erblindet, doch unermüdlich ist sein Streben. Ein Graben soll gezogen werden und er hört die Spaten klirren. In der Vorahnung des vollendeten Werkes genießt er das Glück höchster Befriedigung und sinkt tot nieder. Mephistopheles glaubt die Wette gewonnen zu haben, aber er hat sie in Wirklichkeit verloren: Es ist ihm nicht gelungen, Faust vom rechten Wege dauernd abzuziehen. Nicht im Genuss des Augenblicks, sondern nur im Vorgefühl der Zukunft hat Faust die Befriedigung gefunden. Engel erscheinen und führen die Seele des Faust zum Himmel. Die göttliche Liebe in der Gestalt der Himmelskönigin und die Liebe, in der Gestalt des Gretchens, schweben ihm entgegen, um ihn zum Orte aller Erkenntnis, zum Throne Gottes, zu geleiten. Wohl hat Faust in seinen Leben manche schwere Schuld auf sich geladen, manchen falschen Weg hat er eingeschlagen, doch immer trieb ihn der Drang nach Erkenntnis. Darum singt der Chor der seligen Geister:
Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.
Die ganze Fausttragödie zeigt uns eine Entwicklung des Menschen. In diesem Fall geht es um Faust, der anfangs sein Glück im Wissen sucht, es dort aber nicht findet. Schließlich schließt Mephistopheles, der Teufel mit ihm einen Pakt, bei dem es darum geht, dass Mephistopheles ihm zu seinem höchsten Glück verhilft und dafür Faust am Ende in die Hölle zieht. Mephistopheles versucht zunächst, Faust durch die Leidenschaft (Gretchen) zu seinem höchsten Glück zu führen. Faust, der aber im innersten immer nach Gott strebt, lässt sich nicht dauerhaft von seinem Weg dorthin von irdischen Freuden abbringen. Mephistopheles versucht aber weiterhin, Faust durch irdische Güter, Macht, Reichtum, zu verführen, was ihm aber aufgrund des Wesens Fausts nicht dauerhaft gelingt. Schlussendlich ersinnt Faust ein großes Projekt, mit dem er den Menschen uneigennütz helfen kann, das Meer einzudämmen und dadurch freies Land für die Menschen zu schaffen. In diesem Werk der Selbstaufopferung für andere findet Faust das höchste Glück. Da es aber nicht Mephistopheles verdienst ist, dass Faust sein Glück gefunden hat, verliert der Pakt seine Wirkung und Faust wird erlöst und er steigt, durch Hilfe der Engel und Gretchen in den Himmel auf.
Quellen:
Primärliteratur:
Goethe, Johann Wolfgang: Faust(Der Tragödie erster Teil). Reclam Stuttgart 1986
Goethe, Johann Wolfgang: Faust(2. Teil). Reclam Stuttgart 1986
Sekundärliteratur:
Killinger Literaturkunde, Seite 117 ff
Abriss der deutschsprachigen Literatur, Seite 106
http://home.snafu.de/mcthree/literatur/epochen/klassik.html
http://www.steinerschule-bern.ch/faust.htm
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